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Opa Wunderlich




Das Jahr 1984:

„IIIIIIIIIIIIIIIHHH, Opa. Deine Zähne liegen wieder am Waschbecken“, kreischte ich.
„Ich weiß, aber zum Suppe essen brauche ich sie nicht“, gab er zurück und lachte.
Ich wusch mir die Hände und ging dann zu Opa in die Küche. Wir hatte aus seinem Garten Gemüse geholt. Kartoffeln, Lauch, Möhren und ein paar Gartenkräuter. Eben alles, was man für eine Suppe braucht. Als wir uns daran machten, das Gemüse für die Suppe zu schnippeln, klingelte das Telefon. Ich hopste von meinem Küchenstuhl, den ich leider immer noch brauchte, um Opa schnippeln helfen zu können und nahm den Hörer ab.
Ich hörte Opa gerade noch rufen: „Sag ihnen, wir haben doch keine Zeit.“
„Hier bei Wunderlich“, sagte ich.
„Hallo, mein süßer Schatz. Wie geht es dir? Hier ist deine Mama.“
Hätte sie gar nicht sagen brauchen. Erstens, weil ich die Stimme meiner Mama unter tausend anderen Stimmen erkannt hätte und zum zweiten, ich bin ja kein Baby mehr. Ich bin sechs. Da kennt man Mamas Stimme in und auswendig. Mamas Stimme klingt sanft und liebevoll, wenn wir kuscheln und uns Geschichten erzählen. Sie klingt bestimmt, wenn sie sagt, dass ich mein Zimmer aufräumen soll. Und sie klingt laut und schrill, wenn ich dies nicht getan habe.
„Ich soll dir sagen: Wir haben keine Zeit.“
„Ihr habt nie Zeit“, nun klang Mama enttäuscht.
„Wir kochen Suppe“, sagte ich beschwichtigend und erklärend.
„Das ist schön. Was macht ihr heute noch so?“
„Opa, was machen wir heute noch so?“, rief ich in die Küche.
„Wir stricken Regenbögen, backen Wolken und baden in Zuckerwatte“, gab er zurück.
„Roter oder blauer Zuckerwatte“, hakte ich nach.
„Blaue.“
„Okay. Die ist mir auch lieber. Die Rote klebt immer so am Popo.“
Wir lachten. Nur Mama nicht.
„Macht keinen Unsinn, ja?“, nun klang die Stimme meiner Mama besorgt.
„Nein, machen wir nicht“, sagte ich energisch und schüttelte den Kopf. Konnte meine Mama zwar nicht sehen, aber ich wollte überzeugend sein.
Sie seufzte.
„Und putze dir bitte vor dem Schlafen gehen die Zähne.“
„Mach ich. Bis morgen, Mama.“
„Bis morgen. Ich hab dich sehr lieb, mein Kind.“
„Ich dich auch Mama.“
Wir legten auf. Ich ging zurück zu meinem Küchenstuhl und stellte mich drauf. Nahm eine Kartoffel in die Hand und schälte sie.
„Du, Opa?“, fragte ich.
„Hm...“, brummte er nur und rückte sich seine Brille wieder zurecht.
„Sind wir Wunderlichs wunderlich?“, fragte ich vorsichtig.
„Potzblitz. Wer sagt denn so was?“, fragte er.
„Der blöde Kevin.“
„Dann sag dem Kevin mal, dass wir ganz normale Leute sind. Nur eben ein wenig anders.“
„Wie anders?“
„Super Klasse anders“, lachte Opa und zeigte sein blankes Zahnfleisch.
„Aber, der Kevin sagt, dass du ein Spinner bist.“
„So?“, Opa lachte immer noch.
„Ja. Er meint, du wärst gar kein echter Pirat, kein Zauberer und auch kein Entdecker.“
Ich wurde traurig.
„So ein Blödsinn.Man kann alles sein, alles was man will. Wenn man nur fest daran glaubt.“
„Ich glaube daran, dass ich eines Tages Bücher schreiben werde, die die Menschen gerne lesen. Bunte, fröhliche, farbenfrohe Bücher.“
Opa strich mir über den Kopf.
„Oh ja. Das wirst du.“
Er lächelte ein zahnloses Lächeln und schnippelte die von mir geschälten Kartoffeln klein. Dann gab er alles Gemüse in einen Topf mit Wasser.
Später aßen wir unsere selbstgemachte Suppe. Oder wie Opa sagte, unsere Abenteuerbrühe.
Nach der „Brühe“ gingen wir in den Garten. Piraten spielen. Opa und ich hatten uns aus Pappkartons ein Schiff gebaut. Mit Segeln aus alten Leinentüchern und einem gefährlich aussehenden Totenkopf darauf. Wir trugen Augenklappen, Ringelshirts und Gummistiefel. Ich sah durch das Fernglas.
„Harrrr, Nachbar Edde auf neun Uhr.“
Und schon hatte uns der Nachbar gesehen.
„Wunderlich“, rief er „Wunderlich. Ich brauch deine Hilfe.“
„Wir haben doch keine Zeit“, rief mein Opa zurück.
Lachend robbten wir durch den Schlamm, kenterten andere Schiffe und bargen die errungenen Schätze in unserem Schiff.
Als wir abends müde im Bett lagen sagte ich: „Opa wunderlich, du bist einfach wunderlich.“
Wir kicherten.
„Opa, wird es immer so lustig zwischen uns sein? Wird das je aufhören? Werden wir irgendwann wie alle Erwachsenen? Knurrig und unglücklich?“
„Wir Wunderlichs sicher nicht“, sagte Opa und lachte schallend.

Das Jahr 1989:

Meine Mama klopfte unentwegt an die Badezimmertür.
„Nun mach endlich auf“, schrie sie genervt „Nichts kann so schlimm sein, dass man es seiner Mutter nicht sagen kann.“
„Ich will mit Opa sprechen. Jetzt“, schrie ich zurück.
„Nein. Ich bin deine Mutter, ich bin jetzt hier. Also, rede gefälligst mit mir.“
„Ich will mit Opa sprechen“, sagte ich noch energischer.
„Nein.“
„Dann bleibe ich für immer und ewig hier im Badezimmer.“
Nun wurde ich trotzig.
„Das kannst du nicht. Irgendwann musst du raus kommen. Du musst essen, trinken und willst deine Mama sicher auch mal sehen.“
„Will ich nicht. Ich will meinen Opa. Jetzt.“
„Ach Kind“, seufzte meine Mama und ich hörte wie sie sich an der Tür herunterrutschen ließ „nun sag mir doch, was dir fehlt. Du kannst mir doch alles sagen. Ich verspreche dir, ich sage es auch nicht weiter.“
„Ich kann das nicht mit dir besprechen. Du verstehst das nicht.“
„Warum verstehe ich es nicht? Woher willst du das wissen?“
„Ich weiß es und will nur mit Opa sprechen.“
Ich hörte wie es raschelte. Meine Mama hatte sich wieder aufgerappelt.
„Dann bleib doch im Badezimmer. Mir egal. Wenn ich so eine böse Mutter bin, dann kann ich dir eben auch nicht helfen.“
Meine Mama schlurfte laut hörbar den Gang entlang bis zur Treppe, blieb kurz stehen und stieg dann die Treppen hinab.
Ich war so verzweifelt. Dringend musste ich mit Opa sprechen. Es hat sich soeben einiges verändert in meinem Leben und das kann ich nur Opa erzählen. Trotzig hielt ich durch, war mir aber sicher, dass meine Mama ihn nicht anrufen wird. Mütterlicher Stolz. Ich hab gefälligst mit ihr zu reden, wenn mir etwas fehlt.
Die Zeit zog sich wie Kaugummi. Ich versuchte Wattestäbchen in den Mülleimer zu schnipsen. Die flogen aber schlecht. Wahrscheinlich waren sie zu leicht. Draußen hörte ich Kinder spielen. Das war meine Chance! Ich ging zum Fenster und öffnete es. Unten im Hof sah ich Peter, der mit seinem Fahrrad im Kreis fuhr. Ich rief ihn und bat ihn, eine Nachricht an Opa Wunderlich zu überbringen. Peter wollte dafür 10 Murmeln aus meiner Sammlung. Schweren Herzens stimmte ich zu. In der Eckbadewanne kauernd wartete ich auf Opa.
Leise klopfte es an der Tür.
„Ich bin es“, sagte er nur knapp.
Ich stand auf und ging zur Tür.
„Bist du alleine?“
„Natürlich.“
Ich drehte den Schlüssel um und öffnete langsam die Tür. Opa trat ein, sah sich um und suchte wohl offensichtlich nach etwas, dass mir Sorgen bereitete. Als er nichts fand, drehte er sich um und sah mich an. Ich schloss die Tür wieder zu und setzte mich auf den geschlossenen Klodeckel. Er saß mir gegenüber und sah mich an.
„Ich...ich...“, fing ich an zu stottern.
Dann schwieg ich. Wie sollte ich Opa erklären, dass ich nun nicht mehr seine kleine Piratenbraut sein konnte? Er wird sicher sehr traurig sein.
„Deine Mama ist ziemlich sauer“, sagte er und lächelte.
„Ich wollte nicht mit ihr reden.“
„Warum nicht?“, fragte er nach.
„Sie versteht mich nicht.“
„Deine Mama liebt dich. Natürlich versteht sie dich.“
Ich rollte mit den Augen.
Es herrschte Stille. Opa sah zum Fenster hinaus, ich kaute auf meiner Unterlippe herum und versuchte die richtigen Worte für mein Problem zu finden.
„Ich kann nicht mehr deine kleine Piratenbraut sein“, sagte ich flüsternd.
Er sah mich an.
„Und warum nicht?“
„Weil ich heute eine Frau geworden bin.“
Die Kinnlade meines Großvaters hing bis zum Boden.
„Du bist was?“, fragte er fast tonlos.
„Eine Frau geworden.“
Er sah mich nur an. Stand da und sah mich an.
„Ich habe meine Tage bekommen, Opa.“
Seinem Blick nach zu urteilen, verstand er immer noch nicht.
„Meine Tage, Erdbeerwoche, Tante Rosa, Periode...“
„Ja, ich verstehe“, sagte er und lächelte.
Da klopfte es an der Tür.
„Wir haben keine Zeit“, rief Opa.
Wir lauschten den sich entfernenden Schritten. Ich fühlte mich unwohl. Mein Bauch tat weh. Die noch ungewohnte Binde in meinem Schritt störte mich beim sitzen. Also zog ich meine Beine an, umklammerte sie und wartete darauf, dass mein Großvater sich zu dem Drama um meine ansteigende Weiblichkeit äußerte.
Er setzte sich auf den Badewannenrand und sah mich an.
„Offensichtlich finden wir das nicht so gut, was da heute passiert ist?“, fragte er und zog eine Braue hoch.
Ich schüttelte energisch den Kopf.
„Und warum nicht? Wir sollten ein Fest feiern, fröhlich und ausgelassen sein. Du wirst erwachsen mein Kind und ich freue mich sehr darüber.“
Sanft lächelte er.
„Ich blute. Ich finde das nicht gut. Und ich kann keine Piratenbraut mehr sein. Ich kann nicht mehr mit dir schwimmen gehen. Ich kann vieles nicht mehr.“
Meine Augen füllten sich mit Tränen.
„Unsinn, kleines. Du kannst alles machen was du willst. Alles. Wenn dir nach Piraten spielen ist, können wir das machen. Wenn dir nach schwimmen ist, können wir das auch. Da gibt es doch diese...Wie heißen die doch gleich?...Ähm...“
„Tampons, Opa“, sagte ich und wischte meine Tränen an dem Ärmel meines Shirts ab.
„Richtig. Tampons. Mit denen kann man sehr wohl schwimmen gehen.“
Ich nickte.
Er nahm meine Hand und streichelte sie.
„Ich bin ein sehr stolzer Opa. Meine kleine Piratenbraut wird langsam Erwachsen. Freue dich. Es ist was besonderes im Leben eines jeden Mädchens.“
Ich fand es immer noch nicht so toll.
„Aber ich blute und mein Bauch tut weh.“
„Das bluten ist normal und gegen dein Bauchweh hilft eine Wärmflasche. Komm mit nach unten. Dann mache ich dir eine.“
Er strich mir über meinen Kopf. Beruhigend. Aufbauend. Wunderlich.
Ich stand auf, zog mein Shirt glatt und sagte: „Schau. Brüste bekomme ich auch schon.“
Mein Opa lachte, drückte mich fest an sich und sagte: „Dann gehen wir dir bald mal deinen ersten BH kaufen.“
Nachdem mein Opa mir eine Wärmflasche gemacht hatte und ich damit auf dem Sofa lag, hörte ich wie er zu meiner Mama sagte: „Meine Piratenbraut wird erwachsen. Das wollen wir feiern. Du brauchst nichts zu kochen. Wir gehen in das tollste Restaurant der Stadt.“
Meine Mama sagte nur „Oh...“
„Ach ja, Brüste bekommt sie auch schon“, legte mein Opa noch lachend oben drauf.
An diesem Tag, zog ich mein hübschestes Kleid an und Opa führte mich in das edelste Restaurant der Stadt aus. Ich fühlte mich nicht mehr wie eine Piratenbraut, sondern wie eine Prinzessin. Und meinen ersten BH hat er mir dann auch noch gekauft...

Das Jahr 2003:

„Opa Wunderlich, Opa Wunderlich. Ich muss dir was erzählen“, rief ich und rannte aufgeregt den Weg zu seinem Haus nach oben.
Er stand in seinem Garten und schnitt die Rosen.
„Was ist denn passiert?“, fragte er und sah mich prüfend an.
„Er hat mich gefragt, Opa. Er hat mich endlich gefragt“, sagte ich atemlos und zeigte ihm den Ring an meinem Finger.
„Ich freue mich so für dich.“
Ganz fest drückte er mich an sich und küsste mich auf die Stirn.
„Ganz romantisch. Draußen im Garten beim Picknick. Er hat den Ring in mein Sektglas gesteckt. Dummerweise hab ich ihn nicht gesehen. Man, hab ich gehustet bis das Ding wieder an der Oberfläche war.“
Ich lachte und hüpfte vor Freude auf und ab.
„Meine kleine Piratenbraut. Ich freue mich so sehr für dich.“
„Opa?“
„Ja, mein Kind?“
„Führst du mich zum Traualtar?“
„Von Herzen gerne“, sagte Opa. Das war das erste mal, dass ich ihn weinen sah!
Zwei Wochen später, gingen Opa und ich zum Brautausstatter. Er wollte mir das schönste Kleid auf Erden schenken. Wir suchten uns Kleider aus, die ich nacheinander anzog.
„Na, wie sieht das aus?“, fragte ich, als ich mit dem ersten Kleid wieder aus der Umkleide kam.
„Er schüttelte den Kopf.
„Zuviel Rüschen. Du siehst aus, als hättest du einen Vorhang um dich geschlungen.“
Ich winkte ab und lachte.
Das zweite Kleid.
„Grundgütiger. Also aus deinem ersten BH bist du schon lange herausgewachsen, oder? Dir fallen fast die Hupen aus der Bluse. Nein, das Kleid ist auch nichts.“
Energisch lehnte er es ab.
Während ich mich wieder umziehen ging, klingelte mein Handy.
„Nein, wir haben doch keine Zeit“, sagte er und drückte den nervenden Anrufer einfach weg.
Das dritte Kleid war Opa zu kurz, das Vierte hatte eine zu lange Schleppe. Das Fünfte war ihm zu altmodisch, das Sechste zu schlicht.
Ich brauchte eine Pause. Wir tranken eine Tasse Kaffee und die Verkäuferin ließ uns ein wenig allein.
„Wie habt Oma und du geheiratet?“, fragte ich ihn.
„Oma trug das Kleid ihrer Mutter. Es war sehr schön. Sie sah wunderschön darin aus“, schwärmte er.
Ich lächelte.
„Wir haben im Garten gefeiert. Mit Würstchen und Kartoffelsalat. Ein Freund von mir hat Gitarre gespielt. Alles war ausgelassen und fröhlich. Diesen Tag werde ich nie vergessen.“
„Würstchen und Kartoffelsalat“, fragte ich nach.
Er nickte und lachte.
„Das war für uns ein Festmahl.“
„Hm...Vielleicht grillen wir an diesem Tag. Wäre sicher lustig.“
„Bekomme ich ein Fässchen Bier? Ganz für mich alleine?“, fragte er und zwinkerte mich an.
„Natürlich“, versprach ich ihm.
Ich zog noch weitere 8 Kleider an. Opa gefiel keins davon. Als ich schon aufgeben wollte, sah er ein Kleid, dass versteckt zwischen Cocktail Kleidern hing.
„Kann sie das anprobieren?“, fragte er die Verkäuferin.
„Sicher. Es ist ein wunderschönes Kleid“, antwortete die Verkäuferin.
„Es ist das letzte, das ich anziehen werde. Gefällt es dir nicht, gehen wir nach Hause.“
Ich hatte die Nase gestrichen voll.
Als ich aus der Umkleide kam und Opa mich sah, wusste ich an seiner Reaktion, dass es das Richtige Kleid war. Er sagte nämlich nichts. Er sah mich nur an.
„Das ist es, oder?“, fragte ich ihn.
Er nickte. Er hörte gar nicht mehr auf zu nicken.
„Verdreh dir nicht deine Halswirbel“, neckte ich ihn.
„Du siehst zauberhaft aus. Wunderschön. Wie ein Engel.“
Ich freute mich. Mission Brautkleid kaufen war erfolgreich erledigt.
Nach dem Brautkleid Marathon gönnten wir uns ein Eis und setzten uns im Park auf eine Bank. Wir redeten. Über die Zukunft, die Vergangenheit. Schöne Zeiten, schwere Zeiten. Ich liebte es, wenn Opa mir Geschichten aus seinem Leben erzählte.
Dann kletterte ich auf den Spielturm, der im Park stand. Von oben rief ich dann: „Edler Ritter, bitte, eilen sie mir zu Hilfe. Ich bin eingeschlossen.“
Opa grinste.
„Holde Maid, ich eile. Ich bin gleich da.“
Dann begann er, den Turm zu erobern. An der Wackelbrücke blieb er hängen und fiel.
„Mein Ritter, wo bleibt ihr nur?“, fragte ich.
„Einen Moment noch, Holde Maid. Ihr edler Ritter hat sich gerade aufs Maul gelegt.“
Zwei Monate später, war mein großer Tag. Ich ließ mich von Opa zum Traualtar führen. Es war alles perfekt. Selbst die Würstchen und der Kartoffelsalat. Freunde und Familie waren da. Die Kinder badeten im Pool, die Erwachsenen unterhielten sich und ich zog Opa aus dem Getümmel in unser Piratenschiff. Das gab es immer noch. Mittlerweile war es ganz schön abgenutzt und farblos. Aber es war immer noch unser Schiff.
„Es wird sich doch jetzt nichts ändern zwischen uns, oder?“
Opa klang traurig.
„Nie und nimmer, Wunderlich“, sagte ich und drückte ihn fest an mich.
Er griff in seine Hosentasche. Zum Vorschein kam eine Silberkette mit einem blauen Stein in Tropfenform als Anhänger.
„Dreh dich um“, sagte er.
Ich drehte mich um, nahm meine Haare bei Seite und er hing mir die Kette um.
„Sie ist wunderschön“, sagte ich und küsste ihn auf die linke Wange.
Nachbar Edde rief: „Würstchen sind fertig.“
„Wir haben doch keine Zeit“, sagte Opa, schlang seinen Arm um mich und ich lehnte mich an ihn.
Wenn Opa und ich zusammen waren, hatte er nur Zeit für mich. Immer. Egal was war. Er war für mich da, zu jederzeit und ich fühlte mich ihm immer so nah, wie keinem anderen Menschen.
Wir betrachteten den Sonnenuntergang und fühlten uns einfach nur glücklich und zufrieden...

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