MeckPom-Urlaub
Graal-Müritz
4tägige Busreise nach
Fischland-Darß-Zingst
Vom 6. – 9. Juni 2011
Die Kurzreise hatte viele Schattenseiten. Es begann schon, nachdem uns das Taxi zum Einsatzort des Reisebusses (Autohof Hemelingen) gebracht hatte.
Es standen schon etliche Leute dort und warteten auf den Bus.
Ca. 30 Minuten zu spät trafen 3 schlichte, weiße Busse ohne Aufschrift mit verschiedenen Kennzeichen ein. Sie parkten nebeneinander, wo auch bereits andere Reisebusse standen.
Die wartenden Passagiere wussten nicht, ob einer davon unser Bus sein könnte.
Schließlich gingen einige Wartende rüber, um sich bei den herumstehenden und miteinander diskutierenden Fahrern zu erkundigen. Tatsächlich war einer der Busse dabei, der zu unserem Zielort fahren sollte. – Nicht einmal ein INFO-Schild hatte man an die Windschutzscheibe gesteckt.
Die 3 Busse des Reiseveranstalters, die verschiedene Zielorte hatten, waren gemietet, daher keine Aufschrift auf den Bussen.
Unser Gepäck wurde verstaut und wir stiegen ein. Wir sahen, dass die Plätze nicht numeriert waren, obgleich wir bei der Buchung feste Sitzplätze zugewiesen bekamen, um die wir bei der Buchung gebeten hatten. Sie wurden später schriftlich bestätigt.
Als wir den Fahrer befragten, der auch eine Liste mit den Sitznummern für die einzelnen Fahrgäste hatte, stellten wir fest, dass unsere Plätze bereits von 2 Frauen belegt waren. Wir baten, die Plätze für uns zu räumen. Die beiden gehörten zu einer Gruppe, die alle zusammensitzen wollten und nicht bereit waren, aufzustehen. Sie hatten natürlich auch ihre eigenen Sitznummern. Das interessierte sie aber nicht. Es gab Diskussionen. Wir waren verärgert.
Wir hatten uns bewusst Plätze, die nicht so weit hinten sind, ausgesucht, wegen Walters Geh- und Sehbehinderung.
Es stellte sich heraus, dass nur wenige aus Bremen kamen. Die Reisenden kamen aus allen Ecken Ostfrieslands.
Ich hatte das Gefühl, dass die Reise nicht unter einem guten Stern stehen würde.
Der Busfahrer, der sich vorstellte, war völlig auf sich allein gestellt. Es war keine weitere Begleitperson, die ihn unterstützen konnte dabei. Er war für Getränke-Ausgabe an Bord, für heiße Würstchen, für Erklärungen und Infos unterwegs, also einfach für alles allein zuständig. Damit war er total überfordert.
Dass wir auf der Strecke Staus und Behinderungen bekommen würden, war zu erwarten. Das sollte für uns auch kein Thema sein. Das muss von allen in kauf genommen werden.
Die nicht besonders gut organisierte Reise beinhaltete außer Übernachtung in einem 3-Sterne-Hotel ein tägliches Frühstücks-Büfet und ein 3-Gänge-Menue, das ziemlich bescheiden war. Das Hotel, das aus 3 dicht zusammenstehenden alten, in Graal-Müritz vorhandenen villenähnlichen Häusern bestand, hatte man miteinander verbunden und zu einem Hotel umgebaut. Das Haus hat viele Treppen, allerdings auch einen kleinen Lift. Unsere Reisegruppe, die nur aus alten Leuten bestand, hatte aber trotzdem große Probleme. Ohne Treppensteigen ging trotzdem nichts. Es waren 2 alte Frauen mit Gehhilfen dabei.
Das Restaurant war offensichtlich später angebaut worden.
Die Zimmer hatten alles, was man als Gast heutzutage erwartet und es war nichts zu bemängeln.
Am späten Nachmittag nach Ankunft, habe ich die ersten Fotos an der Seebrücke gemacht. Es war noch hell und freundliches Wetter.
Der nächste Tag war für eine Fahrt mit dem Bus zum Darß über Ahrenshoop und verschiedenen idyllischen Orten nach Zingst vorgesehen.
Es hat den ganzen Tag mit wenigen Pausen in Strömen geregnet. Auf der Hinfahrt bis Zingst hatte keiner Interesse bei dem Wetter auszusteigen. In Zingst, wo der Fahrer auf einem bewaldeten Parkplatz wenden wollte, passierte ihm ein Unglück: Beim rückwärts fahren auf einem kurvigen Waldweg hat er gegen einen Baum gesetzt, den er nicht gesehen hat. Der Bus hatte hinten einen angebauten großen Metallkasten für die Unterbringung von Skiern.
Die Türen des Kastens und andere Teile des Fahrzeugs waren stark beschädigt.
Weil sich die Türen dieses Kastens nicht mehr schließen ließen, musste der Bus in die Werkstatt. – Aber wo ist eine Werkstatt? – Der Fahrer war genervt. Er telefonierte pausenlos. Der Kasten musste abgebaut werden.
Endlich hatte er eine Werkstatt in Zingst gefunden und brauchte nicht ganz nach Schwerin, was er schon befürchtet hatte.
Durch diesen Zwischenfall hatten alle ca. 3 Stunden Aufenthalt in Zingst.
Walter hat eine ausgiebige Mittagspause in einem Fisch-Restaurant gemacht und ich habe mir ein Taxi bestellt und bin nach Ahrenshoop gefahren, weil der Busfahrer mir eröffnete, dass auf der Rückfahrt dort keine Pause mehr vorgesehen sei. Ich wollte unbedingt diesen Künstler-Ort kennen lernen. Das war der Hauptgrund dieser Reise.
Ahrenshoop ist etwa 25 km von Zingst entfernt. Während der ganzen Fahrt regnete es. Ich hoffte, dass es wenigstens zwischendurch mal aufhört, während ich dort Fotos machen wollte. Der Taxi-Fahrer, der in Zingst seit seiner Kindheit ansässig ist, kannte sich gut aus und konnte mich überall hinführen, wo es etwas zu sehen gab. Ich hatte etwas Glück, dass es zeitweise kaum regnete und ich zu einigen Aufnahmen kommen konnte.
Auch in dem idyllischen Ort Born konnte ich einige schöne Fotos machen.
Wieder in Zingst per Taxi angekommen, stand Walter schon vorm Restaurant und wartete auf mich. Wir gingen zu der Stelle, wo uns der Busfahrer um 16:00h
„auflesen“ wollte. Er war sehr pünktlich und der Bus hatte seinen „Rucksack“ nicht mehr.
Gerne hätte ich mir Zingst näher angeschaut. Es hat nicht sollen sein
Am nächsten Tag stand eine Fahrt nach Rostock und Warnemünde auf dem Plan. Ich habe mich gefreut, dass ein kompetenter Stadtführer zustieg. Es handelte sich um einen Historiker, der uns die schönsten und sehenswertesten Ecken von Rostock zeigte und gut erklärte. Das war eine Entlastung für den Fahrer.
Rathaus Rostock
Nachdem wir zunächst eine Stadtrundfahrt mit unserem Bus mit ausführlichen Erklärungen machten, ging es anschließend zu Fuß durch die Altstadt.
Der Bus fuhr uns durch das Gelände der Neptun-Werft, die inzwischen mit der Meyer-Werft zusammenhängt. Es sind nur noch wenige Mitarbeiter dort (ca. 400), die zur Zeit Doppelendfähren bauen.
Die meisten Fertigungshallen der Werft sind anderen Zwecken zugeordnet. Es sieht ruhig und wenig ermunternd aus auf dem ehemaligen so aktiven Gelände.
Mich hat erstaunt, wie schön Rostock in vielen Wohnvierteln außerhalb der Altstadt aussieht. Die Stadt ist interessant und sehenswert.
Rostock ist ein wichtiger Universitätsstandort mit sehr vielen Fakultäten.
Das eindrucksvollste Universitätsgebäude steht in der Altstadt am Ende der Kröpeliner Straße mit dem modernen Brunnen „Lebensfreude“. Er ist in vieler Munde und ist immer umlagert von Touristen und Einheimischen.
Brunnen der Lebensfreude (Rostock)
Einen großen Eindruck hat die Marienkirche auf mich gemacht. Sie ist die Hauptkirche Rostocks. 1232 wurde eine Vorkirche in frühgotischem Stil erstmals erwähnt. Die Marienkirche ist eine dreischiffige Basilika in norddeutscher Backsteingotik.
Die evangelische Basilika hat eine reichhaltige Ausstattung:
Der wunderschöne Altar, die Orgel, die schmuckvolle Kanzel und ein Bronze-Taufbecken. Außerdem befindet sich hinter dem Altar eine sehenswerte astronomische Uhr. Auch die Buntglasfenster sind bestaunenswert.
Man hätte viel mehr Zeit haben müssen für die Besichtigung der Kirche. Die Zeit war zu knapp.
Das Rathaus der Stadt, ein Profanbau, steht am Neuen Markt, der von zahlreichen schmucken alten Giebelhäusern gesäumt ist. Die 7 Türme des Rathauses, der alte historische Teil ist durch den Vorbau verdeckt, sind typisch für die Architektur an der Ostsee.
Neben dem alten Kloster der Stadt, in dem urigen Kloster-Café, haben wir uns etwas gestärkt mit Kaffee und Kuchen.
Dann ging es weiter nach Warnemünde, ohne Touristenführer.
Unser Bus parkte auf dem riesigen Parkplatz am Kreuzfahrtschiff-Anleger.
Das Areal ist von hohen Zäunen und dem modernen Abfertigungsgebäude abgeschirmt (Zollgrenze).
Da unser Fahrer noch nie in Warnemünde war und uns auch keine Hinweise und Infos geben konnte, waren alle wieder auf sich allein gestellt.
Die Gehhilfen wurden aus dem Gepäckraum geholt und die Gruppe tippelte los.
Um 16:30h sollten alle wieder am Bus sein.
So, nun war für mich guter Rat teuer:
Walter wollte nicht so weit laufen, er wollte eine Toilette aufsuchen und sich irgendwo hinsetzen können. Es nieselte leicht.
Ich wollte mich zunächst einmal umschauen, um unnötige Wege für Walter zu vermeiden.
Zunächst lief ich am Bahnhof entlang durch die Gleisunterquerung zu dem dort gerade liegenden Kreuzfahrtschiff, um einige Fotos zu machen. Es gab dafür kaum eine Möglichkeit, weil alles abgesperrt war. Ich entdeckte einen Proviant-Supermarkt und hoffte, dort etwas für Walter zum Essen zu finden (vielleicht als „Trösterchen“ für diese, wieder einmal vorhandene Desinformation).
Mein Bemühen hat nicht so richtig gefruchtet. Die Qualität der Frikadelle und der geräucherten kleinen Wurst mit Brötchen war miserabel.
Walter wollte jetzt unbedingt, weil noch etwas Zeit war, weg von dem Bus, wo er die ganze Zeit auf mich gewartet hatte. – Wo erreicht man nun die Innenstadt auf kürzestem Weg?
Wir überquerten den Riesenparkplatz und passierten den einzigen Ausgang durch die Schranken. Rechts vom Bahnhof war eine Brücke im Bau, die über eine Hälfte passiert werden konnte. Walter blieb vor der Brücke bei Lila-Bäcker in der Veranda sitzen. Dort konnte man etwas trinken und auch Kuchen und andere Backwaren bekommen. Es gab hier die Möglichkeit, eine Toilette aufzusuchen.
In der Zeit konnte ich mit meiner Kamera über den noch übrig gebliebenen Teil der im Bau befindlichen Brücke gehen, um von dem Yachthafen, der Meile am Strom mit Biergärten und Touristen-Geschäften einige Aufnahmen zu machen.
Und schon wieder war es Zeit, den Weg zum Bus anzutreten, denn Walter braucht seine Zeit dafür. Von Warnemünde haben wir also wenig gesehen.
Gegen Abend, wieder in Graal-Müritz, war noch Zeit, einen Spaziergang zu machen. Wir dackelten beide los.
Am nächsten Tag, der Tag der Abreise, hat alles hervorragend geklappt. Keine besonderen Ereignisse. Wir waren pünktlich wieder in Bremen und unser Taxi stand auch schon da, das uns vom Autohof wieder nach Hause brachte.
©Clara
Unser Tag in Budapest
Es war sieben Uhr morgens als wir das Haus verließen und uns auf den Weg zur Bushaltestelle machten. Sehr früh am Tag. Vor allem wenn man im Urlaub ist. Aber nun gut. Wir stehen also da und warten. Wir warten und warten und warten. Jeder von uns beginnt sich langsam zu fragen wo der Bus denn nun bleibt. Schließlich sollte er längst auf der Bildfläche erschienen sein. Den Reiseveranstalter anzurufen hatte in dem Fall nicht viel bewirkt. Denn genau in dem Moment, in dem wir auflegten, kam der Bus um die Ecke.
Endlich.
Es hatte ja auch lange genug gedauert. Die Fahrt dauerte ewig und die Reisebegleiterin erzählte uns die Geschichte der Balaton und von verschiedenen anderen Sehenswürdigkeiten, die wir unterwegs zu Gesicht bekamen. So richtig verstehen konnte ich das aber nicht. Genauso wenig wie der Rest von uns. Auf Grund des monotonen Vortragens war es mühsam zuzuhören. Geschafft hatten wir es trotzdem wenigstens einen Teil davon mitzubekommen. Nun ja.
In Budapest angekommen ging es erst einmal zur Fischerbastei. Einem wunderschönen und riesigen Bauwerk in der Hauptstadt Ungarns. Beeindruckende Bilder brannten sich einem jeden ins Gehirn und würden wohl auch für immer da bleiben. Auch viele Fotos wurden gemacht um möglichst viel davon festzuhalten. Wo man doch nicht so oft dahin kommt.
Doch all zu lange Zeit konnten wir dort nicht verbringen. Es ging weiter. Ab in die Innenstadt. Beeindruckende Gebäude und eine riesige Markthalle, die von außen aussah wie ein Bahnhof und es dennoch nicht war.
Aber nicht nur das war bezaubernd an der Stadt. Nein, die Dächer der Kirchen, der Markthalle und noch einiger Gebäude waren in einem bestimmten Muster gedeckt. Mit verschiedenen Farben. So etwas hatte ich zuvor noch nicht gesehen.
Wir schlenderten gemeinsam durch die Straßen. Sahen hier was, sahen da was. Und alles so unglaublich interessant. In den Straßen gab es verschiedene Läden, die Hüte anboten, die aussahen, wie Gasmasken oder ähnliches. Ein Bild, das ich so nie zuvor gesehen hatte. Sowieso war dort Vieles anders. Auch das Eis war anders geformt. Wie ein Kegel, war „die Kugel“ „aufgebaut“. Ja, das hatte schon was.
Und doch machten wir auch Erfahrungen, die nicht unbedingt hätten sein müssen, denn wir hatten zwischendurch ein Portemonaie in einem der vielen Läden liegengelassen, was uns aber erst später bei einem Essen auffiel, das im Preis enthalten war.
Wann sieht man Budapest schon mal. Nicht all zu oft. Also schloss sich an die Besichtigung der Innenstadt auch noch eine Donaurundfahrt an, wobei die nur in Budapest hin und her fuhr, nicht dass sie auf der gesamten Länge der Donau fuhr.
Während die Sonne langsam unterging und als hätte jemand das Licht ausgeknipst, am Horizont verschwand, standen wir auf dem Schiff und beobachteten, wie die Stadt anfing zu leuchten.
Die Brückenbeleuchtungen wurden eingeschaltet und auch die Außenbeleuchtung von verschiedenen anderen und vor allem die riesigen Gebäude. Ein wunderschöner Anblick! Obschon ich eine Kamera hatte, die nicht für Nachtaufnahmen geeignet war, so hatten wir doch genug Bilder.
Es fotografierten vier Leute mit verschiedenen Kameras. Sprich alle von uns.
Als wir später das Schiff wieder verließen besichtigten wir noch eine große, raumgreifende Plastik auf einem Berg, deren Name mir entfallen ist. Mit einem Lächeln denke ich daran zurück. Denn von dort oben konnte man die ganze Stadt sehen. Obschon es dunkel war. Aber sie war hell erleuchtet und sah einfach nur wunderschön aus.
Der Tag war so schön, doch neigte er sich langsam auch dem Ende zu. Das hieß, der Bus brachte uns zurück nach Balatongyörök. Einem schönen Dorf, das zwar nicht groß aber wunderschön ist.
Schon auf der Fahrt wurden meine Augenlider schwer, fielen irgendwann zu und ich schlief wie ein Stein. Doch was ich in der Zeit nicht mitbekam war, dass ich fast aus dem Bus gerutscht wäre, denn der Fahrer unseres Busses hatte die Türen hinten auf stehen lassen und fuhr so durch die Gegend. Wenn auch nicht sehr lange, denn Papa setzte dem ganzen bald ein Ende, schließlich war ich drauf und dran aus dem Bus zu fallen.
Das Ganze ging in etwa so vor sich: Ich hatte den Kopf auf den Schoß meiner jüngeren Schwester gebettet. Wir hatten gegenüber der hinteren Tür in der Reihe gesessen. Beziehungsweise gelegen. Da sie am Fenster gesessen hatte, war es annehmbar, dass ich die Beine auf der Treppe hinunter zur Tür liegen hatte und mein Kopf auf ihrem Schoß. Sie hielt also meinen Kopf in den Armen, beziehungsweise passte so auf, dass ich nicht wach wurde. Als der Fahrer dann die Tür aufließ und ich in jeder Kurve ein Stück weiter in eben diese Richtung rutschte, lief Papa zum Fahrer und die Tür wurde geschlossen.
Erst zehn bis zwanzig Minuten später wachte ich wieder auf und hatte von all dem natürlich nichts mitbekommen. Dafür der Rest der Familie, mit der ich nach einiger Zeit den Bus verließ und zurück in die Wohnung kam.
Der Tag war also vorbei und hatte aber dennoch viele wunderschöne Eindrücke und Besonderheiten hinterlassen. Die Fahrt nach Budapest hatte sich also gelohnt.
Wenn man bedachte, dass man wohl nicht so oft dorthin zurückkommt, wie man es sich wünscht, war es schon traurig, den Tag irgendwie schon hinter sich zu haben. Doch es gibt ja nicht nur diese eine Stadt, dieses eine Land zu entdecken. Auf der ganzen großen Welt gibt es unendlich viel zu entdecken... So viel Wunderbares.
© carthey
Meine erste Bergbesteigung
Ich war wohl so 10 Jahre alt, als mein Vater mich im Urlaub fragte, ob ich mit ihm, seinem Bergkumpan und einem Nachbarjungen zusammen auf den Gartnerkofel steigen wollte.
Mein Herz schlug Kusselköpper vor Begeisterung, ich kam mir plötzlich richtig erwachsen und bedeutend vor. Endlich schien ich das richtige Alter erreicht zu haben, um auch so abenteuerliche Dinge wie Bergsteigen machen zu können. Wie lange hatte ich darauf gewartet! Das war wie Geburtstag und Weihnachten zusammen. Was würden wohl meine Freunde zuhause dazu sagen, wenn ich aus dem Urlaub heimkäme? Sicher würden sie mich alle beneiden. Es kam mir gar nicht in den Sinn, dass längst nicht jeder gern auf Berge steigen würde….
Der Abend davor wollte gar nicht umgehen, die Nacht erst recht nicht. Ich wälzte mich unruhig hin und her, immer wieder an das große Ereignis denkend. Mir war bewusst, dass ich früh aufstehen musste, denn wenn ich nicht um fünf Uhr aus dem Bett finden würde, dann würde mein Vater ohne mich gehen, das war klar. Da machte er keine Kompromisse. Wer nicht aufstehen konnte, der war wohl doch noch zu klein?!
Irgendwann schlief ich dann aber doch ein.
Es kam mir vor wie mitten in der Nacht, doch es wurde schon hell, als meine Mutter ins Zimmer kam und mich leise weckte.
„Gabi! Gabi! Aufstehen und sei leise, weck nicht deinen Bruder auf.“
Sofort fiel mir ein, heute war ja der große Tag!
Ich zog mich schnell und leise an und ging nach unten. Im Frühstückszimmer der Pension war schon ein kleines Frühstück für meinen Vater und mich aufgebaut. Ich hatte noch gar keinen Hunger, doch ich trank artig meinen Kakao. Meine Mutter schmierte einige Stullen für uns, die Bäuerin brachte ein großes Stück Speck und einen Kanten Brot. Mein Vater packte alles in einen Rucksack, in welchem sich auch eine Blechkanne zum Zuschrauben mit Tee befand.
Ich brauchte nur meine Jacke und meinen Wanderstock, den mein Vater mir aus einer Haselrute geschnitzt hatte, zu tragen.
Um halb sechs Uhr hörte man draußen Stimmen und einen Motor laufen.
„Da sind die Anderen“, sagte mein Vater. „Nun geht es los.“
Wir gingen raus und da stand ein Traktor mit einem Anhänger. Auf dem Anhänger saßen Papas Bergsteigerkumpel und der Nachbarjunge, der mit uns auf den Berg steigen wollte. Wir kletterten auch auf den Anhänger und ab ging die Fahrt. Der Traktor brachte uns auf die Alm, von welcher aus wir dann den Berg besteigen würden. Damals gab es keine feste Straße dort den Berg hinauf, nur einen holprigen Weg für die Bauern zur Alm. Auch einen Sessellift, der heute den Berg hochfährt, suchte man damals vergebens. Trotzdem oder gerade deshalb war es früher dort viel schöner, viel ursprünglicher als heute, wo es ein richtiger Wintersportort geworden ist.
Die Fahrt war lustig, aber ich war zu aufgeregt, sie richtig zu genießen.
Auf der Alm angekommen, machten wir noch mal eine Rast, da es ja noch ziemlich früh war und wir alle noch nicht richtig gefrühstückt hatten. Dann konnten wir alle noch mal auf das Plumpsklo der Alm und nun ging es endlich los.
Der Weg führte über das große Areal der Alm. Wir mussten zwischen den Kühen durch und danach die Gatter immer alle ordentlich wieder zumachen, damit die Kühe nicht fortlaufen konnten. Dort war der Weg noch einigermaßen eben, er stieg sanft an. Es war weitläufig und relativ gut zu gehen. Doch je weiter wir kamen, umso schmaler wurde der Weg und umso steiler wurde das Gelände.
Nach gut zwei Stunden Laufen merkte man deutlich, wie sich die Vegetation veränderte. Es gab kaum noch Bäume, keine saftigen Wiesen, nur kleine Krüppelkiefern, Almrausch und Gräser. Der Almrausch hatte es mir angetan. Er war gerade voll in Blüte und ich war begeistert von dieser Farbpracht.
Doch bald wurde es noch karger, kein Almrausch mehr, sondern nur Gräser und Steine, Felsen und Geröll und ein ganz schmaler Pfad, der sich in Serpentinen dem Gipfel hin zuschlängelte und das war die „leichte“ Seite des Gartnerkofels, auf der anderen kann man nur angeseilt Bergsteigen. Dort ist eine steile hohe Felswand.
Wenn die Kurven sich den Felswänden näherten bekam ich es immer mit der Angst zu tun, denn nun merkte ich zum ersten Mal ganz deutlich, dass ich Höhenangst habe. Ich ging nie nah an den Abgrund, das war nicht mein Ding. Aber ich wollte da rauf, das würde ich nun schaffen.
Also ging ich tapfer hinter den Männern her und ließ mir nichts anmerken.
Es dauerte und dauerte…. Meine Beine wurden langsam zu Pudding.
Doch da kam der Gipfel näher. Nun würden wir es bald geschafft haben. Noch einige Meter und - juhu! – wir waren endlich oben angekommen. Der Gipfel, - ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, doch dass der so klein und schmal war, das hatte mir dann doch einen Schock versetzt. Ich weiß auch nicht mehr genau, wie groß es dort oben war, jedoch war es so eng, dass wir Vier dort zwar sitzen konnten rund um das Gipfelkreuz aber mehr Menschen hätten gleichzeitig dort nicht Platz gefunden. Ich blieb hinten auf der „leichten“ Seite sitzen, mein Vater wollte unbedingt, dass ich mal die Steilwand heruntersehen sollte, jedoch darauf hatte ich dankend verzichtet. Ich habe in die Weite gesehen. Das ging, das gefiel mir sogar. Und die Aussicht war unglaublich. Ein herrlicher blauer Himmel und Bergketten, wohin man auch sah. In weiter Ferne sah man den Großglockner leuchten, auf der anderen Seite konnte man die italienischen Alpen bestaunen, auch die Karawanken und das damalige Yugoslawien waren in Sichtweite.
Wir machten eine lange Pause auf dem Gipfel, Papas Kumpel hatte uns die ganzen Berge vorgestellt und erklärt. Er war dort in der Gegend aufgewachsen.
Wir saßen auf dem Boden, aßen und tranken Tee, lachten und wir Kinder kamen uns unglaublich toll vor. Nun waren wir also echte „Bergvagabunden“ geworden. Wir trugen uns stolz in das Gipfelbuch ein.
Ein kalter Wind wehte dort oben, ich hatte meine Jacke an, doch mir war immer noch kalt. Papa wickelte mir seine Jacke um und meinte, dass wir nun doch wieder absteigen sollten, bevor ich mich da oben erkälten würde.
So ging es also den ganzen Weg auch wieder herunter. Nie hatte ich mir träumen lassen, dass Runtergehen schwerer ist als Raufgehen, doch genau so habe ich es empfunden. Beim Absteigen wackelten meine Knie nicht schlecht und ich war sehr froh, als wir endlich flacheres Gelände erreicht hatten.
Auf der Alm gab es dann eine ganz lange Pause, denn dort mussten wir auf unseren Bauern warten, der uns mit dem Traktor wieder abholen sollte. Wir tranken frische Milch, aßen Brot mit dick Käse und erholten uns.
Diesen Abend habe ich dann geschlafen wie ein Stein, ich war wirklich ausgepowert, doch um nichts in der Welt hätte ich auf dieses Erlebnis verzichten wollen.
© Fotos und Text von GaSchu November 2011
Fotos
S.37:Gabi zusammen mit Papa beim Abstieg
S.38: Weg quer über die Alm, zwischen den weidenden Kühen durch
S.39: Bervagabunden hoch droben bei der Rast.
Die Reisenden vom Kämmerchen bedanken sich herzlich bei allen Lesern ihrer Reisegeschichten und wünschen "Allzeit gute Reise"!!!
Texte: Alle Rechte an Text und Fotos bei den Autoren
Coverbild(Zug) Helgas, Bildbearbeitung und Seitenhintergrund Klärchen
Tag der Veröffentlichung: 08.12.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Band 4
Busreise nach Fischland-Darß-Zingst - Clara
Unser Tag in Budapest - Carthey
Meine erste Bergbesteigung - GaSchu