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Ahgonies Heimkehr

Ein Mann saß in einer Bar. Es war noch vor Mitternacht, die letzte Stunde des Samstags war angebrochen, und doch schien er der einzige Gast zu sein. Der Deckenventilator summte leise, es roch muffig nach Rauch und Bier und der kleine Fernseher in der Ecke zeigte eine Zusammenfassung der Sportereignisse der letzten Tage. Der Regen trommelte unaufhörlich gegen die Fenster und schuf eine trostlose Atmosphäre.

Die Kneipe war absolut durchschnittlich, nichts an ihr stach hervor und sie hätte überall sein können – sogar im Ausland, wäre nicht der deutsche Sportsender gewesen. Doch sie befand sich in Neustadt, und nicht nur irgendwo in Neustadt, sondern im nördlichen Teil.

Neustadt hat viele Gesichter. Das bekannteste ist die Altstadt, die vor allem im Sommer viele Touristen anzieht, die die kleinen Cafés überquellen lassen und die Wiesen im Park bevölkern. Im Winter gibt es hier einen wundervollen Weihnachtsmarkt mit Esskastanien, gebrannten Mandeln, Glühwein und Lichterketten in den Ästen der Bäume.

In der Innenstadt gibt es Hotels, Restaurants und Geschäfte – die gleichen wie in jeder anderen Stadt auch. Die Straßen sind breit und die Luft ist von Motorgeräuschen und dem Rattern der Straßenbahnen erfüllt.

Dann gibt es noch die Wohnviertel, die besseren und die schlechteren. In den besseren stehen große, helle Häuser mit Vorgärten, in denen Kinder spielen, und es riecht nach frischgemähtem Gras. In den schlechteren Vierteln, wo es die grauen Flachdachhäuser mit den heruntergekommenen Wohnungen gibt, riecht es nach Abfall und Katzendreck.

Die besseren Wohnviertel sind im Süden der Stadt, die schlechteren im Norden hinter dem Fluss, der das Ghetto von der restlichen Stadt abgrenzt. Genau dort, wo die Viertel sich am nächsten sind, ist er besonders breit, wie um die gesellschaftlichen Schichten zu trennen. Die alte Brücke, die zu schmal für Autos ist, ändert daran nichts. Denn kaum einen Einwohner aus dem Süden verschlägt es für mehr als ein paar Stunden in den Norden und umgekehrt. Doch der Mann, der seit Stunden in der heruntergekommenen Kneipe am Tresen saß und in sein Glas starrte, gehörte eigentlich in eine der schicken Bars auf der anderen Seite der Stadt.

Sein Name war Johann Ahgonie, Ex-Banker, Ex-Freund und Ex-Wohlhabender. Er war neunundzwanzig, sah aber aus wie Ende dreißig. Sein blondes Haar war zerzaust und der Seitenscheitel nur noch angedeutet, seine ehemals funkelnd blauen Augen blickten trüb und sein Dreitagebart unterstrich die äußerliche Verwahrlosung. Der hellbeige Baumwoll-Staubmantel und die grauen Anzughosen mit nur noch schwacher Bügelfalte zeugten von Eitelkeit, die erst vor kurzem abgelegt worden sein konnte.

Ein weiterer Mann betrat den Schankraum. Seine braunen Locken waren vom Regen durchnässt, ebenso seine Hose und die Jacke. Er sah müde aus, als er an den Tresen trat und sich auf einen Barhocker setzte, nicht ohne einen zwischen sich und dem anderen Gast freizulassen. Per Handzeichen bestellte er sich bei dem gelangweilten Barmann ein Bier und richtete den Blick auf den Fernseher.

„War ein gutes Spiel“, brummte er nach einer Weile. „Haben Sie’s gesehen?“

Der andere, der sich seit dem Erscheinen des Neuankömmlings kein bisschen gerührt hatte, hob langsam den Kopf.

„Ja. Habe ich.“ Seine Stimme klang wie trockenes Laub.

„Ich bin übrigens Markus. Markus Grinder.“

„Johann Ahgonie.“

Markus nickte und wandte sich wieder dem Bildschirm zu, während Johann sich mit dem Handrücken übers Gesicht fuhr.

„Ich wünschte, ich hätte es nie gesehen. Ich wünschte, ich hätte Fußball nie gemocht“, seufzte er schwer.

Markus runzelte die Stirn und warf ihm einen skeptischen Blick zu.

„Warum das?“

„Dann hätte ich nie gewettet und wenn ich das nicht getan hätte, dann wäre alles andere auch nie geschehen.“ Johann vergrub das Gesicht in den Händen.

„Ist bestimmt nur halb so schlimm“, brummte Markus und lehnte sich hinüber, um dem anderen unbeholfen auf die Schulter zu klopfen.

„Das sagen Sie so leicht. Sie haben ein einfaches Leben und besitzen kaum etwas, das Sie verlieren können. Aber ich! Ich hatte alles – und habe alles verloren.“

„Na, na“, murmelte Markus und tat sein Bestes, die Beleidigung zu ignorieren, die Johann unbewusst ausgesprochen hatte.

„In ein paar Monaten habe ich alles verloren“, seufzte Johann und schüttelte den Kopf. „Wenn ich doch nur nicht gewettet hätte.“

„Auf was haben Sie denn gewettet?“ In Markus‘ Stimme schwang Interesse.

„Auf das Spiel.“

„Und haben Sie viel verloren?“

Johann schnaubte und starrte verzweifelt an die Wand.

„So ist das eben beim Glücksspiel. Man kann jedes Mal verlieren.“

„Es war eine todsichere Sache! Ich habe nichts falsch gemacht!“, knurrte Johann.

Markus schwieg und trank einen Schluck.

„Ich bin kein Risiko eingegangen“, rechtfertigte Johann sich. „Zu keiner Zeit. Ich habe langsam angefangen, nur kleine Beträge gesetzt, um die Verlässlichkeit meines Beraters zu testen.“

„Und dann?“

„Dann hat mein Chef es rausgefunden. Meinte ich wäre spielsüchtig.“ Er schnaubte und fuhr sich durch das wirre Haar. „Der hat mir nichts vorzuschreiben, der Arsch! Sitzt da in seinem teuren Sessel hinter seinem scheiß teuren Schreibtisch. Und sagt mir, er könne keine Mitarbeiter behalten, die sich mit so was abgeben. Also hat dieses Schwein mich gefeuert.“

„Was war es denn für ein Beruf?“, hakte Markus nach. Er fühlte, dass es besser war, vom Chef seines Nebenmannes abzulenken.

„Banker.“

„Oh.“

Johann vergrub den Kopf in den Händen. Markus nahm an, dass es das gewesen war. Mit dem Gespräch und Johanns Unglück. Doch kaum, dass er einen weiteren Schluck von seinem Bier nehmen wollte, seufzte Johann tief.

„Er hat mich provoziert. Mich mit schlechtem Zeugnis rausgeworfen, obwohl ich mich jahrelang für das Schwein abgerackert hab. Also hab ich bei der nächsten Wette ein bisschen mehr gesetzt. Er hat mich dazu getrieben, verstehen Sie? Ich konnte nichts dafür.“

„Hm“, machte Markus. Er wollte dem verzweifelten Mann nicht widersprechen, obwohl dieser doch so falsch lag.

„Und dann hab ich alles verloren. Alles war weg, auf einen Schlag“, presste Johann hervor. „Kein Geld für die teure Miete vom Apartment. Da haben sie mich rausgeschmissen.“

„Einfach so?“, fragte Markus erstaunt. „Hatten Sie denn auch keinen neuen Job in Aussicht?“

„Ich hatte keine Zeit mich darum zu kümmern!“, fauchte Johann. „Ich musste mich um die Wetten kümmern…“

„Aber man kann doch keine Wohnung kündigen, einfach so! Da haben die Sie doch betrogen“, ereiferte Markus sich.

„Ich war schon drei Monatsraten hinterher“, gab Johann vorsichtig zu. „Aber ich habe doch alles in die Wetten investiert! Ich schwöre Ihnen, wenn mein Berater nicht so daneben gelegen hätte… Jedenfalls saß ich dann auf der Straße. Und ich konnte doch nirgends hin. Diese Schweine von Vermietern!“

Wieder vergrub Johann das Gesicht in den Händen. Seine Schultern zitterten.

„Na na“, machte Markus hilflos. „Konnten Sie nicht bei einem Freund unterkommen?“

„Freunde!“, stieß Johann aus. „Die haben mich doch schon vor langem im Stich gelassen, diese treulosen Idioten. Nur weil ich mich von Anfang an in meine Arbeit gestürzt habe! Nicht jeder kann so faul sein wie die.“

Markus runzelte die Stirn. Warum überraschte es ihn nicht, dass Johann keine sozialen Bindungen aufrecht erhalten konnte? Dennoch tat er ihm leid.

„Und meine Freundin, die ist auch so ein Miststück. Ich bin zu ihr gegangen und hab ihr alles erzählt. Aber die hat mich sofort rausgeworfen. Sie war doch sowieso nur HINTER MEINEM GELD HER!“, schrie Johann, blickte Markus aus glasigen Augen an und rutschte näher an ihn heran. „Aber ich hab sie ausgetrickst, die dumme Schlampe. Ich lass mir von Weibern nicht das Geld aus der Tasche ziehen. Diese Nutten…“

„Ganz ruhig!“, rief Markus aufgebracht.

Der Mann musste völlig von Sinnen sein! In seiner Naivität vor den Kopf gestoßen, verletzt und betrunken. Keine gute Mischung. Dennoch regte sich in Markus sein Moralgefühl und er musste den anderen einfach belehren, konnte er ihn doch nicht so sein Leben verschwenden lassen.

„Johann, ich sehe, wie sehr Sie getroffen sind! Aber beruhigen Sie sich doch und versuchen Sie zu verstehen. Sie dürfen nicht an anderen auslassen, was Sie selbst verschuldet haben!“

„Ich, verschuldet?! Nichts davon war meine Schuld! Getrieben haben sie mich! Schon am Grab meiner Mutter! Jungs, ihr müsst das Beste aus euch machen. Das hätte sie gewollt, Jungs!“, sagte er mit verstellter Stimme.

Wütend starrte er Markus an. Sein Atem ging schnell und seine Hände zitterten.

„Und ich habe es getan. Ich habe mich in die Arbeit gestürzt, habe mir den Arsch aufgerissen und Geld verdient. Und meine „Freunde“ haben sich von mir abgewandt, nur weil ich mich nicht mehr gemeldet habe. Da sehen Sie es, Mann. Mit meiner Alten hat es angefangen. Es ist alles ihre Schuld“, fauchte er.

„Das ist es nicht!“, widersprach Markus.

Der Barmann, der die beiden schon die ganze Zeit beobachtete und belauschte, nickte, doch nur wie zu sich selbst, da er nicht beachtet wurde.

„Sie haben Ihre Mutter verloren, das ist schlimm. Aber Sie können ihr nicht die Schuld an Ihren Fehlern geben.“

„Das kann ich wohl! Sie haben mir nichts zu sagen! Niemand hat mir etwas zu sagen!“

„Weil Sie alle von sich zu stoßen scheinen. Haben Sie denn nicht gekämpft? Um irgendetwas?“

„Ich weiß wann ich geschlagen bin“, spie Johann aus und kauerte sich wieder auf dem Barhocker zusammen. „Alles haben sie mir genommen. Und nicht einmal wetten kann ich mehr. Markus?! Markus, Sie scheinen doch ein guter Mann zu sein! Leihen Sie mir etwas Geld und ich bringe es in Ordnung!“

Johann sprang auf und strahlte Markus hoffnungsvoll an, der nur voller Unverständnis zurückwich.

„Sie sind doch nicht gescheit im Kopf. Das können Sie nicht mit einer Wette in Ordnung bringen. Suchen Sie sich einen Job. Machen Sie es ehrlich und die Welt wird es gut mit Ihnen meinen!“

„DIE WELT KANN MIR GESTOHLEN BLEIBEN!“, brüllte Johann.

Eine drückende Stille legte sich über den Raum. Der Regen trommelte nicht mehr, der Fernseher war aus und die beiden Männer starrten sich in die Augen. Die Spannung war beinahe greifbar.

Johanns ganzer Körper zitterte nun und sein Kopf senkte sich, als wolle er seine Kehle schützen. Markus beobachtete, wie sich Tränen der Verzweiflung in den Augen des anderen Mannes stauten. Dann brach dieser den Blickkontakt mit einem frustrierten Aufschrei. Er fuhr herum und stolperte zur Tür, hinaus in die kalte Nacht.

Die Dunkelheit verschluckte ihn, nicht aber seine Schritte, die laut durch die Straße hallten, als Markus aus der Bar trat.

Er fuhr sich übers Gesicht. Warum hatte er sich da nur eingemischt? Immerhin ging es ihn wohl kaum etwas an. Er wollte gar nicht wissen, was er damit angerichtet haben mochte…

 

~*~

 

Das dunkle Wasser rauscht unter ihm dahin. Er tritt ans Geländer der Brücke, beugt sich darüber. Ein leichter Schwindel packt ihn, als er in die schwarzen Wirbel blickt und seine Finger schließen sich ohne sein Zutun um das kalte Metall. Sie wollen die Sicherheit garantieren, die der Instinkt verlangt und der Geist nicht will.

Schuld, Schuld, Schuld, brüllt der Wind ihm in die Ohren.

Schuld, Schuld, Schuld, ruft auch das Wasser unter ihm.

Deine Schuld!

Er ist doch nicht Schuld an seinem Elend! Kann es gar nicht sein, wo ihn doch die anderen getrieben haben.

Aber eigentlich weiß er es doch. Tief im Innern, da spürt er die Last auf seinem Herzen, die die Gewissheit der Schuld mit sich bringt.

Johann macht einen Schritt zurück und blickt nach links, von wo er gekommen ist. Er hat mit diesem Stadtteil nichts zu tun, hatte es auch nie. Er ist ihm fremd und doch soll hier seine neue Heimat sein?

Rechts liegt der Ort, an dem er aufgewachsen ist. An dem er von klein auf gelebt hat. Doch jetzt kann er nichts mehr mit ihm verbinden, bis auf ein paar Bilder, Erinnerungen, die ihm einst so wichtig erschienen und im Hier und Jetzt so nichtig sind, wie einer der zahlreichen Sterne am Firmament, versteckt hinter den Wolken.

War er selbst denn je wichtig, irgendwem, irgendwann? Er war doch nur einer der vielen Mitarbeiter in einer Filiale, einer von Majas Lebens-abschnittsgefährten, einer der Jungen am Internat. Ein Sohn von fünfen, weder der Älteste noch der Jüngste. Auch nicht der Getroffenste, als die Mutter starb.

Aber hat er selbst denn je einer Person mehr Bedeutung zugemessen als einer anderen? Nein, denn nie schien ihm einer herausragender als ein anderer. Sie waren immer alle nur einer von vielen, alle gleich und keiner gleicher. Ein Schaf in der Herde, eines dumpf wie das andere, nur auf das eigene Leben fixiert und zwischen den anderen herlaufend, ohne sie zu bemerken.

Die Welt dreht sich weiter, egal wie viele Menschen ihr Leben lassen und zu namenlosen Opfern in den Nachrichten werden.

Doch auch jetzt, wo Johann sich dieser schon lang geahnten Erkenntnis richtig bewusst wird und sie einen schalen Beigeschmack in seinem Mund hinterlässt, lehnt sich nicht eine Faser in ihm dagegen auf. Denn so ist es, war es immer und wird es immer sein. Der Tod verheißt Erlösung von den irdischen Leiden.

Die Stille der Nacht saugt jegliche Gefühl aus ihm und lässt es Teil der farblosen Schatten der Bäume am Ufer des Flusses werden. Ein leerer Körper auf einer Brücke, in dem Aufruhr hallt und der taube Schmerz die Glieder lähmt.

Eine Schachfigur, im Lauf des Spiels geopfert. Doch ohne Sinn bewegt, einer von Milliarden Bauern, die auf der Erde stets nur ein Feld nach vorne rücken können. Ein Bauer, der so leicht vernichtet werden kann.

Johann will nicht mehr herum geschubst werden und vorrücken. Er ist ausgelaugt und müde.

Der Fluss rauscht und gurgelt, blubbert vor sich hin ohne von irgendetwas Notiz zu nehmen.

Eisig kalte Regentropfen, die doch versiegt schienen, fallen auf Johann herab, rinnen über sein leeres Gesicht und durchdringen seine Kleider.

Immer aggressiver und schneller fallen sie und schlagen mit leisem, knisterndem Platschen auf dem Asphalt auf. Sie dringen in Johann ein, reißen ihn mit, spülen ihn fort und bringen sein Herz zum Rasen, als ahne es, dass seine Schläge gezählt sind. Wieder schließen sich seine klammen Hände um das Geländer.

Der Bauer wird geschlagen. Halb springend, halb fallend ins Wasser, in die kühle Erlösung.

Der Strom reißt ihn mit, zieht ihn hinab, den strampelnden Körper, der zuckt und wie ein Tier getrieben durch die ältesten Instinkte ums Leben kämpft. Doch nur Wasser dringt in die nach Luft lechzenden Lungen und immer schwerer werden die Glieder.

Hinab, hinab, immer tiefer in den bodenlosen Schlund, wo die Leere ihn erwartet und freudig umfängt.

Zwölf Mal schlägt ein ferner Glockenturm. Zwölf Schläge hallen durch die stille Nacht. Stille Nacht, heilige Nacht, das Leben hat ihn umgebracht.

Erklärung

Die Namen

Johann ist eine erwachsene Form von Hans und der Nachname „Ahgonie“ leitet sich vom deutschen Wort Agonie (Qual, Todeskampf) ab.

Markus, der die Rolle des Schleifers aus dem Märchen einnimmt, dem Hans alles erzählt, trägt den Nachnamen Grinder, was Englisch für Schleifer ist.

 

Der Charakter

Johann ist zwar in gewisser Weise so naiv wie Hans, dennoch unglücklich, pessimistisch und voller Wut. Hans vertraut jeder Person, der er auf seinem Weg begegnet, während Johann voller Misstrauen und anklagend auf die zurückblickt, die er verloren hat.

 

Die Rolle des Schleifers

Der Schleifer gibt Hans den letzten Gegenstand, der diesem eine Last ist und in einen Brunnen fällt. Johann werden von Markus die Augen geöffnet, indem dieser ihm seine Schuld aufzeigt, jedoch springt er mit der einhergehenden Last gemeinsam ins Wasser um sie loszuwerden. Auch geschieht es freiwillig, bei Hans war es Zufall.

 

Die Rolle der Mutter + Titel

Die Mutter, die bei Hans im Glück am Ende vorkommt, da er zu ihr zurückkehrt, ist auch hier präsent und Johann geht ebenfalls zu ihr, indem er ihr in den Tod folgt. Hieraus ergibt sich auch der Titel „Ahgonies Heimkehr“.

 

Die sieben Sachen

Im Märchen tauscht Hans sich ins Glück, wobei er immer eine Sache für eine andere, die ihm besser erscheint, hergibt. Insgesamt sind es sieben (Goldklumpen, Pferd, Kuh, Schwein, Gans, Wetzstein, Nichts/Glück). In Ahgonies Heimkehr verliert Johann eine Sache nach der anderen, als letztes sein Leben. Auch hier sind es sieben Sachen (Mutter, Freunde, Freundin, Beruf, Geld, Wohnung, Leben). Auch gegensätzlich ist, dass Hans Besitz belastet und für Johann Besitz das oberste Ziel ist.

 

 

 

 

Postmoderne

Johann kämpft nicht um das, was er verliert und ist eher ein Spielball seines Umfelds, wie es in der Postmoderne üblich ist. Daher auch der Schachfigurenvergleich, da er wie eine Figur gespielt wird.

Ebenfalls zu der Literaturgattung passend wird zitiert und zwar die Farm der Tiere (gleich, gleicher auf Seite 6, Mitte) und das Weihnachtslied Stille Nacht (Seite 6, unten). Zuvor taucht Weihnachten in Form eines Weihnachtsmarkts in Neustadt auf der ersten Seite auf.

Dadurch, dass Hans alles durcheinander erzählt, wird auch die Chronologie gebrochen. Ebenfalls findet ein Verlust der alten Ordnung und Sicherheit statt, da Johann sein altes Leben komplett verliert und auch in existenzielle Gefahr gerät, sowohl finanziell als auch insofern, dass er seinen Lebenswillen verliert. Das häufige Thema der Postmoderne der Selbstfindung ist auch da, denn am Ende steht Johann sich seine Fehler ein und versteht sich und die Welt auf seine Weise.

Postmoderne

-         Verlust alter Ordnung und deren Sicherheit, Welt gerät aus den Fugen

-         Existenzielle Gefahr

-         Stilistisch: Unsicherheit und Angst durch nicht lineare, bruchstückhafte Erzählweise, ironisch und zur Unterhaltung geschrieben, einfach (große Zielgruppe), Intertextualität (Zitate etc.), Verwendung von Klischees, parodistisch

-         Mensch wird zum Spielball des Weltgeschehens

-         Protagonist ist fremdgesteuert und konditioniert, Handlung wird nicht durch seine bewussten Entscheidungen bestimmt, er fügt sich, persönliche Entwicklung ist unmöglich (?)

-         Kein Sinn im Leben, kein höheres Ziel

-         Themen: Selbstfindung, Aufarbeitung (eigener) Vergangenheit, historische Elemente

-         Keine Identifikation des Lesers mit dem Protagonisten

 

 

Quellen:

http://www.buecher-wiki.de/index.php/BuecherWiki/PostmoderneLiteratur

http://www.literaturtipps.de/topthema/thema/postmoderne-literatur-die-nachmoderne.html

http://deutschsprachige-literatur.blogspot.de/2010/05/epochen-postmoderne-ab-1989.html

 

Nachwort

Das hier ist eine Hausarbeit (Gymnasium, 10. Klasse) und das erste literarische Werk von mir. Es stecken Schweiß, Blut und Tränen drin und es hat wahnsinnig Spaß gemacht es zu schreiben. Deshalb möchte ich meinem Deutschlehrer danken, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, sowas mal zu machen. Und natürlich auch danke an meine Mutter, ohne die ich sowas null auf die Reihe kriegen würde und wahrscheinlich nicht mal schreiben könnte ;)

 

Auch danke an jeden, der das hier gelesen hat. Ich freue mich sehr über Rückmeldungen :D

 

Infos über meine Bücher gibt's wie immer in meiner Gruppe "Bücher von Clara S."

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.03.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Leser

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