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Die Farbe Purpurpink



Ich lag im Bikini auf meiner alten, zerfledderten und rostigen Hollywoodschaukel im Garten. Die Sonne schien warm, die Vögel zwitscherten und es roch nach frisch gemähtem Gras.
Morgen war es so weit. Ich wurde alt. Nicht alt. Älter. Und so langsam merkte ich, dass mir das so gar nicht gefiel.
33.
33 Jahre.
Ich seufzte und drehte mich auf den Bauch.
33 ist nicht alt. Auf der anderen Seite - zu alt, um in eine Disco zu gehen. In unserer Kleinstadtdisco bist du mit 25 bereits zu alt dafür. Die Teenies haben die Disco erobert und mich somit noch mehr altern lassen.
Mit 33 hat man auch keine Zeit mehr für nichts. Man hat einen großen Freundeskreis, halberwachsene Kinder und einen guten, mittelständischen Job. Zugegeben: Ich habe nichts davon. Freunde hatte ich nie. Oberflächliche. Aber keine richtigen. So mit Klamotten tauschen, Schminktipps geben und gegenseitigem Kaltwachsstreifen vom Körper abziehen. Erst seit etwa 2 Jahren habe ich einen besten Freund. Schwul, glatzköpfig und zickiger, als eine ganze Gruppe pubertierender Teenager.
Ich arbeite als Putzfrau in einer Produktionsfirma. Halbtags. Ich putze und putze. Gehe ich nach getanem Dienst nach Hause, sieht es aus, als wäre ich gar nicht erst da gewesen. Produktion halt. Naja, und mit Kindern hat es auch nie geklappt. Drei Beziehungen hatte ich in meinem Leben. Mit dem Ersten war ich 6 Monate zusammen, mit dem Zweiten 8 und mit dem Dritten ganze 10. Von keinem der drei wollte ich Kinder. Zumindest nicht nach so kurzer Zeit.
Wieder drehte ich mich auf meiner alten Hollywoodschaukel um.
Da klingelte mein Handy.
„Na Schätzelein, was treibst du so?“
Nick war dran. Mein schwuler, zickiger Freund.
„Ich liege im Garten. Langweile mich und denke über mein Leben nach.“
„Da hilft nur Alkohol“, sagte er bestimmt.
„Ich fürchte ja“, gab ich zurück.
„Bin gleich bei dir“, sagte er hastig und legte auf.
Während ich auf ihn wartete, stellte ich fest, dass mein Leben so gar nicht gelaufen war, wie ich es mir immer vorgestellt hatte.
Grundgütiger!
Ich werde doch nicht eine dieser alten Schachteln die immer nur Trübsal blasen und am meckern sind? Und so schlecht war mein Leben auch nicht. Nie gewesen, ist es nicht und wird es nicht sein. Ich hatte immer viel Spaß.
Nick fuhr mit seinem Fahrrad vor. Er hatte tatsächlich ein Klapprad. So etwas wird seit Jahrzehnten nicht mehr gebaut. Aber Nick hat eins. In purpurpink. Ja, es gibt tatsächlich eine Farbe, die so heißt.
Auf seinem Gepäckträger hatte er einen Korb, jede seiner Fahrradspeichen hatte ein Katzenauge inklusive dieser Perlen die man sich an die Speichen heftet und die jedes mal klacken, wenn sie während der Fahrt von oben nach unten sausen. Nick hat auch keine Klingel.
Nein. Er hat eine druckluftbetriebene Vuvuzela!
Hinten auf den Ballon drücken, vorne kommt ein Ton raus. Nur, hast du den Ton gehört, hörst du die nächsten drei Wochen gar nichts mehr. So laut ist das. An seinem Lenker befindet sich ein Kompass. Er meint, er fühle sich so sicherer. Wegen verfahren und so. Ich hab ihm zu seinem letzten Geburtstag ein Navigationsgerät gekauft. Er kam damit nicht zurecht und hat es für einen Spottpreis bei Ebay vertickt. Das hölzerne Windspiel an seinem Lenker verstummte, als er anhielt.
Nick trat in meinen Garten. Barfuß. Mit weißen Turnschuhen durch den Garten laufen, könnte Grasflecken geben.
Ja, Nick ist ein Geck.
Einer, den man in der Schule ständig geärgert hat und über den man heute immer noch lacht, wenn man ihn sieht. Aber, wir passen zusammen wie Arsch auf Eimer. Schließlich habe auch ich meine Eigenarten.
Nick trampelte über das Gras in meine Richtung. Hielt eine Flasche Bacardi und eine Flasche Apfelsaft hoch. Grinste über alle 4 Backen.
Ich rappelte mich von meiner Schaukel runter, umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange.
Wischte er natürlich mit dem Handrücken und einem lauten „Bäh“ wieder ab.
Der Keime wegen!
Ich holte aus der Küche zwei Maßkrüge, spülte sie mit kaltem Wasser aus und trug sie nach draußen. Nick saß auf meiner Hollywoodschaukel, hatte sich mit Desinfektionstüchern bewaffnet und wischte über die Armlehnen. Ich verdrehte die Augen und setzte mich neben ihn. Er klemmte sich einen Maßkrug zwischen die Beine und füllte ihn halb mit Bacardi und halb mit Apfelsaft, reichte ihn mir und machte für sich dann das Gleiche. Ich lehnte mich zurück, schloss die Augen.
„Ich werde 33.“
Er zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß. Und?“
„Naja......“
„Was naja?“
„Ich hab das Gefühl, was verpasst zu haben. Nicht mithalten zu können oder noch ganz viele Dinge machen zu wollen, die ich immer machen wollte, aber nie getan habe.“
„Geht glaub ich jedem so“, murmelte er und nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Krug.
„Dir auch?“, fragte ich nach.
„Klar. Ich hätte gerne einen Freund, ein Auto und volles Haar. Ich würde gerne mal an einem richtigen Strand am Meer liegen und ich möchte wissen wie es ist, normal zu sein.“
„Du und normal. Könnte ich dich wahrscheinlich gar nicht leiden“, kicherte ich.
Er stupste mich in die Seite und grinste ebenfalls.
„Was würdest du denn gerne machen wollen?“, fragte er mich.
Ich überlegte. Jetzt wo ich gefragt wurde, wollte mir nichts einfallen.
„Ein Tattoo hätte ich gerne. Ich würde gerne mal Bungee springen und außerdem Hummer essen gehen in einem scheiß teuren Restaurant.“
„Das ist doch alles möglich.“
„Aber das schaffe ich an einem Tag nicht alles“, sagte ich und zog eine Schnute.
„Aber sicher. Wir schaffen das, noch ehe die alte Turmuhr Mitternacht schlägt“, lächelte er und hielt mir seine Hand hin.
Ich schlug ein. Waren es die alternden Hormone oder der Bacardi oder einfach nur die Abenteuerlust? Keine Ahnung.
Ich zog mir Jeans und Shirt an, nahm noch einen kräftigen Schluck vom Bacardi und war bereit für jede Schandtat. Nick hatte den Korb von seinem Gepäckträger abgemacht und wies mich an Platz zu nehmen.
„Madame, bitte setzen Sie sich.“
Ich machte einen Knicks und setzte mich.
„Ich bin dafür, dass wir erst mal Hummer essen gehen“, meinte er und schwang sich auf sein Rad.
Er musste ganz schon treten, damit wir einigermaßen in Schwung kamen.
In der Stadt gab es ein Lokal in dem ich noch nie gewesen war. Zu teuer für eine Putzkraft. Nick hielt davor an. Als wir das Lokal betreten wollten, hielt uns einer der Kellner zurück.
„Ich kann sie so nicht eintreten lassen. Abendgarderobe ist Pflicht.“
„Wir müssen nicht unbedingt hinein, wir wollen nur einen Hummer haben“, sagte Nick.
Der Kellner sah uns an und hatte wohl Mitleid. Er wies uns an, hinten im Hof auf ihn zu warten. Nick und ich taten wie uns befohlen. Etwa 20 Minuten später, kam der Kellner zu uns. In der Hand hielt er eine Plastiktüte. Nick bezahlte und wir machten uns davon. Ich fühlte mich nicht ganz wohl in der Nähe des Restaurants. Aber wohin sollten wir nun gehen?
Nick zog mich in den Park. Dort setzten wir uns auf eine Bank. Nick zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche. Er schüttelte es auf und legte es zwischen uns.
„Eine Tischdecke“, lächelte er.
Dann stand er auf, pflückte ein paar Gänseblümchen und legte diese auf die Tischdecke. Er öffnete die Tüte mit dem Hummer darin und legte diesen ebenfalls auf die Tischdecke.
„Es ist serviert“, sagte er grinsend.
Zugegeben, jetzt wo der Hummer vor mir lag, fand ich ihn gar nicht mehr so toll. Die komischen Zangen und das ganze Aussehen von dem Tier.
„Iss“, forderte Nick mich auf.
Ich schüttelte den Kopf.
Er lachte schallend.
„Mir geht es auch so. Ich mag das Ding auch nicht essen.“
„Lieber an den See, zum Bungee?“, fragte ich.
Er nickte.
Wir stiegen wieder auf sein Rad. Das hölzerne Windspiel an seinem Lenker, baumelte während der Fahrt hin und her. Es hatte einen hellen Klang. Irgendwie beruhigend. Ich schloss meine Augen, genoss den Klang und den Wind in meinem Haar.
Am See gab es eine Möglichkeit Bungee zu springen.
Nick machte alles klar und ich stand kurze Zeit später in 50 Metern Höhe auf dem Turm, zum Bungee. Der Gurt um meinem Körper, schnürte mich ein. Ich hatte das Gefühl kaum atmen zu können. Ich machte winzig kleine Schritte, bis ich mit meinen Zehen ganz am Rand des Turms stand. Ich sah stur geradeaus. Bloß nicht runter sehen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Mein Puls raste. Gedanken drehten sich wirr in meinem Kopf. Mein Körper fühlte sich wahnsinnig schwer an.
Ich drehte mich zu dem Security Typ um.
„Könnte ich vielleicht noch kurz auf die Toilette? Und mein Hals, mein Hals ist so furchtbar trocken. Könnte ich noch etwas zu trinken haben? Oh, und mein Handy. Ich möchte noch kurz eine SMS tippen. Wer weiß was passiert.“
„Natürlich. Vielleicht ein Sektchen vor dem Sprung? Eine kleine Massage oder ein 5 Gänge Menü?“
Der Typ sah mich finster an.
„Ich meinte ja nur“, brummte ich vor mich hin.
Ich seufzte und versuchte mich auf meinen Sprung zu konzentrieren.
„Alles ist gut. Du schaffst das, Ela. Augen zu und durch“, redete ich mit mir selbst.
Ich streckte meine Arme seitlich gerade von mir ab. Öffnete wieder meine Augen, spürte, wie mein Gurt spannte, fühlte mich ängstlich und unterlegen.
Aber dann ließ ich mich einfach nach vorne fallen. Mein Atem stockte und für ein paar Sekunden dachte ich, mein Herz hört auf zu schlagen.
Freier Fall.
Das Kribbeln in meinem Bauch fühlte sich wahnsinnig gut an.
Und ich fing an zu schreien. Ohne Sinn. Ich rief einfach: AAAAAAAAAAAA.....
Zu mehr war ich sowieso nicht in der Lage.
Was war das für ein geiles Gefühl. Schwerelos. Frei.
Es waren nur Minuten, aber mir erschien es wie eine Ewigkeit. Ich fühlte mich einfach nur gut.
Nick stand unten und wartete, bis mir der Gurt abgenommen wurde und ich wieder den Boden unter meinen Füßen spüren konnte.
Ich war total aufgekratzt.
„Man, war das geil. Das kribbelt überall. Von den Haarspitzen, bis in die kleine Zehe. Ich fühle mich frei, leicht. Das war der Wahnsinn.“
Ich zappelte hin und her. Konnte nicht stillstehen. Ich fuchtelte mit meinen Armen wirr in der Gegend herum.
Nick lächelte nur.
„Und in meinem Kopf war alles still. Ganz plötzlich. Als würde die Welt still stehen. Ich hörte nichts mehr, sah nichts mehr. Und der Wind hat mich getragen. Es war einfach......WOW“, plapperte ich weiter „ich hatte nur Angst, mir in die Hosen zu pischern, vor lauter Begeisterung. Ich hatte mich so sehr vergessen. Man war das spitze.“
Ich versuchte ruhig zu werden, um besser Luft zu bekommen. Nick hielt mir meine Arme nach oben. Das mache die Lungen frei, meinte er.
Es dauerte lange, bis ich mich beruhigen konnte. Bis mein Herz nicht mehr so dolle schlug und mein Atem sich verlangsamt hatte.
Dann lagen wir im Sand. Ich fühlte mich total komisch. Befreit und doch bedrückt. Schwerelos und doch wie ein Sack Beton. Die Sonne war bereits unter gegangen. Der Strand lichtete sich. Stille kehrte ein.
Nick unterbrach nach einiger Zeit die Stille. Er ließ Sand in meinen Nabel rinnen.
„Wo willst du das Tattoo eigentlich hin haben?“
„Weiß nicht genau.“
Ich dachte nach.
„Vielleicht hier“, meinte Nick und strich mir mit einem Finger um den Nabel.
Moment! Das war ein wenig zu zärtlich. Ich kniff meine Augen zusammen und sah ihn an. Er war damit beschäftigt, mir weiter Sand in den Nabel rinnen zu lassen, um ihn mit dem Zeigefinger wieder zu entfernen. Schien dieser Moment nur mir so vertraut und intim oder ging es ihm auch so?
Dann hörten wir die alte Turmuhr schlagen. Es war 23 Uhr. Wie schnell die Zeit doch verging.
Nick schrak auf.
„Nur noch eine Stunde bis Mitternacht. Auf zum Tätowieren.“
Er zog mich auf, wir schwangen uns wieder auf sein Rad und fuhren in die Stadt zurück.
Das Klangspiel klingelte schnell und heftig vom Fahrtwind geschüttelt.
Als wir beim Tätowierer ankamen, war der Laden bereits geschlossen.
„So ein Mist“, schimpfte Nick.
„Nicht so schlimm“, sagte ich geknickt „morgen ist auch noch ein Tag.“
„Wir haben beschlossen, alles zu erledigen. Noch ehe die Turmuhr Mitternacht schlägt.“
Er ging die Straße auf und ab. Nachdenklich.
Dann sah er das Gebäude hoch. Oben brannte noch Licht. Er bückte sich, nahm einen Stein und warf ihn an die Scheibe. Nichts. Er nahm noch einen und warf ihn ebenfalls. Nichts. Den nächsten warf er so fest, dass es klirrte. Ich dachte schon, dass er die Scheibe eingeschossen hätte.
„Lass uns gehen“, flüsterte ich ängstlich.
„Nix da. Du bekommst heute noch dein Tattoo.“
Die alte Turmuhr schlug bereits halb zwölf.
Dann ging das Fenster oben auf.
„Sag mal bist du bescheuert?“, schrie uns ein Kerl an.
„Wir brauchen ein Tattoo“, schrie Nick zurück.
„Ich brauch auch viel. Macht, dass ihr weg kommt“, schrie der Tätowierer zurück und knallte das Fenster wieder zu.
Nick gab nicht auf. Wieder bückte er sich nach einem Stein, hob ihn auf und warf ihn ans Fenster.
„Nick, lass es. Komm wir gehen“, versuchte ich ihn zu überreden. Ich flüsterte. Traute mich kaum zu atmen.
„Nix da. Du willst ein Tattoo, du bekommst ein Tattoo.“
„Ach“, winkte ich ab „so sehr wünsche ich mir gar keins.“
War natürlich gelogen, aber ich hatte Respekt vor dem Tätowierer. Ihn erst wütend machen und dann soll er mir noch ein Tattoo stechen? Ich fürchtete um mein Leben.
„Was?“, brüllte der Tätowierer aus dem Fenster.
„Komm schon. Wir brauchen ein Tattoo. Meine Freundin hat morgen Geburtstag und sie wünscht sich ein Tattoo. Bitte.“
Der Tätowierer kratzte sich am Kopf.
„Was soll's. Ich komm runter“, brummte er.
Nick freute sich total. Mir war eher nach weglaufen. Ein wütender Tätowierer. Das könnte in die Hosen gehen.
Der Kerl öffnete den Laden und ließ uns hinein. Er starrte mich an.
„Die Lady hätte also gerne ein Tattoo?“
Ich nickte, kam mir ein bisschen blöd vor. Versteckte meine Hände in den Taschen und sah auf den Boden.
„Was hättest du denn gerne und wohin?“, fragte er mich während er sich auf seinen Hocker setzte und Einmalhandschuhe anzog.
„Ich hätte gerne einen Stern. Hier“, sagte ich und hob mein Shirt. Ich zeigte auf die Stelle unterhalb des Bauchnabels. Leicht links.
„Aha“, knurrte er „und welche Farbe soll er haben?“
„Purpurpink“, sagte ich leise.
Er lachte laut auf.
„So eine Farbe gibt es? Na, mal sehen womit ich dienen kann.“
Er zeigte mir seine ganze Farbpalette und ich fand eine Farbe, die Purpurpink ziemlich nahe kam. Nick lächelte stolz.
Ich legte mich auf die Liege und knöpfte meine Hosen auf. Zum Glück war Nick dabei. Mich hätte spätestens jetzt der Mut verlassen. Wie immer, wenn ich nervös bin, musste ich dringend Pipi und hatte zu allem Überfluss auch noch Durst. Aber ich hielt mich tapfer zurück.
Der Tätowierer hatte in der Zwischenzeit dir Vorlage aufgemalt und machte sich daran, das Tätowiergerät mit Farbe zu füllen. Das Gerät hörte sich an wie der Bohrer beim Zahnarzt. Nun hatte ich erst recht Angst. Angstschweiß stand mir auf der Stirn. Nick kam zu mir und hielt meine Hand.
„Wenn du das geschafft hast, verspreche ich dir, creme ich dir dein Tattoo Tag täglich mit Heilsalbe ein. Versprochen.“
Als der Tätowierer anfing zu stechen, fühlte es sich an, als würde man mich mit einem Skalpell traktieren. Es tat ganz schön weh. Aber ich hielt durch und nur 20 Minuten später hatte ich meinen Stern in Purpurpink auf dem Unterbauch.
Ich stand vor dem Spiegel und drehte mich hin und her.
„Schick“, sagte ich stolz.
Der Tätowierer lächelte.
Nick zahlte mein Tattoo und wir machten uns auf den Weg zu seinem Fahrrad. Und genau in diesem Moment schlug die alte Turmuhr Mitternacht.
„Happy Birthday“, rief Nick und drückte mich ganz fest an sich. Auf dem Weg nach Hause, hielten wir noch an der Tankstelle und kauften zwei Flaschen Sekt. Das hölzerne Windspiel ließ wieder seinen hellen Klang ertönen. Bei mir zu Hause setzten wir uns auf meine Hollywoodschaukel, öffneten den Sekt und feierten ausgelassen. Ich war froh nicht alleine zu sein. Ich hatte meine Beine auf seinen Schoß gelegt. Sanft schaukelten wir hin und her.
„Was für ein Tag“, lächelte Nick.
„Ein klasse Tag und ich bin froh ihn mit dir erlebt zu haben.“
Ich schloss meine Augen. Jetzt erst spürte ich, wie müde ich war.
„Bin gleich wieder da“, sagte Nick, stand auf und ging zu seinem Fahrrad. Als er zurückkam, hielt er eine Schatulle in den Händen. Sie sah wunderschön aus. Schwarz, mit einer silbernen Schnalle daran. Sehr elegant.
„Das ist für dich“, sagte er und grinste.
Ich nahm sie, streichelte darüber und versuchte sie zu öffnen. Sie war verschlossen. Ungläubig sah ich Nick an.
„Ich wollte dir erst noch was sagen“, flüsterte er.
Er klang nervös. Zitterte leicht.
In meinem Kopf drehte sich alles. Was war los?
„Also ich,....ich bin....ich hab.....ich....“, stotterte er.
Ich sah ihn an, zog eine Braue hoch.
„Ich bin nicht schwul“, brach es da aus ihm heraus „ich hatte mich in dich verliebt, aber du hast mich keines Blickes gewürdigt. Also tat ich als wäre ich schwul um an dich heran zu kommen. Was ja auch geklappt hat.“
Er lächelte mich an.
Dann gab er mir den Schlüssel zur Schatulle. Ich öffnete sie und heraus kam eine wunderschöne Kette. In Purpurpink natürlich.
„Passend zum Tattoo“, lächelte er.
Ich streifte sie mir über den Kopf, beugte mich zu ihm und drückte ihm sanft einen Kuss auf die Lippen. Wir kuschelten uns auf die Hollywoodschaukel. Ich genoss seine Nähe, seine Wärme und schmiegte mich an ihn. Was für ein Tag..............

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Tag der Veröffentlichung: 07.08.2011

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