Cover

K

orhian stieg vom Ruderboot auf den Kai um und blickte zurück; seine Sternenkind

lag tief in der Bucht zu Thalaborn. Die Besatzung rollte das riesige Rechteck des Großsegels ein, während Möwen über dem Schiff umher schossen; ihre Flügel schimmerten Orange in der untergehenden Sonne.
Der junge Krieger betrachtete prüfend den Kai, der bis auf einen schlafenden Bettler völlig verlassen dalag. Er warf einen Blick auf die Dächer Thalaborns, die ebenso verlassen vor ihm lagen. Er schmeckte Gefahr – nicht um seine eigene Sicherheit, sondern um die seiner Männer, sollte er sich getäuscht haben in seinem Vorhaben.
Lass Dir das bloß nicht anmerken

, ermahnte er sich insgeheim und trat über den Kai. Über hundert Dunkelelfen beobachteten Ihn dabei von den Wehrmauern der großen Residenz herab – ein gewaltiges schwarzes Schloß, das Sie schon von weitem vom Heck der Sternenkind

gesichtet hatten;
Die verwitterten Außenwälle aus schwarzem Fels ragten mehr als neunzehn Fuß hoch in den Himmel. Ein monströses Eisentor unterbrach die Außenmauer wie ein klaffendes Maul, und führte unterirdisch hinein in den Bauch des Schloßes, das fast gänzlich vom Wasser umschlossen war. Auf der Mauerkrone saßen mehrere Türme, die sich ebenso hoch über die Mauern erhoben, wie die Wälle über den Felsboden ragten. Im Innern der Wälle erstreckte sich das Schloß, höher und höher in den Himmel, dessen hohe Fenster wie blinde Augen auf Korhian herabstarrten.
Die Residenz wirkte selbst auf Korhian, als gehörte Sie zu einer anderen Zeit, in eine lange verschwundene Epoche des Krieges und Leids. Korhians Freund, Tjark, trat dem Bettler die Hand weg, was Ihn zurück fallen ließ, und blickte sich nicht weniger missmutig um. Das letzte Mal, als er hier war, lebte diese Stadt; nun schien Sie vollends von den Dunkelelfen eingenommen zu sein.
Tjark fragte sich, wie es sein Freund, Kiam Thard hier aushalten konnte. Korhian hegte ähnliche Gedanken, aber Sie gingen noch weiter; Die eigentliche Aufgabe bestand nicht aus reinem Handel.
Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Tjark in seine Seite stupste und auf das Ende des Kais wies; Ein halbes Dutzend Berittene steuerten sicher auf Sie zu. In ihrer Mitte glaubte Korhian zuerst den Lord, erkannte aber schnell, dass er sich irrte; es war Der Admiral.
„Wir werden es hier mit einem harten Hund zu tun haben“, grunzte Korhian und ging nun seinerseits auf die Elfen zu. Tjark wischte sich mit einer Hand die blonden Haare aus der Stirn, während er Korhian folgte. Er konnte sich an Dunkelelfen nicht gewöhnen. Er versuchte zwar immer, unparteiisch an einer Sache heranzugehen, aber bei den Dunkelelfen beschlich ihn ein gewisses Maß an Vorsicht.
Hüte Dich, sagte ihm sein Verstand.
Korhian erkannte, zu seiner Überraschung, das neben dem Admiral, Kiam Thard ritt und atmete erleichtert auf.
„Korhian“! Kiam lächelte, ließ sich vom Pferd gleiten und fiel Korhian um die Arme. „Du hast dich kaum verändert“, stellte Tjark fest, als er Ihn ebenfalls begrüßte.
Kiam lachte. „Ich sehe du bist bester Verfassung“, stellte auch Kiam fest.
Der Admiral, weiterhin zu Ross, gab den Befehl, die Zügel der zwei Pferde, die sie noch mit sich führten, zu übergeben, während er den Besuchern zunickte.
„Der Lord empfängt euch“, erklärte der Admiral und wand sich ab von Korhian. Tjark erklärte, er wolle sich umsehen, schwang sich aufs Pferd und ritt in die Stadt hinein.
„Ihr scheint die Stadt gut im Griff zu haben“, stellte Korhian fest, als er hoch zu Ross saß, neben ihm, Kiam. Thalaborn war, unübersehbar, nur vom armen Mob bewohnt, dass nichts mehr zu verlieren haben schien. Der Admiral ahnte um Korhians Gedanken, sagte aber nichts.
Korhian ließ seinen Blick über den leeren Marktplatz schweifen und hinüber zum Tempel, wo einzig erkennbar reges Treiben herrschte. Mönche die daran arbeiteten, ihr Vieh einzutreiben, Gemüsegärten anlegten oder den Tempel pflegten.
Da die gesamte Stadt mit Stein ausgelegt war, der jetzt mit Kot und anderem Unrat verdreckt wurde, musste Thalaborn also genügend Geld zur Verfügung haben. Oder gehabt haben. Die vielen Steinhäuser ließen Korhian endgültig dazu Schlussfolgern, das es hier Geld gab.
Korhian wusste schon jetzt, das eine schwere, schier unlösbare Aufgabe auf ihn wartete. Er konnte gleich hier anfangen und sah dem Admiral entgegen; „Also, was ist? Habt Ihr die Stadt gut im Griff?“, fragte er noch einmal. Abrupt hielt der Admiral und bedachte ihn mit einem Blick, der ihm deutlich machte, das er von Korhian nichts hielt.
„Wir nehmen keinen Einfluss darauf“, antwortete er schlicht, dann setzte er sich wieder in Bewegung, noch bevor Korhian weitere Fragen stellte. Kiam lachte leise. „Er hat Recht, alter Freund. Warte ab, bis du Galric siehst“, sagte er.
Mit einem letzten Blick auf die Stadt ritt Er mit Ihnen dem Schloß entgegen.
Zwei aus aufgetürmten Steinen bestehende Torhäuser duckten sich dösenden Wachen gleich dem Himmel entgegen. Das Schloß, das von einem moosbedeckten Vorhang aus grauem Stein geschützt wurde, wirkte von seiner Fassade noch pompöser als ohnehin schon. Gargyle mit abscheulich, gequälten Gesichtern starrten mit blinden Augen von der Mauer herab.
Vor dem Schloß befand sich ein breiter Hof, in dem disziplinierte Ordnung herrschte. Zu beiden Seiten des Haupthauses standen vollkommen identische Häuser, die als Unterschlupf der Bediensteten dienten. Die Stallungen schienen hinter dem Haupthaus. Eine breite Steintreppe führte zum schweren Portal, das flankiert wurde von zwei schwer Berüsteten.
Wie aus dem Nichts tauchte vor ihm ein Stallbursche auf, der nach den Zügeln seines Pferdes griff. Korhian verstand, stieg ab und blickte in Kiams durchdringendes Blau. „Bereit?“, fragte er Ihn. „Natürlich“, erwiderte er leicht verärgert. „Dann komm“, Kiam führte ihn die Treppe hinauf und betrat die schwach erleuchtete Eingangshalle. Korhian blieb verblüfft stehen; er befand sich in einer hohen Halle, gesäumt mit verzierten Spiegeln in silbernen Rahmen, zwischen denen prunkvolle Kandelaber in Wandhalterungen angebracht waren, aber nicht alle Kerzen in Ihnen brannten. Rechts und links gingen Türen ab, und auf der anderen Seite der Eingangshalle führte eine elegant geschwungene Marmortreppe nach oben, und verschwand nach dem ersten Absatz im Dunkeln. Zu beiden Seiten des Treppenaufgangs verlief eine kunstvoll geschmiedete Balustrade.
„Beeindruckend, was?“, fragte Kiam grinsend – zu oft hatte er miterlebt wie seltene Besucher derart reagierten – doch bevor Korhian antworten konnte, stand Galric auf der Treppe. Wie eine dunkle Statue setzte er sich in Bewegung, und bedachte ihn mit einem merkwürdig regungslosen Blick.
„Ich heiße euch willkommen Korhian Steingut“, er streckte ihm die Hand aus.
„Lord Gortheim“, erwiderte er, während Sie sich die Hand gaben.
Wie immer, wenn man Galric in der Öffentlichkeit erlebte, sah er Tadellos aus; Er trug das feine schwarze Haar nach hinten gekämmt und mit einem scharlachroten Seidenband zu einem Zopf zusammengebunden, einige Strähnen hatten sich befreien können und hingen unordentlich bis zum harten, kantigen Kinn. Die schwarzen Augen mit ihren langen dunklen Wimpern blickten in ihrer unergründlichen Tiefe Wissend. Und wie immer, wenn man Galric sah, war er vollkommen in Schwarz gekleidet.
„Ihr kommt allein?“, fragte Galric. „Nein, Tjark begleitet mich“.
„Verstehe“, sagte Galric und trat mit Korhian die eindrucksvolle Treppe hinauf. Eine nicht erkennbare Lichtquelle erhellte den Korridor der hinter dem ersten Treppenabsatz begann. Korhian umfasste den Handlauf des schmiedeeisernen Geländers. Er sah nichts, sondern spürte nur das Metall in seiner Hand, als Sie noch höher gingen. Er wartete auf irgendeine Lichtquelle, die nicht kam. Nur das Aneinanderreiben von Stoffen und Galrics schwere Schritte signalisierten Ihm, das es weiter ging.
Er verfluchte die Elfen für ihre Nachtsicht, als plötzlich etwas vor ihm klickte. Das darauf folgende Geräusch hörte sich an, wie das aneinander Klacken von Zahnräder und dann öffnete sich unmittelbar vor ihm eine große Flügelpforte. Der lange Gang in diesem Korridor ließ Korhian aufatmen; Die Düsterheit wurde unterbrochen, von schmalen hohen Fenstern, die Trapezförmige Lichtstrahlen auf den Boden warfen. Auch hier waren zu beiden Wandseiten schmiedeeiserne Halter angebracht, in denen tiefrote Kerzen brannten. Zwischen jedem zweiten Fenster waren auch hier hohe Spiegel angebracht; verschlossene Türen glitten an Ihnen vorbei.
„Wie wollt ihr es handhaben?“, drang Galrics tiefe Stimme durch die Stille.
„Ich hätte nichts dagegen wenn wir jetzt das Geschäftliche regeln“, erwiderte er.
„Wie ihr wollt“, Galric führte Korhian durch den Ostflügel, hinein in den Nordflügel, bis Korhian schließlich die Orientierung verlor.
Galric navigierte Korhian durch Korridore, die gesäumt waren mit zahllosen Türen, die nicht voneinander zu unterscheiden waren, schlug an Gabelungen verschiedene Richtungen ein, bis Korhian einräumen musste, das dieses Gebäude einfach pompös und unüberschaubar für ihn war.
Galric stieß schließlich eine schwere Eichentür auf und erneut blieb Korhian beeindruckt stehen; der großzügige Raum, der ohne weiteres als Saal hätte durchgehen können, war mit schwarzem, glänzendem Marmor ausgelegt. Fenster die knapp bis unter die Decke reichten zeigten freien Blick auf die Bucht und seine Sternenkind.
Ein gewaltiger, von Säulen flankierter Kamin war in die äußere Westwand eingearbeitet, indem frische Scheite brannten; eine angenehme Wärme beherrschte das Zimmer.
Feine Steinskulpturen zierten den Sims. Inmitten des Raumes befand sich ein Kniehoher Glastisch, umringt von schweren Ledersesseln, alle asymmetrisch gestellt, so dass nichts den Blick aus der großen Fensterfront störte. Eine kleine Bar befand sich unmittelbar neben der Flügelpforte, in die Korhian gerade eingetreten war. In der rechten Ecke ragte eine Wendeltreppe in die Höhe und in der Ostwand war eine weitere Tür.
„Nehmt Platz“, Galric bot Korhian einen der Sessel an. Galric sah zu seinem Admiral, der Ihnen gefolgt war. „Ihr könnt gehen!“ Korhian fuhr verwirrt herum, sah aber schon, wie sich die Pforte schloss. Als er wieder herum sah, lächelte Galric wissend. „Wo ist Kiam Thard?“, brachte er nur heraus. „Ich nehme an, er besorgt euch die nötigen Papiere“, erwiderte er und ging hinter die Bar.
„Wollt ihr Wein, Korhian?“
„Nein, ich trinke keinen Wein“, erklärte er. „Etwas anderes? Einen Scotch vielleicht?“, bot Galric weiterhin an. Korhian nickte stumm und versank kurz im Ausblick des Zimmers. Er fand es äußerst ungewöhnlich für einen Elfen wie Galric, derart eingerichtet zu sein.
Galric stand plötzlich neben ihm, reichte ihm in einem Tumbler den Scotch und nahm auf einem der äußeren Sessel Platz. Zum Anstoß hielt Galric sein Weinglas kurz hoch und trank es zur Hälfte aus. Korhian machte es ihm nach und nickte anerkennend.
„Nun denn“, er zog aus seiner Weste einige Papiere und reichte Sie Galric. Die Warenliste, die Galric abwog und prüfte. „Bier?“, stellte er in Frage, denn er hasste Bier.
„Ich habe Kiam Thard mitbeliefert“, erklärte Korhian. Galric nickte.
„Fisch?“, stellte Galric skeptisch in Frage. Nicht das er Fisch nicht kannte aber niemand im Haus mochte es und Kiam war auch nicht sonderlich davon angetan.
„Eine halbe Tone für Kiam, der Rest für mich und meine Mannschaft“, erklärte Korhian. „Ihr müsst den unteren Zettel nehmen. Dort sind eure Waren aufgelistet“
Galric schichtete das Pergament und Korhian hatte genug Zeit, ihn zu beobachten; Er hatte Höllenrespekt vor diesem Elfen, dennoch durfte er seine Aufgabe nicht aus den Augen lassen.
Galric senkte jetzt das Papier und sah Korhian unerwartet in die Augen. Er konnte den Blick nicht deuten, ziemte sich aber nicht, Ihm ebenfalls ins Gesicht zu sehen. Unerwarteter Weise erhob sich Galric und Korhian hörte kurz darauf einen Klicken. Sein Herz raste. Lautlos hielt Galric neben Ihm und legte einen schweren Lederbeutel auf die Glasoberfläche. „Eure Bezahlung“, erklärte er und schob Sie rüber. Dann nahm er wieder Platz.
„Das ist noch nicht alles“, sagte Korhian und sah ab von Galric.
„Ist es nicht?“, stellte Galric leise in Frage.
„Nein.“ Korhian streckte sich. „Ihr habt die Stadt gut im Griff?“
Galric hob skeptisch die Augenbraue. „Ich schere mich nicht darum, warum auch?“, antwortete er. „Seht, das ist das Problem“...
Als Galric nichts darauf entgegnete, fuhr Korhian unbeirrt fort. „Euer Staat hat keinerlei Bürger. Im Umkreis eures Staates und in eurem Staat sind allerlei Dörfer die“,…
„Kommt zum Punkt!“, forderte Galric.
„Zweck und Sinn ist es Thalaborn im Handel und der Wirtschaft zu bestärken“, erklärte Korhian. Galric hob langsam die schwarzen Wimpern. Der Blick seiner verblüffend schwarzen Augen fesselte Korhian. „Wie wollt ihr das anstellen?“, fragte Galric.
„Ich werde die Menschen wieder nach Thalaborn holen.“
Galrics Blick verhärtete sich kurz und er dachte über Korhians Worte nach. „Ihr wollt also wieder Leben in die Stadt bringen, aus wirtschaftlichen Gründen. Kommt Ihr allein auf so eine Idee oder traut Goria mir nicht?“ Korhian seufzte innerlich. Das Galric Goria misstraute war bekannt, selbst beim Kaiser, und dass dieses Misstrauen auf Gegenseitigkeit beruhte, ebenfalls. Korhian hoffte nur, das Galric ihm die Argumentation abnahm.
„Goria hat weniger etwas damit zu tun“, begann er. „Die umliegenden Städte, außerhalb eures Staates sind überfordert mit den Menschenmassen. In Rabenstein herrschte kürzlich Pest, worauf Plünderungen die Menschen zwang, gen Dinal und Moorheim zu fliehen. Selbst den Adel“, Galric hob die Augenbraue und machte somit deutlich, das ihn das wenig interessierte. Korhian seufzte.
„Man zieht also letzten Endes nach Goria, die bereits Ihren Zuwachs vom Süden bekommen.“
„Der Krieg eures Bruders, nicht wahr?“, fragte Galric. Korhian schlug die Augen nieder und nickte rasch. „Goria hat zwar noch Platz, aber Sie allein können nicht für so viele Menschen sorgen. Sie sind mehr oder weniger überfordert“, setzte Korhian fort.
Galric lächelte dunkel, was ihm dämonische Züge verlieh. „Ich halte niemanden auf, nach Thalaborn zu kommen“, erwiderte Galric Wahrheitsgemäß.
„Nun, ihr müsst doch wissen, das sich die Menschen schon allein davor fürchten aufgrund dessen was Ihr geleistet habt“
„Was habe ich denn geleistet?“, fragte Galric leise. Hintergründige Berechnung glitzerte in seinen Augen, und dann eine Art von mutwilliger Herausforderung.
„Ihr wisst es“, erwiderte Korhian.
„Erläutert es mir, Korhian“, bat Galric.
Korhian wusste, er musste sich vorsichtig ausdrücken. Er wäre besser für Ihn. „Ihr habt euch genommen, wonach Euch der Sinn stand“, sagte er schließlich. Eine atemlose Stille setzte ein.
„Habt ihr nicht vergessen zu erwähnen, das ich gemordet habe?“, forderte er Korhian heraus.
„Morden ist“,… er wollte menschlich sagen, aber das Wort blieb ihm im Hals stecken, also blieb er auf die Anspielung schweigsam.
„Nun“, setzte Galric dann fort. „Die Mönche und Priester haben bereits Seuchenkranke aufgenommen und auch versucht Menschen anzulocken indem Sie durch die Wälder ritten, also verstehe ich noch nicht ganz, wie ihr einen Hasen fangen wollt der Haken schlägt.“
Korhian nickte, als hätte er das erwartet. „Thalaborn braucht eine zweite Präsenz“, legte er die Karten offen. Galric lehnte sich zurück, fixierte sein Gegenüber. Schließlich sagte er; „Ihr seid ein mutiger Mann Korhian. Ich lasse mir nicht in meine Mauern schauen unter solch fadenscheinigen Begründungen. Meine Antwort lautet; Nein“
„Ihr denkt Goria steckt dahinter?“, blaffte Korhian.
„Vielleicht.“
„Nun.“ Korhian trank einen weiteren Schluck, des guten Scotch. „Thalaborn ist eine große Stadt. Die Häuser stehen frei, eure Pfade sind mit Steinen gepflastert, ihr habt einen großen Markt, einen vollen Hafen. Was denkt ihr, wird diese Stadt, voll bewohnt abwerfen?“
„Ich weiß wie viel diese Stadt abwirft.“ Erwiderte Galric bestimmt. Aber es interessierte ihn nicht.
„Ihr wisst es und zieht trotz allem keinen Nutzen daraus?“
„Seht“, sagte nun Galric. „Diese Stadt war einmal bewohnt, wie ihr wisst.“ Korhian nickte. „Ihr solltet wissen, dass nicht immer Wir dafür verantwortlich sind, das Menschen sich fernhalten. Was Sie nicht kennen, macht Ihnen Angst. Wisst ihr warum sie gingen?“, konfrontierte Galric Korhian.
„Nun, ich,“… „Sie gingen weil Gastredth kam.“ Setzte Galric fort. „Wenn Ihr also unbedingt dazu verdammt seid, hier einzuziehen, dann macht euch auf Gastredth gefasst. Macht euch auch darauf gefasst, das ihr Männer verlieren werdet und womöglich Schiffe. Ich nehme an, ihr habt bereits geplant, die Burg zu bewohnen, nun, zieht ein und macht etwas daraus, und vielleicht schafft Ihr es sogar, wieder Menschen anzulocken, durch eure Präsenz, aber glaubt nicht, ich hätte nichts unternommen für Thalaborn.“ Und somit auch für Goria, brauchte er nicht zu sagen. Korhian blinzelte.
„ Ich werde unter keinen Umständen dieses Schloß oder Thalaborn räumen, niemals! Und wenn ihr hier Stellung bezogen habt, und euch das gut überlegt habt, können wir uns noch einmal hinsetzten. Aber“, er sah Korhian jetzt mit eisiger Kälte an. „Kommt mir niemals in die Quere oder versucht mich auszuspionieren, denn dann, schmeiße ich euch wieder aus meinem Staat, versprach Galric.
„Das wird nicht passieren“, erwiderte Korhian und griff nach dem Lederbeutel.
„Wie komme ich hinaus?“
„Eine Wache steht vor der Tür. Sie wird euch hinaus begleiten“


I

ch habe genug Männer, allerdings bin ich mir dessen langsam überdrüssig, meine besten Männer für diesen Volltrottel zu opfern“, grollte er dumpf.
„Ein nicht zu unterschätzender Volltrottel“, kam es aus dem Hintergrund. Ohne Vorwarnung erschien Kiall an seiner Seite; sein treuster Mann in ganz Garmond. Sein blondgoldenes Haar umstrahlte Ihn wie einen Lichtkranz.
„Ich weiß“, sagte Athericon resigniert.
„Was schlagt Ihr dann vor?“, erkundigte sich Kiall.
„Ah, wenn ich das wüsste. Er will unbedingt meine Flotten sinken sehen…“
„Und euren Kopf rollen“, wies Kiall ihn noch einmal darauf hin. Athericon nickte spöttisch.
„Der Senat kann nicht länger erwarten, dass ich mich zurück halte, selbst in meiner Position. Nein, nein“, Athericon schüttelte den Kopf.
„Natürlich könntet Ihr euch dem stellen, aber Ihr habt hier die höchste Stimme. Ihr könnt unmöglich weg! Ihr müsst Präsent sein!“, wies Kiall ihn auf seine Stellung hin.
„Ich weiß“, …
„Dennoch wird er nicht nachlassen“, gestand Kiall.
„Dann sollte dem endgültig ein Ende gesetzt werden“, grollte Athericon. Er setzte sich in Bewegung und durchschritt die hohe weiße Halle.
„Wenn das so einfach wäre, bräuchten wir dieses Gespräch nicht zu führen. Zurzeit hat er sich zurückgezogen. Langsam glaube ich, er will uns nach Gorath locken.“
„Auf keinen Fall!“, wies Athericon ab.
„Es ist so“,…sprach Kiall in die Stille und Athericon sah Aufmerksam auf. „Seit Wochen nun Kriegen wir gegen ihn, und ihm ist jedes Mittel Recht, Euch Vernichtet zu sehen. Wir hatten bisher akzeptable Verluste aber in den Häusern munkelt man, wir würden das zu unserem Vergnügen machen.“ Athericon hielt abrupt und starrte seinen ersten Admiral an. Kiall wich ihm aus.
„Ihr seid der angesehnste Elf dieses Imperiums, ein hochgeschätztes und respektiertes Sprachrohr Gorias und ich fürchte davor, euch als König zu verlieren. Und ich stehe nicht allein mit dieser Meinung. Intrigen werden gesponnen, man kann keinem mehr trauen; es ist nur eine Frage der Zeit, wann die ersten Anschläge verübt werden“, gab Kiall zu.
Athericon schwieg nachdenklich. Sein Großadmiral hatte leider Recht.
Seit es den neuen Kaiser gab, der erst seit knapp zwei Jahren im Amt war, nicht wie erwartet Franz, sondern Sigmund zu Bruchstein, herrschte Aufregung in den Häusern und Deserteure waren überall zu Werk. Wenige, aber dennoch genügend Anhänger des alten Kaisers, der friedlich eingeschlafen war und weise geherrscht hatte, waren der Auffassung, dass ein siebzehnjähriger Mann nicht dazu imstande wäre, ein Königreich wie Goria zu führen. Zweifel, die auch Athericon anfangs hatte.
Das Gremium und das wählende Volk jedoch hatten eine gute Entscheidung mit Sigmund getroffen, das musste selbst Athericon zugeben, der das Sprachrohr des alten Kaisers gewesen war und nun dem neuen Kaiser Loyal gesinnt war.
Sigmund zu Bruchstein hatte seit seinem Amtsantritt viel zu tun, so viel, das er sich unmöglich um alles kümmern konnte. Gorias Stadtmauer musste erweitert werden, es gab neue Gesetzte, alte Gesetzte, die neu geschrieben werden mussten und das wichtigste; die Aufteilung neuer Königreiche, was auch bedeutete, das der Adel sich um die Titel und Ränge stritt. Zudem wurden allein in den jetzigen herrschenden Häusern, der Städte, Inseln und Höhlen, soviel Intrigiert, das nicht einmal zehn Kaiserliche Höfe gereicht hätten, um dies zu schlichten.
Nein, zurzeit war jedes Haus auf sich allein gestellt und Athericon Stradth war neben Galric Gortheim und Thimorn Deon, der angesehnste Elf, die in ihrem Staat die höchsten Häuser bezogen.
„Ich weiß“, sagte Athericon mühsam. Ich habe langsam das Gefühl es ist an der Zeit umzudenken und alte Prinzipien und Gesetzte, zu umgehen“, Kiall sah ihn an.
„Wie bereits erwähnt, werde ich keine Männer mehr vergeuden! Ich liebe mein Volk und die Elfen die für mich stehen.“ Athericon machte eine Pause.
„Ich will dass ihr die Augen offen haltet und mich benachrichtigt, sobald er Anstalten macht anzugreifen“
„Was habt ihr vor?“, fragte Kiall ahnend.
„Ich werde mich mit dem Senat zusammen setzten und mich wenn nötig selbst stellen! Es wäre Repräsentativ und schließlich ist es mein Kopf den er will!“
„Athericon, ich“,…
„Tue es!“, befahl er, die Stimme erhoben, die keinen Widerspruch zuließ.
Kiall nickte und ließ Athericon zurück. Er selbst trat vor eines der hohen Fenster, die den Turm beherrschten und atmete tief durch.
Athericon gehörte der auffälligsten und zugleich sonderbaren Elfenrasse an, die der Kontinent hervor brachte. Andere Rassen nannten Sie oft Bleichelfen oder Todeselfen, was als schiere Beleidigung galt, über die Athericon inzwischen hinweg sah. Er wusste nicht, welche Bezeichnung ihre Rasse hatte, und seine Urväter hatten es ebenfalls nicht gewusst.
Ein Elf wie er, war extrem bleich, schon fast als Weißfarbig zu bezeichnen, und besaß, wie die meisten seiner Rasse, silbern - graue Augen, die je nach Gefühl, ihre Farbe wechselten. Ihr Haar war ein Ton zwischen Gold und Blond und ihre hochgeschossene Statur war perfekt ausgestattet.
Für manche Betrachter, Elfen wie Menschen, hatten sie eine abstoßende Wirkung, und für ebenso viele Betrachter eine Anziehende.
Hässlich und Abstoßend.
Bezaubernd und Magisch.
Athericons Reich, das Reich ihrer Rasse, war Garmond, eine riesige Inseln, die auf magische Weise von einem Nebel umgeben wurde, seit jeher.
Ihre Bauten waren hoch, spitz zulaufend und glänzten wie Seide. Sie schafften es, die höchsten Bauten der Welt zu errichten durch ihr bevorzugtes Material Glas.
Die wenigen Besucher Garmonds glaubten an Zaubererei, wenn Sie ihre Bauten sahen. Sie verhöhnten die natürliche Ordnung mit ihren unmöglichen hohen und schlanken Türmen und Zitadellen. Für jeden Menschen schien es schier unmöglich, dass solche Bauten überhaupt beständig waren und blieben.
Athericon fürchtete sich vor dem Krieg, nicht vor dem Tode. Ein ewiger Kampf um Land und Besitz, und ein ewiger Hass zwischen Ihnen und zu den Dunkelelfen.
Athericons Volk und die Meerelfen liebten Ihre Nation und achteten auf Ansehen, Recht und Ehre – es gab immer Ausnahmen – aber es war eine Eigenschaft, und die einzige, die Hochelfen und Meerelfen miteinander verband und ausmachte.
Dunkelelfen hingegen waren darauf bedacht, mit allen für sie zustehenden Mitteln zu bekommen was Sie ersehnten. Ein rücksichtsloses Morden und Schlachten unter eigenen Reihen war keine Ausnahme, galt sogar als Tagesordnung im Heimatland der Dunkelelfen.
Ein Ort, dem sich die Rasse Athericons niemals freiwillig aussetzen würde. Ihre Kämpfe fanden an den sieben Pfeilern statt, wo Sieben Monolithen unnatürlich aus dem Meeresspiegel ragten und eine Grenze symbolisierten, die Athericons Rasse häufig überschreiten musste, aufgrund der Kriege.
Warum Sie so verhasst waren, blieb Athericon mit seiner ruhigen Art verschlossen. Nicht jeder Dunkel – und Meerelf verabscheute Sie, aber diejenigen, die es taten, kamen mit Argumentationen, die aus Athericons Sicht Schwachsinn waren.
Sie konnten nichts dafür, das Sie unter dem magischen Stern geboren wurden, und somit Vorteile genossen. Sie konnten nichts dafür, das wenige Elfe ihrer Rasse dazu imstande war, in die Gedankenwelt anderer ohne Schwierigkeiten einzudringen. Seine Frau, Dialya, war so eine Elfe. Sie brauchte sich nicht einmal zu konzentrieren auf die jeweilige Person; es geschah einfach, ganz so, als würde Sie ein Buch aufschlagen. Es brauchte dazu eine Menge Erfahrungswert, dieser Gabe Herr zu werden.
Diesmal jedoch war das Problem kein Meerelf sondern ein Dunkelelf – einer, der für den mächtigsten Elfen Goraths Kriegte und Athericon hatte Angst um sein Volk und zog sogar in Erwägung, Galric um Rat zu bitten, doch noch war die Schlacht nicht begonnen und keine Entscheidung zu pfählen.


Skeptisch hob Galric die Augenbraue und sah zu seinem Admiral, der belanglos die Schultern zuckte.
„Seit wann sind Sie dabei?“, fragte Galric ein wenig überrascht.
„Gestern Abend kam das erste Schiff“, antwortete der Admiral. Galric nickte und wand sich wieder der anderen Seite der Bucht zu; Es herrschte reges Kommen und Gehen auf der Burg. Galric hatte der Burg bisher nie Beachtung geschenkt, er konnte sich weder für den Bau noch für die Lage begeistern. Jetzt bemerkte er, dass sich der letzte Abschnitt der Zugbrücke, die zu den Kais führte, in das gewaltige steinerne Torhaus hochziehen ließ. Die Wälle waren in regelmäßigen Abständen mit steinernen Wachtürmen versehen, so dass im Verteidigungsfall das gesamte Umfeld von Bogenschützen bestrichen werden konnte. Ein Haufen Männer, Galrics Kenntnis nach Bauherren, waren bereits damit beschäftigt, die Wälle auf Risse und Standfestigkeit zu überprüfen. Wer diese Burg erstürmen will, muss sich auf einen langen blutigen Kampf gefasst machen, dachte Galric.
Im Augenblick war die Zugbrücke herunter gelassen, die Burg offen für die Männer die in einem Dutzend Booten anlegten und Holz, Vieh sowie Möbilar durchs Torhaus trugen und führten. Galric wusste, durch einen einstigen Rundgang der verlassenen Burg, das im unteren Ring, der durch die Steinwälle von der Außenwelt abgeschnitten war, wie üblich Ställe, Küchen, Werkstätten, ein Wohnturm für das Gesinde und eine Kapelle lagen.
„Wer zum Teufel braucht eine Kapelle?“, hatte Galric sich gefragt. Deutlich roch er auch jetzt das Zubereiten von Speis und Trank. Ihm wurde übel als er den Gerstensaft roch, den der Wind zu Ihm trug. Seine gut ausgebildeten Ohren vernahmen, wie der Schmiedehammer Metall klopfte
Galric war unschlüssig, was selten vorkam.
„Lass mir mein Pferd bereit machen“, forderte er seinen Admiral auf, der darauf ergeben abtrat.
Während er durch sein Haus schritt, dachte er nach. Er beschloss, seinen Sohn die Lage auskundschaften zu lassen, und die Burg selbst im Auge zu behalten. Gleichzeitig stellte er fest, das er sich in Korhian getäuscht hatte; Galric hatte geglaubt, er wäre ein Schwätzer, nun zeigte sich, das er diese Sache, eingefädelt von wem auch immer, durchzog.
„Meinst du nicht, Sie werden es als Bedrohung auffassen, wenn du mit einem solchen Schlachtross einreitest?“, fragte sein Admiral, als er im Hof eintraf. „Wir werden es gleich herausfinden“, erwiderte Galric und bestieg den festen Sattel. Sein Admiral prüfte noch einmal den Gurt und nickte, als er der Sicherheit seines Herrschers überzeugt war.
„Lass Dir ein Ross geben“
„Ich geh da nicht rüber.“, wies der Admiral entschieden ab. „Doch das wirst Du“, entschied Galric. Der Admiral trat mürrisch ab und Galric gab seinem Pferd die Sporen. Er ritt ein wenig über den Hof, um das impulsive Streitross in den Griff zu kriegen. Dann sah er auch schon seinen Admiral um die Ecke traben, und gemeinsam ritten Sie los.
Der Torwächter erkannte zwar die Dunkelelfen auf Anhieb, jedoch nicht den Lord. Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen, als beide Elfen mit ihren Schlachtrössern hielten.
„Wo ist Korhian“, fragte Galric ohne Umschweife.
„Jo, der is im Turm“, sagte der Mann mit dem roten Schopf. Galric gab seinem Pferd einen Tritt. Der Admiral im Nacken. Wachsam.
Wer immer diese Burg erstürmen wollte, sah sich mit einer Fülle von ausgeklügelten Hindernissen konfrontiert. Galric, der sich darüber hier noch nie Gedanken gemacht hatte, erkannte jetzt die genauen Funktionen der verschiedenen Bollwerke; Selbst nach erfolgreicher Besetzung des unteren Rings war die Schlacht noch nicht gewonnen. In der Mitte des oberen Kreises stand ein zweistöckiger Wohnturm mit quadratischem Grundriss, in dessen Erdgeschoss sich, wie üblich, ein Vorratslager befand. Eine hölzerne Außentreppe führte hinauf in den großen Saal und konnte bei Bedarf eingezogen werden. Im zweiten Stock lag das Schlafgemach. Die zweite Brücke, die sich hinter der ersten Befand, und das Torhaus mussten auch erst erobert werden, und selbst wenn es gelang, den trutzigen Wohnturm zu stürmen, kam es aller Wahrscheinlichkeit nach noch zu einem erbitterten Kampf um den Zugang zum zweiten Stock. Wenn es überhaupt eine Möglichkeit gab, diese Burg einzunehmen, dies wurde Galric jetzt klar, dann nur mit Hilfe einer List.
Die Pferdeknechte, Diener und Mägde wirkten ungewöhnlich aufgekratzt; sie unterheilten sich lautstark und waren zu allerlei Späßen aufgelegt. Der unbefangene Betrachter mochte darin nichts als eine normale Reaktion auf die Besetzung der Burg sehen; Galric vermutete, dass mehr dahinter
steckte. Er sah zu seinem Admiral, der sich ebenfalls ein Bild der Lage machte. Galric schätzte das an ihm, so hatte er immer eine zweite Meinung, auch wenn Sie sich ihrer Meinung selten gleich waren.
Galric sattelte ab und ließ den Admiral bei den Pferden zurück und begab sich zur Treppe, die er bestieg und betrat den Saal.
Der große Raum war voller Menschen, doch Korhian war nirgends zu sehen. Erst zwei, dann immer mehr, sahen herum, als Sie ihn entdeckten und tuschelten leise. Galric hasste es, aber noch mehr hasste er den einnehmenden Gerstengeruch.
Der Aufgang zum Schlafgemach befand sich ganz links an der gegenüberliegenden Wand. Auf den unteren Stufen und drum herum saßen fünfzehn bis zwanzig Wikinger und Bewaffnete und unterhielten sich im gedämpften Ton. Das war recht ungewöhnlich, denn Wikinger und Bewaffnete waren nicht vom gleichen Stand; Die Wikinger waren Grundbesitzer, die ihren Lebensunterhalt aus Einnahmen bestritten, während Bewaffnete täglich für ihre Dienste entlohnt wurden. Nur wenn Kriegsgeruch in der Luft lag, entstand so etwas wie Kameradschaft zwischen den beiden Gruppen.
Inzwischen gereizt vom einnehmenden Geruch des Gerstensaftes, setzte er sich in Bewegung; Alle Augen waren auf Ihn gerichtet, als er den Saal durchkreuzte und auf den Aufgang zutrat. Die Sitzenden erhoben sich, argwöhnisch, wie Sie sich Verhalten sollten, denn inzwischen war klar, um wen es sich handelte. Er hielt vor den Bewaffneten und prüfte Sie mit einem Blick der sie wissen ließ, dass er nichts von Ihnen hielt.
„Ich will Korhian sprechen“, forderte Galric schroff.
Die Männer sahen einander unsicher an, bis einer nickte und ein anderer hinauf trat. Die Gespräche wurden wieder leise aufgenommen, während Galric unruhig auf und ab trat. Ich hoffe für Korhian, das es da oben bei Ihm weniger riecht
Der Mann kam wieder herunter, sein Gang hatte etwas Tölpelhaftes an sich. „Korhian empfängt euch“, sagte er und machte die Treppe frei. Galric trat zielstrebig hinauf. Einige wichen instinktiv zurück, als sein Mantel Sie streifte.
Als er oben ankam, fand er Korhian in einem merkwürdig verschnitzten Stuhl vor, der ganz und gar nichts mit bisheriger Schnitzkunst zu tun hatte, die Galric kannte. Er wirkte kindlich verspielt und auch hier nahm der Gerstengeruch nicht ab. Der Saal im zweiten Stock war von gleicher Größe und Gestalt wie der im ersten, doch herrschte eine vollkommen andere Atmosphäre. Die Wände waren mit Gobelins behangen, und auf den gewienerten Bodenbrettern lagen Schaffelteppiche. Das Feuer loderte hoch und sorgte zusammen mit dutzenden von Kerzen für helles Licht.
„Lord Gortheim“, Korhian erhob sich und streckte ihm die Hand entgegen. Galric unterließ es, ihm die Hand zu reichen und sah ihn mit aller Härte an. Ein unwilliger Zug huschte über Korhians Gesicht.
„Ich sehe, mit welchem Eifer ihr dabei seid, diese Burg zu festigen“, sagte Galric. Korhian senkte den Arm. „Seid Ihr im Krieg, Korhian?“
„Ich wüsste nicht, antwortete Korhian, wenig Begeistert. „Was euch das angeht“
„Ich werde es euch sagen; Ihr befestigt diese Burg, als wenn eine Großarmee auf euch zumarschiert. Wenn dem so sein sollte, will ich wissen, was in meinem Staat vor sich geht“
Korhian nickte sachlich und setzte sich wieder auf den Stuhl. „Es wird niemand kommen, es wird nichts erwartet. Das alles dient für Thalaborn“
„Ist dem so?“, fragte Galric leise, während seine Körperhaltung Aggressivität verriet. „Ich sah eure Männer, Fußvolk, mit Bewaffneten; erzählt mir nicht, das sei Üblich!“
Korhians Miene verhärtete sich zusehends. „Ihr kommt in meine Burg, kundschaftet Sie aus, und da fordert Ihr, euch einen Bericht der Lage zu geben?“ Galric schwieg.
„Langsam kann ich verstehen warum die Bürger fort sind“, murmelte Korhian brummend und kramte auf seinem Schreibtisch herum. Dann schien er zu haben was er suchte und reichte es Galric. Er riss es Korhian aus der Hand.
„Ihr habt ein Fest vor?“, schlussfolgerte Galric aus dem Papier. Korhian nickte.
„Die Maschinerie und die Festigung der Burg dient lediglich dazu, den Menschen Sicherheit zu verleihen. Das was mir von Nutzen ist, wird überprüft; ich traue dem Gemäuer nicht, das ist alles. Diese Männer dort unten“, Korhian erhob sich und ging an Galric vorbei. „Sind dazu da, die Menschen sicher zu geleiten. Ich habe bereits Schreiben in den umliegenden Dörfern verteilt – ich brauche“, er fuhr am Abstieg der Stufen herum, „Männer, die für mich, eher euch, arbeiten. Ihr habt ein Ross bei euch?“ Galric nickte.
„Dann folgt mir“, Korhian trat herab, gefolgt von Galric und gab seinem Haushofmeister weitere Befehle. Bevor sich Galric und Korhian auf Ihre Rösser setzten, dauerte es einige Zeit. Korhian gab Befehle, Anweisungen, und Galric hatte genügend Zeit, darüber nachzudenken.
Schließlich saßen Sie auf und Korhian nickte eher förmlich als Müssend dem Admiral zu. Schweigend ritten Sie bis zum Marktplatz und Korhian drehte sein Ross.
„Zu erst einmal müssen wir“, er räusperte sich. „Ich, für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen. Wo eine gute Versorgung herrscht, kommen Bürger. Wo Bürgern sind, gibt es Arbeit, und so weiter. Die Männer der umliegenden Dörfer haben mehr als genügend Ernteeinkommen, um den Tempel und mich zu beliefern, also werde ich Sie beschäftigen um Thalaborn aufzubauen“ Korhian ignorierte den bohrenden Blick des Admirals.
„Kein Graf oder Edelmann will in ein Haus ziehen, das Überwuchert wird von Gestrüpp, oder belagert wird von Diebesgesindel. Keine Bauern in Häusern, in denen mehr Ratten leben, als auf einem Friedhof. Ich werde die Bauern dazu beauftragen, mich und den Tempel zu beliefern, die Armen können an der Reinigung arbeiten, und so weiter. Haben Sie erst einmal auf lange Sicht Arbeit, werden Ihre Weiber Ihnen vorschlagen, herzuziehen, und es spricht sich herum, das Thalaborn wieder floriert. So wäscht eine Hand die andere“, Korhian drehte sich Galric zu.
„Bevor es jedoch zu all dem kommt, muss ich Sie herlocken und Ihnen zeigen, das Thalaborn eine durchaus sicherere und annehmbare Stadt ist“
„Schön und gut, was wollt ihr tun, wenn es nichts mehr zu tun gibt?“, fragte Galric.
Korhian lächelte, als hätte er das erwartet.
„Es gibt immer Arbeit in einer florierenden Stadt, Lord Gortheim. Ich werde die kräftigen Männer anheuern und ihre Weiber, sollten sie welche haben, werden Thalaborn treu bleiben, weil sie immer zurückkommen. Ansonsten gibt es ja dann noch die käuflichen Weiber, die ebenfalls volle Kassen bringen“
„Für was wollt ihr die Männer anheuern?“
„Überwiegend für Handelfrachten, so dass Sie nicht um ihr Leben fürchten müssen, nur Ausgewählte, denen ich es zutraue, können auf Schlachtenschiffe“
„Auf denen eures Bruders?“, fragte Galric gezielt. Korhian kniff die Augen zusammen; „Mein Bruder hat ausreichend Männer, die Schlange stehen, mit ihm zu fahren“
„Floriert erst einmal der Handel“, setzte Korhian nun fort. „Kommen auch die anderen und wir haben ein Gleichgewicht. Ich hätte so oder so mit euch darüber geredet. Vor allem, weil ihr eure Männer in den nächsten Wochen ein wenig zurück halten solltet“
„Ich verstehe“, Galric wand sein Ross und sah direkt auf das Golden Fort. „Sorgt dafür, das dass Golden Fort voll wird zu Abend, und ich sorge für den Rückzug der Männer“
Der Admiral sah Galric an, als wäre er nicht ganz bei Trost.
„Das wird kein Problem sein“
„Gut, dann sind wir uns einig“, Korhian nickte und Galric ritt samt Admiral ab.
Die Sonne wechselte sich bereits mit dem Mond ab, als der Admiral und Galric wieder einritten und im Schlossinneren auf Kiam Thard trafen. „Hast Dich mit Korhian angelegt, wie?“, empfing Kiam ihn. „Nein, aber sag mir das nächste mal, das er was plant“
„Hey! Ich komme auch gerade erst von Saphery“, verteidigte sich Kiam, und fügte hinzu; „Lass uns in deine Zimmer gehen“
Galric reichte Kiam ein Glas guten alten Roten und ließ sich dann in einen seiner Sessel fallen, nahe dem Kamin. Kiam nahm das Glas dankend an sich und heftete seine purpurnblauen Augen auf Galric, der sich gesetzt hatte. „In Goria munkelt man, es würde bald Krieg geben“, begann Kiam.
„Erzähle mir Sachen die ich noch nicht weiß“, forderte Galric ungeduldig.
„Ich habe Athericon getroffen. Er will sich mit Dir treffen“
„Also bewahrheitet sich meine Theorie“, murmelte Galric eher zu sich selbst. Kiam nickte und musterte Galric. Er hatte sich nachdenklich zurück gelehnt und fuhr sich mit seinen langen, schlanken Fingern über das markante Kinn.
Zeit seines Erwachsenwerdens, unterschied Kiam Thard sich von den anderen Meerelfen, das wurde Ihm schon in seiner Jugend bewusst. Akzeptiert hatte er es, als er mit seinem Freund Thandar Seite an Seite im Meer gekämpft hatte gegen die Rasse Athericons und in einen wahren Blutrausch gefallen war. Viele Meerelfen waren damals in ihrer blutigen Schlacht, um das rechtmäßige Eigentum ihrer Rasse, den schwimmenden Inseln oder Warenumschlagplätzen gefallen, doch Kiam interessierte sich nicht für die Ehrenvollen Schlachten ihres Volkes. Nur Thandar dachte ähnlich, und auch er hatte diesen Krieg überlebt. Einen Krieg, der viele Opfer gekostet hatte.
Nachdem er bei den Meistern zu Saphery studiert hatte, meldete er sich in Goria an. Seine Rasse hingegen kämpfte überwiegend mit Zaubern. Kiam zog die Klinge vor, schon immer, obwohl er Zauberei beherrschte.
Schließlich meldete er sich beim kaiserlichen Palast um in dessen Dienste zu treten. Schnell gelang Kiam nicht nur eine höhere Stellung, sondern auch die Sympathie des ehemaligen Kaisers, der ihn beförderte zum General. Als diesen erledigte er mit seinem Heer von fünfzig Mann unzählige Kreuzzüge und baute mit seinem beträchtlichen Gehalt das Golden Fort in Thalaborn auf. Damals lebten dort nur wenige Menschen; Thalaborn glich einem Dorf. Doch als das Golden Fort ausgebaut war, eine dreistöckige Taverne mit größtem Komfort und bestem Essen, und Kiam eine weitere in Goria hochzog, bemerkte er, das Ihn dieses angesehene Leben nicht erfüllte.
Er unternahm einen Selbstversuch und zog in irgendeiner schwülen Nacht los, um Elfen zu töten. Zu keiner Zeit hatte er vergessen, welch überragendes Gefühl dies beim ersten Mal war; Wenn sich das Gesicht seines Opfers vom Gift seiner Klinge gequält, schmerzhaft veränderte, empfand er Befriedigung, wie bei dem Geräusch brechender Knochen Seitdem beherrschte der Tod einen Großteil seines Lebens..
Schließlich, im Jahre 1249 nach dem Regiment des zweiten Kaisers, sollte sich sein Leben für immer verändern. Das gewaltige Heer das damals durch den Südwesten des Schwingenwaldes zog, zog sein ganzes Interesse auf Kiam Thard; er beobachtete fasziniert die mächtige Streitmacht der Dunkelelfen heimlich auf ihrem Feldzug gen Goria. Sie rissen alles nieder, was sich Ihnen in den Weg stellte.
Doch schließlich war Er einer der Ersten, der selbst ein großes Heer aufstellen und befehligen musste gegen die dunkle Flut der bis dahin nie gesehenen Dunkelelfen. Kiam wusste beim Anblick der hoffnungslos überlegenden Zahl der Dunkelelfen, das Sie keine Chance haben würden.
Galric, der damalige Feldherr trat vor und forderte den Norden, oder aber, er würde befehligen, Goria zu stürmen. Sie hätten einstmals für die Eroberung Gorias weniger als einen Tag gebraucht – Galric fand, Goria könne ihm dankbar sein, denn seit seinem Feldzug, hatte Goria genügend Männer in Position, um zumindest den Versuch zu wagen, Goria zu halten, bei einer gleichgroßen Armee, wie Galric sie einst führte.
Während der ganzen Jahre, als Galric Thalaborn einnahm, das Schloß bauen ließ und seine Geschichten wie Legenden um Arlas gingen, bemerkte Kiam, wie sehr ihn diese Rasse faszinierte.
Zuerst glaubte er, er suche den Ausgleich für sein Tadelloses, ritterliches Leben, das er für alle Menschen und Elfen seiner Rassen führte, aber das war nicht der ausschlaggebende Punkt: diese Rasse lebte so, wie es ihre Natur vorgab. Es gab keine Gesetzte, jedenfalls nicht solche lächerlichen wie bei den Menschen, und es gab auch keine Vorschriften. Nur Loyalität, Freiheit, unerschütterliches Vertrauen, wenn man es einmal hatte und Leidenschaft, mit der ein Dunkelelf handelte, die gleiche, die Kiam aufwies bei seinen heimlichen Nachtaktionen. Er hatte lange und hart dafür kämpfen müssen, Galrics Vertrauen zu haben und ebenso hart, seinerseits Vertrauen zu bekommen, aber es hatte sich für beide ausgezahlt. Hier konnte Kiam, Er selbst sein, ohne dafür mit Verachtung gestraft zu werden, denn keiner Verstand sein Handeln besser als ein Dunkelelf.
„Ich hatte gehofft, diesen Vertrag nicht beizuwohnen. Nun ist es unumgänglich“ sagte Galric. Kiam hob die Hand. „Athericon hat mit seinem Hofstaat gesprochen, sowie mit unserem König, und Thimorn will sich jetzt mit Dir treffen, bevor der große Rat zusammentrifft“
„Hat er gesagt wo oder wann?“
„Du sollst zu Ihm kommen. Ich begleite Dich.“
Galric nickte, als in diesem Moment Shaitaan eintrat und überrascht hielt, als er Kiam vorfand.
„Du bist wieder da?“
„Wie man sieht“
Shaitaan hob skeptisch die Augenbraue. „Immer dann wenn du hier bist, gibt es schlechte Neuigkeiten“
„Oh, ich bin sicher Galric gibt Dir Bericht“ Kiam erhob sich und boxte Shaitaan in die Seite. Beide mussten Grinsen. „Wohin willst du jetzt?“
„Zu Retron“, sagte Kiam, damit ließ er beide Elfen allein und Shaitaan nahm anstatt seiner Platz.
„Nun?“, fragte Shaitaan. „Sieht schlecht aus“
„Das heißt du unterzeichnest?“ Galric nickte.
„Du wirst dir damit viel Ärger einhandeln“
„Ich weiß“
„Ich werde trotzdem die Augen offen halten“ Galric nickte dankbar.

D

ie langen Schritte hallten an den hohen Wänden wider als dumpfes Geräusch, während Galric ruhig auf und ab schritt und auf Kiam wartete. Durch den Besuch bei Thimorn fiel Galric auf, das er sich zu sehr aus allem heraus gehalten hatte und sich zu wenig informieren ließ. Dadurch dass er einen eigenen Staat besaß, brauchte Goria ihn auch nicht über jede Änderung, jeden Vertrag oder jedes Geschäft zu unterhalten. Und obwohl Galric nur noch Verträge unterschrieb und private Kontakte knüpfte und pflegte, blieb ihm trotz allem kaum Zeit für sich.
Er wusste, was er wollte, aber er fand keine Zeit dazu. Schon mehrmals hatte er sich mit Bauherren zusammengesetzt und seine Pläne unterbreitet. Das Gold für einen neuen Landsitz hatte er, ihm fehlte nur die Zeit, sich auf den Weg zu machen und ein geeignetes Grundstück zu finden in der passenden Gegend. Würde er seinen Traum verwirklichen können, hieße das auch mehr Zeit für Ihn und die Elfen, die seine wahren Freunde waren.
Galric hielt jetzt inne in seinen monotonen Schrittfall und sah auf. Kiam sah angespannt aus. Galric fragte sich, was in Kiam vorging, das er so hart an die Arbeit heran ging.
„Entschuldige die Verspätung“, begrüßte Kiam Galric.
„Kein Problem“.
„Gut, Thimorn ist zurzeit sehr beschäftigt. Geh vorsichtig mit ihm um und stell deine Fragen überlegt“ „Ist er in Gefahr?“
„Ich weiß es nicht, ich denke aber nicht. Dann hätte er mir was gesagt, nehme ich an“
Galric kniff die Augen zusammen, nachdem Sie durch das Portal in Saphery angelangt waren, aufgrund des weißen Bauwerks. Ein ihm völlig unbekannter süßlicher Geruch lag in der Luft, den Galric weder als unangenehm noch als angenehm benennen konnte.
„Seid gegrüßt“ er sah sich einen Meerelf in blauen Tunika gegenüber. Sie nickten knapp und Galric sah an ihm vorbei; Der große, türkisblaue See war in seiner Farbe beinahe unnatürlich. Die Brücke führte über den See, auf eine breite Strasse zu, die umsäumt war von großen Häusern. Auf einigen Balkonen nahm er Meerelfen wahr, die Sie beobachteten. Es war zwar nicht unüblich dass ein Elf seiner Rasse Saphery aufsuchte, dennoch war man untereinander misstrauisch.
Über die Brücke, die Strasse entlang, kamen Sie zu einer Gabelung an dem zahllose Strebepfeiler in die Höhe schossen. Ein gewaltiges Sterngewölbe erstreckte sich im Fels und erwies sich als unüberschaubar. Unzählige Musterungen und Fabeltiere hingen von der Decke herab. Galric trat kopfschüttelnd weiter und sah nach einer weiteren Gabelung ein gewaltiges Mittelportal mit einem kunstvollen Triumph. Die Doppelpforte bestand aus hellem Holz und war mit Eisen verstärkt worden.
Die Berüsteten öffneten Sie und der Elf führte Sie durch die Eingangshalle. Insgesamt war es hier nicht weniger pompös, wie draußen auch. Die vielen Bündelpfeiler stützten das Gebäude. Gedrehte Pfeiler die Treppe. Segmentbogen wiesen den Weg zu den Korridoren und Domikalgewölbe wiesen auf Gabelungen.
„Pass auf Dich auf Kiam“, murmelte Galric, als er bemerkte, das man Kiam Interesse schenkte. Kiam warf ihm einen Seitenblick zu, sagte aber nichts.
„Erinnere Dich was ich Dir vorhin riet“, sagte Kiam noch mal und betrat mit Galric die Räume, die nur vertrauten Personen gewährt waren. Sie durchquerten einen kleinen Korridor der streng bewacht war und man öffnete Ihnen die nächste Tür, die in den Salon führte.
Thimorn fuhr mit seinen Männern herum, und schien erfreut. Galric wurde misstrauisch. Warum fand sich bei Thimorn der oberste Soldatenstab?
„Lord Gortheim“, sie gaben sich die Hände und Thimorn bot ihm einen Platz an. Während Galric sich setzte, schickte Thimorn seine Männer hinaus und forderte Kiam dazu auf, sich zu setzen.
Stille legte sich über den Salon; Thimorn schien nachzudenken, aber Galric glaubte, ein kaum wahrnehmbares Zaudern in seinen Augen zu erkennen. Ferner sah Thimorn so gepflegt aus wie immer; die schwarzen Haare lagen glatt auf seinen schmalen Schultern. Das durchdringende Blau strahlte Zuversicht und Güte aus und seine Körper war, wie sooft wenn man ihn sah, in einem dunklen Grün gekleidet.
„Ich hörte“, begann er dann und wand sich zuerst an Kiam. „Wie gut deine Gaststätten laufen. Ich vernahm über Goria, wie gut du deine Arbeit machst. Bist Du zufrieden wie es ist?“
Bist du es?,

dachte Kiam, sagte es aber nicht. „Ich lebe gut so“, sagte er stattdessen.
„Ich nehme an, du weißt bereits, warum ich nach Dir schickte?“
„Ich habe darüber nachgedacht“, bestätigte Kiam. „Und?“, forderte der König. Thimorn legte immer noch einen gewissen Wert darauf, was Kiam dachte und schlussfolgerte, und auch mit der folgenden Antwort Kiams war Thimorn zufrieden.
„Ich nehme an, es geht um die Schifffahrtswege und Athericons Einfluss“
„Mhm“, machte Thimorn, was Kiam darauf schließen ließ, dass er richtig lag.
Galric hüllte sich in Schweigen.
„Sieh mich an Kiam Thard!“, forderte Thimorn streng. „Ich will offen sein; Athericon besitzt große Macht und viel Freiheit. Sein Wort wird mit dem des Kaisers gleich gelegt, aber niemand würde das offen zugeben, obwohl es jeder weiß. Athericons Flotte umfasst mehr als fünfzig Schiffe, er hat also unumstritten die größte Flotte des Meeres“
Kiam war, wie Galric verblüfft. Woher hatte Thimorn diese Informationen? Und wie kam Athericon an so viele Schiffe? Thimorn schien Kiams Gedanken gelesen zu haben.
„Saphira hat Athericon beliefert. Hinzu kommt, dass er selbst baut. Was mir Sorgen bereitet, ist, das Athericon die Meerenge, (das waren die sieben Pfeiler) vollkommen für sich eingenommen hat. Er lässt uns Passieren ohne Aufgeld, aber wozu braucht Athericon eine Flotte an den Pfeilern?“
„Ist das eine Frage?“
Thimorn nickte.
„Nun, vielleicht fürchtet er einen Angriff“, spekulierte Kiam.
„Das haben wir bereits in Betracht gezogen, doch die Meere sind ruhig“
„Wirklich?“, fragte jetzt Galric. Thimorn nickte.
„Was ich will, ist, dass Du dich auf eines unserer Schiffe begibst und mit Athericon verhandelst“
„Über was?“, fragte Kiam verwirrt.
„Das er sich zurück zieht und einem Friedensvertrag zwischen den Völkern zustimmt.“
„Dafür hast Du doch Parlamentarier!“
„Athericon kennt Dich Kiam und du hast eine gute Einschätzung über den Lauf der Dinge“
„Ich soll also gleichzeitig spionieren?“ Eine kurze Zeit herrschte Stille. Nur das Knistern der brennenden Holzscheite war im Hintergrund zu hören. Schließlich sagte Kiam; „Das wird Athericon durchschauen“
„Schätze die Situationen ab Kiam.“
„Friedensverträge werden gewöhnlich unter Königen abgeschlossen, warum ich?“
„Weil du vorerst nur den Vorschlag niederlegen sollst. Der Friedensvertrag wird dann in Goria geschlossen“
„Du fürchtest also Krieg?“ Thimorn nickte.
„Es wird Zeit, die alten Auseinandersetzungen zu vergessen und neue zu setzen. Wir haben uns verändert. Das Volk will keinen Krieg, die ganze Zeit hat sich verändert. Ich will, das sich die Elfen an meine Ära und an meine Herrschaft erinnern.“
„Wenn ich Athericon mit einem solchen Vorschlag komme, wird er wissen, dass du ihn fürchtest.“ „Kann sein das ich Ihm diese Schwäche zugestehe, aber er würde sich verraten, wenn er dem nicht zustimmt“
„Was wissen der Hofstaat und das Parlament?“
„Nicht viel. Sie werden es erfahren, wenn Du auf der Reise bist“
Kiam brauchte nicht lange zu überlegen; „Natürlich nehme ich an“.
Thimorn nickte sachlich. „Gut, dann begib Dich in unsere Bucht und,…“
„Moment! Du hast bereits alles veranlasst?“, wunderte sich Kiam.
„Nun, ich kenne dich eben. Und jetzt lass uns allein“, bat Thimorn. Kiam nickte.
„Es ist so“, wand sich Thimorn jetzt an Galric. Jegliche Freundlichkeit war aus seinem Gesicht gewichen. Galric glaubte fast, Thimorn wäre der Meinung, ihm eine Rechtfertigung schuldig zu sein.
„Athericon besitzt unumstritten die größte Flotte des Meeres. Wenn dieser Vertrag Zustande kommt, möchte ich,… Nein, ich kann dir nichts vormachen. Man verlangt von dir, dass auch Du dich dem Vertrag anschließt“
„Ich hörte bereits von der Verhandlung“, bestätigte Galric. Thimorn nickte.
„Dann weißt du bereits alles“.
Nein, Galric wusste noch lange nicht alles. Er stand vor einer vollendeten Tatsache, aber noch mehr ärgerte ihn, das man Ihn nicht informierte.
„Was beschäftigt Dich?“, fragte Thimorn in die anhaltende Stille.
„Wie sieht Goria das?“
„Goria und sein Senat sind zufrieden. Wir legen Jahrzehnte lange Konflikte beiseite“ Galric schwieg.
„Du wurdest überhaupt nicht informiert, hab ich Recht?“, fragte Thimorn jetzt und stellte sein Weinglas ab.
„Richtig. Ich erfuhr davon zuletzt“. Thimorn sah ab von Galric.
„Was genau beinhaltet dieser Vertrag?“, fragte Galric ruhig.
„Durch die neuen Verträge zwischen den Völkern will Goria eine einheitliche Grundregel haben; Sollte Goria in Gefahr sein, sollen sich unsere Völker zusammen schließen. Somit hätten sie das beste, stärkste und größte Heer auf ihrer Seite“
„Haben sie keine Kreuz und Tempelritter mehr?“, fragte Galric spöttisch.
„Natürlich, aber Goria will sich geschützt wissen“
Galric fand das absurd. Wenn die Völker aufeinander treffen würden, würden sie sich bekämpfen, denn eins war sicher; Dunkelelfen und Athericons Rasse würden niemals für eine Sache kämpfen. Das Saphery mit Garmond Frieden schließen würde, nach Jahren des Krieges, war möglich. Schließlich liebten beide Elfenrassen ihre Harmonie, aber Galric würde sein Volk niemals für Goria kämpfen lassen. Auch weil Goria noch nie einen Finger getan hatte für Thalaborn und somit für Galric Hinzu kam, das bei einem so großen Heer niemand mehr angreifen würde und man somit eine Hintertür benutzen müßte, womöglich wäre es dann jemand aus den Reihen der eigenen Leute. Diese Meinung behielt er aber jetzt für sich.
„Nun, sie müssen schon zu mir kommen, denn ich wurde offiziell nicht informiert“, erklärte Galric. Thimorn nickte. „Sie werden sicherlich ein Schreiben schicken, sollten sie nicht persönlich kommen“
Natürlich kommen sie nicht persönlich, dachte Galric. Er hatte große Lust, Ihnen ins Gesicht zu sagen, was er davon hielt, schluckte seine Wut aber vorerst herunter.
„Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen“, ließ Thimorn das Gespräch enden.
„Du wirst doch zustimmen?“
„Das weiß ich noch nicht.
„Ich verstehe“
Galric bezweifelte diese Aussage.


Kapitel 1




D

er Festsaal brandete im Applaus, als Sigmund zu Bruchstein, gekleidet in einem weißen Anzug, der ihm hervorragend stand, samt Athericon, ebenfalls in weiß gekleidet, Thimorn, wie immer in Grüner Kleidung, kombiniert mit einem schlichten grauen Umhang, und Kiam, im schwarzen Anzug, die Wendeltreppe herab stieg.
Sigmund zu Bruchstein, ein kräftiger Mann von inzwischen neunzehn Jahren, galt unter Kennern als Optimist, was viele Kritiker laut werden ließ, dennoch machte er seinem Amt als Kaiser alle Ehre.
Nachdem der alte Kaiser starb, standen verschiedene Königshäuser offen für die Nachfolge des Kaisers, bis sich der Senat, das Gremium und das wählende Volk dazu entschieden hatte, Sigmund zu Bruchstein zu wählen. Er war über drei Ecken der Neffe des Bruders, des alten Kaisers, und somit qualifiziert für das Amt.
Sein Äußeres hatte nichts Hochmütiges an sich, eher etwas Zuversichtliches. Das bräunlich –rote Haar war kurz geschoren, die hellen Augen sahen freundlich aber bestimmt durch den Saal. Zielstrebig nahm er an der vordersten Tischspitze Haltung ein, der aufgestellt war wie ein verkehrtes T und lächelte. Galric, der abgelehnt hatte, dieser Prozession beizuwohnen, blickte seinen Sohn an.
Inzwischen hatten Athericon, Thimorn und Kiam Thard auf den Ihnen zugewiesenen Plätzen Stellung eingenommen. Der Kaiser hob die Hand und es kehrte Stille ein. Er nickte mit einem dankbaren Lächeln.
„Ich möchte alle Häuser Arlas Willkommen heißen zu diesem großartigen Ereignis! Ich stehe für Fragen jedweder Art zur Verfügung und hoffe, es mögen nicht all zu viele sein“, es wurde gelacht. „Nun denn, mögen sich heute auch die letzten Wellen plätten! Ich wünsche allen Häusern einen angenehmen Aufenthalt“, er nahm Platz auf seinem hölzernen Thron. Das Bankett begann.
Als das Festmahl vorüber war, setzte sich Athericon sofort in Bewegung, aber er kam zu spät. Der Kaiser stand schon mit einer Gruppe aus Beratern und Senatoren um Galric.
„Ich verstehe nicht, warum unser Schreiben nicht ankam“, hörte er Sigmund sagen.
Galric würde nicht wagen, ihn hier, vor allen Häusern einen Lügner zu nennen. „Nun, dann sollte ich wohl zustimmen.“
„Es wäre eine schöne Sache“, sagte ein Senator. Galric schenkte ihm keinerlei Beachtung.
„Ich werde dem aber nicht ohne weiteres zustimmen“
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte der Kaiser. Sein Lächeln schwand rapide.
„Das bedeutet, dass ich wohl bereit bin, den Vertrag zu unterschreiben, allerdings, niemals zu Gorias Nutzen“, erwiderte Galric schlicht.
„Was“,… „Ihr müsst doch einsehen, dass drei große Heere vollkommen ausreichen. Und wer sollte euch schon angreifen, wenn ihr so oder so alle im Vertrag gebunden habt? Das wäre dann ja schließlich Hofverrat“, bemerkte Galric. Athericon verkniff sich ein Lächeln und gesellte sich dazu. Galric gab ihm nebenbei die Hand, während eine Diskussionsrunde entstand. Im Laufe der Zeit kam auch König Thimorn dazu.
Inzwischen nahm Retron neben Kiam Platz und machte mit einem Blick deutlich, wie sehr ihm das Fest missfiel. Er war dankbar dafür, das Kiam einen Tisch gewählt hatte von dem er alles überschauen konnte.
„Denkst Du dein Vater bekommt seinen Willen durch?“, fragte Kiam, als er das Treiben am Kaiserlichen Tisch beobachtet hatte.
„Ich nehme an, dass er dem sehr nahe kommt“, murmelte Retron. Kiam sah Ihn an; Sicher, er war jünger und er trug das schwarze Haar Schulterlang, dennoch unterschied er sich kaum von seinem Vater. Die schwarzen Augen blickten in ihrer unergründlichen Tiefe ebenso Geheimnisvoll, wie Kiam es bei Galric gewohnt war.
„Es sind nur drei Tage“, sagte Kiam, als er Retrons unverbesserlichen Zustand bemerkte.
„Drei Tage können wie eine Ewigkeit sein“.
Kiam grinste. „Wirklich? Wir werden sehen“.
„Versprich nicht was du nicht halten kannst“, grollte Retron.
„Ich habe ja noch gar nichts versprochen“, konterte Kiam. In dem Moment nahm Mortis neben Retron Platz; sie schien unzufrieden. Kiam erhob sich und mischte sich unters Volk.
Zur gleichen Zeit beobachteten nicht nur neugierige Adelige den kaiserlichen Tisch, sondern auch eine auffällig hübsche Elfe in einem schlichten Abendkleid. Ihr schwarzes Haar loderte im Schein den die Kerzen, Leuchter und Kristalle warfen, Schwarzblau.
Einen langen Augenblick verharrte Raven in andächtigem Schweigen, als Sie den prächtig geschmückten Festsaal betrat; Um ihr war Stimmengewirr. Es schwoll an und wurde wieder schwächer. Damen in eleganten Seidenroben und Herren in schwarzen Abendanzügen, fluteten in einem ständigen Strom über die gewundene Eichentreppe nach unten in den Saal, wenige nach oben. Ihre Schritte wurden durch einen dicken roten Läufer gedämpft. Kellner in maßgeschneiderten schwarzen Fracks und einer roten Bauchbinde servierten Wein, Scotch, Wasser und andere Getränke. Brennende Zigarrenspitzen glommen wie die roten Augen hungriger Ratten. Alle Tische waren reichhaltig mit Kerzen beleuchtet. Kristall glitzerte und blendete Raven.
Sie atmete besinnlich ein und nahm die restlichen Stufen. Sie suchte den Saal ab, nach einer ruhigen Ecke und verschwand vollends im Getümmel.
Athericon pflichtete zum wiederholten male Galric bei, was den Senat überraschte, aber beide Elfen wussten, das Sie hervorragend Argumentierten. Es war nun mal unmöglich, beide Rassen nebeneinander zu positionieren, ganz zu schweigen von einem Friedensvertrag. Der Glaube und der Hass gegeneinander waren tief verwurzelt.
Während Athericon sich mit dem Senat unterhielt, er verstand sich bestens mit Galric, denn beide Elfen hatten ihre Erfahrungen miteinander gemacht und hatten ihre Differenzen beiseite gelegt, lehnte sich Galric rüber zu Shaitaan, der neben Athericons Großadmiral saß.
„Hast Du die Elfe gesehen?“ Shaitaan nickte knapp; sie war unübersehbar gewesen in ihrer Aura.
„Bring Sie mir her!“
„Wenn ich hier noch wegkomme“, versicherte Shaitaan.
Raven brachte es fertig, interessiert auszusehen, während sie an der Brüstung des Balkons lehnte und an ihrem Glas Wein nippte. Ihre Gedanken waren weit weg. Sie überlegte krampfhaft, wie Sie an den Elfen heran kommen sollte, der im Innern des Saales saß.
„Wie ist dein Name?“, sie zuckte so sehr zusammen, das ihr das Weinglas herunter fiel. Rote Flüssigkeit verteilte sich über den grauen Boden. Wie Blut


Erbost sah Sie auf, und wusste instinktiv, wen Sie vor sich hatte; Shaitaan
Sie blinzelte. Seine Statur war athletisch, aber im Verhältnis zu dem was er ausübte und wie er sich bewegte, wirkte Sie eher zu schmal. Es stimmte äußerlich und proportional alles, aber niemand würde auf Anhieb erkennen, welcher Tätigkeit er nachging. Es war bekannt, dass er Asassine war, der Beste seiner Rasse, und dass niemand seine Dienste erkaufen oder anders beanspruchen konnte. Shaitaan war sein eigener Herr, völlig unüblich für einen Asassine, und diente keinem. Selbst Galric nicht, obwohl es bekannt war, das er sein Blut und seinen Kodex, dem Hause Gortheim beeidet hatte. Über Shaitaan waren ebenso viele Sagen wie Legenden gesponnen; es war bekannt, das er über tausend Möglichkeiten kannte, jemanden zu Foltern und doppelt viele, jemanden zu Töten.
„Nun?“, forderte Shaitaan. Sie beobachtete, wie seine feingliedrigen Finger sich von einem Tablett des Kellners zwei Gläser Wein griff. Eins reichte er Ihr.
„Raven“, murmelte Sie und nahm es entgegen.
„Mein Name ist dir offensichtlich geläufig“, sie nickte und stieß mit ihm an.
Er betrachtete Sie genauer; Raven war, zweifelsohne, eine außergewöhnlich hübsche Elfe. Ihre Lippen waren voll, aber nicht groß, und auch nicht zu klein. Ihre Augen strahlten etwas Gleichgültiges, Katzenhaftes, aber auch Wärme aus. Sie waren groß, schwarz, mit einem Stich Grün. Es passte alles. Ihre schwarzen Haare waren hochgesteckt, so dass nur einzelne Locken ihr Gesicht umspielten.
„Ich möchte, das du mich begleitest Raven. Würdest du das tun?“, fragte er, ohne sie weiter zu betrachten; er wusste auch so, das sie einen makellosen Körper hatte.
Sie nickte zaghaft und hackte sich unter seinem Arm ein. Zielstrebig führte Shaitaan Raven durch den Festsaal und steuerte auf einen großen Tisch an. Raven zögerte. Shaitaan bemerkte es, führte sie aber bestimmt darauf zu. Inzwischen hatte es Galric auch geschafft, den Kaiser und dessen Senat loszuwerden und saß lediglich noch mit Athericon zusammen. Beide Elfen sahen auf, als Shaitaan mit seiner Begleitung auftauchte.
„Raven“, sagte dieser. „Das ist“, dabei deutete er auf den Hochelfen. „Athericon Stradth“.
Sie gab ihm die Hand und versuchte ein Lächeln; diese blassgrauen, ja fast silbernen Augen waren ekelhaft, auch wenn Sie nie die Auseinandersetzung zwischen ihren Völkern verstanden hatte. Hinzu sein blondes Haar und dieser helle Teint, wirkte so befremdlich, das Ravens Lächeln versagte. Athericon ignorierte das.
„Und das ist Lord Gortheim“, dabei deutete Shaitaan auf seinen langjährigen Freund.
Raven gab ihm die Hand und schien verwirrt. Ihr Kopf drehte sich dem Inneren des Saales zu. Ihr Körper zuckte, als hätte Sie eine Eingebung, dann sah sie Galric wieder an.
Raven prägte sich jede Einzelheit dieses Mannes ins Gedächtnis ein. Alles an Ihm verriet eine selbstsichere Männlichkeit. Raven war wie benommen.
„Setzt Dich!“, Die Stimme des Mannes, hörte sich streng an, aber es war auch eine sehr tiefe, Vertrauen erweckende Stimme.
Besinn Dich!,

hallten ihre Gedanken. Sie setzte sich.
„Nun“, sagte Athericon. „Ich würde mich freuen wenn wir das Gespräch vertiefen. Vielleicht auf einen Besuch“. Galric lächelte entwaffnend. „Mein Haus steht euch jederzeit offen“ Athericon nickte zufrieden, gab Shaitaan wie Galric die Hand, erhob sich dann und trat ab.
Shaitaan griff nach der Weinflasche und schenkte Raven ein. Sie neigte den Kopf und nippte am Wein. Mit einer festen Bewegung stellte sie das Glas auf das weißseidene Tischtuch zurück. Lautlos nahm Shaitaan neben Ihr Platz. Ihr Blick fuhr hoch.
Schwarze Augen erwarteten ihren Blick. Kalter Stein
„Ich mache Dir einen Vorschlag Raven“, sagte Galric und stellte sein Weinglas ab. Ein seltsamer Ausdruck lag in seinem Blick, während Sie ihr Glas leerte; sie musste ihre Nerven beruhigen.
„Ich hätte große Lust darauf, mit Dir eine Nacht zu verbringen, aber erwarte nicht, das ich dich dafür entlohne“ Ein arrogantes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Ihr wollt eine Nacht mit mir?“, wiederholte Sie leise, schien aber nicht überrascht zu sein.
„Nun, du musst nicht sofort antworten“, sagte er und machte eine leichtfertige Geste.
Sie bezweifelte, das dieser Mann, ein zugegeben, schöner Mann, tatsächlich eine Nacht mit ihr verbringen wollte. Einen kurzen Moment wand sie sich Shaitaan zu, als schien sie unschlüssig. „Ich hatte eigentlich vor, Euch zu bezahlen. Wie viele Nächte wären also nötig, um eure Dienste zu erhalten?“, erwiderte sie schließlich.
Einen kurzen Moment war Galric verblüfft. Shaitaan erging es nicht anders.
„Mich zu bezahlen für was?“, fragte Galric leise.
„Ich kann erst darüber reden, wenn Ihr einwilligt. Ich habe eintausendsiebenhundert Kronen bei mir“
Galric hielt sie für verrückt. Wenn sie glaubte sie könne seine Dienste erkaufen, musste sie verrückt sein. Und wie kam Sie an soviel Gold?
„Weißt du wer ich bin, Raven?“, fragte er scharf.
„Wüsste ich es nicht, wäre ich kaum hier“
„Ich bin nicht käuflich“
Raven straffte sich. „Ich verbringe die Nacht mit euch!“
„Ich habe kein Interesse daran“
„Eben hattet Ihr welches“, erwiderte sie stoisch.
„Und das glaubst du wirklich?“, erwiderte er kühl. Sein Gesicht und seine Augen waren bar jeder Begierde. Sie sackte zusammen. Unter ihren Lidern brannten Tränen. Galric Gortheim hatte ein Nervenbündel aus Ihr gemacht.
„Für was benötigst du Hilfe, Raven?“, meldete sich jetzt Shaitaan.
„Ich“,…Ihre Hand fuhr über die Tischdecke. Sie behandelten Sie, als nähmen Sie sie nicht Ernst. Zugleich wusste Sie, das dieser Mann ihre letzte Sicherheit war. „Ich kann nicht mehr bieten als mein Geld“
„Für was, Raven?“, beharrte Shaitaan. Es klang eher wie ein barscher Befehl.
Sie resignierte und rückte den Stuhl nach hinten. Ein harter Griff um ihren Arm hinderte Sie am aufstehen. Ihr Blick schnellte hoch. Ravens Magen ballte sich wie eine Faust. Sie hatte Angst. Aber Angst konnte Sie sich nicht leisten.
„Nun?“, forderte Shaitaan. Ihre Augen hetzten zu dem anderen Elfen. Sein stechender Blick brannte sich in Ihr fest. „Ich suche,…Will, meinen Bruder befreien“, brachte sie gepresst heraus.
Shaitaan und Galric sahen sich an.
„Und wo ist dein Bruder, Raven?“
„In Gorath“
„Welchen Ort von Gorath?“
„In der Aznarschlucht“
Gefahr lag in der Luft.
„Hast du Angst zu sterben, Raven?“
„Ich bin es Leid, Angst zu haben“ Ja


„Aber du hast Angst?“, bohrte Shaitaan.
„Ich bin verzichtbar“, und streckte ihr Kinn.
Galrics Blick schweifte von Raven zu Shaitaan. Er nickte abermals, ehe er den Stuhl nach hinten rückte und sich erhob. Wortlos ließ dieser Mann Sie mit einem Meuchelmörder alleine. Shaitaan schenkte ihr Wein nach. „Trink“, sagte er und reichte ihr das Kristall.

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Tag der Veröffentlichung: 21.10.2008

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