„Okay. Step nach rechts… Arme, und jetzt Drehung links… Clap… runter, Hüfte! Und jetzt andere Richtung.“ Ich beobachtete die Mädels genau während wir die neue Choreo einstudierten. „Nehmt die Spannung raus, es soll fließen, so wie beim Ballett! Super Melli, du hast’s drauf. Kaya halte dich an die anderen, du fällst aus dem Takt.“ Ich war voll in meinem Element.
„Entspann dich mal, Cat“, meinte Ann, meine beste Freundin, die ebenfalls in der Tanzgruppe war.
„Wenn wir den Wettbewerb gewinnen wollen, müssen wir alles geben“, rechtfertigte ich mich.
Der Wettbewerb. Am 23. Dezember war ein Tanzwettbewerb, ein landesweiter. Die Gewinner bekamen 500 Euro, außerdem einen Platz an einer der berühmtesten Tanzschulen in Europa. Nur die besten der besten konnten das schaffen.
„Okay, ihr müsst die Arme so mitnehmen, als würdet ihr schweben.“
Wir machten die Schritte noch drei Mal, dann machte ich Musik an. Ich hatte Adore you von Lil Rain ausgewählt. Ich mochte das Lied sehr und es war perfekt zum Tanzen. Für den Wettbewerb mussten wir ein schnelles und ein langsames Lied vorbereiten und Adore you war perfekt als langsames.
„Okay. Aufstellung, Kopf senken und Kopf hängen lassen.“ Ich drückte auf Play und stellte mich zu den anderen. Die ersten Klaviertöne begannen. Ich zählte bis acht. Dann nochmal.
„… fünf – sechs – sieben – acht. Kopf hoch, Step, Arme, Drehung, Clap, runter…“
Es lief super. Die Musik floss in uns wir verschmolzen zu einer Masse. Nachdem wir den Anfang hatten, improvisierten wir, achteten auf die anderen und überlegten gemeinsam wie wir weiter machen wollten.
„Okay, genug für heute. Wir sehen uns morgen wieder. Ich hab euch Blätter kopiert wo die ganzen Termine drauf sind.“
Ich teilte die Blätter mit den Qualifizierungstag und den anderen zwei Wettkämpfen aus. Die Qualifizierung war schon Anfang November, die erste Runde des Wettbewerbs am 10. und das Finale am 23. Dezember. Ich war jetzt schon nervös.
Als ich die Umkleide verlassen wollte hielt Ann mich zurück und sagte leise, aber ernst zu mir: „Cat, ich weiß, der Wettbewerb ist dir total wichtig. Aber bleib ruhig. Wir schaffen das schon.“
Wir lächelten uns an und ich wusste in diesem Moment, warum Ann meine beste Freundin war. Weil sie mich so gut durchschaute.
Während ich die Sporthalle verließ, dachte ich an meinen anderen besten Freund. Seit ich mit Darren zusammen war, hatte Luis nur noch das nötigste zu mir gesagt und ich verstand einfach nicht, was sein Problem war. Ich seufzte, doch meine schlechte Laune löste sich in Luft auf als ich IHN an seinem Auto lehnen sah.
Mein Freund war der heißeste, wundervollste, einfühlsamste und perfekteste Junge der mir je begegnet war. Und er gehörte mir allein. Ich ging grinsend auf ihn zu und warf mich in seine Arme.
„Hi“, seufzte ich glücklich, als ich den Geruch seines Shampoos einatmete. Ich liebte diesen Duft.
„Hi Schatz. Sag mal, ist dir nicht zu warm?“ Er musterte mich grinsend.
Ich runzelte die Stirn. Es war ziemlich warm für Ende September und ich trug nur ein Top und Halblange Hosen.
„Ich hab doch kaum was an.“
„Ich finde, es immer noch zu viel.“ Darren grinste frech und ich verdrehte die Augen.
„Steig ein und fahr mich nachhause, du Oberhengst“, meinte ich kichernd und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Ich versuchte immer über Darrens anzügliche Witze zu lachen, doch Sex war bei uns ein heikles Thema, um das man besser einen Bogen machte.
Wir waren schon neun Monate zusammen und Darren hatte mich nie bedrängt, aber ich wusste genau, dass er es wollte. Er war jetzt immerhin 19, arbeitete in einem Fitnessclub und war vor unserer Beziehung meines Wissens nicht gerade unaktiv gewesen. Keine Ahnung wie er es aushielt, aber er tat es ohne zu meckern. Und dafür liebte ich ihn. Zwar hatte ich manchmal schon ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn warten ließ, aber ich war einfach noch nicht bereit dafür. Außer Ann und Darren wusste niemand, dass ich noch Jungfrau war und es war mir recht so. Immerhin war ich in der 11. Klasse und außer mir gab es wahrscheinlich keinen in meinem Jahrgang, der noch unberührt war.
„Woran denkst du gerade?“, fragte Darren plötzlich.
„Ähm…“, machte ich. „Ich habe an… an dich gedacht.“ So gelogen war das ja nicht mal.
Darren lachte.
„Und woran hast du gedacht?“, fragte ich um von mir abzulenken.
„Ich habe mich gefragt, warum du so still bist.“
„Nur so. Wie war die Arbeit?“
„Anstrengend. Die haben mich als Personal Trainer für so ne Blondine ohne IQ eingeteilt.“
„Blondine?“, sagte ich alarmiert.
„Keine Sorge, Schatz. Ich hab schon wieder vergessen wie sie aussieht, aber auf jeden Fall bist du zehn Mal so heiß wie sie.“
Ich verdrehte wieder die Augen, war aber besänftigt.
Als wir bei der Villa von Darrens Mum waren stiegen wir aus und Darren zog mich an sich. Er legte seine Lippen auf meine und küsste mich heftig. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und wollte ihn gar nicht mehr loslassen, bis er gegen meine Lippen murmelte: „Lass uns lieber rein gehen, ich glaub dein Vater spioniert durchs Fenster.“
Ich kicherte leise und nahm Darrens Hand. Wir schlenderten ins Haus und sahen Jake auf dem Sofa mit seiner neusten Errungenschaft.
Ich schüttelte verständnislos den Kopf. Es war ja okay, dass es zwischen Ann und ihm einfach nicht geklappt hatte, aber dass er ständig eine Neue hatte, konnte ich nicht nachvollziehen.
„Ich versteh einfach nicht was er hat“, murmelte ich als wir auf Darrens Bett saßen.
„Was wohl? Er hatte eine Beziehung, es hat nicht funktioniert, jetzt ist er wieder im Alltag.“
„Das ist Alltag für ihn?“
Darren senkte den Blick. „Du kennst uns noch nicht so lange…“
„EUCH?“
„Ganz ruhig, Süße.“
„Nichts da, ganz ruhig. Wenn wir uns trennen würden, würdest du schon zwei Wochen danach einfach mit einer anderen in die Kiste?“
„Um Gottes Willen nein. Ich würde dich auf Knien anflehen mich zurückzunehmen. Aber ich liebe dich auch und Ann und Jake haben sich nicht geliebt. Beziehungen kommen und gehen. Ann ist doch auch schnell wieder auf die Beine gekommen.“
„Ann schläft aber nicht mit der halben Stadt“, verteidigte ich meine Freundin.
„Weil es nicht ihre Art ist. Jake ist ein Frauenheld und das war ich auch bevor ich dich kennen gelernt habe.“
Ich schob die Unterlippe vor doch Darren zog mich an sich und küsste mich solange bis ich den kleinen Streit vergessen hatte.
Ich kuschelte mich an meinen Freund und schloss die Augen. Die vergangenen Monate mit Darren waren wundervoll gewesen. Zwar hatte ich nicht viel von ihm gehabt, da er die ganze Zeit für seinen Abschluss gelernt hatte, aber die Sommerferien und der September waren fantastisch gewesen. Darren arbeitete nur Vormittags während ich in der Schule war, also hatten wir den Nachmittag für uns. Zumindest den Teil, den ich nicht mit Tanzen verbrachte.
„Meine Mum hat mich vorhin wieder wegen dem Studium genervt“, meinte Darren.
Ich schlug die Augen auf und sah ihn aufmerksam an. Tanja war nicht sonderlich davon begeistert, dass ihr Sohn in einem Fitnessstudio arbeitete anstatt zu studieren. Aber Darren wollte nicht, er meinte er könne sich einfach für kein Fach entscheiden, doch ich wusste, dass er nicht von mir weg wollte, und dass fand ich unglaublich süß.
Jake hatte nach dem ABI eine Ausbildung zum Mechaniker angefangen und war anscheinend ziemlich gut. Aber ich hatte eigentlich nicht viel mit meinem anderen Stiefbruder zu tun, deshalb wusste ich nur das, was Darren mir von ihm erzählte.
Als Ann und Jake noch zusammen waren, hatte ich mehr mit ihm geredet, doch sie hatten sich schon im Februar getrennt und seither sprach ich kaum mit ihm. Wahrscheinlich aus Solidarität zu Ann. Diese war nach der Trennung ziemlich niedergeschlagen, wenn auch kein Häufchen Elend, gewesen. Es war eine gemeinsame Trennung, wie sie es nannten, gewesen. Ohne wirklich Grund, außer, dass sie sich einig waren, kaum etwas miteinander gemein zu haben und nicht zusammen zu passen.
„Sie möchte, dass ich mich schon für das nächste Semester bewerbe.“ Darrens Stimme holte mich aus meinen Gedanken.
„Wann beginnt das denn?“
„Februar.“ Darren ließ sich nach hinten fallen und sah mich aus seiner liegenden Position traurig an. „Wenn ich nicht im Februar anfange, bezahlt sie mir das Studium nicht.“
Selbst wenn er traurig war, sah er verdammt heiß aus und ich schämte mich in Grund und Boden, dass ich jetzt an so etwas dachte, anstatt ich auf das Problem zu konzentrieren.
„Dann solltest du dich vielleicht wirklich bewerben“, meinte ich niedergeschlagen. Abwesend begann ich mit einer Hand durch seine Haare zu streicheln.
„Ich will aber nicht weg von dir.“
„Aber du weißt doch gar nicht… Ich meine, vielleicht sind wir im Februar… gar nicht mehr zusammen“, sagte ich zögerlich. „Ich möchte dir nicht die Zukunft versauen.“
Darren fing meine Hand ein und zog an ihr, sodass ich mich zu ihm herunter beugen musste. Das war ziemlich unbequem und ich gab schließlich nach und legte mich auf ihn. Meine Ellenbogen stützte ich seitlich von Darrens Kopf ab, sodass ich ihn ansehen konnte.
„Ich liebe dich“, sagte Darren ernst. „Und ich möchte nicht mal Ansatzweise darüber nachdenken mich von dir zu trennen.“
„Ich doch auch nicht, aber…“
„Ich bewerbe mich für ein Studium, damit meine Mutter mich nicht umbringt. Aber ich wenn ich einen Platz bekomme, muss ich ihn im Notfall ja nicht annehmen.“
Ich verdrehte die Augen. „Was möchtest du denn studieren?“
„Architektur.“
Ich hob überrascht eine Augenbraue. „Wow, das wusste ich gar nicht.“
„Tja. Außerdem gibt es eine Uni, nur eine Fahrstunde entfernt, die dieses Fach anbietet.“
„Dann wären wir nicht wirklich getrennt“, meinte ich lächelnd.
„Ja. Und wenn du mit der Schule fertig bist, kannst du dich auch dort bewerben. Die bieten auch Journalismus an.“
Ich lächelte doch mir wurde ganz schlecht. Journalismus war Plan B, falls es mit dem Tanzen nicht klappte. Ich hatte Darren zwar von dem Wettbewerb erzählt, aber nicht von dem Gewinn. Einem Platz an der Academy of Dance. Und die war an einer ganz anderen Ecke des Landes. Fern ab, von irgendwelchen anderen Universitäten.
Ich küsste Darren um mich nicht länger von meinem schlechten Gewissen quälen lassen zu müssen, doch der Gedanke, dass ich meinem Freund immer noch nicht gesagt hatte, was Sache war, ließ mich nicht los.
„Schatz?“, murmelte ich nach einer Weile.
„Nein, du gehst jetzt nicht tanzen üben oder lernen. Du bleibst jetzt hier“, sagte Darren lächelnd und drehte uns, sodass ich unter ihm gefangen und seinen Küssen ausgeliefert war.
Mein Vater beendete diese perfekte Knutscherei nach einer halben Stunde, indem er ohne anzuklopfen ins Zimmer kam.
Darren hörte auf mich zu küssen, drehte sich aber nicht um.
„Cat?“
„Ich bin hier unten“, rief ich kichernd. „Lass mich aufstehen, Darren.“
Darren grummelte etwas Unverständliches, dann rollte er sich von mir runter und ließ mich aufstehen.
Ich folgte meinem Vater auf den Flur.
„Was gibt’s?“, fragte ich.
„Also, Cat, ich weiß ja, dass dir der Junge und das Tanzen ziemlich viel bedeuten, aber … du kümmerst dich doch noch um die Schule?“
„Klar. Ich wollte gerade Hausaufgaben machen.“
„So sah es aber nicht aus.“
„Ruf doch meine Lehrer an. Ich bin gut in der Schule.“
„Ja, ich weiß. Und ich will nicht, dass sich daran etwas ändert.“
„Ist gut.“ Ich rollte mit den Augen und ging in mein Zimmer um zu lernen.
Warum machte mein Vater nur solchen Stress? Wahrscheinlich passte es ihm nicht in den Kram, dass mein Freund mit mir unter einem Dach wohnte.
Nachdem ich gebüffelt hatte, schaltete ich meinen CD-Player an und legte Adore you ein.
Erst tanzte ich dazu, doch schließlich ließ ich mich auf den Boden sinken und lauschte nur noch dem traurigen Text.
Ich sollte Darren nicht anlügen. Ich sollte ihm sagen, dass ich um jeden Preis an die Academy wollte. Er liebte mich und ich hatte es nicht verdient. In einer Woge aus Selbsthass klammerte ich mich an ein Kissen und begann haltlos zu schluchzten. Wahrscheinlich war ich einfach überfordert. Oder es lag daran, dass ich meine Tage hatte. Aber ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen bis sich die Tür öffnete. Und ich hätte sogar eher Tanja erwartet, als die Person die sich neben mich setzte und einen Arm um mich legte.
„Jake?“, schluchzte ich.
„Hey Cat. Was ist los, warum weinst du?“
„W-w-weiß auch n-n-nicht.“
„Sag schon. Ich weiß, ich war in letzter Zeit etwas… abgehoben, aber du kannst mir alles erzählen. Ich sag’s auch nicht weiter.“ Er zwinkerte mir zu.
„Ich habe D-darren angelogen“, brachte ich nach einer Weile heraus.
Jake schluckte. „Was schlimmes?“
„Ja-a.“ Ich atmete ein paar Mal tief durch dann sagte ich: „Darren will wegen mir nicht studieren und wenn, dann nur an einer Uni hier in der Nähe.“
„Was ist daran denn so schlimm?“, fragte Jake vorsichtig.
„Nichts! Es ist einfach total süß von ihm und ich – und ich, ich will um jeden Preis an die Academy, obwohl die g-ganz weit weg ist.“
Jake verstand erst nur Bahnhof, doch ich hatte mich nach einer Weile soweit beruhigt, dass ich ihm von dem Wettbewerb erzählen konnte.
Mein Stiefbruder runzelte die Stirn.
„Das ist hart. Du solltest es ihm sagen.“
„Mach ich. Ich sag’s ihm. Bald.“
Jake strich mir über den Rücken, dann stand er auf und ging. Ich war froh, dass die Musik lief und niemand mich weinen hörte. Ich hasste mich dafür, dass ich los viele traurige Musik hatte. Das Lied Just a dream hob meine Laune auch nicht sonderlich.
Was wenn die Beziehung zu Darren auch nur ein Traum war? Er würde studieren, ich wollte tanzen. Wir konnten nicht zusammen bleiben. Oder doch? Die kleine naive Stimme in mir flüsterte mir zu, dass alles gut werden würde, doch es half nichts. Ich weinte und weinte, bis es Zeit zum Abendessen war. Ich ging ins Bad und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht um die Spuren vom Weinen zu verbergen. Viel brachte es nicht, aber besser als nichts.
Ich ging runter in die Küche. Die anderen saßen schon alle am Tisch. Darren hob als einziger den Blick als ich mich setzte und hob eine Augenbraue. Ich lächelte ihn an und schüttelte den Kopf.
Ich lauschte dem belanglosen Gespräch über die Arbeit meines Dads kaum und beeilte mich mit dem Essen fertig zu werden. Dann ging ich schnell wieder hoch, aber Darren hatte sich auch beeilt. Oben an der Treppe angekommen holte er mich ein und nahm meine Hand.
„Willst du’s mir erzählen?“, fragte er.
„Was?!“ Alarmiert hob ich den Kopf. Hatte Jake nicht dicht gehalten?
„Na, warum du geweint hast.“
„Ach so. Kein bestimmter Grund. Ich bin einfach müde und ich glaub, ich geh heute früh schlafen.“
„Bei mir oder willst du allein sein?“ Er schaute mich fragend an und ich wusste, er würde zwar verletzt, aber nicht beleidigt sein, wenn ich sagte, dass ich allein sein wollte. Trotzdem schüttelte ich den Kopf.
„Nicht allein. Aber bei mir, damit du noch wach bleiben kannst. Komm einfach rüber, sobald du schlafen willst.“ Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, dann ging ich ins Bad um mich fertig zu machen.
Darren kam drei Stunden später in mein Zimmer, doch ich war noch wach.
„Hey, hab ich geweckt?“, fragte er und legte sich neben mich.
„Nein. Aber deine Nähe macht süchtig. Ohne dich kann ich nicht einschlafen“, meinte ich grinsend.
„Tja, dann: hier bin ich, meine Süße. Schlaf gut.“ Er küsste mich flüchtig, dann zog er mich an sich und binnen fünf Minuten war ich eingeschlafen.
Am Freitagabend kamen die ganzen Mädels aus dem Tanzkurs zu mir nachhause. Mein Dad und seine Frau waren nicht da und weil bei mir am meisten Platz war, hatten wir beschlossen dort eine Übernachtungsparty zu feiern. Darren wollte mit Jake in einen Club gehen und so würden wir das Haus für uns sechs allein haben.
Ann, Kaya, Melli, Stella, Fiona und ich saßen um schwatzend, kichernd und Pizzaessend um den Küchentisch herum, als mein Freund und sein Bruder den Kopf zur Tür rein steckten.
„Wir sind dann mal weg. Lasst das Haus bitte stehen“, meinte Darren und gab mir einen flüchtigen Kuss. Als die Haustür zufiel, meinte Stella: „Du hast so ein verdammtes Glück mit ihm. Er ist heiß und gleichzeitig nett. Den würd ich nie mehr gehen lassen.“
„Hab ich nicht vor. Aber Stella, hast du nicht selber einen Freund?“, fragte ich und hob grinsend eine Augenbraue.
„Ja schon, aber man wird ja wohl mal träumen dürfen.“
„Apropos träumen: ich hab Dance! und Burlesque dabei“, sagte Ann und sofort begann die Diskussion welchen Film wir zuerst sehen wollten.
Eine Stunde später hatten wir den Boden des Wohnzimmers mit Luftmatratzen bekleistert und ich legte Dance! ein.
In dem Film ging es um einen Tanzlehrer, gespielt von Antonio Banderas, der einer Nachsitzgruppe Standarttänze beibrachte.
Wir gafften sabbernd auf den Bildschirm und ich freute mich über den tollen Mädchenabend.
Als wir bei der Hälfte von Burlesque angekommen waren, war es bereits nach Mitternacht und wir bemerkten Jake und Darren erst, als sie in der Tür standen. Jake lehnte am Rahmen und die Art, wie er sich abstützte, zeigte, dass er etwas mehr als beschwipst war. Darren war aber auch nicht mehr hundert prozentig nüchtern. Sie starrten kurz auf den Bildschirm, tauschten einen Blick und brachen in albernes Gekicher aus.
„Was ist denn mit denen los?“, fragte Ann und ich zuckte mit den Schultern.
„Was is das für n Film?“, brachte Jake leicht lallend heraus.
„Burlesque“, informierte Melli sie. „Ihr könnt mitschauen, wenn ihr aufhört zu lachen.“
Sie bissen sich beide auf die Unterlippen und setzten sich tatsächlich hinter uns aufs Sofa.
Am Ende des Films schwärmten wir Mädchen von den Tänzen und Choreographien.
„Können wir so was nicht auch machen?“, fragte Fiona.
„Ja, das wär’s doch. Für den Wettbewerb vielleicht!“, meinte Kaya.
„Denkt ihr das kriegen wir hin? Sodass es auch gut aussieht?“, fragte ich.
„Natürlich Cat. So schwer wird’s nicht sein“, grinste Ann und ich nickte überzeugt.
„Darren, ich würde auf deine Freundin besser aufpassen. Nachher endet sie als Stripperin“, meinte Jake und Darren verdrehte grinsend die Augen.
„Geh schlafen, bevor du noch mehr Schwachsinn redest“, sagte er und Jake erhob sich, ohne zu schwanken.
„Also, gute Nacht, Mädels. Angenehme Träume!“ Und damit verschwand er. Darren sah ihm stirnrunzelnd nach.
„Ich schau mal lieber, ob er ‘s die Treppe hochschafft.“ Und dann waren wir wieder allein.
Wir redeten noch eine Weile, doch dann schliefen wir ein.
Am nächsten Morgen waren wir todmüde und alle außer Ann verschwanden nach dem Frühstück um zuhause gründlich auszuschlafen. Aber auch meine beste Freundin verabschiedete sich bald, da sie ihrem Exfreund nur ungern nochmal über den Weg lief.
Ich ging nach oben und krabbelte zu Darren ins Bett, der mich im Halbschlaf an sich drückte und dann weiterschlief. Obwohl ich ziemlich müde war, konnte ich einfach nicht schlafen. Ich fühlte mich unglaublich mies, weil ich mich immer noch nicht traute, Darren von dem Preis des Wettbewerbs zu erzählen.
Aber vielleicht würde er sich auch für mich freuen und mich unterstützen, so wie sonst auch! Vielleicht eben und das war das Problem.
Egal. Ich musste es ihm sagen. Eine Beziehung funktionierte nur, wenn man ehrlich war, also musste ich da jetzt durch.
„Darren? Hey, wach auf, ich muss mit dir reden.“
Ich setzte mcih auf und rüttelte ihm an der Schulter.
„Hm?“ Blinzelnd öffnete er die Augen und sah mich verschlafen an.
„Ich hab dir doch von dem Wettbewerb erzählt, ja?“
„Mhmm.“
„Es gibt eine Tanzschule, die Academy of Dance. Das ist die beste Tanzschule überhaupt, abgesehen von der Julliards vielleicht. Ich träume davon dorthin zu gehen seit ich denken kann und ich… Also, der Preis des Wettbewerbs ist ein Platz an dieser Schule.“
Ich sah ihn entschuldigend an, doch er reagierte nicht.
„Ich wollte es dir schon früher sagen und es tut mir unglaublich leid und… Die Schule ist nur so weit weg, aber es ist mein Traum, da hin zu gehen, verstehst du? Und deshalb solltest du dich auch für das Architekturstudium bewerben, weil…“
„Cat! Hey, ganz ruhig, das weiß ich doch schon alles.“
„Was?“ Verwirrt starrte ich ihn an und Darren lachte leise.
„Ich hab irgendwann mal nach dem Wettbewerb gegooglet. Ich dachte ich informier mich mal drüber, weil er dir so wichtig ist“, sagte er schulterzuckend.
„Und du bist nicht sauer?“
„Nein, natürlich nicht. Wenn es dir so wichtig ist, dann ist es mir auch wichtig. Du hättest es mir zwar auch früher erzählen können, aber ich verstehe, warum du dich nicht getraut hast. Cat, du kannst mit mir über alles reden, okay?“
Er setzte sich auf und strich mir die dummen Tränen von den Wangen.
„Ich hab dich gar nicht verdient“, schniefte ich. „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch.“
Ich war früher da als sonst, weil ich eine Idee für eine Choreographie hatte. Der Film Burlesque hatte mich inspiriert. Wir waren nicht mehr die jungen unschuldigen Dinger, also mussten wir auch nicht mehr so brav tanzen. Na gut, richtig brav hatten wir nie getanzt, aber jetzt war es an der Zeit noch was drauf zu legen.
Ich wollte keines der Lieder aus dem Film verwenden, weil die Choreo sonst zu ähnlich wie im Original sein könnte. Also hatte ich Low von Flo Rida ausgewählt. Zuerst hatte ich mir den Text vorgenommen und wenn ich es richtig verstanden war ging es darum, dass der Sänger auf eine Stripperin scharf war und sie dann für Geld mit ihm schlief. Oder so. Der Grundbeat war nicht kompliziert und ich hatte schon ein paar Schritte zusammen.
Ich wollte ein paar einfache Breakdance Elemente einbauen und definitiv keine synchrone Nummer daraus machen. Ich wollte uns die meiste Zeit in mindestens zwei unterschiedlichen Gruppen haben, aber ich hatte mich noch nicht entschieden, ob ich ein Kanon wollte oder einfach unterschiedliche Figuren. Aber dann kamen die anderen und wir beratschlagten zusammen, wie wir es machen wollten. Letztendlich sollte von allem etwas dabei sein.
Nach Low nahmen wir uns nochmal Adore you vor, bis es richtig klappte, dann tanzten wir noch ein paar andere alte Nummern.
„Das wird doch langsam“, sagte ich am Ende grinsend.
„Ja, wir haben’s voll drauf“, rief Stella.
„Die anderen aber wahrscheinlich auch“, seufzte Fiona und ich nickte.
„Aber durch die erste Runde schaffen wir es garantiert, das steht fest. Und dann… naja, dann müssen wir einfach in die Endauswahl kommen und…“
„…gewinnen“, beendete Ann grinsend meinen Satz.
Nach dem Tanzen gingen Ann und ich in ein Eiscafé in der Nähe.
„Hast du Darren jetzt endlich alles erzählt?“, fragte meine beste Freundin mich, als wir vor unseren Eisbechern saßen.
„Ja! Und er war so süß! Er wusste es sogar schon und war überhaupt nicht sauer. Ich hab so einen Freund nicht verdient. Er ist einfach perfekt…“, seufzte ich glücklich.
„Natürlich hast du das. Übrigens, ich hab neulich Luis getroffen.“
Mein Kopf schoss hoch. Ich sah meinen Ex besten Freund nur noch in der Schule und selbst da redete er nicht mehr mit mir.
„Und?“
„Naja, er kam mir etwas niedergeschlagen vor.“
„Ich versteh einfach nicht was sein Problem ist. Warum zur Hölle redete nicht mehr mit mir?“
„Du kennst meine Meinung“, sagte Ann schulterzuckend.
„Ach komm schon. Es ist absolut unmöglich, dass Luis auf mich steht. Und selbst wenn, wäre das kein Grund nicht mehr mit mir zu reden.“
„Tja, du hast einen Freund und noch dazu einen, der eindeutig heißer als Luis ist und gegen den er keine Chance hat. Ist doch klar, dass er dir jetzt aus dem Weg gehen will.“
„Nein, ist es nicht. Es ist einfach nur dämlich.“
Schlecht gelaunt stocherte ich in dem unschuldigen Erdbeereis herum. Luis und ich waren einmal unzertrennlich gewesen, aber jetzt?
„Hey, Cat! Schau mal.“
Ich folgte Anns Blick.
„Wenn man vom Teufel spricht“, knurrte ich und stand wütend auf.
Luis und ein blondes, recht dämlich aussehendes Mädchen kamen ins Café geschlendert.
„Ich werd jetzt mit ihm reden“, kündigte ich an und ging auf die beiden zu.
Naaa, werden jetzt gleich Köpfe rollen? Und ist Darren nicht anbetungswürdig?
Wer wissen will, wanns weiter geht, immer in meiner Gruppe "Bücher von Clara S."
Texte: ich hab die rechte
Tag der Veröffentlichung: 17.10.2012
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