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Het oude boom

Meinen Urlaub ich verbrachte in den schönen Niederlanden,
wo Windmühlen wie auf Gemälden in den blauen Himmel ragen.
Nur wenige gibt es, die diesen Platz je fanden,
von dem berichtet wird in manchen alten Sagen.

 

In der Nähe von Groningen steht ein dichter Wald,
in dem soll es geben eine tausend Jahre alte Eiche.
Da kann ich lange suchen, die finde ich nicht so bald,
also frage ich am Wegesrand eine Frau, eine ganz bleiche.

 

"Wenn ich fragen darf, wo steht denn der alte Baum?"
"Het oude boom?" krächzt sie leise und zeigt nach hinten.
Dort wabert dichter Nebel wie in einem Märchentraum,
wie soll ich den Baum denn in dem Nebel finden?

 

Doch so sehr ich auch nach der Alten suche,
sie ist weg, entschwunden, als sei sie ein Trugbild.
Ich stapfe vorwärts, vorbei an einer Buche,
der Boden ist verbrannt, hier hat einer gegrillt.

 

Wo ist jetzt der Baum, verdammt noch mal,
wegen dem ich extra hierher gekommen?
Plötzlich erkenne ich vor mir gar fahl,
einen mächtigen Stamm, ich bin ganz benommen.

 

Sein Umfang ist gigantisch groß,
das muß sie sein, die Hüneneiche,
ringsum bewachsen mit feuchtem Moos,
vor mir sitzt eine Blindschleiche.

 

"Nähere dich mit Respekt", zischt sie,
"Tausend Jahre blicken herab auf dich."
Ich falle vor dem Baumriesen auf die Knie.
"Oh edler Baum, erkennst du mich?"

 

"Du hast mich einst angepflanzt.
Mir geht es gut, ich kann nicht klagen,
Wenn vor mir die Dryade tanzt,
dann fühle ich ein Wohlbehagen."

 

Nur kurze Zeit bleibt mir noch,
die Zeit im Zauberwald, sie eilt,
ich blicke an der Eiche hoch,
ach, hätte ich gerne noch verweilt.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.08.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Quercus robur, der deutschen Eiche gewidmet, die lustigerweise mehr Eiche als deutsch ist.

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