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Garantiert politisch inkorrekt

In einem urbayrischen Wirtshaus sind zu dieser frühen Stunde bereits drei Tische belegt. Am Stammtisch sitzen Sepp (Koseform von Josef), Franz und Xare (Koseform von Xaver).

„Politische Korrektheit ist das Ergebnis linker Alleinherrschaft auf dem Feld der Ideologie – das erinnert mich total an Orwell.“ - „Ohrwäll?“

„Das war so ein englischer Schriftsteller, der wo 1948 so ein Buch geschrieben hat, das quasi eine mögliche Gesellschaftsform in der Zukunft beschreibt. Da sagt er zum Beispiel, ja, es gibt eine Normungsbehörde, die Sprachregelungen aufstellt. Da werden einfach Wörter durch andere ersetzt, willkürlich, die darf man dann nicht mehr hernehmen. Das ist genau so wie bei uns, daß du zum Beispiel so Wörter wie Zigeuner oder Neger angeblich nicht mehr sagen darfst.“

„Ach geh, so ein Schmarren. VRONI, geh bring mir doch ein Zigeunerschnitzel.“

„Ja klar, aber das wollen die. Die wollen, daß du machst, was sie wollen. Daß du das Wort, das die in ihrer Ideologie haben wollen, hernimmst. Das ist Macht, das ist Sprachkontrolle. Das ist der Versuch der manipulierten Sprachkontrolle.“

Auch Franz schaltete sich jetzt in das Gespräch ein. „Wo gibt es denn so was, daß man nicht mehr Neger sagen darf? Ein anderes Wort kenne ich gar nicht!“

„Das soll angeblich beleidigend sein“, warf Xare ein. Franz schlug mit der Faust auf den Tisch, seine Augen vor lauter Grant (=Zorn) ganz eng zusammengekniffen.

„Also wenn ich einen Neger beleidigen will, dann sage ich garantiert nicht Neger zu ihm, sondern Wörter wie Kongokannibale, Dschungelaffe oder Kaminkehrer. Ich sag zu den Trotteln in der Stadt ja auch nicht Kaukasier oder Europäer.“

„Was bedeutet denn das Wort ‚Neger‘? Da steckt das lateinische Wort für ‚schwarz‘ drin. Die ‚Neger‘ sind also die ‚Schwarzen‘. Was macht es dann für einen Unterschied, ob ich das eine Wort verwende oder das andere? Demzufolge dürftest du dann ja auch nicht mehr ‚Europäer‘ sagen, sondern müsstest stattdessen ‚Weiße‘ hernehmen. Indianer geht auch nicht mehr, das sind ab sofort dann die Roten. Alle Asiaten sind die Gelben, das ist auch klar. Wie würdest du dann aber die Araber titulieren? Braune? Das ist doch alles ideologischer Mist.“

„Allerdings“, grunzte Sepp ungehalten. „Mal ganz abgesehen davon, daß der Begriff ‚Neger‘ nur bedeutet, daß es sich um einen aus Afrika stammenden Menschen handelt, der kein Araber ist, aufgemerkt, denn ‚Schwarzer‘ kann ja alles mögliche bedeuten. Es gibt auch in Indien Leute, die schwarze Haut besitzen, aber nicht mit Negern verwandt sind. Neulich habe ich da einen auf der Straße gesehen, stell dir mal vor, das glaubst du nicht, der hat mich da auf hochdeutsch gefragt, wo es zum Hauptbahnhof geht. Da hab ich ihn gefragt, ob er aus Afrika kommt, weil er so dunkel war. Aber er hat gemeint, er kommt aus Indien und mir war es dann auch klar, weil er hat ansonsten nicht ausgeschaut wie ein Neger. Also dunkle Haut schon, aber irgendwie anders gebaut.“

„Ja klar, in Südamerika gibt es auch Leute mit fast schwarzer Hautfarbe, aber das interessiert die Chefideologen nicht, von denen wir manipuliert werden. Das ist lediglich sozialistische Scheiße, das wir die alle in einen Topf werfen sollen. So nach dem Motto: ein schwarzer Brasilianer und ein schwarzer Ghanaer sind dasselbe.“

Und damit begann eine längere Unterhaltung, die sich weit über den Frühschoppen hinaus erstreckte. Natürlich fand das Gespräch auf bayrisch statt, wie überhaupt alle Kommunikation in diesem Dorf, denn hochdeutsch sprach man nur mit den Ausländern, wenn man gut drauf war und Gastfreundlichkeit heucheln wollte. Zur besseren Lesbarkeit sei hier dennoch einheitliches Schriftdeutsch angegeben, auch wenn das die Natürlichkeit der Redesituation freilich nicht widerspiegelt. Dafür wurde streng darauf geachtet, die grammatikalischen Besonderheiten der bayrischen Sprache unverändert wiederzugeben, was sich manchmal vielleicht etwas drollig anhört.  Aber so ist das eben mit den Dialekten. Die Bayern finden es im Gegenzug auch sehr lustig, wenn Norddeutsche im Fernsehen vom „Finale dahoooo-aaaam“ reden. Das musste man doch als Diphthong aussprechen – das wusste in Bayern jedes Kleinkind. Es war auch jedem Einheimischen klar, daß man zu einem Schweinebraten keine Klöße ißt und Pomm Fritz schon zweimal nicht. Jedenfalls begann das Gespräch dann mit den Leuten, über die man nicht gern sprach. Als Mann.

„ ... dann gibt es noch eine Sache, die mir überhaupt nicht passt und zwar sind das die Privilegien für die Arschficker. Die nehmen sich einfach zu viel heraus. Wo gibt es denn so was, daß Kranke in der Öffentlichkeit so hofiert werden? Solche Leute sind doch pervers. Stell dir mal vor, der Schwuchtelaußenminister reist zu den Arabern und soll mit denen verhandeln. Die halten uns doch alle für Schlappschwänze! Das ist eine Beleidigung für ganz Deutschland, so einen zum Außenminister … da hätte man ihn auch gleich zum Familienminister machen können, da ist er Experte. Das wäre noch absurder. Womit wir beim Thema sind, denn neuerdings können diese Perversen sogar heiraten. Das muss man sich mal vorstellen, daß der Staat das unterstützt. So etwas gab es nicht einmal unter Kaiser Nero und der hat sich sonst auch alles erlaubt. Aber daß das einfach nicht geht, daß Männer einander heiraten, das hatte auch der begriffen. Kaiser Hadrian ganz genauso. Der hat seinem griechischen Geliebten Antinous eine Stadtgründung gewidmet, als er im Nil ertrank, das kann man nachempfinden. Aber so etwas verrücktes wie eine Heirat unter Männern, das gab es nicht mal bei den alten Griechen, die da sehr offen waren. Also … hinten.“

Sepp grinste breit. „Offensichtlich sind wir jetzt fortschrittlicher als die damals. Jetzt hoffen wir, daß die Grünen wieder an die Macht kommen, weil dann heben die womöglich die Inzestverbote auf. Dann kannst du deine Schwester heiraten, Franz.“

Franz war der einzige der drei, der eine Schwester hatte. Eine überaus fesche (hübsch, schön) sogar, der man nur aus dem einen einzigen Grund nicht nachstellte, weil sie eben die Schwester vom Franz war. Die Schwester von einem guten Freund ist natürlich tabu, das ist klar. Ungeschriebenes Gesetz quasi.

„Dann weiß ich ja, wo ich im September mein Kreuz machen muss“, entgegnete Franz trocken. Derart derbe Witze machten die drei relativ häufig, was nur Außenstehenden seltsam vorkam. „Alternativ muss ich mich halt damit begnügen, einen von euch zwei hübschen zu heiraten.“

„Die Homoehe ist eine Intrige des Teufels, hat der Papst Franziskus gesagt und der muss es als Oberhaupt der Christenheit ja wissen“, fing Xare erneut an. Vor ihm auf dem Tisch stand eine Halbe, aus der er erst einmal getrunken hatte. Das lag aber nicht an seinem mangelnden Konsum, sondern eher daran, daß die Bedienung ihm sein Bier grad erst gebracht hatte. Dabei hat der Xare schon vor zehn Minuten bestellt gehabt. Das muss man fei (Bayrisches Wort, unübersetzbar, verstärkt eine Aussage enorm) wissen, daß die Vroni, die wo in diesem Wirtshaus Bedienung ist, nicht grad die schnellste ist. Macht aber nix, weil sie schenkt immer besonders gut ein – es gab Bier vom Faß – bis kurz vorm Überschwappen und ein recht ein sauberes Mädel war sie auch noch. Vorbau erste Klasse, verstehst du, da reicht deine Hand nicht aus. Jetzt war das natürlich ohne Wert, weil man war verheiratet, aber so zum anschauen freilich trotzdem ganz nett. Da schaust du auch als verheiratetes Mannsbild hin. Weil wahre Augenweide. Gut bestückt und alles.

„So?“, brummte Sepp nur, der Bierschaum in seinem Bart hatte.

„Ja pfeilgerade“, bestätigte ihm Xare. „Das haben wir doch schon immer gewußt, daß die vom anderen Ufer teuflisch sind. Das kann nur eine Einflüsterung des Teufels sein, wenn man den Hintern eines Freundes mit dem einer Frau verwechselt.“

Nach dem Frühschoppen und diesem aufschlußreichen Gespräch mit seinen Freunden zog Xare los, um nach Hause zu gehen. Dabei kam er auch an einem Haus vorbei, in dem einer wohnte, von dem man im Dorf sagte, er sei schwul. Xare zögerte kurz, ging auf die Tür zu und klingelte. Nach kurzer Wartezeit öffnete jemand. Eine Person, auf den ersten Blick betrachtet ein Mann, aber so ganz sicher war er sich da nicht.

„Komm mit auf die Wiese, dann tragen wir es aus. Nur wir zwei. Ich will wissen, ob du ein echter Kerl bist oder nur ne kleine miese Schwuchtel.“

Die Person machte Anstalten, sich wieder im Haus zu verkriechen, aber Xare packte ihn am Arm und schubste ihn nach draußen. „Auf geht’s, hopp.“

Was folgte, ist in wenigen Worten erzählt. Die Fäuste flogen, obgleich auch nur etwas einseitig. Es stellte sich bereits nach kurzer Prügelei heraus – der war wie erwartet nur eine kleine Schwuchtel.

 

 

Abermals traf man sich im Wirtshaus, in dem sich das gesellschaftliche Leben des Dorfes abspielte. Da gab es etwas zu essen, gutes Bier vom Fass, die Atmosphäre stimmte und vor allem: hier war man unter sich. Keine Breissn (Preußen, also alle Nicht-Bayern nördlich der Donau und westlich der Isar) und sonstige Ausländer.

„Ja der Sepp ist auch da“, setzte sich Xare an einen Tisch, an dem sein Freund hockte. Vor ihm stand bereits eine Halbe Bier, halb leer getrunken, also sozusagen nur noch ein Viertel. Man unterhielt sich über die Sonntagsspiele, die man gestern Vormittag noch nicht hatte besprechen können, weil die Spiele ja erst am Nachmittag stattfanden. Dann kam man auf das Thema Inflation zu sprechen.

„Was meinst du, wie viel ich für die Ausstellung der Geburtsurkunde meines Sohnes zahlen musste? Zehn Euro! Das sind knapp 20 Mark. Weil es mich interessiert hat, habe ich nachgeschaut, wie viel meine eigene Geburtsurkunde damals vor 30 Jahren gekostet hat. Exakt vier Mark. Das entspricht einer Inflationsrate von 5,4 % pro Jahr! Aber offiziell haben wir angeblich eins Komma irgendwas. Da kann doch irgendwas nicht stimmen, wenn der Staat selbst mit schlechtem Beispiel vorausgeht.“

„Allerdings. Schau dir bloß mal an, was Brezen in der Bäckerei kosten. Früher 70 Pfennige, jetzt 60 Cent. Die Mehlpanscher gehen auch mit der Zeit. Mich hat mal einer in der Stadt angesprochen, ob ich einen Euro habe. So eine windige Person, ein Sandler halt. Da habe ich ihn gefragt, wie er denn auf einen Euro käme, wo sie früher doch immer nur eine Mark haben wollten.“

„Das ist Inflation, 100 % in zehn Jahren. Neulich habe ich beim Bäcker einen Cent Wechselgeld bekommen, aber glaub bloß nicht, daß mir der Glück gebracht hätte. Früher mit den Pfennigen, das war noch was ganz anderes, da hatte man wirklich manchmal eine Glückssträhne, das war noch richtiges Geld und nicht so eine Dreckswährung.“

„Das kannst du laut sagen. Der Teuro ruiniert uns noch. Schmecks Kropfada (Nicht zu übersetzen, einfach aus dem Kontext erschließen). Prost!“

„Aber lange haben wir den sowieso nicht mehr. Dann kriegen wir wieder richtiges Geld, wenn wir vorher nicht pleite gehen.“

Die Bedienung brachte jetzt den Schweinsbraten, den Xare bestellt hatte, was ihn aber nicht davon abhielt, die angeregte Diskussion fortzusetzen, auch wenn der Redefluß etwas an Geschwindigkeit einbüßte, denn das arme Schweinchen kalt werden zu lassen, das wollte er nicht.

„Mal was anderes: wie steht es eigentlich mit der Ausländerquote bei den Ehrenämtern? Also ich hab bei der Feuerwehr noch keinen von denen gesehen.“

„Das wird halt im Fernsehen nicht angesprochen, weil so was die multi-kulti-heiti-teiti-Legende nicht unterstützt.“

„Fernsehen ist überhaupt so eine Sache. Wenn die Rede von 'Jugendlichen' ist, die irgendeinen überfallen oder zusammengeschlagen haben, dann heißt das im Klartext: es waren Ausländer, aber man sagt das nicht, weil man ja inländerfeindlich eingestellt ist. Das kann man ja dem mündigen Bürger nicht zumuten, wenn er die Wahrheit erfährt. Also cachiert man sie etwas. Bestimmte Themen mögen die viel lieber. Als ich vorgestern nur mal kurz den Videorekorder programmieren wollte, lief auf ARD wieder irgendein Nachrichtenzeug und das einzige Wort, das bei mir hängen blieb, war 'NS-Verbrecher'. Herr Gott noch einmal, jetzt ist der Krieg 70 Jahre vorbei …“

„Noch nicht ganz.“

„Aber bis hier mehr als zwanzig Leser zu dieser Stelle kommen, werden es 70 Jahre sein! Jedenfalls ist der Krieg schon so lange vorbei und immer wieder kauen die dieselbe alte Scheiße durch, wo noch nicht mal die amerikanischen Kriegsverbrechen aufgearbeitet sind – ganz   zu schweigen von den russischen. Aber bleiben wir bei den Amis, unseren lieben Freunden. Die haben den Rekord aufgestellt, die meisten Menschen mit ABC-Waffen ermordet zu haben. Nagasaki und Hiroshima lassen grüßen. Die besitzen also Massenvernichtungswaffen und schrecken nicht davor zurück, sie einzusetzen. Eigentlich müssten wir die ihrer eigenen Ideologie folgend angreifen, um Leid von der restlichen Weltbevölkerung abzuwenden und das amerikanische Volk von ihrem Unterdrückungsregime zu befreien. Aber für diese Pharisäer gelten offensichtlich andere Maßstäbe. Deshalb sind sie auch so unbeliebt, weil keiner eine solche Ungerechtigkeit hinnehmen will. Bei uns funktioniert ja noch alles ganz gut, weil die Medien nach deren Plänen tanzen, aber das wird schon noch anders. Wenn unser Land erst einmal seine tatsächliche Souveränität zurückerhält, dann hören wir endlich nicht mehr so viele amerikanische Lügenmärchen, die uns momentan ständig von den gleichgeschalteten Medien eingetrichtert werden. Na ja gut, mir nicht, weil ich schau schon seit längerem kein Staatsfernsehen mehr und Tageszeitungen kannst du auch vergessen. Überall der gleiche Mist.“

„Das stimmt. Dafür werden wir von denen auch noch abGEZockt. So etwas gibt es, glaub ich, in der ganzen Welt kein zweites mal. Eine Propagandasteuer. Die gab es nicht mal im Dritten Reich, wo angeblich alles so schlecht war.“

„Die Rechtschreibverschlechterung ist auch ein einziger Witz. Neuerdings wollen die, das man 'um so' zusammenschreibt. Also wenn ich das zusammenschreibe, dann muss ich 'um zu' auch zusammenschreiben, aber so weit geht deren Logik nicht. Was habe ich neulich gelesen … zuhause, ja genau, das war's. Interessant, wirklich, was der Duden da so treibt. Die brauchen sich nicht wundern, daß sie vom Verein für deutsche Sprache zum Sprachpanscher des Jahres gewählt wurden. So weit sind wir schon. Bald heißt es wirklich Theremouth CS.“

„Haaaah (Bayrisch für „Entschuldigung, ich habe Sie leider nicht verstanden. Würden Sie das bitte noch einmal sagen?“)??“ meldete sich Sepp zu Wort.

„Sähr ist englisch für dort und mauß heißt bei uns Mund. CS ist die Abkürzung für Sänträl Stäschn, also Hauptbahnhof.“

„Ah, jetzt habe ich dich … ja, das wäre eine gute Idee, weil dann finden sich die Ausländer besser zurecht, die wo alle kein bayrisch können. Das machen wir. Was heißt denn Aßling auf englisch?“

„Keine Ahnung. Vielleicht nehmen wir einfach Assel, also das Tier und das mit dem -ing kennen die auf der Insel ja auch. Das geht schon. Am besten machen wir dann gleich zwei Schilder an die Bahnhöfe – eins auf englisch und eins auf serbokratisch, weil wir wollen ja was für die Minderheiten in Europa tun.“

„Bravo, das ist wieder ein Grund zum Trinken!“, hob Franz seinen Krug in die Höhe und die drei stießen wie gehabt an, von ihren weltbewegenden Ideen bewegt, die wahrlich reif für den Bundesverdienstkeks waren. Jetzt konnte man den auch wieder annehmen, nachdem die korrupte Lous (Bayrische Bezeichnung für ein Nutztier, in gebratener Form eine bayrische Delikatesse) … oder vielmehr das korrupte Wölfchen … traurige Geschichte waren.

 

 

„Die Frauenquote degradiert die Frau offiziell zur leistungsschwachen Konkurrentin, der man auf Grund ihrer Mangelhaftigkeit Privilegien zugestehen muss, um sie in die Gesellschaft zu integrieren, was sie in den Augen der Männer jedoch nur herabsetzt. Echte Gleichberechtigung gibt es sowieso erst, wenn dafür gesorgt wird, daß das, was wir Männer im Lauf der Weltgeschichte in den Kriegen durchleiden mussten, von den Frauen kompensiert wurde. Ich fordere daher, daß die Zahl der in zukünftigen Kriegen getöteten Frauen mindestens derjenigen der Männer entsprechen muss, weil sonst ist das ungerecht. Dann weißt du als Soldat genau, daß die Soldatin neben dir eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit hat und das geht einfach nicht. Schlecht für die Moral. Da müssen wir was machen.“

Franz grinste breit. „Ihr kennt doch den Pankraz. Der ist doch bei der Müllabfuhr, der hat mir erzählt, daß bei ihnen keine einzige Frau arbeitet. Das muss man unbedingt ändern, außerdem werden in Bergwerken immer noch viel zu viele Männer beschäftigt. Hier lassen sich also Frauenarbeitsplätze schaffen. Als Ausgleich schlage ich vor, wir erhöhen die Zahl der männlichen Grundschullehrer sowie die der Hebammer. Dann ist die Welt wieder in Ordnung.“

„Hmm“, machte Sepp nachdenklich. „Das ist jetzt ein ganz ein heikles Thema, aber ich spreche es dennoch an. Wir müssen mehr Arbeitsplätze für Männer im horizontalen Dienstleistungsgewerbe schaffen. Schau dir in der Stadt an, was es da so gibt. Da gibt es drei Etablissements, soviel ich gehört hab, da gibt es nur Frauen. Das ist ja auch irgendwie ungerecht. Da brauchen wir also so eine Art Nuttenquote. Wir schaffen Arbeitsplätze für Nutter.“

„Sehr gute Idee“, lobte Xare. „Dann fühlen sich die Frauen im Rotlichtmilieu auch nicht mehr so ausgegrenzt. Hervorragend. Vielleicht sollten wir dann auch Zuhälterinnen einführen?“

 

 

Am Sonntag trafen sich die drei Freunde wieder einmal beim Wirt.„Was habt ihr denn heute gewählt?“, kam Sepp auf das Ereignis des Tages zu sprechen, denn es war der Tag der Bundestagswahl.

„Ja dreimal darfst du raten“, entgegnete Franz. „Die Schwulenpartei kann man nicht wählen, die Partei der Pädophilen sowieso nicht, die sogenannte christliche Partei unterstützt Schwulitäten, was mit 'christlich' wenig zu tun hat, da wird die Auswahl eng.“

„Das ist überhaupt eine Schweinerei, das mit der 5 %-Hürde. Das stärkt bereits etablierte Parteien und macht es neuen Parteien sehr schwierig, in den Bundestag zu gelangen. Dafür gibt es außerdem gar keine Notwendigkeit, weil bei 650 Abgeordneten kein Problem bezüglich der Teilbarkeit existiert. Meines Erachtens würde es also reichen, wenn eine Partei ein 650stel der Stimmen bekäme, um hineinzukommen, weil dann hätten sie genau einen Abgeordneten. Das wären 0,15 %. Das ist sozusagen die natürliche Hürde, weil Menschen nicht teilbar sind. Jetzt braucht man allerdings tatsächlich mehr als 30-mal so viele Stimmen – wozu denn bitte? Das ist undemokratisch, das schützt nur die fetten Parteibonzen und verhindert, daß meine politische Ansicht vertreten wird.“

„Das kannst du laut sagen“, pflichtete ihm Franz bei. „Das ist eine echte Schweinerei. Wir leben in einer Möchtegerndemokratie, die keine ist. Offiziell heißen wir auch nicht Demokratie, sondern Bundes-Republik. Das sollte einem zu denken geben.“

Die drei stießen aufs Neue mit dem Bier an. „Prost, damit die Gurgel nicht verrost'.“

„Manchmal frag ich mich, was das für Leute sind, die die Kinderschänderpartei wählen“, schüttelte Sepp ungläubig den Kopf. „Die können doch nicht alle pädophil sein.“

„Der Pöbel wählt alles und jeden, weil er durch die gleichgeschalteten Medien längst indoktriniert ist“, meinte Xare. „Der weiß gar nicht, was er tut. Das Xindl (Gesindel) kann machen, was es will. Das war im römischen Reich schon so. Da glaubten auch alle, sie hätten noch eine Republik, aber was sagen wir heute dazu? Kaiserreich!“

„Dann frag ich mich aber, was wir momentan haben.“ Franz hustete wie verrückt.

„Verträgst‘ kein Bier mehr? Wirst langsam alt?“

„Bevor ich alt werde, lass ich mich aus dem Wählerverzeichnis löschen, damit ich keinen Mist mache.“

„Das sollten einige Leute machen, tun sie aber nicht. Deshalb haben wir auch den Dreck.“

Die Freunde nahmen einen tiefen Schluck Bier, ehe sie absetzten.

„Gestern habe ich mir mal aufgeschrieben, welche Themen in der Tagesschau so drankamen. Haltet euch fest ...“ Xare kramte einen Schmierzettel aus seiner Joppen. „Also … 1. Überfall in Nairobi, 2. Anschlag im Irak, 3. Bundestagswahlkampf, 4. Verwundeter deutscher Soldat in Afghanistan, 5. Familienzusammenführung in Korea, 6. Syrische Opposition verhandlungsunwillig, 7. Raketenangriff in Ankara, 8. USA will Grenzwerte für CO² Ausstoß einführen, 9. US-Haushaltsstreit, 10. Massenentlassungen bei Blackberry, 11. Bieranstich auf dem Oktoberfest, 12. Bundesliga, 13.WM-Qualifikationsspiel der Frauen gegen Russland, 14. Lottozahlen, 15. Wettervorhersage. Das ist doch ein starkes Stück, oder? Die ersten beiden Themen haben mit Deutschland schon mal absolut nichts zu tun. Was kümmert es mich denn, was in Nairobi – wo immer das auch sein mag – geschieht!?“

„Nix“, pflichtete Franz bei. „Das ist vergleichbar mit dem umfallenden Reissack in China, interessiert keinen Schwanz.“

„8 von 15 Themen haben mit uns rein gar nichts zu tun. Bei den Lottozahlen kann man sich streiten, weil da macht von uns beispielsweise keiner mit. Wieso muss ich mir diesen Scheiß überhaupt anschauen!?“

„Das musst du ja nicht“, grinste Sepp hämisch. „Das hast du ja freiwillig gemacht. Prost!“

Tja, lieber Leser, und du musst dir den Scheiß auch nicht anschauen, den die bringen. Es sei denn, du willst es und dann geschieht es dir Recht!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.01.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meinem Heimatland gewidmet, das sich aktuell in seiner dunkelsten Stunde befindet. Doch verzaget nicht, denn es kann nur aufwärts gehen.

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