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Der Auftrag


Mr. Hotkitter raste in einem Affenzahn über den Fahrradweg. Unter ihm drehten sich die Räder seines neuen Skatebords mit Höchstgeschwindigkeit. Mit einem geschickten Schlenker wich er einer Frau mit Kinderwagen aus und düste um eine Ecke, die den Eindruck erweckte als wäre sie eine Graffitieausstellung. Mr. Hotkitter machte einen Satz auf das hintere Ende des Skatebords, welches in hohem bogen in die Höhe geschleudert wurde und in seiner Hand landete. Als er gedankenverloren über die Straße schlendern wollte, sauste in der ferne mit lautem Motorgeheul eine grüne Ente an. Mr. Hotkitter musste Grinsen. Kommissarin Falkenhorst war wirklich niemals zu überhören. Grade wollte er über die Pfütze am Straßenrand hinwegsetzen, da brauste Kommissarin Falkenhorst mit ihrer grünen Ente die Straße entlang und bespritzte ihn von oben bis unten mit Schlamm. “IIIIIh” brüllte er. Während Mr. Hotkitter sich triefend und schüttelnd auf den weg zur anderen Straßenseite machte, brachte Kommissarin Falkenhorst ihre grüne Ente mit kreischenden reifen und quietschenden Bremsen auf dem nächsten Schotterparkplatz zum stehen. Als Kommissarin Falkenhorst die Autotür öffnete schmunzelte sie, entschloss sich dann aber ihr Vergnügen offen zu zeigen und Grinste breit. “Pah!” rief Mr. Hotkitter
entrüstet. “Das ist nicht zum lachen! Schauen sie mich jetzt nicht so an!” , er rollte mit den Augen. Kommissarin Falkenhorst blickte als würde sie jeden Moment losprusten, und das tat sie dann auch.
Mr. Hotkitter stapfte nur missmutig zur Tür und nieste ein paar mal. Kommissarin Falkenhorst knallte die Autotür zu und drehte den Schlüssel zweimal herum. Nun da sie sah wie nass Mr. Hotkitter war hatte sie doch ein bisschen Mitleid bekommen. “Kommen sie schon, nach dem treffen mit Klömchen können sie ja nach Hause fahren und sich umziehen. Uuaah sie triefen ja förmlich!”, da Kommissarin Falkenhorst nicht sonderlich gut darin war jemanden aufzuheitern, blieb es dabei und als die beiden das Treppenhaus betraten verschwand Mr. Hotkitter direkt hinter der Tür der Herrentoiletten. Unschlüssig stand Kommissarin Falkenhorst vor der Entscheidung ob sie den Aufzug oder die Treppe nehmen sollte.
Sie seufzte und entschied sich für die Treppe. Stufe um Stufe erklomm sie das Treppenhaus und spürte bereits nach zwei Treppen einen unangenehmen druck in den Kniekehlen, der sich nach der dritten Treppe zu einem fiesen Stechen in den Waden ausgebreitet hatte. Im vierten Stockwerk angelangt setzte sie sich erschöpft auf die untersten Treppenstufen. Nachdem sie ein paar mal tief ein und ausgeatmet hatte stürmte auch schon der sportliche Mr. Hotkitter an ihr vorbei. Er warf einen Blick auf sie und musste Grinsen. “Na warte”, schnaufte sie und stürmte auf den Aufzug zu. Mit einem beachtlich Hechtsprung warf sie sich durch die sich schließenden Türen und drückte auf die [6] Taste. Sie spürte ein lustiges kribbeln im Bauch, dann machte es laut RUMMS und Kommissarin Falkenhorst blieb für einen kurzen Moment das Herz stehen. War sie etwa stecken geblieben? Plötzlich drückte die Luft schwer auf ihre Lunge und Panik machte sich in ihr breit. Dann jedoch öffneten sich die Türen und sie trat erleichtert ins Freie. E musste die Augen zusammen kneifen so hell war es in diesem Raum. Alle Wände außer die in ihrem Rücken lag waren fast komplett aus Glas. In der Mitte des Raumes stand ein riesiger halbmondförmiger Schreibtisch aus tiefdunklem Holz. Außer dem Schreibtisch gab es noch einen unglaublich breiten, dunkelbraunen Ohrensessel, der fast so viel Platz einnahm wie vier stattlich Schreibtischstühle und eine große, wunderschöne Madonna in der Hinteren linken Ecke des Raumes, die ebenso wie der Tisch aus sehr dunklem Holz gefertigt war. Den Boden zierte schlichtes, in verschieden Brauntönen geschecktes Parket. Des weiteren standen noch zwei Notdürftig aufgestellte Klappstühle vor dem Schreibtisch, auf einem der beiden saß bereits Mr. Hotkitter in einer Schwarzen Anzughose und einem schwarzen Hemd mit bunten Zahlen darauf und deutete einladend auf den zweiten Klappstuhl. Kommissarin Falkenhorst setzte sich, jedoch mit großer Vorsicht, aus Angst der Stuhl könnte unter ihr zusammenklappen. “ Wo haben sie denn die neuen Klamotte her?” sagte Kommissarin Falkenhorst und erst dann fiel ihr auf, das Mr. Hotkitter eine schwarze Krawatte mit roten Streifen und einer Mickey Mouse trug. “Tu nicht so überrascht! Schließlich ist das nicht das erste mal, also habe ich beschlossen nun immer Ersatz mit zu nehmen!”, antwortete er schnippisch. “Ziege!”, sagte Kommissarin Falkenhorst und lachte in sich hinein. Mr. Hotkitter spielte beleidigt und wartete mit bösem Blick auf Paul. Paul war ihr Arbeitnehmer (Paul Klöhm, daher der Spitzname Klömchen). Das einzige hörbare Geräusch war das Ticken von Mr. Hotkitters Armbanduhr. Dann öffnete sich die Fahrstuhltür und ein dicklicher kleiner Mann mit grauen Haaren, einer runden Brille und einem Schnurbart trat ein. Kommissarin Falkenhorst seufzte und schimpfte gleich los “Paul! Wir warten schon eine Ewigkeit…” “Na ja eine Ewigkeit würde ich nicht sagen, wir sind ja auch noch nicht solange hier und…” warf Mr. Hotkitter seinen Kommentar ein, wurde aber gleich wieder von Kommissarin Falkenhorst abgewürgt. ”extra wegen dir habe ich die Neulackierung für meine Ente abgesagt…” “…dieser Termin ist ja auch wichtig. Al…,,und Tanken müsste ich auch mal aber…,,… also lohnt es sich ja…” ,,so wie ich mich beeilt hab, konnte…” ,,…schließlich ist es besser zu…” ,,ich ja nicht mal kurz rast machen!” “früh als zu spät zu kommen!”. Ein lautes räuspern genügte und beide waren sofort still. Paul setzte sich auf den überdimensionalen Ohrensessel und kam sofort zur Sache. ”Ich habe einen neuen Auftrag für euch.”
,sagte er mit bedeutender Stimme. ,,Ah!” erwiderten beide wie aus einem Mund. Schließlich rechneten sie meistens mit Beschwerden wenn sie zu Paul eingeladen wurden. “Dabei handelt es sich um einen ganz besonderen Fall und - Ich weiß das sage ich immer!- es wird nicht einfach für sie werden!.” ,,Spucken sie´s aus!” sagte Kommissarin Falkenhorst aufgeregt.

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Genervt trat Kommissarin Falken horst aus der Tür und hielt sie einen Moment für Mr. Hotkitter offen. Es hatte zu regnen begonnen und langsam aber sicher verwandelte sich die Straße in ein schlammiges Schlachtfeld und die Luft wurde ungeheuer schwül. ,,OK wir treffen uns morgen um 1 bei mir im Büro.”
Niedergeschlagen blickte Mr. Hotkitter auf sein Skatebord ”OK, dann bis morgen”, murmelte er und wendete sich zum gehen. Mit hängendem Kopf stapfte er durch den Schlamm zur Graffitieausstellungs-Ecke. Doch Kommissarin Falkenhorst packte ihn unsanft an der Schulter und zog ihn mit sich zur Ente. “Danke”, murmelte er und schaute verlegen zu Boden. Kommissarin Falkenhorsts fahrweise war mit drei einfachen Worten zu beschreiben: Viel zu schnell! Sie rasten um Ecken, wich geschickt einer Oma auf dem Zebrastreifen aus - woraufhin Mr. Hotkitter der Oma natürlich einen entschuldigenden Blick zuwarf -, brummten durch abgesperrte Feldwege und kurz vor der Blitze bremste Kommissarin Falkenhorst von 140kmh auf 60kmh und fuhr leider Gottes immer noch 20kmh zu schnell. Nach einer Weile waren sie auch schon bei Mr. Hotkitters Wohnung angekommen. ,,Mach dir einen Kamillentee und ein heißes Fußbad und gegen Halsschmerzen nimm am besten Pullmoll!”, verordnete Kommissarin Falkenhorst mütterlich und reichte ihm eine rote Dose mit Pullmoll-Hustenbonbons. “Danke”, murmelte Mr. Hotkitter nochmals. ”Bis morgen dann!”, rief Kommissarin Falkenhorst aus dem heruntergekurbelten Fenster
,,Punkt Ein Uhr !”. “Ja bi…tschuuh”, Mr. Hotkitter nieste ,,bis Morgen dann!”. ”Gesundheit!”, brüllte Kommissarin Falkenhorst noch, dann schloss sich die Haustür hinter Mr. Hotkitter. Sie seufzte, kurbelte das Fenster hoch und fuhr los. Noch nie war ihr aufgefallen wie beängstigend laut der Motor war und hielt sich ausnahmsweise mal an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Die Dämmerung war schon lange hereingebrochen und schaffte eine einsame Atmosphäre. In ihrem Haus angekommen sah sie sich gelangweilt um, kochte sich einen Kamillentee, machte sich ein Fußbad und durchsuchte alle Schubladen im ganzen Haus nach der Pullmolldose. Als sie spät Abends im Bett lag und ein Buch über Kommissar Godiew und Mrs. Osterfrau las fiel ihr ein, dass sie die Pullmolldose ja Mr. Hotkitter gegeben hatte und fiel beruhigt in einen tiefen traumlosen Schlaf.


Um 7:15 Uhr schellte Kommissarin Falkenhorsts Wecker. Als sie ihre Augen öffnete blickte sie auf einen unaufgeräumten Nachttisch. Sofort fiel ihr der Krimi Kommissar Godiew und Mrs. Osterfrau wieder ein. Genervt drückte sie auf den Ausschalter des Weckers und griff nach dem Buch. Nachdem sie eine Weile völlig vertieft gelesen hatte entschloss sie sich Frühstück zu machen. Als sie sich angezogen hatte marschierte sie erhobenen Hauptes in die Küche, drehte den Herd auf die höchste Stufe und briet sich Spiegeleier und Speck. Sie schnitt sich Brot und Wurst in ordnungsgemäße “Scheiben” und kochte sich einen Kaffee, deckte den Tisch, stellte die Milch in die Mikrowelle, zerdepperte einen Teller und war im großen und ganzen mit ihrem Luxusfrühstück recht zufrieden. Als sie fertig war und auf die Uhr blickte rutschte ihr das Herz in die Hose: 12:45Uhr. Schnell kämmte sie sich, schlüpfte in ihre Schuhe und rannte zum Auto. Schließlich stellte sie fest das sie ihren Autoschlüssel vergessen hatte und gab es auf sich zu beeilen, sie würde sowieso zu spät kommen. Doch zum Glück machte ihre rasante fahrweise das trödeln am Vormittag wett und sie kam doch noch pünktlich. Um 12:58 Uhr stürzte sie in ihr Büro und lies sich erleichtert auf ihren Ikea-Schreibtischstuhl sinken. Vor sich den breiten, robusten Holzschreibtisch versuchte sie an den großen Papierstapeln vorbei auf die Tür zu blicken. Schnell startete sie ihren DELL Vostro 1700 und versuchte aus dem Gewirr von Werbefenstern die Bild Werbung zu finden, um ein paar interessante Nachrichten zu lesen. Leider wurde sie in ihrem Text über die Berühmte Serie Dr. Schott (die bekanntlich Dr. House abgesetzt hatte!)jäh unterbrochen, da Mr. Hotkitter zur Tür hereinspaziert kam und sich gemächlich auf dem Besucherstuhl niederließ.


Impressum

Texte: Bilder: Kira Neu (Gimp) Kirsten von Grabe (Fotos, Fotoshop)
Tag der Veröffentlichung: 18.04.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich * Walkenhorst * Heitkötter meinem Brüderchen Markus meiner Schwester Anja meinen Eltern Mo und Volki

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