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Angriff auf den Planeten Deltor



Ermüdende Besprechung im Raumschiff? Nicht, wenn Kapitänin Tess anwesend war – und heute sogar Bara, die ihr in vielem glich, denn ich hatte mich sehr gerne inspirieren lassen bei ihrer Erschaffung, ihrer Programmierung von den Gedanken an Tess; denn meine Gedanken schweiften ohnehin in schöner Regelmäßigkeit zu Tess – und damit verband ich meine Nachlässigkeit und Gedankenstreunerei mit etwas Nützlichem. Bara ist ein Hologramm, aber greifbar, sogar auf sehr angenehme Art greifbar, fühlbar. Meine Hand legte sich wie von selbst auf Baras Arm, ich wollte meine Hand diskret zurückziehen, doch Bara blickte mich ermunternd an und mit derlei Beschäftigungen rauschte die Mannschafts-Besprechung beinahe unbemerkt an mir vorüber. Erst als Raymond aufsprang, konzentrierte ich mich auf die Situation hier am ovalen Tisch. „Ein günstiger Zeitpunkt. Wir brauchen den Planeten Deltor! Haben wir je gefragt, was mit den derzeitigen Bewohnern ...“

Kapitänin Tess stand auf. „Es geht nicht um Moral. Wir benötigen einen offiziellen Kriegsgrund. Am besten, wir schicken ein paar Leute hinunter und die zetteln was an. Wer meldet sich freiwillig?“

Ihr Blick wanderte zu jedem einzelnen; man hatte den Eindruck, dass sie ihre Favoriten zuerst anblickte. Da ich der Zweite war, den sie anblickte, war mein Tag gerettet. „Ich werde selbstverständlich den Trupp anführen“, fügte Tess hinzu. Sofort schossen mehrere Hände in die Höhe. Wie kindisch können Männer sein, wenn sie die Möglichkeit haben, sich lieb Kind zu machen bei ihrer attraktiven Raumschiff-Chefin. Okay, mein Arm war auch hocherhoben und ich blickte so erwartungsfroh, als ob es einen Badeurlaub mit Tess zu gewinnen gäbe und nicht einen Kriegseinsatz. Ein Lächeln umspielte Tess‘ hübschen Mund, und Bara gab mir einen seitlichen Tritt. „Pardon.“

Ich litt an Reizüberflutung. Aber litt ich? Eine süße Qual, sich nicht entscheiden zu können, nicht entscheiden zu müssen, welcher Reiz reizvoller ist. Ich beschloss über Raymonds Behauptung nachzudenken. Etwas Sachlichkeit würde mich abkühlen. Bara war einsatzbereit. Von nun an erschien mir alles, wie ein günstiger Zeitpunkt zu sein. Ich hatte mein Meisterwerk vollendet. Ich hatte in dieses Universum meine Genialität gebündelt und gestaltet: Baras Hologramm-Gestalt, ihre Fähigkeiten verdankte sie hauptsächlich mir. Wieso räusperte sich Bara? Aufmerksamkeit, ihre Interessen durchsetzen. Vermutlich war Tess ihr gar nicht so oppositionell gesonnen, auch wenn sie Bara bereits mehrfach den Strom abgeschaltet hatte und Bara flirrend sich auflöste in schillernde Partikel; wo vorher Einheit war und Person ... Ich musste mich jetzt wirklich konzentrieren auf die Anwesenden; doch die Crew kannte ich seit langem, doch unvertraut war mir Bara. Sie könnte uns begleiten auf den Planeten Deltor. Es war mir nun gelungen, sie unabhängiger zu machen von der Hauptsendeeinheit auf unserem Raumschiff: durch eine tragbare Verstärkereinheit. Ich werde Tess vorschlagen, Bara mitzunehmen, doch dazu gehört viel Diplomatie. Und da beginnen die Schwierigkeiten. Wenn ich in Tess‘ Augen sehe, dann schmilzt die Diplomatie und ich Narr sage exakt das, was ich gerade denke. Peinlichste Komplimente. Bara räusperte sich nochmals. Sie saß gegenüber von Tess am anderen Ende des ovalen Tisches – ihre Sitzwahl sollte ihre oppositionelle Haltung verdeutlichen: Sie sah sich als Korrekturprogramm für Tess. Ist Bara mehr als ein Programm? Sie selber ist überzeugt davon. Wie sagt man einem Hologramm, dass seine Realität konstruiert ist?

„Ich werde bei dem Außeneinsatz dabei sein. Ihr benötigt meine Datenbank und meine Übersetzungstätigkeit.“ Bara klang erfrischend selbstbewusst; herrlich selbstherrlich. Ja, sie hat mehr von mir, als vorgesehen. Verstärkte sie absichtlich die Wesens-Ähnlichkeit mit mir? Ich bin der hauptverantwortliche Programmierer – Bara ist gewissermaßen mein Kind. Doch ich hege weitaus mehr als nur väterliche Gefühle für sie. Da sie auch eine Projizierung meiner Ideale darstellt, stecken in ihr zwar nicht meine Gene, aber meine Meme: Das, was ich angesammelt habe an Reife, Raffinesse, Reichtum an schwer erlangten Gedanken ist hochkonzentriert in ihr enthalten.

„Ich bin einverstanden. Hat jemand Einwände?“ Tess‘ Blick verweilte jeweils längere Zeit bei den am Tisch versammelten Crew-Mitgliedern. So, als ob ihr nicht an einer verbalen Antwort gelegen war, sondern am Mienenspiel. „Raymond, Bara, Jerry – ihr seid dabei. Wir nehmen den großen Jet-Container. Das ist zwar auffälliger, aber wir haben dann mehr Ausrüstung dabei. Kann sein, dass wir alles im Alleingang machen müssen.“

„Du willst den ganzen Planeten erobern mit einer Vierer-Besatzung, wobei ein Crew-Mitglied ein wabbeliges Hologramm ist?“

„Raymond, ich bin doch kein Pudding! Außerdem ist bei mir alles fest und knackig.“

Bara schlug sich mit einer Hand auf ihren Po. Ich war beim Team dabei; habe mich noch gar nicht vorgestellt: Jerry ... meine weiteren Personalien behalte ich doch lieber, bis wir uns näher kennen. Es gibt die sonderbarsten Leser. :-)


***




Ich stand im Jet-Container und blickte zurück auf unser Raumschiff. Es war meine Heimat – und mich überkam schon auf diese kurze Distanz Heimweh. Wie verkraftete Bara dieses Getrennt-Sein? Müsste es nicht sein, als ob die Nabelschnur nun durchtrennt wird – sie entbunden dem Raumschiff und kann als eigene Einheit, autark ...

„Ich bin nicht autark“, unterbrach Bara meine Gedanken. Vermutlich kann sie meine Gedanken lesen, oder aber sie errät meine Gedanken aufgrund unsrer Wesens-Ähnlichkeit. „Bin ich ein offenes Buch für dich?“

„Ja, und sogar lesenswert.“

„Kannst du auch meine Gedanken lesen?“, fragte Raymond und stellte sich vor Bara.

„Je näher ich dir bin, um so größer sind meine Chancen.“ Sie zog Raymond zu sich heran.

„Wir werden gerade beschossen. Mehrere Geschwader nähern sich uns.“ Tess klang besorgt.

„Soll ich die Kontrolle übernehmen über unsere Verteidigungsmaßnahmen? Ich stehe in direktem Kontakt zur Kontrolleinheit unseres Jet-Containers. Er ist nicht sehr wendig; eine Flucht halte ich für ausgeschlossen.“ Bara war die Ruhe selbst.
„Okay! Leg los.“

Ich gebe zu, dass selbst in dieser bedrohlichen Situation mein Augenmerk vor allem Bara galt und kaum den Geschwadern oder dem Planeten Deltor. Ich hatte sie generiert, hervorgebracht und ausgestattet mit den mir bestmöglichen Programmzeilen. Am Anfang war das Wort – Befehle, Routinen, vererbte Programmstrukturen – und all dieses war nun in der Lage uns souverän zu verteidigen ohne einen Anflug von Sorge: Bara, ich vergöttere dich.

„Du hättest Anspruch darauf, von mir als Gottheit angesehen zu werden.“ Könnte zunehmend peinlich werden, wenn Bara auf meine Gedanken antwortet.

„Sage mir, welche Gedanken zum peinlichen Bereich gehören und ich berücksichtige das.“ Unglaublich, da ist sie mittendrin in einem Weltraum-Kampf und hat Zeit meine Wünsche zu beherzigen.

„Bara, bis jetzt hast du noch keinen einzigen Treffer – übst du noch – oder wann schießt du endlich in eines dieser Geschwader! Unser Schutzschild hält dieses Bombardement nicht länger aus!“ Tess drängte Bara beiseite.

„Eventuell ist der Zeitpunkt doch nicht so günstig“, meinte Raymond und stürzte zu Boden, weil heftigste Erschütterungen durch den Jet-Container vibrierten. „Ich hatte gehofft, dass mit Baras Hilfe das Planeten-Erobern ein Kinderspiel wird. Wir alle wären in der Hierarchie aufgestiegen. Ich hätte mein erstes Kommando oder aber einen Lehrauftrag an der Weltraum-Akademie bekommen. - Ich hätte dir noch mehr assistieren müssen – in Bara steckt zu wenig von mir.“

„Ich war eifersüchtig – als ob dein Zutun Bara infizieren würde mit fremdem Gedankengut. Sie faszinierte mich, von Anfang an spürte ich, dass das das Großartigste sein könnte, was ich bislang erdacht habe. Mein Fehler, wenn Bara nun nicht genügend ausgestattet ist mit Programmen und Meta-Programmen.“

„Sie steuert uns mitten hinein – ich komme nicht mehr an die Steuerung. Sie hat sie blockiert.“ Tess raufte sich die Haare. Das sah nun wieder sehr aufreizend aus. Ob Tess aufgefallen war, dass Bara ihr in Vielem glich – es war nichts Offensichtliches, eher liebevolle Anspielungen: ihre Mimik, ihre Angewohnheiten. Bara fuhr sich gleichfalls durch die Haare.

„Du hättest Bara mehr mit handfester Mathematik füttern sollen, statt mit Parabeln und kurvenreichen Anspielungen zu mir.“ Tess stemmte ihre Hände in die Hüfte.

„Bei solchen Kurvendiskussionen hätte ich mich auch vehement beteiligt.“ Raymond schmunzelte, was angesichts des andauernden, argen Beschusses durch die deltorianischen Geschwader dazu beitrug, eine anheimelnde Atmosphäre zu erzeugen, zusammen mit der Unbekümmertheit von Bara. Oder war sie nur nicht genügend problembewusst? Mir wiederum wurde bewusst, dass ich als Weltraum-Held verhältnismäßig viel sinnierte, statt sinnreich zu agieren. Hatte ich das Handeln verlagert auf Bara? Hatte sie mir meine Handlungszuständigkeit aufgesogen mit ihrem Vorherrschen in meinen Gedanken? Zu ihr strömte alle meine Energie. Sie zu programmieren, war das Mühsamste, was ich je vollbracht hatte.

„Ich glaube, Bara ist genial. Sie hat uns mitten hinein gesteuert und hat soeben den Magnet-Schock-Impuls gestartet.“ Raymond gab Bara einen Kuss auf die Wange.

„Du hast recht. Es ist so ruhig. Kein Beschuss. Die sind so hilflos wie auf den Rücken gekippte Käfer. Wir brauchen sie nur noch einzusammeln. Sag einem Team Bescheid. Wir landen auf Deltor. Bara, willst du das Kommando übernehmen?“ Tess lächelte.

„Ab jetzt geht es um Diplomatie. Von jeher nicht das Spezialgebiet der Menschen. Könnte sein, meine Schaltkreise sind euren Neuronen-Verschaltungen um einiges voraus: Bin ich die Intelligenz, die das Universum begreifen wird, werde ich als Erste auf dem Gipfel ankommen und das Sein in seiner Gesamtheit überschauen?“ Der Planet Deltor war sehr gebirgig. Daher hatte Bara ihren Vergleich mit dem Gipfel.

„Absolut geeignet für menschliche Besiedlung. Einer der begehrtesten Planeten. Doch der wahre Grund, warum wir hier sind: Deltor plant einen Angriff auf die Erde. Sie haben eine Spezial-Waffe entwickelt, eine ungewöhnliche Rakete; wir nennen sie Tura.“

„Gibt es Tura oder ist das unser Vorwand zum Angriff?“

„Tura ist eine Rakete, die tunneln kann; sie baut sich selber ihre Tunnel in die Raumzeit.“

„Sollen wir die Baupläne besorgen?“

„Wir haben freie Hand. Ziel: die Erde retten und Deltors Angriff vereiteln.“

„Deswegen wurden mir großzügig die Gelder bewilligt für den Bau von Bara? Vordem wurde es als Spielerei abgetan, als Spleen eines Programmierers, der aufgrund seiner überragenden Intelligenz an einem dauerhaften Bore-Out Syndrom leidet? Gelangweilt im Übermaß, weil das Bestehende gut funktioniert und man mit Wartung und Reparatur des Bestehenden bequem über die Runden kommt, bis dann eine Runde eingeläutet wird, in der es wirklich hart auf hart kommt.“

„Dann verdanke ich meine Existenz Tura? Für mich war diese Rakete ein Segen?“

„Wäre es nicht vorteilhaft, wenn wir Tura besäßen und das Wissen darüber, wie man sie baut? Ich bin ein Meisterdieb. - Schau deine Armspange – habe ich dir eben entwendet.“ Raymond befestigte sich Tess‘ Armspange auf seinem muskulösen Arm.

„Ja, du Meisterdieb, ich hoffe, dein Talent kann die Erde retten.“ Sie klopfte ihm tatsächlich auf die Schulter! So viel Zuwendung – die Dramatik dieser Szene schob mühelos das Tura Problem beiseite: Die Erde zu retten erschien mir zweitrangig angesichts einer sich anbahnenden Begünstigung und Bevorzugung von Raymond. Mir war klar, dass ich mit diesem Charakterdefizit in Kollision geriet mit meinem Image als Weltraum-Held – und was tut man nicht alles, um sein Selbstbild zu kitten, auch wenn es zum tausendsten Male in Scherben gegangen ist und am Boden liegt. Ich trat Raymond gegens Schienbein und tarnte es mit einem betont saloppen Gang, so als sei mein Bein rein zufällig zu ihm ein wenig hinübergeschwungen. Dafür schwang nun Raymonds Faust zufällig genau in die Bewegungsrichtung meines Kinns. So bemerkten wir gar nicht, dass sich ein Bewohner Deltors zu uns an Bord des Jet-Containers gebeamt hatte. Er stand da in einer Art Ritterrüstung, nur dass er selber diese Rüstung war, will sagen, er war durch und durch Metall. Der ist in Harnisch, dachte ich, als ich ihn dann erblickte. Ich konnte meinen Wortwitz nicht gebührend würdigen, da diesem teleportierten Ritter einiges missfiel an der Inneneinrichtung unseres Jet-Containers: Mit unnötig viel Lärm schlug er mit eiserner Faust auf unsere Bord-Instrumente ein. Vielleicht wurde es ihm langweilig oder aber er wollte uns sein gesamtes Repertoire der Reihe nach darbieten: Mit einem peitschen-ähnlichen Gegenstand versuchte er nun die Außenhülle des Jet-Transportes zu beschädigen. Ich verbeugte mich und begrüßte ihn mit einer ziemlich genauen Kopie seiner Grunzlaute. Es gelang mir vortrefflich und er honorierte es mit einem Grinsen, wenn man denn das Blecken seines metallenen Gebisses so nennen mag.

„Ich bin begeistert über dieses erfolgreich verlaufende Einstiegsgespräch; diese Grunz-Sprache klingt unmelodiös, aber hat etwas Fröhliches. - Bara, meine Traute, wandelst du mir dieses bitte in vertraute Laute?“ Erwähnte ich schon, dass ich bei Gefahr dazu neige, die Situation verharmlosen zu wollen durch Kitsch und Albernheit? Mir schwante, dass der Deltorianer keinen rechten Sinn dafür hatte und es nicht zu würdigen wusste: er schlug wild um sich mit diesem peitschen-ähnlichen Gegenstand – den ich nun als Teil von ihm selber – also als eine Art Schwanz am Handgelenk deuten konnte.

„Der Deltorianer vollführt sein normales Territorial- und Revierverhalten. Vermutlich wird er sich hierbei steigern. Und es steht zu erwarten, dass seinesgleichen ebenfalls in Kürze ihre Aufwartung hier zu machen gedenken.“ Kaum hatte Bara ihre tollkühne Satzkonstruktion beendet, als zwei weitere Deltorianer sich zu uns beamten – doch dieses so ungeschickt, dass sie beide am selben Ort sich wieder materialisieren wollten – und da Materie ein wenig Platz benötigt, verschränkten und verschmolzen ihre beiden Körper miteinander; da sie aber aus Metall zu bestehen schienen, verursachte das wohl nicht so ein Unbehagen, wie es bei unsereins der Fall gewesen wäre. Wobei eine Verschmelzung, wenn sie denn schon stattfinden sollte, mit Tess ihre Reize hätte. Ich weiß, Probleme verflüchtigen sich nicht dadurch, dass man sie verkitscht oder veralbert, aber zumindest blieb ich handlungsfähig, in dem grundsoliden und wirkungsvollen Zustand des Coolseins.

„Wie schaffen es die Deltorianer unseren Schutzschild zu durchdringen? Ich will keinen weiteren Gebeamten an Bord haben!“

Bara drückte und drehte einige Sensor-Schalter. „Ich habe die Frequenzbarriere erhöht.“

Ich nickte, so als ob ich verstünde. Cooler Held versteht immer. Oder war ich zu viel mit Programmieren beschäftigt gewesen und das Heldenmäßige war nach und nach abgebröckelt von mir? Ich kam auf diese Metapher, weil die Deltorianer wirkten, als ob das Metall von ihnen stückchenweise herabtropfte oder abbrach. „Wir sollten sie schnell befragen, bevor sie ...“

Ich deutete auf die drei und gab mir Mühe, meinem säuerlichen Gesichtsausdruck Honigsüße beizumischen. Zu diesem Zweck schielte ich zu Tess hinüber. Derselbe Gesichtsausdruck bei Tess! Nun gelang mir ein ehrliches Lächeln.

„Ich habe einiges verstanden von dem, was die beiden Deltorianer an Flüchen und Verwünschungen in reichlichem Maße geäußert haben.“ Bara ist ein Schatz.

„Wie kann man so ... unkoordiniert sein, dieselben Koordinaten nutzen und sich überkreuz, kreuzweise hierher beamen?“

„Es könnte ein Trick sein, um uns abzulenken“, meinte Tess. „Wir landen dort bei dem großen Höhlensystem und bringen unseren Jet-Container außer Sichtweite. - Ich versuche mal, ob es mir gelingt, genau in dieser Höhle Unterschlupf zu finden.“

„Wirkt, als ob ein Mammut sich in einem Dachsbau verkriechen will.“

„Ja, eine Mammut-Aufgabe erwartet uns.“

„Die Mammuts sind ausgestorben.“

„Tolles Vorbild. Wie sollen wir aus der ungünstigen Position wieder starten?“

„Gar nicht. Wir werden diesen Planeten mitsamt Tura und uns zerstören.“

„Die Deltorianer wollen uns etwas Wichtiges mitteilen.“ Bara hatte Recht: Das Grunzen war einem Fiepen gewichen, es hatte etwas Klägliches.

„Ich synchronisiere und moduliere ... also ich übersetze, so gut ich kann, und wenn ich es richtig verstanden habe, ist's was Sensationelles.“ Bara sah heiter aus. „Die Deltorianer behaupten, wir hätten eine Rakete, die tunneln kann – und deshalb wollten sie die Erde zerstören. Aber sie leugnen, dass sie eine derartige Rakete besäßen. Sie laden uns ein, damit wir uns auf ihrem Planeten umsehen können und sie würden uns Zugang gewähren zu allen Gebäuden und zu sämtlichen Archiven. Es scheint, da hatte jemand ein Interesse daran, dass wir uns gegenseitig vernichten.“

„Da gibt es eine große Anzahl infrage kommender Kandidaten. Vielleicht sollten wir eine Allianz bilden und gemeinsam herausfinden, wer uns aufstacheln wollte. Es ist immer dann ein günstiger Zeitpunkt, Misstrauen zu schüren, wenn man willens ist, Gerüchte als Wahrheit anzuerkennen. Ob unsere Zivilisationen so überleben werden?“

„Wir nehmen eure Einladung an. Es könnte ein Trick sein, um uns gefangen nehmen zu können – aber Vertrauen braucht einen Vorschuss. Es ist eine stabile Währung, wenn wir alle in diese Vertrauenskasse einzahlen. Merkt man, dass ich für die Finanzen an Bord des Raumschiffes verantwortlich bin?“ Raymond zuckte mit den Schultern.

„Ich glaube, sie haben dich verstanden, sie sehen erheitert aus. „Ein jeder metaphert nur, wie er metaphern kann, doch wer den rechten Zeitpunkt ergreifen kann, der wird gefeiert werden als Friedensmann.“

„Sein Denken in andere Richtung zu lenken – jeder Moment wird zum Wendepunkt – wenn mehr Vertrauen im Universum prunkt – dann ist immer ein günstiger Zeitpunkt.“

Wir waren berauscht vom Versöhnungsgedanken – und ein Nachhall dieses Gefühls schwingt noch immer in mir, wenn ich an diesen Moment zurückdenke. Es hat sich seitdem im Universum einiges bewegt auf das Konto des Vertrauens. Ein schöner Batzen ist zusammengekommen. Eine stabile Währung ist solange stabil, wie alle bereit sind, an sie zu glauben. Bara hatte uns die Verständigung ermöglicht – wir konnten Vertrauen hineinfließen lassen, so wie man flüssiges Gold in Formen gießt. Und mit diesen Vertrauens-Goldbarren kann man tatsächlich den Frieden einkaufen, so als ob man Brot einkauft.


ENDE

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.10.2011

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