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1. Kapitel

Der Tag brach an, wenn auch zögerlich. Noch war die Sonne nicht ganz über die fernen Berge gekrochen. Das helle grüne Gras glitzerte voll von Tautropfen. Schnelle Schritte, die fast lautlos über den weichen Boden zu fliegen schienen, gingen dem nahen blätterlosen Wald entgegen.

Sie wusste, wenn sie nicht schneller als die Hubschrauber hinter ihr war, würde sie von ihnen umgebracht werden. Es gab kein Zurück mehr. Sie rannte schneller, glitt noch lautloser über das weiche Gras.

Sie waren ihr gefährlich nah und die Späher waren nahe daran auf sie zu schießen, doch sie bot durch ihren schnellen Seitenwechsel ein zu schmales Ziel und ihre Schnelligkeit war ihr eine große Hilfe. Zwar waren die Späher normalerweise ebenso schnell wie sie, doch mussten sie zudem auch noch diese schweren Waffen tragen. In einem Zweikampf würden sie zweifellos siegen, doch sie hatte nicht vor, ihnen vors Visier zu laufen. Solange sie im Vorteil war, würde sie diesen auch ausnutzen.

Langsam glaubte sie schon, sie würde den verdammten Wald gar nicht mehr erreichen und von den Spähern erschossen werden, doch dann tauchte sie mit einem gekonnten Sprung in die Dunkelheit des Waldes, dessen blätterlose Äste wie knochige Arme eng ineinander griffen und jedes Weiterkommen zu verhindern schienen, wenn man sich nicht auf die oberen Äste konzentrierte, denn dort oben wurde der Wald lichter, die Büsche verschwanden und man konnte sich bis zu einem gewissen Punkt schneller weiterbewegen.

Doch wäre sie dort oben hinauf gesprungen, wäre sie ein leichtes Ziel für die Hubschrauber gewesen und auch die Späher hätten ihr ohne große Schwierigkeiten folgen können, wenn auch etwas langsamer als sie selber. Also entschied sie sich für das schmerzhafte Hindurchkriechen unter den Ästen. Zwar war sie eine gute Kriecherin, aber die Äste hatten zeitweilig scharfe Dornen und würden sie überall aufkratzen und ihre Kleidung ruinieren, aber wenn sie wirklich weg wollte, musste sie sowieso neue Kleidung beschaffen. Wie, wusste sie noch nicht und im Moment war das auch gar nicht von so großer Bedeutsamkeit, denn sie hörte über ihr das leise Zischen, wenn die Späher in schnellem Tempo von einem Baum zum nächsten sprangen und das taten, was sie am Besten konnten: Spähen.

Sie hielt die Luft an. Sie wusste, sie würde vielleicht Stunden warten müssen, bevor sie aus ihrem grausamen Versteck und aus dieser unbarmherzigen Stellung herauskommen konnte. Die Nacht würde erst in vielen Stunden anbrechen und auch, wenn die Nacht ihr keine absolute Sicherheit bot, so würden die Hubschrauber abziehen und nur die Späher würden sich vereinzelt aufstellen, um sie vielleicht doch noch zu finden. Doch sie hatten noch einen Nachteil ihr gegenüber bis auf die Geschwindigkeit: Sie benötigten Nachtsichtgeräte, sie jedoch konnte in der Dunkelheit so gut sehen, als ob es Tag wäre, sie konnte sogar Wärmesicht anwenden ohne irgendeine Maschine zu benötigen.

Also wartete sie und schlief etwas, wenn auch nicht lange, denn ihre Situation bot ihr sowieso keine Möglichkeit ständig ihre Position zu ändern ohne sich zu verletzen. Also stellte sie ihren Schlafmodus ein und lag da wie tot.

 

Inzwischen standen drei der fünf Späher oben auf den Bäumen und schienen in ihrer wartenden Haltung erstarrt zu sein. Nur ab und zu bewegten sie ihre Köpfe oder verlagerten das Gewicht auf das andere Bein.

Die Späher waren eigentlich nicht als Gruppe unterwegs und normalerweise unterstanden sie nur dem General einer Einheit, wenn sie nicht sogar selber die Generales waren. Doch eine ungewöhnliche Situation erforderte nun einmal eine ungewöhnliche Maßnahme. Und so wurde der Späher Z12B-KARI zum vorübergehenden General der Spezialspähereinheit 00.

„General, glauben Sie, sie ist noch hier?“, fragte Späher 03.

„Natürlich, wäre ich nicht überzeugt davon, wären wir weiter gesprungen. Sie ist irgendwo da unten“, antwortete Kari.

„Aber wir können sie nicht sehen, Sir. Vielleicht ist sie schon durch das Dickicht gekrochen. Wäre das nicht möglich, General?“

„Es stimmt, dass sie keine Schmerzen scheut, um wegzukommen. Schließlich weiß sie, was ihr blüht, wenn wir sie finden, aber Z12B-ENA ist auch nicht so dumm sich durch das ganze Geäst zu wühlen, wenn wir sie dabei hören könnten. Also werden wir genau hier warten, wo wir sie zum letzten Mal gehört haben“, meinte Kari.

„Zudem sehen wir sie nicht, Sir. Unsere Maschinen sind zwar gut genug, um einen Körper in Stillphase oder langsamer Bewegung wahrzunehmen, aber nicht, um ihre Schnelligkeit wahrnehmen zu können, General“, sagte nun Späher 01.

Kari nickte langsam, so, als habe sie Angst, Z12B-ENA könnte es sehen oder hören.

„Lasst das nur meine Sorge sein und nun seid still! Sonst hört sie euch noch und weiß genau euren Standort! Verstanden?“

„Ja, Sir!“, sagten die zwei Späher perfekt Synchron und starrten wieder in die Dunkelheit.

Was diese beiden Späher nicht wussten, war, dass Kari einmal mit Ena befreundet war, damals, als es noch in Ordnung gewesen war, etwas über seine Aufträge zu stellen. Doch es war viele Jahre her und nun waren Freundschaften nichts mehr Wert. Wer in einem Einsatz starb, starb eben. Und da konnte sich niemand vom Regiment leisten zu trauern, wenn es galt einen Auftrag perfekt und ohne Verzögerung zu erledigen. Wer zurück blieb, blieb eben zurück.

Aber zu jener Zeit waren sich die beiden schrecklich wichtig gewesen. Sogar das, was man in ihrem jetzigen Alter niemandem mehr anvertraute, vertrauten sie sich zu jener Zeit an. So erzählten sie sich ihre intimsten Geheimnisse und schworen bei ihrer Ehre, niemandem davon zu erzählen. Kari wusste nicht, ob Ena immer noch diese seltsamen Träume hatte, die sie zu jener Zeit plagten, aber da sie auch so geschworen hatte, niemandem darüber etwas zu sagen, behielt sie es für sich. Zwar war es eine der 12 Regeln niemals Geheimnisse vor dem Boss zu haben, aber es war auch eine Regel, einen Schwur auf die Ehre niemals zu brechen, es sei denn die jeweilige Person hatte wegen eines Schwurs eine Regel gebrochen oder war tot. Da aber Ena wegen ein paar seltsamen Träumen noch keine Regel gebrochen hatte, sondern aus reiner Dummheit und sie auch noch nicht tot war, hatte Kari nicht vor, ihrer Erzfeindin den Schwur zu brechen.

Wie sie Erzfeinde geworden waren?

Das kam einfach so, da sie beide im selben Jahr und im selben Monat geboren wurden und beide sehr schnell besondere Fähigkeiten entwickelten, die sich in einer Art und Weise sehr ähnelten. Am Anfang hatten sie immer zusammen gekämpft, um beide einen höheren Rang zu erreichen und tatsächlich hatten sie gemeinsam den Rang C erreicht. Doch dann wurden sie Älter und bekamen neue Pflichten, mit denen die beiden erkannten, dass es nun einen Konkurrenzkampf darum geben würde, wer den Rang B und schließlich auch den Rang A erreichte. Mittlerweile hatten sie beide den Rang B erreicht, doch gab es noch fünf andere mit Rang B und nur eine konnte Rang A werden. Doch nun hatte Ena sich die Chance auf einen Rang A verscherzt und so wurde Kari ihrer größten Konkurrenz beraubt. Das machte sie wütend und sie wollte Ena unbedingt zur Rede stellen.

Kari verstand die Besorgnis der anderen beiden Späher sehr gut, denn Ena war durch ihre Leichtigkeit im Vorteil, aber was diese beiden auch nicht wussten, war die praktische Situation von Kari, in der sie Ena in nichts nachstand. Denn dadurch, dass Ena und Kari im selben Rang waren, hatten sie auch die gleiche Beschaffenheit des Körpers. Kari konnte genauso gut sehen wie Ena. Natürlich war sie durch ihre Ausrüstung immer noch behindert, aber wenn sie nur nah genug herankam, um sie zu treffen. Ena wusste nicht, dass Kari den Einsatz leitete und meinte sich in der Dunkelheit etwas sicherer. Hätte sie gewusst, dass Kari dabei war, wäre sie lieber unter dem Dickicht verhungert, das wusste Kari genau.

 

Inzwischen hatte sich Ena wieder etwas erholt. Ihre Wunden waren fast alle verheilt und ihre Kräfte ziemlich aufgeladen. Natürlich brauchte sie etwas Nahrung, um wieder völlig bei Kräften zu sein, doch für ihren Plan würde diese Stärke sicher reichen.

Hoffte sie. Inständig.

Ena, die normalerweise die Bezeichnung Z12B-ENA trug und diese auch in ihrem Nacken eintätowiert hatte, wurde von ihren nächsten Rangmitgliedern und ein paar Rang A – Leuten einfach nur Ena genannt. Aber sie wusste, wenn man sie kriegen würde, würde niemand sie mehr so nennen. Deshalb musste sie tiefer in den Wald und wenn sie Glück hatte, traf sie auf ein paar der wenigen noch lebenden Waldbewohner. Diese würden ihr in die Große Stadt verhelfen können. Natürlich war da auch noch die Frage, ob sie ihr tatsächlich helfen würden. Aber Ena wollte nicht daran denken und konzentrierte sich lieber auf die Späher über ihr.

Sie konnte einen erkennen, wusste aber nicht, ob das Regiment tatsächlich so nachlässig wäre. Sie konnte sich denken, dass sie sicher einen Rang B – Angehörigen in die Einheit miteinbezogen hatten, denn sonst würden die Späher schon längst aufgeben oder ebenfalls im dornigen Geäst herumkriechen. Also würde sie sich darauf konzentrieren müssen, besonders schnell und wendig über die knochigen Äste zu springen. Auch wenn die Gefahr bestand, dass einer abbrechen könnte unter ihrem Gewicht, sie musste es einfach schaffen!

Damit drehte sich Ena langsam, und so gut wie möglich versuchend kein Geräusch zu erzeugen, um. Sie kroch noch ein Stückchen weiter, bis sie einen Platz gefunden hatte, an dem die Äste weniger Dornen hatten und durch die sie leichter durchbrechen konnte, um dann auf einen Ast zu springen.

Die Dunkelheit war ihr unangenehm. Sie war lichten Tag gewöhnt, aber nicht diese sternenlose Finsternis, in der kein Mond schien und auch keine Lichter die Umgebung erhellten. Die Lichter des Stützpunktes waren zu weit weg und wurden zudem auch noch von hohen Mauern weggesperrt, so wie Ena und ihre Mitgenossen weggesperrt worden waren. Ena hatte abends immer einen Rundgang machen dürfen und hatte die interessanten und doch alten Lampen bewundert, deren Versorgung mit Strom schon längst veraltet war. Diese Lampen waren grell und manchmal auch etwas unangenehm gewesen, doch trotzdem gehörten sie nun einmal zum Leben der Einheiten.  

Sie schüttelte leicht ihren Kopf. Das war nun nicht der rechte Zeitpunkt an diese Lampen zu denken. Sie musste sich auf die Späher konzentrieren und sehen, wie sie an ihnen vorbei kommen könnte.

Langsam konnte sie auch die anderen zwei sehen. Sie waren etwas weiter weg und waren durch ein paar Äste verdeckt gewesen, doch als Ena ihre Wärmesicht aktiviert hatte, konnte sie auch diese sehen. Sie waren ruhig, so wie die Umgebung ruhig war. Wahrscheinlich hofften sie, sie könnten Ena hören, oder sie fürchteten, Ena könnte sie sonst hören und wissen, wo sie waren. Diese Dummköpfe. Ena wusste auch so, wo die Späher standen. Ena sah sich noch etwas um, doch sie konnte keine weiteren Späher entdecken. Also erhob sie sich leise und unterdrückte ein Ächzen, als ein paar spitze Dornen ihre weiche Haut aufschlitzten und warmes Blut an ihren Oberarmen und Beinen hinabrann. Sie sah sich noch kurz nach einem geeigneten Platz um und sprang dann schnell und fast lautlos aus dem Dickicht hinauf auf die Bäume. Unweit von ihr war einer der Späher und sie erstarrte kurz, verschmolz mit der Dunkelheit, wie sie es seit ihrer Kindheit immer wieder gelernt und geübt hatte. Der Späher übersah sie, doch plötzlich hörte sie, wie ein anderer Späher, ungefähr vier Meter entfernt, seine Waffe auf sie richtete und sich in die Lüfte schwang, um näher an sie heranzukommen.

Verdammt! Das war der Späher des B-Ranges! Sie hatte es sich gedacht, aber hatte es nicht wirklich glauben wollen. Ena wich schnell auf einen anderen Ast aus. Egal wohin sie sprang, auch wenn nur einer der Späher ihr folgen konnte, der Späher war durch seine Waffe im Vorteil. Sie musste so schnell wie möglich tiefer in den Wald und nach einem Lagerfeuer suchen.

Am Tag mochten wohl die Einheiten des Regimentes im Vorteil sein, doch in der Nacht waren die Waldleute die waren Herrscher des Waldes. Sie lebten seit ihrer Kindheit in diesem trostlosen Stück Wald und hatten Waffen, die weit über alles hinausging, was Ena verstand. Manche sagten, diese Waffen wären aus einer längst vergangenen Zeit, als noch die Alchemie über die Welt herrschte und nicht die Technik. Doch das Problem an solch komplexen Waffen war, dass sie sie nicht mehr herstellen konnten, denn viele alchimistische Formeln gingen schon vor fast zwei Jahrhunderten verloren, als es einen großen Brand gegeben haben soll. Heute wusste natürlich keiner mehr, was stimmte und was nicht, doch Tatsache war, dass die Waffen der Waldleute einfach anders waren. Seltsamerweise funktionierten sie nur bei Nacht. Aber man munkelte in vielen Mythen davon, dass es einst zwei Völker gegeben haben soll: Das Volk des Lichtes und das Volk der Finsternis. Aber genaues wusste Ena nicht, denn sie hatte sich nie mit solch albernen Geschichten beschäftigt, sondern nur mit dem, was sie sehen und auch nachvollziehen konnte.

Und zurzeit konnte sie den einen Späher sehen, der ihr unnachgiebig folgte und ab und zu sogar das Feuer eröffnete. Jedes Mal konnte Ena gerade noch ausweichen, doch die Bäume wurden lichter und damit auch ihre Chancen auf den nächsten Baum so schnell wie möglich zu entfliehen, denn sie brauchte bei größer werdenden Abständen auch mehr Zeit zum Springen, um weiter zu kommen als normal. Sicher, der Späher war immer noch durch das Gewicht seiner Ausrüstung behindert, doch er konnte durch seine Waffe einfach einen Schuss abgeben und die Langsamkeit Enas bot ihm ein besseres Visier. Der Späher wäre sehr daneben gewesen, hätte er die Chance sie zu treffen nicht ergriffen. Selbst Ena hätte diese Möglichkeit niemals verstreichen lassen.

Als Ena schon glaubte, er habe sie gleich erwischt, schoss plötzlich eine seltsame, blaue Kugel aus dem Wald empor gegen den Späher. Der Späher konnte gerade noch ausweichen, verlor dabei aber fast das Gleichgewicht und wäre fast gefallen, hätte sie nicht geistesgegenwärtig und blitzschnell nach einem anderen Ast gegriffen und sich hinauf geschwungen. Dabei verlor sie allerdings ihre schwere Waffe, was bedeutete, dass sie nun etwas schneller war als vorher. Der Späher blickte auf und starrte Ena direkt in die Augen.

„Kari…“, wisperte Ena erschüttert. Was hatte Kari denn in diesem Auftrag zu tun und dann auch noch als Späher? B-Rangige waren normalerweise keine Späher, aber anscheinend agierte sie als General und war somit wieder ihrem Rang entsprechend.

„Das hättest du nicht gedacht, dass sie ausgerechnet mich schicken, um dich zu fangen. Ich habe die besten Vorraussetzungen, um dich zu kriegen“, sagte Kari leise und ohne einen Anflug eines Gefühls.

Das war schon immer Karis Stärke gewesen. Sie konnte selbst im härtesten Moment undurchschaubar und kühl bleiben. Dadurch verunsicherte sie ihre Gegner. Genauso wie Ena in jenem Moment. Ena blieb wie angewurzelt stehen, sie konnte nicht anders. Während Kari sich der alten Freundschaft zwar noch bewusst war, ihr aber keine besondere Bedeutung mehr beimaß, hegte Ena immer noch freundschaftliche Gefühle für Kari. Sie hatte sie nie als Konkurrentin angesehen und hätte ihr gerne den Rang A Platz überlassen. Ena wurde sich bewusst, dass sie der Einsatz war, von dem Kari profitieren konnte, um den Rang A zu erreichen.  

Kari kam nun langsam näher und stand schließlich neben Ena. Sie blickten sich eine Weile Schweigend an, bis plötzlich noch ein seltsamer, blauer Ball ihnen entgegenschoss. Sie konnten gerade ausweichen und hätten beide beinahe das Gleichgewicht verloren, doch sie hielten sich und schauten sich an.

„Die Waldleute!“, riefen sie gemeinsam aus.

„Oder das, was von ihnen noch übrig ist“, meinte Kari düster.

„Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Ena.

„Du könntest zum Beispiel mit mir freiwillig mitkommen. Du weißt, dann sieht deine Strafe vielleicht nicht so hart aus.“

„Ich kann nicht kampflos mit dir gehen. Ich habe etwas zu erledigen“, antwortete Ena ernst.

„So wie es aussieht, werde ich dich weiter jagen müssen und wir beide müssen gleichzeitig vor diesen Irren da unten fliehen“, lachte Kari, doch das Lachen ging nicht zu ihren Augen über.

„Hm, vielleicht sollten wir mit ihnen reden. Scheinbar haben sie nur eine Waffe, also können es nicht viele sein, höchstens drei“, erwiderte Ena nachdenklich.

„Wie immer. Du denkst immer erst an das Wohl aller. Deshalb hättest du nie den Rang A bekommen.“

„Ich wollte ihn auch nie, Kari. Ich kann nicht so rücksichtslos sein wie du. Du kannst ohne nachzudenken jemanden exekutieren, aber ich kann das nun mal nicht. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe nun mal mein Gewissen in all den Jahren bewahrt.“

„Ja, dein einziges Zeichen von Schwäche!“, rief Kari spöttisch aus. Kari hatte nur Gefühle in ihrer Stimme oder drückte Gefühle aus, wenn sie mit Ena sprach. Das war schon immer so gewesen.

„Egal ob es ein Zeichen von Schwäche ist oder nicht, wir müssen weg von hier! Denn falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, wir werden beschossen und leider sind wir nicht unverwundbar!“, meinte Ena und packte Karis Arm.

Gerade rechtzeitig zog sie ihre einstige Freundin auf den Ast genau unter ihnen, denn schon wurden sie wieder bombardiert, doch diesmal traf die Kugel den Ast über ihnen, wo sie gerade noch gestanden hatten und sahen perplex zu, wie der Ast von einem Eismantel eingehüllt wurde und unter der starren Eismasse abbrach, um dann krachend zu Boden zu fallen. Die beiden wussten, wenn sie sich still verhielten, würden die Waldleute unten sie nicht so schnell ausmachen können, aber weg mussten sie. Zudem wusste Ena, dass Kari sicher noch eine leichtere Waffe bei sich trug und die zwei anderen Späher waren bestimmt auch schon auf dem Weg zu ihnen und da sie sich nicht bewegten, würden die Späher sie leicht finden.  

Was also tun?

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Tag der Veröffentlichung: 29.08.2013

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