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Kapitel 1




Warum, fragte sich Kim zum wiederholten Male. Sie schaute aus dem Fenster, konnte das weite staubige Land unter ihr sehen. Vor vielen Jahren war sie diesen Weg das letzte Mal gegangen, allerdings in die andere Richtung. Sie schaute auf ihre Hände wo sie immer noch den Brief vom Anwalt ihres Vaters lag. Man teilte ihr mit, dass er vor einigen Wochen seiner Krankheit erlegen war und sie nun die Alleinerbin war.
Nun war sie auf dem Weg nach Hause. Nach Hause. Kim erschauerte bei den Gedanken. Es ist nicht ihr zu Hause, und war es auch nie. Als sie vor fast 5 Jahren diesen Weg flog, war sie noch voller Hoffnungen, endlich Ihren Vater zu treffen. Das sich all ihre Fragen beantworten würden. Aber sie kehrte nach nur 2 Tagen wieder zurück, mit nichts weiten im Gepäck als noch mehr Fragen. Fragen, auf die sie keine Antworten bekommen hatte.

Nun war sie auf dem Weg zur Old Spei, einer Pferderanch im Australischen Out back. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, warum ihr leiblicher Vater ihr die Farm hinterlassen hatte. Soweit sie wusste war sie zwar sein einziges Kind, aber bis auf das eine Mal wo sie bei ihm war, hatte er sie nie gesehen, nie mit ihr gesprochen, nie den Kontakt gesucht. Eigentlich war es eher ein Zufall dass sie von ihm erfahren hatte.
Ihre Mutter starb vor 5 Jahren und als sie das Haus aufgeben musste, fand sie zahlreiche Tagebücher, die über Harry O´Brain erzählten. Über den Mann, der ihrer Mutter das Herz gestohlen hat und es sie dann zurückgewiesen hatte. Sie konnte ihre Mutter nicht mehr fragen was damals vorgefallen war, deswegen war sie zu Ihren Vater geflogen, aber auch er wollte nicht darüber reden, ja wollte noch nicht einmal mit ihr reden. Sie hatte es am folgenden Tag noch einmal versucht, aber da wurde sie gleich im Vorfeld abgefangen und man teilte ihr mit das sie hier nicht mehr willkommen sei.
Deswegen konnte sie sich auch nicht erklären warum ihr Vater ihr nun die Ranch hinterlassen hatte. Wollte er vielleicht seine Schuld begleichen? Wollte er es als eine Art wiedergutmachen abtun? Kim wusste es nicht. Sie hatte ein paar Tage gebraucht ehe sie sich dazu durchringen konnte einen Flug zu buchen.

Das ungewisse, was nun werden wird, ärgerte sie. Sonst hatte Kim ihr Leben immer selbst in der Hand und konnte Arbeiten wann und wo sie wollte. Sie war ihr eigener Chef. Seit ihren Abschluss in Betriebswirtschaft arbeitete sie nun schon als Autorin von Kinderbüchern. Deswegen konnte sie auch zwei Tage später schon abfliegen. Nun sitzt sie in dem kleinen Flugzeug und schaute aus dem Fenster. Man konnte immer noch nicht mehr sehen. Überall nur staubiges Land. Vereinzelt konnte man Zäune sehen. Da sie nicht sehr hoch flogen konnte man sogar die Tiere gut erkennen.
„Wann sind wir denn da?“ fragte sie den Piloten.
„Ca. 20 Minuten und wir können Landen.“ Weiter beachtete Kim den Piloten nicht. Sie hasste es zu fliegen. Sie mochte das Gefühl nicht, von einer Maschine umschlossen zu sein, darauf zu hoffen, dass sie nicht abstürzten. Sie lehnte sich in ihren Sitz zurück und schloss kurz die Augen.

„Miss, wir sind da“, hörte Kim den Piloten sagen. Sie muss eingeschlafen sein denn als sie nun die Augen wieder öffnete, waren sie nicht mehr in der Luft. Sie schaute raus und erkannte das kleine Gebäude am Rande des Rollplatzes. Hier hatte sich nicht verändert. Schon als sie das erste Mal hier war hatte sie das Gefühl in der Pampa zu sein. Die Zeit hatte hier eine andere Bedeutung. Hier waren die Leute die Ruhe selbst. Sie ließen sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen. Eigentlich genau wie ich, dachte Kim und verließ das Flugzeug. Der Pilot brachte ihren kleinen Koffer zum Gebäude und verabschiedete sich mit einem kurzen Gruß von ihr und verschwand wieder zu seiner Maschine.
Kim hatte sich nicht angemeldet auf der Ranch, so dass sie sich im Flughafengebäude ein Taxi bestellte. Auf dieses musste sie dann allerdings fast eine Stunde warten.
„Tut mir leid hat ein wenig gedauert,“ entschuldigte sich der Mann. Er war braun gebräunt und recht klein und machte auf Kim den Eindruck eines unreifen Teenies.
„Dürfen Sie denn schon fahren?“ fragte Kim vorsichtshalber.
„Klar Miss. Sonst hätte ich Sie ja nicht hier abgeholt. Wo soll die Reise denn hingehen?“ frech grinsend packte der Mann sich ihren Koffer und verstaute ihn im Kofferraum.
„Zum Autohaus Rains bitte.“ Sie hatte sich schon das letzte Mal von dort einen Wagen leihen können und hoffte dass dies auch diesmal ging. Als sie eingestiegen war setzte der Wagen sich ruckartig in Bewegung.

Nach zwei Stunden war sie auf den Weg zur Old Spei. Sie hatte sich den Wagen für die nächsten Tage gemietet und genoss es nun über die staubige Straße zu Fahren. Von der Stadt zur Ranch brauchte sie fast eine halbe Stunde. Eigentlich bekam man nur mit das man sich nun auf der Ranch befindet weil neben der Straße nun Zäune standen. Kim runzelte sie Stirn. Das letzte Mal standen auf den Weiden überall Pferde aber nun konnte sie kein einziges sehen. Nach ein paar Minuten konnte sie die ersten Gebäude erkennen. Sie wusste von ihrem ersten Besuch her dass es die Baracken der Rancharbeiter waren. Dahinter erstreckten sich zwei lange Ställe die die Form eines „U“s hatten. In der Mitte waren jeweils zu den einzelnen Boxen Ausläufe für die Pferde angebaut worden. Etwas weiter hinten Stand das große Haupthaus. Seit ihren letzten kurzen Besuch musste hier einiges verändert worden sein, denn sie erkannte so gut wie nichts wieder. Allerdings hatte sie damals auch eher auf den älteren Mann auf der Veranda geachtet, als auf die Gebäude. Die Farbe des Haupthauses war nicht mehr so gut zu erkennen, aber Kim konnte sich denken dass es einst mal ein schönes mattes gelb gewesen sein muss.
Sie parkte den Wagen vor dem Haus und schaute sich noch einmal um. Sie konnte allerdings niemanden sehen. Aber das wunderte sie nicht, da sie ja ihren Besuch auch nicht angekündigt hatte. Langsam stieg sie aus und holte von der Beifahrerseite ihre Sonnenbrille heraus. Gerade als sie die Tür ihres Wagens zugemacht hatte, hörte sie das Bellen. Verwirrend schaute sie sich um und erkannte das zwei große Schäferhunde auf sie zugestürm kamen. Kim blieb wie versteinert stehen. Sie hatte zwar keine Angst vor Hunden, aber diese beiden sahen nicht gerade so freundlich aus. Eher ein wenig verwildert wie ihr schien. Genauso schnell wie sie angerannt kamen hörte sie auch die Stimme.
„Sandie, Annie hierher“, aber es war zu spät. Einer der Hunde sprang an ihr hoch und Kim verlor das Gleichgewicht und stürzte nach hinten um. Sie landete auf den Boden und gleich waren beide Hunde direkt neben ihr. Sie hatte ihre Arme schützend vor die Augen gehalten, da nun auch ihre Sonnenbrille runtergefallen war und sie direkt in die Sonne schaute.
„Sitz.“ Kim blinzelte. Die Hunde hatten sich zurückgezogen. „Es tut mir leid wenn die beiden Sie erschreckt haben.“ Langsam schaute Kim auf und ihr stockte der Atem. Vor ihr stand der attraktivste Mann den sie je gesehen hatte. Er hatte eine verwaschene Jeans und Stiefel an, ebenso wie ein kurzes T-Shirt, was seine muskulösen Oberarme zur Vorschein brachten, an. Langsam schaute Kim weiter hinauf und schaute direkt in zwei tiefbraune Augen, die sie belustigt anfunkelten. Sein dichtes kurzes hellbraunes Haar hatte er sich aus der Stirn gewischt als er seinen Hut wieder aufsetze.
„Kommen Sie ich helfe Ihnen wieder hoch“. Der Mann beugte sich zu ihr hinunter und half ihr wieder auf die Beine.
„Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Haben Sie sich verfahren?“ Kim schaute zu dem Mann hoch.
„Sie könnten mir sagen wer Sie sind“, sagte sie und schaute ihm in die Augen.
„Mein Name ist Marc Treib und wer sind Sie?“
„Kim Forrest, ich hin hier weil…“, weiter kam sie nicht.

Kapitel 2




„Sie sind Harrys Tochter,“ stellte Marc erschrocken fest. Er hatte nicht damit gerechnet sie hier je zu sehen. Noch dazu so schnell. Er schaute zu Kim rüber. Er war ein paar Schritte rückwärtsgegangen und schaute sie nun verblüfft an. Harry hatte oft über seine Tochter geredet, sie er leider nur einmal in seinem Leben hatte sehen können. Er hatte sie immer als schöne junge Frau beschrieben, aber das traf nicht zu. Kim war nicht nur schön, sie war atemberaubend schön. Sie hatte langes blondes Haar, war ihr in welligen Linien über den Rücken strich. Eine hellblaue Bluse spannte sich vor ihren vollen Brüsten und die kurze braune Shorts die Sie trug brachte lange schlanke Beine zum Vorschein. Aber an faszinierendsten fand er ihre grünen Augen. Sie hatten einen so vertrauensvollen Blick an sich das dachte er würde darin ertrinken. Als er sie vorhin hat aus dem Auto steigen sehen konnte er von seinen Platz aus auch ihren zarten runden Po begutachtet und sie hatte ihm sofort gefallen. Und nun stellte sich heraus dass es Harrys Tochter war. Na großartig, dachte Marc, ich bin scharf auf die Tochter von dem Mann, der für mich fast wie ein Vater war.
„Ich habe nicht mit Ihnen gerechnet Miss Forrest“, stellte Marc brüsk fest. Eigentlich hatte er gedacht das Sie nie wieder her kommen würde. Er erinnert sich noch gut an die Umstände ihres letzten Besuches.
„Ich habe mich auch nicht angemeldet. Ich dachte einfach das ich mal so vorbeischaue.“
„Ach das dachten Sie also“. Kim konnte sich nicht vorstellen warum Marc mit einmal eine eigenartige Laune hatte. Wusste er vielleicht nicht dass Sie die Ranch ihres Vaters geerbt hatte?
„Hören Sie Mr. Treib, ich bin Ihnen keinen Rechenschaften Schuldig warum ich mich auf meinem Land aufhalten,“ sie betonte die letzten Silben extra langsam.
„Da haben Sie allerdings Recht.“ Marc beobachtet wie seine beiden Hunde die Frau ganz genau beobachteten. Sie hatten wahrscheinlich mitbekommen das sich die Menschen in einem schärferen Ton unterhalten als zuvor. Dennoch achtete er nicht weiter auf sie. Er schaute Kim geradewegs in die Augen. Er konnte Ihre Entschlossenheit darin erkennen, aber er konnte auch noch etwas anderes sehen.
„Sie haben die gleichen Augen wie Ihr Vater Miss Forrest“, stellte er fest. Er sah wie sie erschrocken die Luft anhielt.
„Sie kannten Harry?“
Marc konnte Sie kaum verstehen, ihre Stimme war nur noch ein Geflüster. „Natürlich kannte ich Ihren Vater. Ich arbeite immerhin schon seit fast 10 Jahren hier.“
„Nennen Sie ihn nicht meinen Vater.“ Kim schaute ihn mit einer Entschlossenheit an, das es nun Marc war, der ein wenig verwundert schaute. „Und nun entschuldigen Sie mich bitte, ich möchte mich ein wenig frisch machen und mich ausruhen.“ Sie drehte sich um und ging in Richtung Haus. Vor der Haustür blieb Sie allerdings stehen. Irgendwie konnte Sie sich nicht dazu durchringen hineinzugehen. Was würde Sie drinnen erwarten? Damals war sie nicht im Haus, deswegen kannte sie sich auch nicht wirklich hier aus. Ob Sie Marc bitten konnte ihr alles zu zeigen? Nein, entschied sie. Entschlossen drückte Sie die Klinke hinunter und die Tür ging langsam auf.

Sie fühle sich mit einmal in einer anderen Welt. Das hatte sie nicht erwartet. Von außen machte das Haus einen leicht schäbigen Eindruck, allerdings war davon hier drinnen nichts mehr zu erahnen. Sie betrat eine großen Vorraum von denen jeweils weitere Zimmer abgingen. Irgendwie fühlte sie sich hier fehl am Platz. Es kam ihr nicht richtig vor, nun dieses Haus zu betreten. Irgendwie hatte sie das Gefühl als…
„Soll ich Ihnen das Haus zeigen?“ Marc lehnte lässig am Türrahmen und schaute Kim an.
„Ich…“, wie sollte Sie diesem Mann sagen das sie sich hier wie ein Eindringling vorkam?
„Kommen Sie. Soweit ich weiß waren Sie bei Ihrem letzten Besuch ja gar nicht im Haus. Ihr Vater und Sie hatten sich ja draußen auf der Veranda unterhalten. Ich werde Ihnen jetzt erst mal das Haus zeigen und dann können Sie mir sagen, warum Sie hier sind.“ Mit diesen Worten stieß er sich vom Holzrahmen der Tür ab und ging an ihr vorbei. Marc zeigte ihr jeden Raum im Haus. Angefangen beim großen Wohnzimmer was einen sehr gemütlichen Eindruck machte. In der Mitte des Raumes stand ein großes altes Ledersofa was schon mal bessere Tage gehabt haben muss. An den Wänden hingen überall Bilder der Pferde, Kim dachte sich das es wahrscheinlich die von Harry waren. Sie wusste nicht viel über die Ranch. Sie hatte sich damals nur im Internet ein wenig belesen und wusste dass die Ranch eine Art Auffangstation für Pferde war. Hier wurden kranke Tiere gepflegt. Aber nicht nur das, es wurden auch Pferde gezüchtet. So weit wie sie herausgefunden hat, auch ziemlich gut.
Marc führte Sie weiter und zeigte Ihr die große geräumige Küche. Er erklärte ihr dass die Rancharbeiter die momentan auf der Ranch arbeiteten, jeden Tag her kamen und von Mrs. Bleus Frühstück und Abendessen serviert bekamen. Sie sei momentan in der Stadt einkaufen und würde erst in ein paar Stunden wiederkommen, meinte Marc.
Als nächstes zeigte er Ihr die obere Etage. Dort waren drei große Schlafzimmer und ein sehr luxuriös ausgestattetes Badezimmer. Überall an den Wänden konnte sie die Bilder von Pferden erkennen.
Kim war nur froh dass sie nun wieder nach unten gingen. Das große Himmelbett im hinteren Bereich des Hauses hatte ihrer Fantasie einen großen Streich gespielt. Sie konnte sich sehr gut ausmalen wie sie sich mit Marc zwischen den kühlen Lacken wälzen würde, ihre Körper schweißgebadet, lustvoll Stöhnend und eng umschlungen. Ihr erschauerte es bei der Vorstellung, aber nicht weil ihr Kalt war. Nein, sie hatte nur seit Monaten, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, seit Jahren eigentlich keine Gedanken mehr in diese Richtung gehabt. Kim versuchte diese Gedanken abzuschütteln.
„Was ist hinter dieser Tür?“ Kim schaute den Flur hinunter auf eine verschlossene Tür. Marc hatte ihr noch nicht gezeigt was dahinter war.
„Da ist das Arbeitszimmer von ihrem Vater drinnen. Allerdings war dort schon seit einiger Zeit niemand mehr drinnen. Denke mal das Sie dort alle Unterlagen finden werden die Sie brauchen. Lassen Sie uns nun in die Küche gehen, ich bin gespannt was sie jetzt vorhaben.“ Marc ging an ihr vorbei und streifte sie zufällig an der Schulter. Sofort schossen ihm wieder Bilder durch den Kopf, die er bereits oben im Schlafzimmer von ihr Hatte. Sie beide zusammen im großen Bett. Schnell verdrängte er die Gedanken. Soweit wollte er es erst gar nicht kommen lassen.
Kim folgte ihm langsam. Sie fragte sich was er damit meinte, als er sagte was sie jetzt vorhaben würde. Was sollte sie denn vorhaben? Sie wusste es ja selbst nicht. Eigentlich war sie nur hergekommen und alles schnell zu regeln. Sie wollte es dem Verwalter überlassen die Ranch profitabel zu verkaufen und nichts mehr damit zu tun haben. Sie hatte ein gutes Leben zu Hause. Von ihren Verkaufte Büchern konnte Sie ihren Lebensunterhalt gut alleine bestreiten, deswegen war sie eigentlich auch nicht am Geld des Verkaufes der Ranch interessiert. Sie liebte ihr Bescheides kleines Häuschen, was sie sich gleich nachdem ihre ersten Bücher sich verkauft hatten, von ihren Ersparnissen geleistet hatte. Aber im Vergleich zu diesem Haus hier würde ihr Häuschen wahrscheinlich zwei Mal reinpassen.
Dennoch hatte sie sich bei Ihrem Verleger für die nächsten zwei Wochen erst einmal abgemeldet somit sie Zeit hatte sich von der Ranch ein genaues Bild zu machen. Sie wollte wissen wie viele Pferde momentan hier waren und was sie wohl bei einem Verkauf einbringen würden. Dennoch machte sich in ihr ein komisches Gefühl breit, Marc danach zu fragen. Was würde er wohl denken?

„Kaffee?“ fragte Marc. Als Kim nickte holte er zwei Tassen aus dem oberen Regalfach und goss den Kaffee ein. Milch und Zucker standen schon auf der Anrichte.
„Also, nun verraten Sie mir doch bitte was Sie nun vorhaben“, er setzte sich auf einen der Stühle und schaute Kim an. Die hatte wirklich ein sehr schönes Gesicht. Ihr blondes Haar fiel ihr leicht über die Schultern als sie sich die Milch nahm. Marc machte sich auf das schlimmste gefasst. Dass Kim Forrest nun hier war konnte nichts Gutes heißen.
„Was sollte ich denn vorhaben Mr. Treib?“ Kim setzte sich auf den Stuhl der am weitesten von ihm entfernt war. Sie wollte nicht unnötig nahe bei diesem Mann sitzen.
„Na Sie kommen doch nicht ohne Grund den langen Weg von was weiß ich hier her nur um sich mal umzuschauen und zu fragen wie das Wetter so ist.“
„Wie das Wetter so ist?“
„Sagen Sie einfach was sie wollen.“
Kim schaute Marc nicht an als Sie sprach, irgendwie wollte Sie seinen Blick nicht sehen, wenn sie ihm erörtern würde was sie mit der Ranch vorhabe.
„Nachdem ich das Schreiben von Harrys Anwalt bekommen habe in dem er mir mitteile dass ich die Erbin bin, wusste ich dass ich hier her kommen müsse. Ich möchte mir ein Bild von allem machen und dann Entscheiden was ich tun werde. Aber ich möchte auch ehrlich zu Ihnen sein, ich spiele sehr wohl mit dem Gedanken das alles hier zu verkaufen. Ich bin nicht für das Leben auf einer Ranch und ich habe davon auch ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung. Deswegen ist es für mich das Beste zu Verkaufen.“
„Verkaufen?“ rief Marc erbost. Er hatte zwar schon damit gerechtet, aber es jetzt aus Ihrem Mund zu hören war doch ein Schock für ihn. „Sie können doch die Ranch ihres Vaters nicht verkaufen. Harry hat sein ganzes Leben hier verbracht. Er liebte diese Ranch.“
„Was geht es mich an was dieser Mann geliebt hat und was nicht? Meine Mutter hatte er nicht geliebt! Er hat sie verlassen als er erfahren hat das sie schwanger mit mir ist. Was für ein Grund habe ich also diese Ranch fortzuführen? Ich gehöre nicht hier her und ich werde hier auch nicht länger als nötig bleiben.“ Kim schaute Marc entschlossen an. Sie konnte sich nicht erklären warum sie gerade so aufgebracht reagiert. Das ganze hatte sich ganz schön mitgenommen, zu hören dass Ihr Vater eine Ranch mehr geliebt hat als ihre Mutter.
„Natürlich hat dein Vater dich geliebt Kim. Genauso wie er Sara geliebt hat.“ Die beiden drehten sich erschrocken zur Küchentür um.

Mrs. Bleus stand in der Tür und schaute sich Kim genau an. Sie hatte gleich gesehen dass sie Harrys Tochter war. Kein Mensch bei Verstand könnte das übersehen.
„Kim, das ist Mrs. Bleus. Sie ist die gute Seele in diesem Haus und wahrscheinlich schon seit der Steinzeit hier“, Marc grinste die Haushälterin an.
„Na na junger Mann! So alt bin ich nun auch wieder nicht.“ Sie reichte Marc die Einkaufstüten und gesellte sich zu Kim. „Es freut mich das du hier bist Kim. Ich habe schon auf dich gewartet.“
„Sie haben auf mich gewartet?“ Kim schaute die grauhaarige Frau an. Sie muss in den 60igern sein, dachte sie sich. Aber woher wusste sie wer sie war? Und wieso kannte Sie den Namen von ihrer Mutter?
„Natürlich meine Liebe. Seit den Tag an, als dein geliebter Vater gestorben ist, habe ich darauf gewartet das du kommen würden, “ Mrs. Bleus schaute liebevoll in Kims Gesicht. „Wusstest du das du die gleichen Augen wie dein Vater hast, Kim?“
Kim war sprachlos. Das gleiche hatte Marc heute auch schon zu ihr gesagt. Das konnte doch nicht sein. Gut sie hatte sich damals nicht genau Harrys Augen angeschaut, also konnte es gut möglich sein, das sie die gleichen Augen wie Harry hatte. Aber das wollte sie nicht! Sie wollte nichts mit diesem Mann zu tun haben. Aber so liebevoll wie Mrs. Bleus sie anschaute, konnte sie Ihr irgendwie nicht sagen das sie es nicht mochte, wenn man Harry als ihren Vater bezeichnete. Für Sie war es nur ein alter mürrischer Mann, der damals ihre Mutter verführt hat und sie dann fallen gelassen hat.
„Komm Kim, ich zeige dir erst mal dein Zimmer. Du musst ja von der langen Reise völlig erschöpft sein.“ Langsam stand sie auf. „Marc du hast doch draußen bestimmt noch einiges zu tun. Wir sehen uns dann nachher beim Abendessen. Sag denn Männern Bescheid das sie sich benehmen sollen heute.“ Damit drehte sie sich um und verließ den Raum. Kim schaute ihr verdutzt hinterher.
„Wir unterhalten und später weiter Miss Forrest“, sagte Marc und wie er es ausgesprochen hatte klang es fast ein wenig angsteinflößend. Lässig setzte er sich einen Hut wieder auf und verließ durch die Hintertür der Küche das Haus. Kim folgte langsam der Haushälterin.

Kapitel 3




„Und sie will wirklich verkaufen?“, fragte Dean.
Marc brummte etwas Unverständliches. Seit er das Haus verlassen hatte, konnte er nicht aufhören darüber nachzudenken was Kim gesagt hatte. Sie wolle all das hier verkaufen. Das konnte sie doch nicht einfach so machen. Die Old Spei war sein zuhause und das schon seit er als neunzehnjähriger vor 10 Jahren zu Harrys Farmhaus gegangen war und behauptet hatte, das er der beste Pferdetrainer weit und breit sei. Harry hatte damals schallend gelacht und nach einem kurzen Moment gemeint wenn er denke dass er so gut sei, solle er es doch beweisen. Und Marc bewies es ihm. Seit jeher arbeitete er Seite an Seite mit Harry und Dean.
Dean war schon lange vor ihm hier gewesen und kümmert sich um alles was auf der Ranch so anfällt. Er ist ein herzensguter älterer Mann der ebenso wie Harry viel auf die Ranch hielt.
„Ich kann einfach nicht glauben dass Sie das vorhat!“ Marc holte mit dem Hammer zum Schlag aus und versenkte den Nagel im Brett. Er war mit Dean zu den hinteren Weiden gefahren um dort die Zäune auszubessern, damit die Pferde bald wieder raus konnten.
„Sie wird sich bestimmt gewundert haben dass der alte Harry ihr ein Erbe hinterlassen hat.“
„Gib mir mal die Nägel“, meinte Marc. „Dass sie sich gewundert hat denke ich auch, aber das gibt ihr doch nicht das Recht hier alles zu Verkaufen. Harry hätte das nie gewollt.“
„Aber es liegt in ihrer Hand was sie nun macht!“
„Hat er dir denn verraten warum er sie als Erbin eingesetzt hat? Du hörst dich so rätselhaft heute an.“ Marc konzentrierte sich weiter auf das reparieren der Zäune.
„Nein er hat es mir nicht gesagt, aber er sagte immer dass er sein kleines Mädchen vermisst. Er hatte sie nur einmal gesehen in seinem Leben und das war sie vor 5 Jahren hier war. Aber Sahra hat ihm jedes Jahr ein Bild von seiner Tochter geschickt und immer einen Brief dazu in dem Stand das er sie nie haben wird.“
„Wie meinst du das?“ Marc hatte aufgehört die Nägel in die Bretter zu schlagen. War Dean da erzählte hörte er zum ersten Mal.
„Harry wollte damals sein Kind bei sich haben als Sahra ihm sagte sie sei Schwanger. Er wollte Sie Heiraten. Aber sie ist schon kurze Zeit später gegangen. Harry hat es sich nie verziehen. Er hatte noch ein paar Monate nach ihr suchen lassen, sie aber nicht gefunden. Er dachte er würde sein Kind nie sehen. Jedes Jahr kamen dann diese Briefe, sie waren immer an anderen Orten abgestempelt und immer waren ein Foto und eine kurze Nachricht drinnen. Harry hatte sie mir einmal gezeigt und jedes Jahr hat er gewartet das wieder ein Brief kam.“
„Die Briefe kamen immer von Kims Mutter?“
„Ja. Aber vor 6 Jahren kam der letzte Brief, soweit ich weiß. Kurze Zeit später war Kim hier auf der Ranch bei ihren Vater.“
„Also weiß nicht nichts von den Briefen.“
„Nein das denke ich nicht. Nachdem die kleine wieder weg war, kamen keine Briefe mehr an. Du erinnerst dich doch noch daran als Kim hier war, oder?“
„Ich war zu der Zeit auf einer Auktion.“ Marc setze sich auf die Ladeluke des Pick-Up. Gedankenverloren schaute er in die Ferne. Briefe. Ob Harry sie aufbewahrt hatte? Er selbst wusste nichts davon. Er war ungefähr eine Woche nachdem die kleine Miss Forrest hier auf der Ranch war wiedergekommen und Harry hatte nur schleppend von der Begegnung erzählt.
„Es war zu der Zeit als Harry die schlimmen Anfälle hatte. Er war deswegen immer gereizt und hat es die anderen auch spüren lassen.“ Daran konnte Marc sich noch gut erinnern. Fast wäre damals auch Mrs. Bleus gegangen, weil sie die Launen ihres Arbeitsgebers nicht mehr ertragen konnte. Damals war Marc froh darüber dass er mal für ein paar Wochen weg konnte.
„Wieso ist Kim wieder gegangen?“, erwartungsvoll schaute Marc zu Dean hinüber, der sich in der Zwischenzeit an den Zaun gelehnt hatte.
„Harry hatte sie ziemlich schlecht behandelt. Man konnte auch sagen das Miss Forrest einfach zur falschen Zeit hier war. Harry war an den Morgen ziemlich schlecht gelaunt gewesen. Er konnte seine Umgebung nicht wirklich mehr wahrnehmen. Du weißt selbst dass es mit der Zeit noch schlimmer wurde. Aber an den Tag war es anders. Ich weiß aber nicht warum.“ Dean redete nie gerne über Harry. Nachdem seine Demenz immer mehr zugenommen hatte, konnte Harry fast niemanden mehr am Ende erkennen. Wenn er mal einen klaren Gedanken hatte, fragte er immer nach Kim und was sein kleiner Engel gerade machen würde.
Marc fragte sich mit einmal ob Kim überhaupt wusste was mit ihren Vater war. Wusste sie dass er an Demenz leitete? Oder hatte vielleicht gar keine Ahnung davon? Das konnte auch erklären warum sie so schlecht zu sprechen war auf diesen Mann.
Danach schwieg Dean und Marc und machten sich wieder an die Arbeit. So zog der Tag sich langsam hin und als es anfing zu dämmern, machten sie sich auf den Weg zum Haupthaus.

Nachdem Kim in ihren Zimmer war, versuchte sie wieder einen klaren Gedanken zu bekommen. Sie wusste immer noch nicht wieso die Haushälterin meinte dass ihr Vater sie geliebt habe, genauso wie Ihre Mutter. Sie hatte aber auch nicht den Mut aufgebracht, die Frau dach nach zu fragen. Ebenso wollte sie Marc nicht fragen.
Marc. Ihre Gedanken kehrten wieder zu ihrer ersten Begegnung vor dem Haus. Bevor er ihren Namen erfahren hatte, hätte sie schwören können das so was wie Interesse, wenn nicht sogar Begehren in seinen Augen gesehen zu haben. Aber dieser Ausdruck verschwand, sobald er wusste wer sie war. Kim konnte nicht leugnen, dass ihr das einen Stich verpasst hatte.
Aber nun war sie hier. Auf der Old Spei. Sie wühlte in Ihrer Tasche nach dem Brief vom Anwalt und lass ihn sich erneut durch.

Liebe Miss Kim Forrest,
mit großen Bedauern müssen wir Sie darüber Informieren, das Ihr Vater Harry O´Brain letzten Donnerstag im Alter von 67 Jahren seiner langen Krankheit erlegen ist.



Kim fragte sich immer noch was dies für eine Krankheit war und sie nahm sich vor, Mrs. Bleus danach zu fragen. Sie wusste nichts davon. Bei ihrem Besuch vor fünf Jahren hatte sich nichts davon mitbekommen. Aber vielleicht war er da ja auch noch nicht Krank.

Mr. O`Brain hat vor vielen Jahren ein Testament verfasst und dieses anscheinend nicht mehr geändert. Wir haben Nachforschungen angestellt und konnten kein neueres Testament finden. In seinem Testament wurden Sie als Alleinerbin seiner Ranch Old Spei genannt.
Auch wenn es Ihnen schwer fallen sollte dies zu glauben, da wir wissen das Sie mit Mr. O`Brain nicht viel zu tun hatten, möchten wir Sie dennoch darum bitten, sich mit uns in Verbindung zu setzten.
Bis dahin verbleiben wir in stiller Trauer um einen guten Freund und Vater.



Guter Freund und Vater. Vielleicht war er ja ein guter Freund für manche gewesen, aber ein guter Vater war er bestimmt nicht. Sie wusste aus den Büchern Ihrer Mutter dass Ihr Vater sie fallen gelassen hatte, als er die Ranch von seinem Vater, also Ihren Großvater übernommen hatte. Ihre Mutter war da gerade mit ihr Schwanger gewesen.

Sie hatte sich mit den Anwälten in Verbindung gesetzt und sich auch mit Ihnen getroffen. Deswegen war sie nun hier. Sie wollte entscheiden was sie nun tun würde. Da einfachste wäre wirklich einfach alles zu verkaufen und wieder zu ihrem alten Leben zurückzukehren. Wäre da nur die diese eine kleine Klausel im Testament.

Harry hatte veranlasst dass die Ranch erst ein Jahr nach Antritt des Erbes verkauft werden dürfte. Und sollte Kim im diesem Jahr nicht mindestens ein Drittel der Zeit auf der Ranch verbringen, würde der ganze erlös an den Staat gehen. Ein dreiviertel Jahr auf einer Ranch zu verbringen entsprach nicht den Vorstellungen von Kim. Sie war zwar an das Leben auf den Land gewohnt, aber es war doch etwas anderes auf einer Ranch zu sein.
Eigentlich wollte Kim die Ranch gleich verkaufen und den Erlös einer Pflegeeinrichtung wo sie selbst als freiwellige Helferin arbeitet, zukommen zu lassen. In der Pflegeeinrichtung wurden Menschen mit Alzheimer betreut, aber es gab auch einen angrenzenden Kindergarten, damit Jung und Alt zusammen sein konnten. Kim fand dieses Konzept einfach nur Super. Sie konnte regelrecht miterleben, wie die älteren Menschen aufblühten, wenn es zum gemeinsamen Frühstück mit den Kindern ging, oder bei einem gemeinsamen Spaziergang im angrenzenden Park.
Wenn sie dies verwirklichen wollte, dann musste sei eine dreiviertel Jahr hier leben. Kim konnte sich noch gut daran erinnern wie geschockt sie auf diese Ankündigung der Anwälte war. Sie hatte versucht dies irgendwie zu übergehen, aber auch Ihre Freundin Tray, die Jura studiert hatte und nun schon zwei Jahre in einer Anwaltskanzlei arbeitet, hatte keine Möglichkeiten gefunden.

Schnell suchte sie Ihr Handy aus der Tasche und wählte Tray`s Nummer. Nach dem zweiten Klingeln nahm sie auch schon ab.
„Kim?“ fragte sie.
„Ja Tray ich bins. Ich wollte dir nur sagen das ich gut angekommen bin.“
„Gott sei Dank. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Ich weiß doch das du das Fliegen hast.“
„Es ist alles gut gelaufen“, meinte Kim.
„Kim was ist los?“
„Nichts Tray, was soll denn los sein?“
„Hör mal ich kenn dich jetzt schon seit fast 6 Jahren, ich weiß wenn bei dir was nicht in Ordnung ist. Also sag es schon.“ Das liebte Kim an Tray. Sie kannten sich wirklich schon 6 Jahre. Tray war immer für sie da gewesen, auch als Ihre Mutter damals plötzlich verstorben ist. Beide kannten sich gut und natürlich merkte Tray das mit ihr etwas nicht stimmte.
„Ach ich weiß doch auch nicht so recht. Die Sache mit der Ranch macht mir zu schaffen. Und dann ist da auch noch Marc, der…“ weiter kam Kim nicht, da sie von Tray unterbrochen wurde.
„Marc? Wer ist denn Marc?“
„Das wollte ich dir gerade sagen. Hör auf mich immer zu unterbrechen.“
„Du kennst mich doch,“ meinte Tray schmunzelnd.
„Oh ja da hast du recht. Also zurück zu Marc. Er ist so was wie der Vorarbeiter der Ranch. Als ich hier ankam habe ich ihn als erstes getroffen nachdem mich die beiden Hunde umgerannt haben.“
„Dich haben Hunde umgerannt?“
„Ja. Hab ich doch gerade gesagt.“
„Wie sieht er denn aus dieser Marc?“ Kim konnte die Neugierde Ihrer Freundin nur allzu gut verstehen.
„Groß, schlank, sehr muskulöser Körper. Kurze Haare, blaue Augen. Reicht das?“
„Also genau dein Typ?“, fragte Tray.
„Du weißt genau dass ich mit Männern nichts mehr am Hut habe“, gab Kim als Antwort.
„Ach komm. Nur wegen des doofen Tims kannst du doch nicht die Nase voll haben von Männern. Es sind nicht alle so wie er. Das weißt du doch. Schau dir doch nur mal Peter an. Der ist auch nicht so einer,“ meinte Tray. Peter war ihr Ehemann mit dem sie nun schon fast ein Jahr zusammen Verheiratet war. Bei der Erinnerung an Tim erschauerte sie. Sie waren vor 4 Jahren zusammen und Kim hatte geglaubt dass Tim sie lieben würde. Aber er hatte sie nur benutzt. Er wollte genauso wie die anderen nur das eine von ihr. Deswegen hatte Kim sich geschworen dass sie nur mit dem Mann schlafen würde, mit dem sie verheiratet ist.
„Ja ich weiß, du hast ja recht.“ Sie fand es einfacher ihrer Freundin nicht zu wiedersprechen. „Du Tray ich ruf dich die Tage wieder an wenn ich mehr weiß, vor allem wenn ich weiß was ich machen will. Ich kann mir nicht vorstellen so lange hier zu leben.“
„Wart es einfach mal ab Kim, du weißt doch, oft kommt es anders als man denkt.“
„Ja ich weiß. Ich melde mich wieder bei dir.“ Und somit legte Kim auf.

Nachdem Kim ausgiebig geduscht hatte und sich umgezogen hatte, machte sie sich auf den Weg nach unten. Schon als sie auf der Treppe war konnte sie das Stimmengewirr hören dass aus der Küche drang. Als sie dann im Türrahmen stehen blieb, erblickte sie als erstes Marc. Er lehnte lässig an den Küchentressen und unterhielt sich mit einem älteren Mann.
„Ah hallo Liebes. Das Essen ist gleich fertig. Setzt sich doch schon“, meinte Mrs. Bleus. Kim strafte die Schultern. Sie wollte nicht dass jemand ihre Unsicherheit mitbekam, vor allem sollte Marc davon nichts mitbekommen.
„Sie müssen Miss Forrest sein“.
„Ja, aber nennen sich mich doch Kim, Sir.“ Sie reichte den älteren Mann die Hand.
„Wenn Sie mich Dean nennen und dass Sir weglassen dann nenn ich Sie Kim. Es freut mich endlich die Tochter von Harry kennenzulernen,“ meinte Dean. „Das hier sind noch Thomas und Frank. Sie Arbeiten auch hier auf der Ranch.“ Dean zeigte auf die beiden Männer neben ihm. Beide schienen noch relative Jung zu sein. Sie reichte beiden die Hand und dann verfolgte sie schweigend das Gespräch was während des Essens am Tisch stattfand. Es ging um die Ranch und darum was heute alles erledigt wurde und was morgen alles gemacht werden musste.
Marc erklärte Ihr auf Ihre Frage hin warum die Pferde nicht draußen seien, dass die Weiden erst wieder repariert werden müssen. An mehreren Stellen in den Zäunen seien die Balken gebrochen und diese müssen sie nun erst einmal ersetzten. Marc und Dean waren heute schon auf der hintern Weide und haben mit der Arbeit angefangen. Thomas war für die Ställe zuständig und Frank machte zusammen mit Marc das Training der Pferde. Dean war so was wie ein Mädchen für alles. Er wurde dort eingesetzt, wo gerade Hilfe benötigt wurde.
Kim verstand sich gleich mit ihm, auch wenn sie sich erst einmal im Hintergrund hielt und den Männern bei ihren Gesprächen lauschte.
Dennoch konnte sie die Blicke, die Marc ihr zuwarf, kaum ignorieren. Sie hatte sich vorgenommen nach dem Essen noch mal mit ihm zu reden, aber je später der Abend wurde, desto müder wurde sie auch. Nun machten sich die lange Reise und der damit verbundene Stress breit. Sie hatte immer mehr Mühe die Augen offen zu halten und den Gesprächen zu folgen. Kim wollte aber auch nicht unhöflich sein und nun schon nach oben gehen. Außerdem wollte sie so viel wie möglich über die Ranch erfahren. Deswegen versuchte sie ihre Müdigkeit einfach zu unterdrücken.

Kim erwachte am nächsten Morgen in ihrem Bett. Verwirrt setzte sie sich auf und versuchte zu begreifen wo sie war. Dies war nicht ihr Bett. Dies war nicht ihr Schlafzimmer. Dann viel es ihr wieder ein. Sie war ja gar nicht zu Hause. Nein, sie war auf der Ranch ihres Vaters. Stöhnend ließ sie sich wieder in die Kissen fallen.
Abrupt setzte sie sich wieder auf. Wie war sie ins Bett gekommen. Sie erinnert sich noch daran das sie sehr Müde gewesen war aber das sie den Gesprächen der Männer dennoch weiter folgen wollte nachdem Sie es sich alle im Wohnzimmer gemütlich gemacht hatten. Kim hatte alleine auf einen Sessel gesessen. Wie war sie also ins Schlafzimmer gekommen?
Langsam stand sie auf und wunderte sich das sie noch ihre Sachen vom Abend anhatte. Sie ging ins Bad, zog sich auf und stellte sich unter die Dusche. Tut das gut, dachte Kim.
Nachdem sie sich komplett fertig gemacht hatte, ging sie nach unten in die Küche, das erste was nun brauchte, war ein starker Kaffee. Die Kaffeemaschine war zum Glück noch eingeschaltet, so dass sie sich eine Tasse nahm und sich den Kaffee einschenkte.
„Herrlich“, meinte Kim, als sie den ersten Schluck getrunken hatte. Der Kaffe war genau so wie sie ihn liebte, stark. Sie verzichtete sogar auf Zucker und Milch, Hauptsache wach werden, dachte Sie sich.
„Was ist herrlich?“ hörte sie eine Stimme hinter sich sagen. Erschrocken drehte sie sich um und schaute direkt in Marcs Augen. Er stand nur einen kleinen Schritt vor ihr und sie könnte das belustige Leuchten in seinen Augen sehen und das schelmische Grinsen konnte Marc sich auch nicht verkneifen.
„Du hast mich erschreckt“, meinte Kim.
„War nicht meine Absicht.“ Marc ging einen Schritt zurück und nahm sich ebenfalls einen Kaffee. „Also, was ist herrlich?“, fragte er und schaute Kim wieder an.
„Der Kaffee“, antwortete sich und setzte sich an den großen Küchentisch. So hatte sie genügend Abstand zu ihm, hoffte sie jedenfalls. Allerdings machte Marc ihr da einen Strich durch die Rechnung. Er nahm seinen Kaffee und setzte sich Kim gegenüber.
„Bist also endlich aufgewacht aus deinem Dornröschenschlaf.“
„Was meinst du damit?“ Kim viel gerade auf das sie mit einmal beim vertrauten du angekommen sind. Wie war das denn passiert?
„Na gestern Abend. Du bist einfach eingeschlafen.“
„Im Wohnzimmer?“, fragte Kim erschrocken.“
„Klar, wo denn sonst? Auf dem Mond bestimmt nicht“, meinte Marc sarkastisch.
„Und wie bin ich dann bitte in mein Zimmer gekommen?“ Kim ignorierte den spöttischen Ton von Marc ganz bewusst. Sie wollte sich nicht von ihm auf die Palme bringen lassen.
„Na wie wohl. Ich hab dich in dein Bett gebracht“, antwortete Marc.
„Du hast mich ins Bett getragen?“
„Ja das habe ich getan. Was ist denn so schlimm daran?“, fragte Marc mit hochgezogenen Augen.
„Wieso habt ihr mich nicht geweckt? Ich hätte es auch alleine in mein Bett geschafft.“
Marc stand auf, er hatte seinen Kaffee mittlerweile leer getrunken und stellte die Tasse in die Spüle. Er schnappte sich seinen Hut von den Küchentressen und ging Richtung Tür. Als er die Tür schon aufgemacht hat, drehte er sich noch einmal um und schaute Kim an.
„Dann hätte ich dich ja nicht tragen können und ich muss echt sagen, du hast eine sehr gute Figur“, und damit verschwand er und die Tür ging leise zu. Kim schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Marc hatte sie getragen? Sie sollte eine gute Figur haben? Was hatte das denn jetzt schon wieder zu bedeuten?

Marc trat draußen auf die Veranda und atmete erst einmal tief ein und aus. Ja er konnte sich sehr gut an Kim ihre Figur erinnern und wie es sich angefühlt hat, sie im Arm zu halten. Er konnte noch deutlich ihre Brüste spüren, die an seinen Oberkörper drückten, während er sie langsam die Treppe hinaufgetragen hatte. Als er sie in Bett gelegt hatte, hat sie leise geseufzt und dies hatte Marc seinen eh schon erregten zustand nur noch verschlimmert. Er war schnell aus ihrem Zimmer verschwunden und nach Hause gegangen. Dort hatte er erst einmal eine kalte Dusche gebraucht, damit sein Zustand sich wieder normalisierte. Marc schob es darauf das er schon zu lange nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen war, deswegen hatte er sich auch gleich am nächsten mit Thomas und Frank unterhalten und mit ihnen ausgemacht, dass sie am Freitag zusammen in die Stadt fahren würden.
Dennoch konnte er sich nicht wirklich auf seine Arbeit konzentrieren und hatte es dann Frank überlassen mit der jungen Stute zu arbeiten. Er hatte sich auf den Weg ins Haupthaus gemacht und gehofft dass Kim schon wach war. Er wollte mit ihr über Ihre Pläne für die Ranch sprechen, denn wirklich damit abfinden, dass sie verkaufen wollte, konnte er nicht.
Als er sie dann in der Küche beobachtet hatte und dann hinter ihr stand, konnte er deutlich ihren blumigen Duft war nehmen, was ihn fast um den Verstand gebracht hatte. Somit war bei ihm auch jeder Gedankte an das Gespräch wie weggeblassen. Das hatte er nun davon. Denn nun konnte er ihren Duft nicht mehr vergessen. Er begehrte sie und das gefielt ihn gar nicht.
Frustriert machte er sich wieder an die Arbeit. Er fuhr mit den Pick-Up wieder zu den hinteren weiden, um die restlichen Zäune zu reparieren. Wenn er damit heute fertig werden würde, konnten morgen wenigstens ein paar der Pferde ihre Ställe wieder verlassen.

Marc findet meine Figur gut, dachte Kim. Nachdem Marc die Küche verlassen hatte brauchte sie noch ein paar Minuten eh sie seine Worte richtig verstanden hatte. Was bildet der sich eigentlich ein, dachte sie. Sie ärgerte sich selbst über ihre eigene Reaktion auf die Worte. Schon lange war sie nicht mehr mit einem Mann zusammen gewesen und sie hatte es auch nicht vor in absehbarer Zeit zu ändern.
Kim versuchte nicht weiter darüber nachzudenken. Sie wusste das die Haushälterin heute Besorgungen machen würde, deswegen hatte sie gestern Abend nach dem Essen Dean schon gefragt ob er ihr heute die Ranch zeigen könnte. Deswegen machte Kim sich jetzt fertig und ging nach draußen. Sie fand Dean vor den Stellen wo er sich mit Frank unterhielt.
„Kim, schön Sie zu sehen“, meinte Dean und Frank verabschiedete sich von ihnen und meinte er müsse noch mit zwei Stuten heute arbeiten.
„Können wir dann unseren Rundgang beginnen?“ Kim nickte nur und folgte Dean dann in den Stall. Kim hörte aufmerksam den Erläuterungen von Dean zu und versuchte sich alles einzuprägen.
„Momentan haben wir 9 Stuten da die Trainiert werden müssen. Desweiten kommen dann noch die ganzen Lehrlinge dazu mit denen wir momentan arbeiten,“ erklärte Dean gerade als die den zweiten Stall betraten.
„Wie viele Pferde sind es denn insgesamt?“, wollte Kim wissen.
„Das müssten jetzt so um die 90 Tiere sein. Viele haben wir von der Schlachterbank geholt. Dein Vater hatte ein sehr großes Herz war diese Tiere anging. Wir päppeln sie wieder auf uns verkaufen die Pferde an neue Besitzer. Meistens sind es Familien die für Ihre Kinder ein liebes Pferd suchen. Die Pferde die wir nicht mehr vermitteln können, versuchen wir hier bei uns einzusetzen.“
„Ich würde mir gerne mal einen Überblick über die Weiden machen. Ihr meintet doch gestern dass viele Zäune hinüber währen. Wie kommt das?“
„So was kommt mit der Zeit. In der Regel müssen die Zäune alle zwei bis drei Jahre ersetzt werden. Allerdings hatten wir letztem Jahr eine ziemliche Dürre hier so dass das Holz schneller in die Brüche geht. Deswegen haben wir nun auch so viel zu reparieren. Marc ist heute auch wieder zu der hinteren Weide gefahren und die Arbeit von gestern zu beenden,“ erklärte Dean ihr freundlich.
Marc war also gar nicht mehr in der Nähe von den Stallungen. Kim hatte gehofft ihn hier zu sehen und zu fragen was die Bemerkung in der Küche zu bedeuten hatte. Sie hatte eigentlich keine Lust das heute Abend mit ihm zu besprechen, während alle mit am Tisch saßen. Irgendwie hatte sie das Gefühl das es den anderen nichts anginge, was Marc heute Morgen zu ihr gesagt hatte.
Dean zeigte Kim noch den Rest der Ranch, die Unterkünfte der Mitarbeiter, die Scheune und das Lager. Er erklärte ihr den eigentlich normalen Tagesablauf auf der Ranch undmeinte auch das jeden Tag eigentlich immer was dazwischen kommen kann. Als es Zeit fürs Mittag wurde machte Kim sich wieder auf den Weg ins Haus.
Sie war gerade auf den Weg in die Küche als ihr der Gedanke kam. Deswegen drehte sie um und lief wieder zu den Ställen. Sie fand Frank, der gerade aus der Box einer ängstlichen Stute kam.
„Frank, können Sie mir sagen mit welchen Pferd ich ausreiten kann?“ fragte Kim ihn.
„Ähm….sie wollen ausreiten Miss Kim?“
„Ja das möchte ich. Deswegen frage ich Sie ja welches Pferd ich nehmen kann.“
„Können Sie denn Reiten Miss Kim?“
„Würde ich sonst nach einem Pferd fragen?“ Eigentlich fand Kim es gar nicht so verkehrt das Frank sie fragte ob sie reiten könne. Dennoch fand sie es gerade ein wenig nervenaufreibend. Sie wollte so schnell wie möglichst los und zu den hinteren Weiden kommen. Sie musste mir Marc reden. Nicht nur wegen das von heute Morgen, nein irgendwie wegen allem. Sie wusste nicht wirklich was sie machen sollte.
Frank hatte sich bereit erklärt, ein Pferd für sie fertig zu machen, so dass Kim schnell ins Haus lief und sich umziehen konnte. Danach hat sie Dean noch gefragt wie sie zu Marc kommen wurde und anschließen ist sie auf die Rappstute gestiegen und trieb das Pferd energisch an. Genau wie sie dachte, es ist wie Fahrrad fahren, man verlernt es einfach nicht. Hätte sie Frank gesagt das sie das letzte Mal mit 14 auf einem Pferd gesessen hätte, währe sie jetzt wahrscheinlich immer noch nicht losgeritten.

Kim ließ es mit der Stute, die Spirel hieß, langsam angehen. Sie wollte sich erst mal wieder mit dem Gefühl vertraut machen auf einem Pferd zu sitzen und ritt somit langsam auf den Weiden rum. Dean hatte ihr erklärt dass sie die hinteren Weiden am besten über die Weiden davor erreichen würde. Dazu müsse sie, um zu Marc zu kommen, einfach durch drei Gatter reiten, dann würde sie ihn schon sehen. Interessiert schaute sie sich auf den Weiden um. Für sie war es nicht schwer sich zu Orientieren und irgendwie hatte sie das Gefühl, hier schon einmal gewesen zu sein.
Nach einer halben Stunde konnte Sie dann auch endlich den Pick-Up von Marc sehen. Als sie näher dran ritt, sah sie auch Marc, der am Pick-Up lehnte und gerade etwas Trank. Marc schien sie nicht bemerkt zu haben und so konnte sie ihn von weiten ein wenig beobachten. Er hatte sein Hemd ausgezogen und sein Oberkörper war mit einen leichten Schweißschicht bedeckt. Sie konnte genau sehen wie sich seine Muskeln anspannten als er die Wasserfalsche wieder auf der Ladefläche es Pick-Up stellte. Fasziniert schaute sie zu ihm und bekam dadurch nicht mit, dass Marc sie entdeckt hat.
„Ma was verschafft mir denn die Ehre deines Besuches?“ erschrocken schaute Kim auf. Erwischt.
„Ich…ich wollte mit dir reden,“ meinte Kim als sie näher ritt. Marc kam ihn entgegen und hilf die Stute an den Zügeln fest, damit Kim absteigen konnte.
„Ich wusste gar nicht das du Reiten kannst.“
„Du weißt vieles nicht über mich,“ antworte Kim als sie neben den Pferd stand.
„Dann verrate es mir doch“, meinte er grinsend. Marc schaute Kim von oben bis unten an und hob verwundert die Augenbrauen. „Die sehen mir aber nicht wie Reitstiefel aus“, und zeigte auf ihre Schuhe. Kim hatte nur Turnschuh an, da sie keine richtigen Stiefel besaß. Dennoch achtete Kim nicht weiter auf seinen Kommentar.
„Über war wolltest du denn mit mir reden?“ fragte Marc. Er konnte sich nicht vorstellen, wieso sie sich die Mühe machte und extra hier heraus ritt, um mit ihm zu reden. „Das hätte doch bestimmt noch bis heute Abend warten können.“
„Ich wollte mit dir über die Ranch reden.“
„Ach darüber das du sie verkloppen willst? Glaub mir da bin ich nicht dein richtiger Ansprechpartner. Besprech das mal lieber mit deinen werten Anwälten, die können dir da bestimmt weitern helfen“, meinte Marc abwerfend.
„Da du der Vorarbeiter hier bist denke ich schon das es dich ebenfalls was angeht. Ich möchte von dir eine Liste aller Pferde haben und was es sonst noch so zu wissen gibt. Wie groß das Land ist und so was halt.“
„Und du glaubst dass ich dir dabei helfen werde das Land, die Ranch von deinem Vater zu verkaufen? Ganz…“
„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du ihn nicht meinen Vater nennen sollst.“ Kim schaute ihn an. Er hätte sich mittlerweile wieder gegen das Fahrzeug gelehnt.
„Er war aber dein Vater Kim.“
„Er war nie mein Vater.“
„Ach und wie kommst du auf diesen subtilen Gedanken?“
„Das geht dich nichts an“, antwortete Kim kratzbürstig.
„Ich denke schon wenn du vorhast die Ranch zu verkaufen“, meinte Marc ruhig.
„Wenn ich die Ranch verkaufe geht dies nur mich etwas an.“
„Das stimmt nicht. Denk doch mal an die anderen, an Dean, Fran, Thomas und Mrs. Bleus. Was soll denn aus denen werden? Mrs. Bleus war noch vor mir hier, genauso wie Dean. Wo sollen die beiden denn hin wenn du ihnen hier alles wegnimmst?“
„Nun hör mir mal zu Marc“ setzte Kim an und ging langsam auf ihn zu, „was ich mit der Ranch mache, geht nur mich etwas an. Nur mich verstanden! Ich erwarte von dir das du mir die ganzen Unterlagen besorgst die ich haben möchte und mir auch sonst alles über die Ranch sagst, was ich wissen möchte. Und ich will das du…“, weiter kam sie nicht.

Kapitel 4




Marc packte Kim an der Hüfte und drehte sich mit ihr um, so dass sie nun an den Pick-Up gelehnt war. Er konnte die ganze Zeit als Kim mit erhobenem Finger näher zu ihm kam, nur daran denken wie süß sie doch aussah. Ihre Wangen hatten sich durch ihre Wut leicht rötlich gefärbt und ihre Augen nun vor Schreck weit aufgerissen.
Er war sich nur zu deutlich Bewusst wie nah er ihr doch war und doch fand er dass er noch nicht nah genug bei ihr war. Er machte noch einen kleinen Schritt nach vorne, so dass auch die letzte Lücke zwischen ihnen geschlossen war.
Kim schaute ihn immer noch mit erschrockenen Augen an.
„W…was…soll…das….werden“, sie wunderte sich selbst warum ihre Stimme mit einmal so heiser klang.
„Jetzt will ich dir mal zeigen was ich will“, meinte Marc und schaute dabei langsam von den Augen abwärts zu ihrem leicht geöffneten Mund. Diese Lippen luden ihm quasi dazu ein geküsst zu werden.
„Kim“, erklärte Marc mit rauer Stimme, „es tut mir wirklich leid, aber ich kann nichts dagegen tun.“
Dann presste er seine Lippen auf Ihre. Marc wusste selbst nicht was da in ihn gefahren war. Er konnte nur noch daran denken wie diese wundervollen Lippen sich auf seinen anfühlten. Wie wunderbar es war, Kims Körper an seinem zu spüren.
Nach kurzen zögern erwiderte Kim den Kuss. Warum wusste sie selbst nicht. Alles schien mit einmal in den Hintergrund getreten zu sein. Es zählte nur noch der Kuss und der fühlte sich herrlich an. Ihr kam es so vor als würde die Zeit still stehen. Sie spürte Marcs Hände wie sie langsam ihren Rücken hoch und runter strichen, sie spürte Marcs kräftigen Oberkörper an ihren Brüsten und sie spürte…Erschrocken hielt Kim inne und schob Marc ein wenig von sich weg. Beide atmeten schwer und mussten erst einmal nach Luft schnappen. Kim hätte sich am liebsten selbst eine Ohrfeige verpasst. Wie konnte sie nur zulassen dass Marc sie küsste und vor allem wieso hatte sie diesen Kuss erwidert?
Wortlos schob sie sich an Marc vorbei und ging wieder zu ihrem Pferd und stieg auf. Marc folgte ihr und hielt die Zügel fest.
„Kim…das war…“
„Nein Marc sag jetzt nichts“, und somit zog sie Marc die Zügel aus der Hand und trieb die Stute an.

Marc schaute Kim noch lange nach. Was ihn dazu bewogen hatte Kim zu küssen, wusste er selbst nicht. Er wusste nur wie gut sie sich in seinem Armen angefühlt hatte und das er das er sie nun, nachdem er sie geküsst hatte, noch mehr begehrte als zuvor. Frustriert strich er sich durch die Haare und drehte sich wieder seiner Arbeit zu. Er musste sich erst einmal ablenken, damit sein erregter Zustand sich verbesserte und es half nicht wirklich dabei, wenn er die ganze Zeit daran denken würde, wie gut sich Kim angefühlt hatte.

Nachdem Kim wieder auf der Ranch war, versorgte sie schnell das Pferd und machte sich dann auf den Weg ins Haus. Sie wusste immer noch nicht wieso sie Marcs küsse erwidert hatte und wieso er sie überhaupt geküsst hatte. Es hatte sich alles so gut angefühlt, als wäre es richtig. Aber dann hatte sie Marcs erregten Zustand bemerkt und ihr war als würde sie erst da richtig realisiert was gerade passiert. Sie hatte Marc von sich gestoßen und war geflohen. Eigentlich nicht das, was sie normalerweise tun würde. Sie war kein Mensch der ein Gespräch aus dem Weg ging. Aber heute konnte es sie nicht anders. Sie war vor Marc geflohen und wahrscheinlich auch vor sich selbst.
Im Haus angekommen teilte sie der Haushälterin gleich mit das sie heute Abend nicht zum Essen kommen würde, sie müsse noch was für ihre Arbeit tun. Auch wenn sie darüber nicht erfreut schien, sagte sie dazu nichts.
In ihrem Zimmer schloss sie sich dann erst einmal ein und ging ins Bad. Sie hoffte dass ein heißes Schaumbad ihre Gefühle wieder auf Normalstatus bringen würden und dass sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Das mit der Arbeit war eigentlich auch nicht gelogen. Sie sollte wirklich mal was machen.
Dennoch kreisten ihre Gedanken immer wieder zu Marc. Sie wollte eigentlich mit ihr über etwas reden, hatte dies dann aber komplett vergessen. Marcs Kuss hatte sie völlig aus dem Konzept gebracht. Und wie er sie geküsst hatte. Kim hatte das Gefühl das sie noch immer seine Lippen auf ihren zu fühlen. Sie konnte sich nicht daran erinnern wann sie das letzte Mal einen Mann geküsst hatte und dann auch noch gleich so.
Immer wieder kreisten ihre Gedanken um Marc und somit tat diesem das Bad nicht seine gewünschte Wirkung. Sie stand langsam wieder auf und machte sich fertig. Runter gehen wollte sie heute nicht mehr. Sie wusste einfach nicht wie sie darauf reagieren sollte, wenn sie Marc dann am Tisch gegenübersitzen müsste und so zu tun als wäre nichts gewesen.

Kim erkannte sich kaum wieder. Nachdem sie den Abend auf ihrem Zimmer verbracht hatte war sie heute Morgen extra ein wenig später nach unten gekommen, in der Hoffnung dass alle schon außer Haus waren.
Heute wollte sie mal mit Mrs. Bleus reden. Sie konnte ihr bestimmt helfen. Denn sie versuchte immer noch herauszubekommen, warum Harry ihr die Ranch hinterlassen hatte. Auch wenn sie sein einziges Kind war, konnte sie es sich einfach nicht vorstellen, dass er ihr etwas vermachte, so wie er bei ihrem Besuch mit ihr umgegangen war.
„Ja, ja natürlich. Ich werde mich gleich auf dem Weg machen Andrea“, hörte sie gerade Mrs. Bleus sagen. Kim betrat leise die Küche.
„Oh Mensch, das tut mir ja so leid. Natürlich. Nein das ist doch kein Problem. Ja, ja, genau so machen wir das. Also ich bin dann morgen da und halte durch Andrea.“ Mrs. Bleus legte auf und trete sich zu Kim um.
„Das war meine Schwester. Ihr Mann ist im Krankenhaus und liegt im Koma, ich muss sofort zu ihnen. Ich hoffe das macht Ihnen nichts aus Kim?“ Kim konnte sehe wie sehr ihr die Nachricht zu schaffen machte.
„Aber nein, nein. Ich sage gleich Dean Bescheid damit er sie zum Flughafen bringen kann. Packen sie nur in Ruhe ihre Sachen.“ Nachdem Mrs. Bleus nach oben gegangen war, machte auch Kim sich auf den Weg zu Dean.
Nach einer guten Stunde konnten sich die beiden dann auch auf den Weg machen. Erst jetzt wurde Kim bewusst dass sie die Haushälterin nun gar nicht nach ihren Vater fragen konnte. Sie könnte jetzt auch noch Dean fragen, wenn er dann wieder da ist. Als sie sich wieder auf den Weg ins Haus machte, fiel ihr ein dass sie sich ja nun um das Essen und alles kümmern musste, dabei war sie gar nicht so eine gute Köchin. Zu Hause hat sie sich entweder Mickrowellenessen gemacht oder sie hat sich von unterwegs etwas mitgebracht.
Die nächste Stunde verbrachte Kim damit die Tiefkühltruhen unter die Lupe zu nehmen. Sie hatte noch die leichte Hoffnung das es hier irgendwas gab was sie schnell in die Mikrowelle schieben konnte. Aber nachdem sie die beiden großen Truhen durchsucht hatte, musste sie sich wohl eingestehen, dass daraus nichts werden würde. Sie ging wieder in die Küche, machte sich einen Kaffee und setze sich.
„Und was nun?“, fragte Kim sich. Nach einem Blick auf die Uhr konnte sie sehen dass es erst kurz vor Mittag war. Also hatte sich noch ein paar Stunden Zeit um sich Gedanken wegen des Essens zu machen. Kurz entschlossen ging sie nach oben, holte ihren Laptop nach unten und rief ihre Website auf. Sie haben 13 neue e-Mails, sagte ihr die samte Stimme des Rechners. Sie hatte nun schon seit ein paar Tagen nicht mehr nachgeschaut und so machte sie sich daran die e-Mails zu lesen und zu beantworten. Die meisten waren von ihrem Verlag, aber auch eine von der Anwaltskanzlei war dabei. Sie öffnete diese und ließ sie durch.

Sehr geehrte Miss Forrest,

leider konnten wir auch nach längerer Recherche nichts finden was die Klausel als nichtig erklären würde. Deswegen möchten wir gerne von Ihnen wissen wie Sie sich entschieden haben.
Sie wissen dass wenn Sie nicht auf der Ranch bleiben, das alles verkauft werden muss und dann den Staat zugutekommen würde.
Wir hoffen allerdings sehr, dass Sie sich dazu entschieden haben, auf der Ranch Ihres Vaters zu verweilen. Sie wissen ein dreiviertel Jahr geht schnell vorbei.
Mit ihrer Arbeit als Autorin für Kinderbücher dürfte es Ihnen nicht schwerfallen auf der Ranch weiterhin Ihrer Arbeit nachzukommen.
Wir würden uns freuen bald etwas von Ihnen zu hören damit Sie uns Ihre Entscheidung mitteilen.
Desweiteren möchten wir Ihnen sagen, dass wir hier noch zwei Briefe von Ihrem Vater haben. Sie werden einen der Briefe bekommen, welchen hängt allerdings mit Ihrer Entscheidung ab.

Wir bleiben in Verbindung.


PS:
Harry ist nun mal ein komplizierter Mensch gewesen, aber dennoch war er ein guter Freund von uns. Miss Forrest, ich kann Ihnen gar nicht sagen wie leid mir das alles tut. Ich kannte Harry schon seit langem und ich weiß dass er sich dabei etwas gedacht haben muss. Sicherlich wollte er Ihnen nie etwas Böses. Sollten Sie irgendwelche Fragen haben, können Sie sich auch gerne bei mir melden, meine Privatnummer von mir und meiner Frau habe ich Ihnen ja gegeben. Liebe Grüße



Kim wusste dass einer der Anwälte ein alter Freund von Harry war. Auch wenn er ihr nicht unsympathisch war, mochte sie dennoch nicht mit ihm über Harry reden. Sie sollte wirklich langsam eine Entscheidung treffen.
Sie wollte nicht dass der Erlös des Verkaufes der Ranch an den Staat geht da sie ihre eigenen Pläne mit dem Geld hatte. Aber ein dreiviertel Jahr? Es stimmt ja, dass sie von hier aus auch ihre Arbeit machen konnte.
Was sie auch stutzig machte, waren die beiden Briefe. Warum hatte ihr Vater ihr eine Brief geschrieben, oder besser gesagt zwei. Nun kam es auf ihre Entscheidung an, welchen sie bekommen würde.

Kim hing noch lange ihren Gedanken nach, so dass sie es auch nicht mitbekommen hatte, wie jemand die Küche betrat.
„Ich wollte Ihnen nur mitteilen, das ich wieder da bin Miss Kim“, meinte Dean. Erschrocken schaute Kim auf. „Tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken.“
„Das macht nichts Dean. Ich hoffe nur das Mrs. Bleus heil ankommen wird.“
„Sie macht sich große Sorgen, aber das ist ja auch kein Wunder.“
„Ja da haben Sie recht.“
„Ich werde mich dann mal langsam wieder an die Arbeit machen, oder brauchen Sie mich hier Miss Kim?“
„Wenn sich nicht gerade Kochen können, dann brauche ich Sie hier nicht“, meinte Kim leicht verlegen.
„Ich kann sogar sehr gut Kochen. Wenn sich wünschen werde ich das Kochen gerne übernehmen, bis Mrs. Bleus wieder da ist“, meinte Dean schmunzeln. Kim hätte ihn küssen können.
„Sie sind meine Rettung Dean. Ich bin ein hoffnungsloser Fall in der Küche. Glauben Sie mir, das war ich koche, würden Sie noch nicht mal den Schweinen geben wollen“. Sie konnte sehen wir Dean sich das Lachen verkniff.
„Dann komme ich später wieder und kümmere mich um das Abendessen.“
„Ja vielen Dank Dean.“
Nachdem Dean wieder hinausgegangen ist, schaute Kim auf ihren Rechner. Sie hatte immer noch die Nachricht offen und beschloss sich die Sache sich noch mal genau zu überlegen.

Dean kam wie versprochen und kümmerte sich um das Abendessen. Kim hatte einen kurzen Spaziergang über die Ranch gemacht, immer darauf bedacht, das sie Marc nicht in die Arme lief.
Sie wusste immer noch nicht genau was das gestern sollte, wieso er sie geküsst hatte und vor allem wieso sie es erwiderte.
Kim machte sich Gedanken darüber, wie sie heute das Abendessen überstehen sollte. Aber als sie am Haus ankam, waren ihre Sorgen unbegründet. Dean erklärte ihr da heute Freitag sei würden die anderen alle in die Stadt fahren, oder besser gesagt ins nächste Dorf. So mit waren sie beide heute Abend alleine. Perfekt, wie Kim fand. So konnte sie sich in Ruhe mit Dean unterhalten, ohne dass sie anderen dabei waren oder sie von ihnen unterbrochen wurden.
Kim bat Dean nach dem Essen noch mit auf einen Drink ins Wohnzimmer zu kommen.
„Dean ich würde gerne etwas mit Ihnen besprechen.“
„Aber erst mal würde ich es begrüßen wenn wir uns duzen würden. Die formlichen anreden und das siezen macht mich ganz verrückt“, meinte Dean, nachdem Kim jeden einen Drink eingeschenkt hatte.
„Damit habe ich keinerlei Probleme Dean“, antwortete Kim und machte es sich im Sessel bequem.
„Du möchtest bestimmt mit mir über deinen Vater reden“, fing Dean an, nachdem Kim nicht so recht wusste, wie sie mit dem Gespräch anfangen sollte. Deswegen war sie auch erleichtert, dass Dean selbst damit anfing.
„Ja das möchte ich wirklich. Aber erst mal möchte ich die bitten ihn nicht meinen Vater zu nennen. Er war es nie.“
„Aber natürlich war er das, er hat sie doch geliebt.“
„Dean, du warst doch hier als ich vor 5 Jahren hier war. Du hast gesehen wie er mich behandelt hat. Ja er hat mich ja regelrecht wieder vom Grundstück vertrieben. Und jetzt hinterlässt er mir die Ranch. Mir!“
„Kim deinen Vater ging es damals nicht so gut. Es war nicht gerade einer seiner besten Tage.“
„Was hatte er denn?“ fragte Kim prompt.
„Das weißt du nicht?“
„Nein, mir hat niemand etwas gesagt, auch die Anwälte nicht.“
„Kim dein Vater hatte vor ungefähr 7 Jahre einen leichten Schlaganfall. Nach fast einem Jahr wurde bei ihm das Anfangsstation von Demenz festgestellt. Er hatte danach mal gute Tage, aber auch leider viele schlechte Tage. An den Tag als du hier warst, war eindeutig einer seiner schlechten Tage. An solchen Tage erkannte er kaum einen wieder.“ Kim hörte mit entsetzten der Geschichte von Dean zu. Ihr Vater hatte einen Schlaganfall erlitten. Und dann ist er auch noch an Demenz erkrankt.
Konnte dies ein Grund sein, warum er sie damals so missachtet hatte?
„Ich denke nun verstehst du es ein wenig besser“, meinte Dean mitfühlend.
„Dennoch war er nie ein guter Vater für mich. Er hat sich nie bei mir gemeldet. Ich wusste ja bis ich damals herkam nicht einmal wer mein Vater überhaupt war.“
„Dafür konnte dein Vater nichts. Er hat oft versucht mit dir Kontakt aufzunehmen.“
„Ach das ist aber nie bei mir angekommen.“
„Soviel ich weiß wollte es Sara nicht. Sie hatte es Harry strikt untersagt zu dir Kontakt aufzunehmen“, was Dean dort erzählte konnte doch nicht Stimmen. Ihre eigene Mutter wollte nicht dass Harry Kontakt zu ihr aufnahm? Aber wieso?
„Wieso?“
„Das kann ich dir leider nicht sagen Kim. Harry sagte was dieses Thema betrifft nicht wirklich viel. Er hat zwar oft von dir geredet und so, aber nie gesagt warum er dich nicht sehen durfte.“
„Er hat von mir geredet?“ Kim war innerlich mittlerweile sehr aufgelöst.
„Jeden Tag Kim. Er hat jeden Tag von dir erzählt. Von seinen kleinen Mädchen mit den blonden Haaren und den grünen Augen.“
„Woher wusste er denn wie ich aussah“, fragte Kim verwundert.
„Er hat jedes Jahr ein Foto von Sara bekommen“, meinte Dean.
„Was?“ schrie Kim erschrocken. „Das kann nicht sein. Meine Mutter hatte keinen Kontakt zu Harry. Das hat sie mir selbst gesagt.“
„Das stimmt aber nicht. Jedes Jahr um die gleiche Zeit kam ein Brief von Sara wo ein Foto von dir drinnen war. Harry hat immer sehnsüchtig auf diese Briefe gewartet, Jahr für Jahr. Dann kam mit einmal kein Brief mehr. Das muss zu der Zeit gewesen sein als Sara gestorben ist.“
„Sie hat mir nie was davon gesagt“, meinte Kim leise. Sie konnte es einfach nicht verstehen. Wieso hat ihre Mutter ihr gesagt dass sie keinen Kontakt zu Harry habe. Wieso hat sie das vor ihr verheimlicht?
„Vielleicht solltest du dir mal das Büro von deinem Vater anschauen Kim. Wer weiß, vielleicht findest du dort ein paar Antworten auf deine Fragen. Ich weiß leider auch nicht mehr. Harry wurde zum Ende hin immer schwieriger. Er hatte kaum noch Tage an denen er klar denken und handeln konnte.“ Da Kim nicht antwortete, für Dean fort, „ich werde dann jetzt am besten gehen. Es war schön sich mit dir zu unterhalten Kleines. Wenn irgendwas sein sollte, du kannst dich jeder Zeit an mich wenden.“
Kim bekam nicht richtig mit wie Dean das Haus verließ. Mit einmal war ihr die Einsamkeit in diesem großen Haus viel zu bewusst. Ihre Mutter hatte sie also die ganze Zeit belogen. Wem konnte sie denn jetzt noch vertrauen? Kim wußte es nicht. Sie stand langsam auf und machte sich auf den Weg nach oben in ihr Zimmer. Dort legte sie sich ins Bett und schlief augenblicklich ein.

Er dachte dass es eine gute Idee gewesen war heute mit den anderen in die Stadt zu gehen. Aber Marc konnte sich auch dort nicht richtig entspannen. Die anderen Frauen, die hier waren, interessierten ihn nicht. Er musste ständig an Kim denken, daran wie gut sie sich in seinen Armen angefühlt hatte, wie wundervoll es war, ihre Lippen auf seinen zu spüren und daran wie Kim den Kuss erwidert hatte. Dann hatte sie sich mit einmal von ihm abgewandt, hatte ihn nicht zu Wort kommen lassen und war davon geritten. Am Abend war sie dann auch nicht zum Essen runter gekommen.
Auch heute hatte er sie noch nicht gesehen, was dann auch eigentlich einer der Gründe war, warum er mit Thomas und Frank gefahren ist. Er hatte sich dadurch Ablenkung versprochen, aber nun saß er hier an der Theke der Bar, schaute auf sein Bier war mittlerweile schon abgestanden war und dachte nur an Kim.
Er hatte sogar die Nacht von ihr geträumt. Wie er und Kim zusammen über die Weiden ritten und dann am Flusslauf eine rast eingelegt hatten, wie sie sich langsam näher gekommen waren, wie er die Hand unter ihr Shirt schob, wie er sich langsam mit ihr auf den Boden niederließ, wie er sie auszog, schritt für schritt, und wie wundervoll sich ihr Körper in seinen Armen anfühlte. Er hatte ihr langsam die Hose ausgezogen und dann den Slip und sich über sie gebeugte und dann langsam…
„Erde an Marc. Hallo, ich hab dich was gefragt. Marc?“ Marc schaute erschrocken zu Frank, der neben ihn an der Theke lehnte.
„Was“, fragte Marc verwundert. Er war so in seinen Gedanken vertieft gewesen, das er ihn gar nicht bemerkt hatte.
„Ob das heute noch was wird.“
„Was wird heute noch was Frank?“
„Na mit der brünetten dort hinten. Sie schilt dich doch schon den ganzen Abend an“, er deutete auf die hinterste Ecke des Ladens.
„Hab nichts davon mitbekommen.“
„Mensch was ist denn mit dir heute los?“
„Nichts“, meinte Marc.
„Na irgendwas muss doch sein. Du bist total abwesend und du schaust jetzt schon seit fast einer Stunde auf dein Bier und trinkst es nicht.“
„Ich denke nur nach,“ gab Marc gereizt zurück. Es stimmte ja was Frank sagte.
„Und worüber? Vielleicht kann ich dir ja weiterhelfen.“
„Nein kannst du nicht.“
„Und wenn doch?“
„Kannst du nicht. Und jetzt lass es gut sein.“
„Na wie du meinst“, meinte Frank und schaute sich in der Bar wieder um. „Und was ist jetzt mit der süßen dort hinten? Ich denke du wolltest dir heute eine angeln.“
„Kein Interesse. Nimm du sie dir doch.“
„Ah also muss es um eine Frau gehen.“
„Wie um eine Frau?“ fragte Marc.
„Na über was du dir Gedanken machst. Und da wir auf einer Ranch arbeiten wo nur ein weibliches Wesen neu ist, kann es sich ja nur um Kim handeln. Also erzähl schon“, drängte Frank ihn.
„Gar nichts werd ich dir erzählen und jetzt lass mich in Ruhe Alter.“
„Wenn du meinst. Dann geh ich jetzt mal wieder auf die Pirsch“, somit drehte Frank sich um und ging in die Richtung der brünetten. Marc ärgerte sich mittlerweile über sich selbst. Er war wirklich nur deswegen hergekommen, weil er heute seinen Spaß haben wollte, aber stattdessen sitzt er an der Theke rum, schaut verwundert auf sein Bier und bekommt so gut wie nichts mit. Und zu allem Übel muss er auch noch ständig an Kim denken.
Sie ist hierhergekommen weil sie alles verkaufen will oder besser gesagt weil sie daran denkt alles zu verkaufen. Was sollte dann aus ihn und den anderen werden?
Klar Marc wusste das er schnell einen neuen Job finden würde oder er könnte sich von seinen Ersparnissen eine eigene Ranch kaufen, aber was würde mit Dean werden? Oder mit Mrs. Bleus?
Er konnte es Kim noch nicht mal übel nehmen das sie mit der Ranch ihres Vaters nichts zu tun haben wollte. Sie gehörte hier nicht her. Sie war ein Großstadtmädchen. Sie passte nicht in das Bild von einer Rancherin oder besser gesagt eines Cowgirls. Dennoch fand er sich äußerst attraktiv. Schon allein bei den Gedanken an Kim merkte er dass er wieder erregt war.


Kapitel 5



Wie jeden Abend machte Marc seinen Kontrollgang auch heute. Seit dem Besuch am Freitag in der Bar, hatte er nicht mehr aufhören können an Kim zu denken und es machte ihm zu schaffen dass er sie nicht mehr sehen konnte. Sie schien sich regelrecht vor ihm zu verstecken. Selbst Dean, der nun das Essen machte, hatte Kim immer nur flüchtig gesehen. Gerade als er aus den Stall treten wollte, bemerkte er das eine Box leer war. Eigentlich nichts ungewöhnliches, wenn die Pferde die Nacht draußen verbringen sollte, aber das diese Box leer war, war kein gutes Zeichen. Er lief nach draußen und schaute sich die Außenboxen an, aber auch hier war er nicht. Schell ging er wieder nach drinnen und machte sich seine Stute fertig. Er musste schauen wo der Hengst war.
Sollte er mit zu den Stuten auf die Weide gekommen sein, konnte dies ärger bedeuten. Viele der Stuten waren noch nicht mal drei Jahre alt, das heiß, sie durften auch noch nicht gedeckt werden. Hoffentlich konnte er den Hengst schnell finden.
Nachdem er seine Stute fertig hatte, setzte er auf und Ritt zu den hinteren Weiden wo die Stuten waren.

Kim hatte sich die letzten Tage in das Arbeitszimmer ihres Vaters zurückgezogen. Sie hatte gehofft dort ein paar Antworten auf ihre Fragen zu bekommen, aber alles was sie davon hatte, waren noch mehr Fragen.
Dean hatte nicht gelogen, als er meinte dass Harry jedes Jahr ein Foto von ihr bekommen hatte. Kim hatte sie in der obersten Schublade gefunden und ein Foto stand auch auf seinem Schreibtisch. Es war das letzte gewesen, was er bekommen hatte. Aber wieso hatte ihre Mutter Harry jedes Jahr ein Bild geschickt? Kim konnte darauf keine Antwort finden.
Ebenso wie die Briefe, die sie in einer großen Kiste gefunden hatte machten ihr zu schaffen. Es waren Weihnachtskarten, Geburtstagsgrüße, Glückwunschkarten als sie in der 2 Klasse einen Buchstabierwettbewerb gewonnen hatte und auch normale Briefes. Jeden Monat einen und immer kamen sie mit dem Vermerkt „Annahme verweigert“ zurück. Warum hatte ihre Mutter die Briefe immer wieder zurückgehen lassen?
Kim hatte schon den Großteil der Briefe gelesen und dadurch hatte sie jetzt nur noch mehr fragen. Harry wusste also von ihr. Er wollte mir ihr in Kontakt treten, aber ihre Mutter konnte dies Verhindern. Aber wieso?
Heute Abend waren ihre Nerven dermaßen angespannt gewesen, das sie in den Stall gegangen war, sich ein Pferd gesattelt hatte und ich die Nacht geritten war. Sie musste einfach mal raus. Deswegen war sie jetzt hier und saß unter einer alten Eiche in der Nähe der hinteren Weiden und schaute in die Ferne.
Sie war also Harry nicht egal gewesen. Er wusste von ihr. Er wollte an ihrem Leben teilhaben und nun war es dafür zu spät. Hätte sie damals gewusst das ihr Vater krank war, als sie das erste Mal auf die Old Spei kam, wäre sie länger hier geblieben. Sie hätte versucht Kontakt zu ihm aufzunehmen, oder ihn an einen seiner guten Tage zu besuchen, die Dean gesagt hatte.
Wieder kam Kim die Tränen als sie an die ganzen Briefe dachte. Jeder Brief begann gleich. Immer stand dort, Meine geliebte Tochter und geendet haben sie immer mit, in Liebe, dein Vater Harry O´Brain. Was wohl gewesen wäre hätte Kim auch nur einen der Briefe bekommen. Wäre sie dann vielleicht schon viel eher mit ihm in Kontakt getreten? Hätte sie vielleicht ihren Vater besser verstehen können oder hätte sie ihre Mutter fragen können, warum sie damals Harry verlassen hatte. Denn in den ersten paar Jahren waren auch Briefe für ihre Mutter mit dabei gewesen. Harry hatte sie in jeden einzelnen Brief angefleht zu ihm zurückzukommen. Das sie gemeinsam ihre Tochter großziehen würden das sie alles zusammen schaffen könnten, wenn sie nur wollte und wieder zu ihm kommen würde. Aber ihre Mutter hatte diese Briefe nie geöffnet. Auch sie kamen alle wieder zurück.
War alles was ihre Mutter ihr über ihren Vater erzählt hatte vielleicht gelogen? Nach den Briefen zu urteilen wollte Harry sie doch haben und nicht wie ihre Mutter ihr erzählt hatte das ihr Vater ein Taugenichts war und nur an der Flasche hin. Das ihr Vater nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollte, nachdem er von der Schwangerschaft erfahren hatte.
Immer wieder dachte sie daran dass Harry sie haben wollte, dass er den Kontakt gesucht hat und dass ihre Mutter es nicht wollte. Aber wieso wollte sie es nicht? Was war damals passiert?

„Was machst du denn bitte schön hier“, fragte eine aufgeregte Stimme. Erschrocken drehte Kim sich um und erkannte in der Nacht einen einsamen Reiter. Es war Marc.
„Das könnte ich dich doch auch fragen.“
„Na hör mal. Du kannst dir doch nicht irgendein Pferd aus dem Stall nehmen und losreiten. Es hätte sonst was passieren können“, Marc war inzwischen näher geritten und band seine Stute gerade am Zaun fest.
„Es sind doch meine Pferde, ich kann mit ihnen machen was ich will“, ihr passte es nicht das Marc jetzt hier war. Die letzten Tage hatte sie so gut wie es ging jeden Gedanken an ihn vertreiben können, aber ihn jetzt wieder vor sich zu sehen, wie er langsam auf sie zukam, machte ihr sehr zu schaffen. Sie hatte wieder die Bilder im Kopf, wie Marc sie an sich gezogen hatte und seine Lippen auf ihren waren.
„Darum geht es doch gar nicht Kimberly“, meinte Marc aufgebracht.
„Ach und worum dann?“ Ihr war aufgefallen das er sie nun Kimberly nannte, also stimmte irgendwas schon mal nicht.
„Du hättest dich verletzen können. Den Hengst den du dir für deine mitternächtliche Reit tour ausgesucht hast ist nicht gerade das liebste Pferd was wir haben. Er hätte dich abwerfen können und wir hätten sich heute nicht mehr finden können, ja ich denke sogar es wäre noch nicht mal jemanden aufgefallen. Wie kannst du nur so leichtsinnig sein?“ Marc stand jetzt nur noch einem knappen Meter vor Kim. Wenn er nun seine Hand ausstrecken würde, noch einen kleinen Schritt tätigte, dann könnte er sie wieder in die Arme nehmen. Aber er war einfach noch zu aufgebracht. Als er das Pferd beim Baum stehen gesehen hatte, war er bereits seit einer halben Stunde unterwegs. Als er dann auch noch die Silhouette von einem Menschen am Baum ausmachen konnte, dachte er erst Ihr wäre etwas zugestoßen.
„Das geht dich nichts an und jetzt lass mich allein“, damit drehte Kim sich um und schaute wieder in die Ferne.
„Ich lass dich hier bestimmt nicht alleine Kimberly.“
„Ich sagte doch dass du gehen sollst. Ich will meine Ruhe haben, verdammt noch mal, geh endlich Marc.“
„Kim was ist denn los“ fragte Marc besorgt. Ihm war die zittrige Stimme von Kim gleich aufgefallen, hatte es aber nicht weiter beachtet.
„Nichts ist los. Geh einfach“, meinte Kim und schaute ihn immer noch nicht an. Marc kniete sich vor sie hin und umfasste ihr Kinn und drehte es zu sich, so dass Kim ihn anschauen musste.
„Du hast ja geweint“, stellte Marc fest.
„Das geht dich nichts an.“
„Kim was hast du denn?“
„Nichts.“
„Irgendetwas muss doch sein. Du gehst mir seit Tagen aus dem Weg. Hat es was mit den Kuss zu tun?“
„Nein“, antwortete Kim gepresst.
„Sieh mich an Kim.“ Nachdem sie wieder weggeschaut hatte, umfasste Marc erneut ihr Kinn und somit musste sie ihn ansehen. Nur mit müh konnte sie die aufsteigenden Tränen unterdrücken. „Rede mit mir Darling“, meinte Marc mit sanfter Stimme.
„Warum sollte ich mit dir reden Marc?“
„Du kannst mir vertrauen, wirklich Kim.“
„Vertrauen? Dir vertrauen? Wie könnte ich dir vertrauen, einen Mann denn ich gerade mal eine Woche kenne, wenn ich noch nicht mal meiner eigenen Mutter hätte vertrauen können“, schluchzte Kim.
„Was meinst du damit du konntest deiner Mutter nicht vertrauen Kim“, fragte Marc besorgt. Er konnte es in Kims Gesicht ablesen, dass irgendetwas ihr sehr zu schaffen machen und das gab ihm einen Stich. Er wollte sie beschützen und. Stopp. Wie kam er denn mit einmal darauf sie Beschützen zu wollen?
„Meine Mutter hat mich all die Jahre belogen. Sie sagte dass mein Vater mich nicht wollte. Aber das ist nicht wahr. Mein Vater liebte mich und er wollte an meinem Leben teilhaben. Aber meine Mutter hatte das nicht zugelassen, sie hat…“ Kims Stimme brach ab. Tränen liefen ihr nun unkontrolliert die Wange hinunter. Marc beugte sich vor und wischte jede einzelne Träne mit den Daumen fort. Er wollte nicht dass Kim traurig war.
„Pst..“ meinte Marc und zog Kim an sich. Er wollte sie einfach nur in den Armen halten, wollte ihr Trost geben, so gut wie er es konnte. Kim in den Armen zu halten war besser als seine Erinnerungen. Am liebsten würde er sie nie wieder loslassen.
Nach einer Weile löste sich Kim langsam von Marc und schaute ihn an. Sie konnte in seinen Augen das Verlangen sehen und als sie langsam den Blick senkte, konnte sie auch noch etwas anderes sehen. Erschrocken rückte sie ein wenig ab.
„Nein Kim, bleib bei mir, bitte.“
„Aber…aber…“, ihr verschlug es die Sprache. Marc begehrte sie. Sie konnte es deutlich erkennen. Aber wieso? Sie war nicht hübsch oder so und Marc konnte bestimmt jede haben die er wollte. Schnell stand sie auf und ging zu ihrem Pferd. Marc folgte ihr und bevor Kim den Hengst losbinden konnte, fasste er auch schon nach ihren Handgelenken und drehte sie somit zu sich um.
„Lauf bitte nicht wieder weg Kim.“
„Aber ich kann nicht…“
„Was kannst du nicht Kim?“
„Das mit uns…das darf nicht sein…das würde niemals…“
„Sag das bitte nicht Kim. Ich begehre dich und das schon seit den ersten Augenblick an als Sandie und Annie dich umgeworfen haben. Geh jetzt nicht fort Kim, bitte.“
Kim wusste nicht was sie tun sollte. Auf der einen Seite musste sie die ganze Zeit an Marc denken und auf der anderen Seite hatte sie angst.

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Tag der Veröffentlichung: 27.03.2012

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