Cover

Kapitel 1 Tagebucheintrag


13.05.2355
Es ist kalt hier. Ich wünschte ich wäre tot. Ja ich wünschte ich würde tot auf dem weißen Schnee liegen und ein Hovercraft würde meine Leiche weg transportieren. Wie viele von uns noch leben? Ich weiß es nicht. Ich spüre meine Zehen nicht mehr. Warum bloß habe ich nicht an dem Blutbad vor dem Füllhorn teilgenommen? Warum war ich nur so dumm und bin weggerannt? Ich habe genau das getan was mir befohlen wurde. Lebt mein Distriktpartner noch? Ach, warum mach ich mir um meinen Distriktpartner überhaupt Gedanken. Er lebt bestimmt noch. Er ist stark, schnell und er kann gut mit dem Speer und Dreizack umgehen.

Warum sollte jemand wie er tot sein? Ich hoffe du wirst mich nicht zu sehr vermissen. Ich werde sterben. Ich werde erfrieren. Du hast eine Familie die dich trösten wird. Du wirst über mich hinwegkommen. Ich weiß zwar nicht ob du dieses Buch nach meinem Tod überhaupt bekommen wirst, aber ich hoffe es von ganzem Herzen. Du sollst etwas von mir bei dir tragen. Etwas das viel wertvoller ist als eine Kette oder dergleichen. Wörter! Wörter halten die Gefühle fest die ich in diesem Moment spüre. Wörter beschreiben wie es hier ist. Wörter die dich an mich erinnern sollen. Hoffentlich spüre ich meine Hände noch am längsten, denn ich muss ja alles aufschreiben.

Zoey falls du dieses Buch bekommen wirst sei mir bitte nicht böse das ich aufgegeben habe. Kannst du dich noch an den Tag vor der Ernte erinnern? Du hattest versucht mich auf andere Gedanken zu bringen und gingst mit mir in die Bäckerei deiner Eltern. Dort gabst du mir einen ganzen Brotlaib, den ich bis heute noch zu schätzen weiß. Du sagtest immer wieder, dass ich bestimmt nicht auserwählt werden würde. Mein Name war ja nur einmal in der Lostrommel vorhanden, deiner hingegen 22 mal. Du musstest dich ja unbedingt für Teserasteine eintragen um sie dann den Ärmeren zu geben.  Eine Monatsration Getreide und Kohle für eine Person. Ich weiß noch wie wir uns versprachen, dass falls einer von uns gezogen werden würde wir uns freiwillig für den anderen melden würden. Am nächsten Tag stand ich in der Menschemenge und als mein Name über den Platz hallte gab es keinen einzigen Freiwilligen. Ich nehme es dir nicht übel, dass du es nicht getan hast, aber weißt du ich hätte es getan. Ich wäre zu dir gerannt und hätte geschrien:"Ich melde mich freiwillig." Du bist meine Familie und das weißt du. Ich habe niemanden außer dich. Du schon. Hast du dich deswegen nicht gemeldet, weil du noch Familie hast und ich nicht? Ich bin froh, dass du nicht hier im ewigen Eis gefangen bist. Ich bin froh, dass du nicht um dein Leben kämpfen musst. Falls ich sterbe gebe dir nicht die Schuld. Es ist das Kapitol das dann Schuld daran ist, nicht du. Ich frage mich wie lange ich noch durchhalte. Ich wusste von Anfang an das meine Chancen schlecht stehen würden zu gewinnen, geschweige denn den ersten Tag zu überleben.

 

Kapitel 2


"Es wird Zeit aufzustehen.", ertönte die Stimme meiner Mentorin (Abbie). Langsam schob ich die Decke beiseite und der Gedanke das wir bald im Kapitol ankommen würden schnürte mir die Kehle zu. Verschlafen drückte ich die Knöpfe in der Dusche und bemerkte gar nicht das ich Kaltes Wasser und Lavendel Shampoo gedrückt hatte.
Das kalte Wasser regnete auf mich herab und springend und Zähne klappernd ließ ich es weiter meinen Körper hinab laufen. (Lavendel Shampoo + Kaltes Wasser = sehr guter Start in den Tag) Als ich in ein Handtuch gehüllt in das Zimmer trat, erblickte ich Klamotten die ordentlich gefaltet auf meinem Bett lagen. Warum nur musste Ceccelia mir Klamotten raussuchen? (Wirklich wie alt bin ich den 6?) Eine blaue Bluse und eine schwarze Hose waren es heute.
Noch immer zitternd schob ich die silberne Schiebetür auf und spazierte gemütlich in Richtung Speisewagon. (Jaa, Wagon wir fuhren nähmlich mit einem ca. 1200 km in der Stunde fahrenden Zug.)

Erleichtert ruhte mein Blick auf dem leeren Stuhl. Ceccelia war zwar nett, aber andauernd sprach sie davon wie toll wir es doch im Kapitol finden werden würden. Außerdem jammerte sie immer darüber, dass es so viele Menschen gab die absolut keinen Geschmack hatten. (Hallo!? Was dachte sie, dass die Menschen in den Distrikten etwa auf ihre Kleidung, Haare oder Nägel achten würden?) Ich ließ mich auf mein Stuhl plumpsen und überlegte grade was ich als erstes Essen wollte als Ceccelia (die man schon von weitem hörte wegen ihren Schuhen) in den Raum spaziert kam. Strahlend schweifte ihr Blick von Abbie zu mir und von mir zu Lian.
Ihr Blick ruhte auf Lian und langsam verschwand ihr riesengroßes Lächeln. "Hab ich etwa vergessen dir die Klamotten rauszulegen?", fragte sie mit ihrer hypernetten Stimme. Lian schüttelte den Kopf. Er ließ sich nichts sagen, dass merkte man ab der ersten Sekunde die man ihn kannte. "Ceccelia.", sagte er und lächelte sie an.

"Ich denke nicht, dass sie sich weiterhin die Arbeit machen müssen, denn ich werde das was sie mir rauslegen nicht tragen. Ich hoffe ich muss es nicht noch ein drittes Mal sagen.", sprach er ohne das dass Lächeln aus seinem Gesicht verschwand. Sie antwortete ihm nicht, aber daran wie sie ihr Kinn nach oben streckte merkte man das sie wütend war und er ihr Ego verletzt hatte. Als ich die Count Chocola Cornflakes auf dem Tisch erblickte schnappte ich mir sie bevor jemand sie mir hätte klauen können. Genüsslisch aß ich meine Cornflakes und verschwand wieder in meinem Zimmer. Ich würde alles dafür geben wieder zu Hause sein zu können. Ich vermisste den Duft nach Salz. Ich vermisste das Rauschen des Meeres. Aber vorallem vermisste ich Zoey.

Kapitel 3


Ich trug ein blaues bodenlanges Kleid. Es war blau; blau wie das Meer. Wieder wallte in mir die unterdrückte Trauer und die Nervösitat auf, die ich die letzten Tage stets versucht hatte zu unterdrücken. Ich blinzelte heftig damit die Tränen nicht überliefen. Der Streitwagen setzte sich in Bewegung und fuhr langsam nach draußen, wo das tobende Publikum schon auf uns wartete. Wie schaffte Lian es nur all die Menschen, all das Geschreie und all die Bildschirme und Kameras auszublenden? Das einzige das er trug war ein Fischersnetz. Wie konnte er trotz all dieser Dinge dennoch so selbstsicher und gefährlich wirken? Sein Blick war kalt und starr nach vorne gerichtet. Ich ließ mein Blick umherschweifen. Als ich mich und Lian auf den Bildschirmen erblickte, stellte ich fest das man mir meine Angst sofort ansah. In den Augen des Publikums und der anderen Tribute wirkte ich bestimmt wie leichte Beute. Jemand der wahrscheinlich am 1 Tag schon sterben würde. Ja, vielleicht würde ich leichte Beute sein, aber ich würde nie, niemals kampflos untergehen. Wenn ich überleben will brauche ich Sponsoren, ging es mir durch den Kopf. Ich atmete 3 mal tief durch und versuchte meine Umgebung, so wie Lian auszublenden.

Ich dachte an die 115. Hungerspiele zurück und an all den Zorn, den ich in den letzten 10 Jahren auf das Kapitol gesammelt hatte. Ich konnte mich noch ganz genau daran erinnern. Ich stand bei meinem Vater und hoffte inständig darauf, dass Arabella nicht gezogen werden würde. Als ihr Name über den Hof hallte brach ich in Tränen aus. Mein Vater zog mich in seine Arme, weil ich ansonsten zu Arabella gerannt wäre. Er wiegte mich in seinen Armen hin und her bis mein Schreien und Schluchzen nachließ. Danach gingen wir in das Haus des Bürgermeisters, wo die Familien der Tribute sich verabschieden mussten. Ich lag weinend in Arabellas Armen. Sie redete die ganzen 20 Minuten leise auf mich ein. Sie sagte Sachen wie, dass obwohl sie erst 12 war nicht zu unterschätzen wäre und das sie die Spiele schon gewinnen würde und anschließend hätten wir genug zu essen und ein größeres Haus. Ja, sie war wirklich nicht zu unterschätzen gewesen, aber leider machte sie einen dummen, dummen Fehler. Ihre Verbündete Claire wurde von dem Jungen aus Distrikt 6 umgebracht, den meine Schwester anschließend tötete. Sie lag weinend auf dem blutgetränkten Boden und als es bei ihr "Klick" machte wegen wem dies hier überhaupt passierte, rastete sie aus. Sie stand auf, blickte in den Sternen übersäten Himmel und schrie sich die Seele aus dem Leib. Sie beleidigte das Kapitol aufs übelste und schrie das an Corbinian
Roalstad´s (einer der Nachfahren des Erfinders der Hungerspiele) Händen Blut vieler Jugendlichen kleben würde.
Corbinian wollte natürlich nicht das es in den Distrikten zu Aufständen kommen würde, weswegen er allen zeigen musste was mit Menschen geschah die das Gesetz brachen und ihn beleidigten. Er ließ meinen Vater vor laufender Kamera hängen. Meine Schwester kam zwar lebend aus den Spielen, aber kam nie wieder lebend nach Hause zurück. Sie wurde im Kapitol auf offenem Platz ausgepeitscht. Ich erinnerte mich noch sehr gut an all das Blut das von ihrem Rücken, Bauch und Gesicht auf den Boden tropfte. Sie peitschten sie solange aus,
bis sie kurz davor war in Ohnmacht zu fallen. Bei dem letzten Peitschenhieb sah man schon wie sie anfing auf dem blutigen Boden auszurutschen. Die ganze Zeit über stand sie mit erhobenem Kopfe da und betrachtete das Publikum mit angewiddertem, aber auch schmerzverrzertem Gesicht. Bei jedem Peitschenhieb tobte das Publikum aufs neue. Sie wurde sofort nach dem auspeitschen geköpft. Die ganze Zeit über saß ich in einem versteckten Raum in dem Haus Zoeys Eltern und wusste nicht was grade in diesem Moment geschah. Als mein Vater wie jeden Tag seit der Ernte sich die Hungerspiele ansah, kam er plötzlich zu mir gerannt und sagte mir wir würden ein Spiel spielen. Er sagte mir wir würden bei einem großen Versteckspiel mitmachen. Die Gewinner würden mit Geld, einem großen Haus und unendlich viel essen belohnt werden. Seine Augen glitzerten dabei und ich dachte die ganze Zeit über es wäre vor Aufregung das WIR sowas gewinnen könnten.
Ich war noch zu jung um zu verstehen, dass in seinen Augen in Wahrheit Tränen standen die kurz davor waren überzulaufen. Tränen des Abschieds. Ich war noch zu klein um hätte verstehen zu können, dass mein Vater mich in Wirklichkeit verstecken wollte damit das Kapitol mich nicht finden würde. Damit ich niemals sterben müsste. Er hatte seinen Job gut gemacht und mich zu Zoeys Familie gebracht, die niemals daran gedacht hätten mich dem Kapitol auszuliefern. Ich war für sie wie ihr eigenes Kind, lieber wären sie selbst gestorben als zu zulassen das ich es tat. Ja, ich wurde älter und älter und fragte immer und immer wieder wo denn mein Papa und meine Schwester seien, aber sie wechselten dann immer schnell das Thema.
Erst mit 10 Jahren erfuhr ich was geschehen war. Ich war immer noch sehr jung, aber die viele Arbeit in der Bäckerei und die Traurigkeit die die Distrikte wie einen Schleier zu überdecken schien, machten mich älter.
Nie würde ich dem Kapitol, aber vorallem Corbinian Roalstad dies verzeihen. Er hatte meine Familie auseinander gerissen. Jeder der über die Distrikte herrschte hatte viele Familien auseinander gerissen, hatte viele Eltern alleine zurück gelassen, hatte vielen Kindern ihre Schwestern und Brüder genommen. Ich hatte vielleicht nach außen hin eine neue Familie bekommen, aber tief in mir drin wusste ich die ganze Zeit über, dass ich diese Menschen nie so lieben werden würde wie meinen Vater und meine Schwester.

Ich dachte an diese Geschichte zurück und der Zorn stand mir nun ins Gesicht geschrieben. Auf jedem Bildschirm erblickte ich nun nicht mehr die Gesichter des Mädchens und des Jungens aus Distrikt 1 sondern Lians und meines. Wir wirkten gefährlicher als es je jemand vor uns war. Wir sahen aus wie zwei Löwen die jeden Moment ihre Beute angreifen würden. Die ihre Beute in ganz kleine Stücke zerfleischen würden. Ich wendete den Blick wieder ab und suchte nach Corbinian Ciarán. Er saß gemütlich auf einem Palast ähnlichem Balkon. Wie immer saß er auf seinem steinernen Thron, ringsum saßen seine "treuen" und "netten" Kollegen. Die Spielmacher! Ja, sie machen Spielzeug, aber nicht solches Spielzeug wie jeder denkt. Sie stellen Spielzeug nur für die Tribute her. Am liebsten mögen sie Spielzeuge wie eine Mischung aus irgendwelchen Tieren und den bereits verstorbenden Tributen, Feuerwänden und giftige Dinge wie zum Beispiel Blumen. Es gibt sehr viele und verschiedene Spielzeuge die sie wann und wo sie wollen den Tributen "schenken" können. Obwohl ich dachte das sich in mir nicht noch mehr Zorn und Hass sammeln könnte tat es das. Die Streitwagen wurden langsamer und erst jetzt hörte ich das Geschreie. Es war anders als vorhin, denn der größte Teil des Publikums schrie nun begeistert, Distrikt 4!
Langsam blieben die Streitwagen um den Balkon herum im Kreis stehen. Alle Augen waren auf das einfach umwerfende Gesicht Corbinian Ciarán´s gerichtet. Er kam früh an die Macht. Sein Vater starb an einer Krankheit als er grade 15 war und so musste der heute 25 jährige das Amt als sein Nachfolger antreten. Ich wusste es noch genau, weil es genau das Jahr war als meine Schwester starb. Er übernahm erst nach den Hungerspielen das Amt, dennoch gab ich ihm die Schuld dafür das meine Familie tot war. Er war genau wie sein Vater. Würde er jemals eine Frau haben (Woran ich sehr zweifele!), dann würde sie genau wie seines Vaters Frau nach der Geburt Corbinian Ciarán´s Nachfolgers an einer schlimmen, schlimmen Krankheit sterben. Die Menschen aus dem Kapitol würden wahrscheinlich darüber reden wie verflucht doch diese arme Familie sei. Wir aus den Distrikten würden unsere Augen nicht wie im Kapitol verschließen und uns blind stellen. Jeder aus den Distrikten würde ganz genau wissen das Corbinian Ciarán seine Frau vergiftet hätte. Wie in Zeitlupe sah ich wie Corbinian Ciarán nach vorne schritt. "Die 125. Hungerspiele. Ja! Ihr wisst genau was das heißt.",sagte er und grinste. "Zum 5. mal beginnt das Jubel-Jubiläum.", sprach er und ging zu einer hölzernen morschen Truhe hinüber und nahm einen goldenen Umschlag heraus. Ruhig und so als könnte der Umschlag jeden Moment zerbrechen öffnete er ihn. "Egal ob Nahrung, Medizin oder Waffen alles wird doppelt so viel kosten wie sonst.", las Corbinian Ciarán ruhig vor. Langsam drang die Information, dass wir Tribute weniger oder auch garnichts geschickt bekommen würden in mich ein. Wie sollte ich überleben wenn meine Chancen auch ohne dies schon so schlecht standen? Die ganze Zeit über war ich der Meinung es würde etwas kommen, dass dem Publikum gefiele. Etwas wie zum Beispiel, dass es mehr Waffen geben würde als sonst. Aber ich hatte falsch gedacht, ganz falsch.

Kapitel 4


Es war Abend und ich saß mit dem Kinn auf meinen Knien an einem der großen Fenstern. Mein Blick schweifte umher. Traurig betrachtete ich die lachenden und jubelnden Menschen die auf den Straßen umher liefen. Morgen würde ein neuer Tag beginnen. Ab morgen würden es nur noch 13 Tage bis zu den Spielen sein. Ich wünschte die Zeit würde stehen bleiben. Ich betrachtete die Sterne die wie Diamanten glitzerten und versuchte darüber nachzudenken was ich wohl morgen vorführen werden wollte. Ich war in nichts besonders gut. Wie sollte ich eine hohe Punktzahl bekommen? Oder sollte ich etwa garnichts machen und damit eine niedrige Punktzahl erbringen? Würde ich so von den anderen Tributen nicht beachtet werden, weil sie denken würden ich wäre keine wirkliche Gegnerin? Oder würden sie denken, dass erstmal die "Schwachen" ausgelöscht werden sollten? Ich könnte malen. Ja, ich könnte den Spielmachern meine Malkünste vorführen. Oder ehergesagt Tarnkünste. Ich könnte mich wie die Rinde eines Baumes verzieren.

"Kannst wohl nicht schlafen.", ertönte plötzlich Lians Stimme neben mir. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und blickte in seine grünen Augen. Ich nickte nur, denn mir war nicht wirklich nach reden zu mute. Ich wollte allein sein. Ich wollte weiter darüber nachdenken was ich wohl morgen vorführen würde. "Weißt du schon was du den Spielmachern morgen zeigen wirst?" Er fragte dies nicht so, als wollte er es nur wissen damit er meine Stärken wissen würde. "Nein." Er betrachtete mich prüfend, ging in die Küche, zog einer der Schubladen auf und kam mit einem Messer in der Hand zurück. Was hatte er vor? Wollte er mich umbringen damit es schon einmal einen Tribute weniger geben würde? Er bewies mir aufzustehen und drückte mir das Messer in die Hand. "Greif mich an." Nein schrie es in mir, du kannst ihn nicht angreifen das ist bestimmt eine Falle. Trotzdem tat ich wie befohlen, denn irgendetwas an ihm blies all meine Gedanken in diesem Moment weg. Ich versuchte ihm mein Messer in den Arm zu stechen, doch er griff nach meinem Handgelenk und der Schmerz den es durchfuhr ließ mich automatisch meine Hand öffnen, sodass das Messer aus meiner Hand fiel. Anschließend drückte er mir meinen Arm auf den Rücken und rang mich zu Boden. Seine freie Hand umschloss mein anderes Handgelenk. "Achte mehr auf deine Körperhaltung. Außerdem willst du deinen Gegner doch nicht nur Kampfunfähig machen, sondern umbringen.", sprach er leise und sein Atem kitzelte mein Ohr.

Er ließ meine Handgelenke los und ich rappelte mich mühsam wieder auf. "Wenn du willst", sagte er, "zeige ich dir ein paar Techniken die du dann morgen vorführen kannst." Was sollte das? Was wollte er damit bewirken? Ich ließ mir etwas Zeit mit meiner Antwort und dachte in Ruhe über alles nach, bis ich ihm zu nickte. Ich erkannte die Andeutung eines Lächelns, das ich bei ihm noch nie zuvor gesehen hatte. Die letzten Tage wirkte er eher ernst und unterkühlt.

Kapitel 5


Zusammen mit Lian, Ceccelia und Abbie verließ ich unser Appartment. Heute war es so weit. Heute müsste ich den Spielmachern zeigen was ich konnte. Die ganze Nacht lang zeigte mir Lian Kampftechniken mit dem Messer. Außerdem übte er mit mir wie man ein Messer werfen konnte und zu hundert Prozent treffen würde. Lian würde mich falls es zu einem Kampf kommen würde zwar immernoch locker schlagen, aber etwas schwieriger würde es schon werden. Ich hoffte das ich von den Spielmachern wenigstens noch eine 5 oder 6 bekommen würde. "Gebt alles.", sagte Abbie als wir den Aufzug erreichten, mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie umarmte uns noch einmal und als sie sich gerade zum gehen umdrehen wollte sprach sie:"Denkt immer daran desto höher die Punktzahl, desto mehr Sponsoren!" "Du setzt sie zu sehr unter Druck, Abbie!" Überrascht starrte ich Ceccelia an. Von ihr hätte ich sowas nie erwartet. Bisher hatte ich Ceccelia noch nie wegen einer Sache die sie sagte gemocht. Während Abbie und Ceccelia davon Schritten ertönte ein "Ping", dass mir sagte das der Aufzug endlich angekommen war. Lachend, da man die zwei bis hier hin streiten hörte, stieg ich in den Aufzug. Ich hatte schon lange nicht mehr gelacht. Sie waren so unterschiedlich, unterschiedlicher ging es nicht mehr. Während Ceccelia genau so aussah wie die Menschen aus dem Kapitol nun mal aussahen war Abbie das genaue Gegenteil. Sie hatte blonde hüftlange Haare die sie aber meist zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Sie hatte graue Augen und das einzige an ihr das einen ein kleines bisschen an die Kapitol Mode erinnerte waren der knallpinke Rouge den sie auf ihren Wangenknochen trug und die goldenen Tattoos die ihren Hals umschlungen. Ceccelia hingegen wechselte ihre Haarfarbe ständig. Mittlerweile besaßen ihre Locken ein quietschgelb. Über ihren Augenbrauen verlief ein goldenes Tattoo, über ihre Wangen und hinunter zu ihrem Hals. Ihre braunen Augen betonte sie mit einem pinken Lidstrich und künstlichen gelben Wimpern. Ihre Lippen waren zur Zeit quietschgelb und ihr ganzes Gesicht war mit einem weißen Puder zugekleistert. Ständig trug sie High Heels und ich hatte sie auch noch nie ohne gesehen. (Ich wusste dank Ceccelia, da sie mich länger als 2 Stunden damit zugetextet hatte, wie diese Schuhe hießen.) Ihre Kleidung konnte man eigentlich mit zwei Wörtern beschreiben: Bunt und einzigartig. Fragend sah mich Lian an und erst jetzt fiel mir auf das wir schon angekommen waren. Langsam Schritt ich zu Lian der vor dem Aufzug stand und auf mich wartete. "Du wirst schon eine gute Punktzahl bekommen.", sagte Lian. Ich antwortete ihm nicht, sondern ging einfach an ihm vorbei und setzte mich neben Ethan, den Jungen aus Distrikt 3.

Die Metallbank war unbequem und hart. Nach und nach wurden die Tribute aufgerufen und meine Hände zitterten wie verrückt. Verzweifelt versuchte ich meine Angst zu verstecken. Warum war ich nur so ein Angtshase? Warum konnte ich nicht einfach stark und gefährlich wirken? Ich senkte meinen Blick und betrachtete den silbern glänzenden Boden. Warum wurde ausgerechnet ich gezogen? Warum konnte nicht jemand anders gezogen werden? Kaum hatte ich dies gedacht bereute ich es. Wie konnte ich nur wollen, dass jemand anderes meine Stelle angenommen hätte? Ich musste mich zusammenreißen. "Distrikt 4. Samantha Smith.", ertönte eine kalte weibliche Stimme. Es fühlte sich an, als würde ich unter Wasser sein. Ich schien nicht mehr atmen zu können und alle Geräusche hörte ich nur dumpf. Langsam wie in Trance schritt ich auf das gitternde Tor zu. Zwei Friedenswächter schritten hinter mir in die Halle. Dachte das Kapitol wirklich wir würden versuchen abzuhauen? Dachte es wirklich wir würden es schaffen, wenn keine Friedenswächter neben uns hergehen würden? Auf einem langen Tisch lagen verschiedene Messer. Ob klein oder groß, alles war dabei. Ich betrachtete die Klingen sorgfältig und bewegte meine zitternde Hand auf ein kleines, dennoch sehr scharfes Messer zu. "Samantha Smith. Distrikt 4.", hörte ich mich zitternd sagen. Corbinian Ciarán nickte. Kaum hatte er dies getan flogen Vögel wild durch die große Halle. Ich sollte auf die Vögel zielen! Nein! Ich konnte doch nicht einfach so Tiere umbringen. Ich schluckte und versuchte den Kloß in meinem Hals irgendwie runter zu würgen. Noch immer waren Corbinian Ciaráns Augen, inklusive all der Spielmacher auf mich gerichtet. Ich musste es tun. Ich musste versuchen eine hohe Punktzahl zu bekommen. Ich atmete tief ein und aus und warf das Messer in das Auge eines Vogels. Ich versuchte einen Schrei zu unterdrücken. Ich würde schwach wirken, wenn ich Schreien würde. Der Vogel wurde, wie ein Magnet eine Büroklammer anzog, von dem Boden nach unten gezogen. Er war tot.

Der kleine blaue Vogel, der vor ein paar Sekunden noch munter gezwitschert hatte war tot. ICH hatte ihn umgebracht. Reiß dich zusammen Samantha, ermahnte mich die Stimme in meinem Kopf. Ich ging zurück zu dem Tisch und nahm mir 5 Klingen. Ich betrachtete sie nicht großartig, sondern warf sie so schnell ich konnte nacheinander auf verschiedene Vögel. Wie auch der kleine blaue Vogel fielen alle fünf Vögel zu Boden. Ich hatte bei jedem das Auge getroffen. Ich war eine Mörderin. Es war mir egal ob sie Tiere waren. Tiere waren auch Lebewesen, genau wie die Menschen. Menschen. Könnte ich überhaupt wenn es soweit kommen würde die anderen Tribute umbringen? Oder würde ich einfach nur still da stehen? Langsam blickte ich wieder nach oben in Corbinian Ciaráns Gesicht. Er lächelte. Warum lächelte er? Machte er sich über meine läppischen Messerwurf Künste lustig? "Du darfst gehen Samantha.", ertönte seine Stimme. Ich durfte gehen. Warum ging ich nicht auf das gitternde Tor zu? Warum blieb ich wie angewurzelt stehen? Es schien als wär ich ein Roboter, dessen Körper nur auf Befehl anderer sich bewegte. Ausdruckslos sah Corbinian Ciarán mich an. "Du darfst gehen Samantha." Hastig nickte ich und mein Körper schien endlich wieder mir zu gehören. Eiligen Schrittes verließ ich die Halle und schenkte Lian, der noch immer auf der Bank saß ein mattes Lächeln.

Als ich das Appartment erreichte stürzten Abbie und Ceccelia sofort zur Tür und fragten mich aus. Ich hatte keine Lust darüber zu reden wie ich Tiere umbrachte. Ich wollte einfach nur schlafen. Ja, schlafen und von zu Hause träumen das wollte ich, aber auf gar keinen Fall wollte ich mit ihnen darüber reden was in der Halle geschehen war. Ich zwängte mich an den beiden vorbei und rannte regelrecht in mein Zimmer. (Naja, solange bis die Hungerspiele beginnen ist es meins.) Mit den Klamotten die ich trug stellte ich mich unter die Dusche und drückte auf irgendwelche Knöpfe. Warmes Wasser regnete auf mich herab und suchte sich den Weg nach unten. Ich weiß nicht wie lange ich einfach nur da stand und den Boden der Dusche betrachtete. Plötzlich klopfte es an der Tür und Ceccelias Stimme ertönte:"Samantha. In 15 Minuten beginnt die Punktevergabe und ich werde dich wenn es sein muss aus deinem Zimmer herausziehen."

Ich seufzte. Ich zog mich aus und ließ meine nassen Klamotten in der Dusche liegen. Meine nassen Haare flochtete ich zu einem Zopf zusammen. Ich griff einfach nur in den großen Kleiderschrank hinein und zog das an was ich in der Hand hielt. Es war mir egal ob mein "Outfit" wie es Ceccelia sagen würde, nicht farblich aufeinander abgestimmt war. Als ich die Tür meines Zimmers öffnete und mich widerwillig in Richtung Wohnraum bewegte sah ich Ceccelia die auf mich zu schritt. Sie hakte sich bei mir ein und zog mich regelrecht zur Couch. Ich ließ mich auf die Couch fallen und blickte in Lians Gesicht. Ausdruckslos. Er hatte so viele Masken. War er schon immer so? Zeigte er eigentlich überhaupt jemanden den Jungen, aber ohne die Maske? Die Nachrichtensprecherin fing an fröhlich vor sich hin zu plappern. Ich hörte ihr garnicht zu, denn es interessierte mich nicht. Ich würde bei den Hungerspielen dabei sein. Was interessierten mich da irgendwelche Informationen über sie. Als sie aber sagte, "Kommen wir zur Punktevergabe" , starrte ich auf den Fernseher und hörte ihr bei jedem weiteren Wort zu. Es erschien ein Bild. Darauf war der Junge und das Mädchen aus Distrikt 1 zu sehen und jeweils unter dem Bild stand die Punktzahl. Der Junge hieß Lionel und bekam eine 8.

Das Mädchen hieß Llewellyn. Sie bekamm ebenfalls eine 8. Ich versuchte mir die Gesichter derer gut einzuprägen die eine hohe Punktzahl hatten. So auch den Jungen und das Mädchen aus Distrikt 2. Distrikt 3 war nichts besonderes. Der Junge bekamm 6 Punkte und das Mädchen 5. Und dann erblickten meine Augen Lian. Er hatte eine 9! 9 Punkte! Ich bewunderte und fürchtete ihn zugleich. Ich hörte Ceccelia neben mir quieken. Und erst jetzt fiel mein Blick auf meine Punktzahl. Ich hatte eine 8! Wie konnte das sein? Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich den Fernseher an, während Ceccelia den Avoxen befahl ein Festagsessen herzurichten. Avoxe sind Menschen aus dem Kapitol und auch aus den Distrikten. Die jenigen die das Gesetz brechen bekommen die Zunge herausgeschnitten und müssen ihr Leben als bedienender Avox weiter leben. Und dies soll wieder rum den anderen zeigen was mit Menschen passiert die das Gesetz brechen und versuchen Corbinian Ciaráns schönes Utopia schlecht zu machen. Lian lächelte mich an. "...Danke. Das hab ich dir zu verdanken." "Ich habe dir nur gezeigt wie es geht Sam. Du warst die bei der sich herausstellte das sie ein großes Talent fürs Messer werfen hat." Ich blickte wieder auf den Fernseher. Mir blieben nur der Jungen aus Distrikt 9, das Mädchen aus 7 und der Jungen aus 5 im Gedächtnis. Der Junge aus 9 bekam eine 7, das Mädchen aus 7 eine 8 und der Junge aus 5 auch eine 7. Die anderen Tribute zogen an mir vorbei.

Kapitel 6


"Was ging dir in dem Moment durch den Kopf als dein Name aufgerufen wurde, Samantha?", fragte Leonardo Cochwoorth, der Moderator der Interviews mich. Ich dachte wie verrückt nach und wusste nicht ob ich lügen oder die Wahrheit sagen sollte, während aller Augen auf mir ruhten. Ich entschied mich dazu zu lügen, denn ich konnte ihnen ja schlecht sagen, Ich dachte daran wie sehr ich das Kapitol hasse und wie nahe ich ihm dann sein würde. Außerdem dachte ich daran ,dass ich sterben werden würde. "Ich dachte an das Essen hier im Kapitol." "An das Essen des Kapitols?!", sagte Leonardo und lachte anschließend. Nicht nur er lachte, sondern das Publikum auch. "Ja, das Kapitol hat wirklich hervorragende Köche.", sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich war selbst erstaunt darüber wie sehr ich meinen Hass gegen das Kapitol verstecken konnte. "Sag mir Samantha, gibt es in deinem Leben einen jungen Mann der auf dich warten wird?" "Nein.", antwortete ich kurz und knapp. Er hob die Augenbrauen und sah mich verblüfft an. "Es muss doch jemanden geben. So einem hinreizendem Mädchen wie dir müssten doch alle jungen Männer hinter herlaufen." Ich lachte. "Nun ja das tun sie, aber meine Mom verjagt sie immer und schreit ihnen hinter her, dass ihr kleines Mädchen noch nicht alt genug wäre.", log ich wieder. Die Wahrheit war, dass die einzigen die mich richtig zu Gesicht bekammen Zoey und ihre Eltern waren. Nur selten durfte ich tagsüber nach draußen und wenn dann auch nur um kleinere Einkäufe zu erledigen. Zu groß war die Gefahr, dass die Leute in meinem Gesicht meinen Vater wieder erkennen würden. Meine braunen Rehaugen, meine kleine Stupsnase und mein goldenes Haar verrieten wessen Kind ich war. In Distrikt 4 gab es nur sehr wenige mit solchen braunen Rehaugen und solchem goldenem Haar. Wieder hörte ich Leonardo und das Publikum lachen. "Na dann musst du deiner Mutter wohl zeigen das du alt genug bist, indem du die Siegerin der 125. Hungerspiele wirst.", sagte er. "Willst du den Menschen da draußen noch etwas sagen?" Es war offensichtlich das er die Menschen aus dem Kapitol meinte und nicht die aus den Distrikten. "Denkt ihr mir würden grüne Haare stehen?", sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen, während ich Leonardo´s Haare ansah, "Ich denke ich werde sie mir für die Spiele färben." Aus dem Publikum hörte ich Lachen, Rufe wie "Nein eher rot." und manche schrien "Grün würde an dir toll aussehen." Ich hasste jeden einzelnen vor mir im Publikum. Dachten sie wirklich ich würde dies tun, als Liebesbeweis wie sehr ich das Kapitol doch mag? Sie gierten nach Unterhaltung.

Nein. Sie gierten nach Blut. Während ich hier über belangloses Zeug rede werden tausende von Wetten abgeschlossen. Während sie mich jetzt so mögen werden sie in den Spielen mich tot sehen wollen. Bei diesen Menschen kann man nicht von ich mag sie einfach nicht sprechen, sondern einfach nur von Ich hasse sie. Leonardos Lachen zog mich in die Realität zurück. Er fummelte an seinem Haar herum und tat so als wäre sein Haar das schönste überhaupt. Ich krallte meine Hände in mein weißes langes, perlen übersätes Kleid. Ich atmete tief ein und aus, aber so das es keiner bemerkte. Ich durfte meinen Hass nicht zeigen. Ich musste es irgendwie wieder hinbekommen meine Maske aufzusetzen. Ich schloss meine Augen für einen kleinen Moment und dachte an schöne Dinge. Ich dachte an das Meer wie es in der Sonne glitzerte. Ich dachte an Arabella meine Schwester, wie sie mir Abends immer Geschichten erzählte, die meistens von einer schöneren besseren Welt handelten. Ich spürte wie meine Wut und der Hass den ich vermochte, langsam aus meinem Gesicht entschwand. "Meine Damen und Herren, Samantha Smith, Distrikt 4.",ertönte Leonardo Cochwoorths Stimme. Während ich von der Bühne ging lächelte und winkte ich dem Publikum wie wild zu. Als ich hinter der Bühne verschwand sah ich sofort Abbie und Ceccelia die auf mich zugerannt kamen. "Du warst großartig.", sagte Abbie und drückte mich. "Besser hätte es nicht laufen können. Die Sponsoren werden Schlange stehen.", ertönte Ceccelias hohe Stimme hinter Abbie. Erst jetzt fiel mir ein das nun Lian auf der Bühne stand.

Ich löste mich aus Abbies Armen und starrte auf den riesengroßen Bildschirm neben uns. Lian ging mit sicheren Schritten auf Leonardo zu. Als Leonardo ihm die Hand reichte huschte sein Blick kurz zu der Hand und dann wieder zu Leonardos Gesicht. Ich wusste ganz genau was er dachte. Diese Hand, die Hand eines Mannes aus dem Kapitol, eines Mannes der in den Spielen Blut sehen will werde ich nicht anfassen. Lian hatte seid ich ihn kannte jedenfalls, noch nie großartig versucht seinen Hass gegenüber dem Kapitol zu verbergen. Er streckte seine Hand Leonardo zum Gruß nicht entgegen, sondern setzte sich einfach. Leonardos Gesicht war ein einziges Fragezeichen. "Nun. Lian als ich sah wie sicher und gefährlich du wirktest als du bei der Ernte zur Bühne gingst wusste ich, dieser Junge wird gewinnen. Aber ich denke ich spreche nicht nur für mich. Aber sag mir, wirst du eine bestimmte Strategie haben?"
Lian lächelte spöttisch. "Strategie? Was sollte man für eine Strategie bei einem Spiel haben, bei dem sich Jugendliche gegenseitig abmetzeln?" Es war egal wie viel böse Dinge er über das Kapitol sagen würde, er würde nur noch gefährlicher wirken und gefährliche Tribute zogen die reichen Kapitol Leute an. Er würde einen Haufen Sponsoren haben. Lian schien Leonardo unsicher und aus der Bahn geworfen zu haben, denn als Leonardo anfing das Thema zu wechseln wirkte er wie ausgetauscht. "Ähm.. Lian. Wirst du versuchen für eine bestimmte Person diese Spiele zu gewinnen?" Wieder lächelte Lian spöttisch. "Ja, für mein Hausschwein George." Wieder wusste ich was er dachte. Nein mein Leben ist mir egal und ich hänge überhaupt nicht an meinem Leben, also für wenn sollte ich nur gewinnen wollen?! So eine dumme Frage. Leonardo wurde immer unsicherer und das ganze Interview verlief so wie bisher. Leonardo konnte einem fast leid tun.

Kapitel 7


9:00 Uhr. 9:00 Uhr? Du hast verschlafen Sam! Warum wurde ich nicht geweckt? Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit und nur in Unterwäsche bekleidet rannte ich aus dem Zimmer und suchte nach Anzeichen dafür, dass Abbie, Ceccelia und Lian schon weg waren. Ich realisierte, dass ich nur in Unterwäsche bekleidet in Lians Zimmer rannte erst als ich vor seinem Bett stand und er mich mit einem Bad-Boy Grinsen ansah. Ohne groß darüber nachzudenken schnappte ich mir Lians Decke und wickelte mich in sie ein. Er gähnte und sagte anschließend: "Warum kommst du nur in Unterwäsche bekleidet in mein Zimmer gerannt?" Noch immer etwas peinlich berührt sagte ich: "Ich denke Alkohol sollten Abbie und Ceccelia so lange wir noch hier sind nicht mehr trinken." Fragend sah er mich an und setzte sich auf die Bettkante. "Schon auf die Uhr geschaut?" Seine Augen weiteten sich und als er auf das Ziffernblatt starrte, sagte er: "Warum hast du das nicht gleich gesagt?" Mit schnellen Schritten ging ich zurück in mein Zimmer. Warum mussten Abbie und Ceccelia gestern nur so viel trinken?

Ja, wir hatten das Interview beide heile überstanden, aber mussten sie deswegen gleich so viel trinken, dass sie am nächsten Tag nicht früh genug wach werden würden um uns zu wecken? Würde es hier wenigstens einen Wecker geben, der dies auch mal übernehmen könnte wäre es nicht so schlimm. Ich duschte, zog mich an und zusammen mit Lian rannte ich zum Aufzug. "Der erste Trainingstag und wir verschlafen." "Sam, du darfst dort unten auf keinen Fall deine Stärken zeigen." "Wie kommst du darauf, dass ich so dumm sein werde?" "Also... ich weiß nicht wie es bei dir ist, aber ich werde auf keinen Fall ein Bündnis mit den Karrieros schließen. Du weißt, dass es egal ist aus welchem Distrikt man kommt, man muss trotztdem um bei den Karrieros dazu zugehören zeigen was man kann. Dieses Jahr, wird das erste sein, dass jemand aus Distrikt 4 nicht zu ihnen gehört. Na ja, ich hoffe jedenfalls, dass du nicht dafür "gezüchtet" wurdest um dein Leben lang dafür zu trainieren." Ich lächelte ihn matt an. "Jemand? Du meinst wohl, dass Distrikt 4 dieses Jahr nicht mit den Karrieros Seite an Seite kämpfen wird. Ich bin froh, dass du das genauso siehst wie ich." Er lächelte mich an und es schien als würde eine Last die schon mehrere Tage auf seinen Schultern lag verschwinden. Die Aufzugstür öffnete sich und eine Frau die sich uns mit Dorothea Cunningham vorstellte erklärte uns was es an den verschiedenen Stationen zu tun gab und was ihrer Meinung nach am wichtigsten sei.

Ich stand an einer Station an der man lernte welche Pflanzen giftig und welche essbar waren. Immer wieder schaute ich zu den Karrieros die dicht beieinander standen und wie wild über etwas zu streiten schienen. Ihre Blicke huschten dabei mehrmals zu Lian. Das Mädchen aus Distrikt 2 Joyce, ging auf Lian zu und schien irgendetwas mit ihm zu bereden. Sein Blick huschte zu mir und er schüttelte mit dem Kopf. Es war mir egal, ob das Mädchen noch bei Lian stand, aber ich konnte nicht anders. Ich musste wissen was da los war. "Das hier ist ein Gespräch zwischen zwei Erwachsenen also geh wieder spielen.", sagte sie wütend. "Meine Antwort ist und bleibt nein. Ich habe schon Verbündete." Joyce lachte boshaft. "Und die wären?" Sein Blick wanderte unmerklich zu mir und fragend sah er mich an. Was? Er meinte doch wohl nicht mich, oder? Lian, wollte mich als Verbündete!? Ich nickte. Mit ihm würden meine Chancen sehr viel besser stehen und außerdem musste ich bei ihm keine Angst haben Nachts getötet zu werden. Ich vertraute ihm. "Samantha ist meine Verbündete und sowohl sie wie auch ich werden nicht Verbündete der Karrieros werden." Ihr Blick wurde düster und wütend ging sie zurück zu den anderen Karrieros.
"Warum willst du eigentlich mich als Verbündete?", fragte ich ihn, "Ich mein, mit mir hast du wirklich schlechte Chancen." Er lächelte matt. "Denkst du wirklich ich hätte ohne dich bessere Chancen auf den Sieg? Sam, das einzige das ich in Wirklichkeit gut kann sind schauspielern und ein bisschen kämpfen mit einem Speer oder Dreizack." Ich lachte los. "Lian, du bist gefährlicher als jeder andere hier, also hör auf mir was vormachen zu wollen." "Ich bin nicht gefährlich. Ich wirke gefährlich. Es ist leicht so zu tun als ob." Meinte er damit, dass alles nur geschauspielt war? Die Selbstsicherheit die er ausstrahlte, die Gefährlichkeit und die Gleichgültigkeit, sie waren alle nur gespielt? "Und willst du immernoch meine Verbündete sein?" "Du wirkst nicht nur gefährlich Lian, du bist gefährlich. Du hast mir das Messerwerfen und die Kampftechniken gezeigt. Und weißt du, bei diesen Spielen ist doch eigentlich alles nur Lug und Trug. Sie stellen es so hin, als würden wir uns regelrecht darauf freuen bei diesen Spielen dabei zu sein. Sie stellen es so hin, als wäre es uns eine Ehre in diesen Spielen zu sterben. Wir sind einfach nur Menschen in ihren dreckigen Spielen. Lian versprech mir, dass falls ich sterben sollte, du meinen Tod rächen wirst und du für dich, unseren Distrikt und für mich gewinnen wirst." "Ich verspreche es dir. Aber versprech du mir, dass wenn ich sterben sollte du das selbe tun wirst." Ich nickte. "Ich verspreche es dir." Ich drehte mich grade zum gehen um als er sagte: "Oh.. und Sam, bitte lass es meiner Familie nicht schlecht ergehen." Ich sah in seine grünen Augen und nickte wieder. "Falls ich sterben werde, kümmer du dich bitte gut um meine Familie."

Kapitel 8 Tagebucheintrag


14.05.2057
Noch lebe ich Zoey. Weißt du, ich habe viel Zeit um über einiges nach zu denken. Ich bin hier in einer Eiswelt gefangen und warte auf den Tod. Du weißt doch bestimmt noch, wie du früher unbedingt meinen Teddy haben wolltest, aber ich ihn dir nicht gab weil er das einzige war das mir von meiner Familie übrig geblieben war.
Dieses Gefühl unbedingt etwas haben zu wollen, genau dies fühle ich jetzt grade in diesem Moment.
Ich will sterben.
Ich frage mich warum mein Vater diesen dummen, dummen Fehler machen musste.
Er hätte mich nicht verstecken sollen.
Es wäre besser gewesen. Erst jetzt, da ich hier dem Tod so nahe bin, merke ich, dass dies das beste gewesen wäre. Was ist es für ein Leben den Platz seiner besten Freundins in Wirklichkeit toten Schwester einzunehmen? Weißt du es? Nein. Wie solltest du auch.
Samantha Smith ist der Name den ich insgeheim hasse.

Ich lebe das Leben deiner toten Schwester und weißt du, ich hasse dieses Leben. So oft habe ich mir schon gewünscht einfach wie jede andere auch in die Schule gehen zu können. Ja, ich kann das nötigste wie lesen, schreiben, plus, minus, mal, geteilt, aber ansonsten kann ich nichts. Schon so oft habe ich dich darum beneidet, dass du jeden Tag rausgehen konntest während ich still in meinem Zimmer saß.
Du konntest an Blumen riechen, stundenlang in den Himmel schauen, die Fische im Wasser schwimmen sehen und unter Bäumen sitzen während ich auf meinem Bett saß und sehnsüchtig nach draußen schaute. Schon so oft, habe ich mir gewünscht außer dir noch andere Freunde zu haben. Ich wollte einfach nur ein normaler Teenager sein und normale Dinge tun.
Ich redete mir früher immer ein, dass ich mich glücklich schätzen sollte überhaupt noch zu leben.

Aber du hast Glück Zoey, denn obwohl meine Sehnsucht zu sterben groß ist, ist mein Kampfgeist immer noch da, denn für ein paar Dinge lohnt es sich zu kämpfen.
Ich werde weiterhin versuchen zu kämpfen, denn ich möchte niemals der Grund für Tränen auf euren Gesichtern sein. Ich bin eine Schauspielerin. Eine Lügnerin.
Aber dies muss ich sein, wenn ich gewinnen will. Kannst du dich an den schwarzhaarigen Jungen erinnern der nach mir die Bühne betrat? Er heißt Lian. Ich hoffe so sehr, dass er nicht stirbt, aber wenn er nicht stirbt dann werde ich auch nicht gewinnen können.
Er ist außer dir die einzige Person die ich als Freund bezeichnen kann. Ich möchte ihn nicht verlieren, aber das muss ich wenn ich nach Hause kommen will.

 

Kapitel 9 Corbinian Ciarán

Dieser Junge. Der Junge mit dem schwarzen Haar und den grünen Augen. Ich muss ihn im Auge behalten. Seine Antworten im Interview hätte er besser nur denken sollen. "Claire?" Sie drehte sich um und es freute mich, dass sie immer wieder aufs neue wie hypnotisiert schien, wenn sie mich anblickte. Sie bedeutete mir nichts, dennoch ließ ich ihr die Illusison, dass ich für sie was empfand. Liebe machte blind. "Ich brauche schnellstmöglich Informationen über diesen Jungen. Alles was zu finden ist.", hauchte ich ganz nah an ihren Lippen. Sie schien wie erstarrt. Sie war wie alle anderen. Eine Marionette. ".. J-ja.", antwortete sie und verließ den Raum. Ich spulte zurück, denn ich wollte mir das Interview des Jungen noch einmal ganz genau ansehen. Anstatt den Jungen erblickte ich ein Mädchen. Ich musste wohl zu weit zurrück gespult haben. Dieses Mädchen hätte ich unter tausenden wieder erkannt. Sie war das Mädchen das uns ihre Messerwurfkünste vorgeführt hatte. Sie war wirklich gut. Aus irgendeinem Grund konnte ich meine Augen nicht von ihr wenden. War es weil ihr Haar mich an dies meiner Mutter erinnerte? Ja, ich konnte sie nie kennenlernen, aber ich hatte tausende Bilder von ihr gesehen. Wie hieß dieses Mädchen noch? ... Samantha? Ja sie hieß Samantha Smith. "Corbinian Ciarán, sie hatten mich rufen lassen." "Oh. Da sind sie ja Leander. Wissen sie ich habe in letzter Zeit ein paar Gerüchte gehört. Natürlich habe ich diesen Leuten nicht geglaubt. Ich habe ihnen gesagt das ein Mann wie sie es sind so etwas nie tun würde. Ein Mann mit Frau und Kindern würde nie sein eigenes und das seiner Familie aufs Spiel setzen. Ich sagte ihnen auch das ich sie über solch dreiste Gerüchte in Kenntniss setzen werden würde und das ich ihnen die Strafe die diesen Leuten gebührt selbst überlasse." "Was für Gerüchte?" "Oh.. Sie erzählten mir das sie Pläne geschmiedet hätten mich auf verschiedene Arten umzubringen." Langsam und darum bemüht es unauffällig zu machen wischte er sich die Hände an seiner Jeans ab. Es stimmte also. "Wissen sie schon wie diese Frauen bestraft werden sollen?" "Es waren Frauen?" Er war wirklich ein guter Schauspieler, nur leider nicht gut genug. Seine Stimme klang Selbstsicher, aber wenn man genauer hinhörte, hörte man ein Zittern heraus. Er hatte Angst. Wahrscheinlich hatte er mehr Angst um sein Leben, als um das seiner unschuldigen Familie. "Ja, zwei Frauen um genau zu sein. Beide waren Mitte 30." Er schluckte so als würde er versuchen einen Kloß in seinem Hals runter zu würgen. Langsam schritt ich zu ihm und blieb nicht weit von ihm entfernt stehen. "Haben sie vielleicht eine Ahnung wer diese Frauen sein könnten?" Er schüttelte den Kopf. Seine Fassade brökelte und mit jedem Satz mehr den ich sprach merkte man mehr und mehr wie viel Angst, ja regelrecht Panik er hatte. Ich stellte mich hinter ihn und flüsterte ihm ins Ohr:"Und sie wissen wirklich nicht wer diese Frauen gewesen sein könnten?" "Nein." "Ihr Tod wird mich zutiefst bedauern, denn so tüchtige Männer wie sie es früher einmal waren bekommt man nicht an jeder Straße. Diese zwei Frauen jedoch bekommen eine andere Strafe. 100 Peitschenhiebe für jede. Sie kamen von alleine zu mir und berichteten mir dies. Die Frau verrät ihren eigenen Mann und die Schwester ihren eigenen Bruder." Schnellen Schrittes ging ich zum Schrank der schon etwa 50 Jahre alt war. Ich öffnete die Schranktüren und ein Schwert desen Griff mit Edelsteinen verziehrt war kam zum Vorschein. Mit dem Schwert in der Hand schritt ich auf ihn zu. Schluchzend saß er auf dem Boden. Er hob den Kopf und mein Schwert durchtrennte seinen Körper vom Kopf.

Kapitel 10

1 Woche lang werde ich jeden Tag trainieren nur damit meine Chance zu gewinnen, auf 6 % steigen wird. Es ist sehr wenig Zeit und die erste Woche ist auch schon vorüber. In dieser 1 Woche stand ich nie an Stationen die etwas mit kämpfen zutun hatten. Stationen wie Tarnkünste, Fallen stellen und eine an der man mir lehrte welche Pflanzen essbar und welche nicht essbar waren, stand ich bisher. Auch wenn wir das Trainingscenter verlassen durften ging für mich danach das trainieren erst richtig los. Lian und ich trainierten meist bis zum Morgen Messerwerfen, Bogen schießen, Nahkampftechniken und vieles mehr. Es war hart und wir hatten in dieser Woche nur wenig schlaf, aber wir hofften das sich dies auszahlen würde. Natürlich achteten wir stets darauf, dass dort wo wir trainierten keine anderen Tribute waren. Eine einzige Woche in der ich noch sicher sein werden würde. Sicher vor dem Tod. Sicher davor Lian zu verlieren. Sicher davor einen Fehler zu machen für den meine "Familie" dann büßen müsste. Je näher der Tag der Spiele rückte desto unruhiger schlief ich. Ich hatte so schon sehr wenig Schlaf und die ständigen Alpträume machten dies nicht grade besser. Meist wachte ich von meinem eigenen Schreien auf. Meinen Tod erlebte ich in meinen Träumen auf zig verschiedene und immer grausamere Arten. Sterben. Was war eigentlich so schlimm daran? Ich meine, Zoey und ihre Familie würde nicht wegen irgendeines Fehlers meinerseits bestraft werden, ich müsste nicht in die Gesichter derer Menschen sehen, dessen Kinder, Geschwister oder Freunde ich genommen hatte und ich wäre dann vielleicht endlich bei meiner Familie. Aber, trotz das ich dies manchmal dachte, dachte ich auch, dass wenn es so kommen werden sollte ich mein Leben doch lieber behalten werden würde. Wer würde das nicht?

Kapitel 11

 

Ich hatte diese Nacht kein Auge zu getan. Ich lag in meinem Bett und kostete jede Sekunde die ich noch ohne Angst sein konnte aus. Meine Gedanken kreisten ganze Zeit um Dinge wie:

Wie würde die Arena sein?

Würde es Bäume geben?

Welche Arten von Waffen würde es geben?

Würde ich trotz des harten Trainings in den letzten 2 Wochen schon am 1 Tag sterben?

Wie ging es bloß Zoey und ihren Eltern?

Bekammen sie auch kein Auge zu?

Vor ein paar Minuten so kam es mir jedenfalls vor, lag ich noch in meinem warmen und sicheren Bett. Matthew der Mann der unsere Kostüme für das Interview und die Parade gefertigt hatte, streifte mir eine dicke Jacke über. Er war grade mal 20 Jahre alt und dennoch sah er aus wie 28. Ich mochte ihn nicht. Er war genau wie alle anderen hier. Immer wenn er mich ansah, erblickte ich in seinen Augen Abscheu. Es würde kalt sein. Solch dicke Jacken hatte ich bisher nur an Tributen gesehen, dessen Arena einer Welt aus Eis glich. Bäume. Was hätte ich dafür gegeben in einer Arena mit Bäumen zu landen. Handschuhe, Schneeschuhe, 2 dicke Strumpfhosen und eine  Schneehose darüber würden mich mit der Jacke zusammen warm halten. Ich bezweifelte dies. Diese Sachen würden uns noch nicht einmal ein paar Stunden wirklich warm halten. "Zieh dir die Kapuze über.", sagte Matthew. Ich gehorchte ohne Wiederrede. "Versuch solange wie es nur geht kein Feuer zu machen und wenn, nur dann wenn grade ein Schneesturm herrscht." Warum übernahm er Abbies Rolle? Er war mein Stylist nicht mein Mentor. Warum gab er mir solche Tipps, wenn ich in seinen Augen jedes mal aufs neue Abscheu erkannte? Ich nickte. Erst jetzt fiel mir das Buch ein, welches ich mitgenommen hatte um es in den Spielen als Tagebuch zu nutzen. Mein Blick fiel auf das Buch und Matthew nickte. "Es wurde kontrolliert und du darfst es mitnehmen. Warum willst du ausgerechnet ein Buch mitnehmen?" "Es ist mehr als nur ein Buch. Nun ja, es wird mehr als ein Buch sein sobald ich etwas reingeschrieben habe.", flüsterte ich. Die kalte Stimme von Amanda Harsen ertönte. Sie zählte von 30 ab rückwärts. Ich schluckte schwer. Ich ging hin und her und es waren genau 4 Schritte von einer, zur nächsten Wand. Meine Hände wurden schweißnass und begannen zu zittern. Gedanken wie, du könntest es hier vielleicht raus schaffen wenn du nur fest genug gegen die Tür tretten würdest, schossen mir durch den Kopf. 10..9..8.. Es wurde Zeit. Ich stellte mich in eine Glaskuppel, die sobald ich sie betreten hatte, sich wieder schloss. 3..2..1 Langsam bewegte sich die Glaskuppel aufwärts und beförderte mich in eine Welt aus Eis. "Die 125. Hungerspiele beginnen. Euch allen viel Glück und fröhliche Hungerspiele.", ertönte die Stimme von Amanda Harsen.

Wieder zählte sie rückwarts. 10.. 9.. 8... Verzweifelt versuchte ich mir ein Bild über die Umgebung zu machen. Es war egal wo mein Blick hinschweifte, überall erblickte ich nur Schnee, Eis und Berge. Es würde lange dauern bis ich außer Sicht der anderen Tribute sein würde. 7.. 6.. 5.. Das Füllhorn war voll von Waffen wie Äxte, Pfeil und Bogen, Schwerter, Messern und anderen die ich nicht kannte. Um das Füllhorn herum lagen mehrere Rucksäcke und kleinere Klingen. Ich musste nachdenken. Sollte ich sofort zu Lian rennen? Sollte ich so schnell wie es nur geht wegrennen in Richtung der Berge? Oder sollte ich zum Füllhorn rennen mir eine Waffe schnappen und hoffen das Gemetzel, welches am Beginn der Spiele am schlimmsten ist, lebend wieder zu verlassen? 4.. 3.. 2.. Was sollte ich bloß tun? Zu viele Dinge rasten durch meinen Kopf und auch die wachsende Angst bewirkte das ich nicht wusste was ich machen sollte. Die Variante in der ich zum Füllhorn rennen würde, strich ich gedanklich durch. Mein Leben war mir doch noch zu wichtig, weswegen ich dies nicht tun könnte. Außerdem war meine Angst so schon groß genug. 1.. 0.. Ich war eine der ersten die ihre Platte verließ und auf das was mir am wertvollsten und sichersten erschien losrannte. Ich rannte so schnell ich konnte und blickte hektisch umher. Noch hatte niemand mich beachtet. Meine Finger schlossen sich um einen kleinen braunen Rucksack. Wo war Lian? Adrenalin schoss durch meinen Körper hindurch. Wo war er? Ich drehte mich im Kreis und egal wo ich hinsah, schienen meine Augen nur das Blut auf dem Schnee zu sehen. Ich musste mich konzentrieren! Panik wuchs in mir und wurde immer größer. Ich musste hier weg, ob mit oder ohne Lian. Ich rannte in Richtung der Berge, als plötzlich ein Pfeil knapp an meinem Bein vorbei schoss.

Ich drehte mich für einen kurzen Moment um und erblickte die Person die den Pfeil abgefeuert hatte. Der Schnee unter ihm war nicht mehr weiss, sondern rot. Das Blut sickerte aus seiner Kehle und dieser Anblick ließ mich abrupt stoppen. Überall waren Kämpfende und Tote. Ich war mir bewusst das ich sterben könnte wenn ich zurück rennen würde, aber dieser Pfeil und Bogen könnten mir sehr nützlich sein, also rannte ich los. Der Junge atmete noch. Ich kannte ihn nicht und dennoch bewegte mich irgendetwas dazu die Haare aus seinem Gesicht zu streichen und zu sagen:"Schh.. hab keine Angst. Schließ einfach deine Augen." Er zeigte auf seine Brust, genau an die Stelle an der sein Herz lag. Mit seinen Lippen formte er nur zwei Wörter. "Töte mich." Ich schloss für einen kurzen Augenblick meine Augen, nahm anschließend den Pfeil und Bogen neben ihm aus dem Schnee und zielte auf sein Herz. Du hilfst ihm nur, redete ich mir ein. Du linderst nur seinen Schmerz.

Ich ließ los und der Pfeil durchbohrte seine Brust. Erst jetzt bemerkte ich das Mädchen das ca. 7 meter von uns entfernt stand. Als sie ihm die Kehle aufgeschlitzt hatte wurde sie wohl angegriffen, aber auch das Blut dieser Person tränkte nun den Schnee. Nun würde sie mich im Visier haben. Ich musste hier weg. Ich rannte. Rannte um mein Leben! Als ich nach hinten sah bemerkte ich erleichtert, dass ihr das Gemetzel am Füllhorn wichtiger war, als ein Mädchen zu verfolgen welches von ihm wegrannte. Ich musste mich beeilen. Ich müsste die Berge noch vor Sonnenuntergang erreicht haben. Obwohl mich niemand verfolgte rannte ich immer noch, denn ich müsste eine gute Strecke von den Karrieros entfernt sein. Seid Stunden trugen mich meine Beine schon durch diese Eis Landschaft und immer noch erblickte ich es. Den Ort des Geschehens. Man konnte das Füllhorn zwar nicht mehr erkennen, aber den roten Boden schon. Es war schrecklich. Dieser Junge der mich darum bat ihn zu töten ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Er war höchstens 15. Sein Gesicht blitzte immer wieder vor meinen Augen auf, wie er mich schmerzverzerrt ansah. Er war so jung und nun war er schon bei den Toten. Wo war nur Lian? Ich war mir sicher das er mir zugehört hätte. Alles bis ins kleinste Detail was in mir vorging, hätte ich ihm erzählt und meine Sorgen mit ihm geteilt. Warum war ich nur davon gelaufen? Vielleicht war er noch dort als ich versuchte nach ihm Ausschau zu halten, aber ich nur die Farbe die sonst für Liebe stand, erblickte. Ich machte mir Sorgen und um mein Gewissen zu beruhigen, redete ich mir ein das ich alles ganz genau erkannt hatte und nicht panisch wurde und weglief. Er rannte weg, nicht ich. Ich rannte nur los, weil ich ihn nirgends sah. 

Langsam wurde es dunkel. Die Sonne verschwand immer mehr hinter den schneebedeckten Bergen. Heute Morgen hatte ich das letzte mal etwas gegessen, weswegen mein Magen sich mit einem lauten Knurren meldete. Hier, in dieser Eiswelt gab es keine Pflanzen, weswegen mir nur eines blieb, das jagen. Ich müsste mit meinen eigenen Händen töten. Mir würde nichts anderes übrig bleiben. Das weiss des Schnees brannte mit den Sonnenstrahlen zusammen, in meinen Augen. Gegen Mittag verkündeten mir die Kanonnen wie viele ihr Leben am Füllhorn gelassen hatten. Es waren 10 Kanonnen die nacheinander abgefeuert wurden. Bei jeder fragte ich mich ob sie wohl Lian galt. Die Angst, würde mir bis zur Dunkelheit ins Gesicht geschrieben sein. Welche Tribute waren bloß tot? Meine Beine schmerzten und die Berge hatte ich immer noch nicht erreicht. Hunger, Durst, Schmerzen und Angst würde ich die nächsten Tage noch mehr verspüren. Ich ließ mich in den Schnee fallen und entschied mich dazu meinen Rucksack zu öffnen und zu schauen was ich überhaupt ergattert hatte. Vorsichtig und langsam öffnete ich den Reisverschluss. Einen Schlafsack, eine Wasserflasche ohne Inhalt und einen Spiegel, enthielt der Rucksack. Es war nicht viel und es gab bestimmt auch wertvollere Dinge, aber für jeden dieser Gegenstände die ich momentan besaß, würde ich kämpfen auch wenn dies vielleicht den Tod bedeutete. Ohne diese Dinge wäre ich vollkommen verloren. Es gab bestimmt Tribute die wesentlich leerer ausgegangen waren. Ich besaß zumindest Bogen und 10 Pfeile, eine Wasserflasche, einen Spiegel und einen Schlafsack. Ich sollte mich glücklich schätzen, dennoch tat ich es nicht. Ob Zoey und ihre Eltern vor dem Fernseher saßen und jedem meiner Schritte zu sahen? 

Ich blickte in den Himmel und bemerkte das die Sonne verschwunden war. Nicht mehr lange und Amanda Harsens Stimme würde ertönen und verkünden wer noch weiter um sein Leben kämpfen werden konnte und welche leblosen Körper von einem Hovercraft verschleppt wurden. Bilder der toten Tribute würden am Himmel für einen kurzen Augenblick erscheinen. Die Nacht würde kälter werden als es so schon war. Ich öffnete den Schlafsack und legte mich in ihn hinein. Meinen Rucksack hielt ich fest in meiner Hand. Mein Mund war trocken und mein Magen fühlte sich leerer an als je zuvor. Der Nachteil in einer Bäckers Familie zu leben war, das man Hunger nicht kannte. Ich hatte immer genug zu essen, also wie sollte ich das Gefühl des Hungers kennen? Für jemanden wie mich war es wesentlich schwerer mit ihm zu leben. Mit ihm und dem Durst zusammen war es unerträglich. Wasser gab es hier zwar überall, aber wie sollte ich es nur hinbekommen dieses zum schmelzen zu bringen? Erst jetzt fiel mir das Buch ein, welches unter diesen ganzen Kleiderschichten versteckt war.

Ich zog den Reisverschluss meiner Jacke auf und brang das Buch hervor. Während ich den Stift der am Buch befestigt war in meine Hand nahm, schloss ich für einen kurzen Augenblick die Augen. Ich weiß nicht wie lange ich da saß, die Augen geschlossen, während Wörter sich in meinem Kopf zu Sätzen formten. Als ich sie wieder öffnete bewegte meine Hand sich schon über das Papier und hinterließ eine ordentliche geschwungene Schrift. Während ich schrieb wurde es immer kälter. Mein Körper zitterte und versuchte erfolglos die Kälte zu vertreiben.  Wie ging es wohl den anderen Tributen? Wenn ich schon so fror, wie taten sie es dann den erst? Als ich Amanda Harsens Stimme hörte legte ich sofort den Stift beiseite und verstaute das Buch ordentlich im Rucksack. 

 Das Bild eines Mädchens erschien am Horizont. Ihre blonden Locken umspielten ihr Gesicht und fielen auf ihre Schultern. Ich schätzte sie auf 14 Jahre. Nein das darf doch nicht wahr sein, dachte ich als ich die Buchstaben die ich am Himmel erblickte realisierte. Sie kam aus Distrikt 3. Elektronik. In Distrikt 3 zu Leben war  nicht sehr vorteilhaft, denn das einzige das man dort lernte war es Elektronische Geräte herzustellen. Warum mussten unbedingt alle Karrieros den ersten Tag überleben? Als ich das nächste Bild erblickte atmete ich erleichtert auf. Es war nicht Lian. Er lebte noch! Distrikt 6. Um genau zu sein war es der Junge aus Distrikt 6. Ich konnte mich an dieses Gesicht keineswegs erinnern, aber bei einem Jungen wie ihm hätte ich es eigentlich müssen. Man sah seinem dünnen Gesicht an, dass er eindeutig aus dem Saum stammte. Die Wochen hier im Kapitol, konnten diese Abgemagertheit wohl nicht ändern. Der Junge aus Distrikt 7, das Mädchen aus 8, der Junge aus 8, das Mädchen aus 9, der Junge aus 9, der Junge aus 10, das Mädchen aus 11 und der Junge aus 12 hatten ihr Leben auch am ersten Tag lassen müssen. 10 Tote an einem einzigen Tag. Distrikt 10. Als ich das Bild von diesem Jungen aus diesem Distrikt gesehen hatte, sah ich noch einmal wie in Zeitlupe, wie seine Lippen die Wörter "Töte mich" formten. Hör auf daran zu denken, ermahnte ich mich. Erst als die Hymne verklungen war und man wieder den sternenübersäten Himmel erblicken konnte, bemerkte ich die Erschöpftheit. Jeder Knochen in mir schmerzte, denn wie sollte jemand wie ich so lange und vorallem so weite "Spaziergänge" gewöhnt sein? Meine Lider wurden immer schwerer und ich war glücklich als ich langsam in die Welt der Träume glitt.

Kapitel 12

Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich war froh das es nicht mehr schneite. Die Nacht war kalt gewesen, weswegen ich schlecht geschlafen hatte. Aber nicht nur deswegen, sondern auch wegen der andauernden Angst, hatte ich meine Augen nur mühsam schließen können. Die Sonne war noch nicht ganz am Himmel zu sehen, aber dennoch war es Zeit. Zeit, meine Sachen zusammen zu packen und weiter zu den Bergen zu marschieren. Ordentlich rollte ich den Schlafsack zusammen und stopfte ihn in den Rucksack. Ich war erschöpft, hungrig und durstig. Mit gezücktem Pfeil und Bogen hielt ich Ausschau nach irgendetwas Lebendigem. Was wohl für Tiere auf mich warten würden? Ich wusste es nicht, dennoch war ich mir sicher das Mutationen auf jeden Fall mit uns in diesem Kraftfeld geschütztem Revier eingesperrt waren. Die Sonne war schon beharrlich gestiegen als ich etwas erlegt hatte was auf den ersten Blick wie ein Pinguin aussah. Auf den zweiten Blick jedoch sah man die gefährlichen messerscharfen Zähne und die unglaublich menschenhaft erscheinenden Augen. Diese Augen waren nicht die eines Pinguins. Als ich mich an ihn angeschlichen gehabt hatte, hatte er sich blitzartig umgedreht und mich angegriffen. Seine Zähne hatten sich in mein Bein gebohrt und hielten nichts davon mein Bein wieder frei zugeben. Ich bekamm natürlich Panik, aber war dennoch ruhig genug um dem harmlos aussehendem "Pinguin" einen Pfeil in die Brust zu schießen. Ich besaß zwar etwas essbares, aber wie sollte ich ein Feuer hinbekommen? Ein Feuer ohne jegliche brennbaren Sachen. Ich könnte natürlich mein Schlafsack verbrennen, aber wie sollte ich ein Feuer machen ohne Streichhölzer oder dergleichen?

Sollte ich trotz der Verletzung weiter gehen? Sollte ich die Schmerzen die durch das gehen noch dazu kommen würden auf mich nehmen? Kein Wasser, nur Eis. Etwas zum essen, aber nichts womit ich ein Feuer machen könnte. Eine Verletzung die wie ich bei einem kleinen Schritt bemerkte das weitergehen unmöglich machen würde. Ich war verloren. Ich war ein Häufchen Elend das seeligst auf den Tod wartete. Würde er kommen und mich in seine unendliche Schwärze einhüllen? Würde er dies tun? Tränen der Verzweiflung flossen langsam meine Wangen hinunter und fielen in den Schnee. Ich ließ es geschehen obwohl die Zuschauer dadurch sahen das ich schwach war. Das ich ein Niemand war. Auf jeden Fall keine, bei der es sich lohnen würde Geld für sie zu investieren. Ich lag im Schnee und sah der Sonne dabei zu wie sie immer weiter den Himmel hinunter spazierte.

Kapitel 13 Corbinian Ciarán

Sie lag dort wie einen Hund den man geschlagen hatte. Sie wirkte schwach wie sie dort auf dem Boden lag, aber trotzdem strahlte sie auf eine gewisse Art und Weise Stärke aus. Was war es nur an ihr, das mich die wie ich fand langweiligen Spiele ansehen tat. Noch nie hatte ich auch nur einen Augenblick damit verschwendet sie mir anzusehen. Jedesmal war es das selbe. Die meisten starben bei einem Gemetzel am Füllhorn und nach und nach starben auch alle anderen. Außer diese eine Person die sich glücklich schätzen konnte. Aber warum nur sah ich mir sie nun nach so vielen Jahren an? Es gab nur eine Antwort und die hieß: Samantha Smith. Immer wieder fragte ich mich was an ihr mich dazu veranlasste, aber ich bekamm keine Antwort. 

Ich erschrack als ich plötzlich Claires Stimme hinter mir hörte, aber wie immer sickerte nichts was ich empfand an die Oberfläche. "Hier sind die Informationen über diesen Jungen aus Distrikt 4." "Danke Claire. Ich wusste das ich mich auf Sie verlassen kann.", sprach ich und lächelte sie an. "Und Claire", sagte ich und sie blieb stehen,"wie schnell können sie mir Informationen über das Mädchen Samantha Smith beschaffen?" "Sie werden heute Abend auf ihrem Tisch liegen." Leise schloss sie die Tür hinter sich. Als ich nach einer Weile die Akte von diesem Jungen wieder schloss war ich enttäuscht das ich nun nicht wirklich mehr über ihn wusste als zuvor. Es ist egal sagte ich mir selbst, denn wichtiger waren die Informationen über das Mädchen.

Kapitel 14

Es war so kalt und ich wusste einfach nicht was ich machen sollte. Ich war dem Tode geweiht. Ein Teil in mir schrie danach das jemand mir einen schnellen Tod gewähren würde. Der andere aber hoffte darauf das ein Fallschirm mit Medizin vom Himmel geflogen kommen würde. Plötzlich spürte ich ihn. Spürte die Klinge des Todesgottes an meinem Hals. Ich lächelte bei diesem Gefühl. Lächelte weil ich nicht elendig sterben müsste. Ich spürte den warmen Atem an meinem Hals. Der Todesgott zögerte. Warum tat er das? Warum erfüllte er meinen Wunsch nicht einfach? Seine kräftige Hand hielt noch immer das Messer fest umklammert. "Worauf wartest du?", fragte ich ruhig. Er drehte sich um so dass ich seine Klinge nun an meinem Nacken spürte. Sofort erblickte ich grüne Augen die mir Hoffnung schenkten. Er ließ das Messer sinken. "Lian.", sprach ich mit erstickter Stimme. "Sam, hätte ich gewusst das du es bist dann.." Ich fiel ihm ins Wort und berichtete ihm von den letzten zwei Tagen. "Wo warst du Lian? Ich habe dich überall gesucht, aber du warst wie vom Erdboden verschluckt." "Ich habe dich auch gesucht. Das Mädchen aus 3 hat mich angegriffen und als sie tot war hab ich wie verrückt Ausschau nach dir gehalten, aber du warst schon weg." Beschämt sah ich zu Boden. "Als ich dich nicht gesehen hab, bin ich weggerannt. Ich dachte du wärst schon ohne mich los gerannt." So gern hätte ich ihm davon erzählt das ich einfach nur Panik gehabt hatte, aber dann würde es ganz Panem auch hören. So gern hätte ich ihm von dem Jungen erzählt und wie ich mich danach fühlte, aber dann würde ich schwach wirken. "Die Hauptsache ist das ich dich nun gefunden habe." Erst jetzt betrachtete er mein Bein. Meine Klamotten waren an dieser Stelle zerrissen und die Kälte schlich sich darunter. "Es ist tief.",sprach er mehr zu sich selbst als zu mir. "Wir müssen hier weg Sam." "Ich kann nicht." Er suchte nach etwas in seinem Rucksack und ein Fallschirm kam zum Vorschein. Ich spürte nichts dabei als ich den Fallschirm sah, weder Hoffnung noch Freude oder Enttäuschung und Eifersucht, weil er einen Fallschirm bekamm und ich nicht. Zum Vorschein kam etwas das ich noch nie zuvor gesehen hatte. "Was ist das?" Er lächelte. Er drückte auf einen Knopf und plötzlich sog dieses Teil Wasser in sich ein und an die Stelle an der er es ans Eis hielt bohrte sich ein Loch. Ich war sprachlos. Er nahm seine Trinkflasche hielt sie an die Maschine und drückte wieder auf einen Knopf. Das Wasser strömte in die Trinkflasche und als sie voll war hielt er sie mir hin. Ich nahm sie und trank gierig. Ich ließ sie mir noch einmal von ihm füllen und trank diese auch ganz leer. Ich lächelte ihn an. "Die haben ja auch wirklich alles.", sprach ich. "Hm.. Ich wusste im ersten Moment auch nicht was das sein soll." Er zeigte auf mein Bein. "Dafür hab ich leider nichts." "Hast du was zum Feuer machen?", fragte ich hoffnungsvoll. Er schüttelte den Kopf. "Sam komm schon, wir müssen hier weg. Du warst ganz schön schnell, aber durch das da", erklärte er mir und zeigte wieder auf mein Bein," haben die anderen aufgeholt." "Helf mir hoch." Er legte seinen Arm um meine Taille und half mir hoch. Ich stöhnte auf vor Schmerz. Wir waren langsam und obwohl ich mehrmals sagte ich wäre ihm nur eine Last gingen wir weiterhin zusammen in Richtung Berge. Er stimmte mir zu das es am besten wäre zu den Bergen zu gehen und dort nach einer Höhle zu suchen. Früher oder später würde ein Schneesturm kommen, denn die Hungerspiele durften ja nicht langweilig werden.

Kapitel 15

Lian hielt mich fest in seinen Armen, während der Schneesturm wütete. Wir waren erst ein paar Stunden auf den Beinen gewesen als plötzlich alles anfing. Und nun lagen wir hier und wurden von Schnee bedeckt. Wie lange wir hier schon lagen? Ich hatte keine Ahnung. Der Schneesturm war unser geringstes Problem. Sollen wir doch lebendig begraben werden, dachte ich. Ich hatte solchen Hunger und die Kälte brannte sich in meine Haut. Lian lag schützend auf mir und sein Gewicht machte mir nichts aus. Auf eine gewisse Weise war es tröstlich seinen Körper auf meinem zu spüren.

Ohne das er etwas sagte, vermittelte er mir mit dieser Geste mehr als manche es mit Wörtern konnten. Ich lächelte bei diesem Gedanken. Ja, sollten wir doch lebendig begraben werden, dachte ich wieder. Denn dann würden wir dieser grausamen Eiswelt entkommen. Wir würden ihr zusammen entkommen. Der Gedanke das er ein Bild von mir am Himmel sehen würde, bereitete mir Schmerzen. Er bereitete mir Schmerzen, weil ich wusste das er dann wegen mir leiden würde. Würde ich sein Bild am Himmel sehen, würde ich wahrscheinlich ein Häufchen Elend sein das zu nichts mehr in der Lage wäre. Und deswegen, ja, genau deswegen wünschte ich mir auf eine gewisse Art und Weise das wir lebendig begraben werden würden. Nur war das Glück bekanntlich nicht auf meiner Seite. Der Schneesturm verebbte und Lian reichte mir seine Hand um mir beim Aufstehen zu helfen. Als ich stand folgte ich seinem Gleich-wirst-du-nur-noch-ein-in-Stückchen-zerrissener-Mensch-sein Blick und betrachtete das Grinsen auf seinen Lippen. Ich wusste was er empfand, denn ich empfand es selbst. Es war Angst. Hinter seiner Maske sah man sie. Hätte man in diesem Moment seine Maske abgenommen, dann hätte man ein kleines Kind erblickt das sich am liebsten hinter seiner Mama verstecken würde. Ich atmete tief durch um mein Gesicht Gleichgültig oder sogar Mordlüstern aussehen zu lassen. Ich nahm mir einen Pfeil und spannte den Bogen. Als ich grade auf die Person- wer immer sie auch war- zugehen wollte zog Lian mich zurrück und riss mir den Pfeil und Bogen aus der Hand. Verwirrt und überrascht sah ich ihn an. "Was soll das? Hätten wir einen Speer oder einen Dreizack dann... aber, damit kannst du eindeutig nicht umgehen.", erklärte ich ihm und streckte meine Hand aus. Er schüttelte den Kopf.

"Nein. Das hier ist etwas was ich nicht will das du es tust. Ich weiß wie die Gesichter derer aussehen die getötet haben...", antwortete er und schob mich hinter sich. Ohne seine Maske hätte er mir wahrscheinlich noch nicht einmal den Bogen abgenommen, aber dies hier waren die Hungerspiele und hier musste man stark sein. Man musste wie ein Raubtier sein. Nicht nur um den Leuten zu gefallen und die Chance auf Fallschirme zu haben, nein, sondern auch um nicht selbst einer der Toten zu werden. Entweder man war wie eines oder aber man musste ganz schnell zu einem werden. Seine Schritte knirschten unter dem Schnee und er bewegte sich immer weiter auf die schattenhaft taumelnde Person zu. Der Schneesturm musste dieser Person ganz schön zugesetzt haben, denn man sah wie sie mehrmals in den Schnee fiel und sich mühsam wieder aufrappelte. Als wir nah genug waren um ihn zu erkennen versuchte ich mit aller Kraft Lian zurrück zu ziehen. Es war Lionel der Junge aus Distrikt 1. Er war ein Raubtier während Lian versuchte eines zu sein. "Lian wir.." "Nein.", unterbrach er mich und seine Stimme bebte. "Nein.", sagte er noch einmal um sich Mut zu machen. Er atmete tief durch bevor er sprach:"Und du hast wirklich nur diese Waffe?" Ich antwortete nicht. "Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt gewesen um zu sagen, Jaa Lian schau mal was ich hier hab ein toller großer Dreizack." Ich lächelte ein wenig. Lionel lag im Schnee und bewegte sich nicht mehr. War er tot? War er dank der Kälte und des Sturmes gestorben? Nein, dachte ich nach kurzem. Keine Kanone. Vielleicht hat er uns gesehen und wartet nur darauf das wir näher kommen. Vielleicht weiß er ganz genau das er nur durch einen Nahkampf eine Chance hat. Würden wir wegrennen so wäre er viel zu geschwächt um hinter uns her zu laufen. Als Lian neben ihm stand und ihn mit seinem Fuß zur Seite drehte sodass man sein Gesicht sehen konnte stand ich mit einem bloßen Pfeil in der Hand auf der anderen Seite. Auch als sein Gesicht nicht mehr im Schnee lag bewegte er sich nicht. Sein Gesicht war blass und an seinen Augenbrauen hing Schnee. Lionels Augen öffneten sich schlagartig und seine Hand legte sich um Lians Fußknöchel. Er zog sich zu Lian heran und stieß ihm sein Messer in den Fuß. Lian schrie einen erstickten Schmerzensschrei aus und ließ den Pfeil und Bogen fallen. Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen und ich sah wie Lian auf dem Boden lag sich den blutenden Fuß haltend. Seine andere Hand tastete wie wild auf dem Boden herum und hätte er eine handbreit weiter weg von sich hingegriffen so hätte er wenige Sekunden später einen Pfeil in seiner Hand gehalten. Ich stand wie erstarrt daneben und betrachtete das ganze wie eine Zuschauerin. Lians Augen waren voller Panik und ich sah wie er Lionel voller Angst ansah. Aber er sah nicht nur ihn an, sondern auch mich. Alles an ihm schrie Hilfe aber ich stand nur regungslos da.  Lionel stürzte sich auf Lian und hob seinen Arm indem er das Messer hielt.

Lian versuchte alles um aus dem Griff von Lionel zu entkommen. Langsam blickte ich auf den Pfeil in meiner Hand. Ich schloss die Augen für einen kurzen Augenblick. Ich wusste was ich zu tun hatte, aber war ich dazu auch wirklich bereit? War ich bereit dazu ein Raubtier zu werden? Ja, sagte ich mir, du bist bereit. Du musst bereit sein. Ich stürzte mich auf Lionel der den Arm gehoben hatte um Lian das Messer in die Rippen zu ramen. Wie ein Äffchen klammerte ich mich um ihn und drückte ihm die Kehle zu. Ja, dachte ich, vielleicht gibt es auch eine andere Lösung. Einfach nur solange die Kehle zu drücken bis er ohnmächtig wird. Ja das wird funktionieren, sagte ich mir. Er versuchte mich abzuschütteln und während er aufstand um sich auf den Boden zu schmeißen drückte ich sie immer fester zu. Schmerzen durchzuckten meinen Körper als ich auf dem Boden aufkam, dennoch ließ ich nicht los. "Lian.", schrie ich. "Der Pfeil." Suchend blickte er um sich. Ich spürte die Schmerzen nicht die meine Hand durchzuckten. Ich spürte nur das Blut das an ihr hinabfloß. Plötzlich hörte ich einen schrecklichen Schrei. Er kam weder von mir noch von Lian. Lionel drehte sich zur Seite sodass ich nicht mehr unter ihm begraben lag. Ich ließ seine Kehle loß und sah den Pfeil in Lians Hand. Er war blutverschmiert. Nun war sie wieder da. Die Maske. Seine Hand schoß ein zweites mal nieder und durchbohrte Lionels Oberschenkel. Noch einmal, noch einmal und noch einmal bis er aufhörte zu Schreien und seine Bewegungen nachließen. Lian versteckte was er in diesem Moment fühlte und ich fragte mich ob der mordlüsterne Ausdruck in seinem Gesicht nicht doch mehr war als nur gespielt.

Kapitel 16 Tagebucheintrag

16.05.2057

Ich habe Angst. Zoey ich habe solche Angst. Zum ersten mal  frage ich mich ob es richtig von mir war Lian blind zu vertrauen. War es richtig von mir ihn wie einen Freund zu behandeln? War es richtig von mir ihn als meinen Verbündeten und Freund anzusehen? Sag mir Zoey war es das? Ich habe Angst vor ihm. Seid Lionels Tod ist er anders. Er hat sich verändert und ich denke nicht das er sich so verändert hat weil ihn Schuldgefühle oder dergleichen plagen. Wenn ich so darüber nachdenke, dann denke ich das dass welches sich an jenem Tag  in seinen Augen ausbreitete "Genugtuung"  war. Aber nicht nur Genugtuung, sondern auch das Gefühl immer mehr haben zu wollen, immer schneller vorankommen zu müssen um neue Tribute zu finden die er höchst wahrscheinlich wie ein Tier abschlachten könnte um dann die "Trophäe" hochhalten zu können und somit zu vermitteln "Schaut was ich getan habe! Seht das war ich! Das war ganz alleine ich! Und ihr dachtet ich wäre ein Nichts!". Ich mache mir Sorgen. Was ist wenn dies von Anfang an sein wahres Gesicht war? Was ist wenn er mich nie als Freundin angesehen hat oder zumindestens als Verbündete? Ich klammere mich an jede kleinste Geste, an jede kleinste Veränderung seines Blickes, an jedes noch so kleine Lächeln. Ich darf ihn nicht verlieren. Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht ihn. Ich weiß nicht ob ich einfach zu naiv bin, aber er ist mein Freund und Freunde sind für einander da. In guten und in schlechten Zeiten. Das hast du selbst immer gesagt.

 

Ich weiß nicht was ich denken soll. Einerseits ist es ja auch gut das er diesen Blick hat und diese Lust zu morden. Ich weiß es hört sich grausam an. Wir wissen beide das nur eine Person hier lebend rauskommen wird und das meine Chancen ohne Lian ziemlich schlecht wären. Weißt du es ist gut für mich, denn so räumt er Feinde aus dem Weg und so könnte er uns ein Stückchen näher zu Distrikt 4 bringen. Ein Stückchen näher zu unseren Familien. Ich weiß wie sich das ganze anhört und ich weiß das wenn deine Mutter es nicht tun würde das ganz sicher du mir an ihrer Stelle eine Ohrfeige geben würdest. Und du würdest so etwas sagen wie, Wie kannst du nur so reden? Wie kannst du es für gut empfinden? Du bist zu einer von ihnen geworden. Außerdem empfinde ich es für gut, denn desto größer seine Lust zu morden ist, desto größer ist die Chance das er dabei ums leben kommt.  Ich will ihn nicht umbringen, aber ich will hier auch wieder lebend rauskommen. Verstehst du das? Verstehst du mich? 

 

Andererseits hasse ich diesen Blick, denn er sagt mir das es diesen Lian wie ich ihn kenne womöglich nie gegeben hat. Er sagt mir das ich naiv bin, denn ich habe ihm blind vertraut. Er zeigt mir einen Lian, denn ich nicht kennen will. Dieser "neue" Lian zeigt mir immer mehr wie hilflos und zerbrechlich ich doch eigentlich bin.

 

Ich weiß das du sehr entäuscht von mir wärst wenn du dies lesen würdest, aber die Spiele verändern jeden. Du bist nicht hier und du kannst es nicht verstehen, aber ich bitte dich versuche zu verstehen. Versuch es einfach. 

Kapitel 17 Corbinian Ciarán

Ich nippte an meinem Champagner während ich so tat als würde ich meinem Gegenüber zu hören. Ich hasste diese endlos lang erscheinenden Gespräche mit den Leuten "meinesgleichens". Natürlich war niemand hier auch nur annähernd auf meinem Niveau, dennoch ließ ich ihnen diese Illusion. Wie immer gab es auf den Partys die ich veranstaltete die selben Gesprächsthemen, das selbe Essen mit den hier beliebten Getränken, die bewirkten das man sich übergab um anschließend noch mehr essen zu können und vorallem waren es jedes mal die selben Leute die anwesend waren. Ich hasste Partys. Ich hasste die Menschen die wie üblich anwesend waren. Ich hasste das freudige Gemurmel und die amüsierten Blicke.

 

Ich hasste es stundenlang so zu tun als wäre ich wahnsinnig interessiert daran ihnen zu zuhören und mit einem überraschten Ausdruck oder einem Lächeln zu bestätigen das ich bei diesen Gesprächen auch wirklich anwesend war. Warum ich sie trotzdem veranstaltete? Weil ich meinem Vater auf dem Sterbebett versprochen hatte ein genauso guter wenn nicht sogar ein noch besserer Nachfolger zu werden als er es gewesen war und um dies zu erfüllen nahm ich sogar diese Partys auf mich. Ich durfte ihn nicht entäuschen, auch wenn er schon längst tot war. Nein niemals. "... und deswegen denke ich das er das ganze gewinnen wird. Da bin ich mir sicher!", sagte mein Gegenüber enthusiastisch. Hä was, dachte ich. "Natürlich. Ich sehe es ganz genauso. Ich denke nicht nur das er gewinnen wird, ich weiß es.", anwortete ich ihm zustimmend und mit einem Lächeln. Ich hatte absolut keinen blassen Schimmer von wem er gesprochen hatte. Seine Augen fingen an zu leuchten bei diesen Worten. "Ich hätte nicht gedacht das auch sie ihn als Favoriten betrachten. Ehrlich gesagt dachte ich das dieser Lionel ihr Favorit wäre.", sprach er aufgeregt und überrascht. Ich schüttelte den Kopf. "Es entäuscht mich das sie mich so eingeschätzt haben." Warum konnte er nicht einfach reden ohne gleichzeitig von mir zu verlangen etwas darauf anworten zu müssen. "... Entschuldigen sie mich.. aääh ... für einen Moment. Ich denke ich sollte mal ein paar dieser wirklich lecker aussehenden Köstlichkeiten probieren gehen." Damit verabschiedete er sich und ich bezweifelte das er sich an diesem Abend wieder bei mir blicken ließ. Wenn jemand in meiner Gegenwart etwas sagte das mir auch nur im geringsten nicht gefiel und die Person vor mir dies bemerkte, dann eilten diese immer davon. Für alle war es der Horror wenn ich mit ihnen nicht einer Meinung war. Warum gab es niemanden, außer diejenigen die mich am liebsten in einem Sack tief unter der Erde begraben sehen wollten, die sich trauten mir ihre ehrliche Meinung mitzuteilen? Eigentlich sagten mir noch nicht einmal die die mich Tot sehen wollten ihre ehrliche Meinung. Sie taten dies aus Angst, denn sie wussten das ich am längeren Hebel saß. 

 

Endlich konnte ich einfach nur am Rande stehen ohne jemandem zuhören oder antworten zu müssen. Das Problem war nur dass ich nicht wusste wie lange dies andauern würde. Ich dachte über das Gespräch mit dem Mann dessen Namen ich nicht kannte, den ich aber insgeheim auf den Namen "pink Elvis" getauft hatte, nach. Anstatt schwarz trug er seine Haare pink, dennoch hatte er die selbe Frisur und sein Gesicht sah das des richtigen Elvis verblüffend ähnlich. Es war egal wen er gemeint hatte, denn er wettete eindeutig auf jemand männlichen. Ich aber war der Meinung das dieses Jahr ein weiblicher Tribut das Rennen machen würde. Sie hatte diesen Ausdruck. Diesen Ausdruck besaß ich auch, nur natürlich sah ihn niemand der ihn nicht auch in seinen Augen vorfand. Ihre Augen sprachen füt mich auf jeden Fall Bände. Es war nicht der Ausdruck von Schmerz, nein. Es war auch nicht ein Ausdruck des alleinseins. Es war ein Ausdruck der Kälte. Eine Kälte tief in ihr drin. Eine Kälte die es ihr unmöglich machen würde zu lieben. Diese Kälte und ihre Unwissenheit darüber machen sie zu einer geheimen Waffe. Sie ist vollkommen unwissend darüber, aber genau das macht sie zu dieser geheimen Waffe, denn ohne diese Unwissenheit wäre sie nicht auch nur halbwegs so gefährlich wie sie es jetzt ist. Früher oder später würde sie zum Vorschein kommen. Sie ist wie eine tickende Zeitbombe. Tick, tack, tick, tack... Nicht mehr lange und es würde das unvermeidliche geschehen. Ihr Unterbewusstsein wartet bloß auf den richtigen Moment. Sie denkt sie liebt, aber dabei würde sie morden ohne mit der Wimper zu zucken. Sie würde sogar ihn umbringen. Ihren Verbündeten. Wenn sie ihn ansieht erkennt man zwar das sie ihn liebt, auf welche Art und Weise ist egal, aber sie denkt nur das sie ihn liebt. Sie kann nichts fühlen.

 

In seinem Blick hingegen erkennt man seine Besessenheit. Diese Besessenheit davon immer weiter zu morden und dies immer skrupelloser. Das Problem bei ihm ist das er zu viel fühlt. Das er zu schwach ist. Das er denkt, er könne indem er mordet und sein Ziel so verfolgt wie nur Karrieros es tun, zeigen das er stark ist, das er es verdient hat zurück zu seiner Familie zu kommen, das er das ganze schafft ohne zusammenzubrechen. Würde er nicht morden und sich somit nicht mehr selbst zeigen das er nicht schwach ist und nicht zusammenbrechen wird, dann hätte er sich schon längst auf die Suche nach Karrieros gemacht um vor sie zu springen und sich umbringen zu lassen. Er fühlt zwar zu viel, aber in der Phase der Besessenheit fühlt er nichts. Er würde sogar sie umbringen, obwohl man an seinem Blick mehr erkennt als nur bloß die Liebe zu einer Freundin. Die Liebe zu einem "Kumpel". Nein, man erblickt "richtige Liebe". 

 

Aber sie erwiedert diese nicht. Sie kann sie nicht erwiedern. Sie wird seine Besessenheit ausnutzen. Sowohl sie wie auch ich, wir beide, wissen das sie ohne ihn keine Chance hätte. Wäre sie wissend über die Kälte die in ihr schlummert dann bräuchte sie ihn nicht mehr, aber da sie es nun mal nicht weiß wird sie dazu gezwungen sein ihn am Leben zu erhalten. Natürlich nur solange bis die meisten tod sind, viele durch seine Hand getötet, denn dann wird die Kälte in ihr erwachen und ihr kleines Herz wird merken das es nichts fühlt, noch nie etwas gefühlt hat und genau dann wird sie ihn umbringen. Sie wird ihn niederringen um ihn dann seines Lebens zu berauben. Sie wird skrupelloser, grausamer und gefühlloser morden als er es je getan hätte. Sie ist eine weiße Taube an dessen Gefieder die Dunkelheit und Blut klebt, verschleiert vor denjenigen die diese Dunkelheit und das Blut nicht selbst an des eigenen Gefieders kleben haben.

 

 

 

 

Kapitel 18 Corbinian Ciarán

Ich war so unendlich müde. Ich fühlte mich als hätte ich die letzte Nacht nicht geschlafen, sondern mit wem auch immer das Haus erbeben lassen und das die ganze Nacht lang. Als ich gestern Abend so versunken in meine Gedanken gewesen war, hatte ich nicht gemerkt wie schnell die Zeit vorüber gegangen war. Ich hatte es erst bemerkt als Claire vor mir stand und mich fragte ob sie einem Butler Bescheid sagen solle das er  ein Bad einlassen solle damit ich anschließend schlafen gehen könnte. Ich hatte zugesagt und mich danach sofort ins Bett fallen lassen. Ich saß am Esstisch und aß genüsslich, während ich auf den Bildschirm gegenüber von mir starrte. Sie hatten die Berge erreicht und Samantha´s Verbünderter dachte nicht daran eine Pause einzulegen. Er ging mit großen schnellen Schritten voran und Samantha´s Blick verriet mir das sie nur zu gern eine Pause eingelegt hätte, aber sie wiederstand, sich einfach in den Schnee fallen zu lassen um zu schlafen. Ich biss meine Zähne zusammen. Was dachte dieser Dreckskerl? Sah er nicht das sie jeden Moment umkippen würde? Hastig stand ich auf und eilte zu den Spielmachern. "Einen Fallschirm... Lasst einen Fallschirm genau hier landen.", sprach ich hastig und zeigte auf das 3D Bild vor mir das die Arena abbildete. "Sie braucht eine Pause. Gib ihr diese oder du bist gleich nichts weiter als ein Häufchen Asche! ~ Corbinian Ciarán", schrieb ich auf einen Zettel und faltete ihn einmal in der Mitte. Ich zitterte am ganzen Leibe vor Wut. Die Spielmacher die dies bemerkten taten so als sähen sie nichts. Sie scannten meinen Zettel ein und ließen ihn in einem Fallschirm hinab zu Boden gleiten. Angestrengt sah ich auf einen der Bildschirme und erblickte das angsterfüllte Gesicht Lian´s. Er stoppte, drehte sich zu Samantha die gefragt hatte was es denn sei um und antwortete:"Nichts wichtiges. Nichts was wir gebrauchen könnten. Es ist bloß ein Zettel mit einer Nachricht für mich." Er zerknüllte ihn und warf ihn den Berg hinunter. "Lass uns eine Pause machen. Ich denke wir sind lange genug gegangen.", sagte er gefühllos. 

Kapitel 19 Lian

Da war weder Wut noch Trauer, weil ich anhalten und eine Pause einlegen musste, da war nur diese Panik die meine sorgfältig angelegte Mauer durchbrach und somit alle Zuschauer genau das sehen ließ was ich fühlte. Wir würden Zeit verlieren, wichtige Zeit die wir nun damit vergeuden würden nichts zu tun. Wir hätten in dieser Zeit so weit voran kommen können, vielleicht hätten wir sogar einen unserer Feinde gefunden. Dieser verdammte Snob wusste das er tun und lassen konnte was er wollte ganz egal ob ich dabei sterben würde oder nicht. Ich malte mir aus wie ich über ihm stehen würde, er unter mir am Boden liegend. Ich malte mir aus wie er um sein Leben betteln würde, um sein verdammtes Leben, das er meiner Ansicht nach nie hätte auch nur beginnen dürfen. Es beruhigte mich mir auszumalen wie dies wäre. War ich eigentlich die erste Person gewesen der er einen Brief geschickt hatte? Das ist egal, dachte ich mir, nicht egal ist aber das wir nun nichts tun müssen oder wie er es ausgedrückt hatte eine Pause machen würden. Ich setzte mich neben Samantha die sich in den Schnee fallen gelassen hatte. Sie schlief. Verdammt nochmal warum schlief sie! Ich dachte darüber nach warum es Corbinian Ciarán so wichtig gewesen war das wir eine Pause einlegten. Wegen mir bestimmt nicht ansonsten hätte er mir ja kaum gedroht, dass hieß das ihm wohl irgendetwas an ihr liegen musste. Ich konnte mein Lachen nicht unterdrücken. Erst als es schon zu spät war merkte ich das in meinem Lachen Bitterkeit und Wut mitschwang. Wenn ich es gehört hatte, hatten es alle anderen wohl oder übel auch. Er empfand also was für sie. Na und was hat das mit dir zu tun hier kommt sowieso nur einer lebend raus und das wirst du sein, auch wenn sie durch deine Hände sterben müsste, dachte ich und zuckte zusammen. Was zum Teufel war das? Was zum Teufel war das! Nein ich würde sie niemals umbringen. Ich könnte sie niemals umbringen. Oh doch das kannst du wenn es soweit ist, denn du willst hier um jeden Preis lebend wieder hinaus kommen, dachte ich und ich schüttelte meinen Kopf hin und her und versuchte so diesen Gedanken zu vertreiben. Eins, Zwei, zählte ich mit. Kannonenschüsse. Nach vier Tagen lebten mit uns noch 9 Tribute. Das hieß noch 8 Feinde lebten. Noch 8 Menschen auf die ich Jagd machen würde, obwohl eine davon neben mir lag und schlief. Sie würde ich nicht suchen gehen müssen, nein, sie war hier gleich neben mir. Ich hatte keine Ahnung wer genau noch im Rennen war und Überraschungen liebte ich sowieso über alles.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 25.01.2013

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /