Name: Damian Cartwright
Alter: 18
Distrikt: 1
Familie: Viktor Cartwright (43) , Saphira Cartwright (37)
Hintergrund: Saphira Cartwright besitzt einen Laden der Schmuck an das Kapitol liefert, aber auch für Leute des eigenen Distrikts zu kaufen ist. Sie entwirft die Designs, hilft aber auch selbst bei der Umsetzung dieser mit. Sie ist eine gütige, hilfsbereite Frau die sich aber zu sehr ihrem Mann "unterwirft", weswegen im Hause der Cartwrights Viktors Regeln gelten/Gesetz sind.Viktor Cartwright ist einer der besten Trainer des Distrikts, der junge Männer und Frauen auf die Arena vorbereitet und trainiert. Er besucht seine Kunden und trainiert ihre Töchter/Söhne bei ihnen zu Hause. Er ist ein strenger, jähzorniger Mann der keinerlei Schwäche duldet und davon besessen ist seinen Sohn als Sieger der 40. Hungerspiele zu sehen.Dadurch, dass sein Vater so besessen davon ist ihn als Sieger der 40. Hungerspiele zu sehen trainiert er mit seinem Vater jede freie Minute. Er ist zwar bei den Mädchen durch sein gutes Aussehen sehr begehrt und bei den Jungen beneidet und angesehen, dennoch hat er keine Freunde, da er weder Interesse an ihnen zeigt noch Gefühle zu lässt, weswegen er allen sehr kalt begegnet. Trotz dessen gibt es eine Gruppe Jungen die ihn als etwas wie ihren Anführer sehen und ihn auf Schritt und Tritt verfolgen.
Fähigkeit:Besonders liegt ihm das kämpfen mit dem Schwert und da sein Vater Trainer ist trainiert dieser ihn seid Kindes Beinen an.
Schwäche/n: Er hasst es wenn andere Angst/Panik empfinden und man diese ihnen deutlich ansieht, weil ihn das an seine eigene Angst vor seinem Vater erinnert und dieser ihm eingetrichtert hat niemals, egal in welcher Weise, Schwäche zu zeigen, weswegen er wenn er es bei anderen sieht leicht die Kontrolle über sich verlieren kann. Außerdem ist er besessen davon seinen Vater zufrieden zu stellen, weswegen er meist von dem Gedanken "Wird ihm dies gefallen?" geleitet wird.
Größte Angst: Seine größte Angst ist seinen Vater zu enttäuschen und die Worte "Du bist nicht mein Sohn." aus seinem Munde zu hören.
Überall war Blut. Warmes rotes Blut. Es klebte an meinen Händen und bedeckte sie mit dieser schrecklichen Farbe. Es klebte an meinen Klamotten die die Farbe des Blutes immer mehr in sich aufnahmen. Es klebte an meinem Gesicht, weil ich mir immer und immer wieder über das Gesicht strich, weil ich einfach nicht glauben konnte das dies die Realität war. Ich konnte einfach nicht glauben, ich wollte es einfach nicht glauben, das dies mein Blut war. Es pulsierte nicht mehr in meinen Adern, nein, es gvränkte alles was es berührte in rot und verweilte dort. "Nein! NEIN!", schrie ich. Ich ließ mich auf die Knie fallen, aber nicht vor Schmerz. Ich nahm diesen kaum wahr, nahm nur den Schmerz des Versagens wahr. Spürte nur diesen psychischen Schmerz. Ich wollte noch nicht gehen, dennoch fühlte ich Erleichterung wenn nicht sogar Freude. Mir war eiskalt als ich in meinem Bett hochschrack und mich panisch versuchte von der Decke zu befreien die sich um mein Bein gewunden hatte. Ich zitterte am ganzen Körper und eilig zerrte ich mir mein schweiß durchnässtes T-Shirt vom Leibe, wie um den Gedanken an den Traum abzuschütteln und mir einzureden ich hätte ihn nie geträumt. "Wasser... Du brauchst nur etwas kaltes Wasser.", sprach ich mit zitternder Stimme zu mir selbst. Ich rannte regelrecht ins Bad und spritze mir das Wasser ins Gesicht. Du siehst scheiße aus, Kumpel, dachte ich, als ich in den Spiegel vor mir blickte. Augenringe, die ganz deutlich zeigten wie wenig ich die letzte Woche geschlafen hatte. Die Angst die mir ihren Stempel aufgedrückt hatte und nun jedem zeigen würde was ich wirklich von den Spielen hielt. Jeder andere wünschte sich sehnlichst an diesem Tag nicht gezogen zu werden, doch ich war nicht wie die anderen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher als gezogen zu werden und So den Spielen entkommen zu können. Es würden sich mindestens 2 mögliche männliche Tribute freiwillig melden um So ihre Eltern und ihren Distrikt mit Stolz zu erfüllen. Würde ich aber hingegen nicht gezogen werden dann läge es an mir mich freiwillig zu melden und so den Wunsch meines Vaters zu erfüllen. Noch immer stand ich , mich am Waschbecken abstützend, vor dem Spiegel und betrachtete mich von Kopf bis Fuß. Lass es einfach Kumpel, dadurch das du dich Stunden im Spiegel anstarrst wird dein Äußeres auch nicht besser werden, dachte ich. "Damian?", rief er. Ich hörte seine Schritte die immer näher kamen und wie immer kam er viel zu schnell die Treppe hoch. "Verdammt! Scheiße.", fluchte ich leise vor mich hin, während ich aus dem Schlafzimmer anliegenden Bad rannte. Wo war dieses verfluchte T-Shirt? Hastig blickte ich suchend den Boden meines Zimmers ab. Als ich es erblickte ließ ich es schnell unter meinem Bett verschwinden. Ich drehte mich im Kreis. Was nun? Sollte ich einfach hier stehen bleiben? Nein, dachte ich, zu auffällig. Ich sprang in mein Bett und zog hastig die Decke bis zur Brust. "Sohn? Bist du wach?", sprach er während er in mein Zimmer schritt. "Hey, Dad.", antwortete ich ihm. Natürlich hätte ich auch Guten Morgen schwaffeln können, aber das tat nur mein zweites Ich. "Heute ist dein Tag. Ganz alleine dein Tag.", sprach er enthusiastisch. Nein Dad, heute ist dein Tag, weil dein Sohn dir endlich deinen Wunsch erfüllen wird, hätte ich ihm am liebsten geantwortet. "Der Sieger der 40. Hungerspiele, Damian Cartwright! Natürlich wird das Publikum im Hintergrung jubeln und meinen Namen schreien.", sagte ich selbstsicher und mit einem triumphierenden Grinsen. Er lachte. "Natürlich werden sie das, mein Sohn." Ich hasste diesen stolzen Blick den er mir zu warf und dennoch wünschte ich mir nichts sehnlicher als ihn stolz zu machen. "Deine Mutter wartet unten auf dich, also sieh zu das du aufstehst.", sagte er und verließ mein Zimmer. Ich ließ meinen Kopf zurück in das Kissen fallen und starrte an die Decke. "Natürlich.. Sieger der 40. Hungerspiele..", murmelte ich vor mich hin und lachte bitter. Ich ging kalt duschen was ich normalerweise nie tat. Ich hasste einfach dieses Gefühl, das tausende Nadeln die aus Eis zu bestehen schienen in meine Haut eindrangen und mein Fleisch verletzten, aber ich brauchte es. Ich brauchte die Kälte die in mich eindrang, um mich vor diesem Traum abzulenken, von den Wörtern meines Vaters und davor das heute mein Leben sich drastisch verändern könnte. Langsam ging ich die Treppe hinab und dort stand sie mit den besten Klamotten, die ganz alleine fur diesen Tag angefertigt worden sein mussten, im Arm. Neben ihr stand er. Dad. Er stand neben ihr, den Arm um ihre Taille gelegt, wie um ihr zu sagen, wehe und du versaust diesen Moment wie du es sonst auch immer tust. Sie lächelten mich an und am liebsten hätte ich sie für dieses Lächeln angeschrien und sie geschüttelt bis mir die Arme wehtun würden. Dieses Lächeln welches Liebe vorspielte. Warum musste sie ihn so sehr lieben und sich von dem was er ihr auftrug leiten lassen? "Hey Mom.", sagte ich. Ich sah wie sie ihre Arme hochhub um mich in ihre Arme zu schließen, aber er trat zwischen uns und sprach wütend: "Hört auf, es gibt jetzt wichtigeres. Damian zieh das an." Er drückte mir den Anzug gegen die Brust. Es war ein schlichter schwarzer Anzug, mit einem weißen Hemd und einer dunkelgrauen Krawatte. Schwarz, dachte ich und konnte das Lachen nur schwer unterdrücken. Mein Körper wurde durchgeschüttelt und das Lachen bahnte sich seinen Weg nach draußen. Die Augenbrauen meines Vaters hoben sich und sein Gesichtsausdruck sah ganz und gar nicht gut aus. Bevor er irgendetwas sagen konnte drehte ich mich um und rannte fast schon in Richtung Bad. Schwarz. Dieser Anzug war perfekt. Einen schwarzen Anzug trug man eigentlich für Beerdigungen, aber für die Ernte machte er meiner Meinung nach viel mehr her. Ich verließ das Bad und sah das die Augen meiner Mom glänzten und eine Träne sich auf ihrer Wange den Weg nach unten bahnte. Sie kam auf mich zu und blieb vor mir stehen. "Mein kleiner Junge..", flüsterte sie und als sie meinen Blick bemerkte korrigierte sie sich. "..Mein Mann. Du siehst aus wie dein Vater." Sie nahm mich in ihren Arm. "Saphira, mach ihm das Haar, er sieht aus wie ein Straßenköter!", funkte er dazwischen. Ich spürte wie sie bei seiner Stimme zusammen zuckte. Seine Stimme hatte wieder einmal diesen gefährlichen Unterton der nie etwas gutes verhieß. Nachdem sie mir das Haar zurecht gemacht hatte und ich mich im Spiegel betrachtete stellte ich zufrieden fest das ich gut aussah. Ich öffnete die Tür, denn es wurde Zeit mich zum Platz der Ernte zu begeben. Als ich aus dem Augenwinkel heraus sah wie meine Mom ihre Jacke anzog, stoppte ich mitten in der Bewegung. "Was tust du da?", fragte ich sie kalt. Überrascht sah sie mich an. "Wir kommen mit dir. Wir können doch nicht am wichtigsten Tag deines Lebens nicht dabei sein." "Ihr könnt nachkommen, aber ich werde alleine dort hingehen." Wie alt war ich 10? Dachte er wirklich ich würde seinen Traum zerstören indem ich nicht dort auftauchen würde. Er tat wirklich alles erdenkliche. "Ich will noch etwas erledigen, also bitte bleibt hier und kommt erst später zum Platz.", log ich. Mein Vater durchbohrte mich mit seinem Blick, teilweise aus Wut und teilweise um herauszufinden ob ich log. Er nickte. "Wir werden hier bleiben und nachkommen." Ich grinste in mich hinein. Er hatte es mir also abgekauft. Gut, dachte ich.Die Sonne schien als ich hinaus trat. Sie schien mich auszulachen, wie sie da oben in Sicherheit hell und heiß auf uns hinab schien. Mein zweites Ich wäre am liebsten in die entgegengesetzte Richtung gelaufen doch mein reales Ich oder ehergesagt dies welches mein reales Ich sein musste ging selbstsicher und mit einem Grinsen im Gesicht immer weiter auf den Platz zu. Überall waren Jugendliche in ihren besten Sachen, herausgeputzt wie nur an diesem Tag und ich betrachtete ihre Gesichter. Manche versuchten vergeblich ihre Angst zu verstecken und dies ließ mich die Hände zu Fäusten ballen, manche wirkten wie mordlüsternde Tyrannen und manche Gesichter die ich betrachtete waren vollkommen ausdruckslos. Wie konnten manche sogar zu dumm dafür sein, zu verstecken was sie fühlten? Es machte mich wütend und ich versuchte die Bilder der Gesichter aus meinem Kopf zu schlagen. Wie ich wohl wirkte? Gehörte ich zu denen dessen Gesicht vollkommen ausdruckslos wenn nicht sogar gelangweilt aussah? Ich achtete kaum auf die Jugendlichen die hinter mir in der Schlange standen und wie wild miteinander redeten. "Name?", hörte ich jemanden sagen. "Damian Cartwright.", antwortete ich desinteressiert. Sie schnitt mir in den Finger, drückte diesen auf das Blatt vor ihr, neben meinen Namen, und kontrollierte anschließend mit irgendeinem Teil ob ich auch wirklich Damian Cartwright war. Dieses kleine Technikteil piepste und monoton sagte die Frau:"Nächster." Ich gesellte mich zu den anderen die schon in Reih und Glied dastanden. Sie sahen aus wie Zinsoldaten. Ruhig stand ich da, während ich innerlich auf und ab sprang und wie ein auf Drogen gesetzter Irrer durch die Gegend rannte. So viele Menschen hatten sich hier versammelt. So viele Jugendliche die gezogen werden könnten. Mein Name würde nicht gezogen werden, da war ich mir so sicher wie noch nie in etwas.Die Hymne hallte über den Platz und rieß mich aus meinen Gedanken. Anschließend kam die selbe Laier wie jedes Jahr. Der Bürgermeister schwaffelte irgendetwas vor sich hin und ich ertappte mich dabei wie meine Augen für einen kurzen Moment zuklappten. Andere würden in dieser Situation auch nicht nur blinzeln können, doch ich war entspannter als ich gedacht hatte. Ich würde dieses Jahr der männliche Tribut aus Distrikt 1 sein, dass stand fest und genau diese Sicherheit ließ mich so entspannt sein. Ein kleiner Teil in mir schrie dennoch. Dieser Teil wollte weg hier, wollte sich klein machen, unsichtbar machen, aber ich ließ ihn nicht die Oberhand gewinnen. Nein ich war nicht schwach. Ich gehörte nicht zu dieser Art Person. Dalea tippte gegen das Mikrophon um die Aufmerksamkeit derer zurück zu gewinnen die laut gähnten und im Stehen fast einschliefen. Sie hatte lange blonde Haare die sie wie immer zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Sie war anders als die Leute aus dem Kapitol. Sie wirkte normal, abgesehen von ihrem goldenen Tattoo das sich wie eine Ranke um ihren Hals schlang und bis hinunter zu ihren Schultern verlief. "Fangen wir an mit der Ziehung.", sprach sie und ihre Stimme war beruhigend und tiefer als die anderer weiblicher Leute. Langsam ging sie hinüber zur Lostrommel und zog einen Zettel hinaus. "Jessica Wale." Ein unüblicher Name für ein Mädchen aus Distrikt 1, dachte ich, als auch schon jemand rief:"Ich melde mich freiwillig." Sie hatte braune Haare die ihr in Wellen auf die Schultern fielen. Ihre Augen waren braun, ja fast sogar schwarz und in ihnen spiegelte sich keine Angst. Sie war hübsch und meine Augen verfolgten sie während sie selbstsicher und mit einem überlegendem Grinsen im Gesicht zur Bühne schritt. Sie gehörte eindeutig zu denen die jeden und jeden Tag trainierten und darauf warteten sich freiwillig melden zu können. Sie war höchstens 17 wenn nicht sogar jünger. Dies war also meine Distriktpartnerin. Ich war froh das sie nicht zu denen zu gehören schien dessen Gesicht man nur ansehen brauchte um zu wissen was sie fühlten. Eine gute Verbündete, dachte ich. Sie würde wohl wie eine Wundertüte sein bei der man nie wissen konnte was sich ihn ihr verbirgt. Vielleicht war sie wirklich so selbstsicher wie sie tat, aber sie könnte auch das genaue Gegenteil sein. Vielleicht machte sie das ganze hier ja auch freiwillig, aber natürlich könnte sie auch zu denen gehören die nur ihre Eltern mit Stolz erfüllen wollten. Dalea führte das Mädchen zur Mitte der Bühne und fragte:"Wie heißt du meine Liebe?" " Nayela Kuronem.", antwortete sie und lächelte. "Na dann lass uns schauen wer dein Distriktpartner wird." Wieder zog sie einen Zettel. "Noah Johnson." Wie.in Zeitlupe sah ich wie der Junge neben mir seine Hand heben wollte. Ich holte aus und rammte ihm meinen Ellebogen in den Bauch. Die Luft entwich aus seiner Lunge während er auf die Knie sank. Nun war meine Chance. Ich hob den Arm und rief:"Ich melde mich freiwillig." Der Junge neben mir stöhnte vor Schmerzen, aber ich beachtete ihn nicht, sondern trat aus der Reihe hinaus und ging mit meinem besten Gesichtsausdruck den ich zustande brachte zur Bühne. Ein Gesichtsausdruck der sagen sollte das ich ganz und gar nicht zu der Sorte braver Junge passte. Wie oft und wie lange hatte ich diesen schon vor dem Spiegel geübt. Dalea empfing mich sobald ich die Bühne betreten hatte und führte mich zur Mitte der Bühne. "Wie ist dein Name?", fragte sie nun mich. "Damian Cartwright.", sprach ich. "Unsere Tribute von Distrikt 1! Fröhliche Hungerspiele und möge das Glück steht's mit euch sein.", sagte sie. Erst jetzt als wir die Bühne wieder verließen sah ich unseren Mentor der am Rande der Bühne saß. Der eigentlich noch junge Mann sah durch sein grotesk wirkendes Gesicht sehr viel älter aus. Eine Narbe die von den Spielen stammte zierrte sein Gesicht. Es war keine kleine, sondern eine große Narbe die von oben links nach unten rechts verlief. Er saß dort und beobachtete uns. Er wirkte selbstverliebt wie er da saß. Unsere zukünftige Betreuerin dessen Name mir entgangen war saß neben ihm. Sie lächelte als wäre sie bei Alice im Wunderland.
Brav saß ich in einem kleinen Raum und wartete darauf das meine Eltern herein stürmen, und irgendetwas von wir sind so stolz auf dich schwaffeln werden würden. Ich stand auf, lief hin und her, hin und her. Als ich das Waschbecken mit dem dazugehörigen Spiegel erblickte, stoppte ich. Da war es wieder. Dieser verdammte Gesichtsausdruck, welchen ich für einen kurzen Moment, während des vorbeigehens, erhascht hatte. War es Angst? Nein, nein es konnte keine Angst gewesen sein, es durfte keine Angst gewesen sein! Ich wollte nicht nochmal in die Nähe dieses Spiegels kommen, weswegen ich mich wieder auf die Couch setzte. "... Großartig. Einfach nur großartig. Dieser Schlag in den Magen des Jungen...", sprach mein Dad während er das Zimmer betrat. Er lachte. Einen Moment... Er hatte gelacht? Eines dieser herzlichen Lachen. Ein herzliches Lachen? Wie bitte? Dies war mehr als nur unnatürlich bei ihm. Er saß neben mir, nahm mich in den Arm und klopfte mir auf den Rücken. Ich war überrascht und meine Maske bröckelte für einen kurzen Moment. "Komm her.", sprach meine Mom mit ausgebreiteten Armen. Ich stand auf und nahm sie in den Arm. "Wir lieben dich.", flüsterte meine Mom mir ins Ohr. Natürlich, ihr liebt mich so sehr, dachte ich und lachte innerlich bitter. "Denk an das was ich dir beigebracht habe mein Sohn. Hörst du? Mach mich stolz. Ich will keinen Sohn der noch nicht einmal dazu fähig ist das anzuwenden was ich ihn all die Jahre gelehrt habe. Mach uns beide stolz.", sagte er und seine Miene war hart und tadelnd. Sie war so kalt, wie sie es sonst auch war. "Natürlich, Dad.", antwortete ich mit fester Stimme. "Und traue niemandem! Hörst du? Du brauchst keine Verbündeten um zu gewinnen! Und zeige niemals auch nur einen Anflug von Schwäche! Niemals." Wut. Ganz plötzlich war sie da. "Ja Dad, ich hab verstanden. Keine Schwäche, keine Verbündeten und am besten auch keine dummen Ideen in die Tat umsetzen.", antwortete ich kalt und grinste ihn provozierend an. Sein Blick wurde düster und sein Gesicht glich Gemälden des Teufels. "Lasst uns einfach diesen Moment genießen so lange er noch...", sagte meine Mom, denn sie wusste was jetzt kommen würde. "Halt den Mund. Halt den Mund, Saphira!", schrie er. Sie wich ein paar Schritte zurück bis sie mit dem Rücken die Wand berührte. In ihren Augen schwammen Tränen. Ihr Gesicht war angsterfüllt. Das dreckige Lachen meines Vaters hallte durch den Raum. "Du... Du denkst du könntest..", sprach er und seine Stimme bebte vor Wut. Wieder lachte er sein dreckiges Lachen. Er schritt auf mich zu und blieb vor mir stehen. Er holte aus, und ich fühlte nun das was der Junge der die Hand heben wollte zuvor gefühlt haben musste. Die Luft entwich schlagartig aus meiner Lunge und am liebsten wäre ich auf die Knie gesunken. Ich taumelte nach hinten, darum bemüht ihm diese Genugtuung mich auf dem Boden zusehen nicht zugeben. Gekrümmt stand ich da und rang nach Luft. Du musst hier raus, schrie es in mir. Was war bloß los mit mir? Noch nie war ich so dumm und lebensmüde gewesen. Er musste meine plötzlich aufkeimende Panik erblickt haben, denn er drehte sich um und stürmte hinaus. Es stellte ihn zufrieden wieder dieses Gefühl der Macht zu verspüren. Meine Mom folgte ihm und ich sank auf den Boden. "Scheiße. Scheiße.", murmelte ich mit zusammengebissenen Zähnen vor mich hin. Noch so ein Schritt in die falsche Richtung und es würde jemand anderen als mich treffen. Ich hatte Angst. Ich hatte verdammte Angst vor diesen verdammten Spielen. Und ich hatte Angst vor ihm. Ich hatte Angst um sie. Ich hatte so viele Schwächen, die eigentlich nicht existieren dürften. Als der Schmerz nachgelassen hatte ging ich nach draußen auf den Flur und gesellte mich zu den Friedenswächtern die uns, dieses Mädchen und mich, später nach draußen begleiten würden. Als die Tür des Zimmers in dem sie gewesen sein musste aufschwang, sah ich sie sofort an. Ihr Gesicht war ausdruckslos, doch ihre Augen sprachen Bände. Sie wirkte etwas verstört, verwirrt und trotz dessen auch Gleichgültig. Als wäre es ihr egal was geschehen war und noch geschehen werden würde. Mich schauderte bei dem Gedanken diese Gleichgültigkeit wirklich zu fühlen. Noch nie hatte ich Gleichgültigkeit gefühlt, weder im Training, noch in diesem Moment. "Hallo.", sagte ich anstandshalber als sie vor mir stand, doch es kam mir nicht so über die Lippen wie ich es haben wollte. Es war ein kaltes schnell gesprochenes Hallo gewesen, welches man nur sagte damit die Stille sich nicht wie ein Mantel über einen legte, und damit dieses bedrückende, traurige und einsame Gefühl, welches auf einen einstürmte sobald man dieses Gebäude betreten hatte, fort ging. "Hallo.", antwortete sie kalt und mit einem Unterton den ich nicht deuten konnte. Wir betraten den Bahnhof, umringt von Friedenswächtern, Kamerateams und auch ganz normalen Leuten aus dem Distrikt. Es war klaustrophobisch eng, obwohl die Friedenswächter die Menschenmassen beiseite schoben, damit wir unversehrt zum Zug gelangen konnten. Spürte sie auch diese enge? Spielte sie auch mit dem Gedanken einen Friedenswächter anzugreifen, niederzuringen und ihm die Waffe die er behutsam in der Hand hielt, aus den Händen zu reißen und somit sich vielleicht das Leben zu retten? Hatte sie überhaupt Angst vor dem was auf sie zukommen werden würde? Als wir den Zug erreicht hatten, blickte ich nicht zurück zur Menge, nein, ich stieg ein und Freude erfasste mich. Ich würde hier wegkommen. Ich würde ihm endlich nicht mehr in die Augen sehen und seine kalte Stimme hören müssen. Ich wäre frei; losgebunden von seinen Ketten.
Ich lag in "meinem" Zimmer und starrte die Decke an. Ich spürte es noch nicht einmal das sich dieses Zimmer in einem Zug befand, obwohl man deutlich sah, wenn man aus dem Fenster blickte, wie schnell alles an einem vorbei zog. Das Bild das sich formte war binnen Millisekunden schon wieder verschwunden. Es war so schnell weg das man bloß Farben erkannte, aber keine Umrisse. Alles hier war prunkvoll und luxuriös, doch dies war nichts weiter als das mesten eines Schweins. Man gab ihnen gut zu fressen um sie später abschlachten zu können. Man gab UNS gutes Essen, luxuriöse und prunkvoll eingerichtete Räume, um UNS in ein paar Wochen abschlachten zu können. Ich würde nicht den ganzen Tag einfach nur herumliegen und nichts tun und darauf warten können das ich zum Abendessen gerufen werden würde. Ich stand auf und beschloss mich ein wenig um zuschauen. Meine Beine trugen mich zu einem Abteil, in welchem mir ein Sessel und Scotch, ins Auge sprangen. Müde ließ ich mich in einen der Sessel fallen, nahm mir ein Glas und goss Scotch hinein. Es war nicht viel, denn ich wollte nicht mehr und auch nicht weniger als dieses Gefühl des Schwindels und der Freiheit. So viel, und wiederum absolut nichts, ging mir durch den Kopf. Diese Leere und diese Explosion der Freude in mir, verwirrte mich. Ich wusste nicht was ich fühlen sollte. Es waren zu viele Gefühle und ich fühlte mich wie eine tickende Zeitbombe die nur darauf wartete zu explodieren.Während des Abendessens saß ich stumm da und betrachtete diesen schleimigen Typ, der sich Mentor nannte. Er saß auf seinem Stuhl als wäre es ein Thron. Ich wusste nicht viel über ihn, aber die Tatsache das er sich so verhielt wie er es nun mal tat, ließ mich ihn hassen. Die ganze Welt schien sich um ihn zu drehen. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte dieses Gefühl, aufzustehen und ihm eine reinzuschlagen, zu unterdrücken. Es stand so viel Essen auf dem Tisch das ich von allem mir nur eine Gabel genehmigen bräuchte, um anschließend satt zu sein. Noch nicht einmal das, welches auf meinem Teller lag aß ich. Ich hatte keinen besonderen Hunger, sondern hing lieber, wie schon den ganzen Tag, meinen Gedanken hinterher. Es war mir egal, dass meine Maske in diesen Momenten gar nicht vorhanden war. Ich hatte besseres zu tun, als mich auch noch darum zu kümmern. Und außerdem was war schon dabei? Niemand war hier, um mich deswegen anbrüllen zu können. Niemand war hier, um mir körperlich schaden zu können. Niemand war hier, um mich seelisch schlagen zu können. ER war nicht hier.Nach dem Essen hatte ich mich auf den Weg zu einem Abteil gemacht, in dem ich mir die Ernten meiner Konkurrenten ansehen wollte.Ich saß einfach nur da, während ich auf den Bildschirm vor mir starrte. Ich sah meine männlichen und weiblichen Konkurrenten, doch mein Gehirn blockte jegliche Art von Information vollkommen ab. Für einen kurzen Moment zog mich dieser Ramos Leivron in die Realität zurück. Er war anders. Er war kein schmieriger, charmanter und höflicher Mann. Sein Körper, inklusive Gesicht, waren übersät mit Tattoos. Er war der neue Zeremonienmeister. Wer diese Stelle vorher besetzt hatte, wusste ich nicht und es war mir so ziemlich egal. Wenige Minuten später glitt ich wieder zurück in meine Welt.Ein leerer Blick, ein knurrender Magen, obwohl ich keinen Hunger verspürte und meine Mittributin die neben mir saß und aus irgendeinem Grund hatte ihr Gesicht die Andeutungen von Hass und Wut, dies war all das was ich in diesem Moment verspürte und überhaupt mitbekamm. Mein Blick folgte ihrem und erst jetzt bemerkte ich Jade, unser Mentor, der neben mir in einem Sessel saß. "Ihr wärt das perfekte Traumpaar des Kapitols.", hörte ich ihn plötzlich ganz klar sagen. Ich wollte nicht zurück in die Realität, doch die Geräusche und Stimmen wurden immer lauter, bis sie kein Flüstern mehr in meinem Unterbewusstsein, sondern wie ein lautes Schreien waren. Idiot, dachte ich. Ich wollte ihm meine Meinung sagen, wollte ihm sagen wie sehr er mir seid dem ersten Augenblick an auf die Nerven ging, doch Nayela sagte etwas bevor ich es tun hätte können."Hahaha. Selten so gelacht.", sprach sie kalt und darum bemüht ihre Wut zu unterdrücken. "Ja, der Witz war gut. Hahaha.", antwortete er gelassen und grinste. "Ich hab's dir gesagt!", keifte sie ihn an und ihr Blick war furchterregend und eiskalt.Erst Stunden später verließ Jade den Raum. Ich war wieder in der Realität, seid dieser Auseinandersetzung. Ich wusste nicht warum oder woher diese Idee kam, aber plötzlich schossen Wörter aus mir heraus. "Ich hasse ihn. Am liebsten würde ich ihm meine Freunde, linke und rechte Faust, vorstellen. Weißt du, wir sollten es ihm heimzahlen." Verwirrt und überrascht sah sie mich an. "Selbstverliebtheit kann eine Schwäche sein.", sprach ich weiter, ohne eine Antwort abzuwarten, und grinste. "Einen Typen der ihn hasst, aber es bisher noch nicht gezeigt hat, etwas Alkohol und das Ankommen im Kapitol, bei dem zufällig ganz schön viele Kamerateams anwesend sein werden.", erklärte ich ihr und sah sie fragend an. Anstatt einer Antwort bekamm ich ein Grinsen, welches Zustimmung und Rachedurst ausdrückte.Letzte Nacht war der Horror gewesen. Ich hatte schlecht geschlafen, weswegen ich mit langsamen Bewegungen nach dem suchte was ich unbedingt brauchte. Das Medizinschränkchen war zwar klein, aber dafür zu überfüllt. "Hab ich dich.", murmelte ich vor mich hin als ich es gefunden hatte.Jade war nicht in seinem Zimmer, weswegen ich durch die verschiedenen Abteile schritt. Gelassen saß er auf einem Sessel und trank irgendetwas alkoholisches. "Sie und Nayela scheinen sich wohl richtig gern zu haben.", sprach ich und setzte mich gegenüber von ihm auf einen Sessel. "Natürlich, ich liebe sie.", antwortete er sarkastisch und grinste. Ich nahm mir ein Glas und genehmigte mir zum zweiten Mal in zwei Tagen einen Scotch. "Sie weiß nicht was sie tut, sie ist doch noch ein Kind, also bitte entschuldigen sie ihr Verhalten." Ich grinste und sah ihn entschuldigend an. "Da haben sie recht." Sein Glas war leer und ich hatte keine Zeit für Small-Talk. "Sie sollten diesen Whisky mal probieren. Er ist besser als der aus dem Distrikt.", sagte ich und goss ihm das Glas voll. "Einen Moment, da fehlt Eis." Ich nahm ihm das Glas aus der Hand und ging zur Küche. Hastig öffnete ich das Fläschchen und gab ein paar Tropfen des Abführmittels hinzu. Anschließend folgte das Eis. "Hier. Lassen sie sich den Whisky schmecken." Ich grinste ihn an und wartete darauf das er trinken würde. "Wissen sie, seid den Spielen sind sie mein Vorbild.", sprach ich und zeigte ihm meinen schüchtern wirkenden Gesichtsausdruck. "Ich meine.. Also ohne sie würde etwas in der Geschichte der Sieger fehlen.", schleimte ich mich bei ihm ein und goss ihm das Glas wieder voll. So ging es weiter, bis er sturz betrunken war. Ich brachte ihn in sein Zimmer und da er zu nichts mehr fähig war zog ich ihm seine Hose aus und ersetzte sie gegen eine weiße. Ich grinste. "Kommen sie es wird Zeit fur ihren großen Auftritt."Wir traten nach draußen und im ersten Moment hatte niemand etwas bemerkt. Er stank und es war anstrengend neben ihm zu stehen ohne laut los zu lachen. Die verschiedenen Kamerateams filmten den sturz betrunkenen Jade, auf dessen Hose ein großer brauner Fleck zu sehen war. Ich sah zu Nayela und grinste sie schadenfroh an. Dies würde so schnell niemand vergessen.
Wir hatten die Schattenwelt erreicht. Das Reich der Dunkelheit und der Grausamkeit. Alles war prachtvoll und überall waren diese Kreaturen. Ihre Perücken hatten wirklich jede erdenkliche Farbe und von all diesen knalligen Farben taten mir schon die Augen weh. Ich betrachtete sie nicht lange, sondern konzentrierte mich auf mein Gesicht. Ich verzog meinen Mund, wie ich fand zu einer Grimasse, und lächelte sie dreckig an. Es war ein Lächeln das sagen sollte das ich gefährlich bin. Anschließend ging alles so schnell. Wir wurden in das Vorbereitungszentrum gebracht und mir kam es so vor als wollten sie nicht das wir zu viel des Kapitols sahen. Als würden wir dadurch eine Gefahr sein. Dort wo ich hingebracht wurde, wartete schon ein Vorbereitungsteam auf mich. Zu bunt, viel zu bunt, dachte ich, als ich sie ansah. Sie waren zu grinsend, lachend und ihre Augen glitzerten vor Aufregung und Freude an mir, dem Objekt, bald herumtüfteln zu können. "Hallo mein Lieber.", sprach der Typ dessen Haare glatt, lang und pink waren und küsste mich zuerst auf die linke dann auf die rechte Wange. Verwirrt sah ich ihn an. "Ach Janus, hör auf. Du vergraulst sie so jedes Mal.", sagte der andere der, abgesehen von seinen dunkelblauen, glatten, langen Haaren, genau wie dieser Janus aussah. "Entschuldige meinen Bruder. Er kann sich manchmal einfach nicht zurückhalten." Ich wusste nicht was ich sagen sollte, weswegen ich einfach stumm nickte. "Ich bin Linus und das hier", sprach er und schob diesen, der das ganze stumm verfolgt hatte, vor sich," ist Aurelio." Aurelio nickte kurz. Er trug einen grauen Pullover der ihm viel zu lang war. Seine Haare waren an den Seiten abrasiert, in der Mitte jedoch lang und dunkelblond. "Er redet nicht gern.", erklärte mir Janus.Als sie vom Small-Talk zur Arbeit wechselten veränderte sich ihre Haltung und vorallem ihr Ton mit dem sie mit mir sprachen. "Zieh dich aus und leg dich da hin." Linus sprach mit mir als wäre er der Offizier und ich ein jämmerlicher Army-Boy oder sowas. Ich gehorchte ihm, denn sozusagen lag mein Leben in ihren Händen. Für die Parade würde ich gut aussehen müssen und sie waren der Schlüssel dazu. Würde ich nicht gut aussehen würden mir dadurch Sponsoren wie Wasser durch die Hände gleiten. Jade würde sich ganz sicherlich nicht darum kümmern, das wir Sponsoren bekämmen, vorallem nicht nach dem was wir ihm angetan hatten. Die Parade und das Interview waren alles woran ich denken konnte und musste. Würde ich dies vermasseln, würde es um einiges schwerer werden wieder lebend aus dem von Spielmachern geschaffenen Käfig herauszukommen. Ich zog mich aus und folgte auch allen weiteren Anweisungen. Sie zupften mir meine Augenbrauen, strichen mir irgendein klebriges Zeug auf die Beine, schmierten meinen ganzen Körper mit irgendwelchen Ölen und Shampoos ein und gaben mir ab und zu weitere Befehle. Es war entspannend, abgesehen von dem klebrigen Zeug auf meinen Beinen welches mit Schmerzen verbunden war, da zuliegen. Meine Haut fühlte sich nach den ganzen Ölen und Shampoos so weich an, dass ich nicht anders konnte als des öfteren über sie zu streichen. Anschließend wurde ich in mein Kostüm gesteckt und betrachtete mich prüfend im Spiegel. "Perfekt.", ertönte hinter mir die Stimme von Salvius, meinem Stylisten. Er hatte grüne lange Haare die er in seinem Nacken zu einem Knoten gebunden hatte. Er wirkte wie alle anderen hier. Zu bunt. Viel zu bunt.Ich trug die Farbe Gold. Gold war meiner Meinung nach die Farbe der Sieger, die Farbe der Könige und vorallem war sie eine Farbe des Reichtums. Mein Outfit war keineswegs modern. Ich wusste nicht genau welchem Stil es mehr glich oder ob es überhaupt diesem glich, aber als ich den Anzug so betrachtete dachte ich an Barock oder den Rokoko Stil. Naja, auf jeden Fall war es etwas altmodisches. Das Sakko dass ich trug endete vorne knapp unter meinen Rippen, hinten hingegen ging es mir bis zu den Kniekehlen und fiel mir vorne etwas über den Oberschenkel. Er ähnelte eher einem Cutaway-Anzug, statt einem stinknormalen Anzug. Dazu trug ich eine nicht zu enge und eine nicht zu weite Hose. Ein Halstuch lag locker um meinen Hals. Es verlieh dem Ganzen etwas lässiges, dennoch wirkte es durch dies keineswegs zu lässig. Eine prachtvolle Krone, besetzt mit Juwelen und Diamanten, saß auf meinem Kopf und rundete das Ganze ab.Als Dalea, Nayela und Jade auf mich zu kamen, damit wir zusammen zu unserem "Streitwagen", wie ich es gern nannte, gehen konnten, war das erste das mir auffiel, dass Jade nicht mehr ganz so betrunken wirkte, und leider und wiederrum auch Gott sei Dank nicht mehr dieselbe Hose trug wie an unserer Ankunft. Er hatte sich wohl einen dieser ich-kotze-alles-aus-mir-heraus-damit-ich-mehr-essen-kann Drinks gegönnt. Es war ganz und gar nicht gut wie er mich angrinste. Ich grinste zurück und verbarg die Gefühle die in mir bei diesem Grinsen hochkamen. Das zweite das mir auffiel war Nayela. Wie ich trug sie die Farbe Gold, die ihr, meiner Meinung nach, besser stand als mir. Sie war zwar auch ohne dieses Kleid und dieses Make-up hübsch, doch heute würden viele Blicke an ihr haften bleiben.Verloren stand ein kleines Mädchen, dass nur 12 Jahre alt sein konnte, zwischen den Pferdekutschen und Tributen. Sie stand ängstlich, und darum versucht dies nicht zu zeigen, da. Hastig und mit zusammengebissenen Zähnen wandte ich meinen Blick ab. Ich hatte keine Wut auf sie, nein ich war wütend auf diejenigen die das Ganze Schuld waren. Diejenigen die diese Spiele eingeführt hatten. Ob sie mir trotz dessen leid tat? Nein. Wir alle waren hier. Wir, die Tribute. Das Alter spielte keine Rolle, denn egal ob man 12, 15 oder auch 18 war, jeder Tod würde kein schöner sein. Distrikt 4 und Distrikt 2 standen beisamen und beobachteten ihre Konkurrenten. Wahrscheinlich tüftelten sie schon an Plänen, wen man am leichtesten, am schwersten und vorallem auf wen sie Jagd machen würden. Ich hasste ihre überheblichen Gesichtsausdrücke. Ich hasste es wie sie da standen als wären sie die besten Freunde. Erst jetzt merkte ich, das ich stehen geblieben war und sie von Kopf bis Fuß musterte. Sie sahen in meine Richtung, und schienen über mein Verhalten nachzudenken. Das Mädchen aus 2 lächelte mich an, wie um mir zu sagen, das ich herzlichst dazu eingeladen wäre zu ihnen rüber zu kommen. Ich gab ihr einen hasserfüllten Blick und grinste sie dementsprechend an. Was tat ich hier bloß? Eine Verbündschaft mit 2 und 4 war für einen Karriero Pflicht, und ich hatte ihnen grade gezeigt das ich nicht interessiert war. "Idiot.", murmelte ich vor mich hin als ich zum "Streitwagen" ging. Ich stellte mich neben Nayela und wartete darauf das unser "Streitwagen" losfahren werden würde.
Kein einziger Ton entfuhr meinen Lippen. Nur innerlich wütete ein Sturm; aus Wörtern, Sätzen und Tonlagen. Es war schwer ihn zu bändigen. Es war schwer den Schmerz des Feuers, dass in mir wütete, zu unterdrücken. Es war schwer das eiskalte Wasser in mir zu spüren und dennoch nicht zu zittern. Am schwierigsten aber war es ruhig wie eine goldene Statue dazustehen und gleichgültig und kalt wirken zu müssen, während in mir die Elemente sich bekämpften. Aber ich war stärker. Ja, ich war stärker. Mein Blick war ruhelos. Ich wollte diese ganzen Leute nicht ansehen. Diese verrückten, bunten, nicht menschlichen Wesen, die uns mit ihren Augen anstarrten, jubelten und klatschten. Was wir waren? Wir waren Menschen, ganz klar, aber in Wahrheit waren wir in Käfige eingepferchte Tiere, nur mit dem Unterschied das Tiere keine dämlichen Outfits trugen, ihnen weder zugejubelt noch für sie geklatscht wurde das einem die Ohren wehtaten und vorallem würden sie nicht in ein paar Wochen oder sogar Tagen tot sein. Naja, ganz so dämlich war das Outfit meines Distrikts nun wieder auch nicht. Die der anderen waren dämlicher als dämlich. Ich stand einfach nur da und konzentrierte mich auf einen geradeaus vor mir liegenden Punkt und fixierte diesen. Wie immer bei solch besonderen Momenten grinste ich mein Bad-Boy Grinsen und mein Blick strahlte pure Kälte aus. Ich fühlte mich absolut nicht so stark wie ich tat, dennoch verdrängte ich, wie sonst auch, mein zweites Ich. Es war kein Platz für dieses Ich. Es sollte in einen Raum gehen, die Tür abschließen und sich stumm in die Ecke setzen. Mehr oder weniger verlangte ich nicht. Was Nayela grade wohl dachte? Störten sie diese Blicke und dieses Gejubel nicht? Mein reales Ich, also dieses welches besser für mich war, fixierte immer noch den Balkon auf welchen in wenigen Minuten jemand treten würde den ich hasste. Ich hasste sein Grinsen. Ich hasste seine Augen. Ich hasste sein Haar. Ich hasste seinen Körper. Ich hasste es, dass er überhaupt existierte. Karriero hin oder her, aber diesen Mann hasste doch ehrlich gesagt jeder. Ja, ich war ein Karriero, und ja das abschlachten der anderen würde mich kalt lassen auch wenn ich selbst an jemanden Hand anlegen müsste, aber würde ich es gerne tun? Nein. Dieser Mann war Schuld daran das diese "Spiele" überhaupt existierten! Dieser Mann war Schuld daran das Eltern es für nötig hielten ihr Kind dazu zu zwingen an diesen "Spielen" teilzunehmen. Dieser Mann war Schuld daran, dass sich ein Schleier der Hoffnungslosigkeit, der Verzweiflung und des Hasses über die Distrikte gelegt hatte. Die Kutschen hielten an und wie jedes Jahr gab es eine Rede. Es war eine Rede die uns Tributen zeigte wie toll und begeistert er, Präsident Snow, von diesem ganzen verfluchten System war. Er wünschte uns noch Glück und ich musste meine Hände zu Fäusten ballen um nicht etwas zu tun das ich bereuen werden würde. "Er wünscht uns Glück. Ich denke jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um sich wahnsinnig zu freuen.", flüsterte ich Nayela ins Ohr und konnte den Hass und die Wut die in meiner Stimme mitschwangen kaum unterdrücken. Sie sagte nichts, aber ihr Schweigen verriet so viel über das was sie darüber dachte. Sie hasste ihn genau so viel wie ich es tat. Nach der Parade wurden wir ins Trainingszentrum geführt und der Weg dorthin kam mir endlos lang vor. Ich redete weder mit Nayela, noch mit anderen Tributen. Ich würde mir mein Bild während des Trainings machen und nicht meine Zeit mit Small-Talk vergeuden. Ohne mich auch nur umzuschauen schritt ich an ihnen vorbei und wurde von Jade und Dalea in unser "neues Zuhause", für die nächsten Wochen, gebracht. Wie nicht anders zu erwarten, waren die Räume luxuriös und bestechlich. Sie wollten uns damit sagen, dass wir hier sicher waren. Dass das Kapitol nicht unsere Feinde, sondern unsere Freunde waren. Das Kostüm, welches ich trug beengte mich plötzlich und ich wollte nichts sehnlicher als es nicht mehr auf meiner Haut spüren zu müssen. Ich warf das Tuch, welches meinen Hals wie eine Schlinge umband , auf den Boden und achtete nicht darauf das ich mein Zimmer noch garnicht erreicht hatte. Ich war nicht darauf vorbereitet, als eine Hand sich fest um meine Schulter schloss und mich ruppig herumrieß. Mein erster Gedanke war: Dad. Doch es war nicht er in dessen Augen ich blickte, sondern die Augen von Jade. Lauf, schrie mein zweites Ich. "Freut mich dich zu sehen Jade. Wie ist es in den Medien herum zu kusieren?" Ich grinste ihn an und sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. "Ich werde dir das Leben, solange du noch hier bist, zur Hölle machen. Und du wirst dir wünschen so schnell wie nur möglich in die Spiele zu kommen, weil ich dort nicht anwesend sein werde.", flüsterte er gefährlich leise und drückte mich gegen die Wand. Ich grinste ihn bloß an. Als er mich losgelassen hatte und er verschwunden war atmete ich tief ein und aus. Als ich mich aus meinem Kostüm gezwängt hatte, setzte ich mich zu den anderen an den Tisch. Ich schlug mir den Bauch voll und achtete relativ wenig auf meine Tischmanieren. Jade zu liebe schmatzte ich laut, aber Jade ignorierte mich. Dalea sah angewiedert drein sagte aber dennoch nichts. Die Wiederholung der Parade war auf dem Fernseher gegenüber des Tisches zu sehen, aber ich sah sie mir nicht an. Ich war inmitten dieser ganzen Scheiße und da brauchte ich mir ganz sicherlich nicht auch noch diese Wiederholungen anzusehen. "Geh nicht zu spät zu Bett, Damian. Morgen fängt das Training an und ihr beide müsst euch von eurer besten Seite zeigen.", erklärte mir Dalea. "Ai Ai Sir.", antwortete ich und salutierte. Ich verzog mich in "mein" Zimmer, zog mein T-Shirt aus und schmieß mich auf's Bett. Die Worte von Jade hallten in meinem Kopf wider. Ich war ein verdammter Trottel. Absolut nichts lief nach Plan. Ich brauchte Verbündete. Morgen würde viel Arbeit auf mich zu kommen und dies gefiel mir nicht. Ich hatte mich eigentlich darauf eingestellt gehabt, während des Trainings stumm in der Ecke liegen und ab und zu ein Nikerchen machen zu können. Ich würde beobachten und vorallem würde ich reden müssen. Karrieros waren doch angebliche Monster die sich darauf freuten zu morden und diese Einstellung der Außendistrikte hasste ich. Nicht jeder Karriero war direkt ein Monster. ICH war kein Monster. Außerdem hatten die meisten Angst vor uns und jemand der sich mein Verbündeter nennen dürfte, dürfte auf keinen Fall mich als Monster sehen und Angst empfinden wenn ich bloß neben ihm stehen würde.Diese Tatsache schränkte die Auswahl der Verbündeten drastisch ein. Ich lag noch lange wach und die Zeiger der Uhr wollten sich einfach nicht bewegen.
Gold und schwarz waren, meiner Meinung nach, zwei Farben die absolut nicht zusammen passten. Während die eine Farbe Trauer, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und weitere negative Gefühle vermittelte, spiegelte die andere Reichtum, Hoffnung und den Sieg von etwas Großem wider. Ohne das ich es gewollt hätte dachte ich an den Anzug den ich an der Ernte getragen hatte zurück. Ich konnte das Grinsen, welches sich für einen kurzen Moment in mein Gesicht einmeißelte, nicht unterdrücken. Der Anzug war schwarz und trotz dessen, dass die goldenen Details an dem Trainingsanzug klein waren, waren sie jedoch sehr auffällig. Wie eine Schlange ihre Haut abstreifen konnte, so zog ich meine gerade an. Ich verließ das Zimmer mit meiner "neuen Haut" und gleichzeitig saß auch meine Maske wieder. Sie war dunkel. Sie war dunkler als es eine Farbe die man vor Augen hatte je sein könnte. Sie war dunkler als es die Nacht es je vermitteln könnte. Sie sicherte mir Tag für Tag mein Überleben. Fragte sich nur, wann mir diese Maske nichts mehr nützen werden würde. Sie bestand, weil die Person die sie trug, zu schwach, zu anfällig fur Gefühle und vorallem weil er ohne sie schon längst unter der Erde liegen werden würde. Wenn nicht durch die Hand seines Vaters dann durch seine eigene. Ja, deswegen brauchte ich sie. Ich würde diese Spiele gewinnen müssen, denn dann würde mein Leben erst anfangen. Ich wäre frei. Kein Training mehr. Keine psychische und physiche Gewalt, meines Vaters, mehr. Keine Angst mehr. Vielleicht würde ich irgendwann ohne sie Leben können. Ohne diesen Schutzmechanismus, der sich nicht abstellen ließ. Gedankenverloren ging ich durch die Gänge und bemerkte erst zu spät, dass ich das Trainingscenter erreicht hatte. Ich war viel zu früh. Mein Magen knurrte und ich schob den Gedanken, nach oben und erst einmal etwas frühstücken zu gehen, beiseite. Ich würde hier bleiben, mich in Ruhe umschauen und auf die anderen warten. Schlafmangel benebelte mein Gehirn und beeinflusste drastisch mein Denken und meine Konzentration. Ich musste mich des öfteren selbst ermahnen, wach zu bleiben. Als die ersten eintrudelten beobachtete ich sie genau. Ich hatte keinen blassen Schimmer wer sie waren, aber dies gehörte sowieso zu einer Art Information die mich nicht interessierte. Ich war froh nichts, absolut nichts, über die, die durch meine Hand sterben könnten, zu wissen. Einen Namen, einen Distrikt und das Alter waren Dinge die meinen Plan töten zu können, ohne sich anschließend den Kopf über diese Person zu zerbrechen, zu nichte machte.An den Schuldgefühlen würde ich so oder so nichts ändern können, aber ich würde sie, indem ich formal bleiben werden würde, abmildern können. Es mussten die beiden aus 12 sein, denn das Mädchen hatte noch etwas Kohlenstaub im Gesicht. Sie würde auf keinen Fall für ein Bündnis in Frage kommen. Auf mich wirkte sie viel zu schwach und viel zu ängstlich. Der Junge wirkte zwar stark, aber ich bezweifelte das ein Bündnis mit ihm eine gute Idee wäre. Mit ihm wäre Streit vorprogrammiert. Außerdem würde er höchstwahrscheinlich zu dummen Handlungen neigen. Etwas später betrat Nayela das Trainingscenter und ihr Gesicht ließ mich etwas schlechtes ahnen. Jade. Entweder hatte er mit ihr die selbe Art von Gespräch geführt wie bei mir am Tag zuvor oder aber die beiden hatten sich wieder gestritten. Letzteres war schon fast normal, so normal wie das duschen oder Zähne putzen am Morgen. Ich sprach sie nicht darauf an, denn wenn sie etwas zu sagen haben würde, dann würde sie dies von alleine mir mitteilen. Als alle anwesend waren, erklärte uns ein grimmiger, kleiner, glatzköpfiger Kerl die verschiedenen Stationen. Er erklärte uns welche Stationen am wichtigsten waren und welche man eher nicht besuchen bräuchte. Anschließend wies er uns an uns gleichmäßig an die verschiedenen Stationen zu verteilen. Ich sah den anderen dabei zu wie sie an die verschiedenen Stationen eilten und betrachtete sie, in der Ecke stehend, die Arme über der Brust verschränkt, ganz genau. Sowohl die männlichen wie auch die weiblichen Tribute aus Distrikt 2 und 4, standen vor einem Glaskasten und schienen auf irgendetwas zu warten. Neugierig näherte ich mich dem "Kasten" und betrachtete, durch die Glasscheibe hindurch, einen Jungen. Er hatte kein breites Kreuz, keinen mit ausgeprägten Muskeln ausgestattenen Körper, aber er wirkte dennoch stark. Goldene Kreaturen huschten in dem "Kasten" hin und her, von der einen zur anderen Seite, und feuerten Pfeile, Speere und Messer auf den Jungen ab. Er wich jedem Angriff perfekt aus und tötete sie, indem er Messer genau in ihr Herz warf. Seine Würfe waren schwungvoll und voller Kraft und jedes mal wenn er wieder einen Treffer gelandet hatte, zersprangen diese Kreaturen in tausende kleine Stückchen. In meinem Kopf ging ich alles ganz genau durch, von der Frage der Verbündschaft bis hin zu dem möglichen Augenblick, wenn er es bis unter die letzten schaffen würde und ich auch noch im Rennen sein würde. Ich dürfte mir dann keinen Fehler erlauben und auch jetzt dürfte ich es mir nicht. Er öffnete die Glastür, ging hinaus und gleichzeitig gesellte sich dieses kleine Mädchen, welche ich vor der Parade gesehen hatte zu ihm. Jetzt war mein Chance. "Gute Messerwurfkünste. Man hätte denken können du trainierst wie ein Karriero, jeden Tag. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich dich dadurch, für einen gehalten.", sprach ich und überschüttete ihn mit Komplimenten. "Danke. Im Gegensatz zu dir ist das sicher kein Vergleich. Du kommst ja aus 1. Doch genug der Komplimente. Willst du mir was sagen oder bist du nur gekommen um mich zu loben?", antwortete er mir kalt und mit einem Blick, der mich grinsen ließ. Angst hatte er schon einmal nicht und das war gut. "Oh, natürlich. Sag mir einfach ob du an einer Verbündschaft mit mir interessiert bist. Vielleicht sogar mit uns beiden aus 1. Ich weiß noch nicht ob sich meine Distriktpartnerin, wie es sich eigentlich gehört, den anderen Karrieros anschließen wird oder ob sie genau so lebensmüde wie ich ist.", sprach ich darum bemüht auf keinen Fall kalt, unfreundlich oder ehergesagt wie ein Karriero zu klingen. "Ja ich bin interessiert an einem Bündnis mit dir und auch mit deiner Distriktpartnerin,", sagte er und ich grinste in mich hinein, "aber nur wenn meine Mittributin auch in den Zusammenschluss gehört und du ihr keine Angst machen oder sie umbringen wirst." Wie bitte? Ich biss meine Zähne aufeinander, denn damit hatte er mich in der Hand und dies gefiel mir nicht. "Natürlich.", sprach ich gepresst. Dieser Typ hatte es tatsächlich geschafft mich zu so etwas zu bekommen. Es war mir egal, dass das Training noch lange nicht vorüber war und ging schnurstracks nach oben. Ich beachtete Daleas Fragen nicht, sondern verkroch mich in mein Zimmer. Für heute, hatte ich eindeutig genug getan und meine Wut wollte einfach nicht abebben. Ich bemerkte es kaum, dass meine Augen immer schwerer wurden und ich letztendlich einschlief.
Solange du den Schmerz spürst ist alles okay, denn das heißt das du noch lebst. Dies ist etwas das ich in all den Jahren gelernt habe. Den Schmerz richtig zu fühlen. Ihn nicht zu verdrängen, ihn nicht zu hassen, ihn nicht einfach nur zu ertragen, nein, man muss ihn fühlen als wäre dies ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Als wäre der Schmerz ein Gefühl das man nicht meiden wollen würde. Er wurde immer größer und schien meine Lunge und mein Herz immer mehr zu zerquetschen. Die Lunge die immer schneller atmete, trotz des jahrelangen harten Trainings. Das Herz, welches immer schneller schlug, trotz der Worte meines Vaters, niemals Gefühle zu zeigen. Mein Herz wollte auf diese Worte nicht hören. Die Angst, trotz des Karriero seins, verstärkte sich auch bei mir. Ich ließ meinen Blick von einem zum nächsten Gesicht schweifen und bemerkte, dass sie alle ausgelaugt und müde, auf mich, wirkten. Die letzten Tage waren für sie nicht einfach gewesen. Das Training, welches nur Karrieros gewöhnt waren. Tag ein. Tag aus. Die kurzen Nächte, weil der Tag der "Freilassung" immer näher rückte. Der Tag, an dem jeder jeden verraten werden würde. Der Tag, an dem wir alle zu Tieren werden würden. Gehetzte Tiere in dessen Augen sich die Angst wiederspiegeln würde und Raubtiere die keinen Halt, auch nicht vor kleinen hoppelnden Hasen, machen würden. Ich setzte mich neben Nayela die sofort ihren Kopf zur Seite drehte. Sie war bisher kein Mensch der vielen Worte gewesen, aber sie war seid einigen Tagen dennoch anders. Sie schien mich noch nicht einmal ansehen zu können und seid dem ersten Trainingstag an, schien es mir als würde sie meine Anwesenheit meiden. "Nayela?", sprach ich und hoffte das ihr Kopf sich endlich zu mir drehen würde. "Wir haben uns in den letzten Tagen nicht gesehen.", kam es mir über die Lippen und ich verfluchte mich für diesen einfallsreichen Satz. Ich wartete auf eine Regung, irgendeine Regung, aber sie kam nicht. "Ich wollte dich eigentlich nur fragen ob du an einem Bündnis interessiert wärst? Wir beide und Distrikt 6?“ Ihre Augenbraue zuckte in die Höhe und langsam drehte sie ihren Kopf in meine Richtung. Diese langsame Bewegung ließ ein Gefühl in mir aufkeimen, welches ich lieber in die tiefste Ecke meines Ich's verbannt hätte. Die Haut spannte sich über ihre zusammengepressten Fäuste und obwohl ich meine Maske an hatte und mich mit ihr sicher fühlte, war sie für einen kurzen Augenblick nicht an ihrem Platz. Was war nur los mit ihr? Hatte ich etwas falsch gemacht? Oder war sie einfach durch und durch ein Karriero, weswegen sie das Bündnis mit Distrikt 6 sicher ablehnte? "Was ist dein Problem? Gefällt dir etwa irgendwas an Distrikt 6 nicht?", fragte ich sie kalt. Würde sie nicht zustimmen dann wäre ich so gut wie Tod. 5 Karrieros gegen einen Karriero der ein schwächliches Mädchen und einen guten Messerwerfer an seiner Seite hatte. ICH, wäre nicht so gut wie tot, nein, ich wäre tot! Bitte, sei nicht meine Feindin, dachte ich und wiederholte dies wie ein Mantra, immer und immer wieder. „Willst du sagen, dass ich zu Jade gegangen bin, mich auf den Boden gekniet habe, eine Stunde gefleht habe, ihn angebettelt habe das er mir hilft, weil du Dalea genommen hattest und zu den Karrieros gegangen bist, nur damit du jetzt mit Distrikt 6 verbündet bist?“, erwiderte sie wutentbrannt. Was? Wovon redete sie? "Nayela Kuronem. Distrikt 1.", sagte eine unbekannte Frau monoton und ihre Stimme hallte durch den Raum."Viel Glück euch 3.", hörte ich sie sagen und verstand sofort die Botschaft die in den Wörtern lag. "Ja, viel Glück.", antwortete ich ihr und sie verschwand. Die Minuten vergingen langsam und quälend. Sie hatte mich zurückgelassen mit Fragen die nun in meinem Kopf umherwanderten. Sie schrien. Sie hämmerten von innen gegen meinen Schädel. Sie wollten beantwortet werden. "Damian Cartwright. Distrikt 1." Da war sie wieder. Die monotone Frauenstimme. Ich stand auf und sah Nayela, die mir entgegen kam, neugierig an. Sie wirkte wütend. Als ich den allbekannten Raum, der dennoch so unbekannt war, erreicht hatte, war ich etwas enttäuscht. Er sah wie der Raum indem wir die letzten Tage trainiert hatten, nur etwas kleiner, aus. Hatte ich Angst? Nein. Hier könnte mich niemand umbringen. Hier würde ich mich bloß unter Beweis stellen müssen. "Damian Cartwright. Distrikt 1.", sagte ich mit einem Grinsen. Messerwerfen. Ja, ich würde einfach nur Messerwerfen. "Was haben sie für uns?", fragte mich einer der Spielmacher. "Könnten sie mir ein paar Vögel zur Verfügung stellen, dann könnte ich es ihnen zeigen.", antwortete ich in einem sie-sollten-sich-besser-vorbereiten Ton und grinste. Wie lange es dauerte? Keine Ahnung. Blaue, rote, schwarze.. Vögel flogen wie wild umher und ich wappnete mich mit Messern. "Ich denke auf etwas lebendes zu zielen, dürfte den Ansprüchen der Hungerspiele mehr entsprechen, als das zielen auf eine Scheibe oder eine lächerliche Puppe." Zuerst ging ein blauer, kleiner Vogel zu Boden. Wie ein Stein, fiel und fiel er immer näher dem Boden entgegen. Ein kleiner schwarzer, ein roter, wieder ein schwarzer... Es war zu einfach. Ich hatte einfach schon zu oft diese Art des Trainings absolviert. Bei meinem Vater war diese Art des Trainings jeden zweiten Tag durchgeführt worden. Als ich mich verabschiedet und den Raum verlassen hatte, war ich zufrieden mit meiner Leistung. Kaum hatte ich unser Appartement erreicht, schnellte eine Hand auf mich zu, die mit voller Wucht meine Wange traf. Verdattert sah ich Nayela an. Ich konnte nicht klar denken, denn darauf war ich eindeutig nicht vorbereitet gewesen. "Wofür..", setzte ich an, doch Nayela fiel mir ins Wort. "Die hast du mehr als verdient." "Ich lasse dir das heute durchgehen. Solltest du dies oder so etwas, in jeglicher Art, noch einmal tun, dann werde ich nicht einfach nur ruhig vor dir stehen bleiben und in solch einem ruhigen Ton mit dir sprechen. Außerdem was meintest du vorhin? Karrieros und Dalea? Ich meine, wovon hast du da gesprochen?" Anstatt mir zu antworten drehte sie sich um, ging zum Sofa und setzte sich hin. Ich hatte verstanden. Dies war also wieder eine ihrer ich-rede-nicht-mit-dir Phase. Ich rollte mit den Augen, seufzte und ließ mich, nach einer kurzen Weile in der ich einfach weiter so dagestanden hatte, auf das Sofa, neben Nayela, fallen. Mit Jade, dessen hämisches Grinsen ich am liebsten aus seinem Gesicht poliert hätte, und Dalea saßen wir da und warteten auf die Punktevergabe.
"Distrikt 1 weiblich. 9 Punkte." Ich hörte wie Dalea neben mir irgendetwas faselte, aber ich beachtete sie nicht. Es war gut das Nayela eine hohe Punktzahl bekommen hatte, aber freute ich mich für sie? Nein. Es waren ihre Punkte die da auf dem Bildschirm standen und nicht meine. 9 Punkte bedeuteten bloß, dass das töten, wenn ich es tun müsste, schwerer werden würde. Diese Punkte bedeuteten bloß, dass meine Angst zu versagen größer wurde. Würde ich die selbe Punktzahl oder sogar weniger bekommen, dann würde es heißen, dass der Junge aus Distrikt 1 kein großes Hindernis wäre. Meine Hände waren zu Fäusten geballt. Ich war nicht der einzigste der in diesem Moment vor dem Fernseher saß. ER sah sich die Punktevergabe auch an. ER duldete kein versagen. In seinem Gehirn existierten Wörter wie kein Mensch ist perfekt oder jeder macht mal Fehler, nicht. Mom. Sie würde für mein Versagen büßen müssen. Ich betrachtete meine Hände und wie sich die Haut über meine Knochen spannte. Meine Fingernägel gruben sich immer tiefer in mein Fleisch, aber ich spürte den Schmerz kaum. Du darfst nicht versagen, Damian! Du darfst nicht versagen! Darfst nicht.. Nicht versagen, Damian.. Immer wieder wiederholte ich diesen Satz in meinem Kopf. "Distrikt 1 männlich." Mein Kopf bewegte sich hastig Richtung Bildschirm. "11 Punkte." Dalea schrie erfreut auf. Meine Hände entspannten sich und ich konnte nicht anders als einfach nur zu Lächeln und den Bildschirm anzustarren. Plötzlich stand Nayela auf und rannte in Richtung ihres Zimmers davon. In mir war kein Platz für andere Gefühle. Ich spürte nur diese Erleichterung, diese Freude und diese Schwerelosigkeit. Es war kein Platz, um über Nayelas Verhalten gerade nachzudenken. Die Punktevergabe lief weiter, doch ich beachtete die Namen und Zahlen nicht.
"Nur zu schade, dass du nicht der einzigste mit 11 Punkten bist.'", sagte Jade und grinste mich an, "Hör auf so dämlich den Bildschirm an zu grinsen, mein Lieber, denn nur weil du 11 Punkte hast heißt das noch lange nicht, dass wir uns lebend wieder sehen werden. Nur zu dumm, dass ich dein Mentor bin. Glaub mir es werden endlos viele Fallschirme vom Himmel fallen, nur leider nicht für dich." Schlagartig wich die Freude einem anderen Gefühl. Hass. Meine Hände ballten sich wieder zu Fäusten. "Wenn du denkst ich werde vor dir auf dem Boden herumkriechen und dich anflehen, dann wirst du noch lange darauf warten müssen. Fallschirme? Denkst du wirklich ich bin auf so etwas angewiesen? Denkst du wirklich ich bin auf DICH angewiesen?", antwortete ich ihm und verließ den Raum. Erst jetzt wurde mir das Ganze Ausmaß meines dummen Handelns klar. "Verdammter Trottel.", flüsterte ich vor mich hin. Es war still. So verdammt still. Ich hasste sie. Sie trieb mich dazu nachzudenken, aber genau das wollte ich nicht. Bum. Bum. Bum. Die Stille wurde unterbrochen und ich war dankbar dafür. Ich setzte mich auf und legte mein Ohr an die Wand. Es hörte sich an als würde jemand immer und immer wieder gegen die Wand schlagen. Nayela? Ihr Zimmer lag genau neben meinem, es konnte nur sie sein. Ich dachte nicht großartig darüber nach, sondern schlief im Rhytmus dieses Geräuschs ein.Training hier, Training da. Dalea sprach ununterbrochen, während des Frühstücks davon. Es wäre ja so wichtig für uns beide und Einzeltraining wäre ihrer Meinung nach besser als das Training zusammen. Blah, blah, blah.. Sie versuchte uns regelrecht einzureden, dass es besser wäre, wenn wir einzeln trainieren würden. Genervt aß ich einfach weiter, denn momentan hatte ich genug Probleme und ausnahmsweise würde es besser sein wenn ich mir keine weiteren einhandeln würde. Zuerst hatten wir zusammen Training mit Jade. Keiner sagte etwas und die Stimmung war angespannt. Reiß dich zusammen, Damian. Sag etwas. Irgendetwas, verdammt. Ich atmete tief ein und aus bevor ich sprach:"Und ich dachte wir wären hier um irgendwelche Tipps von ihnen für das Interview zu bekommen. Noch nicht einmal Nayela wollen sie etwas sagen? Es ist mir egal, wenn sie mir keine geben, denn ich weiß selbst ganz gut was meine Stärken sind und wie ich mich zu verhalten habe, aber da sie und Nayela wieder bei 0 angefangen haben sollten sie wenigstens ihr Tipps geben." Er grinste mich an und wieder machten sich diese Gefühle in mir breit. Hass und unbändige Wut. "Dann viel Spaß Sunnyboy. Ich werde dir beim Interview auch ganz fest die Daumen drücken.", antwortete er und lachte. Er ging mit Nayela zum anderen Ende des Raums und tat das wodrum ich ihn gebeten hatte. Ich stand einfach nur da und starrte aus dem Fenster. Ich brauchte eine Taktik. Wie sollte ich auf der Bühne auftreten? Sei einfach wie es dir deine Maske vorgibt, dachte ich. Gefährlich. Vielleicht würde ich auch noch auf mein Aussehen setzen können. Es gab so viele Frauen aus dem Kapitol, die sich vielleicht auch nur wegen solchen Männern die Spiele ansahen. Die schmachtend vor dem Fernseher saßen und darauf hofften das jemand gut aussehendes gewinnen würde. "Nayela?", sagte Dalea. "Achte auf deine Haltung. Sie ist sehr wichtig. Hörst du mir überhaupt zu? Nayela? Nayela!" ich verdrehte die Augen. Dies war bestimmt schon das 4 mal gewesen, dass Dalea irgendetwas von Haltung gesagt hatte. "Was interessiert mich die Haltung?" Dalea schnaufte empört. "Was. Dich. Die. Haltung. Interessiert." "Es wird sich doch sowieso nur jeder auf die 11 freuen. Wer achtet denn auf eine 9, wenn es eine 11 gibt? Damian hier, Damian da! Damian, Damian, Damian! Damian die 11!", spuckte sie die Wörter aus. Was war bloß los mit ihr? Ich verschwendete keine Zeit, sondern packte sie blitzartig am Handgelenk. Die Bücher, die zuvor auf meinem Kopf gelegen hatten, fielen zu Boden. Dieses mal würde sie mir zuhören müssen. "Es ist richtig toll eine 11 zu sein. Da sind die Chancen diese ganze Scheiße zu überstehen doch gleich 100 Prozent! Man fühlt sich dann gleich viel besser, wenn man weiß, dass einen zukünftig 4 Karrieros jagen werden! Wir sitzen im selben Boot! Eifersucht oder was immer das Ganze auch ist wird dich hier nicht weiter bringen, also reiß dich verdammt nochmal zusammen!", schrie ich schon fast und drückte bei jedem Wort fester zu. Nach einem kurzen Moment ließ ich sie los, fuhr mit meiner zitternden Hand durch mein Haar und fügte ruhiger hinzu:"Es tut mir Leid. Also.. äh... Vielleicht hätte ich nicht so schreien sollen. Und das mit deinem Handgelenk.." Die Tür öffnete sich und Nayela nutzte diese Gelegenheit und rannte, an Priamos vorbei, nach draußen. Er schaute verdutzt von Nayela zu uns und schloß die Tür wieder. Schon wieder hatte sie es geschafft, der Situation zu entfliehen. Wenige Minuten später kam Salvius, der mich zu Aurelio, Janus und Linus brachte.
Blutrot. Sehr einfallsreich, war mein erster Gedanke. Mein zweiter Gedanke war, wenigstens ist es kein schwarz. Diese Farbe bewirkte genau das was ich wollte. Ich wollte stark, blutrünstig und gefährlich aussehen und diese Farbe tat ihr Bestes um diese Seite von mir zu unterstreichen. Fliege und Hose waren in dieser Farbe. Mein Hemd war blütenweiß. Es klebte an meinem Körper, sodass man jeden Muskel deutlich erkennen konnte. Dazu trug ich schwarze Lederschuhe und fertig war mein Outfit für das Interview. Ich betrachtete die Outfits der anderen. Manche schrien "Hey, hier bin ich!", manche wirkten süß, manche wirkten wie Sexbomben und manche Outfits waren einfach nur lächerlich. Für einen kurzen Moment blieb mein Blick an Luke und Jennifer hängen. Sollte ich zu ihnen gehen und ihnen Glück wünschen? Ich schob diesen Gedanken schnell beiseite, denn Freundlichkeit war, in diesen Verhältnissen, nichts weiter als Heuchelei. Ich würde schlecht zu ihnen gehen und sagen können, "Hey, viel Glück euch beiden, aber wenn es so weit ist werde ich euch trotzdem umbringen, um meinen verdammten Arsch zu retten." Es waren zwar genügend Sitzmöglichkeiten da, dennoch fehlte irgendetwas. Plötzlich ertönte eine monotone Stimme:"Damian Cartwright, begeben sie sich auf die Bühne." Was? Wo war Nayela? Müsste sie nicht eigentlich wieder hierher kommen? Konzentrier dich. Denk nur an das Interview! Mein Augenblick alle von mir zu überzeugen war gekommen. Mein Herz hämmerte wie wild gegen meinen Brustkorb als ich auf die Bühne trat. Meine Hände waren feucht und kalter Angstschweiß lief mir den Rücken hinab. Das Publikum klatschte und das Geräusch war ohrenbetäubend. Ich erwiederte Ramos festen Händedruck. "Nun, wir dachten uns, wir machen dieses Jahr etwas besonderes. Wir wollten euch, heute am Abend, ehe es in die Arena geht, nicht nur die Chance geben, euch von uns zu verabschieden, sondern auch das eure Familie, euch noch einmal Glück wünschen kann... oder was auch immer...", erklärte er mir als wir uns hingesetzt hatten. Perplex sah ich mich um und sah, erst jetzt, die große weiße Leinwand die mitten auf der Bühne stand. Das Licht ging aus und die Leinwand erhellte die Bühne. Ein Video wurde abgespielt und am liebsten hätte ich mich hier und jetzt übergeben. Ich erblickte meine Mom und meinen Dad. Was sollte das alles? Ich hatte gedacht ich wäre ihm entflohen. Ich hatte gedacht, dass ich sein Gesicht nie wieder sehen müsste. "Wir sind sehr stolz auf dich Damian. Wir glauben an dich und stehen hinter dir. Und Glückwunsch zu deiner überragenden Leistung. 11 Punkte! Du weißt was du in der Arena zu tun hast. Wir lieben dich Damian.", sprach er und das Licht wurde wieder angeschaltet. Ich war geschockt. Ich fühlte mich, als würde ich jeden Moment zusammenbrechen. 'Wir lieben dich', hallten seine Worte in meinem Kopf nach. Dieses eine Wort. WIR. Nein. Nicht dieses Wort! Mom liebte mich, aber er? Nein, er nicht. Aber ich wünschte es mir. Ich wünschte es mir so sehr. Ich hatte nur eine einzige Aufgabe! Mache ihn stolz, denn dann wird er dich lieben, dachte ich. Befolge einfach was er sagt. Showtime. Ich lachte. "Diese Überraschung ist ihnen, auf jeden Fall, gelungen. Ich denke zwar, dass es nicht nötig ist, sich von seiner Familie Glück wünschen zu lassen.. Wer denkt er könnte in die Arena spazieren, mit Glück im Gepäck,", sagte ich und lachte,"nun ja, ich denke nicht das man aus Glück gewinnt. Entweder man hat die Fähigkeiten die man braucht, um zu gewinnen, oder aber man hat sie nicht." "Da wir gerade bei Fähigkeiten sind.. Dein Vater muss ein guter Trainer gewesen sein, denn am Tag der Ernte warst du nicht gerade schwach.", sagte Ramos kalt.Ich grinste. "Wenn sie diesen alten schrumpeligen Mann als "gut" bezeichnen, dann haben sie mich eindeutig noch nicht richtig in Aktion gesehen." Ramos Miene blieb unverändert. "Hast du eine besondere Taktik die dies beweisen würde?", hackte er nach. "Natürlich, aber ich denke die behalte ich für mich. Ansonsten versaue ich ihnen die Show. Ich sage nur eins, das Blutbad wird ein heiden Spaß und ich werde mich auf jeden Fall daran beteiligen. Solch einen Spaß sollte man sich doch nicht entgehen lassen.", antwortete ich und grinste. "Ich denke was unser Publikum brennend interessiert.. Gibt's da vielleicht auch jemanden für den du gewinnen willst?", fragte er und durchbohrte mich mit seinen kalten Augen. Was sollte ich antworten?Ich mache das ganze doch nur für meinen Dad? Ich will gewinnen für ihn? Für mich? "Natürlich gibt es da Leute für die ich gewinnen will. Sie denken da wahrscheinlich an jemanden aus meinem Distrikt, aber weit gefehlt." Ich grinste ihn an. "Denken sie nicht auch, dass es sich lohnt für all diese hübschen Damen hier", sprach ich, stand auf und zeigte auf das Publikum, "zu gewinnen? Das Kapitol besitzt und beherbergt das Beste vom besten." Das Publikum tobte. Das Beste vom besten, dachte ich und lachte innerlich bitter. Ich war es gewöhnt meine Maskerade aufrecht zu erhalten, dennoch hasste ich mich selbst für das was ich in diesem Moment von mir gab. Ich hasste mich für meine Feigheit. Ich war nicht in der Lage dazu, dass zu sagen was ich dachte, stattdessen versteckte ich mich hinter einer Mauer.Sogar Angst, vor diesem lächerlichen Interview, verspürte ich. Sie war mein Begleiter. Sie war es, in Wahrheit, schon immer gewesen. Der gefühlskalte Damian. Der gefährliche Damian. Der starke Damian. Der selbstsichere Damian. Der Damian der das alles lebend überstehen würde. Lügen. Alles waren es Lügen. Mein ganzes Leben war eine Lüge. ICH war eine Lüge. Bloß ein Kind.. Ein Kind, dass nie etwas verlangte, außer die Liebe seines Vaters. Ein dummes, naives Kind, welches sich zu alldem verleiten ließ. Ein Kind, welches weiterhin seine Rolle spielte, koste es was es wolle. "Sollte er unser diesjähriger Sieger werden, dann wisst ihr, dass er noch Single ist und nur an Frauen aus dem Kapitol interessiert ist. Und hiermit ist unsere Zeit auch um.", erklärte Ramos kalt. Ich schüttelte seine Hand, bevor ich einen anderen Weg, als zuvor, entlang ging. Als ich aus dem Fahrstuhl austrat, empfingen mich Nayela, Jade und Dalea. Dalea sagte irgendetwas, aber ich hörte ihr nicht zu. Ich konzentrierte mich auf Nayela. Sie sah mitgenommen aus. Wer weiß wie ich selbst aussah. Ich blickte zu Boden und grinste bitter. Nicht jeder empfing seine Familie mit offenen Armen. Nicht jeder empfand Freude, bei ihrem Anblick. In meinem Kopf spielte sich das ganze Interview noch einmal ab. Das Interview war zwar ganz gut gelaufen, dennoch fühlte ich mich miserabel. Es war so unerwartet gekommen. Ich hatte keine Zeit gehabt, mich auf die "Ankunft" meiner Eltern vorzubereiten. Ich hatte keine Zeit gehabt, meinem Herz Bescheid zu sagen, dass es ja nichts fühlen sollte. Ich war müde, so unendlich müde. Ich hatte meine Rolle perfekt gespielt, aber es hatte mich Kraft gekostet.
Ich sah nichts außer Schwärze. Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust und die Angst vernebelte mein denken, sodass ich für einen kurzen Moment dachte ich wäre blind. Ich hatte erstaunlich gut letzte Nacht geschlafen, weswegen ich wenigstens nicht mit Müdigkeit kämpfen musste. Nur diese Angst war da."Knack.", hörte ich es und wusste das ich nun nicht mehr alleine war. Ich war in der Arena, zusammen mit 23 anderen Tributen. Die Dunkelheit ließ all meine Ängste aus ihren kleinen dreckigen Verstecken herauskriechen. Was wollten sie vor uns verbergen? Warum durften wir unsere Umgebung noch nicht in Augenschein nehmen? Warum? Sie musste schrecklicher sein als jemals eine Arena zuvor, denn warum sonst verhüllten sie ihr Antlitz? Eine kalte Stimme ertönte und ließ mich zusammenzucken. Ich wollte die Worte die diese Person zu sagen hatte nicht hören. Ich ignorierte die Stimme die durch die Arena hallte. Plötzlich sah ich eine 60 die am Himmel erschien. 59.. Licht. Ein gleißend heller Ball erschien am Horizont und erhellte, Sekunde für Sekunde, die Arena ein Stückchen mehr. Das Füllhorn war kein normales Füllhorn, denn es stand mitten in einer riesigen Halle und eine Kuppel, getragen von wunderschönen Säulen, überdachte es. Kommt Kinder, alles hier ist schön und hat keineswegs etwas mit Mord zu tun. Habt keine Angst, hier kann euch nichts geschehen. War es das was sie damit sagen wollten? 40.. Es war hell genug um zu sehen was um das Füllhorn herumlag. Decken, Rucksäcke, Wasserflaschen.. Nichts davon war von großem Wert, dennoch würde ein Rucksack nicht schaden. Erst jetzt erblickten meine Augen wonach sie gierten. Waffen. Ich dachte nicht großartig darüber nach welche ich holen werden würde, denn ein Karriero konnte mit fast jeder Waffe gut umgehen. 10... Auf der einen Seite, sah man ein Meer aus Sand und die Sonne die ohne erbarmen hinab schien. Auf der anderen Seite, erblickte man im Schatten liegende Häuser mit Flachdächern. Stadt oder Wüste? Welches wäre wohl sicherer? Ich wusste es nicht. 0... Ich rannte los. Die Arena war vollkommen in ein gleißend helles Licht getaucht, welches mir erschwerte Nayela, Luke und Jennifer in der rennenden Maße von Jugendlichen, auszumachen. Meine Schläfen pochten und meine Schritte waren zitternd. Niemand bemerkte es, außer mir. Ich schnappte mir einen Rucksack und eine Decke und schmiss sie mir über die Schulter. Ich war so langsam. Zu langsam. Das Karrieropack war mit mir gleichauf und ein Kampf würde sich so sicherlich nur schwer vermeiden lassen. Adrenalin schoss durch meinen Körper.Ich erstarrte für einen kurzen Moment als ich es bemerkte. Dieses Scheißding war ein Turm. Nicht nachdenken Damian! Du hast keine Angst! Konzentriere dich auf's kämpfen! Ich schnappte mir hier und da ein paar Dolche und verstaute sie in meinem Anzug. Er besaß viele Taschen die mich bei der Anprobe verwirrt hatten. Ich griff nach einer Axt und schwenkte sie hin und her. Brauchte ich wirklich eine Axt? Nein. Ich brauchte ein Schwert. Schwert, Schwert, Schwert, Schwert.. Wo war hier ein verdammtes Schwert! Panik stieg in mir hoch. Ich war nicht der einzige der sich durch diesen Berg von Waffen kämpfte. Das Mädchen aus 4 hatte bereits etwas schönes gefunden. Etwas tödliches. Ihre Augen glitzerten und sie schien nach Blut zu gieren. Ein Junge war dumm genug sich in ihre Nähe zu wagen und lag kurze Zeit später tot auf dem Boden. Ich hörte die Kanone kaum. Ich hörte bloß diese Stimmen. Diese vielen Stimmen. Und diese Schreie. Todesschreie. Als ich mich umdrehte und gerade losrennen wollte stürzte sich ein Junge auf mich. Ich war wie erstarrt. Es war als wäre ich bloß ein Zuschauer. Eine Person die sicher auf zwei Kämpfende hinab sah. Ich konnte es sehen, das Gesicht meines Vaters, welches Enttäuschung und Wut widerspiegelte Nein. Ich war der Karriero der jahrelang trainiert wurde, nicht er. Nicht der Junge der auf mir saß und wie in Zeitlupe seine Hand hob, in der er einen Dolch hielt. Für jeden Schritt den ich tat, blieb keine Zeit um über richtig oder falsch nachzudenken. Ich streckte meinen Arm aus und griff nach der Axt. Ich schwang meinen Arm und die Axt durchbohrte seine Brust. Die Augen des Jungen waren weit aufgerissen und Blut sickerte aus seiner Brust. Er fiel rücklings zu Boden und ich schob ihn hastig von mir. Er war tot. Töten war so leicht. Das schlimme war nicht das töten selbst, sondern die Gefühle die einen dabei überkamen. Die Gefühle die momentan von Angst, Aufregung und Nervosität überdeckt wurden. Sie würden kommen, sobald das Blutbad Vergangenheit sein würde. Hastig stand ich auf, sah mich um und hob die Decke auf welche ich mir erneut über die Schulter schmiss. Ich brauchte immer noch ein Schwert. Eine Axt, ein Messer, noch eine Axt, ein Schwert.. Ein Schwert? Grinsend griff ich danach und band mir den Ledergürtel um. Anschließend steckte ich es in die dazugehörige Schwertscheide. Ich musste mich beeilen, denn wer wusste schon wie lange die anderen Tribute das Karrieropack noch in Schach halten würden. Suchend sah ich mich um. Gab es hier nicht irgendwo einen verdammten Ausgang? Und wo waren die anderen? Ich stellte mich an den Rand und blickte durch die Halle. Sowohl Nayela wie auch Luke waren am Füllhorn. Eins musste man Luke lassen, er hatte Mut. Er war keine 6. Er war nie eine 6 gewesen, aber vielleicht war das ganze auch nur seine Taktik gewesen. Es hatte Vorteile unterschätzt zu werden.War das dort hinten wirklich eine Treppe gewesen? Ich rannte los, darauf bedacht das mir niemand folgte. Plötzlich spürte ich eine Hand die sich um mein Handgelenk schloss. Ich riss mich aus der erstaunlich schwachen Umklammerung und zückte einen meiner Dolche. Jennifer! Schnell ließ ich meine Hand sinken und verstaute den Dolch wieder in meinem Anzug. Bevor ich etwas hätte sagen können zog sie mich hinter eine Säule. Was sollte das? Als ich hinter der Säule hervorlugte sah ich was sie hatte bezwecken wollen. Das Mädchen aus 4 starrte mit einem Grinsen im Gesicht in unsere Richtung. Nein, nicht in unsere, sondern in ihre Richtung. In Jennifers Richtung. Verdammt! Ich käme gegen sie an, aber wenn die anderen nicht mehr beschäftigt sein würden und sie die 11 und eine in ihren Augen jämmerliche 6 sehen würden.. Nun ja, wir würden nicht mehr lange atmen und unser Herz würde nicht mehr all zu lange schlagen. Wir mussten hier weg. Mit feuchter Hand griff ich nach Jennifer und zog sie hinter mir her. Das Mädchen aus 4 starrte uns nicht mehr an. Nein, sie rannte los. Ich schubste Jennifer regelrecht vor mich, in Richtung Treppe. Sie verstand sofort und rannte schneller als ich gedacht hatte die Stufen hinab. Während wir nach unten rannten, blickte ich des Öfteren über meine Schulter, aber sie war weg. Natürlich war sie uns nicht gefolgt, denn noch nicht einmal für eine 11 würde es sich lohnen das Füllhorn zu verlassen.
Wir verließen die Treppen und traten hinaus in die uns unbekannte Welt. Etwa hundert Meter vor uns rannte jemand in Richtung Stadt. "Luke!", schrie Jennifer. Dumme Jennifer! Wie konnte sie sich so sicher sein, dass das dort vorne Luke war? Außerdem war es riskant herumzuschreien, wenn um uns herum Tribute lauerten. Der Unbekannte drehte sich um und ich war erleichtert. Es war Luke. "Achtung!", hörte ich Jennifer schreien als ich laute Schritte hinter mir hörte. Während ich mich umdrehte zog ich mein Schwert aus der Scheide und versteckte mich sicher neben der Treppe, an der Wand des Turmes. Ein Mädchen hastete an mir vorbei und darauf bedacht das sie angreifen könnte hielt ich mein Schwert vor ihre Kehle. Sie bewegte sich nicht, sondern blieb ruhig stehen. "Wenn du nicht als Distriktverräter dastehen willst, würde ich dein Schwert von meiner Kehle nehmen." Nayela! Schnell ließ ich meinen Arm sinken. Nie dachte ich richtig nach bevor ich handelte.Wir hatten uns einstimmig für die Stadt entschieden, weswegen wir immer mehr in dieses Labyrinth aus Häusern gerieten. Sand klebte an meiner Schweiß überströmten Haut. Es war heiß und je höher die Sonne am Horizont schien, desto unerträglicher wurde es. Mein Mund war trocken und meine Zunge musste den Geschmack von Sand ergründen. Er war wirklich überall. Meine Nase roch etwas, was sie nicht riechen wollte. Der Wind wehte den Gestank immer wieder in unsere Richtung. Blut, Schweiß, Tod. Es roch als würden Tote in der prallen Sonne liegen und vor sich hin faulen. Die Kanonen ertönten und ließen mich zusammenzucken. 11 Tote und das an einem einzigen Tag. Warum fühlte ich mich so leer? Wo war die Erleichterung? Warum war ich nicht glücklich das ich nun 11 Konkurrenten weniger hatte? 11 Jugendliche die grausam ihres Lebens beraubt wurden. 12 Jugendliche denen es früher oder später genau so ergehen würde. Vielleicht war mein Schicksal schon längst besiegelt? Vielleicht würde ich zu diesen 12 gehören."Ich brauche eine Pause.", sagte Jennifer erschöpft. Luke folgte ihr in ein Haus hinein. Wie konnten sie jetzt eine Pause machen? Wir waren dem Füllhorn noch viel zu nah. Was wenn das Karrieropack uns dicht auf den Fersen war? Nayela schien von dieser Idee genauso viel zu halten wie ich. "Was soll das? Eine Pause? Eine Pause! Wir brauchen keine Pause! Wir sind dem Füllhorn noch viel zu nah!", erklärte ich wütend. "Wir brauchen sie. Sieh dich selbst doch einmal an! Du und Nayela ihr seid genauso erschöpft wie wir!", antwortete Luke. War es denn in Wirklichkeit nicht so, dass ich mir nicht eingestehen wollte, dass ich erschöpfter war und mich schrecklicher fühlte als ich mich beim Interview gefühlt hatte? Denn der Junge in dessen Brust eine Axt gesteckt hatte, verfolgte mich., Ich ließ mich auf dem Boden nieder und sprach erschöpft:"Vielleicht sollten wir unsere Rucksäcke durchsuchen. Wir sollten wissen was wir haben und was wir noch brauchen."Nayela ließ sich neben mir auf den Boden fallen und breitete vor sich ihr Hab und Gut aus. Eine Rolle Draht und eine Decke. Jennifer besaß trotz dessen das sie die jüngste und die mit der wenigsten Kampferfahrungwar mehr als ich gedacht hatte. Sie hatte einen Rucksack indem sich ein erste Hilfe Set, eine Trinkflasche aus Leder die aber vollkommen leer war, und eine Rettungsdecke befanden. Zusätzlich besaß sie eine normale Wasserflasche. Ich lächelte sie an. Sie war nicht zu unterschätzen. Anschließend leerte Luke seinen Rucksack. Eine große leere Wasserflasche, Streichhölzer, einen Schlafsack, Trockenobst, Knäckebrot und Trockenfleisch, hatte Luke vorzuweisen.Und als letztes breitete ich meine Utensilien vor mir aus. Ein Seil, ein Fläschchen Jod, ein Netz Äpfel und eine Wasserflasche war in meinem Rucksack vorzufinden. Luke hatte vorgeschlagen Häuser nach nützlichen Dingen zu durchsuchen und tatsächlich hatten wir etwas gefunden. Ein paar Blechbecher und Töpfe.Wir schlugen unser Lager in einem dieser Häuser auf. "Danke.", sagte Nayela als ich mich für die Nacht vorbereitete. "Du hast eine Schlangenphobie.", sprach ich nüchtern und musste automatisch an die Schlange denken aus dessen Körper 7 Pfeile geragt hatten. Ich dachte an Nayelas bebende Stimme zurück und ihr panisches Verhalten. "Jeder hat irgendeine Phobie.", wich sie aus, "Manche Menschen treffen ihre Ängste nur mehr, andere weniger. Und ich zähle definitiv zu Ersterem." "Ach was. Es hätte jedes Tier sein können.", antwortete ich. "Es ist nicht nur das. Es ist.. seit zwei Jahren warte ich auf nichts sehnlicher, als auf diese Arena, und dann funktioniert rein gar nichts!" "Seit zwei Jahren? Ich warte mein ganzes Leben auf die Arena!" "Du willst auch gewinnen. Wenn ich gewinnen wollen würde, wäre ich in zwei Jahren gegangen." Sie war in die Spiele gekommen um zu sterben. Sie wich meinem Blick aus bevor sie anfing weiter Licht ins Dunkle zu bringen. "Erinnerst du dich an die 38. Hungerspiele? Distrikt 1, männlich? Glace Kuronem. Gemeinsam mit den anderen Karrieros, des Jahres, von Distrikt 2 getötet." Erinnerte ich mich? Ja. Dies war die Zeit gewesen an der mein Vater jede freie Minute vor dem Fernseher gesessen hatte. Glace. Dad hatte ihn trainiert. Ich blieb stumm. "Ich will Rache. An Distrikt 2. Ich will ihnen zeigen, dass man mit 1 nicht so umspringt. Das ist der einzige Grund, warum ich nicht „Karriero“ genannt werden will. Ich will nicht sein wie sie. Das schlimmste, was mir passieren kann, ist versagen und genau das tue ich auf ganzer Strecke. Ich hab im Einzeltraining versagt. Ich hab im Interview versagt. Ich hab bei der Schlange versagt. Und genau das ist der Punkt. Es ist wieder eine Angst von mir." Rache. Nur zu gern hätte ich ihr gesagt, dass nicht nur sie versagte, aber dann würde es ganz Panem hören. Nie war ich gut genug gewesen, weder im Training noch in dem Punkt niemals Gefühle zu zulassen und zu zeigen. "Da wir Verbündete sind, und dazu das Statement ganz Distrikt 1 betrifft, betrifft es wohl auch mich.", erklärte ich ihr. "Du hilfst mir?" Natürlich, antwortete ich in Gedanken, aber dies würde ich nie über meine Lippen bekommen, weswegen ich einfach stumm nickte. Sie konnte nicht wissen was genau ich grade getan hatte. Ich hatte erneut versagt. Die Hymne erklang und riss mich aus meinen Gedanken. Ich befreite mich aus meiner Decke und schritt hinaus. Ich musste wissen wessen Leben ich beendet hatte, obwohl es mir danach nicht grade besser gehen würde. Distrikt 3 weiblich, war die erste Tote. Distrikt 3 männlich, weilte auch unter den Toten und damit war ein Distrikt schon einmal aus dem Rennen. Distrikt 5 weiblich. Distrikt 5 männlich.. 5. Obwohl sein Bild nur für eine kurze Zeit am Horizont zu sehen war, verfolgte es mich noch lange danach. Er war es gewesen. Der Junge in dessen Brust eine Axt gesteckt hatte. Die anderen Tribute zogen an mir vorbei. Ich sah zwar ihre Gesichter und den dazugehörigen Distrikt, aber richtig wahrnehmen tat ich sie nicht.
Tausende Sterne tauchten die Arena in ein blasses Licht. Sie vertrieben meinen in die Leere starrenden Blick. Dieser Anblick war wunderschön und beängstigend zu gleich. Dies war kein natürlicher Himmel. Es war ein Himmel, erschaffen von den Spielmachern. Zum zweiten Mal seid ich hier war, fiel mir auf, dass sie versuchten, uns eine Sicherheit vor zugaukeln, die es nicht gab. Für sie war das Ganze sowieso nichts weiter als ein Spiel. Für uns aber war es ein Kampf ums Überleben. Ein Kampf um Reichtum und Erfolg. Ein Kampf um das Ansehen bestimmter Menschen. Ein Kampf um Rache.. Nayela. Ich wollte mich nicht, ich konnte mich nicht, an den Gedanken gewöhnen, dass Nayela hier ihr Leben lassen wollte. Wie dreckig musste es ihr gehen, dass sie, nur um Rache auszuüben, in die Spiele ging? Wie geschunden musste ihre Seele sein? Ich war geschockt, als ich es erblickte.. Über den Sand, die Häuser, den Turm, einfach alles, hatte sich eine silbern funkelnde Schicht gelegt. Die Arena erstrahlte in diesem silbernden Funkeln, aber es machte mir Angst. Wurde es immer kühler oder bildete ich mir dies bloß ein? Mein Atem.. Er gefror. Man sah wie er als kleine weiße Wolke empor stieg. Ich rannte die Treppe hinauf und blieb mitten im Raum stehen. "Es wird immer kälter draußen. Mittags ist es heiß und Nachts so kalt das dein Atem gefriert!"Diese dreckigen.. Machte es ihnen Spaß? Gefiel es ihnen, dass unser Leben mit unter in ihren Händen lag? Gefiel es ihnen, dass sie tun und lassen konnten was sie wollten? Aber die richtige Frage war doch.. War ich auf das alles hier vorbereitet gewesen? Nein. Keiner, egal ob Karriero oder nicht, konnte sich auf so etwas vorbereiten. Nayela blickte mich wissend an. Sie spürte die Kälte, die auf uns zu kroch, auch. Wo waren Luke und Jennifer? Kaum das mir aufgefallen war, dass sie nicht hier waren, kamen sie die Treppe hoch gerannt. "Unser Atem gefriert!", erklärte Luke. Ich nickte. "Wer hält als erstes Wache?", fragte Jennifer. Luke und Nayela erklärten sich bereit und übernahmen die erste Wache, weswegen sie zusammen saßen und über ihnen zwei Decken lagen. Jennifer und ich teilten uns den Schlafsack. Jennifer schlief, während ich meinen Gedanken hinterherhing. Ich versuchte das zittern meines Körpers zu unterdrücken, Jennifer zu liebe, aber ich schaffte es nur für wenige Sekunden. Wir lagen so nah beieinander, dass sie jede meiner Bewegungen spüren musste. Sie war so jung und so zerbrechlich. Wie alt der Junge aus 5 wohl gewesen war? Ich schüttelte meinen Kopf von der einen zur anderen Seite, um den Gedanken an ihn aus meinem Kopf zu verbannen. Warum konnte ich nicht einfach schlafen? Jennifer fiel es doch auch so leicht. Ich schloß meine Augen. Alles was ich jetzt gebrauchen konnte war Schlaf. Wer wusste schon was noch auf uns zu kommen würde. Egal was es sein würde, ich würde dafür ausgeruht sein müssen. "Jennifer, Damian." Diese Stimme schien so weit entfernt. Sie kam nicht aus meiner Traumwelt. Die einzige Person die in meiner Traumwelt etwas sagte war der Junge aus 5. Er stand vor mir, in seiner Brust immer noch die Axt. Blut tränkte seinen Anzug. "Jennifer, Damian." Die Stimme wurde lauter und meine Welt verschwamm. Ich öffnete die Augen. "Wenn ihr jetzt schon wechseln wollt, hätten wir das Schlafen gleich lassen können.", sprach ich wütend. Ich hoffte das meine Stimme nicht zitterte. Auf keinen Fall dürften sie bemerken, dass etwas mit mir nicht stimmte. "Erstens habt ihr mehrere Stunden geschlafen und zweitens finde ich blaue Lichtstrahlen in einer Arena, in der du jede Sekunde sterben kannst, mehr als unbehaglich.", erwiederte sie wie eh und je. Lichtstrahlen? Ich sprang auf. "Interessant." Was war es? Was wollten die Spielmacher damit sagen? "Natürlich sind die Dinger nicht." "Dann gehen wir der Sache auf den Grund.", sprach ich bestimmend. "Und wer hat dich dazu ernannt, dass zu bestimmen? Luke und ich haben den letzten Tag kein Auge zu machen können, im Gegensatz zu dir." Ihre Worte ließen mich innerlich zusammenzucken. Oh ja, ich hatte lange und vorallem sehr gut geschlafen. Kein Alptraum oder sonstiges hatte ihn gestört. "Willst du lieber hier warten bis irgendwelche Mutationen uns hintreiben? Du kannst gerne hier warten, aber entweder wirst du dazu gezwungen da hinzugehen oder es ist nichts schlechtes!", antwortete ich wütend. "Manchmal bist du echt unausstehlich." Ich sah sie grinsend an und wartete auf eine Regung. "Manchmal?", fragte sie ironisch. "Ja. Fast immer, wenn du unter Druck stehst und unsicher bist." Sie konnte es vielleicht vor jedem anderen verbergen, aber vor mir nicht. "Das muss gerade der Junge sagen, der mich seit ein paar Wochen kennt und der weiß, dass entweder ich oder er sterben müssen." "Das muss gerade der Junge sagen, der eingewilligt hat dir bei deinem Racheplan zu helfen." korrigierte ich sie. Ja, der Junge der aus irgendeinem Grund eingewilligt hatte. "Es tut mir leid, dass ich so bin.", sagte sie ernst. "Keine Sorge. Bin ich von Mädchen gewohnt.", kommt es mir über die Lippen. Erst jetzt wurde mir klar wie das klingen musste. Ein eingebildeter Karriero der bei jeder landen konnte. War es so? Nein, aber ich hatte es auch noch nie versucht.Wir folgten seid mehreren Stunden diesem verdammten Lichtstrahl. Jeder kleinste Laut der aber laut genug sein konnte, dass jemand uns entdeckte, ließ mich meinen ganzen Körper anspannen. Warum hatte ich nochmal dieses Bündnis gewollt? Komischerweise fühlte ich mich keineswegs erschöpft. Ein Brunnen.. Wasser! Aber wer wusste wie tief er war. Ich nahm mir eine Handvoll Sand und warf ihn in den Brunnen. Er war eindeutig tief. Jemand müsste dort reinklettern. Luke erklärte uns wie und vorallem wer runterklettern würde. Während Nayela Wache und ich das Seil hielt, kletterte Luke nach unten. Wir hatten zwar Behälter, aber die würde man keineswegs nach unten transportieren können, weswegen er mit seinem und meinem Oberteil um die Schultern nach unten kletterte. Anschließend kletterte Luke an der Steinwand hinab, da das Seil zu kurz war. Als er wieder oben war wurden die Oberteile ausgewrungen, aber ich würde noch warten müssen, dabei fühlte ich mich als wäre ich kurz davor zu verdursten. Meine Arme schmerzten und als Luke vor Erschöpfung nicht mehr konnte, sprang Jennifer ein. Ich war froh, dass Jennifer wesentlich weniger wog als Luke. Ich zitterte am ganzen Leibe. "Nayela? Es wäre besser für dich wenn du mich warm halten würdest, denn wer soll dir dann bei deiner Rache helfen, wenn ich erfriere.", sprach ich und grinste sie an."Ha-Ha.", antwortete sie und grinste leicht. Wir füllten unsere Flaschen und machten uns anschließend in der sengenden Hitze auf die Suche nach einem Unterschlupf.Ich trank gierig während Luke und Nayela schliefen. Jennifer und ich hielten währenddessen Wache, obwohl eher ich Wache hielt als Jennifer. Sie hatte irgendetwas von Fallen gesagt und war anschließend verschwunden. Ich ertappte mich dabei wie mir des öfteren die Augen zu klappten. Ich war erschöpfter als ich zu geben wollte. Pünktlich zur Hymne erschien Jennifer neben mir. Wie viele waren es dieses mal? Wessen Leben hatten die Karrieros beendet?Die Melodie erklang..
Unser Unterschlupf spendete uns Schatten, welches die Hitze erträglicher machte. Des öfteren wechselten wir ihn, dennoch lag er immer in der Nähe des Brunnens. Luke und ich sorgten tagsüber dafür, dass unsere Wasserflaschen stets gefüllt waren. Der nasse Stoff auf meiner Haut half mit unter dabei, dass ich es in diesem Backofen aushielt,dennoch achtete ich darauf so oft wie es ging ohne Oberteil herumzulaufen, denn vielleicht würden so unsere Chancen auf ein Fallschirm höher stehen. Nachts kam wieder diese unerträgliche Kälte. Sie zwang mich dazu zitternd mit Jennifer unter den Decken oder einem Schlafsack, je nachdem ob wir Wache hielten oder schliefen, zu liegen. Jennifer sah mehrmals am Tag nach ihren aufgestellten Fallen, wodurch unser Hunger zwar etwas gestillt wurde, dennoch nicht ganz verschwand. Ich erholte mich nur schwer von den letzten 2 Tagen. Die Temperaturschwankungen machten es einem nicht gerade leicht. Des öfteren saß ich einfach nur gedankenverloren da.War Dad mit mir zufrieden oder enttäuschte ich ihn immer mehr? Würde ich hier wirklich lebend raus kommen oder würde ich schon bald zu den gefallenen Tributen gehören? Ein Toter unter vielen. Jemand an den sich niemand erinnern würde. Ich würde in Vergessenheit geraten, so als hätte es mich nie gegeben. Es wäre so, als wäre mein ganzes Leben nichts weiter als eine Verschwendung gewesen. Als wäre mein freiwilliges melden, nichts weiter als ein schwacher Schrei nach Ruhm und Reichtum gewesen. Ich hätte dann einfach, zum letzten mal in meinem Leben, wieder versagt. Ich hätte das getan, was ich immer tat, denn in Versagen war ich wirklich große Klasse.Distrikt 4 weiblich. Noch immer musste ich bei dem Gedanken an sie grinsen. Sie war tod. Ihr "Unglück" verursachte in mir das Gefühl der Freude. Nur noch 3 Karrieros waren übrig. Hoffentlich hatte ihr Tod sie geschwächt, obwohl ich nicht daran glaubte, dass es sie groß störte. Sie dachten genau wie ich, über ihren Tod. Außerdem machte ein Karriero weniger, es uns leichter Jagd auf Distrikt 2 zu machen. Ein kleiner netter Nebeneffekt war natürlich das es eine Konkurrentin weniger gab, die zwischen mir und dem Weg nach Hause stand. Zwei Tage waren seitdem vergangen. Keine weiteren Bilder waren am Horizont erschienen. Meine Laune war auf dem Tiefpunkt, denn wenn für längere Zeit kein Blut floß, würden die Spielmacher nachhelfen müssen. Was immer es sein würde, es würde Leben kosten.Was immer es sein würde, es könnte MEIN Leben beenden. Mit einem Schlag könnte es alles zu nichte machen, wofür ich mein ganzes Leben lang gekämpft und mich vorbereitet hatte. 4 Tage.. Seit 4 Tagen waren wir hier. Ich hasste die Arena jetzt schon, denn jeden Tag sah man, egal wohin man blickte, nichts außer Häuser und unmengen von Sand. Doch heute war es anders. Die Sonne ging auf und die schwärze verzog sich und machte einem gelb und einem rot Platz. Es war wunderschön. Der Himmel präsentierte uns ein Spiel der Farben.Er präsentierte uns erneut die Schönheit der Arena. Ich verdrehte die Augen. Wie oft wollten sie dies noch machen? Immer wieder rückten sie die Arena in ein hübsches Licht, welches sie unschuldig und sicher wirken lassen sollte. Was hatten sie vor? Wollten sie uns von irgendetwas ablenken? Wind.. Seit wann war es hier windig? Bisher war es stets windstill gewesen. Ich blickte mich um. Alles war wie immer. Dennoch.. Irgendetwas stimmte nicht. "Damian..", sprach Jennifer plötzlich und zeigte nach oben.Eine Wand.. Sie bäumte sich immer weiter auf, bis sie das Licht, so wie alles andere, verschlang. Schon einmal hatte ich so etwas gesehen. Wie jede andere Aufnahme, hatte ich mir auch diese ganz genau angesehen. Die Hungerspiele nur zu einer anderen Zeit.. Ein Mädchen, wie es vor dem Sturm aus Sand davon lief..Sandsturm.. "Jennifer!", sprach ich drängend und zog sie ruppig nach oben. "Du musst Luke und Nayela wecken! Sag ihnen sie sollen sich im Haus verschanzen! Ich komme später nach." Ernst sah sie mich an, bevor sie im Haus verschwand. Ich schnappte mir meine Wasserflasche und blickte noch einmal Richtung Sandwand. Unheilvoll kam sie immer näher. Als ich im Haus ankam, betrachtete ich die Fenster. Würden sie dem ganzen stand halten? Wer wusste schon ob das ganze ein normaler Sandsturm sein würde. Immer wieder hatten sie etwas neues auf Lager, also warum sollte es dieses mal nicht so sein? Hastig verschloss ich alle Fenster. Die Sandwand war schon viel zu nah. Zusammengequetscht saßen Nayela und Jennifer in der Ecke des Raums. Vor ihnen saß Luke. Sowohl Jennifer und Nayela wie auch Luke hielten sich mit den Decken Nase und Mund zu. Ich setzte mich neben Luke, nahm mir ein Stück der Decke und machte es den anderen gleich. Kleine Sandkörner peitschten gegen die Fenster. Es waren so viele. Auf eine gewisse Art und Weise war es ein Spektakel bei dem ich mich am liebsten ans Fenster gestellt hätte. Noch nie zuvor hatte ich so etwas miterlebt. Die Geschwindigkeit in der der Sand am Fenster vorbeiflog war unfassbar. Das war also eine Naturgewalt. Es war faszinierend. Und plötzlich war es nicht mehr faszinierend, sondern beängstigend. Das Gefühl unter Sand begraben zu werden.. Obwohl man dies nicht mehr wirklich zu der Kategorie Sand zählen konnte.Die Fenster gaben, unter dem Druck der Sandkörner, nach. Glas flog in alle Richtungen und die Mutation des Sandes bahnte sich den Weg zu uns. Augen zu, war das letzte woran ich denken konnte. Sie waren messerscharf.. Sie schnitten sich, durch meine Kleidung hindurch, in meine Haut. Arme, Beine, Brust, Gesicht.. Überall brandmarkten sie meinen Körper und hinterließen diesen Schmerz. Ich wusste nicht wie lange der Sandsturm anhielt, das einzige das ich wusste war, dass der Sturm mich Kraft gekostet hatte und ich irgendwann, wie Luke, unter der Decke gelegen hatte. Als ich meine Augen geöffnet hatte, war mir aufgefallen das es draußen bereits dunkel war. Mein Körper war übersät mit Wunden. Hier und da waren sie tiefer als an anderen Stellen. In meiner linken Hand, mit der ich mir die Decke vor Nase und Mund gehalten hatte, klaffte eine tiefe Wunde. Auf meinen Armen ebenfalls. Ab und zu entdeckte ich Glassplitter die aber entweder zu klein waren oder aber schon zu tief in mein Fleisch eingedrungen waren, als das ich sie hätte entfernen können. Ich würde aufpassen müssen. In meine Wunden würde früher oder später Sand hinein kommen. Ich würde mir etwas einfallen lassen müssen.
Der Sturm hatte sich gelegt und ich hatte erleichtert aufgeatmet, denn länger hätte ich es nicht mehr ausgehalten.Die mir schon bekannten Töne hallten durch die Arena und kündigten weitere Opfer an. Ich war mir sicher, dass es Tote gab, denn der Sturm hatte eine gewaltige Kraft gehabt. Ein Junge mit blondem Haar erschien am Horizont. Distrikt 8. Er kam mir keineswegs bekannt vor. Wie so viele.. Anschließend folgte das Bild eines Mädchens. Distrikt 8. Auch ihr Gesicht war mir unbekannt. Die Hymne verstummte. 2 Tote und noch 9 Konkurrenten. Nur ungern zählte ich Luke, Jennifer und Nayela zu meinen Konkurrenten, aber mir blieb nichts anderes übrig. Die Regeln erlaubten es mir nicht, auch nur ein Fünkchen Sympathie für sie zu empfinden. Nein.. Sie erlaubten es nicht.. Nein. Mein Gesicht würde hoffentlich nicht am Horizont erscheinen, sondern ihres. Ja.. Genau so würde es sein. Ich war verwundet, dennoch waren die Schmerzen auszuhalten. Ich rieß mein T-Shirt entzwei und verband die tiefen Wunden, auf meinen Armen und meiner Hand. Die Nächte würden so zwar kälter werden, aber Sand würde wenigstens nicht in meine Wunden geraten. Warum war es so heiß? Hatte Dad wieder einmal die Heizung hoch gestellt damit ich mich an die verschiedenen Temperaturen gewöhnte? Du musst auf alles vorbereitet sein, erinnerte ich mich an seine Worte. Ich schlug meine Augen auf und versuchte vorsichtig aus dem Schlafsack zu kommen ohne Jennifer aufzuwecken. Als ich aus dem Fenster blickte, gab die Sonne mir die Gewalt des Sturmes preis. Leise schloß ich die Tür hinter mir, als ich nach draußen schritt. Manche der Häuser waren nichts weiter als ein Haufen Schutt. Andere wurden von Sand begraben. Die vorher sorgfältigen Straßen waren nun kaum passierbar. Der Brunnen... Er war vollkommen verschüttet. "Scheiße..", fluchte ich leise vor mich hin. Wo sollten wir jetzt Wasser herbekommen? Flehend sah ich den Horizont an. "Wasser wäre nicht schlecht. Denkt an mein Interview..", sprach ich und zwinkerte dem Himmel zu. Vielleicht gab es da draußen ein paar Sponsoren die mir etwas spendieren würden. In meiner Wasserflasche war kein einziger Tropfen Wasser mehr. Sie war vollkommen leer. Ich hätte gestern Abend weniger trinken sollen. Die schwersten Wunden waren verbunden und ich hoffte das auch Luke und die anderen dies getan hatten. Ohne Wasser würden sie ihre Wunden nicht von Sand befreien können. Dies könnte schwerwiegende Folgen haben. Einerseits wäre es gut für mich, andererseits lag mir trotz dessen das die Regeln es nicht erlaubten etwas an ihnen. Schweiß lief meinen Rücken hinab. Ich fühlte mich wie am ersten Tag. Das Gefühl jeden Moment verdursten zu können war wieder gekommen. Ich hielt es nicht aus, nein keineswegs, aber ich musste es aushalten.Was war das? Mein Unterbewusstsein versuchte mir vergeblich etwas mitzuteilen. Hatte sich neben mir irgendetwas bewegt? Nach ein paar Sekunden, dachte ich jedenfalls, öffnete ich meine Augen. Es war Nacht. Ich hätte Wache halten müssen.Verdammt! Ich war eingeschlafen. .. Wo war Jennifer? Hastig drehte ich mich um. Ich stürmte ins Haus. "Luke." Nayela.. Wo war Nayela! "Luke!", schrie ich. Er öffnete die Augen und sah mich verschlafen an. "Nayela und Jennifer sind nicht hier." Seine Augen weiteten sich. "Nayelas Sachen sind weg. Verdammte scheiße! ..Sag mir jetzt nicht das sie Jennifer dafür.." "Wofür? Was wolltest du sagen?" Am liebsten hätte ich mich selbst geschlagen. "Ich.. Luke, hör zu. Verurteile sie nicht. Vielleicht ist Jennifer garnicht bei ihr. Nayela.. Sie ist hier um sich an Distrikt 2 zu rächen. Ihre Sachen sind weg und daraus lässt sich was folgern?" "Das sie losgezogen ist um sich an den beiden aus 2 zu rächen. Und was ist mit Jenny? Ist sie ihr nachgelaufen?""Wäre möglich.. Jennifer kann von dem Licht aufgewacht sein, gesehen haben wie Nayela irgendwo hin ist, hat sich raus geschlichen und ist ihr dann gefolgt.''Luke erzählte mir von den Lichtsäulen und zusammen machten wir uns auf den Weg. Nayela, nutzte diese Gelegenheit also um Distrikt 2 anzutreffen. Meine Zunge, die sich anfühlte wie Sandpapier, ließ mich so schnell gehen wie ich konnte. Wir hatten ihn erreicht. Den Brunnen.. Wasser. Schnellen Schrittes ging ich auf ihn zu und bemerkte erst als ein Messer auf mich zu flog, die zwei menschlichen Schattenumrisse. Überrascht schmieß ich mich zu Boden und rollte mich ab, sodass ich sofort wieder aufstehen konnte. Seine Hauptwaffe oder wie immer man es nennen wollte war jedoch der Dreizack. In weniger als einer Sekunde ging ich die Vorteile und Nachteile eines Dreizacks durch. Verlängerter Arm, im Nahkampf eher behindernd, kann zwar geworfen werden, dennoch ist man anschließend ohne Waffe.. Er würde mich auf Distanz halten müssen, dennoch aber nah genug das er mich angreifen könnte. Falls er noch weitere Messer hatte, wovon ich ausging würde er auch aus weiter Entfernung mich angreifen können. Überrasche mich Damian, hatte mein Vater immer gesagt. Denk nach bevor du angreifst Damian. Achte auf einen sicheren Stand Damian. Finde meine Schwächen Damian. Finde sie! Okay Dad, antwortete ich in Gedanken. LINKSHÄNDER.. Ich rannte auf ihn zu und zielte mit einem meiner Dolche auf sein rechtes Knie. Es flog durch die Luft.. und verfehlte. Ich grinste. Er war mit seinem linken Fuß einen Schritt nach hinten gegangen um anschließend das Messer mit seinem Dreizack abzuwehren. LINKER FUß.. Benutze deine Umgebung Damian. Hörst du? Benutze sie! Sand.. Schon wieder ließ ich mich zu Boden fallen, nur das ich dieses mal auf dem Boden liegen blieb. Ich ließ mein Schwert fallen. Meine Hände schossen nach vorne und Sand wirbelte in der Luft herum. "Lass dir den Sand schmecken.", sprach ich spöttisch. Meine Hände zitterten und meine Beine fühlten sich an als könnten sie jeden Moment nachgeben. Noch nie hatte ich mit einem Karriero auf Leben und Tod gekämpft. Nein.. Du musst Dad stolz machen, dachte ich. Hustend und wie wild blinzelnd stand der 11 Punkte Typ vor mir. Er warf in alle Richtungen Messer und schien zu hoffen mich zu treffen. Eines streifte mich am Arm und ließ mich aufkeuchen. Ich rannte dennoch weiter und warf ihn zu Boden. Dolch.. Wo waren meine Dolche? Gehetzt blickte ich über meine Schulter. Zu weit entfernt.. Der 11 Punkte Typ wandte sich unter mir und drehte sich zur Seite, sodass nun ich unter ihm am Boden lag. Wir beide waren Waffenlos.. Meine Hände waren unter seine Beine geklemmt. Seine Hände schlossen sich um meinen Hals. Luft.. Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen. Nein.. Nein... Meine Zähne vergruben sich in seinem Fleisch und der metallische Geschmack von Blut erfüllte meinen Mund. Er zog seine Hände von meinem Hals. Ich schrie, während ich meinen Arm zu befreien versuchte. Grinsend sah ich ihn an, packte ihn am Hals und drückte ihn zu Boden. Noch immer tanzten schwarze Punkte vor meinen Augen. Wie lange ich seine Kehle zu drückte? Ich weiß es nicht.
Seid 7 Tagen war er dort drinnen und noch nie hatte ich mich mehr für ihn geschämt als jetzt. Wie hatte er so dumm sein können? Er hätte diesen Triton töten können! Alleine die Erinnerung an diesen Kampf, ließ mich vor Zorn zittern. Ich war stolz gewesen, denn er hatte das welches ich ihm beigebracht hatte, auch angewandt. Und dann... Seine Hände hätten länger an seinem Halse bleiben müssen! Dieser Idiot! Wäre er hier hätte ich ihm gezeigt, wie man es richtig machte..Und dann war da noch dieses Bündnis gewesen.. Distrikt 6 und Distrikt 1 passten keineswegs zusammen. Was hatte er sich dabei gedacht? Dieses Mädchen, Nayela, die nach Rache gierte, war zwar ein Karriero, dennoch war ihr handeln das eines Außendistriktlers! Ein schwächlicher Junge und ein 12 jähriges Mädchen machten das Bündnis vollends zu dem erniedrigsten Bündnis aller Zeiten. Er zog den Namen Cartwright in den Schmutz! Er zeigte mir, was für ein Nichtsnutz er doch war!Und dort kam sie. Damian besaß zu viel von ihren Genen und deswegen versagte er auf voller Strecke! Seine Mutter..Viktors ganze Haltung spiegelte seinen Zorn wieder. Damian.. Er machte alles richtig. Jedem passierten doch Fehler. Viktor saß auf der Couch und sah mich an. "Saphira! Siehst du was du angerichtet hast!" Ich zuckte bei diesen Worten zusammen. Ja. Er war durch mich nicht vollends verkommen. Mein kleiner Junge, wurde erzogen von einem Monster. Er könnte dort drinnen sterben und Viktor interessierte es noch nicht einmal. Ich setzte mich neben ihn und ignorierte sein Gebrülle. Solange Damian wieder nach Hause kommen würde... Er war verletzt und wie es schien hatte sich die Wunde auf seiner Hand und einige auf seinem Arm entzündet. Mein Junge.. Mein kleiner Junge. Er fehlte mir. Ich hatte es zu gelassen das er dort rein ging. Ich. Er saß erschöpft im Schatten eines noch stehenden Hauses. Langsam hob er seinen Arm um die Wasserflasche an seinen Mund zu führen, aber sie war leer. Auch in dem Brunnen war kein Tropfen Wasser mehr. Warum half ihm niemand? Er war dort drinnen, ganz alleine. Auch wenn ich wollte, würde ich ihm nicht helfen können. Aber .. "Viktor.", sprach ich leise. "Vielleicht könnten wir.." "Was könnten wir, Saphira?", fragte er gefährlich leise. "Ich meine.. Er.. Damian braucht es. Medizin.." Wenn sein Mentor ihm nichts beschaffen konnte, würde ich es tun müssen. Er lachte laut auf, stand auf und verschwand nach draußen. Nein. Dieses mal würde er seinen Willen nicht bekommen. Für Damian.. Für Damian würde ich alles andere in Kauf nehmen! Ich folgte Viktor nach draußen und grade als ich ihm sagen wollte das Damian sie unbedingt bräuchte und ich nicht locker lassen würde bis er sie bekäme, erblickte ich sie. Ein Kamerateam. Sie kamen aus dem Kapitol. Neben ihnen stand ein hübsches blondes Mädchen. Ihre grünen Augen starrten mich an, während ich ein Schritt auf die Reporterin zu machte. Ich wollte ihr meine Hand entgegenstrecken als mich jemand zurück zog. Wie nicht anders zu erwarten, war es Viktors Hand gewesen die mich am Arm gepackt hatte. Saphira du bist nicht gut genug um solch ein wichtiges Interview zu führen, sagten Viktors Augen. Das Mädchen drängte sich nach vorne."Ich kann das machen! Ich mach das gerne für sie Mr. und Ms. Cartwright. Machen sie sich keine Umstände." Ms. Cartwright musterte mich von oben bis unten. Ihr Blick war kühl. "Oh.. Hat er ihnen nichts gesagt?", fragte ich unschuldig. "Was gesagt?", entgegnete Mr. Cartwright kalt. Alleine seine Anwesenheit ließ Angst in mir aufkeimen. Was wenn er meine Lügen durchschauen würde? "Ich bin Damians Freundin und es freut mich wirklich sie endlich kennen zu lernen, aber ich muss mich jetzt den Fragen dieser Reporterin stellen." "Kommen sie.", sprach ich an das Kamerateam gewandt und schritt an den Cartwrights vorbei, hinein ins Haus. "Glauben sie das Damian gewinnen wird?", fragte die Reporterin. "Ich glaube es nicht. Ich weiß es! Er ist stärker als alle anderen!" So oft hatte ich ihn in der Schule und während des Trainings beobachtet. Manchmal hatte er mich sogar angesehen. Es tat weh ihn so verletzt und erschöpft zu sehen. Ich hasste es ihn so leiden zu sehen! Egal ob bei dem Sandsturm oder bei dem Kampf mit Distrikt 4 männlich, ich hatte vor dem Fernseher gesessen und für ihn gebetet. Er war mein Damian.Niemand würde mir ihn wegnehmen. Niemand."Warum soll Damian wieder lebend nach Distrikt 1 zurück kommen?""Damit er wieder bei mir ist. Ich will ihn nicht verlieren. Außerdem hat er es mir geschworen wieder zu mir zurück zu kommen.""Noch eine letzte Frage. Wer ist, deiner Meinung nach, sein größter Feind?""Die anderen Karrieros. Damit meine ich natürlich Distrikt 2 weiblich, Distrikt 2 männlich und Distrikt 4 männlich. Diese Nayela hatte bloß 9 Punkte und schaffte es noch nicht einmal Distrikt 11 weiblich umzubringen. Bei ihr mache ich mir keine Sorgen. Damian könnte sie locker erledigen. Natürlich könnte er auch die anderen leicht erledigen, aber sollten sie zu dritt auf ihn treffen.. Naja daran will ich lieber nicht denken." "Danke für das Interview Ruby." Ich wollte mich grade bei ihnen bedanken als Mr. Cartwright dazwischen funkte. "Das reicht. Sie werden jetzt gehen. Auf der Stelle! Und du kannst gleich mit nach draußen gehen. Mir ist es egal wer du bist!" Wer dachte sie, war sie? Noch immer zitterte ich vor Wut, obwohl sie das Haus schon längst verlassen hatten. Warum hatte er mir nichts von ihr gesagt? Er wusste ganz genau was ich von solch einem Verhalten hielt! Ich ließ mich auf der Couch nieder und starrte auf den Bildschirm. Noch immer saß er da, wie ein geschlagener Hund. Dieser Nichtsnutz! Hatte er bei mir überhaupt irgendetwas gelernt oder war einfach alles an ihm vorbei gezogen? Ein Gesicht erschien am Horizont. Distrikt 2 männlich. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Ganz verdorben war er also nicht. Nein. Er hatte viel von mir gelernt, ansonsten würde er gar nicht mehr leben. Dennoch gab es Momente in denen er mich enttäuschte und unseren Namen in den Schmutz zog. Distrikt 7 männlich folgte. Das Bild des Jungen erlosch. Plötzlich ertönte ein markerschütternder Schrei, den ihn hastig aufstehen ließ. Seine Augen waren weit aufgerissen und allein verschwand er in der Dunkelheit.
Noch immer hallte dieser furchteinflößende Schrei durch die Arena. Was würde dieses mal kommen? Welcher Prüfung würden wir uns dieses mal unterziehen müssen? Eine unheilvolle Schwärze umhüllte mich wie einen Mantel. Es gab nichts mehr. Keine Sterne. Keine zerstörten Häuser. Kein Sand. Keine Arena. Und ich.. Ich stand inmitten dieses Nichts. Ich ließ die Dunkelheit auf mich wirken. Sie machte mir Angst und ließ mich jeden kleinsten Muskel anspannen. Ich hasste es nicht zu wissen was auf mich zu kommen würde. Ich hasste diese Einsamkeit. Hoffentlich ging es Nayela, Luke und Jennifer gut. Nun war ich ganz allein auf mich gestellt. Ja, ich war alleine.. Mit wem würde ich mich jetzt streiten können, wenn Nayela nicht mehr hier war? Wessen Wärme würde ich jetzt neben mir im Schlafsack spüren, wenn nicht Jennifers? Und an wessen ruhiger Art würde ich mich erfreuen können, wenn nicht an Lukes? Was hatte ich geglaubt? War ich wirklich der Meinung gewesen, dass wir bis zum Ende zusammen bleiben würden und vorallem zusammen die Arena verlassen würden? Hatte ich, Damian Cartwright, wirklich so dumm und naiv sein können? Wir alle wollten leben. Koste es was es wolle. Die Regeln ließen mein Traumdenken nicht zu.Dad. Er hatte es mir von Anfang an ausdrücklich gesagt. Keine Gefühle. Aber ich fühlte. Ich war doch ein Mensch. Menschen fühlten nun einmal. Ich wollte nicht wie Dad sein. Das einzige das ich wollte war ihn stolz zu machen. Aber tat ich dies? Nein. Ich war noch nie gut genug gewesen. War das in Wirklichkeit nicht der Grund warum ich Distrikt 2 jagte? Damit Dad endlich zu spüren bekam, dass ich nicht ihm gehörte. Das ich nicht tat was er wollte. In Wahrheit würde ich niemals seinen Ansprüchen gerecht werden. Ich wollte hier raus und nichts weiter. Und Nayela.. Ich war nicht mein Dad! Sie war meine Distriktpartnerin und ich denke ich könnte sie als Freundin bezeichnen. Wenn es ihr Wunsch war Rache zu nehmen dann würde ich ihr dabei helfen. Es war zu dunkel um auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzen, weswegen ich mich schutzlos in den Sand setzte. Dies war eine schlechte Idee, dennoch blieb mir nichts anderes übrig. Es war kalt, so unendlich kalt. Ich hätte mein T-Shirt nicht zerreißen sollen, damit meine Wunden verbunden werden konnten. Manche Wunden hatten sich auch mit diesem Verband entzündet. Außerdem hatte ich Durst. Es war eine Tortur. Hitze, Durst, Kälte, Müdigkeit, Angst, Kämpfe.. Wie viel und vorallem wie lang konnte ein Mensch dies ertragen? Hastig zog ich die Decke aus dem Rucksack und suchte im Sand vergeblich die Wärme des Tages. Zitternd lag ich, in die Decke gewickelt, im Sand und die Angst hielt mich wach. Die Müdigkeit zerrte an mir, aber ich konnte nicht in die Welt der Träume gleiten. Dort draußen lauerte etwas und dieser Gedanke ließ mich nicht in Ruhe.Ein Ruckeln und ein knarren ließen mich aufschrecken. Wie lange hatte ich geschlafen? EDrei Stunden? Ich fühlte mich schrecklich. Noch immer umhüllte mich diese unheilbringende Dunkelheit. Ich weiß nicht wie lange sie anhielt, nur das sie irgendwann von einem immer heller werdenden Licht abgelöst wurde. Die Arena erstrahlte in den schönsten Farben. Der Turm, das Füllhorn, war in ein goldenes Licht getaucht. Der Horizont erstrahlte in einem rot und einem violett und der Sand glitzerte in der Sonne wie es nur Diamanten konnten.Wäre dies nicht die Arena, hätte mir dieser Anblick den Atem geraubt. Ich hasste diese Farben. Ich hasste diesen Anblick. Diese verdammten Spielmacher... Dieses Bild welches sich mir grade bot, erinnerte mich an die anderen davor. Das Füllhorn welches in hübschen Farben erstrahlte, der Himmel am Morgen des Sandsturms... All diese Bilder die in meinem Gedächtnis abgespeichert waren... Ich hasste sie allesamt. Wieder ertönte dieses Brüllen, welches mich unvorbereitet zusammen zucken ließ. Zwei Kanonenschüsse folgten. Es sind weder Nayela noch Jennifer oder Luke, redete ich mir ein. Andererseits... Ich wollte nicht der sein, der auch nur einen von ihnen umbringen müsste.Erst jetzt realisierte ich wo ich stand, aber vorallem wer mir Gesellschaft leistete. Dieses Gesicht... Dieser Dreizack... Er machte mir mein Versagen erneut bewusst und unwillkürlich fasste ich an meinen Hals. Auf der anderen Seite stand... Ein kleines Mädchen. Jennifer! Sie sah schrecklich aus. Als wäre sie in den letzten Tagen um Jahre gealtert. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und rannte los. Er dürfte nicht vor mir bei ihr sein! Nein, nein, nein. Plötzlich schlug etwas neben mir auf dem Boden auf. Dies war keinesfalls ein Kampf zwischen Tributen. Die Spielmacher wollten nicht das wir gegeneinander kämpften, sondern miteinander! Nur schwer konnte ich mir eingestehen, dass mir ersteres lieber wäre. Ein gigantischer Skorpion stand zwischen mir und Jennifer. "Jennifer, lauf!", schrie ich. Mein Schwert würde gegen die Schale des Skorpions nichts ausrichten können. Zwei messerscharfe Scheren, eine für unsere Waffen nur schwer durchdringende Schale und einen "dritten Arm" wie ich ihn nannte, dessen Stachel ein Gift absonderte, welches für uns ganz sicherlich tödlich wäre. Wäre dieses Tier blind..."Die Augen!", schrie ich an den 11 Punkte Typen gewandt. Ich würde wohl den Köder spielen müssen.Würde ich ihm wirklich vertrauen können? Einem Karriero? Ich selbst zählte zu den Karrieros, aber bei mir war das etwas ganz anderes. Ich hatte keine Zeit um darüber nachzudenken. Wieder schlug der Stachel des Tieres neben mir in den Boden. Panik machte sich in mir breit und vergiftete mein Gehirn. Mein Puls raste und ich hörte nichts weiter als das rauschen meines eigenen Blutes. Ich wollte hier weg. Überlebensinstinkt... Ja, ich wollte einfach nur überleben. Aber... Wo war Jennifer? Ohne sie würde ich diesen Platz nicht verlassen! Mit zitternden Händen griff ich in die Tasche meines Anzugs und nahm einen Dolch hinaus. Du hast keine Zeit Damian? Nehm sie dir, ermahnte mich mein Dad, in meinem Kopf. Verdammte scheiße reiß dich zusammen! Greif mich an Damian oder willst du mir die Zeit geben, es zu tun? Was tat er hier? Ich brauchte ihn nicht, dennoch war er da. Hier und jetzt in meinem Kopf. Ich warf den Dolch und er traf ein Auge des Skorpions. Dieses Vieh hatte mehr als bloß zwei Augen. Weder hatte ich die Zeit noch den Nerv dafür mir Gedanken darüber zu machen wie viele es genau waren. Seine Scheren schnellten nach vorne und hastig ließ ich mich in den Sand fallen. Aufstehen! Steh auf Damian! Mit meinem Schwert in der Hand stand ich vor diesem Giganten und ein kurzer Blick nach hinten bestätigte mir meinen Verdacht. Er war weg. Dieser 11 Punkte Typ hatte sich aus dem Staub gemacht! Er hatte meine Ablenkung des Skorpions ausgenutzt! Erneut schnellte der Stachel neben mir zu Boden. Seine Scherren schnellten auf mich zu und hastig hob ich mein Schwert und stach es ihm in eine seiner Scherren. Nichts passierte. Nichts! Nein, nein, nein! Diese verdammte Schale! Aber... Sie bestand keineswegs aus einem Gus. Sie bestand aus Teilen die zusammengesetzt den ganzen Körper schützten. Vielleicht würde ich... Mit beiden Händen umklammerte ich das Schwert und rannte... "Heey! Ich bin hier!" Was tat sie da? Dumme Jennifer! Vor ihr lag ein kleiner Haufen Steine. Wie es aussah war es Schutt der zerstörten Häuser. Immer wieder schnellte ihre Hand nach unten, um für Nachschub zu sorgen. Sie war noch hier. Warum war sie für jemanden wie mich zurückgekommen? Ich war ihr Feind! Schneller als ich gedacht hatte drehte dieses Vieh sich um und sein Stachel sauste neben Jennifer zu Boden. "Jennifer!" Konzentrier dich, Damian! Du kennst sie. Du kennst die Schwachstelle! Meine Beine rannten los, ohne meinen Kopf vorher um Erlaubnis zu fragen. Jennifer... Mit beiden Händen umklammerte ich weiterhin das Schwert und stach es ihm in seinen "dritten Arm". Mühelos glitt er durch und drang in das Fleisch des Tieres ein. Zwischen jeder "Rüstung" gab es eine kleine ungeschützte Stelle. Sie war klein und dennoch groß genug für mein Schwert. Unvorbereitet drehte er sich in meine Richtung und schleuderte mich zu Boden. Zu sehr hatte mich dieser kleine Erfolg abgelenkt. Steh auf! Du Nichtsnutz, steh auf! Hustend lag ich auf dem Boden und hoffte das der Sand meinen Mund verlassen würde. Ich zitterte am ganzen Körper. Aufstehen... Dad, sagte... aufstehen. Mit voller Kraft warf ich einen Dolch und hoffte das er seine Augen in irgendeiner Art treffen würde. Aber weit gefehlt... Er prallte an der "Rüstung" ab und fiel zu Boden. Jennifer startete erneut ihr Ablenkungsmanöver. Nun war wieder ich an der Reihe. Ich hob meinen Arm... Mein Schwert durchtrennte seinen "dritten Arm" und fiel zu Boden. Er ließ ein Brüllen hören, welches mir durch Mark und Bein ging. Bevor er sich wieder einmal umdrehen konnte, sprang ich auf seinen Rücken oder wie immer man dies bei einem Skorpion nennen konnte. Wie wild krabbelte dieses Vieh umher und suchte verzweifelt eine Lösung um mich abschütteln zu können. Immer wieder versank ich mein Schwert in seinem Fleisch. Und als letztes so tief ins Auge hinein, dass ich hoffte dass das alles hier nun ein Ende haben würde. Meine Kraft schwindete. Und dann... Nach unendlichen Stichen lag es tot im Sand. Jennifer war nicht die einzige die sich anschließend übergab und vor Erschöpfung zitternd im Sand lag. Mein Körper schmerzte.. Wer wusste schon was ich mir dieses mal zu gezogen hatte.
Noch immer lag ich im Sand, die Augen geschlossen, und spürte die sengende Hitze auf meiner Haut. Ganz alleine ich, war daran Schuld das sie tot war. Das kleine Mädchen, dessen Mut mich fasziniert hatte. Das kleine Mädchen, welches mit dem Wissen, das es zu 99% sterben würde, in die Arena gekommen war und dennoch stets nie aufgegeben hatte. Das kleine Mädchen, welches neben mir hatte ruhig und tief schlafen können. Tränen liefen meine Wange hinab und fielen in den Sand. Die Gefühle die mich am Tag des Interviews, wegen der kleinen Überraschung, überrollt hatten, spürte ich auch nun. Ich war mehr, als bloß ein dummes, naives Kind!Ich war der Mörder eines 12 jährigen Mädchens! Ich hatte sie nicht beschützen können. Weitere Tränen bahnten sich den Weg nach unten. Was wäre gewesen, wenn dieser Typ mit dem Dreizack uns geholfen hätte? Wäre sie vielleicht noch hier? Ja, was wäre, wenn ich mich niemals freiwillig gemeldet hätte? Es hätte mir diesen Schmerz erspart...Ich würde gewinnen müssen! Jennifers tot sollte nicht unbedeutend gewesen sein. Sie war nicht eine Tote unter vielen. Sie war Jennifer! Die kleine Jennifer, für die sich niemand freiwillig gemeldet hatte. Niemand... Erst jetzt fiel mir diese stille auf. Sie machte mir nichts aus, denn so lange kein Brüllen durch die Arena hallen würde war sie mir gleichgültig. Ein angenehmer, warmer Lufthauch streifte über meine Haut und ließ mich instinktiv zusammen zucken. Langsam verschwand die Sonne und der Mond trat an ihre Stelle. Unzählige Sterne beleuchteten den Himmel. Ich sah sie einfach an, bis das Wappen am Himmel erschien. Nein, schrie es in mir. Ich wollte nicht das Jennifers Gesicht am Himmel erschien und sie so endgültig zu den Toten zählen würde. Zuerst erschienen die Gesichter der Jungen aus 2 und 7. Anschließend sah man das Mädchen aus 11 und... Nein, nein, nein! Luke... Hastig stand ich auf und schleuderte mein Schwert, mit einem Brüllen, soweit ich konnte. Nur damit es anschließend im Sand landete. Meine Trauer war mehr als bloß dies. Sie war Zorn! Sie war Hass! Nayela... Sie würde noch leben! Nayela, hatte doch trainiert. Das Mädchen aus 2 würde dort oben erscheinen... Aber Nayela? Nein.Ein Bild eines Mädchens, mit fast schwarzen Augen und braunen Haaren, die ihr in Wellen auf die Schultern fielen, nahm den Horizont ein. Kraftlos ließ ich mich zu Boden fallen. Ich würde sie rächen! Distrikt 2 würde sterben und dies durch meine Hand! Durch einen Schleier Tränen erblickte ich das letzte Gesicht. Jennifers... Für Luke, Jennifer und Nayela.würde ich gewinnen müssen. Mein Mund und meine Kehle waren trocken und wünschten sich das kühle Nass. Wasser... Ich würde nur gewinnen müssen, dann wäre das alles hier endlich zu Ende. War das dort vorne ein blauer Lichtstrahl oder halluzinierte ich schon? Der Turm funkelte silbern. Es war egal ob Halluzination oder nicht... Ich würde meinen Augen vertrauen müssen. Mit einem Grinsen im Gesicht, rannte ich regelrecht auf den Turm zu. Sollte dies wirklich keine Halluzination sein, dann würde das Mädchen aus 2 auch zum Turm kommen. Ich müsste vor ihr dort sein! Ich rannte die Treppe des Turmes hinauf, um mich anschließend langsam, nach rechts und links blickend, in die Mitte des Füllhorns zu bewegen. Ich war allein. Als ich die zwei Wasserflaschen erblickte, beschleunigte ich meinen Schritt und griff hastig danach. Gierig trank ich und legte sie anschließend wieder an ihren Platz zurück. Ein Schwert, ein Sebel und ein Messer lagen ebenfalls dort. Ich besaß genügend Waffen, weswegen ich keine weitere an mich nahm. Mein Blick war auf die Treppe fixiert, während ich mich hinter einer Säule versteckte. Plötzlich vernahmen meine Ohren etwas. Es waren Schritte. Langsam. Du musst abwarten wer es ist, dachte ich. Ein Junge betrat das Füllhorn und sofort erkannte ich ihn als den Jungen wieder, dessen Partnerin am Anfang des Trainings Kohle im Gesicht gehabt hatte. "Nehm dir die Wasserflasche. Trink so schnell du kannst und leg sie anschließend zurück. Beeil dich. Du wirst dich um den Jungen mit dem Dreizack kümmern. Mir hingegen überlässt du das Mädchen! Wenn du fertig bist, versteck dich. So weit alles verstanden?", erklärte ich ihm und kam aus meinem Versteck hervor. Überrascht und angriffsbereit sah er mich an. Ich grinste kurz, bevor ich mich wieder hinter der Säule versteckte. Weitere Schritte drangen immer lauter an meine Ohren. Noch immer stand dieser Typ an der Wasserflasche. Verdammt! Ohne ihn würde es... Das Mädchen aus 2 und der Junge aus 4 betraten den Platz und erblickten sofort den Jungen. Das Mädchen grinste und beide rannten los. Nein, schrie es in mir. Ich nahm meinen Dolch, zielte und warf. Das Mädchen aus Distrikt 2 blieb stehen, drehte sich blitzartig um und zog den Dolch aus ihrem Oberarm. Voller Zorn sah sie mich an. Sie zückte ihr Messer und rannte nun auf mich zu. Dieser unglaubliche Durst nach Rache überkam mich. Sie würde büßen! Wer sonst sollte Nayela umgebracht haben? Meine Beine rannten los. Ich spürte es nicht, als ein Messer sich in meinen Oberschenkel bohrte. Mit meinem vollen Gewicht zog ich sie mit mir zu Boden. Ein weiteres Messer versank sie in meinem Arm, doch es war mir egal. Sie lag unter mir und versuchte sich panisch zu befreien. Meine Knie drückten ihre Arme zu Boden. Eine Kanone ertönte, aber ich achtete nicht darauf. Ich zog das Messer aus meinem Oberschenkel, um es anschließend in ihrer Kehle zu versenken. Sie sollte langsam und quallvoll an ihrem eigenen Blut ersticken! Drei Finger gen Himmel gestreckt, hob ich meinen Arm. Dies war keinesfalls für sie. Nein, sondern für Nayela, Luke und Jennifer. Erst jetzt wurde mir klar, dass nur noch einer zwischen mir und dem Weg nach Hause stand. Mein Blick huschte über den Platz... Auf ein Neues, dachte ich, als ich den Sieger des anderen Kampfes betrachtete. Sein rechter Arm war blutüberströmt und hing leblos herab. Blut rann ihm übers Gesicht. Hier und da besaß er weitere Wunden. Humpelnd schritt ich auf ihn zu. War der 11 Punkte Typ überhaupt noch im stande zu kämpfen? Volles Risiko, dachte ich und schmieß das übrig gebliebene Schwert zu Boden. Eine Kanone ertönte. Abgelenkt zuckte er zusammen und ich nutzte die Gelegenheit um auf ihn zu zu rennen und ihn unter mir zu begraben. Sein Dreizack fiel zu Boden und gleichzeitig schnellte sein Kopf nach vorne, um mir eine Kopfnuss zu verpassen. Sterne tanzten vor meinen Augen. Nicht nur mir setzte sie zu. Ich tastete nach seinem Hals und legte meine Hände um ihn. Er leistete zwar Wiederstand, dennoch war er mehr als geschwächt. Er wand sich unter mir und rang nach Luft, bis sein Körper erschlaffte. War es nun wirklich vorbei? Ich spürte keine Freude, sondern Leere. Ich hatte gehofft erleichtert zu sein, aber das genaue Gegenteil traf ein.
Tag der Veröffentlichung: 25.06.2014
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