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Es ist eine einsame Forschungsstation am Nordpol, in der das Balzverhalten der Königspinguine bei zweistelligen Minustemperaturen untersucht werden soll. Ein kleiner grauer kuppelförmiger Bau, einem Iglu gleich, mit zwei Fenstern und einer Tür. Um das Gebäude herum gibt es nur Schnee und Eis – weiß in weiß.

Momentan befindet sich nur eine Forscherin darin.

Sie sitzt da mit einem karierten Collegeblock auf dem Schoß und schreibt. Zwischendrin nippt sie an ihrem Kaffee, der gleichzeitig ihre Finger wärmt. Wenn sie beim Schreiben nicht weiter kommt, spielt sie mit dem Kugelschreiber, indem sie durch Drücken die Kugelschreibermine abwechselnd herausspringen und wieder verschwinden lässt, und hört dem Wind zu.

Und der Wind tobt. Er schreit förmlich danach, erhört zu werden. Er pfeift schrill über das Kuppeldach, surrt an den Fenstern vorbei und rüttelt wild an der Tür, als fordere er Einlass. Da ihm dieser verwehrt wird, lässt er ein wütendes Heulen erklingen. Der Wind ist wie ein tobendes Meer und die kleine Forschungsstation der Fels in der Brandung.

Die Forscherin weiß nicht was sie fühlen soll. Sollte sie Angst haben vor dieser Sturmgewalt?

Sie zieht sich eine Weste über, die nicht nur die äußere Kälte vertreibt. Dann hört sie bewusst zu. Sie versucht zu begreifen, was der Wind will. Wieso diese Aggressivität? Diese intensive Gewalt mit der er immer wieder über sie hinweg fegt. Und plötzlich begreift sie es: Der Wind ist weder aggressiv noch gewaltsam, aber auch nicht freundlich und liebevoll. Dieser Wind, der unaufhaltsam an jeder Barriere rüttelt, kennt keine Emotionen. Er ist etwas Urförmiges, ein lebloses Element - jedoch pure Energie.

Die Forscherin akzeptiert nun den Wind als kostbares Lebenselixier, das Kraft und Stärke spendet. Und sie öffnet ihre Seele und nimmt es in sich auf.

Sie spürt eine innere Ruhe und Ausgeglichenheit, während der Wind weiterhin ungebremst tobt. Sie legt ihren Stift beiseite, lehnt sich zurück, schließt die Augen und lächelt – erfüllt von Ruhe und Energie zugleich.

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Tag der Veröffentlichung: 31.10.2014

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