Cover

Kapitel 1




„Hallo Mama, alles Liebe und Gute zum Geburtstag. Gefallen dir die Blumen?“ fragte Alexia Brown als sie die Blumen sorgfältig in die türkisfarbene Vase, die ihre Mutter so sehr liebte, aufs Grab stellte.
„Ich hab dir auch wieder deine Lieblingsschokolade mitgebracht, sie wird dir bestimmt schmecken.“
Sie schaute auf das kleine Grab vor sich wo nur auf einen Holzkreuz die Daten ihrer Mutter eingebrannt waren. Der leichte Regen ließ alles ein wenig trist und ruhelos wirken aber ihr machte dies nichts aus.
8 Jahre ist es jetzt schon her, überlegte Alexia, als ihre Mutter laut Polizeiangaben von der Fahrbahn abgekommen war und die Schlucht hinuntergestürzt ist. Aber sie wusste dass es nicht stimmte. Ihre Mutter konnte nicht einfach so sterben, das wusste sie deswegen, weil sie auch eigentlich nicht sterben konnte, zu mindestens nicht durch einen einfachen Autounfall.
Ihre Mutter war genau wie sie gewesen. Sie war auch eine Awi. Einer der letzten die es gab. Alexia ist mit dem Wissen aufgewachsen, das sie anders waren, aber sie konnte noch ein wenig mehr als ihre Mutter.
Sie wusste leider nicht viel über die Awi`s, da ihre Mutter getötet wurde, als sie gerade mal elf Jahre alt war. Jetzt mit neunzehn war sie darauf bedacht, keinen wissen zu lassen, was sie konnte. Sie kannte keinen anderen Awi, hatte auch noch nie einen in ihrer Nähe gespürt.
Normalerweise bekam man es mit, wenn man von einem anderen Awi umgeben war. Aber da sie eigentlich nie lange an einem Ort blieb, war es für sie nicht ungewöhnlich, das sie keine anderen spürte, was vielleicht auch damit zusammenhängt, das sie gar nicht wusste wie sie sie spüren sollte.
Sie hatte sich nie wirklich damit beschäftigt, was sie konnte. Sie wusste es nur deswegen, weil sie nachdem sie von dem Tot ihrer Mutter erfahren hatte, solch ein Hass gefühlt hatte, das dadurch die Erde gebebt, der Wind stürmisch, das Meer rau und das Feuer im Kamin lichterloh brannte.
Man hatte sie damals in ein Heim gebracht, wo sie noch vier Jahre geblieben war, dann hatte sie ein zweites Mal ihre Kräfte spielen lassen und konnte dadurch ein leichtes Erdbeben erzeugen, was für Verwirrungen und durcheinander im Heim gesorgt hatte, so das sie unbemerkt entkommen konnte, wenn man es so sagen will. Deswegen ist sie seit sie fünfzehn ist auf sich selbst angewiesen und kommt damit auch super klar. Sie hat einen Job gefunden und das auch ohne Ausbildung. Sie konnte von sich nicht sagen dass sie in Luxus lebte, sie kam halt einfach über die Runden.
Lange blieb sie nie an einem Ort, aber hierher kam sie jedes Jahr zur gleichen Zeit. Sie will ihrer Mutter einfach die letze Ehre erweisen, indem sie jedes Jahr an ihrem Geburtstag hier war.
Alexia ließ deswegen auch immer einen leichten Regen kommen, damit sie wirklich allein war und in Ruhe mit ihrer Mutter reden konnte. Sie hatte immer das Gefühl das sie dadurch noch mit ihr verbunden ist, das ihre Mutter ihr zuhört.
„Ich arbeite momentan in einem Coffeeshop in Frek, einen kleinen verschlafen Dorf in der Nähe von Miami. Du würdest es lieben dort. Die Leute sind echt alle sehr Nett und so, aber lang werde ich dort nicht mehr bleiben. Ich bin eigentlich schon viel zu lange dort geblieben. 5 Monate Mum, kannst du dir das vorstellen?“ Alexia redete immer gerne mit ihr, so als ob sie sie hören könne. Dennoch fühlte sie sie heute ein wenig anders. Irgendwie nervöser. Warum wusste sie nicht. Sie bemerkte wie ihr eine Träne die Wangen runter kullerte und schaute nach oben in den Himmel. Es Regnete immer noch leicht und Alexia beschloss das ein wenig mehr regen auch nicht schaden würde. Mit einer kleinen Handbewegung wurde es auch langsam mehr.
„Meinst du nicht dass es mit dem Regen für heute genug sein sollte, Blondie“, meinte mit einmal eine männliche Stimme hinter ihr. Alexia erschrak und schaute sich erschrocken um.
Und dann sah sie ihn, einen großen Mann ganz in schwarz. Er trug einen langen schwarzen Mantel, hatte eine dunkle Sonnenbrille auf und sogar schwarze Harre konnte sie erkennen.
Erst da wurde ihr die Bedeutung seiner Worte richtig Bewusst.
„Was meinen Sie damit?“ fragte sie verwundert und stand langsam auf. Der Mann kam selbstbewusst auf die zu und Alexia hatte das Gefühl das er sie anstarren würde.
„Das es lange genug geregnet hat. Auch ohne den Regen würde man erkennen das du geweint hast, Blondie“, meinte der Mann leicht spöttisch.
„Was?“ fragte Alexia verdutzt. Der Mann konnte doch unmöglich wissen das sie etwas mit dem Regen zu tun haben konnte, oder doch? War dies vielleicht der Grund warum sie heute ein schlechtes Gefühl hatte? Ist er ein Awi?
„Der Regen. Es reicht doch für heute. Laut Wettervorhersage sollte heute Strahlender Sonnenschein sein und kein Regen“, meinte er.
„Was habe ich schon mit den Regen zu tun“, gab Alexia zurück und setzte sich in Bewegung. Sie wollte nicht mit ihm reden, sie wollte auch nicht wissen wer oder was er war, sie wollte nur noch weg von hier, vor allem weg von ihm.
„Ich denke das weißt du ganz genau, kleines Blondie“, gab er schmunzelnd als Antwort.
„Nein das weiß ich nicht. Und ich bin kein kleines Blondie, nur so als Information. Und nun entschuldigen Sie mich bitte, ich habe noch etwas vor heute.“ Damit drehte sie sich nun komplett um und ging mit zügigen Schritten Richtung Ausgang.
Der Mann war ihr unheimlich. Er konnte doch unmöglich wissen was sie war. Sie hatte noch nie einen anderen Awi als ihre Mutter gesehen. Damals hatte sie immer gesagt, das man sich bedeckt halte sollte mit seinen Kräften, das man nie andere davon erzählen sollte, oder gar zeigen sollte. Sie erinnerte sich noch gut daran das ihre Mutter ihr von den Mächtigen erzählt hatte, eine Gruppe von Awi`s die sich darum kümmerten, das andere Awi´s nicht aus der Reihe tanzten, denn wie überall gab es auch bei ihnen Gesetze. Alexia kannte sie alle. Sie hatte sie von klein auf an gelernt und eingeprägt bekommen und ihre Mutter hatte immer gesagt, das wenn man sich daran hielt, das einen nichts zustoßen konnte.
Aber ihre Mutter war anders, schon da sie das Wetter, einer der Gewalten beherrschen konnte, halt sie als gefährlich, als unkontrollierbar. Deswegen war ihre Mutter auch mit ihr immer auf der Reise gewesen, schon als sie klein waren, sind sie von einem Ort zum anderen gezogen. Sie hatte ihre Mutter oft gefragt wieso sie das Taten, aber sie meinte immer nur das sie noch nicht alt genug sei um dies zu verstehen.
Sie hatte nicht damit gerechtet das der Mann ihr folgen würde deswegen war sie auch erschrocken als er mit einmal neben ihrem Auto stand.
„Was wollen Sie von mir? Wenn Sie nicht gleich gehen werde ich die Polizei rufen“, meinte Alexia als sie ihr Auto erreichte.
„Das würde nichts bringen kleine“, meinte er grinsend.
„Wer sind Sie?“
„Ich denke nicht dass du mich dies Fragen wollte. Also stell deine andere“.
„Was meinen Sie damit?“
„Komm schon, du wolltest mich doch nicht nach meinem Namen fragen. Was wolltest du mich wirklich Fragen?“
„Ich verstehe nicht was Sie damit meinen, aber lassen Sie mich gefälligst in Ruhe“, Alexia versuchte ihre Autotür aufzumachen, als der Mann neben sie trat und die Tür verschlossen hielt. „Was soll das?“ fragte sie aufgebracht. Langsam stieg in ihr die Wut und sie wusste was da passierte, sie wusste wozu sie in der Lage war.
„Du fragst was das soll? Was soll der Regen?“
„Ich kann nichts für den Regen“, meinte Alexia patzig.
„Ach nein?“
„Nein“ gab sie als Antwort und durch ihre ohnehin schon schlechte Laune, ließ sie es noch mehr Regne, was sie aber gar nicht mitbekam.
„Ah werden wir etwas sauer Blondie?“ fragte der unbekannte Belustigt.
„Was sind Sie?“ fragte Alexia nun endlich. Sie wollte diese Diskussion beenden, sie wollte hier weg.
„Ah endlich die Fragen auf die ich gewartet habe Kleines. Ich bin das, was du auch bist“, antwortete er gelassen.
„Was ist auch bin?“
„Ja kleine Awi“ sagte er und nahm sein Sonnenbrille ab. Strahlend blaue Augen schauten sie nun belustigt an und Alexia wich erschrocken zurück.
„Wer….wer“ geschockt konnte Alexia keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er wusste dass sie eine Awi war, das konnte doch nur bedeuten dass er auch einer war. Woher sollte er sonst wissen was sie war und das sie es mit dem Regen war? Was ging hier vor? Schnell stieg sie in ihr Auto ein, nachdem der Mann zur Seite getreten war.
„Du kannst nicht vor das davon laufen was du bist Awi“, rief der Mann ihr noch hinterher, nachdem sie mit quietschenden Reifen losgefahren war.

Gar nicht mal schlecht gelaufen, dachte Tyler, als er sah wie sie davonraste. Sie sah sichtlich geschockt aus, nachdem sie erfahren hatte, dass er wusste was sie war. Er konnte es eigentlich gut nachvollziehen. Die letzten Jahre hatte sie alles dafür getan, das man sie nicht finden konnte, hatte ihr Kräfte so gut wie nie eingesetzte und immer wieder ihre Spuren verwischt. Nur Tyler wusste das sie jedes Jahr hierher kam. Er hatte sie schon letztes Jahr hier gesehen, wollte sie aber damals nicht ansprechen, da er mit genau so einer Reaktion gerechnet hatte. Aber die Zeit lief ihm davon, er musste sie heute ansprechen, noch ein Jahr hätte er einfach nicht warten können.
Dadurch dass sie eines der Gewalten beherrschen konnte, war sie automatisch in Gefahr und sollte es bekannt werden, wo sie ist, würde sie gejagt werden und das konnte er einfach nicht zulassen.
Er hatte es einst einen guten Freund versprochen auf die Tochter Fley Brown aufzupassen und dies würde er auch tun. Donald vertraute ihm und er würde ihn auch nicht enttäuschen. Wieso er auf sie aufpassen sollte, das wusste er allerdings nicht. Aber da Donald so etwas wie sein Mentor war, fragte er auch nicht nach.
Da auch er ein Awi war, hatte er sie gespürt als sie in der Gegend war, aber so wie es ausgesehen hatte, hatte Alexia ihr nicht mitbekommen, was eigentlich nur heißen konnte das sie nicht wusste wie sie mit ihren Instinkten umgehen sollte. Aber eins musste er ihr lassen, sie kam mit ihrer Kraft, das Wetter zu kontrollieren sehr gut klar. Außer das wenn sie sauer wurde, da schien es als würde sie es nicht kontrollieren können. Er schaute nach oben wie sich die dunklen Wolken langsam auflösten und der Regen weniger wurde. Also hatte es auch nicht an Beständigkeit.
Dinge die sie auf jeden Fall noch lernen musste wenn sie nicht einen der Mächtigen in die Hände fallen wollte. Er selbst war ihnen schon das ein oder andere Mal begegnet, auch wenn er es eigentlich nie wollte. Aber nun waren die Dinge anders. Das Verhältnis bei den Awis hatte sich stark verschlechtert nachdem einer der Mächtigen einen Verrat begangen hatte und nun viele der Awis gejagt wurden und noch mehr getötet wurden.
Dadurch das Boja sich und somit auch ihres Gleichen verraten hatte, wurden sie nun von den Wandlern, mächtige Magier die von Zeit zu Zeit wandern konnten, für denen die Gesetze der Zeit nicht gelten. Es gab auch unter ihnen welche die auch andere Magie anwenden konnten, wie zum Beispiel Raumsprünge, das heißt schnell von einem Ort um anderen kommen. Dies konnte er war mit seiner Kraft auch, aber leider nicht ganz so schnell wie ein Wandler.
Die Awis waren für die Wandler so was wie Maden, die man vernichten musste, denn nur wenn auch der letzte Awi tot ist, konnten sie ihr komplette Magie anwenden und somit währe es auf der Welt nicht mehr das gleiche. Die Wandler würden sich die Menschen zu nutzen machen, was sie ja zum Teil auch schon tun.
Tyler wusste von Donald das man dies nie Zulassen durfte. Sollten die Wandler einmal so stark werden, dass sie den Awis überlegen waren, konnte dies nichts Gutes heißen.
Viele von denen die jetzt schon gestorben waren, waren Freunde von im und deswegen versuchte er auch alles um den Kampf mit den Wandlern gewachsen zu sein. Er hatte seine Fähigkeit Perfektioniert und auch der Umgang mit den Waffen war ihm bestens Vertraut. Alle hatten sich vorbereitet auf einen Krieg, der bald stattfinden würde, lange konnte es einfach nicht mehr dauern.
Aber jetzt hieß es erst mal Alexia davon zu überzeugen das er einer der Guten war, wie er dies anstellen wollte, das wusste er leider nicht. Doch es war sicher dass auch sie mit in den Krieg geraten würde und so wie es momentan aussieht würde sie es nicht lange schaffen und das währe wirklich schade. Irgendwie mochte er ihre kämpferische Art. Ihre langen blonden Haare waren ein sehr schöner Kontrast zu ihrer sonnengebräunten Haut. Ihre strahlend grünen Augen waren von Trauer, Schmerz aber auch von Angriffslust gezeichnet. Dies ließ darauf hindeuten das sie sich nichts gefalle ließ und das sie auch dazu bereit war, wenn es darauf ankam, ihre Kraft einzusetzen. Sie hatte Kurven an genau den richtigen Stellen, so wie er es mochte.
Jetzt musste er sich erst einmal mit ihr anfreunden, sie irgendwie davon überzeugen, ihn wenigstens zuzuhören. Da er wusste wo sie hinwollte würde er ihr einfach Folgen was eigentlich kein Problem sein sollte.

Kapitel 2




Er weiß was ich bin, er weiß was ich bin, oh mein Gott, dachte Alexia als sie endlich zu Hause angekommen war. Sie hatte extra einen großen Umweg nach Hause genommen, nur für den Fall das man sie Verfolgen würde. Nun hieß es nur schnell Sachen packen und von hier zu verschwinden. Wenn er sie schon auf den Friedhof gefunden hatte, dann konnte er sie bestimmt auch hier finden. Deswegen musste sie weg.
Sie hatte bis jetzt alles dafür getan, nicht aufzufallen, sie kam immer alleine klar und sie hatte immer versucht, das niemand ihr auf die Stur kam. Aber anscheinend war es nicht genug. Er hatte sie gefunden, wie, das wusste sie nicht. Aber sie wollte auch nicht hier warten bis er erneut auftauchte. Schnell lief sie in ihr Schlafzimmer, holte ihre Tasche und stopfte so viele Sache wie möglich rein. Aus dem Badezimmer holte sie die wichtigsten Sachen und sammelte auch ihre anderen Sachen ein, die sie nicht zurücklassen wollte.
Sie hatte wieder ein komisches Gefühl, achtete aber nicht weiter darauf. Während sie ihre Sachen ins Auto brachte, schaute sie sich immer um ob niemand sie sah oder ob jemand kam. Aber zum Glück war sie alleine. Da es schon dunkel war würde sie ein Auto schnell erkennen können, wenn es die Straße hinaufkam.
Als sie wieder ins Haus ging, blieb sie erschrocken stehen. Wie war das möglich? Der Mann saß selenruhig auf dem Sofa und schaute sich um.
„Was wollen Sie hier?“ fragte Alexia.
„Ich denke wir sollten Reden.“
„Reden? Sie sind hier eingebrochen. Ich werde die Polizei rufen“, als sie auf dem Weg zum Telefon lief, viel ihr wieder ein das sie es ja gar nicht angemeldet hatte. Aber das musste der Mann ja nicht mitbekommen.
„Meinst du wirklich dass die Polizei etwas gegen eine Awi tun kann, Alexia?“ fragte der Mann. Verwundert drehte sie sich um. Er kannte ihren Namen. Wie kann das sein?
„Woher wissen Sie wie ich heißte?“
„Hat mir ein Vogel gezwitschert. Nein Spaß beiseite. Donald schickt mich. Ich soll dich nach Hause bringen.“
„Pah, nach Hause? Ich habe kein Zuhause, das wurde mir vor Jahren genommen“, brüllte Alexia.
„Fley hat das bestimmt nicht gewollt.“
„Woher kennen Sie meine Mutter?“
„Ich kannte sie leider nicht, aber Donald kannte sie sehr gut und deswegen bin ich hier. Ich soll die Tochter von Fley endlich nach Hause bringen.“
„Wer ist Donald?“ fragte Alexia verwundert. Sie konnte sich nicht daran erinnern dass ihre Mutter jemals so einen Namen gesagt hatte oder vielleicht hat sie es auch einfach nur in den ganzen Jahren vergessen.
„Donald ist so was wie mein Lehrmeister. Er unterrichtet mich sein vielen vielen Jahren und er wird auch dich unterrichten, damit du mit deiner Gabe das Wetter zu beherrschen bestens kontrollieren kannst.“
„Woher…?“
„Woher ich weiß das du das Wetter kontrollieren kannst? Das war ja auf dem Friedhof klar zu erkennen. Auch wenn du es noch nicht richtig kannst, wirst du es mit seiner Hilfe können“, meinte der Fremde.
„Wie heißen Sie?“
„Tyler Adams.“
„Wieso sollte ich Ihnen vertrauen?“
„Als erstens könntest du mal das sitzen lassen. So alt bin ich nun auch noch nicht. Und was das Vertrauen angeht, so hast du anscheinend keine andere Wahl.“
„Man hat immer eine Wahl.“
„Ah das hat der Mutter auch immer gesagt. Donald hat oft über sie gesprochen. Aber ich denke mal diesmal hast du keine andere Wahl als mit zu vertrauen. Es werden noch mehr kommen die auf der Suche nach dir sind.“
„Noch mehr Awi? Was wollt ihr denn von mir“ fragte Alexia mittlerweile verzweifelt. Was ging hier nur vor, fragte sie sich immer wieder.
„Keine Awis sind hinter dir her Alexia. Es sind die Wandler.“
„Wandler?“
„Weißt du denn gar nicht über was wir hier reden?“ fragte Tyler verwundert. Er hatte wenigstens gedacht das sie mehr wissen würde, das sie etwas über die Awis wusste und vor allem über die Wandler.
„Was soll ich wissen? Verdammt Tyler was geht hier vor? Wie bist du vor allem so schnell hierher gekommen?“
„Da ich auch sein Awi bin habe ich auch genau wie du eine Gabe, meine ist die Geschwindigkeit. Die Wandler sind Magier die mit der Zeit arbeiten. Sie können Zeit anhalten, die Zeit zurückdrehen und noch vieles mehr. Aber sie können diese Magie nicht gegen uns anwenden. Da ist sie machtlos. Deswegen sind viele Awis in dem letzten Jahr gestorben, fast alle sind auf der Flucht. Wenn auch der letzte Awi tot ist, können die Magier machen was sie wollen. Etwas, was man sich lieber nicht vorstellen sollte. Deswegen bereiten wir uns auf einen Krieg vor, einen der bald beginnen wird“, erklärte Tyler und schaute ihr dabei ständig in die Augen. Er konnte erkennen dass sie die Neuigkeit nur schwer aufnehmen konnte. Ihre Augen weiteten sich und ein er konnte sogar die Angst in ihren Augen erkennen. „Du bist eine starke Awi, du kannst das Wetter kontrollieren. Etwas, was nicht viele konnten und die, die es konnten sind schon fast alle tot.“
„Aber…“ Alexia wusste nicht was sie sagen sollte.
„Ich weiß das es schwer ist dies zu Verstehen, aber…“
„Sie haben meine Mum umgebracht. Diese Wandler, stimmt’s? Wie waren es die meine Mutter von der Straße abgedrängt haben, oder?“
Tyler konnte sehen das ihr diese Frage nicht leicht gefallen war, aber die Antwort würde ihr genauso wenig gut tun.
„Donald ist sich ziemlich sicher dass sie es waren, aber…“
„Oh mein Gott…“ brachte Alexia hervor, als sie sich auf den Boden niederließ. Ihre Beine wollten sie einfach nicht mehr tragen.
„Alexia?“ Tyler war schnell bei ihr und fing sie auf, bevor sie mit dem Kopf auf den Boden aufschlagen konnte. „Hörst du mich? Sieh mich an Alexia, bitte sieh mich an.“ Tyler konnte sehen wie sich langsam die Augen schlossen und spürte dass ihr Herzschlag sich verlangsamte. Es muss ein ziemlicher Schock für sie gewesen sein. Er selbst konnte das gut Nachvollziehen. Seine Eltern wurden auch von Wandlern getötet.
Vorsichtig hob er sie auf die Arme und brachte sie nach draußen. Sie mussten hier schnellstens weg. Tyler hatte in der Nähe sich vor einen Jahr einen Unterschlupf besorgt wo Alexia sich jetzt erst einmal erholen konnte.

Als Alexia die Augen aufmachte, konnte sie nicht genau erkennen wo sie war. Sie sah die hohen Fenster mit den schweren Vorhängen, eine massive Holzschrankwank und sie lag in einem großen, weichen Bett. Wo war wie? Schnell setze sie sich auf, wahrscheinlich zu schnell, denn in ihrem Kopf dröhnte es und ihr war schwindlig. Verstohlen schaute sie sich um. Das dies nicht ihre Wohnung war, das bekam sie schnell mit, aber wo war sie dann?
Hatte Tyler sie alleine gelassen? Tyler! Die Wandler, die ihre Mum auf dem Gewissen hatten. Irgendein Donald der wollte dass sie nach Hause kam. Es viel ihr wieder alles ein. Sie konnte es immer noch nicht Richtig fassen was sie da gerade erfahren hatte. Ihre Mutter wurde also wirklich umgebracht, so wie sie es immer vermutet hatte und dieser Donald meinte dass es die Wandler waren, die dies angerichtet hatten.
Langsam versuchte Alexia aufzustehen. Ich brauche Bewegung, dachte sie und versuchte langsam einen Schritt nach den anderen zu machen. Ihr war immer noch leicht schwindelig, aber sie versuchte es eisern weiter.
„Meinst du wirklich dass du schon so weit bist wieder aufzustehen?“ hörte sie eine Stimme hinter sich. Als sie sich umdrehte, sah sie das Tyler an der Tür lehnte und sie anschaute. In seiner locker sitzenden Jenas und den engen Shirt, was seine muskulösen Oberarme zeigten, sah er verdammt gut aus. Wie gut er wohl aussehen musste wenn die Sachen weg waren dachte Alexia und schüttelte verwundert den Kopf. Was war das denn jetzt für Gedanke, dachte sie.
„Wo sind wir?“ fragte sie daher und versuchte die erregenden Bilder, die sie vor ihrem inneren Auge hatte, zu verscheuchen.
„Wir sind bei mir, also vorerst in Sicherheit. Geht es dir denn jetzt wieder besser?“
„Wie lange war ich denn weggetreten?“
„Fast einen ganzen Tag lang“, antwortete Tyler und schaute sie weiterhin an.
„So lange“, meinte Alexia und schaute sich weiter um. Als sie die Vorhänge beiseiteschob, konnte sie sehen dass es mitten am Tag war. Sie Sonne schien wie immer, also ob nichts weiter passiert war.
Aber es war etwas passiert. Ihre ganze Welt schien Kopf zu stehen. Sie wusste nicht mehr was sie denken sollte und vor allem wusste sie nicht ob sie Tyler vertrauen konnte oder nicht. Dennoch spürte sie eine ungeheurere Wut in sich. Sie bekam nur am Rande mit das Tyler neben sie getreten war und sie roch sein Rasierwasser und ihr lief es dabei eiskalt den Rücken runter.
„Wenn dieser Donald wusste was ich bin, wieso hat er dich dann nicht schon eher geschickt?“ fragte Alexia und versuchte ihre Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie schaute Tyler immer noch nicht an.
„Es war gar nicht so leicht dich zu finden. Ich konnte dich an vielen Orten ausfindig machen, aber immer bist du wieder verschwunden so dass ich deine Spur öfters als mir lieb war verloren habe. Letztes Jahr habe ich dich dann allerdings auf dem Friedhof gesehen und bin dir seither gefolgt. Muss schon echt sagen, in einem Jahr 8-mal umzuziehen, ist gar nicht mal so schlecht. Allerdings…“ weiter kam er nicht. Alexia hatte sich zu ihm rungedreht und schaute ihn an.
„Allerdings war ich diesmal zu lange an einem Ort. Deswegen konntest du meine Spur halten. Ich hatte immer ein komisches Gefühl, wenn ich einen Ort verlassen habe. Warst du das?“
„Ja wir Awis können uns untereinander spüren wenn wir in der Nähe sind.“
„Das erklärt natürlich vieles. Ich bin immer umgezogen, wenn ich das komische Gefühl hatte“, meinte Alexia und schaute wieder nach draußen. Sie Sonne passte ihr heute gar nicht, dachte sie. Tyler warf einen Blick nach draußen und bemerkte das sich der Himmel verdunkelte.
„Alexia lass es“, meinte er.
„Wieso? Das Wetter passt doch besser.“
„So werden sie uns nur noch schneller finden.“
„Sie sind doch nur hinter mir her wenn ich dich richtig verstanden habe und das auch nur weil ich eines der Gewalten beherrschen kann. Was ist daran eigentlich so toll?“ fragte sie und verschwieg ihm dabei, das sie eigentlich alle Gewalten beherrschen konnte, aber das musste er nicht erfahren, wie sie fand.
„Es ist eine sehr große Gabe, eine der Gewalten zu beherrschen Alexia. Awis die dies können werden von den Wandlern gejagt, weil sie sobald zum Beispiel das Wetter verändern, nichts mehr ausrichten können, sie können sich dann nicht mehr voll und ganz auf ihre Magie verlassen. Deswegen jagen sie uns. Sie wollen alle von uns Töten, damit sie niemand mehr daran hintern kann, ihre Magie voll und ganz zu nutzen und dies gewiss nicht zum Wohle der Menschheit, wie man so schön sagt, erklärte Tyler. „Du siehst also, das es wichtig ist das es dir gut geht.“
Alexia hatte genau zugehört. Wenn sie Tyler in diesen Punkten glauben konnte, war es wirklich erst einmal besser nichts zu machen. Gedankenversunken schaute sie nach oben, wo sich die Wolken genauso schnell wieder verzogen, wie sie gekommen waren.
Sie war sich der Anwesenheit von ihm nur zu bewusst. Sie hatte die ganze Zeit das Gefühl, als würden tausend Ameisen über ihre Haut laufen, so sehr kribbelte es in ihr.
„Ich werde dich erst mal in Ruhe lasse Alexia. Leider warten da noch ein paar dringende Anrufe, die ich erledigen muss. Außerdem warte ich auch noch immer auf Sara, solltest du also irgendwas brauchen, komm einfach runter, ok?“ Er hatte sich schon von ihr abgewandt, als erwartete er gar nicht erst eine Antwort von ihr.
Nachdem Tyler die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ sie sich in den weichen Teppich nieder und schaute nach draußen. Er hatte also eine Freundin wie es aussah. Irgendwie machte ihr diese Angelegenheit mehr zu schaffen als wie das was sie gerade erfahren hatte. Schnell versuchte sie auf andere Gedanken zu kommen, was sie gar nicht so leicht fand, da sie immer wieder Tyler vor sich sah, wie er ihr auf dem Friedhof gegenüber gestanden hatte. Er sah sehr schick aus in den schwarzen Mantel und mit der Sonnenbrille hatte er etwas Geheimnisvolles auf sich. Also sollte es ja auch kein Wunder sein das er jemanden hat.
Sie selbst war einfach nie lange genug an einem Ort geblieben um einen Freund zu haben. Sie wollte es auch eigentlich gar nicht. Denn wenn sie eins als Kind lernen musste, dann war es das alle Menschen, die sie mochte, schon lange Tot waren.
Nur ihr Vater lebte noch irgendwo, aber sie hatte ihn nie kennengelernt und wenn sie ihre Mutter damals nach ihn gefragt hatte blieb sie einfach stumm und sie konnte schon damals mit elf Jahren den Schmerz in den Augen ihrer Mutter erkennen, wenn sie mit diesen Thema angefangen hatte. Also hatte sie einfach nicht weiter gefragt. Sie wollte nicht dass ihre Mutter Kummer hatte.

Tyler war froh als er wieder aus dem Zimmer von Alexia draußen war. Er war sich ihrer Nähe nur allzu bewusst gewesen und er musste sich sehr konzentrieren um nicht auf andere Gedanken zu kommen. Als er sie so vor dem Fenster stehen gesehen hatte, wäre er am liebsten zu ihr gegangen und sie wieder in die Arme genommen. Sie hatte einfach eine bemerkenswerte Figur, was er feststellen konnte, als er sie in sein Haus getragen hatte.
Aber er hatte sich auch sehr große Sorgen um sie gemacht, da sie fast einen ganzen Tag nicht ansprechbar war.
Deswegen hatte er auch Sara angerufen damit sie vorbeikommt, aber bis jetzt was dies nicht der Fall. Er musste schmunzeln wenn er an die Unzuverlässigkeit von ihr dachte. Aber dennoch mochte er sie sehr und er konnte sich auch immer darauf verlassen, dass wenn sie wirklich gebraucht werden würde, das sie da war.
Er ging in sein Arbeitszimmer was er sich im unteren Stock des Hauses eingerichtet hatte. Nun musste er Donald anrufen und ihm sage dass er sie habe und fragen was er nun machen sollte. Nachdem er die Nummer eingegeben hatte, brauchte er auch nicht lange warten.
„Hast du Sie?“ war die erste Frage die Donald stellte, kein Hallo kein gar nichts.
„Ja sie ist gerade oben und ruht sich aus. Ich denke das alles war ein wenig viel für den Anfang“, meinte er ruhig.
„Was hast du ihr alles erzählt. Ich hoffe doch wohl nicht das mit ihrer Mutter.“
„Darauf ist Sie leider von ganz alleine gekommen. Aber wie kommt es das sie überhaupt nichts weiß? Sie wusste ja noch nicht einmal wer die Wandler sind und ich denke mal auch nicht das sie einen anderen Awi spüren kann. Als ich sie heute auf dem Friedhof angesprochen…“ weiter kam er nicht da Donald ihn unsanft unterbrach.
„Friedhof? Auf was für einen Friedhof bitte? Was hatte sie dort zu suchen?“
„Wie es aussah wurde ihre Mutter dort begraben Donald. Gestern war ihr Todestag wie ich auf dem Grabstein lesen konnte.“
„Fley wurde begraben? Aber wie das denn?“ Tyler konnte den verwirrten Ton in seiner Stimme erkennen und wunderte sich selbst darüber. Normalerweise war Donald immer die Ruhe in Person.
„Soviel wie ich in Erfahrung bringen konnte, hat mal nur ein Grab für sie Anfertigen lassen, aber der Sarg der beerdigt wurde, ist leer. Ich weiß nicht ob Alexia dies weiß“, erklärte Tyler. „Aber vielleicht kannst du mir jetzt mal sagen wie es weiter gehen soll. Was soll ich jetzt mit ihr machen?“
„Erst einmal gar nichts Tyler. Sie muss sich erholen und pass bitte ja auf das ihr nichts passiert. Sie soll ihre Kräfte unter gar keinen Umständen anwenden, nicht das ihr noch gefunden werdet. Ich werde mich in den nächsten Tagen wieder bei dir melden um dir genaueres zu sagen. Also pass gut auf Alexia auf, sie ist sehr wichtig für mich, ich meinte für uns. Ich melde mich wieder bei dir.“ Damit hatte er aufgelegt. Verwirrt schaute Tyler auf das Telefon in seiner Hand. Wichtig für ihn? Was möge das wohl bedeuten. Er hatte keine Ahnung und da Donald so schnell aufgelegt hatte, konnte er auch nicht mehr nachfragen.
Nun hieß es also erst einmal abwarten und schauen was passiert. Als er einen Blick auf die Uhr war, stellte er fest das schon über zwei Stunden vergangen waren, seit er sich in sein Büro zurückgezogen hatte.
Ein Blick nach draußen und er konnte die dunklen Wolken erkennen. Das war doch bestimmt schon wieder Alexia. Wütend machte er sich auf den Weg zu ihr. Konnte sie sich nie an etwas halten was er sagte. Sie wusste doch dass es gefährlich war und dennoch setze sie ihre Gabe ein und beschwor den Regen. Das konnte ja noch heiter werden.

Als er das Zimmer von Alexia betrat, blieb er gleich darauf stehen. Alexia schien zu schlafen. Sie lag in ihrem Bett, die Augen geschlossen. Das Bettlagen war bis zur Hälfte hinuntergerutscht so dass er unter dem dünnen Shirt was sie von ihm bekommen hatte, deutlich ihre Brüste hervortaten.
Als sie sich ruckartig bewegte und dabei ein paar Wörter murmelte die er nicht verstand, verschlechterte sich das Wetter weiter. Anscheinend kann sie das Wetter auch im Schlaf beherrschen, auch wenn sie es wahrscheinlich eher unbeabsichtigt tat.
Schnell trat er neben sie, legte eine Hand auf ihre Schulter und rüttelte leicht. Er musste sie unbedingt wach bekommen.
„Alexia, wach auch“, rief er jetzt etwas lauter und nachdem er noch mal kurz kräftig gerüttelt hatte, setze sie sich erschrocken auf und fuchtelte wild um sich.
„Ist ja alles gut Kleines, ich bin es Tyler, alles ist ok“, versuchte er sie zu beruhigen und setzte sich neben sie aufs Bett.
Es schien noch einen Moment zu dauern, eh sie beim vollen Verstand war. Tyler konnte eine Träne in ihren Augen sehen und da konnte er einfach nicht anders und nahm sie in die Arme, auch wenn er es lieber nicht tun sollte.
Alexia schmiegte sich bedingungslos an Tyler. Es tat so gut von jemanden gehalten zu werden, nein, von ihm gehalten zu werden. Sie hatte irgendwie das Gefühl, ihn schon Jahre zu kennen und nicht erst zwei Tage. Leise hörte sie die beruhigenden Worte von Tyler zu und entspannte sich dadurch ein wenig. Nachdem Tyler meinte das der Regen genug war, schaute sie verdutzt nach draußen und konnte die schweren Gewitterwolken am Himmel erkennen. Nach einen Blick auf die Uhr wurde ihr klar dass jetzt eigentlich immer noch die Sonne scheinen sollte, aber draußen sah es so aus als würde die Welt untergehen. Schnell entschuldigte sie sich bei Tyler und machte mit einer sanften Handbewegung dass der Regen langsam abklang. Sie wusste wenn sie ihn gleich komplett verschwinden lassen würde, würde dies sehr auffällig werden.
„Ähm Tyler, ich denke du kannst mich jetzt wieder loslassen“, meinte Alexia nach einer Weile. Sie saßen immer noch Arm in Arm auf dem Bett und auch wenn sie es eigentlich nicht wollte, war es ihr doch sicherer wenn sie ein wenig Abstand zueinander halten würden. Das was sie momentan fühlte machte sie nervös.
Nachdem Tyler ein wenig von ihr abgerückt war schauten sie sich immer noch an. Dennoch hatte sich ihre Nervosität gesteigert und dann wurde es ihr klar an was dies lag.
„Es kommt jemand oder?“
„Also kannst du es doch spüren wenn ein Awi kommt“, meinte er schmunzelnd.
„Na ja spüren vielleicht nicht, aber ich werde nervös. So war es auch als ich dich auf den Friedhof getroffen habe“, gab sie als Antwort, „Also ist deine Freundin auch eine Awi“ fragte sie.
„Ja das ist sie.“
„Wieso ist sie hier?“
„Sara kommt wegen dir. Ich habe sie gebeten dich zu untersuchen nachdem du so lange ohne Bewusstsein warst. Ich werde runter an die Tür gehen und ihr aufmachen. Kommst du auch runter oder soll ich Sara raufschicken“ fragte Tyler als er langsam vom Bett aufstand.
Alexia brauchte nicht lange zu überlegen. Sie war neugierig auf die Freundin von Tyler und ging so mit ihm nach unten.
Das Haus war groß und sehr modern, im Gegensatz zu ihrem jetzigen Zimmer eingerichtet. An den Wänden hingen wunderschöne Bilder von Landschaften, Gebäude aber auch traurige Bilder hingen dort. Ein Bild fiel ihr sofort auf. Es zeigte ein kleines Mädchen auf einen Friedhof. Die Farben waren düstere Farben, nur das kleine Mädchen fiel mit ihren leuchtenden Farben auf.
Sie konnte Tyler hören, wie er mit jemanden sprach. Sie riss sich von dem Bild los und folgte den Stimmen. Als sie den Flur betrat konnte sie eine junge Frau neben Tyler erkennen. Sie hatte beide Arme um seinen Nacken geschlungen und Alexia verspürte komischerweise einen Stich im Herzen.
Wieso sollte sie Eifersüchtig auf diese Frau sein? Sie konnte es sich nicht erklären. Dennoch musste sie sich eingestehen, dass sie sehr gut aussah. Sie hatte genau wie Tyler schwarzes Haar, was sie zu einem Zopf im Nacken zusammengebunden hatte. Sie trug eng anliegende Jeans und eine schlichte weiße Bluse.
„Sara das ist Alexia Brown. Alexia, das ist Sara“, stellte Tyler die beiden Frauen vor.
„Hallo, es freut mich dich kennenzulernen“, meint Sara und gab ihr die Hand. Da sie nicht unhöflich erscheinen wollte, reichte auch sie ihr die Hand und schüttelte sie so kurz wie möglich.
„Ihr könnt ja gerne ins Wohnzimmer gehen. Ich mach uns in der Küche mal etwas zu essen“, meinte Tyler und drehte sich schon weg.
„Aber kannst du nicht hierbleiben“, fragte Alexia schnell. Sie wollte nicht mit seiner Freundin alleine bleiben.
„Ich komme doch gleich zu euch Blondie“, schmunzelnd ging Tyler den Flur entlang.
„Achte einfach nicht auf ihn. Ihm fehlt es manchmal an Taktgefühl. Aber das ist denke ich mal bei Männern normal“, gab Sara zu verstehen und ging in durch die Tür hinter ihr ins Wohnzimmer. Alexia folgte ihr langsam.
„Was machen wir jetzt“, fragte Alexia, nachdem sie sich beide auf da Sofa gesetzt hatten.
„Was hältst du davon wenn wir uns erst einmal ein wenig unterhalten. Ich kann mir gut vorstellen dass es ein wenig viel für den Anfang war was Tyler dir gesagt hat.“
„Ahm…ok“, meinte Alexia langsam. Unterhalten war eigentlich das letzte was sie mit dieser Frau machen wollte. Sie sollte einfach nur wieder gehen damit sie mit Tyler alleine sein konnte und sie wollte auch endlich wissen wie sich seine Lippen…
„Hast du vielleicht irgendwelche Fragen, irgendwas was du noch nicht verstehst?“ fragte Sara und unterbrach somit ihre Gedanken.
„Etwas? Alles. Ich versteh das alles nicht!“
„Na dann haben wir ja noch einiges nachzuholen.“
Alexia schaute Gedankenversunken im Raum umher. Die erste Frage die sie an liebsten stellen würde, war zu fragen wie lange sie schon zusammen waren, wie sie sich kennengelernt hatte und so was. Reiß dich zusammen, meinte Alexia tadelnd zu sich selbst.
„Wenn ich Tyler richtig verstanden habe sind die Wandler hinter mir her weil ich das Wetter kontrollieren kann.“
„Ja genau. Du musst wissen eine Gewaltenkraft zu haben ist sehr selten geworden und nun haben sie nur noch sehr wenige lebende Awi`s. Tyler hat dich bestimmt schon gesagt das viele schon umgebracht wurden, weil sie diese Gabe hatten, richtig?“
„Ja das stimmt. Aber sie haben mich doch bis jetzt auch nicht gefunden. Wieso sollten sie es also ausgerechnet jetzt tun und können?“
„Sie haben Mittel und Wege jeden zu finden Alexia. Das ist das schlimme daran. Nur sehr wenige mächtige Awis können sich über längeren Zeitraum versteckt halten“, erklärte Sara.
„Aber wieso konnte ich es dann?“
„Glück? Weil du deine Gabe nicht oft eingesetzt hast? Glück, weil du sehr oft den Ort gewechselt hat, wie Ty mir gesagt hat“, meinte Sara. Ty, sie nennt ihn Ty. Also mussten sie doch schon länger zusammen sein als sie angenommen hatte.
„Wie können die Wandler uns denn töten“, fragte Alexia und schaute Sara nun zum ersten Mal richtig an. Sie hatte fast genauso strahlend blaue Augen wie Tyler, nur das ihre ein wenig dunkler waren.
„Sie können mit Magie bei uns nicht viel bewirken, deswegen setzen sie wie auch die Menschen auf normale Waffen. Du musst wissen Magie kann uns nur schwächen, nicht töten, aber die Schusswaffen können uns genauso wie die Wandler auch töten.“
„Also können uns auch normale Unfälle nichts anhaben?“
„Nein können sie nicht.“
„Aber dann….“
„Du meinst wegen deiner Mutter.“
„Ja woher…“
„Ty hat mir davon erzählt. Aber ich fände es besser wenn dir jemand anderer über deine Mutter was erzählen würde. Wir kannten sie nicht wirklich, man hat nur ab und zu mal ihren Namen vernommen. Es war auch nicht bekannt dass sie ein Kind hatte, nur Donald wusste anscheinend davon“, erkläre Sara.
Immer dieser Donald, wenn er so viel wusste wieso war er dann nicht hier, dachte Alexia.
Tyler betrat leise das Zimmer und hatte in seiner Hand ein großes Tablett was er auf den Sofatisch abstellte. Er hatte für alle Brote gemacht und auch Kaffee stand mit drauf. Erst jetzt wurde ihr bewusst wie lange sie schon nichts mehr gegessen hatte und nahm sich gleich eine Scheibe mit Wurst und biss hinein. Lecker, dachte sie und schaute zu den beiden rüber.
Er hatte sich auf die Sofalehne neben Sara gesetzt und locker den Arm um ihren Nacken geschlungen. Na super, muss ich mir jetzt auch noch Turteltauben ansehen oder was, dachte Alexia und schaute weg.
Sie hatte in den letzten beiden Tagen viel erfahren. Sie war also der wenigen, die eine Gewaltenkraft hatten, auch wenn Tyler und Sara noch nicht wussten, dass sie eigentlich alle 4 Gewalten beherrschen konnte. Das blieb vorerst erst einmal ihr kleines Geheimnis. Tyler erklärte ihr als sie vorhin wach geworden ist nochmals, wie wichtig es nun für sie wäre, mit ihrer Kraft umzugehen.
Doch dies konnte sie doch. Sie hatte die Sprache der Awi schon von klein auf von ihrer Mutter gelernt. Anfangs brauche sie diese Wörter noch um es zum Beispiel regnen zu lassen. Mittlerweile aber nicht mehr. Jetzt reichte nur noch eine Handbewegung. Aber dennoch kann sie ihre Kräfte nicht kontrollieren, wenn sie in Wut geriet. Dann konnte sie alle Gewalten nicht kontrollieren.
Auch vorhin im Schlaf hatte sie schlecht geträumt und dadurch kam der Regen oder besser gesagt das Gewitter. Dies war ihr schon lange nicht mehr passiert. Das letzte Mal als sie ein paar Tage im Heim verbracht hatte als Ihre Mutter gerade gestorben war. Dann kam es bei der Beerdigung auch dazu. Aber das hatte sie damals nicht gestört da sie eh alleine dort mit den Pfarrer stand. Nur der Betreuer vom Heim stand ein wenig abseits. Auch an diesem Tag hatte sie es unbewusst stark regnen lassen und es wehte ein starker Wind. Sie konnte damals auch das leichte Beben unter ihren Füßen spüren. Das einzig Positive war das kein Feuer bei so einem Regen ausbrechen konnte.
„Wie viele Awi`s sind eigentlich hier in der Nähe?“ fragte Alexia und unterbrach somit die leise Unterhaltung der beiden. Sie hatte nicht weiter darauf geachtet was sie sagten, sie war selbst viel zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt. Dennoch wurde es ihr mit einmal schrecklich kalt. Sie war nicht wirklich Nervös was darauf hindeuten konnte da ein Awi in der Nähe war, nein ihr war einfach nur ziemlich sehr kalt.
„Hier? Im Umkreis von 100 Kilometern sollte eigentlich keiner sein, wieso fragst du Alexia“, antwortete Sara.
„Ach nur so“, meinte sie und rieb sich die Arme. Vielleicht war ihr wirklich nur so kalt, vielleicht hatte es ja gar keine Bedeutung.
„Was ist denn los Kleines“, fragte Tyler und Alexia konnte den besorgten Ton nicht leugnen.
„Nichts“, antwortete sich und schaute nach draußen. Strahlender Sonnenschein war mittlerweile wieder da und es musste bestimmt so um die dreißig Grad sein, dachte sie. Wenn sie es noch ein wenig wärmer machen würde, würde das doch nicht sonderlich auffallen, oder?
„Aber du zitterst ja. Ist dir kalt?“ fragte er besorgt.
„Nein, nein, alles ok“, antwortete sie und schaute wieder nach draußen. Sie konnte von der Seite her sehen dass Sara sich erhob und auf sie zuging. Gerade als sie sich vor sie hinknien wollte, hielt sie abrupt inne.
„Tyler“, meinte sie und man konnte einen seltsamen Unterton heraushören.
„Ja ich habe es auch mitbekommen“, antwortete er. „Bring sie nach unten, ich gehe nachschauen.“
„Nach unten? Was geht hier vor? Was ist los Tyler“ fragte Alexia ängstlich und hoffe das sich ihre Vermutung nicht richtig war.
„Einer ist da.“
„Wer ist da?“
„Ein Wandler“, meinte Tyler und drehte sich von ihnen ab und verschwand in den Flur hinaus.

Kapitel 3




Alexia konnte gar nicht schnell genug reagieren, als Sara sie am Arm packte und sie hinter sich herzog. Sie versuchte zu protestieren, aber dies ignorierte Sara gekonnt. Sie stieß eine massive Tür auf und zog sie hinter sich her, als sie die Treppe nach unten gingen.
Ein Wandler war hier, war also war ihr deswegen wahrscheinlich mit einmal so kalt geworden. Aber wie konnten sie in den Keller gehen, während Tyler immer noch oben war. Was hatte er vor und wieso musste er den Helden spielen? Wenn ihm nun etwas passierte?
„Wir müssen ihm helfen“, versuchte sie Sara zu erklären nachdem sie im Keller angekommen waren und Sara das Licht eingeschaltet hatte. Auch wenn es nur eine schwache Beleuchtung war, konnte Alexia den Raum gut erkennen. Er war klein und es gab eigentlich so gut wie nichts hier unten, noch nicht einmal ein Fenster war zu sehen.
„Wir können gar nichts tun Alexia.“
„Aber wir können ihn doch nicht dort oben alleine lassen“, versuchte Alexia zu erklären.
„Ty`s Auftrag ist es dich zu Beschützen“, meinte sie gelassen. Wie konnte sie in so einer Situation so ruhig bleiben. Ihr Freund war dort oben und würde vielleicht getötet werden. Nein daran wollte sie gar nicht erst denken.
„Er sollte mich nur suchen und finden. Dies hat er. Er ist doch nicht weiter für mich verantwortlich. Ich kann ihm helfen“, versuchte sie es erneut.
„Nein wir bleiben hier.“
„Aber…“
„Alexia ich finde es ja gut das du ihm helfen willst, aber wenn du jetzt nach oben gehst würde ihn das ablenken.“
„Wie kannst du hier unten rumstehen während dein Freund oben sterben könnte?“ fragte Alexia nun in einem schärferen Ton. Langsam stieg in ihr die Wut an. Sie konnte nicht verstehen warum Sara hier unten so ruhig bleiben konnte während sie die Wände hoch gehen könnte.
„Er ist stark, er schafft das schon“, meinte Sara gelassen und lehnte sich an die nackte Wand.

Alexia fand keine Ruhe. Tyler war nun schon seit zwanzig Minuten alleine dort oben und ihr wurde es immer kälter, was darauf zu schließen ließ, das der Wandler mittlerweile schon recht nah sein musste. Sara lehnte immer noch an der Wand und keiner von beiden sagte etwas.
„Mensch ich halt das nicht aus“, meinte Alexia und schaute zum wiederholten Male auf die Uhr.
„Es wird schon nichts passieren“, meinte Sara immer noch im ruhigen Ton.
Da hielt es Alexia nicht mehr aus. Sie rannte auf die Tür zu, machte sie schwungvoll auf und lief die Treppe nach oben.
„Alexia nicht“, schrie Sara von unten. Ah sie konnte also doch ihre Stimme erheben wenn sie es wollte. Also war sie doch nicht die Ruhe in Person, dachte sie, aber das war ihr gerade egal. Sie wollte nur noch Tyler finden und versuchen zu helfen.
Sie wusste nicht was sie draußen erwarten würde, aber damit hatte sie irgendwie nicht wirklich gerechnet. Der Himmel war Pech schwarz, der Wind peitschte durch die Bäume, so dass sich schon die Baumkronen senkten. Sie stand an der Eingangstür und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen.
„Alexia komm wieder mit rein, bitte“, flehte Sara hinter ihr. „Komm schon, es muss noch ein Awi in der Nähe sein, schau dir den Wind an, jetzt komm schon“, verzweifelt versuchte Sara Alexia am Arm wieder nach drinnen zu ziehen. Aber es war vergebens. Sie rührte sich nicht von der Stelle.
Als sie sich weiter umsah konnte sie ungefähr zweihunter Meter vor dem Haus drei Gestalten ausmachen. Einer davon was definitiv Tyler, die anderen beiden kannte sie nicht. Waren beide Wandler, fragte sie sich.
„Alexia, jetzt komm“, versuchte Sara sie erneut zu überreden.
„Nein“, meinte sie entschlossen und ging die Stufen hinab.
„Aber du kannst nichts tun“, erklärte ihr Sara und folgte ihr langsam. Der Wind um sie herum wurde immer Stärker aber Alexia konnte es nichts ausmachen. Da sie den Wind herbeigerufen hatte spürte sie ihn kaum, nur allein daran dass ihre Haare sich im Wind bewegten, bewiesen ihr, dass er stark war.
Sie waren jetzt nur noch knapp fünfzig Meter von ihnen entfernt und als Alexia die Waffen der Männer sehen konnte, wie sie auf Tyler gerichtet waren, steigerte dies nur ihre Wut. Sie bekam nichts mehr um sich herum mit. Sie bemerkte nicht dass Sara immer weiter durch den Wind nach hinten gedrängt wurde und nicht zu ihnen gelangen konnte, sie bekam nicht mit wie Tyler sich zu ihr herumdrehte und ihr etwas zurief. Sie sah nur noch die beiden Männer. Sie waren verantwortlich für ihre Wut.
Sie würde nicht zulassen das Tyler oder gar Sara etwas zustoßen würde. Viel Erfahrung im Kampf hatte sie zwar nicht, aber sie wusste was sie konnte und hoffe dass ihre Kräfte sie jetzt nicht verlassen würden.
„Verdammt verschwinde Blondie, hau ab“, schrie Tyler und versuchte vergebens den Wind zu übertönen. Alexia schien ihn nicht zu hören, sie schaute wie hypnotisiert auf die beiden Wandler. Für den Regen war hundertprozentig Alexia verantwortlich, was es ihm ermöglicht hatte, sich von hinten an einen der Wandler anzuschleichen. Allerdings war dann ein zweiter Aufgetaucht und nun standen sie alle drei da und richteten die Waffen aufeinander.
Er hatte Alexia kommen sehen und auch wie Sara versucht hatte sie zurückzuhalten, aber sie kam gegen den Wind nicht an. Warum Alexia es geschafft hatte, wusste er nicht. Er ging davon aus das noch ein Awi in der Nähe sein musste, denn irgendjemand musste ja für den Wind verantwortlich sein.
Als Alexia fast neben ihn Stande, konnte er ihre Augen sehen. Sie waren von einem leuchtenden Grün, was ihm vorher nie aufgefallen war. Auch ihr ganzer Körper schien angespannt zu sein. Er versuchte es nochmals sie dazu zu überreden, von hier zu verschwinden, aber er hatte kein Erfolg.
„Ah wen haben wir denn da?“ fragte einer der beiden Männer. Sie trugen beide rote lange Mäntel, die bis auf den Boden reichten.
„Eine Gewaltenawi, genau das was wir gesucht haben, nicht war Jacco“, meinte der andere.
„Ja genau, dann lass sie uns beide schnell erledigen damit wir hier weg können“, meinte der Mann der Jacco hieß.
„Ich beide geht nirgends hin“, meinte Alexia und schaute sie Hasserfühlt an.
„Sagt die kleine blonde Rotzgöre, dass ich nicht lache.“
„Geh bitte, ich will nicht das dir etwas passiert“, meinte Tyler wieder. Alexia drehte sich zu ihm und stellte sich dann ganz langsam vor ihn hin. „Vertrau mir“, meinte sie über die Schulter hinweg zu ihm.
Was ging hier vor, fragte Tyler sich. Er konnte sich nicht vorstellen was sie vorhatte und hoffe dass ihr nichts geschah. Dass die beiden Wandler Jäger waren, hatte er gleich an den Roben die sie tragen erkennen können. Gerade als er sie an den Armen packen wollte und sich vor sie stellen wollte, breitete sie ihre Arme aus.
„Was tust du da?“ fragte er erschrocken. Nun war sie eine gute Zielscheibe für ihre Angreifer und er konnte aus dem Blickwinkel heraus sehen das beide Wandler ihre Waffen nun wieder auf sie richteten.
„Vertrau mir einfach Tyler. Egal was passiert, bitte bleib hinter mir“, meinte Alexia und schaute dabei unentwegt nach vorne. Sie klang gar nicht mehr wie sie selbst, ihre Stimme hatte sich genau wie ihre Augen irgendwie verändert.
„Qui venit hic iam occidere occidi. Ut terram aperire et absorbaet te. Ut ventum ruunt vos in porfudum. Quo igne aqua up in peretuum carserem et exterminabo de terra infima. Et sic est voluntas,” sprach Alexia die Worte der Ahnen.
Tyler war sprachlos. Sie kannte die alte Sprache der Awi, aber woher? Und was sie da sprach, wusste sie eigentlich was es bedeutete? Das könnte ihr eigener Tot sein, wenn ein Awi versucht eine Macht zu beschwören über die sie nicht verfügen. Wie konnte sie nur sagen: Ihr die gekommen seid um meines gleichen zu töten werdet nun selbst getötet. Möge die Erde sich auftun um euch zu verschlingen. Möge der Wind euch in die Tiefen stürzen. Möge das Wasser euch gefangen halten und möge das Feuer euch für immer in der Tiefe der Erde verbannen. Dies ist mein Wille und so soll es geschehen.

Er selbst hatte Jahre gebraucht ehe er die Sprache beherrschte.
Aber was er dann sah, schockierte ihn noch mehr. Vor ihnen teilte sich der Boden, genau dort wo die beiden Wandler standen, die schnell versuchten zur Seite zu springen. Aber der Wind hatte noch einmal an Tempo zulegte und man konnte fast denken, das er beide festhalten würde, denn die Wandler versuchten vergebens wegzurennen. Sie rührten sich einfach nicht von der Stelle, eher das Gegenteil war der Fall. Sie wurden immer näher an die Schlucht geschoben bis die kurz davor waren hineinzufallen. Der Regen wurde ebenfalls stärker und wenn man es nicht mit eigenen Augen sehen würde das er sich nun zusammentat und wie eine Art Welle auf die beiden zusteuerte, würde man es nicht glauben. So etwas gab es doch nicht. Das Wasser gab den beiden den Rest und sie fielen. Genau in diesem Moment spürte er die Wärme. Als er nach unten schaute konnte er sehen wie dicke Dampfschwanden aus den einzelnen ritzen am Boden kamen und gleich darauf waren nur noch schreie zu hören. Langsam schloss sich der große Spalt auf dem Boden. Es sah fast so aus als wäre nichts passiert.
Wie war das möglich? Wie konnte Alexia sich einer Macht aneignen, die sie nicht besaß? Aber noch merkwürdiger fand er, dass die Gewalten ihr anscheinend gehorchten. War es möglich dass sie alle vier Gewalten beherrschen konnte? Aber wie? So etwas war nicht möglich. Selbst wenn dann konnte jemand höchstens zwei Gewalten beherrschen, aber wenn es alle vier waren, würde derjenige von innen heraus aufgefressen. Jede Macht brachte auch ihre Opfer mit sich, das wusste er aus eigener Erfahrung.
Er sah Alexia immer noch vor sich stehen aber sie bewegte sich nicht. Ihre Arme hingen nun schlaff nach unten und er konnte sehen wie sie zitterte. Bevor ihre Beine den Dienst versagten, konnte er sie noch auffangen. Er hob den fast leblosen Körper hoch und drehte sich in Richtung Haus.
Dass sie solche Kräfte hervorgerufen hatte musste ihre ganzen Reserven aufgebraucht haben und er hoffte nur das sie sich erholen würde. Er sah wie Sara auf sie beide zugelaufen kam. Sie hatte selbst sehen können was gerade passiert ist und stellte daher erst einmal keine Fragen.
Gemeinsam brachten sie Alexia ins Haus und wieder nach oben in ihr Zimmer. Tyler legte sie behutsam auf ihr Bett und ließ den Rest Sara machen. Er wusste dass er nun nichts weiter tun konnte als abwarten. Wie er das hasste. Er schaute gebannt auf Alexia, die von Sara auch sofort behandelt wurde. Er nahm den Duft der ganzen Kräuter und Gewürze war, die Sara immer und überall mit hinnahm.

„Was hat sie Sara?“ fragte er als er die Ungeduld nicht mehr ertragen konnte. Er war schon die letzten zwei Stunden im Zimmer auf und ab gelaufen und fand keine Ruhe.
„Sie ist erschöpft. Sie braucht vor allem viel Ruhe und muss sich erholen. Aber bleibende Schäden konnte ich bis jetzt noch nicht feststellen. Das hatte ich gleich als erstes sehen müssen als ich sie untersuchte“, meinte Sara und schaute auf. „Ty wie war das möglich?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete er. Er hatte die ganze Zeit darüber nachgedacht und hatte versucht herauszufinden, was Alexia gemacht hatte vor allem wie sie dies getan haben könnte, aber er kam auf keinen vernünftigen Grund.
„Keiner kann dies Ty.“
„Ich weiß das genau so wie du.“
„Hast du Donald schon benachrichtig?“ fragte sie.
„Nein“, meinte er knapp und schaute wieder zu Alexia. Sie bewegte sich noch immer nicht. Aber immer hin war ihre Atmung jetzt wieder normal.
„Er wird es wissen wollen was passiert ist.“
„Ach und was soll ich ihm sagen wenn ich selbst nicht weiß was passiert ist?“ fragte Tyler gereizt.
„Irgendwas, keine Ahnung. Es muss doch eine logische Erklärung dafür geben.“
„Und was würdest du sagen?“
„Das es einfach nicht normal ist was sie getan hat. Nicht das sie sich Kräfte zu nutzen gemacht hat, die ihr nicht gehören, nein sie hat auch die Kräfte von jemand anderen missbraucht. Anders kann ich mir das selbst nicht erklären.“
„Das würde sie nicht tun.“
„Ach und das weißt du weshalb?“
„Weil ich sie kenne“, meinte er.
„Zwei Tage, du kennst sie gerade mal zwei Tage. Ich denke nicht das du sie wirklich kennst, auch wenn du sie fast ein Jahr lang verfolgt hast.“
„Es war aber kein anderer Awi in der Nähe Sara, das weißt du selbst.“
„Aber irgendwas muss sie gemacht haben. Sie sieh dir doch an Tyler, sie ist fertig. Es ist ein Wunder das sie nicht tot ist“, meinte Sara und stand vom Bett auf und trat neben ihn. „Du weißt genau so gut wie ich, dass es einem Awi nicht möglich ist, mehr als zwei Gewalten zu beherrschen. Gewiss es gibt welche die mehrere Gaben haben, aber das hat nichts mit so etwas zu tun. Donald hat uns doch mal gesagt das es schon schwierig sein muss ein zu beherrschen wenn man es nicht gelernt hat und zwei fressen sich gegenseitig auf, wie er meinte.“
„Ich weiß das doch alles“, meinte er ermüdend und ließ sich auf den Sessel in der Nähe des Bettes nieder und schaute Alexia beim schlafen zu.
„Sie wird noch eine ganze Weile schlafen denke ich, aber dennoch solltest du sie von hier weg bringen. Wenn sie euch jetzt schon finden konnten, wird es nicht lange dauern bis sie euch wieder finden“, meinte Sara und schaute Tyler dabei an.
„Ich weiß, aber ich denke auch dass sie die Ruhe jetzt verdient hat. Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, hat sie mir das Leben gerettet.“
„Das weiß ich und ich bin wirklich froh das sie das getan auch wenn ich nicht verstehe wie sie das gemacht hat.“
„Das weiß ich auch nicht aber ich verstehe nicht wieso sie das getan hat. Sie hätte dabei selbst sterben können Sara.“
„Ich kann mir gut vorstellen wieso sie das gemacht hat“, meinte Sara leicht schmunzelnd.
„Und könntest du mir deine Gedanken mitteilen Sara?“
„Nein, ich denke dass du da selbst drauf kommen solltest“, gab sie zurück und ging Richtung Tür. „Ich werde nach unten gehen, wenn du mich brauchst, ruf mich einfach“, meinte sie und verschwand schon noch bevor Tyler antworten konnte.

Nachdem Sara ihm etwas zu Essen gemacht hatte war sie erst einmal verschwunden. Nun konnte Tyler in Ruhe nachdenken. Er saß immer noch neben Alexia im Sessel und beobachtete sie. Den Anruf bei Donald hatte er immer noch nicht gemacht. Er wusste einfach nicht was er ihm sagen sollte, wenn er es doch selbst noch nicht einmal verstand.
Wie war es für sie nur möglich gewesen so viel Kraft aufzubringen, um alle vier Gewalten zurufen. Immer wieder drehten seine Gedanken sich im Kreis und er kam einfach nicht auf eine logische Erklärung. Das Alexia vielleicht wirklich alle vier Gewalten kontrollieren konnte, konnte er sich irgendwie nicht vorstelle. Sie wirkte so zerbrechlich, aber sie hatte auch etwas an sich, etwas kämpferisches was ihn nicht verwunderte.
Sie hatte viel durchmachen müssen in ihren Leben, war immer von einem Ort zum nächsten gereist und sie hatte es sogar geschafft dass keine Wandler oder Awi sie finden konnte. Sie hatte sich einfach unsichtbar gemacht für ihres gleichen.
Er konnte auch ihre Augen nicht so leicht vergessen, wie sie in einem so leuchtenden grün gestrahlt hatten, woran man erkennen konnte, dass sie kein normaler Mensch war. Aber was ist schon normal. Das was heute passiert war auf jeden Fall nicht.

Irgendwann musste Tyler eingeschlafen sein, denn als er langsam die Augen öffnete, konnte er sehen wie Alexia ihn beobachtete.
„Na du, du bist ja wach Kleines“, meinte er verschlafen und streckte sich so gut es ging im Sessel.
„Noch nicht so lange“, meinte Alexia und man konnte hören das ihr das Sprechen noch schwer viel. „Was…was ist passiert Tyler?“ fragte sie und versuchte sich ein wenig im Bett auszusetzten.
Tyler war sofort bei ihr und stütze sie damit er ihr ein dickeres Kissen in den Rücken legen konnte.
„Du kannst dich nicht daran erinnern?“ fragte er.
„Nein, mein Kopf fühlt sich an wie Blei“, meinte Alexia und reib sich die Schläfen.
„Das ist kein Wunder. Bei das was du getan hast hättest du sterben können“, erklärte Tyler ihr und setzte sich auf den Rand des Bettes.
„Wieso?“
„Alexia es ist verboten sich Kräfte zu nutzen zu machen, die einen nicht gehören und die man nicht beherrschen kann, es ist ein Wunder das du noch Lebst.“
„Aber ich Lebe noch“, meinte sie.
„Ja weil Sara die ganze Zeit bei dir war und dich behandelt hat. Wäre sie nicht hier gewesen dann weiß ich nicht was passiert wäre. Warum bist du nicht unten geblieben so wie ich es gesagt habe?“
„Wo ist sie eigentlich“, fragte sie und überhörte einfach seine Frage. Darauf wollte sie nicht antworten. Sie wusste es selbst nicht wieso sie nach oben gegangen war. Das Einzige was sie noch wusste war das sie Tyler vor den zwei Männern gesehen hatte und wie diese die Waffen auf ihm richteten. Was danach passierte, weiß sie nicht mehr.
„Sie ist nach Hause gegangen“, meinte Tyler und schaute sie immer noch an.
„Kannst du mir sagen was passiert ist?“
„Alexia, das was du getan hast war sehr riskant. Es ist uns verboten uns Kräfte zu nutzen zu machen, die wir nicht kontrollieren können oder gar die Kräfte von anderen Awis zu nutzen. Du hast nicht nur das Wetter kontrolliert, nein du hast auch die Erde, das Wasser und sogar das Feuer benutzt um gegen die Wandler anzukommen und du…“
„Hab ich es geschafft“ unterbrach Alexia ihn.
„Ja zum Glück und zum Glück ist dir auch nichts dabei passiert.“
„Mir hätte nichts passieren können“, meinte sie leise und drehte sich weg. Sie wollte Tyler nicht ansehen denn irgendwie hatte sie nun doch ein schlechtes Gewissen.
„Wie kannst du dir da so sicher sein?“
„Ich bin es einfach ok!“
„Nein das ist nicht ok, mein Güte Alexia du hättest sterben können.“
„Tyler vertrau mir doch“, meinte sie.
„Das hast du schon mal zu mir gesagt.“
„Wann?“
„Als du die Kräfte eingesetzt hast.“
„Oh, das weiß ich gar nicht mehr.“
„Dann weißt du gar nicht mehr was du gesagt hast?“
„Nein“, meinte sie und schaute Tyler wieder an. Sie konnte sehen dass er einen gequälten Eindruck hatte und sie fragte sich ob sie der Grund dafür war.
„Tyler es ist doch nichts passiert“, versuchte sie ihn wieder zu beruhigen.
„Ja zum Glück verdammt“, schrie Tyler jetzt schon fast so das Alexia leicht zusammenzuckte.
„Was hast du?“
„Erklär es mir Alexia. Erklär mir wie du es geschafft hast die Sprache der Alten zu sprechen. Erklär mir wie du es geschafft hast die Gewalten zu kontrollieren und wieso du dabei nicht drauf gegangen bist? Erklär es mir doch mal bitte“, meinte er und lief wieder im Zimmer auf und ab.
Alexia aber schwieg. Sie wollte es ihm irgendwie nicht sagen. Es war erst das erste mal dass sie es bewusst getan hatte. Dass sie wie er meinte in einer anderen Sprache gesprochen hatte, das wusste sie nicht. Das einzige was sie wusste war das sie sehr wütend gewesen war, als sie gesehen hatte wie die beiden die Waffen auf Tyler gerichtet hatte.
„Lässt du mich bitte allein, ich bin müde und möchte noch ein wenig schlafen“, fragte sie ihn.
„Aber…“
„Bitte Tyler“, flehte sie nun und schaute ihn dabei an. Sie bemerkte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und versuchte sie schnell wegzublinzen.
Nachdem er einen letzten Blick auf sie geworfen hatte ging er aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
Sie ließ sich in die Kissen sinken und schloss die Augen. Sie wollte an gar nichts mehr denken, einfach nur ihre Ruhe haben. Wenn sie daran dachte dass vor drei Tagen ihre Welt noch in Ordnung war, kamen ihr wieder die Tränen doch dieses eine Mal ließ sie es zu. Sie weinte sich langsam in den Schlaf.

Kapitel 4




Tyler fand einfach keine Ruhe. Er hatte immer wieder nach Alexia geschaut, aber sie schlief noch immer. Selbst Sara hatte er angerufen um nachzufragen ob es normal sei das sie schon fast einen Tag durchschlief.
Sie meinte dass es vollkommen okay so sei, da sie sich immer noch erholen müsse und der Schlaf ihr dabei hilft.
Er jedoch ging jetzt schon das fünfte mal zu ihr ins Zimmer und schaute noch einmal nach. Ihre Atmung ging normal und sie schien die Ruhe wirklich zu brauchen.
Was allerdings gestern passiert war, konnte er immer noch nicht so richtig begreifen. Mittlerweile war er sogar der Meinung dass sie vielleicht doch alle Gewalten beherrschen konnte und wenn dem so war, dann war sie für die Awi vielleicht sogar die einzige Rettung. Aber er wusste es nicht mit Sicherheit und irgendwie wollte er es auch nicht wissen.
Wenn dem wirklich so sein sollte, müsste sie mit Kämpfen und das mochte er sich noch nicht einmal vorstellen. Er hatte gestern schon extreme angst um sie gehabt, als sie sich einfach vor ihn gestellt hat und gemeinte das er ihr Vertrauen soll.
Komischer weiße hatte er dies auch in dem Moment getan. Warum wusste er nicht. Er wusste nur dass er nicht wollte das ihr etwas passierte. Irgendwie mochte er sie und das obwohl sie sich noch gar nicht lange kannten.
Wann er das letzte Mal so etwas Gefühlt hatte, so einen Beschützerinstinkt, wusste er schon gar nicht mehr. Er ging davon aus das es noch nie so gewesen war, wenn er sich noch nicht einmal mehr daran erinnern konnte.
Klar war es auch bei Sara so, aber das war etwas anderes. Er kannte sie immerhin schon sein ganzes Leben und er wusste das für sie gut gesorgt war falls ihm etwas in diesem Kampf passieren sollte, denn wie alle die nicht über eine Kampfkraft verfügten, wurde auch sie ins geheime Land gebracht.
Jeder Awi war schon einmal dort gewesen, auch er. Genau wie die andere wurde auch er dort geboren und verbrachte die ersten Jahre seines Leben hinter den schützenden Linien seines Volkes.
Wie war das wohl bei Alexia gewesen? Er hatte nie etwas über sie dort gelesen oder in Erfahrung bringen können, denn er war extra wieder dort hingegangen um etwas über sie zu Erfahren, nur das war vergebens gewesen. Man sagte ihn dass nie jemand mit diesen Namen dort geboren wurde aber man könne sich noch an ihre Mutter erinnern. Nur ging sie damals vor fast zwanzig Jahren von ihnen.
Das muss zu der Zeit gewesen sein als sie Schwanger war, dachte Tyler und schaute auf die immer noch schlafende Alexia. Auch über ihren Vater konnte er nichts in Erfahrung bringen.
Nachdem Fley damals das geheime Land verlassen hatte, hatte sich ihre Spur schnell im nichts aufgelöst. Fast ein Jahr hatte er gebraucht und etwas über sie in Erfahrung zu bringen und dies war dann auch der Tag, an dem er das erste Mal Alexia gesehen hatte.
Irgendetwas an ihr war anders gewesen, schon vor einem Jahr konnte er es spüren. Er konnte sich noch genau daran Erinnern wie sie vor dem Grabe ihrer Mutter gesessen hatte, wie es leicht genieselt hatte, so dass es auch niemanden aufgefallen war das sie da saß und immer mehr Tränen ihr die Wange herunterliefen.
Damals hatte sie noch in einem kleinen Ort im Süden gelebt und seit diesem Tag an war er ihr überall hin nachgelaufen. Zum einen weil er es von Donald aufgetragen bekommen hatte, aber auch weil sie ihn faszinierte.
Er ließ sich langsam in den Sessel gleiten und stellte sich vor wie es wohl währe wenn er nun neben ihr liegen würde.
Wenn er sie in seine Arme halten würde und langsam ihren zarten Körper erkunden würde. Wie würde sie wohl darauf regieren, fragte er sich gerade und stellte fest dass schon allein der Gedanke mit ihr im selben Bett zu legen ihn erregte.
Schnell versuchte er an etwas anderes zu denken, doch es gelang ihm nicht und zum ersten Mal in seinem Leben, war er nicht er selbst.

Als Alexia erwachte war es stock dunkel im Zimmer. Sie versuchte sich langsam aufzusetzen, stöhnend ließ sie sich dann wieder in die Kissen fallen.
Sie hatte das Gefühl als würde ihr Kopf gleich explodieren und ihr Körper fühlte sich an wie Blei. Aber sie versuchte es erneut und nach einer Weile konnte sie sicher auf den Beinen stehen. Wo war Tyler, fragte sie sich und schaute sich so gut es ging in dem dunklen Zimmer um. Aber er war nicht hier.
Langsam ging sie in das angrenzende Badezimmer und stellte sich unter die Dusche. Sie hielt ihren Kopf den warmen Wasser entgegen und sie genoss es als es langsam an ihren Körper herunterlief. Genüsslich schloss sie ihre Augen.
Sie konnte sich wieder daran erinnern was passiert war und dies machte ihr Angst. Sie wusste dass sie Macht hatte, aber nicht auch die Macht um andere zu Töten. Aber bei ihr waren einfach die Sicherungen durchgebrannt als sie gesehen hatte wie die beiden die Waffen auf ihn richteten. Das war zu viel für sie.
Die Wut sie sich dann in ihr breit gemacht hatte, ließ sie die Gewalten rufen in einen ausmaß, der sie nun erschrecken ließ. Sie hatte die beiden eigentlich nicht töten wollen, aber ihr blieb keine andere Wahl, denn sie wollte auch nicht das Tyler etwas passiert.
Sie wusste das Tyler sich nun Gedanken machte über das was passiert war aber irgendwie hatte sie dann doch nicht das volle Vertrauen um ihm zu sagen was sie konnte. Er war ihren Geheimnis verdammt nah gekommen, als er feststellte dass man es eigentlich nicht überleben würde, wenn man andere Kräfte raubte. Auch wenn es für sie das erste Mal das sie so etwas gehört hatte, war es doch irgendwie verständlich für sie gewesen.
Den Ausdruck in seinen Augen konnte sie auch nicht vergessen. Er hatte sie angesehen mit einer Mischung aus Erstaunen, Verwunderung, Missachtung aber auch irgendwie traurig und besorgt.
Nachdem sie fertig geduscht und sich angezogen hatte, ging sie leise nach unten. Vielleicht schlief Tyler ja auch da es mitten in der Nacht war, wie sie festgestellt hatte, als sie auf ihre Uhr neben dem Bett geschaut hatte.
In der Küche suchte sie sich etwas zu essen und machte es sich dann im Wohnzimmer auf dem Sofa bequem und aß zufrieden ihr Sandwitch.
Gedankenversunken schaute sie aus dem Fenster, so dass sie es nicht mitbekam wie jemand den Raum betrat. Erst als sie einen Schatten an der Wand wahrgenommen hatte, fuhr sie mit einem erstickten Laut nach oben. Sie stand zitternd vor Tyler.
„Musst du mich so erschrecken“, fragte sie ihn mit leicht bebender Stimme.
„Tut mir leid das wollte ich nicht. Ich sah das hier Licht brannte und wollte nachschauen was los ist“, meinte er sichtlich verlegen, als er sich mit den Händen durch die Haare strich.
Erst jetzt viel ihr auf, das er nur mit einer Jeans angezogen vor ihr stand. Wie gebannt schaute sie auf seinen muskulösen Oberkörper. Man wie kann ein einziger Mann nur so gut aussehen, fragte sie sich.
„Ist alles okay mit dir“, unterbrach Tyler ihre Gedanken und sie schaute verlegen zur Seite.
„Ja“, meinte sie mit heiserer Stimme und räusperte sich verlegen, „es ist alles bestens. Ich hatte nur Hunger bekommen, deswegen bin ich nach unten gegangen. Tut mir leid ich wollte dich nicht wecken“.
„Das hast du nicht. Wie geht es dir“ fragte Tyler und setzte sich dann neben sie auf das Sofa.
„Noch ein wenig wackelig auf den Beinen, aber ansonsten bin ich wieder fit“, gab Alexia als Antwort und aß den Rest ihres Sandwitches. Krampfhaft versuchte sie ihn nicht anzusehen damit sie seinen nackten Oberkörper nicht wieder anstarrte. Ihr war es peinlich das allein diese Tatsache ausreichte, um sie verlegen zu machen.
Lange Zeit, so schien es ihr, sagte keiner ein Wort. Sie schienen beide in ihren Gedanken versunken zu sein, wobei sie sich eigentlich nur frage wie sie heil in ihr Zimmer kommen konnte, ohne ihn dabei betrachten zu müssen.
„Ist wirklich alles okay“, unterbrach Tyler die Stille. Als Alexia sich zu ihm drehte, wusste sie noch in diesem Moment das es ein Fehler war. Sie konnte das Verlagen in seinen Augen sehen und von einer Sekunde auf die nächsten hatte Tyler sie in die Arme genommen und schaute ihr Abwechselnd auf den Mund und wieder in die Augen.
Sie konnte sie Spannung kaum noch aushalten, als er dann endlich seine Lippen sacht über die ihre strich. Am Anfang war der Kuss leicht und sinnlich, aber er wurde zunehmend leidenschaftlicher. Alexia schmiegte sich bereitwillig ihm entgegen. Sie hatte sich so oft in ihren Träumen vorgestellt, wie es wohl war von Tyler geküsst zu werden und musste nun feststellen das die Wirklichkeit viel erregender war.
Seine Lippen waren warm und fest und hielten sie gefangen. Sie hatte das Gefühl nichts mehr auf der Welt mitzubekommen.

Tyler war nur nach unten gegangen, weil er ein Geräusch gehört hat und als er dann Alexia auf dem Sofa sitzen vorgefunden hatte, war ihm sein ohnehin schon leicht erregter Zustand nur noch mehr aufgefallen.
Sie nun in seinen Armen zu halten, ihre Lippen auf seinen zu spüren, übertraf alles was er bisher erlebt hatte. Sie passte sich seinen Körper perfekt an und man könnte meinen das sie füreinander geschaffen wurden um genau das zu tun. Sie passte perfekt in seine Arme und schmiegte sich ihm bereitwillig entgegen.
Langsam ließ Tyler die Hände über ihren Rücken wandern, dann an der Seite langsam wieder nach oben und als er unterhalb ihre Brüste angelangt war, hielt er die Luft an. Er hatte vorher schon mitbekommen, dass sie keinen BH trug, aber sie nun so zu spüren brachte seinen Verstand noch mehr um. Leicht aufstöhnend stand er mit ihr und hob sie auf seine Arme. Den Kuss hatte er dabei nicht einmal unterbrochen.
Er mochte sie jetzt noch mehr als alles anderes sonst. Er wollte ihren Körper so erforschen, wie er es sich vorgestellt hatte, er wollte sie stöhnend vor sich liegen sehen, wollte ihr in die Augen schauen, während er ganz langsam in sie eindrang.
„Ich möchte mit dir schlafen Alexia“, meinte er als er kurz den Kuss unterbrach. Er war schon ein paar Schritte vom Safa entfernt gewesen.
Für sie war es wie ein Schlag in die Magengrube. Sie konnte dies doch nicht zulassen, immerhin hatte Tyler eine Freundin. Nein das konnte sie nicht.
Als sie versuchte sich aus seinen Armen zu befreien ließ Tyler sie langsam herunter und schaute sie stirnrunzelnd an. Hatte er etwas falsch verstanden?
„Ich…ich kann das nicht“, meinte Alexia leise.
„Was kannst du nicht mein Schatz?“
„Mit dir schlafen.“
„Aber wieso das denn“, fragte er verwundert.
„Wegen Sara“, gab Alexia als Antwort und wandte sich von ihm ab. Sie wollte ihn jetzt nicht ansehen, denn sie hatte Angst dass sie dann doch noch schwach werden würde und das konnte sie Sara nicht antun. Auch wenn sie sich eigentlich nicht kannten, wusste sie doch dass Sara einen großen Anteil daran hatte, dass sie nun noch lebte.
Sie wollte sich auch morgen keine Vorwürfe machen das sie sich darauf eingelassen hatte, denn sie wusste das sie Tyler danach nicht wieder in die Augen sehen, genau so wenig wie ihr.
„Was hat bitteschön Sara damit zu tun das du nicht mit mir schlafen kannst“, fragte er und zog dabei leicht die Augenbraun nach oben.
„Ich kann es einfach nicht“, meinte Alexia mit bebender Stimme. Sie versuchte sich an Tyler vorbeizuschieben, sehr daran bedacht, das sie ihn nicht berührte, damit sie nach oben gehen konnte. Aber er hielt sie am Handgelenk fest.
„Alexia, sag es mir bitte. Was ist los?“
„Das darf nie wieder passieren.“
„Was hat sie denn damit zu tun.“
„Alles Tyler. Verstehst du das denn nicht“, und somit entzog sie sich seinen Griff und lief so schnell sie konnte die Treppe nach oben in ihr Zimmer.
In ihrem Zimmer angekommen ließ sie sich schluchzend auf das Bett fallen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, fragte wie sich immer wieder. Wie konnte sie auf den Kuss von Tyler reagieren und wieso küsste er sie überhaupt? Sie konnte es sich nicht erklären. In dieser Nacht weinte sie sich in den Schlaf.

Tyler stand wie angewurzelt da. Er verstand gar nichts mehr. Hatte er sie vielleicht komplett falsch verstanden und sie benutzte Sara nur einfach so als Ausrede. Aber das konnte er sich nicht vorstellen.
Nein.
Er hatte doch genau mitbekommen wie sie auf seine Liebkosungen reagiert hatte aber dennoch hatte sie ihn Zurückgewiesen.
Was hatte Sara denn damit zu tun das sie nicht mit ihm schlafen konnte. Er verstand es einfach nicht. Immer wieder versuchte er eine logische Erklärung zu finden, aber er fand einfach keine.
Er stand noch lange an dieser Stelle, ehe er langsam wieder in sein Zimmer ging und sich auf Bett fallen ließ. Diese Nacht konnte er keine Auge mehr zu machen.
Als er am Morgen in seinem Arbeitszimmer saß brauchte er nicht lange auf darauf warten dass das Telefon klingelte. Er hatte schon damit gerechnet und brauchte auch nicht auf die Nummer zu schauen. Hier rief immer nur einer an.
„Was ist denn bei euch los“, brüllte Donald in den Hörer, als Tyler abgenommen hatte. Wie immer kein Hallo oder Guten Tag. Anders kannte er es ja auch gar nicht von ihm.
„Guten Morgen Donald. Was soll denn bei uns los sein“, fragte Tyler auch wenn er sich denken konnte, worauf er hinaus wollte.
„Was habt ihr getan? Was ist bei euch passiert? Was ist mit Alexia? Geht es ihr gut? Ist sie verletz worden? Welche Awi`s haben euch geholfen Tyler?“
„Ihr geht es gut. Wie kommst du darauf das ein anderer hier war?“
„Ich habe die Kraft gespürt und das kam aus eurer Gegend. Was ist also passiert?“
„Zwei Wandler waren hier. Sie haben uns angegriffen.“
„Wie hat sie darauf reagiert?“
„Wer?“
„Na Alexia. Wie hat sie auf die ganze Geschichte reagiert und wer hat bitte schön bei euch so eine Macht?“ Tyler konnte die gereizte Stimme von Donald ganz genau hören.
„Ich weiß es nicht Donald. Leider kann ich dir nicht sagen was genau passiert ist da…“
„Wie du kannst es nicht sagen? Tyler dafür bist du da.“
„Ja das weiß ich auch. Aber selbst Alexia weiß anscheinend nicht was passiert war oder sie will es mir nicht sagen.“
„Was ist denn genau passiert“ fragte Donald nun recht neugierig was ihn Tyler nicht verüben konnte.
Deswegen begann Tyler ihm die Geschichte bis ins letzte Detail zu erzählen, aber er erwähnte nicht was gestern Abend passiert ist. Donald hörte ihm aufmerksam zu und er wurde nicht einmal unterbrochen. Als er fertig war mit seiner Erzählung, herrschte erst einmal Stille ehe Donald fragte.
„Meinst du dass sie es war?“
„Das kann ich dir nicht sagen. Ich habe auch daran gedacht aber ich kenne nun mal keinen Awi der so eine Macht besitzt.“
„Es gab schon mal einen und man sagt das wenn die Eltern diese Macht besitzen, das es sein kann das die Kinder es auch haben.“
„Ja aber soweit ich weiß konnte Fley nur eine der Gewalten beherrschen. Aber wenn es stimmt was ich vermute, kann Alexia alle beherrschen.“
„Bring sie am bestens gleich zu den andern. Wenn die Wandler von der Sache erst einmal mitbekommen, ist sie nicht mehr sicher Tyler, das weißt du.“
„Ja das weiß ich.“
„Also macht euch auf den Weg. Nimm auch Sara mit, ich denke mal das wir ihre Macht brauchen werden, wenn es zum Kampf kommt.“
„Du meinst wohl wenn es dazu kommen sollte.“
„Nein Tyler, der Krieg wird kommen. Sie versammeln sich. Es werden immer mehr Awi`s umgebracht, selbst Kinder zählen schon zu ihren Opfern.“
„Wir werden noch heute losgehen Donald. Ich melde mich wieder bei dir wenn wir dort sind.“
„Ja mach das und pass auf sie auf.“
„Das macht ich. Aber warum ist sie dir eigentlich so wichtig“ fragte Tyler.
„Sie ist etwas ganz besonderes für mich. Ich möchte einfach nicht dass ihr etwas passiert. Wir haben so lange nach ihr gesucht.“
„Ja das weiß ich selbst, also dass sie etwas Besonderes ist meine ich.“
Nachdem Tyler aufgelegt hatte, rief er gleich Sara an und sagte ihr dass sie sich bereit machen sollte und dass sie sie noch heute bei Ihr abholen werden, damit sie sich zusammen auf den Weg machen konnten. Sara sollte auch den anderen Bescheid sagen, die noch hier in der Nähe waren, alle sollten wieder nach Hause kommen.
Nach Hause, wie sich das anhörte. Tyler sah es nie als sein zu Hause an, eher als eine Art Gefängnis wo sie festsaßen, wo sie zwar ihre Ruhe vor den Wandlern hatten, aber auch immer eingeschlossen waren, wo sie sich nicht außerhalb der Linie aufhalten durften.

Nach der kurzen Nacht fühlte Alexia sich wie erschlagen. Alles tat ihr weh aber es war besser den Schmerz zu spüren als wie sich Gedanken über das zu machen, was die Nacht beinahe passiert wäre.
Sie hatte sich das nie verziehen, wenn sie mit Tyler mitgegangen wäre und sie hätte auch Sara nicht mehr in die Augen sehen können.
Nun saß sie angezogen auf ihrem Bett und überlegte was sie tun sollte. Sie hörte im Haus Geräusche, was darauf schließen ließ, das Tyler bereits wach war.
Sie wusste nur nicht wie sie ihn gegenübertreten sollte. Er war bestimmt sauer auf sie, weil sie ihn zurückgewiesen hatte, aber sie konnte einfach nicht anders.
Als es an der Tür klopfe, drehte sie sich langsam um und schaue in das bekannte Gesicht von Tyler.
„Pack deine Sachen, wir müssen hier weg“, meinte er und ehe sie etwas erwidern konnte, hatte er die Tür auch schon wieder geschlossen.
Weg? Sie mussten hier weg? Hieß dass das die Wandler wieder hier waren. Aber das musste sie doch merken, genau wie es beim letzten mal war, oder?
Sie Überlegte nicht lange, stand auf und suchte die paar Sachen zusammen, die Tyler ihr aus ihrer Wohnung mitgenommen hatte und packte sie wieder in die Tasche.
„Wo gehen wir hin?“, fragte Alexia als sie mit ihrer gepackten Tasche vor der Haustür stand. Tyler war bereits fertig und hatte nur auf sie gewartet.
„Wir holen Sara ab und machen uns dann auf den Weg zu den anderen“, gab Tyler als Antwort, schnappte sich seine Sachen und ging nach draußen, so das Alexia ihn folgen musste.
„Zu den andern Awi´s“, fragte sie.
„Na bestimmt nicht zu den Wandlern“, gab er sarkastisch zurück.
„Jetzt aber mal halb lang“, meinte sie und blieb frustriert stehen. Sie hatte ja damit gerechtet, das er sauer auf sie war, aber nicht das er sie auch gleich für dumm verkaufen würde. „Was soll das denn bitte schön? Ich bin doch kein kleines Kind mehr das du so behandeln kannst.“
„Blondie jetzt mach kein Theater und steig endlich in das verdammte Auto.“
„Ich denke nicht daran“, antwortete sie und rührte sich nicht von der Stelle. „Ich gehe nirgendwo mit dir hin wenn du mir nicht sagst was mit dir los ist?“
„Was soll denn schon los sein und jetzt steig endlich ein.“
„Ist es wegen heut Nacht“, fragte sie leise so dass sie schon dachte Tyler hätte es nicht gehört.
„Zum Teil vielleicht“, gab er seufzend zu, „aber nicht nur deswegen. Ich muss dich einfach hier weg bringen und wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Also könntest du dich bitte in das Auto setzten, damit wir los können?“
„Nur unter einer Bedingung.“
„Oh man und die wäre?“
„Ich möchte nicht das du Sara was erzählt, also wegen das was heute Nacht fast passiert wäre“, gab sie zu verstehen und schaute ihn jetzt zum ersten Mal richtig an. Er hatte dunkle Schatten unten den Augen, was darauf schließen ließ das er die Nacht wahrscheinlich sehr wenig Schlaf bekommen hatte oder vielleicht sogar gar nicht.
„Keine Angst, das werd ich schon nicht machen. Würdest du nun bitte einsteigen. Sara wartet auch schon auf uns.“ Damit ging er um das Fahrzeug herum und setzte sich auf die Fahrerseite. Alexia stellte ihre Tasche genau wie Tyler in den Kofferraum und stieg neben ihn sein.
Es dauerte nicht lange da hatten sie auch Sara abgeholt. Alexia hatte sich auf die Rückbank gesetzt und vermied es die beiden zu beobachten, deswegen schaute sie lieber nach draußen.
Sie sie aus dem Gespräch der beiden heraushören konnte, waren sie auf den Weg in das geheime Land. Also dorthin, wo ihre Mutter aufgewachsen war. Sie kannte viele Geschichten darüber, die sie ihr erzählte.
Deswegen war sie auch nervös. Sie war noch nie dort gewesen, war nicht wie die anderen Awi´s dort aufgewachsen, deswegen wusste sie auch nicht was sie erwarten würde.
Würde sie vielleicht etwas über ihre Mutter erfahren, womöglich auch was über ihren Vater, fragte sie sich, denn sie hatte ihn noch nie gesehen und wusste auch nicht, wer er war.
Vielleicht hatte sie ja ein paar Gaben von ihm, denn so wie Sara ihr erklärt hatte, konnte ein Awi eigentlich nur zwei Gaben haben, aber sie hatte vier, auch wenn sie es noch keinem gesagt hatte.
Ahnten sie etwas, wussten sie vielleicht dass sie die Gewalten beherrschen konnte? Aber so wie Tyler es geschildert hatte, gingen beide davon aus dass sie sich einer fremden Macht angeeignet hatte, um Tyler zu retten.
Die beiden waren schon ein hübsches paar. Sie waren sich in so vielen Dingen ähnlich, so dass sie davon ausging, dass sie sich schon sehr lange zu kennen scheinen. Aber sie wollte es nicht so genau wissen.
Immer wieder hatte sie die Bilder von der Nacht im Kopf, wie sie sich leidenschaftlich geküsst hatten und wenn es Sara nicht geben würde, wäre sie bestimmt auch zu mehr bereit gewesen. Aber es gab sie nun einmal und deswegen war Tyler für sie tabu.
Auch wenn sie ihn gerne geliebt hätte. Moment mal, dachte sie, Liebe? Wie komm ich denn jetzt darauf, verwundert über ihre Gedanken schloss sie die Augen und versuchte an etwas anderes zu denken, nur nicht daran, dass sie in Hinsicht auf Tyler von Liebe gesprochen hatte.

Kapitel 5




Irgendwann während der Fahrt musste sie doch gegen ihren Willen eingeschlafen sein, denn als sie die Augen wieder öffnete, sah Alexia das der Wagen stand. Sara und Tyler waren nirgends zu sehen, als sie nach draußen sah.
Sie mussten in einen Ort rast gemacht, dachte sie, als sie die vielen Häuser sah. Aber irgendwas war hier anders.
Die Häuser standen nicht dicht nebeneinander, nein, um jedes Jahr was ein kleines Stück Rasen und ein mittelhoher Zaun.
Nachdem sie ausgestiegen war, konnte sie auch erkennen das eigentlich jedes Haus eine andere Farbe hatte. Verwundert schaute sie sich weiter um. Sie konnte ein Cafe entdecken, eine Kirche, dann ein großes Haus was Ähnlichkeiten mit einen Rathaus hatte.
Aber von den beiden konnte sie nichts erkennen. Sie schienen einfach nicht da zu sein.
Jetzt viel ihr auch auf das hier irgendwie alles verlassen schien. Sie konnte niemanden entdecken. Kein Mensch schien in den Häusern zu sein, keiner lief auf der Straße rum und in dem Cafe war es auch dunkel.
Wo war sie denn hier gelandet? Gingen die Menschen hier schon zu Bett sobald die Sonne unterging?
Sie hörte wie eine Tür auf und wieder zugeschlagen wurde und dann konnte sie Sara aus dem roten Haus ungefähr zwei Blocks weiter erkennen.
„Sara“, rief Alexia und winkte der Freundin von Tyler zu. Sie hatte immer noch ein schlechtes gewissen wegen das, was zwischen ihr und Tyler vorgefallen war.
Als Sara auf sie zukam, bemerkte Alexia das sie weinte. Tränen liefen ihr links und rechts die Wange hinunter.
„Sara was ist denn los?“, fragte sie als Sara am Wagen angekommen war.
„Nichts ist los, einfach gar nichts“, meinte sie mit zitternder Stimme.
Mit einmal hatte sie das Gefühl ihr Körper währe aus Blei. Ihr kam der Gedanke auf, das Tyler ihr von der Nacht erzählt hatte, von das was beinahe passiert währe.
„Sara ich kann das erkläre“, versuchte sie weil sie den Kummer und die Traurigkeit in ihren Augen nicht ertragen konnte.
„Was willst du mir erklären, du weißt doch gar nicht worum es geht. Sei froh das du hier nicht aufgewachsen bist so wie wir andern. Ich hasse es hier zu sein“, meinte Sara und lehnte sich nun an das Auto an.
Also ging es vielleicht gar nicht um sie und Tyler. Aber worum dann?
„Was ist denn los Sara?“
„Ach alle denken dass sie es besser wissen als ich selbst. Das war auch der Grund warum ich hier weg bin, aber da wir nun wieder hier sind, versuchen sie alle Tyler und mir das vorzuschreiben, was wir zu tun haben. Ich hasse das“, gab Sara zur Antwort und putze sich die Nase. Langsam hatten die Tränen aufgehört.
„Wie sie wollen euch sagen was ihr machen sollt?“ Auch wenn es sie wahrscheinlich gar nichts anging, wollte Alexia dennoch wissen um was es ging. Sie war regelrecht neugierig darauf.
Wollten die Leute hier vielleicht das die beiden endlich Heiraten? Ein Gedanke der ihr gar nicht gefiel, wie sie sich eingestehen musste.
„Das wir endlich unseren Platz in der Gemeinschaft einnehmen, das wir endlich…“ weiter kam Sara nicht mit ihrer Erklärung denn Tyler tauchte vor ihnen auf und schnitt ihr das Wort ab.
„Du solltest wieder reingehen. Frank war gar nicht so glücklich über deinen Abgang.“
„Aber wie kannst du dir das denn gefallen lassen?“
„Das steht hier nicht zur Debatte. Wir reden ein anderes Mal darüber. Erst mal will ich Alexia unser Haus zeigen, damit sie sich frisch machen kann bevor wir vielleicht Donald besuchen können“, meinte Tyler und drehte sich zu Alexia und deutete ihr ihm zu folgen.
„Geh schon, ich schaff das auch allein“, meinte Sara und ging mit hängenden Schultern wieder auf das rote Haus zu.
Tyler ging mit ihr durch eine kleine Nebengasse und gleich darauf standen sie vor einem wunderschönen in blauem, rotem, braunem und weißem Haus.
Wie auch die anderen Häuser war dieses auch eingezäunt nur das hier der Rasen anscheinend schon länger nicht mehr gepflegt wurde.
„Wunderschön“, flüsterte Alexia und blieb stehen.
„Ja das ist es wirklich. Komm wir gehen rein“, meinte Tyler und umfasste sanft ihren Arm.
Allein diese Berührung jagte Alexia einen schauer über den Rücken. Wie kam es nur das er so eine Wirkung auf sie hatte, fragte sie sich.
„Wen gehört denn das Haus“, fragte sie daher, nur um sich abzulenken.
„Uns“, antwortete Tyler und ging mit ihr auf die Veranda.
„Also dir und Sara?“
„Nein, uns beiden.“
„Wie uns beiden?“ fragte sie erschrocken und blieb auf der Stelle stehen. Tyler hatte schon die Eingangstür geöffnet und schaute sie verwundert an.
„Geschockt Blondie? Meinst du ich lass dich bei jemand anderen schlafen? Nein das kommt gar nicht in Frage“, meint er und zog sie nun wieder hinter sich her.
Als er die Tür hinter ihnen zugemacht hatte, zog er Alexia in seine Arme. Er wollte sie den ganzen Tag über schon berühren und küssen, aber bis jetzt war nie die richtige Gelegenheit gewesen.
Sie jetzt in den Armen zu halten, ihre leicht erschrockenen Augen zu betrachten war ein wundervolles Gefühl. Er ließ ihr Zeit ihn von sich zu stoßen, aber sie machte nichts dergleichen.
Alexia konnte nichts sagen, und Tyler ließ sie nicht los. Schließlich sah Alexia ihm doch in die Augen.
Eindringlich musterte er ihr Gesicht, während sie ihn fast flehend ansah.
„Alexia“, stieß er heiser aus.
Sie konnte nicht anders. Sie lehnte sich an Tyler und plötzlich glitten ihre Hände über seine breiten Schultern, als hätten sie einen eigenen willen. Es tat so unsagbar gut, seinen Körper zu spüren.
Er presste die Lippen auf ihren Mund, und Alexia vergaß alles andere und gab sich ganz den Augenblick hin.
Tyler legte beide Arme um sie, und als er ihren Hals mit Küssen überzog, stöhnte sie laut auf. Ihre Brüste schmiegten sich an ihn, und unwillkürlich presste sie sich fest an Tylers Schenkel, den er zwischen ihre Beine geschoben hatte.
Tyler zog ihr Shirt auf der einen Seine herunter, so dass ihre Schulter und der BH entblößt waren. Als sie nun sein unrasiertes Gesicht am Ansatz ihrer Brüste spürte, während sich seine Erektion an sie presste legte Alexia stöhnend den Kopf in den Nacken. Sie sehnte sich unbändig nach Tyler und wollte alles. Sofort.
Als ihr das bewusst wurde, richtete sie sich unwillkürlich auf. Wenn sie es nicht später wieder bereuen wollte, sollte sie jetzt aufhören. Genau jetzt. Sie schloss die Augen und biss sich auf die Lippen, als sie Tyler von sich schob, solange sie noch die Kraft dazu fand.
„Wir dürfen das nicht Tyler“, sagte sie leise.
Er wirkte verärgert und frustriert, doch sie trat einen Schritt zurück.
„Ich kann das nicht.“ Mit zitternden Fingern schob sie sich das Shirt wieder über die Schulter. Bei Tyler fehlte ihr einfach jegliche Selbstbeherrschung.
Er bemerkte wie ihre Finger zitterten, als sie dich das Shirt wieder zurechtrückte. Er wollte sie am liebsten gleich wieder in die Arme ziehen und dort weitermachen, wo sie gerade aufgehört hatten, aber er erkannte auch das Alexia dies nicht zulassen würde.
Sie hatte wieder ihre leicht verkrampfte Haltung angenommen und schaute sich langsam um. Erst da wurde ihm richtig bewusst, dass sie ja noch immer im Flur standen.
„Ich weiß zwar nicht warum wir das angeblich nicht dürfen, aber lass mich dir jetzt erst mal das Haus zeigen“, meinte Tyler und lief an ihr vorbei.
Tyler zeigte ihr das ganze Haus und erklärte hier und da ein wenig. Er hatte auch gesagt wieso sie beide hier wohnen würde, auch wenn sie es nicht richtig verstand. Tyler und Sara sollten Abstand halten, bevor sie heiraten würden.
Sie verstand Tyler gar nicht mehr. Wieso begehrte er sie, wenn er doch Sara heiraten würde? Wieso musste sie mit ihm das Haus teilen und nicht Sara, seine zukünftige Frau. Aber den Mut ihn das zu fragen, hatte sie aber auch nicht.
Nachdem Tyler ihr das ganze Haus gezeigt hatte, verabschiedete er sich von ihr. Er müsse noch etwas erledigen, aber Sara wäre schon bald wieder hier, damit sie nicht alleine ist.
Alexia war dies nur recht. Sie wollte jetzt nur noch alleine sein. Sie musste nachdenken, versuchen ihren Gedanken wieder in Ordnung zu bringen und sie musste versuchen, das Verlangen was Tyler in ihr geweckt hatte, zu verdrängen. Sie sollte am besten daran denken dass er bald ein verheirateter Mann ist und sie selbst gesehen hatte, dass er Sara liebte.
Doch sie verstand nichts mehr. Er liebte anscheinend Sara und sie ihn ja auch, trotzdem waren sie anscheinend beide nicht Glücklich darüber dass sie heiraten mussten.
Am liebsten würden sie mit Sara den Platz tauschen, dachte sie und hielt sich erschrocken die Hand vor dem Mund. Hatte sie das gerade wirklich gedacht? Wie kam sie denn nur auf so einen Gedanken.
Sie schob es darauf dass einfach zu viel in der letzten Tagen passiert war. Sie musste sich unbedingt Sammeln, musste sich über ihrer Gefühle in Klaren werden und musste diese verdrängen.

Tyler musste einfach mal raus. Er verstand immer noch nicht wieso Alexia ihn immer wieder zurückwies.
Dann war da noch die Sache mit dem Heiraten. Seine Eltern wollten dass er sich endlich eine Frau nahm und wie jeder andere Awi, seinen Platz in der Gesellschaft einnahm.
Als hätten sie momentan nichts Besseres zu tun. Aber er konnte seine Eltern ja auch verstehen. Sie wollten nun mal wie alle Eltern eigentlich, das auch aus ihm ein ehrenwürdiger Bürger wurde.
Hier war sein Zuhause, hier war er aufgewachsen, doch irgendwie wollte er nie hier sein. Er liebte zwar sein Zuhause und auch seine Eltern, aber dennoch fehlte ihm jetzt schon die normale Welt, wie er es immer sagte.
Seit er Alexia hinterher gereist war, war er nie lange an einem Ort geblieben, bis auf Frek. Dort hatte sie es doch glatte fünf Monate ausgehalten.
Er hatte versucht sie jeden Tag zu sehen und irgendwie mochte er sie nun von Tag zu Tag mehr. Als seine Eltern ihm das mit dem Heiraten gesagt hatten, war sein erster Gedanke Alexia gewesen und dies durfte nicht sein.
Auch wenn ihn der Gedanken, Alexia zu seiner Frau zu machen und sie dadurch jeden Tag bei sich zu haben, sehr reizte, war er kein Mann für eine Familie.
Er konnte sich nicht als Familienmensch sehen, als einer der jeden Tag seiner Arbeit nachging, abends nach Hause zu seiner Frau und seinen Kindern kam. Das war nicht er.
Kinder, jetzt dachte er schon daran Kinder zu haben. Daran waren nur seine Eltern schuld, weil sie mit dem Thema etwas angeschnitten hatten, was ihm ganz und gar nicht passte.
Er musste erst einmal über das hier und jetzt sich in klaren werden und leider spielte dabei Alexia eine sehr große Rolle, auch wenn er noch nicht genau wusste was für eine.
Dass Alexia irgendwas vor ihm verheimlichte, das spürte er, aber er wusste einfach nicht was. Dann war da noch die Sache mit den Wandlern, die ihn immer noch beschäftigte und wo er einfach keine logische Erklärung finden konnte. Er wollte sich das naheliegende einfach nicht eingestehen, dass das Alexia wirklich über die seltene Gabe hatte, alle Gewalten zu beherrschen.
„Ich kann es immer noch nicht fassen dass sie das von uns verlangen“, hörte er mit einmal die Stimme von Sara. Er hatte gar nicht mitbekommen das er am Haus seiner Eltern vorbeigelaufen war, gerade als Sara hinauskam.
„Du kennst sie doch“, meinte er resigniert.
„Ja aber das können die nicht machen. Uns einfach verheiraten zu wollen, das geht doch gar nicht. Stört dich das denn gar nicht?“ fragte Sara und lief neben ihn her.
„Natürlich stört mich das auch, aber ich kann sie halt auch verstehen, weißt du.“
„Ach ja?“
„Ja. Mensch Sara sie wollen uns doch nichts Böses.“
„Nichts Böses? Tyler, hast du ihnen nicht zugehört?“ fragte sie verwundert. Er konnte sie ja verstehen. Auch ihn passte es nicht was seine Eltern vorhatten.
„Hast du es ihnen gesagt?“
„Was?“
„Das du nicht heiraten möchtest, Sara.“
„Das hätte doch keinen Zweck. Sie sind von der Idee geradezu besessen.“
„Und was willst du jetzt machen?“
„Eigentlich wollte ich dich fragen was du jetzt vor hast. Wieso gehen wir nicht einfach wieder?“
„Du weißt genau dass wir das jetzt nicht können. Alle werden zurückgerufen.“
„Aber ich halte es hier nicht aus Ty.“
„Mensch Sara ich kann dich wirklich gut verstehen, glaub mir“, meinte Tyler und nahm sie leicht in die Arme. Sie waren mittlerweile wieder am Haus angekommen und er konnte Alexia auf der Veranda stehen sehen.
Sie wirkte irgendwie verlassen und richtig fehl am Platz. Dies war nicht ihre Welt, dies war nicht ihr Zuhause. Aber hatte sie eigentlich eins? Sie war so oft umgezogen das er eigentlich dachte dass sie sich auch hier leicht zu Recht finden würde.
Sollte er sich dabei vielleicht geirrt haben. Er mochte sie, ja sogar sehr. Und er verstand nicht wieso sie ihn abwies.
Als sie näher an die Veranda kamen ging sie rein. Anscheinend wollte sie immer noch alleine sein. Er konnte es ihr auch nicht verübeln, er wäre jetzt auch viel lieber alleine damit er in Ruhe nachdenken konnte.
„Was geht zwischen euch beiden vor Ty?“ fragte Sara und unterbrach somit seine Gedanken.
„Was meinst du damit?“
„Na zwischen dir und Alexia. Ich bekomme das doch mit wie du sie ansiehst.“
„Da ist nichts“, gab er leicht gereizt zurück. Er wollte nicht mir ihr darüber reden, er wollte am besten gar nicht darüber reden.
Aber immer wenn er Alexia sah konnte er an nichts anderes als an ihre Küsse denken, daran wie sie sich in seine Arme geschmiegt hatte, wie sie seine Küsse erwiderte und daran, wie sie ihn abwies.
„Ach komm schon. Ich bin doch nicht Blind Ty. Du magst sie, gib es zu“, meinte Sara nun leicht schmunzelnd.
„Findest du es etwa lustig?“, fragte Tyler mit hochgezogenen Augenbraun.
„Na klar doch. Es sieht so aus als würde sie sich nicht von deinem Charme einwickeln lassen. Das ist dir auch noch nicht passiert, oder Ty?“
„Das geht dich nichts an“, meinte er und musste Sara irgendwie recht geben. Bis jetzt hatte er immer die Frau bekommen, die er gerade haben wollte. Aber bei Alexia war es anders.
Als sie sich das erste Mal geküsst und gestreichelt hatten und als sie ihn dann zurückgewiesen hatte, meinte sie das könne sie Sara nicht antun.
Er wusste immer noch nicht wie er damit umgehen sollte und wie er sich nun weiterhin verhalten sollte, wenn er in Alexia`s Nähe war. Denn allein nur zu wissen das sie hier war, hier bei ihm, mit ihm im selben Haus, die Nacht alleine, erregte ihn ungemein.
Sara ging voraus und Tyler blieb auf der Veranda stehen und versuchte sich zu fassen, ehe er den beiden langsam ins Haus folgte.

Impressum

Texte: Rechte liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 16.04.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /