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Kapitel 1

 Oh man, was war mir doch langweilig. Konnte denn in diesem Kaff nicht endlich mal was passieren? Nun, wer bin ich? Mein Name ist Tess Miller und ich bin Privatdetektivin. Ja genau, ich bin das weibliche Gegenstück von einem Privatdetektiv. Im Volksmund übrigens auch gerne Schnüffler genannt. So wo war ich stehen geblieben? Ach ja mir war langweilig. Wie konnte ich nur in so ein Kaff geraten? Oh sie möchten wissen, wie es heißt? Bujendorf! Noch nie gehört? Trösten sie sich, ich bis vor Kurzem auch noch nicht. Aber das hat man davon, wenn man Mist baut und aus dem aktiven Polizeidienst in Lübeck rausfliegt. Da muss man sich was einfallen lassen, um über die Runden zu kommen. Und da habe ich mich dann entschlossen, mich selbstständig zu machen. Allerdings brauchte ich ja auch noch ein Büro oder so was Ähnliches. Ich entschied mich dann lieber für eine kleine Wohnung, da Gewerberäume in Lübeck nicht gerade meiner Preisklasse entsprachen. Da auf dem Lande die Wohnungen nun doch mal etwas billiger sind.

Ja, so bin ich dann hier gelandet. Also Wohnung und Büro quasi in einem. Gelangweilt krame ich meinen Polizeiscanner hervor, um zu hören, was denn so in Lübeck los ist. Das meiste, was ich zu hören bekomme, sind irgendwelche Halteranfragen. Ich gähne herzhaft und greife nach meinem Kaffee. Bäh, der ist ja auch schon kalt. Also gleich mal einen frischen aufgesetzt. Vom Büro einmal umfallen und man ist in der Küche. So ein Home-Office hat auch was Gutes. Plötzlich stutze ich. Hatte ich gerade die Worte Leiche und Süsel vernommen? Ich gehe wieder zum Scanner, aber der schweigt beharrlich. Verdammt! Jetzt aber ist meine Neugierde geweckt. Da ich in der Gemeinde Süsel lebe, ist das hier mein Zuständigkeitsgebiet.

Also werde ich mich in Süsel mal etwas umhören. Und ich weiß auch schon ganz genau wo. Im Edekaladen. Da trifft man sich nämlich in so einem Dorf. Oh ja! Die Kassiererin weiß da über jeden Bescheid. Ich werde da gleich morgen mal auftauchen. Sozusagen zum Brötchen holen. Mal schauen, was ich da so in Erfahrung bringen kann.

Gesagt, getan; wie es so schön heißt. Am nächsten Morgen bin ich dann also tatsächlich in diesem Edekalädchen und hole mir dort meine Brötchen.Einige Rentner sind auch schon unterwegs und das passt mir ganz gut in den Kram. Neben dem Brötchenstand ist ein Stehtisch wo sich ein Rentnerpärchen ihren Kaffee zu Gemüte führt.

Das ist meine Chance und ich spreche die beiden an. “Einen wunderschönen guten Morgen”. “Moin”, brummelt der Mann nur zurück.Seine Frau (ich gehe einfach mal davon aus, dass es seine Frau ist) sagt gar nichts und schaut nur in ihren Kaffee. Na gut, ich versuche es weiter.“Ist ja wohl echt heftig, was da gestern passiert ist oder? Das mit der Leiche und so.” “Joa, der Hinack war doch so ein feiner Kerl!“, schnieft die Frau plötzlich. “Oh sie kannten sich?”, frage ich jetzt doch etwas mehr interessiert. “Na ja, kennen ist gut gesagt”, meint nun auch der Mann, “, er war ja unser Nachbar.” “Das war bestimmt wieder der Gießkannenmörder!”, heult seine Frau auf.

“Ach Quatsch Liesbeth, du schaust einfach zu viele Krimis im Fernsehen.Deine Fantasie geht mit Dir durch. ”Ich stutze bei dem Wort Gießkannenmörder. Das hatte ich schon mal irgendwo gehört. Bingo, da war doch letztes Jahr auch so ein Mord passiert, wo neben der Leiche eine Gießkanne stand. Natürlich hatte die Presse davon Wind bekommen und im Nu war der Gießkannenmörder geboren worden. Unser Revier hat damals den Fall bearbeitet. Wo war das nur noch mal genau passiert? Ich zermartere mir mein Hirn.Nichts, gähnende Leere in den Weiten der Synapsen. Verflucht! “Und wo war der Mord?”, frage ich dann doch ganz direkt. “Na in Neustadt”, bekomme ich zur Antwort. “Aha”, sage ich scheinbar gelangweilt, weil ich das Gespräch jetzt doch ganz schnell beenden will. “Ich muss dann auch mal los.“ “Jo bis dann”, sagt der Rentner und seine Frau starrt schon wieder in ihren Kaffee. Ich aber mache mich auf den Weg nach Lübeck.Der ­ein oder andere Kollege wird mir schon was über den Gießkannenmörder sagen können. Das hoffe ich jedenfalls.

Auf der Fahrt dahin fällt mir ein, dass ich das Rentnerpärchen gar nicht nach ihrem Namen gefragt habe. Okay, das kriege ich schon noch raus. In Lübeck angekommen muss ich erst mal durch Schnaufen. Wie werden die ehemaligen Kollegen wohl reagieren, wenn sie mich sehen? Ein bisschen mulmig ist mir ja jetzt schon zumute. Aber ein zurück gibt es jetzt nicht mehr. Mit festem Schritt gehe ich auf das Polizeigebäude zu und stemme die Tür auf. Und gleich das erste Gesicht, was mir über den Weg läuft, erkennt mich dann auch. Mein ehemaliger Chef! Mist, den wollte ich eigentlich nicht sehen. “Na, wen haben wir den da? Das wurde aber auch langsam Zeit, dass Du hier aufkreuzt “, sagt Mister obercool ganz süffig grinsend. Mister obercool,

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Kerstin Cordes
Bildmaterialien: pixabay
Lektorat: Anneliese Koch
Tag der Veröffentlichung: 11.02.2015
ISBN: 978-3-7368-7830-3

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