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Ich kämpfe. Kämpfe gegen den Tod und für das Leben. Fühle mich so allein, hilflos allen ausgesetzt. Habe Angst. Sehr große Angst. Ich möchte fliehen, endlich weglaufen können, doch ich bleibe. Bleibe bei ihr...

Tag für Tag wird es schlimmer, ich suche Auswege, die mir jedoch nur für den Moment helfen. Fliehe in meine eigene Welt, die Welt der Kontrolle. Alle kontrollieren mich. Jetzt aber nicht! Nicht in diesem Moment. Nein ich bin es. Ich ganz allein.


Tag für Tag gehe ich zur Schule und treffe sie an. Bekomme wieder Ärger weil ich mein Versprechen des Pünktlichkommens nicht einhalten kann. Die Gründe jedoch bleiben verborgen. Halte den Unterricht nur schwer aus. Meine Gedanken sind sowieso ganz wo anders. Ich denke an sie, muss daran denken wie schwer sie es doch hat und will ihr helfen. Doch noch nicht einmal dazu bin ich in der Lage. Im gleichen Moment schwanken die Gedanken um. Ich denke an mich, vergleiche mich mit ihr und bekomme Angst. Ich genieße es nach der Schule mit ihr noch etwas Zeit zu verbringen, wir gehen auf den Spielplatz, setzen uns hin und starren in die Gegend. Manchmal spazieren wir durch den Wald und genießen die Ruhe und Einsamkeit.


Sie bringt mich noch ein Stückchen nach Hause, bis sie umkehren und ihren Tag überstehen muss. Ich gehe an der Straße entlang und träume von zu schnell fahrenden Autos neben mir. Doch ich darf nicht. Ich muss bleiben. So langsam wie es geht, trete ich den Heimweg an. Bemerken wird es eh niemand, denn wie so oft werde ich alleine sein. Ich drehe den Schlüssel im Uhrzeigersinn, bis das Schloss aufspringt, sich die Tür öffnet, ich einmal langsam durchatme und hineintrete. Noch nicht einmal der Hund bemerkt mich. Ich gehe in mein Zimmer und bin mit meinen erneut auftretenden Gedanken allein. Zum Glück, denn wenige Stunden später beginnt die Qual. Sie kommen! Ich bekomme erneut Angst. Schäbig, wie oft ein Mensch solche Gefühle entwickeln kann. Ich überstehe die Zeit mit einigen Narben mehr auf meiner Seele. Es ist Nacht. Endlich kann ich durchatmen. Bin ich froh, dass ich wieder alleine bin?


Ich kann nicht schlafen. Denke an früher und denke an sie. Hoffe, dass sie den Tag gut überstanden hat und schließe die Augen. Bilder kommen hoch, Schmerzen, Erinnerungen und Schreie. Viel mehr bekomme ich auch von dieser Nacht nicht geschenkt. Ich liege da und starre emotionslos auf die Decke, bis ein lautes Geräusch erklingt. Es ist mein Wecker. Ich muss aufstehen. Doch bin ich überhaupt ins Bett gegangen? Ich habe nur noch wenig Zeit bis die Anderen wach werden und mein Leben erschweren. Zu spät, in dem Moment ist der Tag gelaufen. Sie steht hinter mir und wirft mir die üblichen Dinge an den Kopf. Ich beeile mich. Ohne einen Blick zurück renne ich aus dem Haus und befinde mich auf dem Weg zur Schule. Doch ankommen werde ich dort heute nicht!


Ich sehe zu ihr runter und sehe wie sie mit sich kämpft, sehe wie glücklich sie doch scheint und Alle um sie herum lachen. Mit ihr. Zusammen. Doch warum sieht denn keiner wie es ihr wirklich geht? Sehen ihren Schmerz, fühlen ihren Schmerz und bekämpfen ihn? Warum nimmt denn niemand meinen Platz ein? Wo bin ich? Ich vermisse sie so… Ich opfere mein Herz, meine Seele und meine Hoffnung, breite meine Flügel aus und starte meine ersten Flugversuche. Laufe los. Springe. Fliege. Fliege zu ihr. Lande vor ihren Füßen und gebe ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Nehme ihre Hand in meine und gehe gemeinsam mit ihr zu einer Klippe. Wir stehen nebeneinander. Und springen…


Ihre Hand habe ich noch immer nicht losgelassen. Sie prallt auf. Wieder und immer wieder. Bis sie schließlich auf einem kleinen Felsvorsprung liegen bleibt. Neben einem zu wachsen anfangenden Baum… Bevor wir jedoch den Boden erreichten landeten wir weich auf einer Wolke. Spürten die Wärme der Sonne und waren endlich wieder vereint… wenn sie doch nur wüsste dass ich die ganze Zeit über sie gewacht habe. Wenn sie doch nur wissen könnte dass ich bei ihr war und ihre Hand hielt. Wenn sie doch nur wissen könnte dass ich wiedermal egoistisch gehandelt habe, wenn sie doch nur ahnen würde, dass mein Herz und meine Seele in ihrer Brust schlagen. Wenn sie doch nur wüsste, dass Sie mein Herz ist. Und ich Dies, zusammen mit der Hoffnung auf eine für sie glücklichere Zukunft, aufgab. Nur um sie wieder in meine Arme schließen zu können.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gewidmet an Engellein

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