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Ab in die Provence




Frankreich gehört zu unserem Lieblingsurlaubsland.
Wir hatten unseren Urlaub akribisch geplant.
Routen und Zwischenübernachtungen ausgesucht und gebucht
Der Tag der Abreise war gekommen.
Koffer, Hund, Reiseproviant waren im Auto verstaut.
Ich verabschiedete mich von unserem Nachbarn, der sich während unserer Abwesenheit um unser Haus kümmerte. Ich gab den Hausschlüssel ab.
Mein Mann schaute noch mal nach, ob wirklich alle Fenster geschlossen, alle Stecker raus gezogen und der Herd ausgeschaltet war.
Er schloss die Haustür ab. Hast du auch alles? Deine Sonnenbrille, Ausweis, Fotoapparat, rief er mir zu.
Wie oft hatte ich schon meine Sonnenbrille vergessen, ohne die ich nicht gucken konnte. Auf dem Weg zur Autobahn kam die Frage, hast Du das Bügeleisen ausgestellt, du hast doch noch gebügelt? Der Kerl verunsicherte mich völlig und wir fuhren zurück und schauten nach. Bis zur Autobahn war dann die Stimmung getrübt.
An diesem Morgen, unserem Abreisetag nach Frankreich, waren wir aber voll im Zeitplan. Unsere Ziele hatten wir in die Navigation eingegeben, um 9Uhr sollte es losgehen. Mittags wollten wir in Trier sein, unserer ersten Zwischenübernachtung. Nachmittags wollten wir am Porta Nigra sein.
Ein letztes Winken von mir zum Nachbarn, ich wollte gerade ins Auto einsteigen, mein Mann drehte den Zündschlüssel…
Bub… bub… bub…, was war das?
Das Auto sprang nicht an, noch mal wieder, 2. Versuch, bub… bub… bub…, wieder nichts.
Verdammte Kiste, die Batterie, konnte es nicht sein, sie war erst ein Jahr vorher erneuert worden. Es half nichts, Hund ausladen und eine Werkstatt vor Ort anrufen.
Sie kamen eine viertel Stunde später mit einem Überbrückungskabel.
.
Das Auto sprang an, so dass wir zu unserem Händler fahren konnten und vorsichtshalber die Batterie austauschen ließen.
Inzwischen war eine Stunde vergangen. Um die Batterie auszubauen mussten wir Hund samt Hundefutter aus dem Kofferraum entfernen. Die Elektronik in unserem Auto hatte beim Beladen zu viel Strom verbraucht.
Du hast beim Packen die Türen und den Kofferraum zu lange aufgelassen. Typisch mein Mann, er packt ja nicht. Wie soll ich denn das Packen bewerkstelligen. Koffer rein, Türen zu, da sind ja noch so viele Lücken, die auch voll gestopft werden müssen.
Klappe auf, Hund rein, Klappe zu, rein ins Auto, Türen zu, ab in den Urlaub. Inzwischen war es 12 Uhr Mittags.
An der Burg Ramstein, Kogel, hieß der Ort bei Trier, kamen wir gegen 17 Uhr an.
Unser Zeitplan war natürlich durcheinander. Im nahe gelegenen Wald, machten wir einen ausgiebigen Spaziergang mit unserem Hund. Die Fahrt hatte uns müde gemacht und wir genossen den Spaziergang und unser Timmi auch.
Trotz der angenehmen Temperaturen im Wald, war unserem Hund warm und ehe wir eingreifen konnten, legte er sich in eine vom letzten Regen übrig gebliebene Schlammpfütze auf dem Waldweg.
Das fehlte noch, weit und breit kein Bach wo wir ihn hätten reinschicken können. Der Hund voller Schlamm und stank nach Modder.
So konnten wir mit ihm nicht ins Hotel hinein.
Wir organisierten uns einen Eimer am Hotel und entnahmen aus einem Wasserhahn Wasser, damit bekam er eine anständige Dusche. Mit einem Sprung zur Seite rettete ich mich, denn Hunde schütteln sich gern das Fell nach dem Duschen.
Ersatzkleidung hatte ich im Koffer, der im Auto auf der Rückbank lag. Für die Zwischenübernachtungen hatten wir nur das Notwendigste in einer Tasche, und hatten ja noch einen Tag vor uns.
Mit einem schönen Abendessen, einem Glas Rotwein, einem sauberen, braven Hund endete
dieser Tag auf der Terrasse des Hotels.
Am nächsten Morgen brachen wir nach dem Frühstück auf und fuhren nach Trier. Die Stadtbesichtigung der ältesten Stadt Deutschland, musste kürzer ausfallen, als wir es ursprünglich vorhatten.
Außerhalb, am Stadtrand parkten wir ganz in der Nähe der Mosel.
An der Uferpromenade direkt an der Mosel konnten wir auf einem Spazierweg fast in die Innenstadt laufen. Unserem Hund gefiel es auch.
Nach ca. 5km bogen wir den Hinweisschildern folgend ab, zum Porta Nigra.
Wir besichtigten noch den Dom der zum Weltkulturerbe der Unesco gehört.
Unsere Füße taten vom Laufen weh, aber die schöne Stadt entschädigte uns.
Die Zeit drängte. An unserem Auto angekommen aßen wir Obst und holten uns aus dem Supermarkt Getränke. Für unseren Hund hatten wir Wasser in Flaschen abgefüllt.
Die nächste Strecke führte über Luxemburg nach Dijon in Frankreich.

In Luxemburg, 100km von der französischen Grenze hielten wir zum Tanken noch mal an. Das Benzin war in Luxemburg erheblich günstiger als in Deutschland und Frankreich.
Wir rechneten uns aus, dass wir mit einer Tankfüllung die 800km bis zu unserem Urlaubsziel schaffen würden.
Der nächste Zwischenstopp sollte Dijon sein.
Unsere Hotelpapiere und eine Karte von Dijon lagen in einer kleinen durchsichtigen Plastikhülle im Handschuhfach.
Mein lieber Mann verließ sich nie ganz auf die Navi.
Er bat mich zwischendurch, doch schon mal in den Stadtplan von Dijon zu schauen. Als guter Beifahrer wollte ich nachschauen, an welcher Straße in Dijon wir abbiegen müssten. Ich griff ins Handschuhfach, das Serviceheft lag da, ein Kugelschreiber, Notizzettel, Pfefferminzbonbon, nur der kleine Umschlag mit den Reiseunterlagen war nicht da. ich streckte meinen Arm, verbog meinen Kopf…, nichts.
Mir wurde flau im Magen, nicht vor Hunger. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. es blieb nur eines! Ich hatte die Unterlagen in das Seitenfach der Tür gesteckt, beim Tanken die Tür geöffnet und es war raus gefallen.
Genau an der französischen Grenze trat mein Mann auf die Bremse, während ich ihm sagte, die Papiere sind weg. Zwei Grenzbeamte standen dort, und unterhielten sich, winkten uns durch weil wir abgebremst hatten.
Mein Mann parkte auf einem Parkplatz. Wo können die Papiere sein, hast du überall nachgeschaut? Ich erzählte ihm von meiner Vermutung, die Papiere an der Tankstelle verloren zu haben. Es kam von ihm die Bemerkung, die Papiere gehören ins Handschuhfach, wie kannst du nur usw.
Es blieb uns nichts anderes übrig, wir müssten 100 km zurück zur Tankstelle fahren.
Ich konnte nur hoffen, jemand hatte sie gefunden und abgegeben. Notfalls würde ich auch im Abfalleimer suchen, dachte ich, denn es könnte auch jemand gedacht haben, es sei Werbung, so wie der Umschlag aussah.
Mein Mann blieb dann doch die restlichen 80km bis zur Tankstelle erstaunlich ruhig und ich sagte auch kein Wort.
Endlich an der Tankstelle angekommen sprang ich aus dem Auto und lief in den Verkaufsraum.
Kassierer und Kassiererin hatten nichts gefunden, schüttelten auf meine Frage den Kopf.
Also blieb nur der Mülleimer, an den Zapfsäulen. Oberflächlich war nichts zu sehen. Ich wollte mir Einmalhandschuhe aus dem Auto holen.
Als ich auf das Auto zuging, saß mein Mann auf dem Fahrersitz und hielt mir triumphierend die Papiere entgegen. Ich brauchte nur einmal rein zugreifen, sagte er.
Sie waren ganz nach hinten gerutscht und ich hatte sie eingezwängt im Gurt übersehen.
Uffs, mir fiel ein Stein vom Herzen.
Nun fuhren wir erleichtert wieder zurück zur Grenze Richtung Dijon.
Wir hatten drei Stunden verloren und kamen gegen Abend dort an.
Es war abendteuerlich unser Hotel in der Innenstadt von Dijon zu finden.
Kleine Gassen und Einbahnstrassen. Das Hotel war mitten in der Innenstadt am Marktplatz und an der Basilika.

Das Hotel besaß aber eine überwachte Garage. Mit unserem größeren Gefährt war es ein Balanceakt und Rangieren auf kleinstem Raum um in der Garage zu parken. Drei Autos standen nebeneinander, und neue die kamen, mussten dahinter parken, Stossstange an Stossstange. Wir waren das letzte Auto in der Reihe, es blieb eine Autolänge zum Wenden.

da wir aber unser großes Gepäck im Auto ließen, fanden wir die Videoüberwachung gut.
Nachdem wir uns angemeldet hatten fuhren wir mit Handgepäck und Hund in einem engen Fahrstuhl in den vierten Stock, wo sich unser geräumiges Zimmer befand.
Nachdem wir die Vorhänge aufgezogen hatten wurde der Blick frei auf den Dom, verwinkelten Hinterhöfen, Gassen und blassroten Tondächern wie sie in Frankreich und südlichen Ländern üblich sind.

Nachdem wir Betten und Bad inspiziert hatten, meldete sich unser Magen.
Unser Timmi freute sich auch. Wir hatten zwar Pause gemacht auf der Tour um den Hund zu bewegen, aber seine Zeiten waren aus den Fugen geraten.

Als wir aus der Hoteltür auf die Straße traten, entschieden wir uns, Richtung Marktplatz zu gehen. Wir wollten versuchen einen Park oder Platz für unseren Hund zu finden, wo er sein Geschäft erledigen könnte. Nichts, kein Baum, kein Strauch, alles gepflastert. Die Franzosenhündchen machen ihr Geschäft auf der Straße.

Ich hatte einen großen Setter, der war nicht ohne. Für Notfälle hatte ich immer Tüten dabei.
Unser Hund machte nicht auf der Straße, er ging immer ins Gestrüpp, wo ihm keiner zuschauen konnte. Endlos liefen wir in Nebenstraßen, endlich ein Grünstreifen wurde unsere und seine Rettung. Er konnte sich endlich lösen. Ich sammelte es in einer Tüte auf und warf es in die nächste Abfalltonne, wie es sich gehört. An einem Brunnen konnte ich mir die Hände waschen, und der Hund trinken.

Wir hatten inzwischen Hunger und Appetit auf ein schönes französisches Essen.
Restaurants gab es genug, aber wenig Tische die frei waren.
Was machen, wenn man sich nicht auskennt…, fragen.
Wir liefen wieder Richtung Marktplatz. Eine junge Frau kam hinter uns telefonierend mit dem Handy und einer Mappe unter dem Arm. Eine Studentin dachten wir. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass sie an der Uni arbeitete und Projekte betreute.
Wir signalisierten ihr, dass wir eine Frage hätten. Sie schaltete das Handy aus und zu unserer Freude sprach sie auch noch deutsch.



Ich nehme sie ein Stück mit, sagte sie uns, nachdem wir gefragt hatten ob sie uns ein gutes und günstiges Restaurant empfehlen könnte. Sie wollte Freunde besuchen und wir kämen an mehreren Restaurants vorbei. Nebenbei erzählte sie uns etwas über die Kathedrale und einige Besonderheiten der Stadt Dijon. Vor der Reise hatten wir uns informiert, aber wir erfuhren von unserer netten „Reiseführerin“ noch viel Wissenswertes. Eine halbe Stunde hatte sie uns um den Bereich des Marktplatzes geführte. An einem Restaurant blieb sie stehen, wo auch noch Tische frei waren.

Wir bedankten uns und verabschiedeten uns mit einem Trinkgeld.
Es war ein kubanisches Restaurant. Inzwischen war es uns egal, ob wir französisch oder kubanisch essen würden, Hauptsache sitzen und essen. Ein schöner Tisch draußen für zwei Personen fand unser Gefallen. Die Tische und Stühle waren im französischen Stil aus Schmiedeeisen.
Wir setzten uns. Unseren Hund band ich locker an meinem Stuhl fest, er konnte gerade zwischen den Tischen im Gang liegen.

Alle Tische und Stühle waren sehr eng gestellt. Die Bedienung gab uns die Speisekarte und wir bestellten uns einen Rotwein. Auf der Speisekarte wurden auch französische Gerichte angeboten. Wir suchten uns ein leichtes Gericht aus und mussten nicht lange warten, bis es serviert wurde.
Neben mir rechts saß ein junges Pärchen. Sie hatte eine wunderschöne geflochtene, weiße Handtasche neben sich am Stuhl hängen.
Links von mir lag unser Timmi halb auf dem Gang zwischen uns und dem nächsten Tisch.
Dort hatte eine große Familie mit 6 Personen Platz genommen. Hinter mir der Tisch war noch frei. Mein Mann saß mir gegenüber. Wir stießen mit unserem Glas Rotwein auf den Urlaub an.
Kaum hatte ich mein Glas abgestellt und Messer und Gabel in die Hand genommen
fand ich mich ohne Stuhl am Boden sitzend wieder. Rechts von mir sah ich Timmi der sich mit Leine und Stuhl von mir davon machen wollte. Gleichzeitig sah ich wie die junge Frau nach ihrer weißen Handtasche griff. Ich hörte ein, „oh“ und „ah“ lang gezogen durch die Tischreihen rauschen. Als ich nach oben schaute, sah ich meinen Mann den Tisch festhalten und ein Glas in seiner Hand, ein anderer Gast hielt den Hund mit der Leine fest.
Der Stuhl lag zwischen unserem und dem nächsten Tisch rechts am Boden.
Es passierte alles so schnell und ich dachte nur, stehe auf, nehme den Stuhl, und setze dich sofort wieder hin.
Es war mir fürchterlich peinlich, obwohl ich noch nicht realisiert hatte, warum ich am Boden lag.

Als ich wieder saß, nahm mein Mann den Hund zu sich. Ich sah die Bescherung auf dem Tisch. Der Rotwein war umgekippt, hatte sich auf dem Tisch und meinem Essen ergossen.
Mein Mann hatte sein Glas retten können.
Es dauerte keine 5 Minuten, jedenfalls kam es mir so vor, der Tisch war sauber und ich bekam ein neues Gericht und neuen Rotwein.

Was war passiert?
Hinter mir hatten Gäste Platz genommen und meinem Hund, der seinen Schwanz nicht eingezogen hatte, auf denselben getreten. Er erschrak, sprang hoch, zog mir den Stuhl mit der Leine unter dem Gesäß weg und wollte flüchten. Er hatte keine Schuld, aber es hat sich auch niemand entschuldigt.
Die Gäste ignorierten es alle, so als sei nichts passiert, keiner schaute mehr zu mir herüber. Manchmal, sah ich einen mitleidsvollen Blick zu unserem Hund wandern.
Mir war es peinlich, aber der Wein und das Essen haben uns geschmeckt. Wir lachten auf dem Nachhauseweg darüber und schliefen in dieser Nacht gut!
Am nächsten Tag ging es ab in die Provence.




Ein herrlicher Urlaub erwartete uns ohne weiteres Pech und Pannen.
Avignon, der Papstpalast, der Ventoux und unser Haus in den Weinbergen.

Urlaubserlebnisse, die unvergesslich sind.




© Klärchen


Rio de Janeiro


Es war ein bedeutsamer Tag, sozusagen eine Sternstunde innerhalb des internationalen Flugverkehrs, bei der ich zugegen sein durfte.
Einem rührigen Reiseunternehmer war es gelungen, die Erlaubnis der in dieser Hinsicht (damals noch) recht zurückhaltenden brasilianischen Behörden zu erlangen, die Maschine im Direktflug Berlin – Rio de Janeiro starten zu lassen, im Direktflug, nicht im Nonstop. Drei Zwischenlandungen mussten zwecks Treibstoffauffüllung vorgenommen werden.
Erste Station: Las Palmas / Gran Canaria.
Zweite Station: Der militärische Stützpunkt Sal auf den Capverdischen Inseln.
Dritte Station: Recife im Staat Pernambuco, das bereits zu Brasilien gehört.

In maximal 11.000 m Flughöhe, mit einer Stundengeschwindigkeit von 900 km und Außentemperaturen bis minus 54 Grad legte die Maschine etwa 13.500 km Luftlinie zurück. Die Flugzeit auf dem Hinweg – inklusive Zwischenlandungen – betrug 18 Stunden, und die Differenz von plus 3 Stunden auf dem Rückweg, lag daran, dass die Aeroamerica ihre erste Zwischenlandung nicht in Recife, sondern in Paramaribo / Surinam einlegte.
Wenn in Deutschland noch Schnee und Eis liegen und sich jeder nach der ersten Krokussblüte sehnt, herrscht jenseits des Äquators Hochsommer. Bei Schattentemperaturen von rund 35 Grad wird in Rio de Janeiro Karneval gefeiert; allerdings ein ganz anderer Karneval als der in unseren Breitengraden bekannte Mummenschanz..> Karneval in Rio < das ist ein Ritual, ein Rausch der Farben, des Rhythmus´, die ekstatische Hingabe an den Sambatakt, der jedermann während dieser Tage im Blut steckt und der ihn bei jeder Tätigkeit wippen und sich wiegen lässt. Es ist Begeisterung und volle pralle Lebenslust, so wie es die Natur im Schöpfungsakt vermutlich vorgesehen haben mag. Die mitunter sehr armen Menschen scheinen alles Negative um sich herum vergessen zu haben.
Der Karneval in Rio ist kein Sauffest, keine bis zur Bosheit anschwellende Ausgelassenheit, hier handelt es sich eher um das ernsthafte Engagement einer Festivität, ganz im Sinn einer rituellen Handlung.
Jedermann hier gehört dazu, ist davon nicht nur einfach betroffen, sondern er ist involviert, ein so genanntes Rädchen im Werk. Festlich geschmückt wogt die Stadt in einem einheitlichen Rhythmus.
Am 19. Februar – einem Sonnabend, der erste von vier Karnevalstagen - sind die Geschäfte bis zur Mittagszeit noch offen. Doch Juweliere und Bankhäuser auf der Avenida Rio Branca und der Avenida Presidente Vargas haben sich längst verbrettert und zugenagelt, verrammelt und unzugänglich gemacht – hofft man zumindest – für diejenigen, denen die allgemeine Abwesenheit von Alltag und Sorgen genug Spielraum für persönliche kriminelle Tätigkeiten bietet.
Das Straßengangstertum feiert fröhliche Urständ. Wer nicht gerade peinlich versteckt seinen Schmuck am Körper trägt, seine Barschaft mit Argusaugen bewacht, muss damit rechnen, dass ihm durch offene Autobusfenster, am Strand, im Sambataktgedränge jeder Straße Ketten, Armbänder, Uhren, Kameras oder Bargeld abgerissen, aus irgendwelchen Taschen herausgefischt oder völlig unbemerkt sonstwie entwendet werden. Kostümierte Transvestiten lenken vor den Eingängen der großen Hotels die Aufmerksamkeit der internationalen Touristen ab, um fixen kleinen Schwarzhautboys die Gelegenheit für Taschendiebstähle zu bieten. Makumbatänzerinnen in einschlägigen Clubs machen in vorgetäuschter und das Publikum beeindruckender Trance Kumpane von der Bettlergilde auf optimale Opfer aufmerksam.

Vor Bars und Läden tanzen Verkäufer und die Kundschaft gemeinsam im Sambaschritt, ohne ihre Tätigkeiten wirklich zu unterbrechen. Eltern, mit Kindern an der Hand, bewegen sich rhythmisch animiert durch dumpfem Trommeltakt vorwärts. Ihren intimen Neigungen gehen jetzt unwahrscheinlich viele Männer nach. Die aufreizendsten Frauen sind männliche Wesen, die in Stöckelschuhen, mit Federboas, breitkrempigen Hüten, Perücken und auf der sonst flachen Brust die hüpfende Busenattrappe heute hüfteschwenkend und Küsschen-Küsschen in die Zuschauermengen werfend vorübertänzeln.
Bis hinauf zum CORCOVADO, der neben dem weltbekannten „Sugar Loaf“, Rios imposantester (Buckel-)Berg ist, tönt der Sambatakt, in dem sich eine ganze Stadt wiegt. Hier steht die 38 m hohe, aus Speckstein – zwischen den Jahren 1922 und 1931 – geschaffene Jesusfigur, zum Segen weit die Arme ausbreitend, sein Gesicht der abends wie eine mit Edelsteinen bedeckten Fläche zugewandt, die als schönste Stadt der Welt – neben Hongkong – benannt wird. Die Bezeichnung „verkommene Schöne“, von einer bekannten deutschen Zeitschrift dem Leser nahegebracht, birgt verschiedene Aspekte dieser faszinierenden Metropole in sich.
Mit 5 Millionen registrierten Einwohnern ist Rio de Janeiro (d.h. Januarfluss) nach Sao Paulo die zweitgrößte Stadt Brasiliens. Die Dunkelziffer der nicht registrierten, ständig aus dem Hinterland einströmenden und von „goldenen Bergen“ träumenden Neueinwohner beläuft sich auf mindestens eine weitere Million.
Nur wenige dieser neuen Bürger haben die Chance, einen Job zu finden. Unterhalb der Hänge des Corcovado, durch Christus´ ihnen zugewandte Rückseite gleichsam als von Gottes Gnade vergessen markiert, stehen die Elendshütten der Armen, die favelas, von denen jedoch viele abgerissen werden mussten, als ein etwa 3 km langer Tunnel durch den Berg gebrochen wurde. Man brachte die Armen „anderweitig“ unter. Von ihren Eltern verlassene oder Waisenkinder im mitunter noch vorschulpflichtigen Alter verdienen sich mittels Schuheputzens, durch Betteln und Stehlen ihren kargen Lebensunterhalt – alle paar Tage eine Mahlzeit. Blinde Frauen jeglicher Hautfarbe, meist jedoch dunkelhäutig, ihre auf der Erde schlafenden Kleinkinder neben sich und weißhaarige, an Onkel Toms Hütten-Neger erinnernde Gestalten, oft mit böse verkrüppelten Armen und Beinen sind Alltagserscheinungen dieser Stadt, in der die Oberschicht sich Wohnungen mit etwa 350 qm für die monatliche Miete von 40.000 Cruzeiros (das sind heute 4.000,00 Euro) leisten kann. Eine Privatyacht kostet 30.000 Cruzeiros ( 3.000,00 Euro). Für eine Eintrittskarte zum Karneval in Rios erstem Ball-Etablissement sind 700 Cruzeiros hinzublättern. Das ist genau so viel, wie der monatliche Verdienst eines Arbeiters ausmacht und in unsere heutige Währung umgerechnet 70,00 Euro bedeuten..
Ein Fremdenführer, wie ihn Aeroamerica für die Betreuung ihrer Touristen engagierte, erhielt im Monat 4.000 Cruzeiros, heute etwa 400,00 Euro.
Eine Spezialkraft, z.B. als Schleifer beim Juwelier Roditi tätig, erhält einen Stundenlohn von 8 Cruzeiros, heute in Eurowährung sind das etwa 0,80 Cent.
50 Prozent der Bevölkerung ist unter 25 Jahre alt. An den Stränden Copacabana und Ipanema wimmelt es von samthäutigen jungen Schönheiten mit geradezu gazellenhaften Figuren, die Ausschau halten nach dem großen Glück in Gestalt eines reichen Mannes.

Rio ist ein Schmelztiegel der Rassen. Besonders auffallend sind viele blonde Menschen. In südlichen Landstrichen können von 30 Kindern einer Schulklasse 25 Blondschöpfe sitzen.
Während der Karnevalszeit ist Rio international. In der „Catacombe“, einem bekannten Nachtclub werden die Besucher auf ihre Herkunft angesprochen und mit ihren bekanntesten„Nationalsongs“ begrüßt. So vernehmen die Israelis „Havannah gila“, die Kubaner Belafontes „Matilda“, Leute aus Jamaika „Island in the sun“ und allen Deutschen wird „In München steht ein Hofbräuhaus“ als Ehrung entgegengeschmettert, was z. B. von Berlinern mit Übellaunigkeit vermerkt wird.
Aber immerhin sind doch 70 Prozent der Karnevalsbesucher Einheimische aus dem brasilianischen Hinterland und anderen Großstädten wie Sao Paulo, Curitiba, Petropolis, Bahia, Brasilia und anderen.

1502 – so berichtet die Geschichte – wurde die Bucht von Guanabara von einer portugiesischen Expedition ausgemacht, die Amerigo Vespucci (nach dem Amerika - nicht ganz rechtens - seinen Namen erhielt) anführte. Man hielt sie für einen Fluss, und weil die Entdeckung in den Januar fiel, nannte man das angeschipperte Land Januarfluss = Rio de Janeiro.
Das Kreuz des Südens und die christliche Missionierung, zu der die Portugiesen sich berufen fühlten, brachten es mit sich, dass die Bezeichnung >Cruzeiros< für die Landeswährung gewählt wurde. (Sie stand 1977 im Verhältnis 5 : 1 zur D-Mark).
Als man später einen Schutzheiligen für Rio de Janeiro erkor, war es St Sebastian, und so ist auch der offizielle Name der Stadt >Sao Sebastian do Rio de Janeiro

Die weiße Kirche in Brasilia




Brasilia Stadt




TBZ auf der roten brasilianischen Erde.




Christus Statue auf dem Corcovado Rio de Janeiro




Reiner stürmt den Präsidentenpalast


Eine Wanderung am Rennsteig




Nachdem der Rennsteig nach der Wiedervereinigung am 28. April 1990 wieder in voller Länge bewandert werden konnte, hatte ich den Wunsch, diese Wanderung mit meinem Mann zu unternehmen.
Am 14. Juni 2011 erfüllte sich dieser Wunsch. Wir trafen uns mit einem befreundeten Ehepaar in Eisennach, um gemeinsam den Rennsteig anzugehen.

Der Rennsteig ist 168 Kilometer lang und verläuft von Hörschel an der Werra über den Thüringer Wald und das angrenzende Schiefergebirge bis nach Blankenstein an der Saale in den nördlichen Frankenwald.

Über Internet hatten wir schon ein paar Monate vorher die " Genießertour " ausgewählt, die uns in 10 Etappen von Hörschel nach Blankenstein führte. Jeden Morgen im 9.00 Uhr ging es los. Das Gepäck wurde befördert. Einige Male wurden wir am Ende der Tagesetappe vom Hotelbus abgeholt. Insgesamt wechselten wir achtmal das Hotel.

Am ersten Wandertag wurden wir von Eisennach mit dem Hotelauto nach Hörschel an der Werra gebracht. Hier begann unsere Wanderung. Nach altem Brauch nahmen wir hier einen Stein aus der Werra, um ihn am Ende der Wanderung in Blankenstein in die Selbitz, einem Nebenfluss der Saale zu werfen.



Zum ersten Etappenziel waren es 18 Kilometer, die ziemlich leicht zu bewältigen waren. Die zweite Etappe sollte laut Reiseführer die schwierigste Tour sein. Sie war 19 Kilometer lang und führte über den 916 m. hohen Inselsberg. Ich hatte ein wenig Angst , ob ich es schaffen würde.Ich schaffte es. Oben angekommen wurden wir mit einem herrlichen Panoramablick belohnt. Und am Etwapptenziel angelangt stellten wir fest, dass es halb so schlimm war.
Der dritte Wandertag war dennoch eine richtige Erholungstour im Vergleich zum Vortage. Sie war 14 Kilometer lang . Wir blieben immer auf der gleichen Höhe von 723 Meter.
Der 4. Wandertag führte uns nach 15 Kilometern nach Oberhof. Hier legten wir einen Ruhetag ein. Wir besichtigten die Sportstätten in Oberhof. Den Rennsteiggarten kannten wir schon von einem früheren Besuch in Oberhof.

Am nächsten Tag ging es weiter bis nach Frauenwald. Auf dieser Etappe erreichten wir die höchste Stelle des Rennsteigs, den großen Beerberg, der 982 Meter hoch und damit der höchste Berg des Thüringer Waldes ist.Auf dem Weg nach Frauenwald wurden wir zum ersten Mal mit dem Regen konfrontiert.

Auch am nächsten Tag meinte es der Himmel nicht gut mit uns. Es regnete, und das nicht zu knapp. Aber was soll`s. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Also zogen wir unser Regenzeug an und los ging es 17 Kilometer bis nach Masserberg . Erst kurz vo dem Ziel hörte es auf zu regnen.

Die ganze Wanderung war übrigens sehr gut organisiert. Das Gepäck war meistens schon auf unserem Zimmer, wenn wir ankamen. Die Hotels waren alle okay.

Am nächsten Tag nahmen wir die 19 Kilometer nach Neuhaus am Rennweg in Angriff. Das Wetter meinte es an diesem Tage sehr gut mit uns. Wir hatten wunderschönes Wetter, blauer Himmel und Sonne pur. Nun gelangten wir vom Thüringer Wald ins Thüringer Schiefergebirge. Dabei konnten wir in Spechtsbrunn die wunderschönen Schieferhäuser bewundern.Doch kurz vor Neuhaus zogen dicke Wolken am Himmel auf. Bevor es aber anfing zu stürmen, blitzen, donnern und regnen erreichten wir noch unser Hotel.

Die 8. Etappe von Neuhaus nach Steinbach am Wald war mit 23 Kilometern die längste, aber dafür ohne nennenwerte Steigungen. Es ging von 800 m auf 624 m hinunter.
Auf dieser Etappe wechselten wir nach den ersten 10 Kilometern vom Thüringer Wald in den Naturpark Frankenwald. Nun waren wir in Bayern.
Auf der vorletzten Etappe liefen wir überwiegend auf ebener oder sanft hügeliger Strecke. Die Landschaft ist deutlich flacher. Mehrfach überschritten wir die ehemalige Grenze zwischen der Bundesrepublick und der DDR. Dabei wurden wir daran erinnert, dass der Rennsteig über viele Jahre nicht in seiner gesamten Länge begehbar war.
Vom bayrischen Abschnitt gelangten wir nun wieder nach Thüringen und gingen langsam dem Ende unserer Wanderung entgegen. Nach 14 Kilometern erreichten wir das vorletzte Etappenziel in Rodacherbrunn und wurden von dort mit dem Hotelbus abgeholt und nach dem 10 Kilometer entfernten Lobenstein gebracht.

Und am 10. Wandertag ging es dann, nachdem das Hotelauto uns wieder in Rodacherbrunn abgesetzt hatte, die letztn 14 Kilometer nach Blankenstein.
Das war ein wunderschönes Gefühl, als wir am Ziel angelangt waren. Wir warfen unsere Steine, die uns auf der Wanderung begleitet hatten, in die Selbitz, und fuhren mit dem Zug zurück zu unserem letzten Quartier nach Lobenstein.

Dort blieben wir noch einen Tag , um ganz gemütlich diese Wanderung ausklingen zu lassen.
Von der Reiseveranstaltung wurden wir am Abend mit einer Urkunde belohnt.
Da unser Auto sich in Eisennach befand, beschlossen wir am nächsten Tag eine Zugreise dorthin zu machen und unsere Autos schon mal nach Lobenstein zu holen. So konnten wir am nächsten Morgen unser Gepäck in unsere Autos laden und nach Hause fahren.

Diese Wanderung war ein unbeschreiblich schönes Erlebnis für mich. Und ich bin auch ein wenig stolz, dass ich das mit meinen 73 Jahren noch so gut geschafft habe.





©Dora


Impressum

Texte: Alle Rechte an Fotos und Texten bei den Autoren Cover Bild (Zug) helgas. Bearbeitung Cover, Seitenhintergrund , Klaerchen
Tag der Veröffentlichung: 15.11.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Band 2 Ab in die Provence - Klärchen Rio de Janeiro/Reisebericht - Tilken Eine Wanderung am Rennsteig - Dora

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