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Es war Herbst. Die Orange Roten Blätter lagen überall verstreut herum und gaben der Welt etwas Buntes. Ich ging weiter meinen Weg entlang, und stellte den Kragen meines langen, grauen Mantels auf. Der Wind pfiff mir um die Ohren und meine steingrauen Augen suchten die noch verlassene Straße ab. Mein Auftragsgeber wird sich schon zeigen, dachte ich und stellte mich an unseren verabredeten Platz. Hinter einer Hauswand in einer kleinen Gasse. Ich hoffte nur dass er sich beeilen würde, Damit ich hier nicht festfriere.
„Guten Morgen Schatten.“
Ich drehte mich um und wunderte mich kein bisschen, dass war immer so bei ihm.
Er taucht gerne aus dem Nichts auf. Seine Sache. Ich will einfach nur meinen Auftrag.
„Welche arme Sau ist es dieses mal?“, mir war nicht der Sinn danach auch nur ein wenig freundlich zu sein.
Das war in meinem Job auch nicht nötig.
Ich bekam meinen Auftrag, erledigte ihn und bekam einen neuen. Höfflichkeiten oder Förmlichkeiten spielten dort keine Rolle.
„Dieser Auftrag ist anders, Einzigartig Schatten, also mach dir keine Hoffnungen, dass du ihn schnell beenden wirst.“
„Inwiefern anders?“, fragte ich.
„Diesmal wirst du keinen Umbringen, sondern Beschützen.“
Diese Aussage brachte meinen desinteressierten Gesichtsausdruck außer Fassung.
„Ich bin doch kein Babysitter! Wieso sollte ich jemanden beschützen?! Ich bin Killerin!“, antwortete ich aufgebracht.
„Genau deswegen“, sagte er und warf mir eine Mappe zu, die ich reflexartig auffing. Dann war er verschwunden.
Ich glaub es wird Zeit mich vorstellen. Ich heiße Kirottu. Was übersetzt die verdammte heißt. Natürlich haben mich meine Eltern nicht so genannt. Ich war es selber. Meine Identität ist ein Fake, tja das Leben ist hart. Mein Auftragsgeber und alle andren nennen mich immer bei meinem Decknamen: Schatten. Und…ach ja, ich bin eine Killerin.

Ich fluchte auf dem ganzen weg zurück zu meiner Wohnung. „Mieses Schwein, dieses Arsch“, ich beleidigte meinen Auftraggeber auch weiterhin als ich endlich in meiner Wohnung war. Meinen Mantel hing ich an den Haken, meine Schlüssel und die Mappe schmiss ich auf ein Beistelltischchen in meinem Eingangsbereich. Mich selber schmiss ich auf das Sofa im Wohnzimmer. Dort lag ich erstmal ne Weile und starrte die Decke an. Was ich jetzt machen sollte wusste ich selbst nicht, also stand ich wieder auf und ging zu meinem Beistelltischchen. Die Mappe lag dort. Mein nächster Auftrag. Ich ging mit der Mappe in der hand zu meinem Esstisch, setzte mich und öffnete sie.
Auf der ersten Seite stand wie immer, dass was ich zu tun hatte. Doch heute stand dort nicht wie sonst immer: Opfer wird beseitigt,
sondern: Opfer wird mit dem Leben beschützt und nicht aus den Augen gelassen.
Warum sie dann immer noch Opfer heißt war mir nicht ganz klar. Interessierte mich aber auch nicht wirklich.
Ich blätterte zur nächsten Seite. Der Tagesablauf. Mal sehen, dachte ich.
Ich stutzte. Ein begriff stach mir ins Auge. Er lautete: Kindergarten.
Ich versteifte mich. Und blätterte so schnell es ging zur letzten Seite der Mappe. Dort stand immer ein Foto, das alter, der Wohnort, Familienstand, usw.
Ein zahnlückiges, strahlendes Grinsen fiel sofort auf. Das Mädchen hatte Karottenrote Haare, zwei Zöpfe und viele Sommersprossen.
Sie war 5 Jahre alt und hieß Lini.
Und so fing der ganze Scheiß bei mir an.

„Oh mein Gott“, sagte ich erledigt und sackte auf meinen Stuhl zusammen.
Ich konnte mich also um ein 5 Jähriges Mädchen kümmern.
Und das schlimmste: Ich wusste noch nicht mal warum?
Warum sollte ich, eine ausgebildete Killerin, auf ein kleines Mädchen aufpassen?
Wer sollte schon was von ihr wollen?
Ich glaubte eher weniger, dass es hier um Pedophile ging.
Sie war viel zu Jung um in eine größere Sache verstrickt zu sein.
Denn ich konnte ein paar Dinge schon mal streichen.
1. Sie hatte nichts mit Drogen zu tun.
2. Sie hat auch nichts mit illegalen Dingen zu tun.
3. …

Aber noch eine wichtige Frage kam mir in den Sinn.
Warum gerade sie?
Wer war dieses Mädchen das ich auf sie aufpassen sollte?
Was war so besonders an ihr?
Tja das werde ich wohl herausfinden.
Ich holte mein Handy und rief in der Zentrale an.
Ja wir waren eine etwas größere Organisation.
„Dave“, meldete sich auch gleich eine Stimme am anderen Ende.
„Hi hier Schatten“, ich wollte gerade weiter sprechen als ich sofort unterbrochen wurde.
„Schatten?! Das ist das erste Mal das du in der Zentrale anrufst, stimmt was nicht mit den Waffen?“
Dave war der Technikfritze der ganzen Organisation. Er versorgte die Killer mit Ausrüstungen und anderen Schnickschnack.
Ich ging ihm so gut es geht aus dem Weg, denn er war ein arrogantes Arsch.
Er wusste, dass er fast das wichtigste Mitglied in unserem komischen Verein war. Und das zeigte er auch.
Normalerweise rief ich nie in der Zentrale an.
Normalerweise hatte ich ja auch keine Probleme.
Normalerweise musste ich auch auf niemanden aufpassen.
„Mangelnde Informationen“, knurrte ich in den Hörer.
„Mangelnde Informationen?!“, musste dieser Typ den alles wiederholen was ich sagte.
„Ja mangelnde Informationen!“, antwortete ich genervt.
„Du musst doch einfach nur Jemanden abknallen, wozu hast du denn da zu wenige Informationen. Das hat doch bis jetzt auch ganz gut geklappt. Oder wechselt unsere ach so tolle Killerin zu der Sentimentalen Seite. Willst du auch noch den Lebenslauf wissen? Warum du sie abknallen musst?“, höhnte er.
Dave war leider der einzige der mir die Informationen geben kann.
Deswegen verhöhnte er mich auch.
Denn er wusste das.
Die anderen hatten einfach nur Angst vor mir.
„Klappe! Gib mir einfach nur alles was ich brauche!“
Ich hörte ihn ruhig seinen Kaffee schlürfen.
„Warum sollte ich. Du hast alles was du brauchst“, ich konnte sein grinsen förmlich hören.
Doch ich antwortete mit ruhiger Stimme und einem lächeln auf den Lippen: „Weil du deine Wohnung sicherlich noch heil vorfinden willst. Oder deinen Hamster, Lebendig.“
Stille herrschte in der Leitung.
„Du weißt doch gar nicht wo ich wohne! Selbst wenn du es wüsstest, unser Chef wird sicherlich nicht so Begeistert davon sein“, seine Stimme klang ziemlich unsicher.
„Deine Wohnung ist in einem Weißen Haus, mit grüner Tür. Nicht so mein Geschmack. Und was das andere betrifft: Du denkst doch nicht ernsthaft das man mir was nachweisen kann und das es unseren Chef interessiert.“
Mal wieder herrschte völlige Stille am anderen Ende der Leitung.
Ich wusste, dass ich Gewonnen hatte.
„Na gut was willst du wissen?“
„Warum muss ich auf Lini Scott aufpassen?“
Ich hörte wie auf der anderen Seite die Luft scharf eingesogen wurde.
„Sagtest du gerade eben Lini Scott?!“, Daves Stimme klang als ob er gerade einen hysterischen Anfall hatte.
„Ja“, sagte ich vorsichtig.
„Oh mein Gott!“
„Was ist denn?“, Panik beschlich mich.
„Tja Süße, tut mir leid dir das sagen zu müssen aber du musst das Tor zur Unterwelt beschützen.“
Tor zur Unterwelt?...HÄ?!
Ich wusste zwar von der Existenz von Vampiren, Werwölfen, Hexen,…(mit den Werwölfen kam ich ganz gut klar, mit manchen bin ich sogar befreundet. Die Vampire waren mir einfach zu eingebildet und arrogant und die Hexen waren einfach nur gruselig und total durchgeknallt.)
Aber von einem Tor zur Unterwelt hatte ich noch nie gehört.
„Aha. Tor zur Unterwelt“, murmelte ich in den Hörer.
„Du hast keinen Schimmer was das bedeutet, oder?“
Ganz ehrlich?
„Nein“, knurrte ich.
„Das Mädchen wurde als sie drei war entführt. Eine Woche später stand sie vor der Haustür ihrer Eltern und konnte sich an nichts mehr, was mit der Entführung zu tun hat, erinnern.
Unsere Organisation fand heraus, dass das Mädchen seid der Entführung ein Tor zur Unterwelt geworden ist. Das heißt man kann sie benutzen um in die Unterwelt zu kommen.
Du kannst dann einfach mal ein paar hundert oder tausend verstorbene Dämonen oder Menschen zurückholen. Wir wissen nicht wer ihr das angetan hat und wir wissen nicht wie man sie benutzen kann um in die Unterwelt zu kommen, aber wir wissen das jemand hinter dem Mädchen her ist.“
Das klang schrecklich. Ich stellte mir vor wie jemand in die Unterwelt eindrang und ein paar tausend verstorbene Zombies an die Oberfläche holt. Krieg, Verwüstung, Schmerz.
Scheiß Kopfkino!
Jetzt wusste ich auch warum das Mädchen in meiner Mappe noch Opfer heißt.
Weil sie eins ist.
„Und ich soll sie vor dem Wahnsinnigen beschützen, damit er nicht die Welt zerstört“, schlussfolgerte ich.
„Ja“, kam es leise wieder.
Scheiße! Ich kam mir vor wie in einem Zukunftsfilm vor in der die Superheldin unter mysteriösen Umständen die Welt retten soll.
Ich war keine Superheldin.
„Alles Okay, Kirottu?“, er machte sich wirklich Sorgen.
Nein, antwortete ich in Gedanken.
„Ja“, antwortete ich aber mechanisch.
„Danke“, und mit diesen Worten legte ich auf.

Ungeduldig wippte ich auf einem Fuß.
Ich stand vor der Haustür der Scotts und wartete darauf, dass jemand aufmachte.
Nach fünf Minuten machte aber immer noch niemand auf und das beunruhigte mich.
Ich ging zum Fenster und spähte hinein.
„Scheiße“, stieß ich hervor.
Das ganze Haus war verwüstet und kaputt. Möbel waren umgeworfen, Bücher lagen zerfetzt auf dem Boden.
Es sah aus wie nach einem Kampf. Das konnte nichts gutes heißen.
Hastig kramte ich meine Mappe hervor und schaute auf die Adresse des Kindergartens.
Es lag, wenn ich mit meinem Motorrad Gas gab, zehn Minuten entfernt.
Ich spurtete zu meinem Motorrad und raste los.
Da ich in aller Eile meinen Helm nicht aufgesessen hatte, tränten meine Augen von dem Fahrtwind. Mit quietschenden Reifen hielt ich vor dem Kindergarten.
Ich kam genau Richtig zum Kindergartenschluss.
Ein paar überpünktliche Mütter traten schon mit ihren Kindern an der Hand aus dem Eingang.
Ich musste grinsen. Ich war früher immer eines der letzten Kinder gewesen das abgeholt wurde.
Ich näherte mich dem Gebäude und ging durch den Eingang.
Ich hörte Kindergekreische und Lachen. An den Wänden hingen viele, von den Kindern Selbstgemalte, Bilder.
Um die Ecke trat gerade eine Betreuerin.
„Ähm Entschuldigung“, sprach ich sie an.
Lächelnd drehte sie sich zu mir um.
Für eine Kindergärtnerin fand ich, dass sie etwas zu stark geschminkt war und sie erfüllte alle Klischees einer Blondine.
„Ja“, sagte sie und blickte mich dabei aus ihren Rehaugen an.
„Ich suche Lini Scott. Ihre Eltern baten mich sie abzuholen, da sie ein wichtiger Termin dazwischen kam.“
„Ja okay, ich hole sie eben“, sagte sie mit ihrem hohen Stimmchen.
Wie dumm kann man eigentlich sein, dachte ich.
Okay, es machte mir die Sache deutlich leichter wenn sie mir glaubte, aber hier konnte man ja einfach reingehen und Kinder mitnehmen.
Als sie sich umdrehte und ging erwischte ich einen Blick auf ihr Arschgeweih.
Die Hose saß so tief das man den pinken Slip und das Arschgeweih sehen konnte.
Ich verzog das Gesicht. Ich war kurz davor ihr hinterher zu schreien, dass das hier ein Kindergarte und kein Bordell war.
Wenige Minuten kam Blondchen zurück. Neben ihr ging Lini.
Sie guckte mich interessiert an.
„So, bitte schön“, sagte Blondchen, als ob sie mir ein bestelltes Gericht servieren würde.
„Danke“ sagte ich knapp und Blondchen zog von dannen.
Ich kniete mich hin, damit ich auf einer Augenhöhe mit Lini war.
„Hallo Lini, ich bin Kirottu.“
Sie sah mich verständnislos an.
„Du hast aber einen merkwürdigen Namen. Den kann ich mir gar nicht merken.“
„Du kannst dir ja einen Spitznamen für mich aussuchen“, schlug ich vor.
Sie nickte und strahlte mich an.
Ich nahm ihre Hand und wir gingen gemeinsam raus.
„Wo sind Mama und Papa“, fragte sie.
Ich zuckte zusammen.
„Die sind im Moment nicht da. Deshalb hole ich dich ab. Du bleibst erstmal bei mir.“
„Ohne Sachen“, fragte sie.
Oh nein, sie war schlau.
„Ja. Die hole ich später ab.“
Sie nickte und wir gingen weiter.
„Und wo ist dein Auto“, fragte sie.
Verdammt! Ich hatte nur ein Motorrad und ich denke nicht, dass das Kindergerecht war.
„Ähm…ich hab ein Motorrad.“
Sie schaute mich aus großen Augen an.
„Ich wollte schon immer mal mit einem Motorrad fahren“, rief sie fröhlich und hüpfte zu meinem Motorrad.
Sie saß schon begeistert drauf als ich zu meinem Motorrad trat.
„Aber bevor wir fahren setzt du dir diesen Helm auf“, sagte ich und hielt ihr den Helm hin.
Gehorsam setzte sie sich den viel zu großen Helm auf.
Ich setzte mich hinter ihr aufs Motorrad und fuhr los.
Sie schrie die ganze Fahrt lang begeistert.

Als wir in meine Wohnung traten, huschte sie an mir vorbei und erkundete alles.
Ich setzte mich aufs Sofa und wartete bis sie wieder kam.
„Was gibt’s zu essen“, fragte sie dann auch prompt, als sie wieder kam.
Ich war eine miserable Köchin und war nicht auf diese Frage vorbereitet.
„Ähm, keine Ahnung, was hättest du denn gerne?“
„Pizza!“
„Okay, dann bestell ich eine Pizza.“
„Nein, nein, nein. Wir müssen die Pizza selber machen“, sagte sie und schleifte mich in meine Küche. Aha, sie wusste also schon wo meine Küche war.

Habt ihr schon mal eine Pizza mit: Thunfisch, Tomaten, Pilzen, Schokoladensauce, Nudeln, Gurken, Yoghurt, Marmelade und Hühnchenresten gegessen?
Nein? Also ich auch nicht, aber es war verdammt lecker wenn man die Seite mit der meisten Schokolade bekommt. Alles andere darauf hab ich auch nicht gegessen.
Erschöpft lehnte ich mich auf das Sofa zurück, während Lini noch weiter Pizza mampfte (falls man es Pizza nennen konnte).
Wir haben vor dem Fernseher gegessen und es lief gerade eine Doku über Tiere, die Lini gebannt verfolgte.
Ich musste ihr Sachen holen, das war klar.
Natürlich ich könnte ihr einfach neue kaufen, aber ich denke es war nur eine Frage der Zeit bis sie Heimweh bekommt und so könnte ich ihr wenigstens ein Kuscheltier von Zuhause mitbringen.
Doch was soll sie solange machen?
Ich konnte sie nicht alleine lassen.
Und ich kannte auch niemanden der in der nähe wohnte.
Was soll ich denn jetzt machen.
Stopp! Ich kannte doch einen.
Seufzend machte ich mich in Bewegung um mein Handy zu holen.
„Hallo?“, meldete sich eine Stimme am anderen Ende.
Ich musste tief einatmen.
„Ich brauche deine Hilfe, Dave“, sagte ich schnell.
Stille.
„Hallo?“, fragte ich verunsichert. War er noch dran?
„Jaja, ich bin noch dran. Was soll ich tun?“
„Könntest du herkommen und auf Lini aufpassen, ich muss ein paar Sachen für sie holen.“
„Okay, ich bin in fünf Minuten da“, sagte er und legte auf.
Momentmal, woher wusste der den wo ich wohne.
Ich drehte mich um und machte einen Satz nach hinten als Lini vor mir stand.
„Wer kommt denn?“
„Dave ein…ein Bekannter“.
„Und wie sieht der aus?“
Nun um ehrlich zu sein, ich hatte Dave noch nie gesehen.
Dar erste Telefonat, wegen den mangelnden Informationen, war die erste Kontaktaufnahme.
Ich hatte mir meine Meinung über ihn, aus dem Gerede der anderen Leute, gebildet.
Man, war das arm.
„Das wirst du schon sehen“, sagte ich und kitzelte sie.
Sie fing an zu Lachen und kugelte auf dem Boden.
Dafür dass wir uns überhaupt nicht kennen verhalten wir uns wie Schwestern oder wie Mutter und Kind.
Es war merkwürdig.
Ich kannte Lini nur wenige Stunden, verhalte mich aber so als würde ich schon Jahre kennen.
Jetzt kugelten wir zusammen auf den Boden und lachten.
Sie schaffte es sich ein Kissen zu schnappen und es nach mir zur werfen.
Ich mochte die Kissen nicht sonderlich, sie waren ziemlich hässlich, also schnappte ich mir eine Schere vom Wohnzimmertisch und schnitt bei jedem Kissen auf einer Seite die naht durch.
Dann schlug ich es Lini gegen den Kopf.
Sie lachte noch lauter als die ganzen Federn aus dem Kissen fielen.
Unsere Kissenschlacht war die witzigste, die ich je im Leben gemacht hatte.
Es klingelte und wir schreckten beide hoch.
Wir rannten zur Haustür, aber ich schaffte es nicht ganz bis zur Tür, da ich ausrutschte und hinfiel. Währenddessen hatte Lini die Tür aufgemacht.
„Hallo ich bin Dave. Ist Kirottu da“, fragte Dave an der Tür.
Ich stand auf und ging zur Tür.
„Ich finde diesen Namen merkwürdig deswegen musst du sie jetzt auch Rose nennen.“
Hä?
„Wieso denn Rose“, fragte ich als ich es endlich bis zur Tür schaffte.
Lini drehte sich zu mir um, dabei fielen ein paar federn aus ihren Haaren.
„Im Kindergarten hatten wir ein wenig Englisch und ich finde der Name Rose passt zu dir, da du wieder die Rose bist. Wunderschön aber doch gefährlich.“
Ich lächelte Lini an.
„Wie kommst du darauf, dass die Rose gefährlich ist?“
„Sie hat ziemlich spitze Dornen. Und die tun ziemlich weh.“
Anscheinend sprach sie aus Erfahrung.
Ich drehte mich langsam zu Dave um.
Er war ziemlich groß. Hatte braunes Wuschel haar und die tollsten Augen die ich je gesehen hatte.
Sie waren von einem strahlendem blau. Als ob man an einem Sommertag aufs glitzernde Meer schaut. Er war durchtrainiert und Sehnig und ich starrte ihn an.
Er bemerkte es und grinste.
Ich machte verwirrt einen Schritt zur Seite, damit er rein konnte.
Lini war schon wieder zum Fernseher gerannt.
„Was ist denn?“, fragte er mich.
„Nun ja. Ich bin verwirrt.“
Er hob eine Augenbraue.
„Warum denn?“
„Ach ich weiß auch nicht. Ich hatte mich dich etwas anders vorgestellt. Alt, Bierbauch, Schleimig, so halt.“
„Ah ja. Ich hab mir dich auch anders vorgestellt.“
Er grinste.
„Wie denn“, fragte ich neugierig.
„Nicht so zersaust und voller Federn.“
Er lachte und ich konnte nicht umhin als mit zulachen.
Ich führte ihn ins Wohnzimmer wo Lini gebannt Fernsehen guckte.
Ich schaute auf die Uhr und erschrak.
Es war schon 23 Uhr.
„Lini findest du nicht auch das du so langsam ins Bett musst.“
Sie blickte mich mit einem Hundeblick an.
„Aber warum denn? Ich bin noch nicht müde!“
Damit hatte ich gerechnet. Kindertheater.
„Ich gehe jetzt kurz weg um deine Sachen zu holen. Solange bleibt Dave bei dir.“
Sie schaute mich an.
„Du wirst aber wieder kommen oder?“
„Ja klar, ich muss ja auch noch dieses Chaos beseitigen“, sagte ich und zeigte auf das Meer von Federn.
Sie lachte.
„Aber ich mag sie.“
Ich wandte mich um und wollte gerade gehen, als mir noch was einfiel.
„Dave, kommst du mal kurz, ich muss dich sprechen.“
Ich hörte schritte und dann stand Dave auch schon vor mir.
Ich winkte ihn zur mir Runter.
Er beugte sich etwas vor damit ich ihm ins Ohr sprechen konnte.
Ich wollte nicht das Lini es hörte.
„Das Haus von Linis Eltern ist total verwüstet, ich befürchte das schlimmste.“
Er sah mich an.
„Pass auf dich auf“, sagte er und dann ging ich.

Es war Arschkalt als ich mit meinem Motorrad zu dem Haus der Scotts fuhr.
Ich parkte etwas weiter entfernt und stieg ab.
Mein Atem blies kleine Rauchwolken in den Himmel als ich zu der Eingangstür lief.
Aus meiner Tasche holte ich eine kleine Haarnadel.
Ich wollte gerade das Schloss knacken, als mir auffiel das die Tür nur angelehnt war.
Kleine Schauer liefen über meinen Rücken.
Es war dunkel, es ist keine Menschenseele unterwegs und ich muss jetzt ein verlassenes Haus erkunden.
Die Tür knarrte leise als ich sie öffnete.
Ich trat ein und suchte in dem dunklen Haus an der Wand nach einem Lichtschalter.
Als ich ihn fand und drückte, passierte nichts. Das heißt dann wohl kein Strom. Mist!
Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich erstmals das ganze Ausmaß der Verwüstung betrachten. Es gab keine Heilen Gegenstände mehr.
Ich ging weiter.
Ich konnte mir denken, dass das Schlafzimmer von Lini oben war.
Ich durchquerte hastig die vielen leeren und zerstörten Zimmer.
Ich wollte so schnell wie möglich weg hier.
Als ich die Treppe fand, atmete ich erleichtert aus.
Ich wollte gerade die Treppe hoch gehen, als ich etwas bemerkte.
Einen Metallischen Geruch. Der Geruch nach Blut. Nach viel Blut.
Langsam drehte ich mich um und blickte in ein paar tote Augen.
Ich unterdrückte einen Schrei und den Impuls schreiend nach draußen zu rennen.
Ein Mann, wahrscheinlich Herr Scott lehnte sitzend an der Wand und blickte in Richtung Treppe.
Er war tot keine Frage.
Sei Hemd war zerfetzt und Blut durchtränkt.
Sein Blick angsterfüllt und traurig.
Ich wollte mich gerade wieder abwenden, als mir etwas auffiel. Er umklammerte etwas mit aller Macht.
Langsam ging ich zu der Leiche und bückte mich.
Er umklammerte ein Amulett.
Suchend sah ich mich im Zimmer um. In der Nähe lag ein Tischbein.
Ich schnappte es mir und ging zur Leiche zurück.
Ich versuchte mit aller Macht ihm die Kalten, toten Hände zu öffnen, doch es ging nicht.
Ich nahm das Tischbein in die Hand.
Ich dachte an Lini.
Was für ein Monster war hier gewesen?
Was für eine Situation brachte mich jetzt dazu das zu tun, was ich tun muss?
Ich holte aus und schlug mit aller Kraft gegen seine Hände.
Ich hörte das knacken von Knochen.
Es Tut mir Leid, Lini, dachte ich während ich ein zweites mal aus holte und zuschlug.
Das hier hatte kein Toter verdient, aber es musste sein.
Anscheinend war das Amulett sehr wichtig.
Dann wäre es auch für Lini wichtig.
Zitternd bückte ich mich und schob die nun zertrümmerten Hände auseinander.
Jemanden die Hände zu zerstören, gehörte zu einen der schlimmsten Dinge, die man jemanden antun kann.
Ob tot oder lebendig spielte dabei keine große Rolle.
Ich gehörte zu den Menschen, die tote respektvoll behandeln (was wohl meistens daran liegt das ich der Grund für ihren Tod bin).
Ich zog das Amulett aus der Umklammerung und steckte es ein.
Dann ging ich die Treppe hoch.
Oben waren Drei weitere Zimmer und ich entschied mich für das Zimmer auf dessen Tür ein buntes Kinderbild war mit dem Wort: Lini.
Langsam öffnete ich die Tür.
Wo auch schon die nächste Überraschung auf mich wartete.
Frau Scott. Tot.
Wie grausam konnte die Welt eigentlich sein.
Sie lag auf dem Bauch. Alle viere von sich gestreckt.
Lini war ein Waise.
Meine Augen brannten und ich durchsuchte das zerstörte Zimmer nach etwas brauchbarem.
Unter dem zerbrochenem Schreibtisch fand ich einen bunten Rucksack.
Dann sammelte ich alle heilen Kleidungstücke auf und stopfte sie in den Rucksack.
Das Zimmer mag früher hübsch und bunt gewesen sein, doch jetzt ähnelte es eher einem Friedhof.
Ich ging zu dem Trümmerhaufen, was vermutlich mal ein Bett gewesen ist, und durchsuchte es.
Ich fand viel Zerfetzte Kuscheltiere und erst nach langem Suchen fand ich einen Teddybären.
Er war rot und ziemlich rund. Kleine stummel Beinchen und Ärmchen verliehen ihm ein knuddeliges Aussehen. Seine großen schwarzen Augen hatten aufgemalte Wimpern.
Er passte zu Lini. Ich hob ihn auf und klopfte den Dreck ab. Dann stopfte ich ihn auch in den Rucksack. Mehr Brauchbares gab es hier nicht.
Ich ging hinaus und schloss die Tür hinter mir. Ich wollte schon gehen, als mir etwas einfiel. Zielstrebig ging ich auf ein anderes Zimmer zu.
Es war das Zimmer der Eltern.
Ich suchte das Zimmer nach einem Foto ab. Ich fand es schließlich unter der noch halbwegs vorhandenen Matratze. Es war das Hochzeitsfoto von den Scotts und es steckte in einem Tagebuch. Ich blickte das Tagebuch unentschlossen an, dann steckte ich es auch ein und schnallte mir den Rucksack um.
Ich wollte gerade die Treppe hinunter gehen, als ich Stimmen hörte.
„Wo issst dasss Mädchen“, schrie eine barsche Stimme.
Ich hörte ein wimmern.
„Sie war nicht da, Herr“, die Stimme zitterte.
„Wie meinssst du dasss“, zischte die Stimme weiter.
„Drake und ich, haben heute Nachmittag die Eltern gefoltert und getötet. Das Mädchen war nicht da.“
„Dasss sssind ssschlechte Neuigkeiten. Ich bin enttäussscht von dir.“
„Es Tut mir leid, Herr“, stammelte die Stimme.
„Mir auch Roberto, mir auch.“
Und dann vernahm ich nur noch ein spitzer und schnell ersterbender Schrei.
Dann kehrte wieder Stille ein.
Ich blieb eine geschlagene halbe Stunde hier stehen und wartete.
Dann traute ich mich irgendwann runter.
Im Eingangsbereich lag eine weitere Leiche.
Es war ein Vampir.
Ich schlich langsam an ihm vorbei und trat in die Freiheit.
Eine Weile blieb ich einfach nur hier stehen und starrte in den Sternenbedeckten Himmel.
Dann rannte ich los, stieg auf mein Motorrad und raste nach Hause.
Die Polizei wird viel zu erledigen haben.

Ich schloss meine Haustür auf.
Müsste man Normalerweise geschockt sein?
Oder Angsterfüllt?
Das einzige was ich verspürte war einfach nur eine drückende Leere und eine unbändige Wut auf denjenigen der das Lini antun konnte.
Wie soll ich ihr das denn sagen?
Ich hängte meinen Mantel an den Haken und schmiss meine Stiefel in die Ecke.
Im Wohnzimmer fand ich zwei schlafende Personen vor.
Ich lächelte.
Lini, Daum nuckelnd schlief Seelenruhig in den Armen von Dave.
Dave der sehr unbequem liegen musste schnarchte.
Beide waren mit einer Decke aus Federn zugedeckt.
Ich schaute auf die Uhr. Es war 4:16 Uhr.
Ich stellte den Rucksack in die Ecke und ging zum Sofa.
Vorsichtig beugte ich mich über Dave, damit ich an Lini kam.
Es war ziemlich schwer, da ich versuchte Dave nicht aufzuwecken.
Doch nach ein paar anstrengenden Minuten lag sie endlich in meinen Armen.
Vorsichtig trug ich sie in mein Bett. Ich holte den Teddybären aus dem Rucksack und legte ihn zu ihr, dann deckte ich sie zu.
Langsam ging ich ins Wohnzimmer zurück.
„Was ist passiert?“
Erschrocken blickte ich hoch, direkt in Daves müden Augen.
Ich weiß nicht warum, aber in diesem Augenblick liefen mir Tränen über die Wangen.
Und prompt fand ich mich in Daves Umarmung wieder.
Ich heulte ihm das ganze Shirt voll.
Ich habe seid meinem Elftem Lebensjahr nicht mehr geweint.
Man könnte sogar meinen das hier war eine primäre.
Langsam ließ ich ihn los und blickte zu ihm hoch.
„L-lini h-hat k-k-keine Eltern m-m-mehr“, brach ich schließlich hervor.
Was war nur aus der eiskalten Killerin geworden?
Diese Erkenntnis traf mich tiefer als sie sollte.
Ich stockte.
Mein Leben war…vorbei.
Es existiert nicht mehr.
Ich lag vor kurzen noch weinend in den Armen eines Mannes, von dem ich noch dachte, ich konnte ihn nicht leiden.
Weinend!!!!!!!
Man, wie tief kann man eigentlich noch sinken?!
Ich hielt es hier einfach nicht mehr aus!
Was war nur aus mir geworden! Ich hasste es, wenn etwas über meinen Kopf entschieden wurde. Scheiß Auftrag!
Grob stieß ich Dave von mir weg, der mich darauf hin verletzt ansah.
Ich schnappte mir meine Sachen und knallte die Wohnungstür hinter mir zu.
Ich brauchte abstand! Und zwar schnell!
Ich war nie der Typ gewesen, der sich einfach so in die Arme eines gut Aussehendes Mannes warf, bis jetzt. Das war so demütigend.
Wo war nur mein Stolz geblieben? Meine Selbstständigkeit? Mein Leben?
Ich rannte durch die Straßen, bis ich einfach nicht mehr konnte.
Erschöpft und verschwitzt lehnte ich mich gegen eine Hauswand. Meine Lunge brannte und mein Atem blies kleine Rauchwölkchen in den Himmel.
Ich blickte mich um. Na Toll, ich war natürlich im miesesten Viertel der Stadt gelandet.
Dieses Viertel war bekannt für ihre hohe Verbrecherquote. Hier gehörte das Umbringen von Personen zur Tagesordnung, genauso wie Drogen, oder Vergewaltigungen.
War ja klar, dass ich hier landete.
Es behagte mir nicht hier zu sein.
Plötzlich vernahm ich Stimmen. Betrunkene die rum grölten und sich für die größten hielten.
Seufzend richtete ich mich auf und ließ meinen Blick schweifen. Ich war in einer Sackgasse.
Ganz im Ernst…das war irgendwie klar.
Und wie nicht anders zu erwarten, bogen diese Besoffenen genau hier rein.
War ja klar! Danke Schicksal, ich dich auch!
Ich presste mich zu gut es geht in den Schatten einer Hauswand.
„Ey, Dirk! Wird Zeit, dass wir mal wieder ein paar Weiber aufreißen, oder?“, grölte einer von denen. Sie kamen weiter angetorkelt. Es waren sechs.
„Hast völlig Recht, John! Immer diese Nutten, dass wird auf Dauer Langweilig.“
Sie lachten und kamen weiter. Zu schnell. Nicht mehr weit und sie würden mich entdecken.
Wo wollen die überhaupt hin?
Ich blickte angestrengt in die Sackkasse, konnte außer tiefe Dunkelheit, aber nichts erkennen.
Doch plötzlich ging am Ende der Sackkasse eine Tür auf. Betrunkene kamen heraus.
Es war eine Bar! Das ich das nicht vorher bemerkt habe!
Zu spät! Betrunkene von recht und von links. Das sieht nicht gut aus.
„Ey sieht mal wer da kommt“, hörte ich einen aus der John-Dirk-Gang rufen.
„Wenn das nicht mal unsere Erzrivalen sind.“
Erzrivalen? Die wollen mich doch wohl verarschen. Wer hatte den heute noch einen Erzrivalen, geschweige denn nannte diesen so.
„Wenn das nicht mal unsere Schlappschwänze sind, lang nicht mehr gesehen“, begrüßte einer aus der anderen Gruppe die John-Dirk-Gang.
Ich hatte das ungute Gefühl, dass das hier auf eine Prügelei hinauslief. Und ich steckte mitten drin.
Ich hörte Jemanden kichern und plötzlich wurden Streichhölzer zu der John-Dirk-Gang geworfen.
Nicht das ich etwas gegen Streichhölzer hätte, aber dieses nette Exemplar kam beim werfen leider nicht weit, landete vor meinen Versteck und war zu allem Überfluss auch noch angezündet.
Meine Deckung flog so mit auf und beide Gruppen starrten mich entgeistert an.
Wie ich diesen Tag doch Hasste. Scheiß Tag!

Sie gafften mich immer noch an. Ich schaute an mir runter. Schwarze Lederhose, High-heels, ACDC T-Shirt und meine Lederjacke.
OK…ich glaub ich hatte ein Problem.
„Hey Süße, willst du da nicht rauskommen.“
Nein, dass wollte ich ganz und gar nicht, aber ich war nicht der Typ der sich in irgendeiner Ecke verkroch. Selbstbewusst trat ich aus dem Schatten. Ich hörte wie von ein paar die Luft scharf eingezogen wurde.
Ich konnte ihre perversen Gedanken förmlich sehen.
„Ich weiß zwar echt nicht was ihr von mir wollt, aber ich werde jetzt gehen.“
Man, dieser Spruch gehört echt zu den lahmsten Sprüchen die ich je gebracht habe.
„Nichts wirst du tun, Süße.“
„Aha. Sondern?“, fragte ich ganz kühl. Die Killerin ging mit mir durch. Gut.
Dirk trat zu mir heran. Er stand so dicht vor mir, dass ich seinen nach Alkohol stinkenden Atem riechen konnte. Doch ich blieb stehen. Dieser Typ konnte mich nicht einschüchtern. Niemand konnte das. Plötzlich spürte ich eine Hand. Und zwar auf meinen Hintern. Ich funkelte ihn an, holte aus…und brach ihm, mit einem Ohrenbetäubenden Krachen die Nase. HAHA!
Man legt sich halt nicht mit mir an.
Dirk jaulte vor Schmerz auf. Mit seinem Blutverschmierten Gesicht wandte er sich mir zu.
„Du Schlampe, dass wirst du bereuen!“
Ich hob nur eine Augenbraue.
Plötzlich standen seine Kumpels um mich rum.
Der Eine schleuderte mich gegen eine Wand. Meine sicht verschwamm. Ich spürte wie die Typen an mir rum zogen. Nun ja…sie versuchten mich auszuziehen. Ich sammelte mich und versuchte mich genauer um zusehen. Einer von diesen Wichsern versuchte gerade meine Hose aufzumachen. Sein Nachteil: Er stand breitbeinig über mir und beugte sich über mich. Dachte wahrscheinlich ich sei ohnmächtig. So leicht wird man mich aber nicht Los.
„Nur mal so damit du es weißt“, sagte ich.
Ruckartig hob er seinen Kopf und blickte mich erstaunt an.
„Ich bin Killerin“, und mit diesen Worten trat ich meinen abgelenkten Angreifer direkt zwischen die Beine. Mit meinen High-heels wohl bemerkt. Ich hörte sein quieken, als er umkippte und zusammen gekauert auf dem Boden lag. Doch dann wunderte ich mich. Wo waren denn die anderen? Ich stand auf und blickte mich um. Einer stand mit dem Rücken zu mir und beobachtet etwas. Ich stand auf. Direkt hinter ihm standen sich beide Gruppen gegenüber.
„Ihr habt keine Ahnung wen ihr da grad in die Ecke gezerrt habt, oder“, fragte einer der so genannten Erzfeinde.
„Was geht euch das denn schon an! Sie gehört uns! Sucht euch ne Andere! Verpiss dich Jaden“, sagte John.
Jaden lachte rau. Ich wusste nicht wie ich vorher auf den Gedanken kam, dass die hier alle Betrunken waren. Sie waren alle vollkommen bei sich.
„Ich glaub zum Vergewaltigen kommt ihr bei ihr nicht“, bemerkte Jaden. Schlauer Junge.
„Hä? Und wieso nicht, Alter! Außerdem würd ich es nicht Vergewaltigen nennen. Wir wollen doch nur ein bisschen Spaß!“
Soso, ein bisschen Spaß.
Ich zückte meinen Dolch, den ich immer in meiner Lederjacke trug und stieß diesen in den Rücken des Mannes, der mit dem Rücken zu mir gestanden hat.
Lautlos sackte er zur Seite und mit ihm auch meine Deckung. Wie geplant. Meine Mordlust war geweckt.
Die restliche John-Dave-Gang starrte mich verwirrt an, während die Jaden-Gang nur zufrieden zuschaute.
Die John-Dave-Gang bestand jetzt nur noch aus vier Kampffähigen Männern.
Ich hielt das Messer in der Hand, mit dem ich gerade noch den anderen umgebracht hatte.
Lässig lehnte ich mich gegen die Wand und spielte gelangweilt mit dem Messer.
„Falls ihr die anderen beiden sucht. Der eine hat wahrscheinlich seine Männlichkeit verloren und der andere ist Tod. Ich kann es gar nicht haben, wenn man versucht mich zu Vergewaltigen“.
Ich ließ die Worte eine Weile ruhen.
„Tod?! DU HAST IHN UMGEBRACHT!!!!“, schrie mir Dave entgegen. Ach der ist auch wieder da.
„Sieht wohl so aus“, gab ich gelangweilt zurück.
Seine Gang starrte mich. Dann schoss Dave mit geballten Fäusten auf mich zu.
Ich bückte mich rechtzeitig und seine Fäuste verfehlte sein Ziel. Gekonnt tauchte ich unter seinen Armen durch, drehte mich um und rammte auch ihm das Messer in den Rücken. Er kippte Tod gegen die Wand, rutschte runter und hinterließ eine Blutspur.
Ruhig drehte ich mich um und starrte in Angsterfüllte Gesichter.
„Jungs, ihr solltet mir besser nicht noch mal über den Weg laufen.“
Sie starrten mich noch eine Weile an, bevor die verblieben drei davon liefen, als sei der Teufel hinter ihnen her.
Eine Weile blieb es alles ruhig, bis sich eine Stimme zu Wort meldete.
„Sehr sauber hast du das ja nicht gemacht“.
Ich blickte zur Seite und sah Jadens Gang.
Jetzt fiel mir was auf.
„Ich wüsste nicht was das Vampiren zu interessieren hat“, erwiderte ich kühl.
Jaden hob eine Augenbraue und seine Freunde bekamen einen überraschten Gesichtsausdruck.
„Du weißt also was wir sind. Das…ist sehr verwunderlich. Darf man wissen mit wem man es zu tun hat.“
„Kirottu. Auftragskillerin der Devils“, Devils, so hieß unsere Organisation.
Jetzt sah er noch überraschter aus.
„Ich hab schon viel von dir gehört. Du führst einen ziemlich weit verbreiteten Ruf. Bei uns heißt du nur Diabolus Angel. Der Teufelsengel. Es gibt sogar schon wilde Gerüchte um dich. Du kommst aus der Hölle persönlich und bist vom Teufel ausgebildet. Außerdem seist du sein schwarzer Engel gewesen. Doch er schickte dich zu uns um Verwüstung und Chaos anzurichten. Um die zu Töten, für die die Uhr des Lebens schon zu Ende getickt hätte.“
Ich weiß nicht warum, aber diese Geschichte schmeichelte mir…Lag wohl daran, dass sie etwas zustimmte.
Ich lächelte, dann sprang in die Luft und landete mit Leichtigkeit auf dem Häuserdach. In der Gasse unter mir sah ich noch das blitzen in den Augen der Vampire, bevor ich mit den Worten: „War nett euch kennen gelernt zu haben“, losrannte.

Es war dunkel und ich hatte Angst. Mein 5-Jähriges Ich klammerte sich mit aller Macht an die Bettdecke. Ich hörte Schreie, Gebrüll und splitterndes Glass. Ich versuchte mit aller Macht diese Geräusche zu verdrängen, doch es klappte nicht. Die Angst überwältigte mich schließ und ich verließ zitternd mein Bett.
Mama und Papa waren im Wohnzimmer und lauschten. Papa hatten einen Hammer in der Hand und Mama eine Axt. Sie waren bereit für alles was kommen würde.
Plötzlich bemerkten sie meine sich nähernden Schritte und drehten sich ruckartig um.
Ihre müden, ausgemergelten Gesichter wurden weicher als sie mich erkannten.
Es war dunkel im Wohnzimmer. Wie hatten Stromausfall, doch wir hätten das Licht so wieso nicht angemacht.
„Ich kann nicht schlafen“, sagte ich.
Mama klopfte auf den Platz neben sich.
„Soll ich dir noch mal deine Gutenachtgeschichte erzählen.“
Ich nickte und ging zu Mama.
Meine Gutenachtgeschichte gab es noch nicht so lange. Sie gab es erst seid die Schreie jeden Abend von draußen kommen, seid Mama und Papa jeden Abend bewaffnet im Wohnzimmer verbringen.
Ich wusste nicht was passierte, und Mama und Papa wollten es mir auch nichts sagen.
Sie sagten nur: „Früher oder später wirst du es verstehen.“
Meine Mutter blickte mir in die Augen.
„Es war einmal ein Mädchen. Sie und ihre Eltern lebten glücklich, bis das Böse kam. Die Eltern versuchten das Mädchen zu beschützen, doch sie schafften sich selbst nicht zu retten, als das Böse ins Haus trat. Das Mädchen schaffte es aber sich zu Retten. Sie rannte nach oben und holte einen Rucksack, der unter dem Bett der Eltern lag. In den Rucksack war alles was sie brauchte. Dann flüchtete sie vor dem Bösen. Sie rettete ihr Leben in dem sie ganz weit weg ging. Sie war lange unterwegs, doch irgendwann kam sie an. In einem Land, von dem dachte sie könnte dort sicher sein. Sie baute sich dort ihr Leben auf und lebte für den Rest ihres Leben sicher und geborgen.“
Damals war es noch leicht für Eltern ihre Kinder die Welt in Gut und Böse zu erklären.
Doch die Welt existiert nicht nur in schwarz und weiß.
Was ich damals noch nicht wusste war, dass diese Geschichte mein Leben retten sollte.
Und das Tat sie auch und zwar ein paar Tage später.
Ich hockte auf der Treppe und beobachtete meine Eltern. Sie saßen wie immer auf dem Sofa mit ihren Waffen. Das Sofa hatten sie so hingestellt, dass sie direkt gegenüber der Tür saßen. Mit dem Rücken zu mir.
Heute waren die Schreie von draußen besonders schlimm.
Ich versuchte sie so gut es ging auszublenden, doch sie nagten an meiner Seele.
Um mich zu beruhigen erzählte ich mir selber meine Gutenachtgeschichte. Ich konnte sie auswendig. Ich war gerade bei dem, und dann kam das Böse ins Haus- teil, als es draußen plötzlich vollkommen ruhig war. Zu ruhig. Die Zeit schien stehen zu bleiben und dann passierte alles auf einmal. Unsere Tür wurde weg gesprengt und Staub und Splitter flogen durch die Gegend. Meine Eltern sprangen Kampf bereit auf und ich blickte automatisch zur Tür.
Mein Herz zog sich zu einem klumpen zusammen als ich die Gestalten sah, die herein kamen.
In Lumpen gehüllte Gestalten, die sich nur schwer erkennen lassen. Für mich sahen sie aus wie ein Haufen Erde. Und so rochen sie auch. Modriger Gestank machte sich im Wohnzimmer breit und plötzlich schaltete meine Gehirn von ganz alleine. Die Angst um meine Eltern wurde in den Hintergrund gedrückt. Ich erinnerte mich automatisch an die Geschichte. Tränen verschleierten meine Sicht, als ich mich abwandte und hoch rannte. Ich wusste nicht wie viel Zeit mir blieb. Von unter hörte ich schon Kampfgeschrei. Ich raste in das Elternzimmer und warf mich auf den Boden. Ich erblickte einen großen Rucksack, den ich mir aufschnallte. Ein gellender Schrei zerriss die Nacht. Ich hatte meine Mutter noch nie so schreien gehört. Schluchzend öffnete ich ein Fenster. Kühle Nachtluft umhüllte mich. Ich stieg auf die Fensterbank und kletterte mit mühe aufs Dach. Das hatte ich auch immer gemacht, als die Welt noch in Ordnung war. Früher hatte ich von meinen Eltern immer Ärger bekommen, wenn sie es herausfanden, doch jetzt waren sie wahrscheinlich froh darüber, dass ich auf dem Dach war. Mich hatte immer die Aussicht fasziniert und die Ruhe. Ich drehte mich um und erschrak. Die Häuser die sich immer bis zum Horizont erstreckt hatten, waren den Namen Häuser gar nicht mehr würdig. Es waren Ruinen. Heruntergebrannt und zerstört. Leichen säumten die Straßen. Rauch quoll aus den verschiedensten Ställen. Es war das Schlimmste das ich jemals gesehen hatte.
Mama, Papa wo seid ihr?
Ich saß auf dem Dach und wimmerte leise vor mich hin.
Ich fühlte mich so allein. Und das war ich auch. Ich war die einzige lebendige Person in der Umgebung. Das war das Ende meiner Kindheit.

Schweißgebadete fuhr ich hoch. Ich hatte schon lange nicht von meinem Kindheitserlebnis geträumt. Noch verträumt blickte ich mich um. Momentmal…wo bin ich?
Wie bin ich in ein Himmelbett gekommen?
Meine Umgebung sprach pure Eleganz aus.
Holz verkleidete Wände, hölzerne Möbel, ein Boden aus Holz….okay wer immer hier wohnte stand auf Holz. Nicht das es nicht gemütlich und schlecht aussah nur…man könnte denke, das das angucken schon teuer wäre.
Ich sprang aus dem Bett und bereute es sofort.
Schwindel überrollte mich und ich torkelte etwas schwindelig durch den riesigen Raum zur Tür.
Ich war wohl etwas zu schnell aufgestanden.
Doch bevor ich es bis zur Tür schaffte wurde sie aufgerissen und jemand trat mit einem großen Schritt in den Raum. Leider stieß er mich dabei um. Und ich landete auf meinen Hintern.
„Oh, du bist schon wach“, hörte ich jemanden sagen. Diese Stimme kam mir sehr bekannt vor.
„Ist ja kaum zu übersehen“, giftete ich zurück.
Ich wollte gerade noch zu etwas Ansetzen, als ich aufschaute.
Die Worte blieben mir im Halse stecken.
Schwarze Haare, grüne Augen und ein verschmitztes Grinsen.
Ich musste einfach in diese Augen schauen. Und ich dachte schon Daves Augen wären wunderschön. Aber diese hier…WOW. Sie strahlten regelrecht.
Plötzlich versteifte ich mich und verfolgte meinen Gedankengang noch mal zurück. Dave. Scheiße! Er hockt jetzt sicherlich mit der Kleinen zu Hause und muss sie irgendwie davon überzeugen dass ich zurückkomme.
Ich wusste immer noch nicht WER das hier war!
Ich sprang auf und schnappte mir die erst beste Waffe die ich in die Hand bekam.
Mit dem Spielzeugauto (Momentmal, Spielzeugauto!!!!).
Verdutzt hielt ich inne. Mein eigentlicher Plan war gewesen mit dem Gegenstand meinen Gegenüber nieder zuschlagen und dann zu verschwinden. Aber ich war einfach zu überrascht von dem Spielzeugauto.
Diese Chance nutze mein Gegner, der wohl meinen Plan erkannt hatte, und hielt meine Handgelenke fest. Seine Berührung versetzte mir Gefühlsströmschlage.
„Komm schon, du wirst doch noch wissen wer ich bin“, sagte er als ich versuchte ihn meine Handgelenke zu entziehen.
„Und ich dachte mich vergisst man nicht so schnell“, er lächelte spöttisch.
Dieses Lächeln machte mich rasend. Ich versetzte ihm einen gekonnten tritt, der ihn von mir wegriss.
Ich wollte gerade gehen, als ich von hinten gepackt und zu Boden geworfen wurde.
Ich knurrte und hörte ein Lachen.
Meine Wut steigerte sich.
Ich sprang auf die Füße und starrte meinen Gegner an.
„Du willst also einen Kampf! Na den kannst du haben!“
Wir starrten uns beide kampflustig an.
Und plötzlich erkannte ich ihn.
Es war Jaden. Der Vampir.
„Vampir“, zischte ich während ich ihm entgegen lief und an täuschte.
Er reagierte sofort. Dann schlug ich ihm in den Magen, wobei er sich krümmte und verdrehte ihm die Arme auf den Rücken.
Ich dachte schon ich hatte gewonnen, doch dann knurrte er: „Schön das du mich wieder erkennst“, und schmiss sich mit den Rücken auf mich drauf.
Unter seiner plötzlichen Nähe versteifte ich mich und er konnte seine Arme befreien.
Dann drehte er sich wieder um, wobei er noch immer auf mir drauf lag und blickte auf mich herab. Ich zappelte doch ich kam nicht unter ihm weg.
„Du bist irgendwie süß, wenn du so hilflos bist“, für diese Worte hätte ich anderen eine geknallt, nur leider waren auch meine Arme unter ihm eingeklemmt.
„Geh von mir runter“, fauchte ich.
„Ich denke nicht mal dran“, erwiderte er.
Meine Augen verengten sich und ich blickte in sein Gesicht.
Und schon wieder hielten mich seine Augen in einen Bann.
Es war wie eine Sucht. Ich MUSSTE einfach hingucken.
„Was willst du von mir“, fragte ich als ich den Blick endlich von seinen Augen loseisen konnte.
„Oh, wir können ja auch freundlich sein. Ich will dich etwas besser kennen lernen.“
Das überraschte mich.
„Aha. Und warum.“
„Weil du mich faszinierst“, sagte er strich mir dabei eine Strähne hinters Ohr.
Ich wehrte mich gegen die Gefühle, die mich zu überrollen drohten.
Was war nur los mit mir?
Ich schloss die Augen und atmete tief durch.
Als ich die Augen wieder öffnete, fiel mir auf wie wenig abstand zwischen seinem und meinem Gesicht war. Seine Lippen sahen so einladend aus. Ich versuchte mich auf etwas andres zu konzentrieren.
„Und was ist wenn ich nein sage“, fragte ich mit dem Blick auf einen Punkt an der Decke gerichtet.
„Tja, dann musst du leider so lange hier bleiben, bis du ja sagst.“
Erschrocken blickte ich in sein gewinnendes Gesicht.
Ich wusste, dass er das Ernst meinte. Tod ernst.
Ich überlegte und wog die Chancen ab, hier heraus zukommen. Sie standen gleich null.
„Das ist Erpressung!“
Er zuckte die Schultern. „Anders würdest du nicht mit mir ausgehen.“
Da hatte er Recht.
„Na gut“, knurrte ich leise.
Er grinste mich verführerisch an.
„Geht doch“, sagte er und stand auf, wobei er mich mit hoch zog.
„Eine Frage noch“, sagte ich.
„Ja?“
„Wie bin ich in dein Bett gekommen?“
„Du bist auf einem Dach eingeschlafen.“
„Aha“, meinte ich nur.
„Dann bis heute Abend. 19Uhr im Restaurant am Stadtsee.“

Mit einer Tüte Brötchen in der Hand schloss ich meine Wohnungstür auf.
Lini kam mir dann auch schon freudestrahlend entgegen gelaufen.
„Wo warst du denn nur?“
Ich hielt die Tüte Brötchen hoch.
„Brötchen kaufen und spazieren“, das zweite war gelogen, aber das merkte sie zum Glück nicht.
Sie nickte nur eifrig.
„Wir haben Besuch“, erzählte sie lachend, während sie wider zurück in die Wohnung lief.
Die Tüte Brötchen legte ich auf den Küchentisch. Dann ging ich ins Wohnzimmer, um mir den Besuch an zugucken. Auf dem Sofa saßen Dave und eine andrer Mann in unserem Alter.
Doch plötzlich erschrak ich. Der junge Mann, der da auf meinem Sofa saß, war ein Vampir.
Ein Vampir in meine Wohnung! Lini ist hier! Ein Vampir hatte ihre Eltern umgebracht!
Die Alarmglocken in meinem Kopf schrillten. Plötzlich hob der Vampir den Kopf und schaute mich an. Er lächelte.
„Schön dich wieder zusehen.“
Hä?
Mein verdatterter und verwirrter Gesichtsausdruck brachte Dave, der sich nun auch zu mir umgedreht hatte, zum kichern.
„Er war gestern bei deinem kleinen Anfall dabei gewesen“, klärte mich Dave auf.
„Wenn das ein kleiner Anfall war, will ich gar nicht wissen, was ein großer Anfall ist“, prustete der Vampir los. Dave fiel in sein lachen mit ein. Die scheinen sich ja gut zu verstehen.
Mich beruhigte die Tatsache ungemein, dass der Vampir einer aus Jadens Gang ist. Ich hatte keinen Schimmer warum mich das so beruhigte.
Ich setzte mich zu den immer noch lachenden und registrierte etwas. Vampirs Hand lag auf Daves Oberschenkel und die beiden umgab eine Vollkommende Zweisamkeit. Dave war Schwul.
„Ähm, ich will ja nicht stören, aber seid ihr beiden zusammen?“
Das Lachen verebbte sofort. Stille herrschte.
„Ja“, sagte Dave zögerlich.
Beide starrten mich an.
„Was ist? Warum starrt ihr mich so an?“
Vampir räusperte sich.
„Nun, ja…wir dachten du würdest voll an die Decke gehen, weil Dave nun wirklich schnuckelig aussieht.“
Sie dachten also ich würde auf Dave stehen. Na danke, aber auch.
„Falls es euch interessiert. Ich habe heute ein Date“, antwortete ich spitz, nur um ihnen klar zu machen, dass ich nicht auf Dave stand.
Sofort war ich der Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit.
„Mit wem? Sag schon!“
Oh je, dass wollt ich nun wirklich nicht.
Ich senkte meinen Blick und spielte mit einem Faden.
„Mit Jaden“, seufzte ich ergeben.
„WOW, Jaden und Rose. Ihr passt wirklich zusammen.“
Geht es eigentlich noch schwuler?
Ich kicherte.

„AHHHHRRRGGGG“, schrie ich aufgebracht.
Sofort kamen Dave und André(Ja, der Vampir heißt André), ins Zimmer gestürmt.
„Was ist los!“
Ich drehte mich zu den beiden um.
„Ich weiß nicht was ich anziehen soll!“
Beide starrten mich verdattert an.
„Frauen“, seufzte André, während sich Dave an meine Zimmerwand lehnte.
„Was?! Ich finde das ist ein ernstes Problem!“
„Wir dachten, dich hätte jemand angegriffen, oder dir ist etwas passiert. Ich hätte fast nen Herzinfarkt bekommen“, murmelte Dave genervt.
„Das hier ist aber auch ein Notfall!“
Ich weiß, von mir erwartet man solche Anfälle nicht. Aber ich fand gute Kleidung eben wichtig.
„Na, dann lass mal sehen, Schätzchen“, sagte André und kam auf meinen schon durchwühlten Kleiderschrank zu.
Dave schüttelte nur den Kopf und verschwand wieder.

„Wow“, war das einzige was ich dazu zu sagen hatte.
Ich sah einfach unglaublich aus. Meine schwarzen welligen Haare, waren zu schönen Locken gedreht worden, meine grauen Augen waren ganz schwarz geschminkt. Aber nicht zu stark.
Das Feuerrote Abendkleid saß einfach wie angegossen. Es war schulterfrei und recht kurz, wirkte aber nicht Nuttig. Ein breiter schwarzer Taillengürtel, gab dem Kleid zu dem eleganten einen leicht flippigen Stich. Ich sah einfach unglaublich aus.
„Sag mal André, wie hast du das gemacht?“
Ich schaffte es mich von meinem Spiegelbild zu lösen.
„Tja, Zauberhände“, sagte er grinsend und wedelte mir mit seinen Fingern vorm Gesicht rum.
„Wie viel Uhr haben wir eigentlich“, fragte ich nebenbei.
Er schaute auf seine Uhr.
„18:45. Wann warst du eigentlich verabredet?“
„WAS! 18:45 Uhr!! AHHHHH“, rief ich schreiend, während ich in den Flur rannte, meine schwarzen High-heels anzog und meinen Mantel hastig überzog.
Ich spurtete ins Wohnzimmer, wo Dave mit Lini auf dem Schoß saß und Fehrnseh guckte.
„Ich muss jetzt los“, sagte ich hastig.
Lini starrte mich aus großen Kulleraugen an.
„Du bist soooo schön“, hauchte sie.
„Danke, Süße“, sagte ich gab ihr einen Kuss und flitzte aus der Wohnung.
Mit meinem Motorrad raste ich durch die dunklen Straßen.
In letzter Zeit rase ich ja nur noch, dachte ich.
An einer roten Ampel musste ich aber trotzdem anhalten.
Ungeduldig schaute ich mich um. In dem Auto neben mir, schienen die Männer ja förmlich an den Fenstern zu kleben.
Das Fenster wurde runter gekurbelt.
„Wo soll’s den hin gehen, Schnecke?“
Ich hasste es wenn man mich Schnecke nannte.
„Warum so neugierig“, fragte ich, ohne seine Frage zu beantworten.
Er sah aus, wie ein typischer Aufreißer.
„Ich will doch wissen, ob ich mir dein Bett, heute Nacht mit noch jemanden andren Teilen muss, als nur mit dir!“
Okay…das war mal ein gewagter Spruch.
„Pass auf das du nicht sabberst“, erwiderte ich kühl und brauste davon, als die Ampel auf grün umschaltete.
Ich blickte auf die Uhr.
19:01Uhr.
Scheiße!!
Ich stellte mein Motorrad ab und rannte bis zum Restaurant.
Kurz davor, hielt ich an, strich mein Kleid glatt, atmete noch einmal tief durch und ging rein.

Ich sah ihn schon von weiten.
Lag wohl daran, dass die Blicke, der hier anwesenden Damen, immer wieder verstohlen zu ihm schauten. Manche starrten ihn auch einfach ganz unverwandt an. Die Männer hingegen warfen ihm Killerblicke zu.
Man, noch nie nen Vampir gesehen?! Vampire sahen immer so gut aus. Auch wenn ich zugeben musste, dass er sogar noch besser aussah, als die meisten anderen Vampire.
Er saß an einem Tisch, weiter weg von den anderen. In einer hinteren Ecke.
Ich durchquerte den Raum und merkte wie mir die meisten Männer hinterher schauten.
Ich stand schon fast vor dem Tisch, als Jaden den Blick hob. Seine Augen weiteten sich und er starrte mich an. Ich setzte mich ihm gegenüber und grinste.
Tja, obwohl dieses Date aufgezwungen ist, machte es mir trotzdem Spaß hier zu sein.
Ich merkte wie er sich zusammen reißen musste.
„Du siehst wunderschön aus“, sagte er und starrte mich immer noch an.
Mein grinsen wurde zu einem umwerfenden lächeln, von dem ich merkte das es ihm den Atem nahm. (Hier will ich kurz anmerken, dass Vampire zwar keine Luft brauchen, aber trotzdem Atmen).
Ich wusste wie ich auf andere wirkte. Nicht das ich damit Angeben will, aber mein Aussehen half mir schon öfters meine Aufträge schnell zu erledigen.
„Du siehst auch nicht schlecht aus“, sagte ich und ließ meinen Blick gönnerhaft zu seinen schwarzen Anzug schweifen. Er sah verdammt gut darin aus.
Schwer löste ich meinen Blick von ihm und nahm die Karte zur Hand. Er tat es mir gleich.
Eine Kellnerin, die bestimmt die ganze Zeit in der nähe stand nur um ihn bedienen zu dürfen, rannte eilig zu unseren Tisch.
„Und was wollen Sie“, sagte sie und klimperte mit den Wimpern in Richtung Jaden.
Wut breitete sich aus. Doch er sagte ganz lässig, „Nr. 14, bitte.“
„Gute Wahl, Ihr essen wird ihnen sicherlich gefallen“, sagte diese schleimige aufgeblasene Pute.
Sie wollte ein Gespräch mit ihm anfangen. Das war offensichtlich.
„Sind Sie öfter hier“, begann sie weiter.
Ähm, HALLO?! Ich bin auch noch da!
Jaden runzelte die Stirn.
Ich war drauf und dran ihr an die Gurgel zu gehen. Und das war nicht nur so daher gesagt. Als Killerin würde es mir Freude bereiten, sie SEHR schmerzvoll sterben zu lassen.
…das hört sich ja ziemlich krank an. Vielleicht sollte ich einen Psychiater aufsuchen…
Jaden unterbrach meinen gestörten Gedankengang.
„Sie haben meine Begleiterin vergessen“, sagte er höfflich. Er klang ziemlich genervt.
Gelangweilt drehte die Bedienung sich zu mir um.
„Und was kann ich Ihrer Schwester bringen“, sagte sie mit dem Blick auf Jaden.
Schwester?! Die kann was erleben! Nicht das ich schnell Eifersüchtig oder so werde, aber wie sie sich an Jaden rann machte und mich ignorierte oder Schwester nannte, das ging eindeutlich zu weit.
Jaden wollte gerade ansetzen, doch ich hob die Hand um ihn zum schweigen zu bringen.
Dann nahm ich die andere Hand und zog dieses Miststück zu mir runter.
Als ich sie schließlich ganz nah vor meinem Gesicht hatte sagte ich bedrohlich:
„Wenn du auch noch einmal in die Nähe dieses Tisches kommst, wirst du dir wünschen mich nie kennen gelernt zu haben. Und wenn du noch einmal meinen Ehemann anmachst sorge ich dafür, dass du diesen Job verlierst und nie wieder einen Job bekommst, weil du dann körperlich zu verstümmelt bist, wenn ich mit dir fertig bin. Und nun sorge schön brav dafür das wir unser Essen bekommen“, ich ließ sie los und sie stolperte keuchend zurück. Ihr Gesicht war kalkweiß und die Angst stand ihr im Gesicht. Ich klimperte mit meinen Wimpern. „Ach ja und ich hätte gerne Nr. 28.“
Die Kellnerin rannte fast zurück zur Küche.
Jaden blickte mich an.
„Was genau hast du eigentlich zu ihr gesagt“, fragte er mit erhobener Augebraue.
„Nichts besonderes“, sagte ich grinsend.
Er schaute ich noch einmal durchdringend an, dann schüttelte er den Kopf.
„Ach übrigens“, sagte ich, „du bist jetzt meine Ehemann“, ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen.
Als ich wieder zu ihm guckte schaute er mich belustigt an.
„Was?!“, fauchte ich.
„Du hast ihr gesagt, dass ich dein Ehemann bin?“, anscheinend war er kurz davor in einem Lachanfall auszubrechen.
„Ja, ich kann es nicht haben, wenn man mich ignoriert“, sagte ich gelassen.
Er kicherte.
„Ich tu mir jetzt selbst schon leid. Du als meine Ehefrau.“
„Komm schon, so schlimm bin ich nun auch nicht“, schmunzelte ich.
„Ähm, ich erinnere dich mal daran, dass du mich umbringen wolltest, als du bei mir aufgewacht bist. Was ist wenn wir verheiratet wären, dann würdest du wahrscheinlich jeden Morgen versuchen mich umzubringen.“
„Nein, würd ich nicht, denn damals wusste ich nicht mehr wer du warst“, verteidigte ich mich.
„Damals“, er lachte, „Es war heute Morgen.“
Ich warf ihm meinen Mörderblick zu, doch dadurch lachte er nur noch mehr.
Irgendwann musste ich dann mit lachen.
„Warum bist du eigentlich Killerin“, fragte er unter einem Lachanfall.
Sofort verstummte ich.
Meine Erinnerungen holten mich ein und ich musste meine ganze Kraft aufwenden um sie wieder dahin zu verbannen, wo sie meiner Meinung auch hingehören, weit weg von meinen Gedanken.
Ich senkte meinen Blick.
Jaden hörte auf zu lachen uns schaute mich besorgt an.
„Hab ich was falsches gesagt“, flüsterte er.
Ich nickte.
Doch auf einmal verspürte ich den Wunsch es jemanden zu erzählen.
Jemanden, der keine Ahnung von meinem Leben hat. Auch wenn dieser Jemand ein Vampir war.
Ich holte tief Luft.
„An dem Tag in der Gasse, da hattest du diese Geschichte über mich erzählt“; begann ich. Ich hob den Blick und blickte in seine wunderschönen Augen. Er nickte.
„Ja, ich habe sie in der Unterwelt gehört und war sofort fasziniert von dir.“
Ich lächelte leicht.
Dann schaute ich ihm kräftig in die Augen.
„Sie stimmt“, sagte ich.

Seine Augen wurden eine Spur dunkeler.
„Und das heißt“, fragte er traurig.
Ich wusste nicht warum er ausgerechnet traurig war. Er war zwar der erste, dem ich das erzählte, aber ich hatte trotzdem mit einer anderen Reaktion gerechnet. Angst, Wut, Verzweiflung…so etwas aber keine Traurigkeit.
„Das heißt, ich bin Luzifers Tochter.“
Seine Augen weiteten sich.
Aha! Eine normale Reaktion.
„Du bist Luzifers Tochter. Die Tochter des Teufels?!“
Ich nickte nur.
„Und wie…?“
Ich seufzte. Es war schwer von meiner Vergangenheit zu erzählen.
„Als ich fünf war, ging das Böse rum. Ich verstand es damals noch nicht. Als schließlich auch meine Eltern umgebracht wurden, flüchtete ich. Ich war alleine und noch ein Kind.
Doch ich schaffte es zu überleben. Ich hatte damals schon den Willen einer Kämpferin.
Ich mordete das erste Mal mit sechs. Ich war damals noch immer auf der Flucht und begegnete einem alten Mann. Er war die erste Menschenseele die ich in der Verwüstung des Landes traf.
Wir beschlossen uns erstmals zusammen zutun. Ich war auch mit sechs schon sehr misstrauisch. Und na ja…der alte Mann wollte mich dann…Vergewaltigen. Doch ich war viel schneller und wendiger und somit habe ich ihn dann einfach umgebracht.
Und in derselben Nacht wurde ich dann überfallen. Es waren dieselben Gestalten, die auch meine Eltern und alle anderen Umgebracht hatten.
Ich wehrte mich so gut es ging, aber sie waren einfach zu viele. Sie nahmen mich gefangen, was mich damals ziemlich wunderte, weil sie mit allen anderen auch schnellen Kompromiss gemacht hatten. Ich wurde in einem kleinen Käfig gesteckt. Die Gestalten waren lebende Toten. Zombies.
Sie legten ein Tuch über meinen Käfig und ich schlief irgendwann ein. Als ich aufwachte war ich…nun ja…in der Hölle. Ich war nicht direkt in der Hölle, sondern im Palast des Teufels. Jetzt stell dir nichts Falsches vor! Der Palast ist in roten und schwarzen Tönen gehalten. Er war eigentlich wunderschön, doch irgendwie wirkte er nicht hell. Er war nicht dunkel, nur die vielen anderen bunten Farben fehlten, und dadurch wirkte es recht dunkel. Die einzige strahlende Farbe, die es dort gab war gold. Aber zurück zum Thema. Ich wachte in einem riesigen Zimmer auf. Ich hatte keine Angst eher kam mir alles so vertraut vor. Die Tür von meinem Zimmer schwang auf und ein Mann kam herein. Der Teufel. Woher ich das wusste, weiß ich nicht, ich wusste es einfach. Er sah wirklich ziemlich gut. Nur hatte er rote Augen. Man konnte die Flammen darin sehen. Er stellte sich mir als Luzifer vor. Und dann erzählte er mir, dass in meiner Seele das gleiche Feuer brenne. Ich sei sein einziges Kind. Seine Tochter. Obwohl ich die Tochter des Teufels war, steckte in mir nicht die gleiche Grausamkeit. Nur zwei Sachen, bis auf das Feuer, hatten wir gemeinsam. Ich ähnele ihm ziemlich und ich bin gut im Töten. Es war einfach meine Bestimmung. Er bildete mich aus und lehrte mich Dinge, an die ich nie gedacht hätte, dass sie möglich wären. Als ich dann 10 war, ging ich dann an die Oberfläche. Meine Ausbildung war abgeschlossen. Das wirst du jetzt vielleicht nicht hören wollen, aber Luzifer war für mich wie ein Vater. Ein guter Vater. Er hatte mir alle meine Wünsche erfüllt und ich war die einzige Person zu der er nett und gütig war. Tja…ich glaub mehr gibt’s nicht zu erzählen.“
Eine Weile blieb alles Still.
„Und wieso heißt du Teufelsengel?“
„Meine Mutter war ein Engel. Ich weiß das klingt unglaublich, aber es ist so. In meiner wahren Gestallt bin ich ein schwarzer Engel. Der Engel aus der Hölle.“
„Ich habe also ein Date mit der Tochter des Teufels. Einem schwarzen Engel. Das klingt irgendwie ziemlich heiß.“
Er grinste mich an. Ich verdrehte die Augen.
Bevor noch irgendjemand etwas sagen konnte, kam unser Essen.
Die Bedienung die es brachte, vermied jeden Blickkontakt mit Jaden. Sie war also darüber Informiert worden, dass das schlecht Enden kann. Zügig ging sie wieder davon.
Das Essen sah einfach lecker aus und ich erinnerte mich daran, dass ich schon lange nichts mehr gegessen hatte. Ich stürzte mich begierig auf das Essen. Jaden grinste mich an.
„Und wie bist du zum Vampir geworden“, fragte ich nebenbei.
Ich hörte das Klirren von Besteck und blickte in Jadens erstarrtes Gesicht.
„Ähm, Jaden?“
Er nah sein Besteck wieder in die Hand und schaute auf seinen Teller.
Ich wollte schon gerade sagen, dass er es mir nicht erzählen müsste, als er anfing.
„Es war vor fünf Jahren. Ich war ein ziemlich Draufgänger und sehr beliebt. Ich war reich, beliebt, gut aussehend, intelligent, humorvoll, hatte wahre Freunde…was will man mehr?
Ich hatte auch schon sehr viele Freundinnen gehabt. Manchmal mehrere gleichzeitig. Bis ich eines Tages auf ein Mädchen aufmerksam wurde. Ich kannte sie schon fast mein ganzes Leben lang, doch ich hatte nie wirklich was mit ihr zu tun. Sie war hübsch, aber nicht mein Typ. Eines Tages traf ich sie auf einer Party und ich merkte, dass sie mich wirklich interessierte. Die anderen Mädchen nahm ich eigentlich nur, weil sie hübsch und beliebt waren. Diese typischen Tussen. Ich mochte sie alle eigentlich nicht wirklich. Ich unterhielt mich mit ihr und wir verstanden uns super. Und wie es halt so kam, landeten wir im Bett. Wir schliefen nicht miteinander, denn soweit kam es nicht. Den kurz davor blickte sie mich an und sagte: „Du wirst für immer nur mir gehören“. Sie biss mir in den Hals und ich verwandelte mich in einen Vampir. Unter schmerzen. Dann lachte sie bösartig und verschwand. Und ich hatte gedacht, jetzt endlich jemanden gefunden zu haben, der mich wirklich verstand. Seit damals sah ich sie nie wieder. Ich verschwand von der Party, von meinem Zuhause und von meinem Leben. Jetzt lebe ich hier. In einer Vampirgang. Ich bin der Anführer. Wir sind die Hunter. Die Jäger des Bösen. Wie töten die, die mit ihrer Art nicht zu Recht kommen oder ihre Kräfte missbrauchen.“
Ich stockte.
„Ich weiß was du jetzt denkst. Deine und meine Organisation sind Feinde. Aber das interessiert mich nicht.“
Ich blickte ihn aus großen Augen an.
Dieser wundervolle Moment wurde leider durch etwas gestört. Von meinem Handy.
Ich zückte es.
„Was ist?“, zischte ich. Ich war jetzt echt wütend. Wer wagte diesen Moment zu zerstören?!
„Lini wurde entführt! Sie waren hier und haben alles zerstört! André und ich haben versucht sie zu beschützen. Mein Gott, Rose! Sie haben André!!“
Dann brach die Verbindung. Und gleichzeitig brach auch etwas in mir.
Meine Gesichtszüge entglitten mir und mein Handy rutschte aus meinen Händen.
Nur noch ein Gedanke beherrschte mich.
Lini ist weg, Lini ist weg, Lini ist weg.
Dann klickte es bei mir.
„SCHEIßE“, ich schrie den ganzen Laden zusammen.
Diese Oberpingel Gesellschaft, glotzte mich.
Ich stand auf und rannte aus den Laden.
Lini, Lini, Lini, Lini. Tropf, Tropf, Tropf.
Ich rannte auf meinen viel zu hohen Schuhen, wie eine Irre durch die Nacht.
Niemand war mehr unterwegs. Plötzlich brach einer meiner Absätze weg und ich machte mich auf eine Begegnung mit dem harten Boden gefasst, doch der kam nicht.
Ich lag in zwei Starken Armen.
Ich blickte hoch und sah in zwei wunderschöne Augen.
Jaden.
Er nahm mich in den Arm und strich mir über das Gesicht.
„Nicht weinen“, hauchte er.
Ich hatte gar nicht mitbekommen das die Tränen meine Augen runter liefen.
Tropf, Tropf, Tropf. Lini, Lini, Lini.
Ich wollte mich wegreißen und losrennen, doch Jaden hielt mich eisern fest.
Ich trommelte mit meinen Fäusten auf seinen Rücken, doch er hielt mich weiter fest.
Als mein Anfall vorbei war lehnte ich mich schluchzend gegen seine Brust.
„Lini wurde Entführt“, schniefte ich.
„Wer wurde entführt?!“
„Meine kleine Süße, Lini.“
Ruckartig ließ er mich los.
„Wolltest du deswegen nicht mit mir ausgehen?! Weil du eine Tochter hast? Und wahrscheinlich auch noch mit dem Vater zusammen bist?! Oh mein Gott! Das wusste ich nicht!“
Unter einer anderen Situation hätte ich wahrscheinlich darüber gelacht.
Doch ich schüttelte nur mit einem kleinen lächeln den Kopf.
„Sie ist mein Auftrag. Ich soll sie beschützen und jetzt ist sie weg! Sie ist mir ans Herz gewachsen, als wäre sie wirklich meine Tochter.“
Jaden wusste anscheinend nicht für welches seiner Gefühle er sich entscheiden soll.
Erleichterung - Sie ist noch frei!
Wut – Jemand hatte ihr etwas Wichtiges genommen!
Verwirrung – Ich verstehe überhaupt nichts!
Glückseligkeit – Sie lehnte sich wieder an mich!
„Wir müssen sie jetzt retten!“, sagte ich entschlossen und wischte mir diese unnützen Tränen weg.

Nur um das Mal fest zuhalten. Jaden saß auf MEINEM Motorrad, während ich hinten drauf saß.
Er hatte sich einfach so draufgesetzt, ohne mich zu fragen! Pah!
Er meinte: „das ist doch total bescheuert, wenn die Frau den Mann fährt.“
Und: „Es wirkt viel cooler.“
Darauf musste er sich ein angefauchtes: „Dein Image ist mir scheiß egal“, anhören.
Aber wieder zurück zur Situation.
Kurz von meiner Wohnung, hielten wir quietschend und ich sprang runter.
Barfuß (Scheiß Absatzschuhe! Auf die kann man sich echt nicht verlassen) lief ich zur Wohnung.
Jaden direkt hinter mir.
Eine Eingangstür war zerkratzt und aufgebrochen worden. Ich zog scharf die Luft ein.
In Gedanken zählte ich bis drei, ehe ich die Tür öffnete.

Eine Wohnung ähnelte der, der Scotts. Alles was ich mir je gekauft hatte, lag zerfetzt, kaputt, oder abgebrochen durcheinander.
Das war alles, was ich mir nach meiner Flucht mühsam erarbeitet hatte. Hierfür mussten mehrere Menschen sterben.
Ich ließ meine Schuhe fallen und sank auf die Knie.
Erschöpft schloss ich die Augen und ließ das Lachen von Lini, an meinem inneren Auge vorbei ziehen. Die Freude bei der Kissenschlacht, die Pizza. Einfach ihr strahlen. Ihre Anwesendheit war es zu verdanken, dass ich mich seit langem wieder glücklich gefühlt hatte.
Das wurde mir in diesem Moment klar. Ebenso, das ich hier auf den Boden saß und nichts tat. Ich bin ja echt zu nichts zu gebrauchen!
Lini war in der Macht eines Größenwahnsinnigen und ich sitze hier auf den Boden und zerfließe vor Selbstmitleid!
Ein knurren entrang meiner Kehle.
Ich spürte die Wut, die wie ein Lauffeuer durch einen Körper raste.
Ich war kurz davor mich zu verwandeln.
Nicht jetzt, dachte ich. Das hebe ich mir lieber für diese Mistgeburten auf!
Zitternd stand ich auf und öffnete die Augen.
Jaden stand vor mir, in seiner Vampirgestalt.
Kohlenschwarze Augen, die seine blasse Haut stark betonten.
Dazu seine weit ausgefahrenen Fänge und krallen.
Ich stellte mich entschlossen neben ihm.
„Du solltest dich auch in deine wahre Gestallt verwandeln“, flüsterte er mir zu, während wir durch meine zerstörte Wohnung schlichen.
„Unterschätz mich nicht“, grummelte ich.
Er hatte ja keine Ahnung wozu ich fähig war. Vor allem, in dieser Stimmung.
In meinem Wohnzimmer angekommen, stockte ich.
„Riechst du das auch“, fragte ich leise.
Er nickte knapp.
„Es…es riecht nach nassen Hund“, setzte ich weiter fort. Okay, es stinkt tierisch danach in einer Wohnung.
Jaden knurrte.
Ich drehte mich langsam zu ihm um.
Er stand in Angriffshaltung und sein ganzer Körper war angespannt.
„Nicht ganz, es riecht wohl eher nach…“, weiter kam er nicht, denn dann bemerkte ich es auch.
Etwas war hier. Ein normaler Mensch mit normalen Sinneswahrnehmungen, hätte es wahrscheinlich nicht bemerkt.
Dieses etwas kam genau auf uns zu und…sprang!
Ich spürte einen Luftzug, dann ein krachen und ein schnaufen.
Ruckartig drehte ich mich um.
„Jaden!“
Dieses Etwas hat Jaden angegriffen!
Sie lagen beide verschlungen auf den Boden und rangen miteinander.
Und jetzt erkannte ich auch, dass dieses Etwas ein Werwolf war.
Und zwar nicht irgendwer, sondern Dave.
„Dave“, schrie ich empört und zog dieses Riesen Viech von meinem Jaden runter.
Momentmal?! Hatte ich gerade MEINEM Jaden gedacht. Und ich dachte ich wäre nicht kitschig.
Das knurrende Bündel, (was nebenbei mal bemerkt, so groß wie ein Pony ist) wehrte sich nicht.
Als ich Dave von Jaden runter hatte, kniete ich mich zu Jaden.
Er lag auf den Rücken und ein paar Kratzer zierten sein Gesicht.
Dave sah genauso aus. Nun ja…falls man das in einem Fellbedecktem Gesicht soweit feststellen kann.
Ich saß zwischen den beiden und schaute beide grimmig an.
Es war merkwürdig. Von der einen Seite kam Hitze und von der anderen Kälte.
„So, um euch mal vor zustellen. Dave, Jaden. Jaden, Dave. Und jetzt: WAS FÄLLT EUCH EIGENTLICH EIN?!“
Die beiden ignorierten mich.
„Du kennst den“, fauchte Jaden.
„Und du kennst den“, knurrte Dave.
WOW, man kann also auch in seiner Werwolfgestalt sprechen. Interessant.
„Dave, das ist Jaden. Mein heutiges Date. Er ist der Anführer von André. Jaden das ist Dave mein…mein bester Freund…denk ich jetzt mal.“
Beide starrten sich weiter hasserfüllt an, bis es anscheinend klick machte.
„Woher kennt der da, den André“, fragte Jaden misstrauisch.
„Schluss jetzt“, schrie ich.
Beide schauten mich entsetzt an.
„Lini ist weg und ihr beiden habt nicht besseres zu tun, als euch gegenseitig umzubringen. Man, wir sind alle auf derselben Seite. Ob Vampir, Werwolf, rosa Ballerina oder Pumuckel! Es geht hier einzig und allein um Linis und Andrés Rettung! Noch irgendwelche Fragen“, rief ich außer Atem. Ich hatte kein einziges Mal Luft geholt.
„Was André ist auch entführt worden?! Warum weiß ich davon nichts! Ich bin für ihn verantwortlich!“
„Wahrscheinlich, weil du ein sehr schlechter Anführer bist“, giftete Dave
Die beiden funkelten sich an.
„Wie alt seid ihr eigentlich?! Es geht hier um eine ernste Sache und ihr benehmt euch wie Kindergartenkinder!“
„Woher wusstest du eigentlich, dass ich der Werwolf bin“, fragte Dave ohne den Blick von Jaden abzuwenden.
„Wegen deinen Augen. Diese Augen hab ich bis jetzt nur bei dir gesehen“, knurrte ich. Ich war dieses Kindertheater leid.
Endlich widmete er sich mir zu. Erstaunt sah er mich an.
„Nur daran hast du es gewusst?!“
Ich zuckte mit den Achseln.
„Genug geschwätzt. Was ist passiert?!“
Sein Blick verschleierte sich und er atmete tief ein und aus.
„Wir saßen alle vor den Fernseher. Lini, André und ich. Ich hatte schon als du gegangen bist ein mieses Gefühl. Und dann passierte es. Die Tür brach auf und Lini schrie. André und ich verwandelten uns und stellten uns vor sie. Dann kamen sie ins Wohnzimmer. An hat das gestunken! Diese Gestalten, sahen aus wie Matschberge! Sie kamen rein geschlichen und griffen uns an. Mit Krallen und Messern. Manche hatten auch Schwerter und Äxte. Es war einfach nur schrecklich. Und das schlimmste! Egal wie sehr wir sie auch verletzten. Sie standen einfach wieder auf und versuchten uns umzubringen. Es waren Tote! Wir befahlen Lini sich zu verstecken, doch es war schon zu spät. Ein anderer schnappte sie und rannte aus der Wohnung. Er war ein Vampir, Rose. Ein Vampir! Danach wurde leider bei mir alles schwarz, weil mir einer dieser Zombies, deine Wohnzimmerlampe übergezogen hat. Das letzte was ich hörte war so ne gruselige Stimme. Sie betonte die s-Laute ziemlich stark. Und sie sagte: <<Endlich! Der Untergang ist nicht mehr weit entfernt! Mein lieber Bruder, wird sich noch wundern!>>
Mehr habe ich dann nicht mitbekommen.“
Ich saß da und versuchte ruhig zu atmen. Ein und aus. Zombies. Ein und aus. Matschberge. Ein und aus. Tod. Ein und aus. Vampir. Ein und aus. Typ der s-Laute nicht aussprechen kann. Ein und aus. Tod meiner Eltern.
André und Dave wollten Lini genauso beschützen, wie eine Eltern damals.
„Rose? Alles in Ordnung“, fragte Dave ängstlich.
Klar! Alles in bester Ordnung! Mein Leben ist im Moment nut total beschissen! Aber ist schon okay! Ich mein schlimmer kann es ja jetzt nicht mehr werden!
„Geht schon“, hauchte ich.
Jetzt schaute mich auch schon Jaden mitleidig an. Doch er wusste warum.
„Hast du ne Ahnung, wo sie sind?“
Dave nickte langsam.
„In der Dämonenwelt, Süße.“


Wir rüsteten und auf. Für die Dämonenwelt. Warum musste dieser Scheißkerl ausgerechnet dort sein? Mein letzter Besuch war schon zwei Jahre her. Ich hasste die Dämonenwelt.
Die Dämonenwelt war die Welt für alle nicht ganz Menschlichen. Das heißt für Werwölfe, Vampire, Hexenmeister, Hexen, Amazonen, Dämonen, Mumien, Zombies, Elementare, Meerjungfrauen, Nixen, halt für solche Persönlichkeiten. Ach ja und auch für mich. Den halb Engel. Teufelsengel. Dieser Ort war sozusagen ein illegaler Schwarzmarkt. Dort konnte man aber auch ALLES bekommen. Vorausgesetzt man hatte das nötige Kleingeld. Außerdem beherrscht Gewalt und Skrupel diese Welt. Ich hielt mich nicht gerne dort auf. Aber manchmal brachten mich meine Aufträge dort hin. Aber was ich am meisten an diesen Ort hasse ist: Man läuft da in seiner waren Gestallt rum.
Ich war in meinem Zimmer (der einzige Raum in meiner Wohnung, der verschont geblieben ist) und suchte mir mein Sachen heraus.
Meine Kleidung hatte ich schon an, ich konnte ja schlecht in meinem Kleid kämpfen.
Schwarze elastische Lederhose. Meine langen braunen Stiefel. Sie gingen bis übers Knie und waren voller Schnallen. Ein Lederwams und darüber ein langes Kapuzencape, was man vor der Brust mit einem Band zubinden musste. Jetzt fehlten nur noch meine Waffen. Sie waren tief und gut geschützt, ganz hinten im Schrank.
Da Schusswaffen, leider bei den nicht ganz Menschlichen, nicht anschlugen, musste ich mich mit hieb und stich Waffen begnügen. Seine Schwerter, die ich mir links und rechts in den Gürtel um die Hüfte steckte. Vier Dolche. Zwei in die Schuhe, zwei in den Gürtel. Drei Wurfsterne, alle in den Gürtel und fünf Wurfnadeln, die ich mir in die Haare steckte.
So ging ich auf den Gang, wo die beiden schon auf mich warteten. Jadens Augen weiteten sich als er mich sah. So gingen wir hinaus in die kühle Nacht.

„Na dann mal los“, sagte ich optimistisch, während wir über den Gullydeckel gebeugt, in tiefe Finsternis sehen.
„Ladys first“, meinte Jaden und trat einen Schritt zurück.
„Ganz seiner Meinung“, meinte Dave und trat ebenfalls einen Schritt zurück.
Ja klar, wenn’s ums kneifen geht halten Männer zusammen, egal wie sehr sie sich hassen.
War ja klar.
„Dann zeigt euch mal Frau, wie man das macht“, sagte ich und trat entschlossen einen Schritt in die tiefe Finsternis.
Der Fall in die andere Welt, war nicht sehr lang, nur standen danach so manchen die Haare zu berge. Und das meinte ich wortwörtlich.
Ich öffnete die Augen und erhob ich aus meiner Pose.
Ich bin mit einem Knie auf den Boden, eine Hand daneben auf den Boden gelegt, gelandet.
Sieht aus wie immer.
Die Dämonenwelt war nicht so groß, wie unsere Welt.
Sie bestand eigentlich aus nur einer riesigen Stadt, was wohl daran liegt, dass sie unter der Erde ist und deswegen nicht so viel Platz bietet.
Das Ende der Stadt erkennt man daran, dass um die Stadt rum eine Wand ist, die sich bis zur Decke geht.
Diese Welt, befand sich noch viel weiter unter der Erde, als die Kanalisation.
Das bedeutet, hier war es immer Nacht. Straßenlampen beleuchteten, hier die Straßen.
Die Häuser sahen alle auch ziemlich heruntergekommen aus.
Aber, um mal was festzustellen.
Das war die einzige Dämonenwelt. Diese Welt, befindet sich also nicht unter meiner Stadt. In jeder großen Stadt, gibt es irgendeinen Eingang der hierhin führt. Niemand weiß so genau, wo diese Welt eigentlich in Wirklichkeit ist.
Ich hörte ein poltern hinter mir und drehte mich um.
Dave landete auf allen vieren und kurz darauf kam Jaden der sehr elegant auf…nun ja, er landete sehr elegant auf Dave, den er anscheinend nicht gesehen hatte.
„Was soll das?!“, knurrte Dave.
„Was stehst du denn auch hier! Man sollte immer sofort weg, wenn man gelandet ist“, fauchte Jaden zurück.
Bevor dieser Streit noch eskalierte mischte ich mich ein.
„Wenn noch einer etwas sagt, endet er als Toilettenbürste, ist das klar!“
Beide starrten mich mit offenen Mündern an.
„Was ist?!“
Jaden klappte den Mund auf und brachte ein gestammeltes, „Deine Gestalt ist atemberaubend“, zustande.
Genervt drehte ich mich um.
Ich stampfte zu einem Haus, in deren Fenster ich mich betrachtete.
Meine riesigen schwarzen Schwingen, die aus meinem Rücken kamen, wirkten majestätisch und kühl. In meinen Augen spiegelten sich die Flammen der Hölle wieder.
Ich sah aus wie immer…na ja, wenn ich in dieser Gestalt bin.
„Und was jetzt“, unterbrach Dave die Stile.
„Jetzt“, sagte ich betont ruhig, „gehen wir zum berühmten Schwarzmarkt.“
Dave schluckte schwer.
„Bist du sicher, Schatten“, fragte er beunruhigt.
„Ja, bin ich“, murmelte ich und ging entschlossenen Schrittes weg.

Namen haben eine stärkere Bedeutung als man denkt.
Kirottu, so werde ich nur von Leuten genannt, die ich nicht kenne oder, die mir nicht wichtig sind.
Rose, meine liebevoll ausgewählter Spitzname, den ich immer dann trage, wenn meine Welt mal ausnahmsweise halbwegs normal ist.
Schatten, ist mein Auftragsname, bei auszuführenden Aufträgen, bin ich nur Schatten.
Nicht zu vergessen: Teufelsengel, Diabolus Angel, mein Rufname, meine wahre Gestalt.
Wie viele Namen eine Person schmücken können. Sie machen den Menschen zu etwas bedeutungsvolleren.

Der Schwarzmarkt, war nicht wie anders zu erwarten, überfüllt von Wesen.
Händler aller Arten, boten ihre Ware auf Teppichen, Tische oder Ständen an.
Hier waren wir alle gleich.
Wir waren keine Menschen, doch trotzdem existierten wir.
In dieser Welt hassten wir uns nicht. Hier hatte niemand Feinde, nur weil er ein Werwolf war.
Vampire und Werwölfe kämpften hier nicht.
Dies war ein Ort, an dem wir alle zusammen gehörten.
„Wunderlampen, Wunderlampen, zum einmaligem Preis!“, schrie mir auch schon die Stimme eines Verkäufers entgegen.
„Na dann hört euch mal, nach eine Typen um, der s-Laute nicht aussprechen kann. Wir treffen uns dann in zwei Stunden, wieder beim Wunderlampen-Mann“, sagte ich und tauchte auch schon in der Menschenmenge unter, bevor auch nur einer von den beiden etwas sagen konnte.
Natürlich starrten mich alle an. War ja auch nicht anders zu erwarten. Schließlich war ich ja auch die einzige meiner Art.
Ich sprach einen kleinen rundlichen Mann an, der wie es aussah seine Ware anbot. Und diese Bestand aus Menschen. Er war Zuhälter. Seine Prostituierten, waren eine Mischung aus Vampiren, Werwölfen, Hexen und Meerjungfrauen. Ah, ja. Ist ja für jeden was dabei.
Ich sprach diesen Typ zwar nur sehr ungern an, aber wahrscheinlich war er so ziemlich über alles informiert was in dieser Stadt alles passiert.
„Vielleicht können Sie mir ja helfen“, lächelte ich ihn charmant an.
Ein sehr dreckiges Grinsen huschte über sein Gesicht.
„Ja klar, alles was du willst.“
Man, war das widerlich.
„Wissen Sie, ich habe da ne Wette. Ich soll herausfinden wie ein Mann heißt. Er spricht die s-Laute so merkwürdig aus“, ich gab meiner Stimme einen Mädchenhaften klang, während ich das sagte.
Seine Miene verfinsterte sich.
„Noch nie gehört“, murmelte er.
Na da sprach sein Gesicht aber was ganz anderes.
„Bitte, sagen Sie es mir“, schmollte ich.
Man, diese Mädchen Nummer muss doch bei ihm anschlagen.
„Was bekomme ich denn dafür, Süße“, sagte er und taxierte ich von oben bis unten.
„Alles was du willst“, sagte ich Augen klimpernd.
Er lachte rau.
„Na da fällt mir schon was ein.“
„Was denn“, fragte ich unschuldig.
„Wie wäre es denn, wenn wir jetzt zu mir gehen würden? Dann verrate ich’s dir“, meinte er und starrte auf meinen Ausschnitt.
Ich grinste in mich hinein.
„Das klingt super!“
„Gut“, sagte dieser Arsch und schleppte mich mit sich.
Aber natürlich nicht, ohne mir an den Arsch zu grabschen.
Ich schlug ihm sanft auf die Hand und kicherte unschuldig.
Warum bin ich eigentlich nicht Schauspielerin geworden?
Die unschuldige Schlampe, kann ich ja schließlich perfekt spielen.
Bei ihm angekommen, es war ein protziges Haus, bugsierte er mich (natürlich) in sein Schlafzimmer. Ich setzte mich auf sein monströses Bett und räkelte mich.
Er schaute mich gierig an.
„So mein Schnuckelchen“, sagte er und ließ sich neben mich aufs Bett fallen.
Er wandte sich zu mir und wollte mir gerade mein Wams aufmachen als ich sagte:
„Was ist denn nun mit diesem Typen?“
„Später, Schnuckel, später“, meinte er und ließ seine Finger wieder geschwind meinen Wams aufknöpfen.
Ich hielt es fest.
„Ich will es aber JETZT wissen“, sagte ich bockig.
Er seufzte und legte sich begierig über die Lippen, während sein blick auf meinen halb offenem Wams ruhte.
„Er heißt, Vladimir und wohnt etwas außerhalb der Stadt. Ich kenne ihn durch meine Arbeit. Er holt sich gerne eines meiner Mädchen. Ich sehe sie danach nie wieder, doch immerhin bezahlt er dafür gutes Geld. Er ist ne Art Mischling. Vampirdämon, oder so. Ist gruselig der Kerl. Ich glaub er ist auch so ne Art König. Denn er hat ein Gefolge und ich glaub auch ne Armee. Er ist einfach nur gruselig und sein schwarzes Schloss auch.“
Man, mein Ausschnitt muss ja ne hypnotisierende Wirkung haben, wenn er mir das alles so bereitwillig erzählt. Wie dumm.
Ich stand auf und machte mein Wams geschäftig wieder zu.
„Hey was soll das?! Wir hatten einen Deal!“
Ich drehte mich zu diesen Schleimer um.
Er war gerade dabei, ein Messer zu zücken.
Mit einer geschmeidigen Bewegung, zückte ich meine Haarnadel und warf sie.
Sie durchstach seine Hand, worauf er sein Messer mit einem tierischen Schrei fallen ließ.
„Der Teufel, war noch nie fair“, meinte ich und verschwand.

Gemächlich ging ich zu dem vereinbarten Treffpunkt. Unterwegs pfiffen mir ein Rudel Werwölfe hinterher, was ich mit einem lächeln quittierte. Jaden und Dave standen dort schon. Ich sah die Blicke der Frauen auf den Beiden und mich überrollte Eifersucht, als ich sah das ein Hexenmädchen kurz davor war zu ihm zu gehen. Ich kam dann schließlich bei ihnen an und strahlte.
„Ich denke mal, du hast die Informationen“, sagte Jaden geistreich.
Ich nickte.
Ich wollte gerade zu etwas ansetzen, als ich unterbrochen wurde.
Jemand drehte mich ruckartig um. Ich erkannte einen der Werwolfjungen wieder.
Er lächelte mich verführerisch an.
„Hi, ich bin Jake! Du bist echt super süß und heiß! Willst du mal mit mir ausgehen?“
Anscheinend wollte dieser Typ überhaupt keine Antwort, denn er beugte sich zu mir runter und wollte mich anscheinend küssen. Ich war viel zu überrumpelt als etwas zu tun.
Plötzlich schlangen sich zwei Arme um meine Hüfte und ich wurde von diesem aufdringlichen Werwolf weggerissen, bevor dieser mich küssen konnte.
„Lass deine Griffel von meiner Freundin“, fauchte Jaden wutentbrannt.
Aus den Augenwinkeln sah ich das enttäuschte Gesicht von dem Hexenmädchen.
Der Werwolf lachte.
„Sie ist also, deine Freundin?“
Jaden knurrte ihn an und legte schützend seine Arme um mich.
Seine Berührung entfachte ein Feuer in mir, das tausendmal heißer, als das Feuer in der Hölle war.
„Geht’s dir gut, Rose“, fragte er besorgt, weil ich anscheinend zu dieser Situation noch nichts beigetragen hatte, obwohl ich ja sonst immer eine so große Klappe hatte.
Ich drehte mich zu ihm um und blickte in sein vorkommendes Gesicht.
Dann zog ich ihn an seinem Oberteil zu mir runter und legte meine Lippen sanft auf seine. Er erwiderte ihn sofort.
Dieser Kuss bewirkte überraschend viel in mir.
Es war wie ein Treiben auf dem Wasser. Die Wellen schaukelten einen sanft hin und her und die Sonne liebkoste die Haut. Es war mit abstand der schönste Kuss, den ich je bekommen hatte.
Langsam löste ich mich von ihm.
„Jetzt schon“, hauchte ich und beantwortete seine Frage.
Ich hörte das Lachen des Werwolfs hinter mir.
Ich drehte mich widerwillig zu ihm um.
„Man sieht sich“, meinte er und verschwand.
Als ich mich wieder zu Jaden umdrehte sah ich Dave.
Er schaute mich mit erhobener Augenbraue an und schüttelte belustigt den Kopf.
„Wir sollten uns eine Unterkunft suchen. Wenn wir wieder zu Kräften gekommen sind, können wir mir der Befreiung Linis beginnen.“
Und mit diesen Worten machten wir uns auf den Weg.

Ich kann es immer noch nicht fassen. Es gab hier weit und breit kein einziges Gasthaus!
…auf jeden Fall keins was uns haben wollte.
Anscheinend haben die meisten mich und meine Aufträge nicht vergessen. Pah! Das ist doch einfach nicht wahr! Wie nachtragend kann man eigentlich sein?!
Jetzt sind wir einfach in ein Haus eingebrochen. Die Bewohner scheinen nicht dazu sein und nun liegen wir im Wohnzimmer, dicht an den Kamin gedrängt und versuchen einzuschlafen.
Ich habe ihnen alles erzählt von dem schwarzen Schloss und seinen miesen Kinder entführer- Besitzer. Nur die Tatsache, wie ich an diese Informationen gekommen bin ließ ich aus.
Daves schnarchen vernahm man wahrscheinlich sogar noch über der Erde.
Aber das war nicht das Problem, warum ich nicht einschlafen konnte.
Viel mehr lag es wohl daran, das ich neben Jaden lag und ich nicht aufhören konnte, sein schlafendes Gesicht zu betrachten.
Mein Gott! Was war nur mit mir los?!
Meine anderen Beziehungen haben mich nicht mal annähernd so um den Verstand gebracht.
Ich drehte mich um und versuchte den warmen Atem von Jaden zu ignorieren, der mir in den Nacken strich.
Doch ich konnte nicht. Ich konnte einfach nicht einschlafen.
Seufzend stand ich auf und marschierte durch die Tür nach draußen.
Es war kalt geworden. Der Wind hinterließ eine Gänsehaut.
Ich hörte ein knirschen. Jemand versuchte sich heran zupirschen!
Ich ging in Kampfstellung und griff zu meinem Schwert.
Plötzlich verstummten die Schritte. Ich versuchte in der schwach beleuchteten Straße irgendjemanden ausfindig zu machen.
Ein Gefühl machte sich in mir breit. Es war dieses Gefühl, von dem man wusste, gleich passiert etwas.
„Du wirst mich nicht los. Du wirst irgendwann mir gehören! Nur mir!“, hauchte mir eine kühle Stimme ins Ohr.
Ruckartig drehte ich mich um. Da war Niemand. Überhaupt nichts. Ich werde nicht paranoid! Diese Stimme war echt! Entweder dass oder…ich hatte einen imaginären Freund.
Na Super, jetzt drehe ich auch noch völlig durch.

„Aufstehen! Wir müssen uns mal so langsam auf den Weg machen“, meinte Dave und weckte mich aus meinen Halbschlaf. Ich murrte noch etwas das wie, „Noch fünf Minuten“, klag.
„Wer von unserem Trio setzte denn alles daran Lini zu retten! Und jetzt wo du für sie nur aufstehen müsstest, hast du keine Lust, oder was?!“
NUR aufstehen ist gut. Doch er hatte Recht.
Seufzend stand ich auf.
Jaden stand schon an die Eingangtür gelehnt und wartete. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und blickte nach draußen.
Bei seinen Anblick hüpfte ich förmlich zu ihm. Dave verdrehte die Augen und ich versetzte ihm einen leichten Stoß mit dem Ellebogen.
Ich konnte Dave verstehen. Ich benahm mich wie ein pubertierender Teeny und konnte einfach nichts dagegen machen. Ich seufzte und stellte mich neben Jaden. Er musterte mich mit erhobener Augenbraue. Während er das tat erwiderte ich seinen Blick und versuchte nicht dahin zu schmelzen. Leichter gesagt als getan. Schließlich wandte ich mich ab und marschierte los.
Linis Rettung hatte wieder oberste Priorität und ich versuchte alle Gedanken an Jaden zu verdrängen.
Ich wanderte mit den Jungs im Schlepptau durch die Stadt ohne wirklich ne Ahnung zu haben wo es hingeht. Ich wusste, dass nur ein Tor aus der Stadt führte und das muss doch zu finden sein!
„Du weißt was du tust, oder“ fragte Dave schnaufend. Wir sind jetzt schon mindestens eine Stunde schweigend durch die Stadt gelaufen und ich bin mir sicher, dass ich diese Nutte, an dieser Ecke schon mal gesehen hatte.
Ich straffte ihn mit meinem Todesblick.
„Wenn du mir nicht vertraust, dann gehen wir jetzt in diese Schenke und fragen nach dem Weg“, knurrte ich und zeigte auf eine schäbig aussehende Schenke mit dem Namen: Zum Zombiearm.
Wirklich Vertrauens erweckend.
Die Tür klapperte hinter mir als ich eintrat.
Der Raum war voller betrunkener Männer.
Es roch nach Bier und Rauch. Angewidert rüpfte ich die Nase.
„Bist du sicher, dass du weißt was du da tust“, schnaubte Jaden.
Ha! Der wird sich noch wundern, wenn ich die Wegbeschreibung bekomme!
Ich ignorierte ihn und stampfte zum Wirt.
„Na was darf’s denn sein, mein kleiner Engel“, fragte er und ließ seinen Blick gönnerhaft über mich gleiten.
„Ich wollt fragen wie man zum Stadttor kommt“, fragte ich zuckersüß und setzte mich auf einen freien Barhocker.
Er beugte sich zu mir rüber und flüsterte mir ins Ohr: „Du bist wirklich heiß. Hast du einen Freund?“
Momentmal! Wieso musste jedes Männliche Wesen in diesem Kaff mich gleich angraben?!
Die letzte Frage hatte der Wirt wohl zu laut gefragt, denn ich hörte Jadens Stimme.
„Beantworten Sie ihr einfach die Frage!“
„Man wird doch wohl etwas flirten dürfen. Es liegt wenn ihr rausgeht links. Einfach die Straße runter.“
„Danke“, knurrte Jaden und schleppte mich aus dem Laden.
Als wir draußen waren ließ Jaden mich abrupt los und stampfte zu Dave der an einer Hauswand gelehnt auf uns gewartet hatte.
Idiot!
Wütend trat ich zu den Beiden.
Dave schaute uns beide Stirnrunzelnt an, doch er sagte nichts.
Schweigend gingen wir die Straße entlang und sagte eine Weile nichts, bis wir vor dem riesigen grauen Stadttor ankamen. Keine einzige Menschenseele war hier und auch keine Häuser waren mehr aufzufinden. Wenn man über die Schulter sah, konnte man einige hundert Meter die Stadt erkennen, doch hier war nichts.
„Erkennt ihr schon das Schloss“, fragte ich und Jaden und Dave schüttelten die Köpfe.
So gingen wir wieder schweigsam unseren Weg.

Da wir uns nicht nach der Sonne richten konnten und deshalb nicht wussten wie viel Zeit eigentlich vergangen war, beschlossen wir unser Lager aufzurichten.
Dave beschloss Holz für ein Feuer zu sammeln und Jaden und ich bereiteten die Schlafstätte vor. Sie bestand nur aus ein paar Decken und somit waren wir schnell fertig. Zu schnell.
Wir setzten uns auf den Boden und sagten nichts.
Er redete nicht mehr mit mir und es machte ganz den Endruck, als ob er mich überhaupt nicht leiden konnte.
Ich redete nicht mit ihm, weil ich verletzt war und keine Ahnung hatte, was mit ihm los war.
So saßen wir weiter da und funkelten uns Böse an.
Die Reise ist mir zu Schweigsam.
Dave kam einfach nicht wieder und ich merkte wie ich langsam immer schläfriger wurde. Irgendwann klappten mir die Augen zu und ich schlief ein.

„Ich hab doch gesagt, dass wir uns wieder sehen werden“, weckte mich jemand.
Ich schlug die Augen auf und blickte in das Gesicht eines jungen Mannes.
Ich stöhnte auf. Es war dieser Werwolfjunge.
„Nicht erfreut mich wieder zu sehen“, fragte er belustigt und half mir aufzustehen.
„Was machst du hier“, fragte ich müde und streckte mich.
„Ich bin hier mit ein paar Jungs. Wir wollten zu Vladimir. Und ihr?“
Ich hielt mit meinen Bewegungen inne und starrte ihn an.
„Wir auch, aber wahrscheinlich aus einem anderen Grund als ihr“, meinte ich kurz.
„Worum geht’s“, fragte er grinsend.
„Persönliches. Und bei euch.“
„Persönliches.“
Wir grinsten uns an.
Er sah gut aus. Gebräunte Haut, dunkelbraunes Haar und dunkele, Wimpern umrahmte Augen.
Hach, was für ein schöner Anblick.
Reiß dich zusammen Rose, ermahnte ich mich selber.
„Und mit wem habe ich das vergnügen“, fragte er und seine Augen glänzten.
„Rose“, sagte ich und streckte ich die Hand hin.
„Jake“, meinte er nur und schüttelte meine Hand.
„Das weiß ich doch“, sagte ich lächelnd.
„Ich weiß, aber ich wollte mich auch noch mal offiziell vorstellen.“
„Wie alt bist du eigentlich?“
„23, und du?“
„22“, antwortete ich.
Eine Weile blieb es still, bis jemand sie unterbrach.
„Nachdem ihr euch nun genug angeschmachtet habt, sollten wir weiter“, knurrte Jaden und schritt zügigen Schrittes einfach weiter.
Ich hatte ihn völlig vergessen.
Ich schaute mich um und bemerkte dass die Decken schon zusammen gerollt waren.
Ich schnappte mir einen Rucksack und schulterte ihn, während Jake den anderen nahm.
Dann bemerkte ich auch seine Freunde.
Sie standen etwas abseits und kamen nun auf uns zu.
„Hei! Ich bin Marek. Das hier sind Matt und Rob“, meinte ein dünner hoch gewachsener Junge und zeigte dabei auf einen kleineren dunkelblonden und einen riesigen schwarzhaarigen.
Sie sahen alle verdammt gut aus!
„Wir sollten uns beeilen Jaden einzukriegen, sonst ist er bald über alle Berge“, meinte ich und wir gingen zügig los.
Es war viel angenehmer mit den Werwölfen zu gehen, als mit dem mich anscheinend hassenden Jaden.
Erschrocken blieb ich stehen.
„Wo ist eigentlich, Dave?!“
Jake warf mir einen mitleidigen Blick zu.
Ohh, dieser Blick gefiel mir ganz und gar nicht.
„Er hat jemanden getroffen und ist dann mit ihm über alle Berge. Ich glaub er hieß André, oder so“, murmelte er.
Mein Herz sackte mir in diesen Moment in die Hose.
„Er hat was“, wimmerte ich.
Ich konnte es nicht glauben, ich wollte es nicht glauben.
Jake blickte mich traurig an.
„Er meinte: Er würde es seiner Liebe nicht antun wollen und er könnte es nicht ertragen, wenn ihm was passieren würde.“
Ich nickte mechanisch.
Dave hatte Recht. Es war nichts seine Sache, nicht sein Auftrag und nicht sein Kampf.
Es war einzig und alleine meiner und ich hatte in meinem Egoismus gar nicht beachtet, dass sie eigentlich nichts damit zu tun hatten, dass sie ihr Leben nicht für eine Sache opfern müssen, die nicht sie fabriziert hatten. Doch trotzdem tat es weh zu wissen, das Dave über alle Berge ist und mir nicht beisteht.
Ich atmete tief durch ehe ich weiter ging.
Jaden ging einige Meter vor uns und wurde von Matt zugelabert, der anscheinend nicht mitbekam, dass Jaden ihm gar nicht zuhörte.
Denn der Blickte nur gedankenverloren durch die Gegend.

Wir wanderten lange, bis wir endlich das Schloss sahen.
Es stand auf einer Klippe und wir mussten nicht mehr lange gehen um dorthin zu gelangen.
Hoffte ich mal.
Jakes Anmachsprüche waren nie besonders schlimm gewesen. Es hatte mich nie gestört ein wenig mit ihm zu flirten, was die Werwölfe mit einem lächeln quittierten und Jaden mit einem Mörderblick in Jakes Richtung.
Dabei wusste ich echt nicht was er hatte. Wir hatten während der vergangenen Tage kein einziges Wort miteinander gewechselt. Ich seufzte und spürte plötzlich einen Arm um meine Hüfte. Ich drehte mich um und blickte in Jakes Gesicht und merkte wie enttäuscht ich war. Still im inneren hatte ich doch tatsächlich geglaubt es könnte Jaden gewesen sein.
„Na Süße, freust du dich schon?“
„Nicht wirklich“, meinte ich knapp. Seine plötzliche Nähe war mir ziemlich unangenehm.
„Ich wüsste da ne Methode, um dich wieder aufzumuntern“, meinte er und bevor ich irgendetwas sagen konnte, hatte er mich gegen einen Baum gedrückt.
„Las mich los, Jake“, fauchte ich aufgebracht und versuchte ihn von mir weg zuschieben. Doch es war als versuche man ein haus zu bewegen.
Er lachte nur rau und drückte seinen Körper gegen meinen.
Ich versuchte zu treten und zu schlagen doch es klappte nicht. Ich hatte nicht genügend platz.
Ich atmete ziemlich flach und hatte das Gefühl gleich umzukippen.
„Geh weg“, schreie ich, doch er küsste nur sanft meinen Hals.
Er näherte sich mit seinen Lippen meinen Gesicht und ich wurde rasend vor Wut.
Ich spürte seine Hände, die versuchten unter mein Wams zu kommen.
„Du willst es doch auch“, haucht er.
„GEH WEG“, schreie ich. Ich glaub ich hatte noch nie so geschrieen.
Panik beschlich mich.
Doch dann spürte ich die Wut, die meinen Körper durchfuhr. Meine Augen entflammten und das berüchtigte Höllenfeuer kochte fast über.
Meine Schwingen entfalteten sich komplett und ich spürte die Macht die durch meinen Körper floss.
Doch Jake bemerkte es nicht, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt, mich zu begrabschen.
„Pack deine Griffel da weg“, fauchte ich ruhig.
Er blickte mich aus treuen Hunde Augen an und presste seine Lippen auf meine.
Die Gesamte Wut entlud sich als er mit aller Macht von mir Weg geschleudert wurde.
Er flog gute zehn Meter und landete mit einem Ohrenbetäubenden Krachen auf einem Felsen.
Ich hoffte er hatte sich schön wehgetan.
Keuchend stand ich an den Baum gelehnt.
Plötzlich spürte ich eine weiche Umarmung.
„Es Tut mir so Leid, Rose“, flüsterte Jaden.
„Ich hätte eher da sein müssen, doch diese miesen Schweine Namens Matt und Rob, hatten mich festgehalten.“
Ich spürte wie ich kurz davor war in Tränen auszubrechen.
Es gab zwar schon viele Menschen die versucht hatten mich zu Vergewaltigen, doch niemals war es so weit gekommen. Niemals war ich nicht in der Lage gewesen mich nicht zu wehren und vor allem war es niemals jemanden gewesen, die ich so sehr vertraut hatte.
Ich erwiderte die Umarmung und eine Weile standen wir einfach nur da und umarten uns.

„Deine Entschuldigung, kannst du dir sonst wo hin stecken“, fauchte ich aufgebracht, als Jake sich schon zum X-Mal entschuldigte.
„Es tut mir aber wirklich Leid“, versuchte er es erneut.
„Und ich sage: Es interessiert mich nicht!“
„Stell dich doch nicht so an!“
„Das hättest du dir vielleicht vorher überlegen sollen! Bevor du versucht hast mich zu vergewaltigen“, schleuderte ich ihm aufgebracht entgegen.
Wir liefen den steilen Berg hinauf zum Schloss. Dann wären wir endlich da.
Der Weg war sehr anstrengend. Die Straße hatte uns schon lange im Stich gelassen. Wir liefen über Geröll und hier und da tauchten mal vereinzelte Bäume auf.
Ich ging neben Jaden und vor uns liefen die Werwölfe. Jake hatte auf mich gewartete, um mich mal wieder zu nerven. Es ist ein Tag her, seit seiner versuchten Vergewaltigung und schon jetzt wünschte ich ihn zum Mond. Seine ständigen Entschuldigen nervten einfach. Ich werde sie sowieso nicht annehmen. NIE!
„Ich dachte du würdest auch das gleiche für mich fühlen, wie ich für dich“, murmelte er geschlagen.
Moooooooooment! Dieses Gespräch führt in eine völlig falsche Richtung!
Jaden der während der ganzen unzähligen Entschuldigungen völlig ruhig, man könnte sogar sagen er fand es ziemlich lustig, geblieben ist, versteifte sich und starrte Jake kühl an.
„Ach ja, und was fühlst du für mich“, fragte ich ruhig.
Mein Blick war stur nach vorne gerichtet, während wir schweigend den berg hoch stiefelten.
„Ich liebe dich“, flüsterte er.
„WASSSS?!“
Ich war geschockt! Das…das kann doch einfach nicht wahr sein!
„Ich sagte ich liebe dich“, sagte Jake nun lauter.
„Ich weiß was du gesagt hast!“, schrie ich aufgebracht.
„Wie kannst du mich denn Lieben?! Wir kennen uns ja noch nicht mal lange!“
„Zeit spielt in der Liebe keine Rolle. Schon als ich dich das erste mal, bei Markt sah, da…“
„Stopp!“, unterbrach ich ihn. Ich war stehen geblieben und starrte ihn entgeistert an.
Langsam setzte ich mich wieder in Bewegung und dachte darüber nach.
Weder Jaden noch Jake sagte ein Wort.
Mein Blick war die ganze Zeit auf den Boden gerichtet gewesen. Ich wollte gerade etwas sagen als, Matt das schweigen brach.
„Wir sind da, endlich.“
Ich blickte hoch.
Wir standen direkt vor einem riesigen Eingangstor. Es war natürlich pechschwarz, wie der Rest des Schlosses auch.
„Und jetzt“, fragte ich.
„Jetzt“, meinte Jake, „Warten wir.“
Ich wollte gerade zu diesem bescheuertem Einwand sagen als ich ein schaben hörte.
Plötzlich wurde das Tor aufgerissen.
Ein gebückter alter Mann stand im Eingangsbereich.
„Kommt herein, kommt herein“, sagte er und ich folgte ihm misstrauisch.
Die Werwölfe gingen so selbstbewusst herein, als würde sie persönlich hier wohnen. Jaden schien genauso misstrauisch zu sein, wie ich.
Wir folgten dem Mann und ich staunte nicht schlecht. Es war wie im Mittelalter. Die Räume waren riesig und mit Wandteppichen und Gemälden geschmückt. Fackeln beleuchteten die Räume und es wirkte alles schaurig und dunkel.
Ich fühlte mich unwohl und ergriff Jadens Hand, woraufhin er mich nur verwundert musterte.
Unsere Schritte hallten ungewohnt laut auf den Steinfliesen und ich wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte.
Wir landeten schließlich in dem Thronsaal.
Dieser Raum war prächtiger als die anderen Räume.
An den wänden standen goldene Kerzenständer und der Boden war voller roter Teppiche. Ich ließ meinen Blick weiter schweifen und erschrak.
Am ende des Raumes, auf einer Erhöhung, standen drei goldene Throne.
Und auf den mittelsten und mächtigsten Thron saß ein Mann.
Er war bleich und hatte schwarze Augen.
Auf den ersten Eindruck, hätte man ihn für einen Vampir halten können. Doch sein Gesicht wirkte zu böse, zu grauenvoll. Er war schön, doch seine Züge hatten etwas Dämonisches an sich.
Der Vampirdämon! Linis Entführer!
„Ach endlich sssseid ihr da! Ich hab mich ssschon gefragt, ob die Werwölfe mein Angebot überhaupt annehmen“, die Stimme des Mannes, erkannte ich schlagartig wieder. Bei dem sprechen erkannte man eine Reihe spitzer Zähne und eine gespaltene Schlangenzunge.
Doch dann sickerte etwas in mein Unterbewusstsein.
„Angebot“, schrie ich.
Jaden und ich wurden hintergangen.
Die Werwölfe waren dich ganze Zeit auf der Seite dieses widerlichen Mannes gewesen.
Verrat!
Jake drehte sich zu mir um und grinste mich boshaft an.
„Du hast ja keine Ahnung, Schätzchen!“
„Ach ja! Und du hast ja keine Ahnung wie viele Schmerzen ich dir bereiten kann“, schrie ich und ging auf ihn los.
Er knurrte nur und bleckte sein Werwolfsgebiss.
Aus den Augenwinkeln bekam ich mit wie Jaden auf die anderen losging.
„Halt!“, sagte die Stimme ruhig.
Augenblicklich waren alle Blicke auf ihn gerichtet.
„Bevor ihr euch zerfetzt, wollt ich euch nur was zeigen. Sophie, kommst du bitte und nimm bitte unseren gefangen mit.“
Ich hörte das klackern von Absätzen und schon erschien eine wunderschöne junge Frau hinter dem Thron, mit niemand anderen als Dave an ihrer Seite.
Er war gefesselt und wirkte furchtbar. Sein Gesicht war ausgemergelt und blutüberströmt.
Er kroch über den Boden, da auch seine Beine gefesselt waren.
Er war gefoltert worden, dass sah man auf den ersten Blick.
Mein Gesicht wurde rot vor Zorn und ich bebte.
Jadens Blick war genauso entsetzt.
„Du Monster“, schrie ich und wollte schon zum Thron rennen, als ich aufgehalten wurde.
Jake presste mich an seine Brust.
„Ich hab immer noch keine Antwort auf mein Geständnis bekommen“, flüsterte er mir ins Ohr.
Ich war außer mir vor Wut und dieses Arsch, fiel nichts Besseres ein als von mir eine Antwort auf seinen Ich-liebe-dich-Scheiß zu wollen.
„Als ob ich dich Lieben würde! Lieber sterbe ich“, keifte ich.
Er schaute mich traurig an.
„Zu schade“, meinte er und hielt mich plötzlich eisern fest.
„Lass mich los“, schrie ich.
Ich wollte dieses Vampirdämon-Ding noch fertig machen!
Ich blickte zum Thron und sah, dass besagter Jemand mich interessiert musterte.
„Ich werde nicht zulassen, dass du meinen Boss umbringst“, meinte Jake.
Jetzt blickte ich ihn wieder an.
Er schaute mich entschlossen an.
Ich versuchte meine Handgelenke von ihm loszureißen, doch es gelang mir nicht.
Ich schlug und trat so gut es ging um mich, doch es brachte alles nichts.
Plötzlich spürte ich weiter arme dich mich festhielten.
Matt und Rob hielten mich nun auch eisern fest.
„Bringt sssie weg“, hörte ich Monster sagen.
„NEIN!“, schrie ich und schlug um mich.
„Jaden!“
Er reagierte nicht und starrte immer noch unverwand Dave an.
Doch jetzt fiel mir etwas auf. Er starrte gar nicht Dave an, sondern die Frau. Sophie.
Schreiend und um mich schlagend wurde ich aus dem Raum getragen.
Und es gab nichts was ich dagegen tun konnte.

Die Sache ist nicht Ausweglos. Die Sache ist nicht Ausweglos. Ich sagte diesen Satz immer und immer wieder. Ich war in einem Turm. Es war ein kleiner Raum und an einer Wand waren drei Bogenfenster, die den Mondschein in den Raum scheinen ließen. Ich saß auf der Fensterbank und blickte in die Sternenklare Nacht. Was anderes blieb mir auch nicht übrig, denn ich war angekettet. Mein Hintern war kalt, da diese Fensterbank aus Stein war, wie der Rest des Raumes auch. Ich fror und hatte keinen Schimmer was ich jetzt machen sollte. Nur eines wusste ich. Und zwar das ich mich beeilen musste. Versucht hatte ich ja schon mich von diesen Ketten zu befreien. Nur leider hatte das zur Folge, das sich das Metall in mein Fleisch bohrte und ich jetzt mit zerfetzten Handgelenken hier saß und dem tropfenden Blut zuhörte. Das wird Naben geben. Oh man, dann werden wahrscheinlich alle denken, ich sei ein Emo und würde mich ritzen, oder so.
Doch das war jetzt mein geringstes Problem.
Jaden ist wahrscheinlich jetzt irgendwo knutschend mit dieser Sophie.
Dave wird wahrscheinlich gerade wieder gefoltert.
Lini steckt wahrscheinlich irgendwo Mutterseelen alleine.
Und zu guter Letzt ich.
Ich hatte schon mal bessere Aussichten.
Verdammt ich musste hier raus! Ich werde noch ganz wahnsinnig!
Wütend schlug ich gegen die kalte Steinwand.
Meine jetzt auch noch blutenden Handknöchel halfen mir auch nicht weiter.
„ICH WILL HIER RAUS!“, schrie ich in die Nacht. Es schallte überall. Mein Ruf wurde wahrscheinlich auch noch in der Stadt gehört.
Ein Wunder das, dass Gebäude noch steht, dachte ich missmutig.
Die sollen mich hier rauslassen! Sofort!
„HIOLT MICH HIER RAUS!“
Ich glaub ich war noch nie so verzweifelt gewesen. Es machte mich einfach fertig, hier rum zu sitzen und nichts zu tun. Ich konnte ja noch nicht mal durch den Raum tigern, da diese beschissenen Ketten nicht so lang waren.
„WENN IHR PENNER MICH JETZT NICHT SOFORT HIER RAUSHOLT!“
Ich setzte die Drohung nicht zu ende. Ich wusste, dass sie mich hören würden. Jeder in diesem Schloss hörte mich hier rumschreien. Da war ich mir sicher.
„ICH WERDE DIE GANZE ZEIT HIER RUM SCHRIEEN!“
Wenn diese Idioten mich schon ignorierten, dann werde ich schon dafür sorgen, dass sie keine Ruhe haben werden.
Meinen Plan setzte ich auch schon sofort in die Tat um, als ich Anfing I Gotta Feeling von den Black Eyed Peas zu singen. Oder eher zu brüllen.
Oh ja. Ich war wirklich noch nie so verzweifelt gewesen.

Ich weiß nicht wie viele Liedern ich nun schon durch die Gegend gebrüllt hatte.
Ich dankte meiner Stimme dafür, dass sie nicht heiser wurde.
Ich sang gerade Wonderful Live von Hurts.
Wie passend.
„Don’t let go. Never give up, it’s such a wonderful live!”
Ich wollte gerade weiter singen, als ich hörte wie jemand zurück brüllte.
„JETZT REICHT ES! SIE SINGT SCHON SEID 2 STUNDEN UND ICH WILL SCHLAFEN!“
Ich grinste in mich hinein und brüllte nur um so lauter.
„Never give up, it’s such a wonderful life!”
Ich hörte ein poltern, dass sehr nah an meiner Gefängnistür statt fand.
Hurts war leider zu ende und so begann ich mit Fuck you von Lily Allen.
Also das war mal das Lied des Tages.
„Fuck you! Fuck you very, very much!”
Ich hörte das Brüllen. Es kam vom Ich-brauch-meinen-Schlaf-Typen.
Plötzlich wurde meine Gefängnistür aufgerissen.
Ein sehr müder und vor allem ein sehr wütend aussehender Vampir kam tobend in mein Gefängnis.
„Cause we hate what you do. And we hate your whole Crew. So please don’t stay in touch!”, brüllte ich sorglos weiter.
„Halt. Den. Mund.“, er war anscheinend kurz davor die Kontrolle zu verlieren. Soll der doch. Mir doch egal.
„Fuck you! Fuck you very, very much!” Seine nerven waren am Ende.
„Es reicht!“, brüllte er und stürzte sich auf mich.
Doch so weit kam er nicht, denn er wurde zurückgerissen.
Und zwar von Jaden. Ich starrte ihn an. Den Text hatte ich vergessen.
„Es ist gut, Ray. Ich kümmere mich drum“, sagte er und Ray stürmte raus.
Zurück blieben eine verwirrte Rose und ein Jaden.
Er kam auf mich zu.
„Es ist besser du hörst jetzt sofort damit auf! Sonst hat Vladimir noch eine schöne Überraschung für dich!“, er redete mit mir, als würde er mich hassen. Als sei ich einfach nur Abschaum.
Das war der Moment in dem ich es kapierte. Jaden hatte ebenfalls die Seiten gewechselt. Falls er nicht schon vorher zu der andren Seite gehört hatte.
Jetzt viel mir der Text wieder ein.
„Fuck you! Fuck you! Fuck you! Fuck you! Fuck you! Fuck you! Fuck you!
You say, you think we need to got to war, well you’re already in one!”
Ich glaub ich hatte mich noch nie so verletzt gefühlt. Seine Augen weiteten sich als er das letzte hörte. Ohh ja. Er hatte einen Krieg. Und zwar mit mir. Ich hasste ihn. Ich habe einen Menschen noch nie mehr gehasst. Mein Herz fühlte sich wie ein Stein an und ich hatte einen Kloß im Hals.
Ich konnte ihn nicht mehr sehen! Ich blickte aus dem Fenster und bemerkte, dass er immer noch da war.
„Geh! Verschwinde!“, ich merkte wie mir die Tränen runter liefen.
Ich hatte mich noch nie elendiger Gefühlt. Betrogen und Verlassen von aller Welt.
Ich drehte mich zu ihm um. Er starrte mich an.
„Ich sagte: Du sollst gehen!“
Entsetzt starrte er meine Tränen an.
Er ging nicht.
„GEH!“, brüllte ich.
Er wandte den Blick ab, ging aber nicht.
Meine Ketten rasselten als ich aufstand.
„WENN DU JETZT NICHT SOFORT GEHST, BRING ICH MICH UM!“
Jetzt schaute er mich doch wieder an. Er sah, dass ich es völlig ernst meinte.
Langsam drehte er sich um und ging.
An der Tür drehte er sich noch einmal zu mir um.
„Es Tut mir so Leid“, flüsterte er, bevor er ging.
Ich war mir nicht sicher, ob ich es wirklich so verstanden habe.
Als er die Tür hinter sich zuzog sackte ich zusammen.
Der Schmerz in meiner Brust war kaum auszuhalten.
Ich liebte Jaden. Das wurde mir bewusst.
Ich liebte und gleichzeitig hasste ich ihn.
Die tränen flossen Stumm über mein Gesicht.
Ich rollte mich zusammen und ergab mich meinen Schicksal.

Eine einzige Gefangenschaft hatte mich verändert. Ich hatte es gemerkt.
Meine schwarzen Flügle wurden weiß. Ich war nicht mehr der Teufelsengel. Ich war jetzt der Engel. Unter anderen Umständen hätte ich mich vielleicht gewundert und gefragt wie das passieren kann. Doch nicht jetzt. Es war mir egal.
Eine Schneeweiße Friedenstaube landete auf der Fensterbank.
Was würde ich nur alles dafür geben jetzt auch so frei zu sein.
Durch die Lüfte zu fliegen und die ganze Welt zu unterwerfen. Das Leben von oben zu betrachten und Sorglos zu sein. Ich streckte die Hand aus streichelte die Taube.
Sie schaute mich aus großen Augen an.
Wozu hatte es denn noch einen Sinn zu Leben.
Ich war ungeliebt und verlassen.
Dave wird vielleicht schon Tod sein.
Für Lini wird es sowieso keine Hoffnung mehr geben.
Ich konnte sie nicht retten.
Es tat mir weh das zu zugeben müssen. Doch es war so.
Das Leben kann mir sowieso nichts mehr bieten.
Es wird wahrscheinlich alles nur noch schlimmer werden.
Seufzend stand ich auf. Die Taube schaute mich interessiert an.
Ich nahm ein Stück Kette von meinen Händen und wickelte es mir so gut es ging um den Hals.
Ich trat einen Schritt vor. Der Wind wehte mir entgegen und spielte mit meinen Haaren. Er strich sanft über meine Haut. Der Mond zeigte sich heute in seiner vollen Pracht und irgendwie machte es mich glücklich, dass mein letzter Tag ein schöner Tag war. Nur ein Schritt trennte mich von meinen Tod. Einen Schritt nach vorne. Einen Schritt in den Tod. Nur ein kleiner.
Ich schaute nach unten. Ich sah kleine Punkte die nach draußen wuselten. Einer dieser Punkte schaute beiläufig nach oben und erstarrte. Ich wusste nicht woher ich mir so sicher war das dieser Punkt Jaden war, ich wusste es einfach. Soll er mir doch beim Sterben zugucken.
Die Tränen flossen mir wieder über die Wangen, ohne das ich etwas dagegen tun konnte. Es passierte einfach. Sie tropften nach unten. Vielleicht trafen sie diesen Verräter ja.
Die schwarzen Punkte wuselten wieder rein. Sie hatten mich noch nicht bemerkt.
Ich sah Jaden, wie er rein rannte. Ich sollte mich mal beeilen zu sterben.
Doch dann bemerkte ich etwas. Rob kam aus dem Tor unter mir und hielt wen in seinen Arm, der sich vor weinen und schreien nicht mehr einbekam. Es war Lini. Ihr roter Haarschopf war nicht zu übersehen. Rob schleifte sie zur einen schwarzen Kutsche.
Eiskalte Wut schäumte in mir. Ich musste Lini helfen. Sie Retten. Ihr Beistehen. Sie war doch meine kleine Süße.
Meine Engelsflügel spannten sich und zeigten sich in voller Pracht. Meine Ketten sprengten weg.
Sie hatten schon fast die Kutsche erreicht.
Ich machte mich zum Sprung bereit. Doch diesmal nicht den Sprung in den Tod, sondern der Sprung zur Rettung.

Ich wollte gerade springen als ich es hörte.
Ein Krachen, ein Aufkeuchen und dann die rennenden Schritte, auf dem Steinboden hinter mir.
Ich drehte mich und sah noch verschwommen wie Jaden zum Sprung ansetzte und mich mit Schwung von hier oben wegriss. Zusammen krachten wir gegen eine Wand. Dabei flog mein Kopf unsanft gegen die Wand. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass es seinen Kopf noch viel schlimmer traf, als meinen. Seiner knallte mit aller Wucht gegen die Wand. Ein Wunder das sein Schädel kein Haufen Matsche ist.
Nein, nein, nein! Ich muss zu Lini!
Ich versuchte den Schmerz in meinem Kopf zu verdrängen und stand zitternd auf.
Der Schmerz flutete durch meinen Körper und ich kroch zu dem Fenster.
Essensmangel halfen mir nicht gerade meine Kräfte zu sammeln.
Ich hielt mich an den rutschigen Steinen fest und versuchte aufzustehen.
Der Schmerz explodierte in mir und ich sackte erschöpft zusammen.
Ich hatte trotzdem noch einen Blick über das Fenster erhaschen können.
Lini wurde in den Wagen gestoßen und sie fuhren los.
Es war zu spät.
Und wessen Schuld war das alles noch mal. Ach, ja: JADEN!
Ich drehte mich um. Er lag da an die Wand gesunken. Blut floss ihm aus dem Mund und er war ohnmächtig.
Ich kroch zu ihm.
Am liebsten würde ich ihn erwürgen!
Ich überlegte für welches Gefühl ich mich entscheiden sollte.
Entweder ich bringe diesen Verräter jetzt um, oder ich versorge ihn.
Schwierige Entscheidung.
Hmmmm.
Stöhnend öffnete er die Augen.
„Rose“, flüsterte er.
„Ja“, sagte ich und ignorierte den Schmerz der dabei in meinen Kopf brannte.
„Ich bin kein Verräter“, flüsterte er weiter. Seine Stimme brach und man sah wie viel Anstrengung es ihm kostete überhaupt zu sprechen.
„Ist ja schon gut. Du musst nicht sprechen“, beruhigte ich ihn. Das Blut aus seinen Mund floss schneller wenn er redete.
„Nein, ich muss es jetzt sagen! Jetzt oder nie!“, er hustete. Das Blut bildete Bläschen.
„Schhht. Erzähl es mir später“, ich war zutiefst beunruhigt. Er war schwach und das sprechen machte es nur noch schlimmer.
„Nein!“, er hustete und erbrach sich mit einem Schwall Blut.
„Ich. Liebe. Dich“, hauchte er noch und dann sackte er weg.

Ich starrte ihn an. Er hatte gesagt er liebt mich. Ich wusste nicht ob ich das glauben sollte.
Doch dann schaltete sich mein Hirn wieder ein.
„Scheiße“, fluchte ich.
Er ist doch wohl nicht Tod?!
Hektisch versuchte ich seinen Puls zu spüren.
Nichts!
Noch nicht mal der leiseste Schlag.
Ich sackte seitlich weg und fing an zu schluchzen.
Egal wie sehr er mir wehgetan hatte, ich leibte ihn immer noch. Man konnte halt nichts gegen die Liebe machen und vor allem konnte man sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebte.
Und ich hatte mich in einen Verrätervampir verliebt!
Mein Schluchzern wurde lauter bis…
Momentmal!
Vampire sind ja schon Tod!
Die haben überhaupt keinen Herzschlag!
Erleichterung durchströmte mich.
Aber, konnte man noch mal sterben…
Ich meinte so richtig, nichts mit Wiederkehr und so. Mausetod?
Und vor allem…woran erkennt man das?
Ich blickte Jaden an.
Er lag in einer riesigen Blutpfütze.
Seine Augen waren geschlossen und seine Fangzähne waren weit ausgefahren.
Er sah ziemlich Tod aus.
Verdammt!
Ich überlegte. Wie kann man einem Vampir helfen, nicht zu Sterben.
Die Antwort lag direkt vor meiner Nase. Beziehungsweise, es stank erbärmlich danach.
Nach Blut!
Vampir-Blut=Tod
Vampir+Blut=…keine Ahnung, Leben oder so.
Okay, er brachte also Blut.
Wo bekomme ich so schnell denn Blut her!
Ich blickte mich um und erblickte dabei meine noch Blutenden Handgelenke.
Unsicherheit übermahnte mich.
Nicht weil ihm mein Blut verweigern möchte, sondern weil ich kein normales Blut habe.
Ich wusste nicht wie er darauf reagieren würde.
Doch ein Blick in sein vollkommenes Gesicht und mein Herz gaben mir die Antwort.
Tu es, schrie es!
Ich kniete mich neben ihm und drehte seinen Kopf richtig.
Dann Hielt ich mein Handgelenk über seine leicht geöffneten Lippen und ließ das Blut hinein tröpfeln.
Erst passierte nichts und die Zweifel kamen wieder hoch, doch dann röchelte er.
Es war ein sehr leises Röcheln, das normale Menschen nicht gehört hätten, doch ich hörte es und hätte am liebsten die ganze Welt umarmen können.
„Trink“, flüsterte ich und drückte mein Handgelenk gegen seine Lippen.
Doch es passierte etwas mit dem ich nie im Leben gerechnet hätte.
Er drehte seinen Kopf weg.
…HÄ?!
„Sag mal“, begann ich.
Wie dumm kann man eigentlich sein?!
Gewaltsam drehte ich seinen Kopf wieder und presste mein Handgelenk gegen seine Fangzähne.
Ich merkte wie er versuchte, mein Blut nicht zu trinken, doch dann gingen seine Instinkte mit ihm durch.
Seine Fangzähne bohrten sich in mein Handgelenk und er begann hastig zu trinken.
Es tat nicht weh, es fühlte sich wie ein Trance Zustand an.
Ich spürte wie das Leben langsam wieder in ihn zurückkehrte.
„Du musst einen Arzt holen, dein Blut kann leider nichts gegen Verletzungen machen“, sagte er und ließ von meinem Handgelenk ab.
Ich nickte und eilte davon.
Man! Wussten die Kerle eigentlich wie sehr man jemanden mit diesem Ich-Liebe-Dich aus der Fassung bringen kann?!
Bestimmt nicht!
Ich wette hatte er das nur aus Eifersucht gebracht!
Revier Verteidigung oder so!
Ha! Jake kann er sowieso nicht als Konkurrenz ansehen. Den habe ich schon auf die schwarze Liste gesetzt.
Das heißt: Falls ich dieses Arsch jemals wieder sehe, bring ich ihn um!
Doch jetzt Schluss mit meinen Mordplänen!
Ich eilte durch dieses Monströse Gebäude und versuchte irgendwen ausfindig zu machen.
Doch hier war weit und breit NIEMAND!
Das regt einen irgendwie auf, wenn der Mann den ich liebe, in einen Turm sitzt und auf Ärztlichen Beistand hofft, weil er sonst sterben könnte!
Aber anscheinend interessiert hier das niemanden!
Wie groß kann eigentlich so ein Bösewicht-Schloss sein!
Ich raste gerade an einer Tür mit der Aufschrift Waffenkammer vorbei.
Stopp!
Ruckartig blieb ich stehen und schaute noch mal den Gang entlang während ich in die Waffenkammer huschte.

Es machte Spaß wieder die Killerin zu sein.
Ich war jetzt schon ein paar vereinzelten Seelen begegnet.
Sie sind jetzt alle Tod.
Pech für sie, wenn sie in ihrem Leben kein Arztstudium gehabt haben!
Meine neuen Waffen fühlten sich gut an. So vertraut…was wohl daran lag, dass es auch meine Waffen waren! Jake hatte sie anscheinend in die Waffenkammer geschmissen.
Ja genau, GESCHMISSEN!
Dem werde ich es schon noch heimzahlen!
„Hey du!“, schrie eine Stimme und riss mich aus meinen Gedanken.
Ich war jetzt kurz vor dem Kerker und ein Wächter hatte mich wohl bemerkt. Sein Problem!
„Was denn“, sagte ich zuckersüß und wandte mich zu ihm.
Er war ein Zauberer.
„Du bist nicht befugt hier zu sein“, knurrte er und musterte mich interessiert.
„Ich sollte auch nur etwas fragen“, sagte ich und lächelte Engelsgleich.
„Und was?!“
Wie unfreundlich.
„Bist du zufälligerweise Arzt, oder kannst Verletzungen heilen?“
Er schnaubte abfällig.
„Sehe ich den so aus?!“
Bevor er noch irgendetwas sagen konnte, schnellte ich vor und stach ihn mit meinem Schwert in die Brust.
Er war sofort Tod.
Grinsend stieg ich über seinen Leichnam und wagte mich weiter vor zum Kerker.
Es war hier kalt und ich fröstelte.
Außerdem war hier die Beleuchtung beschissen.
Das hieß: Mir war arschkalt und ich sah nichts.
Ich tapste weiter, ging von Zelle zu Zelle.
„Rose“, hörte ich eine schwache Stimme fragen.
Ich spähte genauer in die Zelle vor der ich jetzt stand.
„Dave“, oh mein Gott!
Er lag zusammengekauert in einer Ecke.
In Lumpen gehüllt und geschunden.
„Hey, ich bin auch noch hier“, meinte eine Stimme.
Ich schaute weiter und sah Marek.
Er sah ebenfalls stark mitgenommen aus.
Sein Lächeln wirkte anstrengend und schmerzhaft.
Ich sagte nichts. Ich starrte ihn einfach an.
Sein Lächeln verblasste.
„Ich weiß was du jetzt denkst. Ich war doch bei Jake, wieso sitze ich dann hier, wo ich doch anscheinend zu ihm gehörte.“
Ich hob eine Augenbraue.
Er hatte es erfasst.
„Tja, dass liegt wohl daran, dass er mich verarscht hatte. Er lockte mich unter einem Anderen Vorwand hierher und jetzt sitze ich hier, weil ich bei seinem Scheiß nicht mitmachen wollte. Auch bei der Versuchten Vergewaltigung von ihm an dir, habe ich Kaden nicht aufgehalten, als er dir helfen wollte. Ich war nie auf Jakes Seite gewesen.“
Ohhhhh…ähm…ich bin echt ein misstrauischer Mensch.
„Und warum hatte er dich hierher gelockt?“
Er sah mich traurig an.
„Er hatte was mit meiner kleinen Schwester. Ich verbot ihr ihn weiter zusehen, weil ich ihn für einen schlechten Umgang hielt. Tja, dass hatte ihm anscheinend nicht gepasst.“
So viel also zu Ich-Liebe-Dich. PAH! Arsch!
„Dann will ich euch mal hier rausholen.“
Ich schluckte.
Diese Zelle weckte ungewollte Erinnerungen. Ich verbahnte sie wieder.
„Was ist“, fragte Marek.
„Nichts. Ich kenne nur jemanden, der auch hinter Gitter sitzt und dem ich nicht helfen kann, weil er dort von der Behörde festgehalten wird. Na ja egal“, murmelte ich zu schnell.
Marek starrte mich noch eine Weile prüfend an, doch ich ignorierte ihn.
Ich überlegte eine Weile, bis ich eine Idee hatte wie ich sie daraus holen konnte.
Ich rannte zum Leichnam zurück und wühlte durch seine Uniform.
Gesucht, gefunden.
Stolz hielt ich meinen Schatz in der Hand. Der Zellenschlüsselbund.
Ich rannte zurück und verharrte vor der Gittertür.
Ich hatte keine Ahnung welcher Schlüssel es war und es hingen nicht gerade wenige Schlüssel an dem Bund.
„Och scheiße“, fluchte ich.
Ich hörte Mareks Seufzer.
Das konnte ja noch heiter werden.
Ich war nämlich kein sehr geduldiger Mensch.
Und wenn ich wütend war, war ich unberechenbar.
Vor allem in dieser Gestalt.

Schwer atmend stand ich vor einem riesigen Loch.
Ich hatte die Beherrschung verloren und hatte dann aus Wut das ganze Zellengitter wegexplodieren lassen. Leider sind dabei auch Teile von den Wänden weggesprengt worden.
Ich meine, wer regt sich denn nicht auf, wenn er bei dem 135 Schlüssel angelangt ist und der auch nicht passt?!
„Wieso hast du’s denn nicht gleich so gemacht“, meinte Marek und kroch unter Trümmerteilen hervor.
Ich warf ihm einen bösen Blick zu.
„Schnapp dir Dave und dann los“, drängte ich ihn.
Langsam klopfte er sich den Staub von den Lumpen. Es änderte nichts.
„Beweg deinen Arsch du Idiot! Jaden kann schon Tod sein“, fauchte ich aufgebracht.
Es reichte mir!
„Der ist doch schon Tod“, witzelte Marek, setze sich aber in Bewegung.
Ich knurrte.
Ich verstand ihn echt nicht. Während meiner Schlüsselsuche hatte ich ihm nebenbei erzählt was Jaden passiert ist und in welchen Zustand er sich gerade befindet.
Ihm ging das am Arsch vorbei. Okay…Jaden hatte ihn auch ins Verließ gesteckt aber man muss ja nicht so nachtragend sein!
Als Marek endlich unter Trümmern Dave fand, war dieser bewusstlos.
Ich seufzte gequält.
„Und jetzt“, fragte Marek mich gelangweilt.
„Was verstehst du nicht unter >>Schnapp die Dave<<“, sagte ich und grinste teuflisch.
Seine Augen weiteten sich ungläubig.
„WAS?! Ich soll Dave tragen! Und zwar bis nach ganz oben zum Turm!“
„Genau das, wirst du jetzt tun“, sagte ich und ging davon.
Als ich mich umdrehte stand Marek mit Dave in den Armen und schaute mich böse an.
„Bereit“, fragte ich.
„Nein!“
„Gut“, sagte ich und marschierte los.

„Du musst echt der Teufel sein“, maulte er.
Hallo?! Wir hatten gerade mal die erste Etage erreicht und schon ist er ununterbrochen am rum meckern.
„Du hast es erfasst“, schnaubte ich genervt.
„Ich wusste es“, keuchte er unter Anstrengung.
Was für ne Memme.
Ich wollte gerade etwas darauf erwidern, als ich es hörte. Fußtrampeln.
Ich blieb stehen und lauschte.
„Was ist denn jetzt los?!“, fragte mich Marek aufgebracht.
Ich bedeutete ihm still zu sein.
Scheiße!
Das Fußtrampeln, was eindeutig von sehr vielen Füßen stammt, kam von vor uns.
Dem einzigen Ausweg.
Es sei denn wir wären so dumm und würden zurück ins Verließ rennen.
Mareks Gesichtsausdruck erstarrte.
Ich blickte ihn traurig an.
„Geh, Marek! Rette dich und Dave! Hilf Jaden und finde Lini und André!“
Er starrte mich entsetzt an.
„Sag mir, dass das alles nur ein Scherz war!“
Die Schritte kamen immer näher und ich schüttelte bedauernd den Kopf.
„Das kann ich nicht. Du wirst Lini in der Hölle finden.“
Dies waren wahrscheinlich meine letzten Worte an ihn.
Dann schossen um die Ecke eine Gruppe Vampire.
Sie fauchten als sie mich sahen und blieben stehen.
Ich stellte mich schützend vor Marek und zückte eins meiner Schwerter.
Ein Vampir trat aus der Menge.
Es war Roy. Den Typen der sich mein Fuck you nicht anhören wollte.
„So sieht man sich wieder“, grummelte er.
„Stimmt. Hast ja auch keine Zeit zum Schlafen gefunden.“
Er schaute mich böse an.
„Du weißt warum wir hier sind, oder?“, fragte dieser Affe doch tatsächlich.
Ich antwortete ihm nicht.
Warum auch.
Er beantwortete die Frage sowieso selber.
„Weil, wir dich jetzt mit nehmen.“
Ich stellte mich breitbeinig hin.
„Ihr wisst schon das ich nicht kampflos mitgehe, oder“, fragte ich angriffslustig.
Wie lange was es noch mal her, dass ich mir einen richtigen Kampf geleistet habe?
Zu lange.
Er lachte boshaft.
„Ja das wissen wir. Deshalb sind wir auch so viele.“
Gut! Dieser Typ unterschätzte mich nicht.
Ich drehte meinen Kopf leicht zu Marek.
„Wenn ich los sag, rennst du“, flüsterte ich ihm zu.
Bevor er auch nur ansatzweise etwas begriffen hatte stürzte ich mich mit schwingendem Schwert auf die Vampir Meute.
Als ob sie nur darauf gewartet hätten stürzten auch sie sich auf mich.
„LOS!“; brüllte ich und registrierte erleichtert, dass Marek tatsächlich auf mich gehört hatte.
Er rannte als ob es um sein Leben ging (was es auch tat) an der Meute vorbei.
Als er diese hinter sich gelassen hatte drehte er sich noch einmal zu mir um.
„Ich weiß, dass wir uns wieder sehen werden.“
Dann verschwand er.


Ich weiß nicht wie lange wir nun schon kämpften.
Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
Mittlerweile hatte ich auch keine Waffen mehr.
Und wollt ihr wirklich wissen womit ich nun kämpfte?
Wollt ihr das wirklich wissen?
Mit den Armen und Beinen der von mir schon erledigten Vampire.
Ich weiß, klingt brutal. Aber was andres lag hier einfach nicht rum. Die Anzahl der Vampire war schon merklich geschrumpft. Aber ich hatte auch schon so einiges Abbekommen.
Meine Schwingen waren Blutüberströmt und zerfetzt, einige Bisswunden zierten meinen Körper und ich hatte einfach keine Kraft mehr.
Unter Mühe hielt ich mich auf den Beinen. Ich zitterte stark.
„Willst du nicht langsam aufgeben“, fragte mich Ray. Er hatte sich die ganze Zeit nur im Hintergrund gehalten.
„Niemals“, keuchte ich.
Ich hatte mich noch nie so geschwächt gefühlt. Meine Kraftgrenze hatte ich schon längst hinter mir gelassen. Ich konnte ihn noch nicht mal mehr winken.
Als ich dem nächsten Vampir den Knochen eines anderen Vampirs ins Herz rammte und der Tod umfiel wusste ich es.
Diesen Kampf konnte ich nicht gewinnen. Ungefähr 16 Vampire hatte ich umgebracht und vor mir standen noch sieben weitere plus Ray.
Ich weiß, jeder andere hätte sein verlieren schon von Anfang an gewusst. Doch ich nicht. Ich war ein Optimist in dieser Sache, denn ich bin schon aus so mancher Auswegsloseren Situation herausgekommen.
Nur war ich in diesen Situationen nie vorher in Gefangenschaft gewesen. Ich war immer vorbeireitet gewesen. Bis jetzt.
„Ich sehe doch, wie du dich nur mit Mühe auf den Beinen halten kannst“, lachte dieses Toastbrot. Jaja, ich hatte ihn Toastbrot getauft. Problem?!
Ich stützte mich an der Wand ab.
Meine Beine hielten mich kaum noch und ich dachte ich müsste mich jeden Moment übergeben.
Mein Herz pumpte so schnell, dass ich gleich umkippte und meine Seitenstiche wurden unerträglich.
Ray hielt die restlichen Vampire fest und wartete. Wartete darauf das ich mich Ergab.
Und damit meinte ich nicht meinen Mageninhalt.
Mit zittrigen Knien schlich ich zu ihm. Mein Körper war kurz davor mir den Dienst zu versagen, doch ich zwang ihn dazu nur noch ein paar Meter zu gehen.
Als ich endlich vor Ray stand, sah der mich selbstgefällig an.
Toastbrot dachte doch tatsächlich das ich mich aufgeben würde.
Wie er sich da täuschte.
„Lieber würd ich zum Regenwurm mutieren“, sagte ich und spuckte ihm ins Gesicht.
Zu mehr war mein Körper nicht mehr fähig.
Ich sackte weg und sah nur noch Rays wutverzerrtes Gesicht.
Dann umhüllte mich wohlige Schwärze und ich war noch nie so glücklich gewesen ohnmächtig zu werden.
Vielleicht starb ich ja?

Als ich zu mir kam ließ ich meine Augen noch geschlossen.
Wer weiß was mich erwartete, wenn ich die Augen öffnete?
Ich war eindeutig gefesselt.
Meine Arme waren mir hinter dem Rücken und meine Beine waren nebeneinander zusammengebunden.
Ich lag auf irgendetwas hartem, das ruckelte.
Und dann vernahm ich die Stimmen.
„Wann sind wir denn endlich da?“, fragte irgendeine Stimme die ich nicht kannte.
Innerlich nannte ich ihn Baby.
„Ich habe dir doch schon gesagt, ich weiß es nicht!“, schrie eindeutig Toastbrot.
„Ist ja nicht so als wäre ich jeden Tag in der Hölle!“, schrie er weiter.
Ah, ich bin also in der Hölle.
Gut zu wissen.
Ich spürte wie dieser Ort mir Kraft zuschickte.
Ich fühlte mich wieder einigermaßen Gesund und das dank der Hölle.
Ja, wahrscheinlich war ich die erste Peron, die der Hölle dankte.
Mein Vater wusste sicherlich über meine Anwesendheit bescheid.
Er wusste über alles bescheid was hier passierte und ich sehnte mich nach ihm. Nach meinem Zuhause, einem Ort wo ich die sein kann die ich bin.
„Was passiert eigentlich mit der da?“, ich wusste ganz genau das Baby in diesem Augenblick auf mich zeigte.
„Für sie werden wir uns schon was kreatives Einfallen“, Toastbrot lachte boshaft.
„Wieso behalten wir sie nicht einfach?“
„Wie meinst du das?“
„Na ja du weißt schon…hast du sie dir mal angeguckt? Mit ihr an unserer Seite könnten wir überall punkten.“
Eine Weile blieb es Still und ich war kurz davor die Augen zu öffnen.
„Das wollte unser Meister erst auch. Aber sie würde sich nie darauf einlassen.“
„Schade eigentlich. Was für eine Verschwendung.“
Beide seufzten.
Hallo?! Ich war anwesend ihr Schwachmaten!
Langsam öffnete ich die Augen und lugte unter meinen Wimpern hervor.
Ich lag auf einen Karren, der durch die Hölle wackelte, Toastbrot und Baby saßen vorne und traben die Pferde an.
Höllenpferde.
Es waren schwarze riesige Rösser aus deren Nüstern Feuer spie.
Ihre Augen waren ebenfalls Feuerrot.
Wo hatten die beiden Dumpfbacken den diese Pferde her?
Einzig und allein der Teufel besaß diese Pferde.
Das sah gar nicht gut aus.
Steckte mein Vater etwa mit ihnen unter einer Decke?
Das kann doch nicht sein?
Ich mein, er war mein Vater!
Er würde mich niemals Entführen lassen!
Oder so behandeln lassen!
Oder?

Ich war wieder eingeschlafen und träumte.
In meinem Traum träumte ich von einem Jungen.
Er war 17.
Der Junge lag angekettet in einer Ecke zusammengekauert und träumte von einem besseren Leben. Von einem Leben an dem Tageslicht. Wo er nicht verboten war und wo er seine Familie sehen konnte. In einem Leben, in dem die Menschen erkannten was sie ihm angetan hatten. Indem er leben konnte wie jeder andere auch. Eine faire Chance hatte. Aber vor allem ein Leben.
Ich kannte diesen Jungen und es war lange her das ich von ihm geträumt geschweige denn gesehen hatte. Ich musste ihn unbedingt wieder Besuchen gehen. Das war ich ihm Schuldig.
Er hatte kein so gutes Los wie ich bekommen. Gefangen für etwas auf das er nie einen Einfluss hatte, für das er nie etwas konnte und wofür man ihn auch nie gefragt hatte.
Sein Leben lang in Ketten liegen und darüber nachdenken warum gerade er?
Tränen strömten mir über das Gesicht. Tiefe Traurigkeit erfüllte mich.
Ich stand es mir ein.
Ich hatte ihn vergessen und zurückgelassen. Unbewusst seelische Schmerzen zugefügt, indem ich ihn verstaß.
Ich hatte ihn verdrängt.
Denn ohne ihn war mein eigenes Leben um einiges Einfacher. Ich ging egoistisch meine Weg ohne auch nur einmal daran zu denken, dass sein Leben noch viel schlimmer war als meines.
Nein, ich dachte immer nur an mein eigenes Leid. An alles was mir passiert war, dachte aber nie an ihn und sein Leben. Was sollte er schon großartig darüber sagen. Er hatte ja nie etwas erreicht. Erreichen können, denn er war sein ganzes Leben lang eingesperrt.
Ein Entschluss entfachte sich kraftvoll in meiner Brust.
Wenn ich diese ganze Sache überstehe werde ich ihm Helfen.
Werde ich meinen Bruder befreien.

Murrend streifte ich denn Traum von mir ab und schlug die Augen auf.
Im ersten Augenblick erkannte ich nichts.
Panik beschlich mich.
Doch dann gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit.
Ich war in einer schmutzigen Zelle.
Gammliges Stroh und ein Napf. Das war das einzige was in dieser Zelle war.
Es gab kein Fenster und es war stockdunkel, weil sich mein Gefängnis wahrscheinlich tief unter der Erde befand. Klar war ich tief unter der Erde! Ich war in der Hölle!
Meine Zelle lag anscheinend noch tiefer als die Hölle selbst. Denn die Hölle war eigentlich eher hell.
Lag wohl daran, dass die Hölle ne Insel ist.
Es stimmt. Die Hölle ist eine Insel. Eine tropische, wunderschöne Insel.
Das Fegefeuer befand sich in dem Inselvulkan.
Wirklich kein schöner Ort, dieser Vulkan. Wenn man nah genug war, hörte man die schmerzerfüllten Stimmen der Seelen.
Jetzt denkt ihr wahrscheinlich, na gut dann ist das Leben aber sicherlich nach dem Fegefeuer schön hier.
Nein, das stimmt überhaupt nicht. Die Seelen, die dann das Fegefeuer verlassen, müssen um ihr überleben kämpfen. Außerdem passiert jeden Tag irgendein riesiges Unglück und wenn die Seelen dabei umkommen, landen sie wieder im Fegefeuer. Es ist ein Teufelskreis. Wie der Name schon sagt, vom Teufel persönlich erfunden.
Für mich war das Leben hier eigentlich ganz in Ordnung. Denn mir passierte nichts, ich musste nicht ums überleben kämpfen, denn der Palast meines Vaters bot alles. Ich wurde nicht von irgendwelchen Unglücken umgebracht, denn ich stand unter dem Schutz meines Vaters und die Unglücke machten immer einen Bogen um mich.
Ich konnte hier Urlaub machen. Mich an den Strand pflanzen, ins Meer schauen und dabei die von einem Diener angereichte Kokosmilch schlürfen.
Aber natürlich nicht ohne die Höllenmilch.
Nein, die Höllenmilch war nichts zum Trinken. Sie war wie die Sonnenmilch, nur für die Höllentemperaturen. Hier unten herrschte nämlich ein SEHR hohes Klima.
Trug man nicht die Höllenmilch auf der Haut, starb man hier nach ein paar Tagen an Verbrennungen und Organversagen. Und die armen Seelen konnten sich auch nicht im Meer abkühlen, da sonst irgendein Ungeheuer kommen und sie auffressen würde.
Also, ich würde ich wirklich nicht empfehlen in der Hölle zu landen.
Aber laut meinen Vater ist der Himmel auch nicht viel besser.
Bei uns kannst du ja noch böse sein und tun was du willst.
Mörder würden es toll bei uns finden. Sie bringen Leute um und die landen nach dem wahrscheinlich qualvollen Tod im Fegefeuer erleiden dort Höllenqualen (Jaja, daher stammt das Wort) und nachdem sie wieder auf der Insel sind kann der Mörder sie noch einmal umbringen. Und das immer und immer wieder.
Aber jetzt zum Himmel.
Anscheinend soll dort alles wie Zuckerwatte aussehen. Man lebt auf Wolken und trägt diese Komischen langen Gewänder, die aussehen als ob man Jesus imitieren möchte. Ach ja und um dem Jesus-Outfit den letzten Schliff zu geben trägt man dazu auch noch Sandalen.
Jeder ist freundlich, herzensgütig und hatte weiße Engelsflügelchen auf dem Rücken.
Außerdem ist alles flauschig und bequem.
Es gibt keine Terroristen (die sind ja alle bei uns) die ihre Zuckerwattestadt zerstören und es gibt auch keine Unglücke (sind auch alle bei uns). Es ist jeden Tag ein angenehmer Sommertag.
Manchmal lassen die Engel auch unabsichtlich was von einer Wolke fallen, das dann auf der Erde landet.
Genau, daher stammt die George Clooney Werbung, in der er eine Cafémaschine kaufen will und als er den Laden verlässt, vom Klavier erschlagen wird, das vom Himmel fällt.
Na ja…dann würde ich ja doch lieber in der Hölle leben, aber jeder so wie er will.
Ach ja ein Nachteil am Himmel ist wenn man einmal etwas böses Tut, zum Beispiel jemanden beleidigen (eine Kleinigkeit), landet man automatisch in der Hölle als gefallener Engel.
Ein quietschen riss mich aus meinen Gedanken und ich schaute auf.
Vor meiner Zellentür stand ein Vampir.
Er schaute mich boshaft an und hielt einen Gegenstand in der Hand.
Oh mein Gott!
Es war eine Spritze. Wenn man etwas über mich wissen sollte, dann das ich tierische Angst vor Spritzen habe. Ich kann einfach nicht anders. Ich bekam jedes Mal ausgewachsene Panikattacken wenn ich eine sah. Ist euch mal aufgefallen wie spitz die Dinger sind?
Oder wie leicht sie sich in die Haut bohren können? Wie ekelig das aussieht? Nein? Also, mir schon!
Ganz ruhig, Rose!
Da steht nur ein böser Vampir mit einer RIESIGEN Spritze in der Hand, die er dir wahrscheinlich irgendwo reinrammen wird und dann irgendetwas für dich nicht gutes passieren wird.
Ich bin echt nicht gut in mir selber gut zureden.
Meine Angst wurde noch größer.
Ich weiß das war albern vor einer Spritze Angst zu haben, wo ich doch eine Killerin bin und jeder Gefahr trotze.
Ich bin aber auch nur ein Mensch!
Okay…das war gelogen. Ich war kein Mensch, aber…aber so gut wie!
Fakt ist jetzt aber, das dieser Typ hinter dem Gitter stand uns sich jetzt sicherlich einen Teuflischen Plan ausdachte, der sicherlich etwas mit dieser Höllenspritze zu tun hatte.
Man! Sogar in Gedanken konnte ich es nicht lassen mit Wörtern zu spielen! TEUFLISCHER-plan, HÖLLEN-spritze.
Ich sollte mich untersuchen lassen.
Leider kannte ich keinen Arzt. Mhhh, vielleicht konnte Dr. Schneider mir einen Empfehlen.
Auch sollte man über mich wissen, dass meine Gedankengänge einfach nur schrecklich sind!
Ein böses Lachen riss mich aus meinen Gedanken.
„Man! Deinen Gedanken zu lauschen, ist fast so witzig wie das anbetteln der Menschen, die ich töten will und die das nicht wollen.“
Also ich wüsste jetzt echt nicht was daran so lustig ist!
„Also ich schon! Weißt du, du musst mal überlegen. Dann war das letzte was sie getan haben, nämlich das betteln um ihr Leben. Und es hat nichts gebracht.“
Aha…ich verstehe immer noch nicht was daran so lustig sein soll.
Gestörter Freak. Nein, gestörter Vampir!
…MOMENTMAL!
„Was machst du mieses Arsch, in meinen Gedanken!“
Alarmstufe Rot!
„Interessant. Du hast sogar verschiedene Alarmstufen in deinem Kopf!“
„Was verstehst du nicht an RAUS AUS MEINEM KOPF!!“
Schon mal was von Privatsphäre gehört!
Idiot!
So langsam wurden mir Vampire immer unsympathischer!
Er lachte wieder und eine Gänsehaut überdeckte meine Haut.
Nicht weil ich ihn attraktiv fand. Nein, sondern weil sein Lachen das gleiche Gefühl in mir hervorhob als würde jemand mit seinen Fingernägeln über eine Tafel kratzen.
Ich hasste dieses Gefühl!
Und genau dieses Gefühl hob er mit seinem Lachen hervor. Gruselig!
Schlagartig hörte er auf zu Lachen. Er funkelte mich böse an.
Nur so am Rande, aber er funkelte mich böse an UND hielt dabei dieses Foltergerät in der Hand.
Dieser Anblick hob Albträume hervor!
„So, nun wieder zum nervigen Teil im Leben. Ich werde dir jetzt diese Spritze verabreichen und dann gehen“, er sagte dies so, als würde es ums Wetter gehen.
Die Stimmung ist bewölkt mit Aussicht auf schmerzhafte Spritzenstiche. Im Anschluss könnte ein wahnsinniges Lachen folgen, ansonsten verhält es sich ruhig.
Ja genau! Ich lass mich doch nicht verarschen!
Er grinste mich schief an.
Obwohl er sehr gut aussah, kam er nicht annähernd an Jaden ran. HAHA!
Sein Grinsen wurde zu einer eisernen Maske.
„Was soll das denn heißen?! Diesen Typen wirste sowieso nie wieder sehen!“
Verletztes Ego?
„Oh, da hab ich aber einen ganz schlauen Vorschlag für dich. HÖR DOCH MEINE GEDANKEN NICHT AB!“
„So langsam reicht es mir“, knurrte er und stieß die Zellentür auf.
Normalerweise hätte ich mich jetzt auf meinen Gegner gestürzt.
Nur Leider sah diese Sache hier etwas anders aus.
Ich hatte keine Waffen.
Der Typ war ein Vampir.
Er konnte meine Gedanken lesen.
Und, der wohl wichtigste Grund, er hatte eine Spritze in der Hand.
Er kam auf mich zu und ich verkroch mich immer weiter.
Doch irgendwann spürte ich die feuchte Wand in meinem Rücken.
Die Panik schlich sich hoch und ich blickte meine Angst direkt an.
Von Spritze zu Angesicht.
Von Nadel zu Auge.
Man, ich hatte eindeutig die schlechtere Karte.
Der Typ stand jetzt direkt vor mir und wedelte mit der Spritze rum.
Ich starrte ihn entgeistert an.
Was macht der da?
Und dann stach er zu.
Einfach so, ohne mich vorzuwarnen?
Der Stich war nicht annähernd so schmervoll wie ich mir das vorgestellt hatte.
Trotzdem linderte dies meine Angst bezüglich Spritzen nicht im Geringsten.
Ich spürte die Flüssigkeit meine Nervenbahnen entlang fließen, spürte mein Herz schneller schlagen und spürte wie meine Pupillen sich weiteten.
„Was war da drin“, flüsterte ich.
Er lachte.
„Das wirst du noch früh genug erfahren.“
Dann verschwand er und ließ mich mit meiner bösen Vorahnung alleine.

„Jaden!“, schrie ich diese Trübsal blasende Kartoffel an.
Er schaute mich herzerreisend an.
„Was“, nuschelte er unglücklich.
Er, Dave und ich wanderten durch die Hölle auf der Suche nach Rose.
Echt schön hier.
Ob es diesen Ort auch in einem Reisekatalog gibt?
Das einzige was die Idylle zerstörte waren diese Beiden Blumentöpfe!
Dave und Jaden leideten unter Herzschmerz. Liebeskummer.
Dave wegen André und Jaden wegen Rose.
Sie aßen kaum noch was, redeten nicht mehr, schliefen nur noch selten, fehlte nur noch das sie sich jeden Abend Titanic reinziehen und dabei Chips und Schokolade in sich reinstopfen.
Und das sollen Männer sein?!
Ich bin 16, verdammt!
Und jetzt kann ich mich um zwei Liebeskranke Heulsusen kümmern, während wir durch die Hölle marschieren und nebenbei Rose suchen! Nicht zu vergessen, versuchen nicht zu sterben!
Wenn meine kleine Schwester mich jetzt sehen könnte, lächelte ich.
Sie war meine Zwillingsschwester und so was wie meine beste Freundin.
Und statt jetzt mit ihr rumzualbern, sitze ich hier in der Hölle!
Wegen meiner kleinen Schwester, Tamara!
Meine Zwillingsschwester Flo, fehlte mir.
Tamara nicht!
Ich weiß so was sollte man nicht über kleinere Geschwister sagen, aber ich konnte sie einfach nicht leiden.
Ich hasste sie nicht, aber ich mochte sie auch nicht.
Es lag einfach daran das bei uns die Chemie nicht stimmte.
Egal wie nett wir auch zueinander waren, wir verstanden uns einfach nicht.
Ich seufzte.
„Was wolltest du denn jetzt“, fragte Jaden nudelig.
Ja nudelig. Ich brachte einfach ein neues Wort für die Art wie die beiden neuerdings redeten.
Sie nuschelten, grummelten, klingen genervt, versuchen sich das nicht anmerken zu lassen und das alles auf einmal! Also für mich klingt das sehr, sehr nudelig!
„Ach, ich wollt nur überprüfen ob du noch lebst, oder ob du zu nem wandelnden Zombie geworden bist. Ich mein, man weiß ja nie.“
Er grummelte etwas das stark nach einer Beleidigung klang.
„Sei froh, dass ich dich gerettet habe! Hätte ich diesen Typen mit dem Verbandszeugs nicht überfallen, wo wärst du dann bitte schön! Genau! Nämlich nicht hier! Okay wahrscheinlich doch, aber nicht in deinem Körper, sondern als Seele im Fegefeuer, also ein bisschen Dankbarkeit kann ich schon erwarten!“
Bevor dies zu einem Streit ausbrechen konnte murmelte Dave seine ersten Worte seid langem.
„Spürt ihr das auch?“
Wir beide blickten ihn an.
„Was?“
„Na, dieses komische Ziehen im Körper. Und der Schmerz im Kopf:“
Jaden und ich blieben stehen und horchten in uns hinein.
Und dann traf es uns ganz unvorbereitet.
Der Schmerz explodierte im Kopf. Ich spürte nur noch die Hitze und den Wunsch nach Abkühlung, nach Wasser!
Meine Gedärme zogen sich krampfhaft zusammen und ich hatte das Bedürfnis sie auskotzen zu müssen.
„Scheiße! WAS ist das?!“, schrie ich und krümmte mich auf den Boden.
Die anderen taten es mir gleich.
„Wie brauchen…Höllenmilch“, stieß Jaden schmerzhaft heraus.
Mir war ganz egal was das war. Ich wollte es nur jetzt haben!
„Und wo finden wir die“, hauchte ich und winkelte meine Beine wimmernd um meinen Körper.
„Beim Teufel“, flüsterte Jaden schwach ehe er umkippte und sich nicht mehr regte.
„Ach verflucht“, murmelte Dave und kroch zu mir rüber.
„Luzifer wo bist du?“, spukte ich.
Ich habe mich noch nie so sehr nach dem Teufel gesehnt.
Ehe ich auch das Bewusstsein verlor, hörte ich eine sehr beeindruckende Stimme.
Sie klang wie ein Erdbeben und verlieh einem trotzdem das Gefühl, zuhause zu sein.
„Also, meine Minibar hätte ich gerne genau hier und die Tanzfläche hier und…was ist das denn?“
Minibar? Tanzfläche?
Träumte ich?
Dann verlor ich endgültig das Bewusstsein.

„Ach, komm schon! Wach auf!“
So unsanft wie jetzt, wurde ich noch nie geweckt.
Selbst meine Mutter wandte diesen Griff nie an, selbst wenn ich total verspätet bin und sie mich nicht aus den Bett bekommt.
Ich flog schmerzhaft aus dem Bett, nachdem mich jemand heftig gekniffen hatte.
„Ach scheiße!“
Fluchend rieb ich mir den brummenden Schädel und blickte in das Belustigte Gesicht eines Mädchens.
Ich lag auf einen roten Teppich und blickte das Mädchen von unten verwirrt an.
Sie war blond, hatte eine Stupsnase, Sommersprossen und ein freches Grinse, welches sie mir gerade präsentierte.
„Na endlich! Ich dachte schon du würdest nie wieder aufstehen!“
Hä?!
„Also, es kann sein, dass dir diese Frage vollkommen unwichtig erscheint, aber WER ZUM TEUFEL BIST DU?!“
Sie schaute mich weiterhin belustigt an.
„Zum Teufel, der war gut“, feixte sie.
Ich fühlte mich vollkommen verarscht.
„Ich bin Alex“, sagte sie und reichte mir ihre hand, die ich ergriff und mich hochzog.
Sie war nicht viel kleiner als ich.
„Wie alt bist du?“
„15“, war die knappe Antwort. Sie schaute mich genau an.
„15?! Ich hätte dich älter geschätzt“, meinte ich verwirrt.
„Ich weiß“, meinte sie nur und wollte sich schon zum gehen wenden.
„Hey, warte“, meinte ich und dann stockte ich.
Sie hob die Augenbrauen hoch und ich konnte dabei ihre braungold Schimmernden Augen genaustens betrachten. Schöne Farbe.
„Was ist? Warum stockst du?“
„Nun ja“, begann ich und kratzte mich etwas verlegen am Kopf.
„Ich glaub das war das erste mal, dass ich einem Mädchen am gehen hinderte“, murmelte ich.
„Warum?“, kam auch prompt die Antwort.
Ich seufzte.
„Weil die Mädchen sonst immer MICH am gehen hindern“, sagte ich und lachte unsicher.
Sie verstand und kicherte.
„Tja da ich aber kein normales Mädchen bin, wirst du so einiges von mir Ertragen müssen“.
Ich grinste sie schief an.
„Damit habe ich kein Problem.“
Ha! Bei diesen Worten wurde sich doch tatsächlich rot.
Hach, ich mochte dieses Mädchen.
Sie schaute verlegen zu Boden und eine kleine Stille breitete sich im Raum aus.
„Sag mal, wo bin ich eigentlich.“
„In der Hölle“, sagte sie und lächelte mich wieder gerade aus an.
Ah, sie hatte also ihr Selbstvertrauen wieder.
Ich verdrehte die Augen.
„Ich weiß, dass ich in der Hölle bin. Aber wo genau? Das letzte woran ich mich erinnere war an die Planung einer Minibar und einer Tanzfläche.“
Sie lachte.
„Jaja, da haste Luzifer ja ganz in seinem Element erwischt. Er wollte eigentlich immer Architekt werden.“
Mir vielen fast die Augen aus den Kopf.
„Echt jetzt?!“
Sie nickte und ich brach in schallendes Gelächter aus.
Wenn ich das meinen Pfarrer erzählen würde, würde er mich mit Mistgabel und Fackel aus der Kirche jagen!
„Und was bist du? Ich meine, du bist ja auch in der Hölle“, fragte ich und wischte mir die Lachtränen aus den Augen.
Sie blickte mich jetzt wieder ernst an.
„Ich bin ein gefallener Engel und eine Dienerin Luzifers.“
Ich stieß einen pfiff aus.
„Was haste denn so böses getan, dasse aus den Himmel gefallen bist.“
Eine Weile blieb alles Still und dann lachten beide.
Es klang einfach zu sehr nach diesen billigen Anmachspruch: Tat’s weh als du aus dem Himmel gefallen bist?
„Ich hab den zweit wichtigsten Mann dort oben, ne Mistgabel in den Arsch gerammt und seinen Kopf anschließend in ne Toilettenschüssel gesteckt.“
War ja unberechenbar, dieses Mädchen.
„Und warum?“
„Er wollte, dass ich nett zu zwei Oberzicken war. Blondi-Doof und Blondi-Dumm.
Dann wollte er, dass ich als Strafe die Toiletten schrubbe weil ich den Beiden Blondies ne falsche Tönung untergejubelt habe. Ihre Haare waren danach grün! Und dann wollte er das ich seinen Sohn date und dann ist mir der Kragen geplatzt.“
Ich starrte sie an und lachte.
Es war lange her das es mir so gut ging.
„Was war denn so schlimm an dem Typen?“
Sie rüpfte die Nase.
„Das war so ein Nerd. Dicke Hornbrille, fettige Haare, schleimiges Grinsen, widerliche Angewohnheiten und ne dreckige Art.“
„Wow, so viele schönen Eigenschaften in einer Person. Und warum solltest du ihn daten, ich mein du warst ja ein ziemlich schlechter Einfluss?“
Sie blickte mich an und lächelte.
„Meine dortigen Eltern, hatten einen großen Einfluss. Sie waren ehr angesehen und deshalb sollte ich diesen Widerling daten. Damit er das überall herum erzählen konnte. Außerdem bin ich eins der hübschesten Mädchen in seinem Alter und sein Vater war fest davon überzeugt das aus uns was werden würde. Bahhh, einfach nur ekelig!“
Ich grinste und nickte.
Doch plötzlich fiel mir etwas ein.
„Wie bist du denn eigentlich gestorben?“
Ihr Gesichtsausdruck wirkte traurig.
„Amoklauf. Ein Junge den ich gut kannte und mit dem ich mich auch gut verstand war der Amokläufer. Mir wollte er nichts tun, da ich immer nett zu ihm gewesen bin. Doch in einem Raum verlor er die Beherrschung. Er war schon immer in meine beste Freundin verliebt gewesen, doch sie empfand rein gar nichts für ihn. Sie mochte ihn, aber sie liebte ihn nicht. Als er sie in dem Raum fand lachte sie gerade mit einem beliebten Jungen zusammen. Sie wussten noch nichts von dem Amoklauf. Ich war die erste die es erfuhr und das war erst kurz vor dem Raum. Ich wollte die Schule warnen, doch er hatte mich mit in den Raum gezerrt und dort standen meine beste Freundin und der Junge. Der Amokläufer schrie sie an und drückte letztendlich ab, doch ich warf mich dazwischen. Ich war sofort Tod. Das ist auch der Grund warum ich im Himmel gelandet bin, weil ich das Leben meiner besten Freundin rettete und selber dafür starb.“
Sie schaute bekümmert auf den Bode.
Ich war entsetzt.
„Aber…aber warum?“, hauchte ich.
Sie blickte mich unendlich bekümmert an.
„Wenn du jemanden wirklich liebst, dann denkst du nicht lange nach. Du handelst automatisch. Sie war wirklich der beste Mensch den ich kannte. Sie war wie eine Schwester für mich und der einzige Mensch den ich noch hatte. Meine Familie interessierte sich nicht für mich und sie war der einzige Mensch der mir so nah stand. Oft wurden wir auch für Zwillinge gehalten. Und mich damit abfinden zu müssen das sie vielleicht einfach nur starb, weil so ein Idiot ne Eifersuchtsnummer schob, akzeptierte ich nicht. Weißt du, unsere Freundschaft war etwas Besonderes. Sie war nicht wie die meisten Freundschaften heutzutage, in denen man sagte, ja wir bleiben für immer beste Freundinnen und man trennt sich sowieso wieder und hasst die andere dann aus irgendeinem bescheuerten Grund, nein unsere Freundschaft war einzigartig.“
Ich starrte sie an und merkte wie traurig ich selber war.
„Wie lange ist das jetzt her, dein Todestag“, flüsterte ich.
Ich weiß nicht warum, aber ich musste es wissen.
„Ein Jahr.“
Ich umarmte sie. Ich hatte einfach keine Kontrolle darüber, aber ich wusste nur, dass ich sie einfach in den Arm nehmen musste. In solchen Fällen reagierte unser Körper schneller als unser Verstand.
Eine Weile standen wir einfach nur da und ich wusste, dass ich dieses mir eigentlich völlig Fremde Mädchen ins Herz geschlossen hatte. Jetzt wusste ich wie sich Dave und Jaden fühlten, die Rose und André wirklich liebten. Es musste schlimm sein, nicht zu wissen ob der Andere überhaupt noch lebte und wie schlecht es ihm vielleicht gehen konnte und man selber überhaupt nichts dagegen konnte als zu suchen und hoffen auch zu finden.
Ich löste mich von dem Mädchen.
Sie schaute mich an und ich sah eine Tränenspur in ihrem Gesicht.
„Ich hab noch was zu erledigen. Weißt du wo die andern sind?“
Sie nickte und wischte sich über das Gesicht.
„Dritte Tür links“, antwortete sie mit brüchiger Stimme.
Ich nickte und schritt zur Tür.
An der Tür sagte ich: „Ich heiße übrigens Marek:“
Ohne mich noch einmal umzudrehen schritt ich aus der Tür.

Ich war reingeplatzt, ohne anzuklopfen und was erwartete mich in dem Raum.
Jetzt mal abgesehen von Dave und Jaden die sich mit jemanden unterhielten.
Dieser Jemand. Die Teufel. Dieser Luzifer.
Woher ich das wusste?
Nun ja, man begegnet nicht alle Tage jemanden der die Augen des Feuers besitzt, zudem auch noch verdammt gut aussieht (nein, ich bin nicht schwul) und eine riesige Ähnlichkeit mit Rose aufwies.
Als die Tür hinter mir zuschlug blickten mich die drei Männer an und ich bemerkte die ernsthaften Gesichter.
„Was’n los?“
Als Teenager muss man so sprechen. Gehört zum Teenagerdasein.
„Was los ist? Das du deinen kleinen Hintern erst so spät hierhin bewegt hast! Verdammt WO warst du?“, fragte mich Dave. Ah, der Typ besitzt also noch so was wie Stimmbänder. Erstaunlich.
Luzifers Gesichtsausdruck wirkte belustigt.
Ja klar du Sadist! Gefällt die wohl wie ich hier angepisst werde!
„Allerdings“, meinte Sadisti.
Fragend sag ich ihn an. Wollte der jetzt etwa Daves Aussage bekräftigen?!
Er ist doch hier der Obermacker! Er müsste doch am besten wissen wo ich mich aufhalte!
„Weiß ich ja auch.“
HOHO! Da ist aber jemand Oberschlau!
„Mir gefällt das nicht, wie du auf meine Gedanken antwortest.“, knurrte ich.
Och Menno! Meine Schwester Flo ist echt kein guter Einfluss. Normalerweise war ich ziemlich höflich.
Ach ja und wen hatte ich gerade so angemacht? Ach stimmt ja. Den Teufel.
Komme ich dafür jetzt in die Hölle?
Jetzt grinste er mich doch tatsächlich an, doch ich bemerkte etwas. Eine Traurigkeit lag in seinen Augen, die sich nicht beschrieben ließ.
„Hallo?!“, machte Dave auf sich aufmerksam.
Ach ja, den hatte ich ja vollkommen vergessen.
„Ich hatte mich nett mit Alex unterhalten!“
„Wer zum Teufel ist Alex!“
Jetzt grinste Jaden und Dave bemerke seinen Fehler und guckte entschuldigend Luzifer an. Der Übrigens einen sehr schönen schwarzen Anzug trug.
Wie ließen aber schnell das Thema fallen, denn wir alle wussten warum wir wirklich hier waren.
„Wo steckt Rose“, wandte Jaden sich nun an Luzifer.
„Du meinst Kirottu. Nicht sehr weit von hier entfernt.“
Ich bemerkte wie Jadens Augen sich verdunkelten, falls das überhaupt noch möglich war.
„Und warum hast du sie dann nicht befreit!“, schrie er tobend.
Luzifer seufzte.
„Weil ich es nicht kann.“
Wir starrten ihn an.
„Und warum nicht?!“, Jaden ließ sich nicht beirren.
„Weil Vladimir weiß wie er mich aufhalten kann.“
Bevor Jaden ihn noch weiter anbrüllen konnte hob Dave die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Jadens Augen funkelten Gefährlich.
„Woher weißt du, dass er Vladimir heißt“, meinte er.
Luzifer schaute erst jeden von uns eindringlich an, bevor er schließlich antwortete.
„Weil“, begann er, „Er mein Bruder ist.“

Die Welt ist ja sooooo schön. So Bunt! So verschwommen!
„Huiiiiiiiii“, rief ich rannte über meine Blümchenwiese. Leider rannte ich dabei gegen irgendeine Wand und fiel plumpsend auf mein Hinterteil. „Aua“, jammerte ich.
Ich stand nicht auf sondern blieb liegen und fing an zu Lachen.
Ich wusste nicht warum ich es Tat, doch ich hielt es für angebracht, schließlich war doch alles so schön.
Ich kugelte mich und rief „Schmetterling!“
Mein Zugenebeltes Hirn, nahm am Rande war das sich jemand vor die Zellentür gestellt hatte.
„Rose! Oh mein Gott, Rose!”
Ich kringelte mich auf den Boden vor Lachen und rief hin und wieder “Schmetterling!”, „Soooo Schön!“, oder „Uiiiii!“
„Ähm, Rose?“
Ich lachte nur noch lauter und widmete mich dem Sprecher.
„Ohhh, mach Platz Hündchen! Komm, Beifuß!“
Am Rande nahm ich noch weitere Stimmen war, doch ich war viel mehr von meiner tollen Blümchenwiese fasziniert, da dieser Blöder Hund nicht auf mich hören wollte.
„Ich glaub die ist auf Droge“, stellte jemand fest.
„Ist die Blümchenwiese nicht schööööön“, sagte ich kichernd und rannte gegen die nächste Wand.
„Rose“, flüsterte eine Stimme.
Diese Stimme. Mein Gehirn versuchte etwas krampfhaft einzuordnen, versagte aber auf voller Linie.
Ich krabbelte zur Zellentür.
„Warum bin ich eingesperrt?“, ich schmollte und war kurz davor zu heulen.
Meine Blümchenwiese verkommt doch dann hier unten!
„Ich brauche eine Gießkanne!“, schrie ich.
Eine Weile blieb es Ruhig und ich vergaß die dumme Zellentür.
Stattdessen machte ich Purzelbäume auf den Boden.
„Rose“, flüsterte diese Stimme erneut und ich purzelte zur Zellentür.
„Wooooooouuuuuuuwwww, du bist aber heiß“, meinte ich zu einem Mann, der mich komisch anguckte. Ich kannte ihn irgendwo her, doch ich wusste nicht mehr woher.
Er hockte mit mir auf Augenhöhe und blickte mich durch das Gitter an.
„Man! Ich WILL zu dir! Unanständige Dinge direkt vor den Augen meiner Oma machen! Momentmal…hab ich überhaupt ne Oma?“, grübeln ließ ich mich auf den Hintern fallen.
Ich bemerkte noch nen anderen.
„Ich hab’s!“, ich schnipste aufgeregt mit den Fingern.
„Ich habe für Jeden von eich eine Rolle! Du da! Du Junge du bist der Kameramann. Du filmst mich wie ich es mit dem Schnuckel hart treibe während der Hund uns aufgeregt die Kleider vom Leib reißt und das MITTEN im öffentlich Park! Bin ich nicht genial!“, ich war vollkommen begeistert.
„Also ich bin dafür das wir sie jetzt SOFORT hier rausholen!“, meinte der Süße.
„Ja, du willst sicherlich ihren Plan, sofort umsetzen“, knurrte der Junge sarkastisch.
„Und wie machen wir das?“, fragte Hund.
Das war ja super!
„Du kannst ja reden! Ja kann mein Kleiner reden. Ja kann er reden. JAAAAA kann er“, ich sprach in Babysprache mit dem Hund.
War doch nicht so Blöd wie er aussah. Mein Hund kann reden.
Freudig hüpfend rannte ich durch die Gegend.
„Mein Hund kann reden und eurer nicht! Nanenanenana!“
Man war ich glücklich!
Ich hüpfte freudig Runde für Runde und wurde plötzlich über eine Schulter geschmissen.
„Hey! Machen wir Jetzt Pferdchen reiten?“ und kurz davor schmetterte ich: „Jaaaaaaaaaaa.“
Ich bemerkte, dass ich auf dem Rücken von dem Heißen lag und ergriff die Chance und grapschte ihm in den Po.
Ich spürte wie er zusammenzuckte und grapschte nur noch öfter.
Irgendwann fielen mir dann die Augen zu.
Man, war das ein schöner Tag gewesen, aber jetzt bin ich ja SOOOO müde.

Schon bevor ich die Augen öffnete wusste ich, dass etwas passiert war.
Mal abgesehen von der Tatsache, dass ich mit großer Wahrscheinlichkeit, nicht mehr in der Zelle lag hatte ich das Gefühl etwas Getan zu haben. Etwas das ich jetzt fürchterlich bereute.
Stöhnend öffnete ich die Augen und rieb mir meinen schmerzenden Kopf. Er fühlte sich immer so an, wenn ich am Abend davor richtig Betrunken war. Aber das konnte doch nicht sein. Ich war in einer Zelle gewesen verdammt! Da kann man nicht betrunken gewesen sein! Das letzte woran ich mich erinnerte war diese scheiß spritze gewesen! WAS war da drin gewesen?!
Ich hörte wie sich jemand räusperte.
Ich drehte mich zur Seite und blickte in Jadens resigniertes Gesicht. Doch das war mir jetzt so was von egal! „Jaden“, schrie ich und warf mich an seine Brust. Es war so schön seinen Geruch einzuatmen. Seine vertraute nähe zu spüren und zu wissen, dass ein Teil meiner Welt wieder hergestellt ist. Ich hatte ihn wirklich vermisst, da ich dachte er würde vielleicht sogar gestorben sein.
Zögernd und meiner Meinung nach viel zu langsam legte er die Arme um mich.
„Du weißt also wieder, wer ich bin“, flüsterte er rau an mein Ohr.
Sein Atmen kitzelte an meinem Ohr und ich merkte wie mein Herz sich beschleunigte.
Nur Langsam sickerten seine Worte zu mir durch.
„Wieso sollte ich nicht“, fragte ich verwirrt.
„Es hatte etwas mit gestern zu tun.“
Ich überlegte, doch ich hatte nur ein riesiges Blackout in meinen Gedanken.
„Ich erinnere mich nur noch daran, dass mir so ein Freak, was gespritzt hat.“
Ich spürte wie er sich versteifte.
„Jaden. Was war genau passiert?“
Er seufzte.
„Nun ja…du hast sozusagen zugegeben, dass du mich magst.“
Ich hob eine Augenbraue.
„Sozusagen?“
„Ähm, du hast ständig irgendwelche Vorschläge gemacht in den es darum ging das wir es miteinander treiben. Ein sehr kreativer war das wir es im Park machen, während Marek filmt und Dave uns die Kleider vom Leib reißt. Danach hast du mir, als ich dich über die Schulter geworfen habe, ständig in den Arsch gekniffen. Hättest du das getan, wenn du nicht auf Droge gewesen wärst hätte ich ja nichts dagegen gehabt. Aber sich von einer bekifften Rose den Arsch begrapschen lassen, war schon irgendwie gruselig.“
Mein Mund klappte auf und zu. Und auf und zu.
Dann ließ ich mich einfach nur noch seufzend gegen seine Schulter kippen.
„Ich werde Marek und Dave nie wieder unter die Augen treten können“, murmelte ich beschämt während meine Stimme von seinem Körper gedämmt wurde.
Das war einfach nur peinlich.
„Wo sind wir eigentlich“, fragte ich um mich auf andere Gedanken zu bringen.
„Bei deinem Vater“, anscheinend freute Jaden sich genauso um den Themawechsel wie ich.
Freude breitete sich in meinen Bauch aus.
„Aber weißt du worauf ich Lust hätte, bevor du zu deinem Vater rennst“, fragte mich Jaden und grinste.
Ich schaute ihn fragend an.
„Nein, worauf denn?“
Er strahlte mich jetzt mit diesem Typischen umwerfenden Jaden lächeln.
„Auf das“, murmelte er und presste seine Lippen auf meine.
Innerlich fing ich Feuer.
Ich ließ mich auf den Kuss ein, der sich in meine Seele brannte.
Da wir noch im Bett lagen mussten wie hier nicht mehr hin.
Er rollte sich sanft auf mich und wir zogen uns gegenseitig die Kleidung aus.
Seine gierigen Küsse brannten überall dort, wo er mich berührte.
Währenddessen konnte ich mich an seinen perfekten Körper satt sehen.
Ich strich mit den Fingerspitzen über seine seidige Haut und merkte wie er anfing zu schnurren.
Ich kicherte.
„Ich Liebe dich.“
So jetzt waren die drei Magischen Worte meinerseits auch mal gesagt. Wurde ja auch mal Zeit.
Er stoppt kurz in seinem Kuss und sah mir tief in die Augen.
Dann grinste er.
„Ich Liebe dich auch Rose. Aber das weißt du ja schon“, dann küsste er mich und machte weitere Worte unmöglich.
Das wichtigste war ja sowieso schon gesagt worden.

„Wir müssen uns jetzt endlich mal um Lini kümmern, verdammt“, Dave schlug auf den Tisch.
Wir saßen in einem Konferenzraum, den Luzifer uns zugestellt hatte.
Um einen runden Tisch verteilt saßen wir jetzt.
Dave, Marek, Alex, Luzifer, Jaden und ich.
Alex hatte sich und mit viel Elan angeschlossen und ich wurde den Verdacht nicht los, dass zwischen Alex und Marek etwas lief. Lag wohl daran das sie Händchen hielten und sich ständig verliebte Blicke zuwarfen.
Aber was beschwerte ich mich denn, tat ich doch auch. Und zwar mit Jaden.
Das Leben konnte auch schön sein.
Doch Dave hatte Recht. André und Lini fehlten schon viel zu lange.
„Wir müssen das jetzt organisierte angehen! Nicht so wie bei dem Angriff bei Rose! Sie lag in einer unbewachten Zelle, in einem Nebenquartier! Doch dort wo wir jetzt hin wollen, ist das Hauptquartier ist bewacht von einer Armee und bestückt mit Vladimir.“, Dave wollte gerade weiter reden, als er von Luzifer unterbrochen wurde.
„Nicht unbedingt“, sagte er und legte seine Teetasse auf den Tisch. Die ganze Aufmerksam galt jetzt ihm.
„Vladimir hatte mir angekündigt in drei Tagen hier vorbeizukommen. Er will wahrscheinlich mit mir über Lini reden und ihre Kräfte.“
„Warum will er dich eigentlich bekriegen“, fragte ich ernsthaft interessiert.
Er zuckte mit den Schultern.
„Er war schon immer Eifersüchtig auf mich gewesen. Auf den älteren Bruder. Er wollte immer einmal der Herrscher sein. Und als ich es geworden bin verschwand er und ließ nur noch selten etwas von sich höre. Er kommt wahrscheinlich hier hin um mich zu erpressen. Um mir die Hölle entweder freiwillig wegzunehmen oder mit Gewalt.“
„Und du wirst sie ihm nicht freiwillig geben?“
„Ich bin der Teufel! Natürlich werde ich sie ihm NICHT freiwillig geben. Wo wären wir denn wen ich so ne Memme wär, also ehrlich! Ich darf ja wohl bitten“, grummelte mein Vater.
Er hatte gesprochen Leute.
Dave seufzte genervt.
Und somit bemühten wir uns jetzt für einen guten Plan, wie wir diesen Kampf gewinnen konnten.
Es dauert lange, aber letztendlich hatten wir einen Plan.
Und wir allen hofften das er gut wäre.
Den von ihm würde unsere Zukunft und unser Leben abhängen.

Ich fand diesen Plan irgendwie…scheiße.
Er sah nämlich folgendermaßen aus:
Luzifer stellt uns seine Höllenarmee zu Verfügung. Er selber muss aber hier bleiben und sich mit Vladimir beschäftigen, Vladimir darf unter gar keinen Umständen erfahren was in seiner Abwesendheit passiert und darf auch nicht zurück während wir einen kleinen Krieg gegen ihn führen.
Der ganze Rest von uns bekämpfte die Kämpfer von Vladimir. Die, die nicht zur Armee gehören, sondern wichtiger sind. Natürlich mussten wir vorher irgendwie eindringen. Ich würde mich dann davonschleichen und Lini und André suchen und mitnehmen. Dann würde ich abhauen und den Anderen erzählen, dass ich sie habe. Dann Rückzug. Ende.
…Dieser Plan war so löchrig wie ein Schweizerkäse und wir alle wussten das auf jeden fall etwas schief gehen wird. Deshalb setzten wir uns Morgen noch einmal an den Tisch und diskutieren.
Ich drehte mich zur Seite und versuchte mit meiner Hand Jaden im Dunkeln neben mir zu ertasten. Als ich seine Hand auf der Bettdecke fand, drückte er sie.
„Kannst du auch nicht schlafen?“, murmelte ich.
Er drehte sich zu mir um und seufzte.
„Nein. Ich muss die ganze Zeit an diesen bescheuerten Plan denken. Der wird so was von schief gehen und außerdem hab ich das Gefühl, das nicht alle von uns Lebendig zurückkommen. Und ich hab dich doch gerade erst wieder bekommen.“
Ich rutschte zu ihm ran. Er legte die Arme um mich und ich gab ihm Dankbar einen Kuss.
„Ich weiß“, murmelte ich und döste letztendlich doch ein.

„Wie wir alle wissen, müssen wir Heute noch mal den Plan verbessern. Irgendwelche Vorschläge?“, knurrte Dave in die Runde. Ich glaub er hatte sich grad zum Anführer hoch geschwungen. Unsere Runde war kleiner als Gestern, da Luzifer fehlte. Er musste mit seiner Armee reden und hatte ein treffen, bei irgendeinem Dämonenfürsten.
Alex hob einen Arm.
Dave sah sie an.
„Also, ich hätte da mal ne Frage. Ich mein wenn Rose mit uns rein rennt, dann muss sie ja Lini und André suchen. Und was ist wenn sie die gefunden hat. Soll sie dann einfach mit den Beiden an der Hand an der ganzen Vladimirarmee vorbeilaufen? Ich meine die werden das sicherlich nicht dulden. Und außerdem finde ich sie sollte nicht alleine gehen. Denn auf den Weg zu Lini und André liegen ja auch Gefahren.“
Dave hob eine Augenbraue. Er wirkte ein wenig beeindruckt.
„Ich werde mit ihr gehen“, sagte Jaden.
Dave musterte ihn und nickte dann.
Das nicken deutete Jaden zwar als Zustimmung, aber er wäre so oder so mitgegangen.
„Gut wenn es jetzt keine Fragen mehr gibt zeige ich euch das Hauptquartier. Luzifer war so freundlich und hatte für uns eine Zeichnung ausgegraben in der die Umrisse aller Räume im Hauptquartier aufgezeichnet sind.“
Mit diesen Worten holte er eine riesige Karte hervor.
Er stand auf, rollte sie aus und tippte auf etwas, das sich als Eingang entpuppte.
„Oh. Mein. Gott.“
Das war alles was ich dazu sagen konnte. Dieses Hauptquartier war RIESIG. Und wenn ich riesig sage, dann meine ich auch riesig.
Auch alle anderen starrten verzweifelt auf die Karte.
Wie sollten wir denn da Lini und André finden?!
Dave schaute auf und bemerkte unsere Blicke, dann grinste er.
„Lini und André sind genau hier“, sagte er und zeigte auf einen Raum, der im Herz des Gebäudes lag.
Dritter Stock, Rechts, Links, Links, Geradeaus, Treppe Runter, Geradeaus, Rechts, Links, Treppe rauf, Recht, Geradeaus und ich war da. Super, dann kann ja gar nichts schief gehen, dachte ich sarkastisch. Vor allem weil ich auch noch irgendwie in den dritten Stock kommen musste.
Ich seufzte.
„Immerhin wissen wir jetzt wo sie sind.“
Das bedeutet wohl: Hoffnungsschimmer am Ende des Tunnels.
Am Ende des SEHR langen Tunnels.
Nachdem wir spät abends unsere Runde beendet hatten, hatten wir immerhin alles besprochen und alles nochmals geplant.
Es sah gar nicht so schlecht aus.
Für unsere Verhältnisse.

Es war wieder eine Schlaflose Nacht und wir alle wussten das dieser Tag unser letzter Tag vor dem Angriff war. Vielleicht unser letzter Tag gemeinsam.
Diese ganze Nacht hatte ich Marek und Alex streiten gehört. Er wollte nicht, dass sie mitkam, dass ihr etwas passierte. Und sie wollte unbedingt mitkommen und ließ sich auch durch nichts aufhalten.
Sie schrieen die Ängste durch die Gegend, die auch Jaden und ich hegten. Doch wir lagen in dieser Nacht einfach nur nebeneinander und genossen die nähe des jeweiligen Anderen. Wir wussten, dass wir uns gegenseitig nicht aufhalten konnten. Und deshalb stritten wir uns nicht, sondern genossen die vielleicht letzte gemeinsame Zeit.
Am Morgen saßen wir einfach nur sehr verpennt und angespannt am Tisch. Niemand aß etwas und Marek und Alex warfen sich gegenseitig böse blicke zu, was mich verletzte. Ich wusste nicht warum aber Marek und Alex passten einfach perfekt zueinander und jetzt zu sehen wie sie in Streit auseinander gingen tat mir weh. Doch dann sah ich die Blicke die sie dem jeweilig anderen immer zuwarfen, wenn der andere grade nicht hinguckte. Diese Blicke waren voller Reue, Traurigkeit und Liebe. Ich lächelte stumm in mich hinein.
Daves poltern riss mich aus meinen Gedanken.
„Heute müssen wir vorbeireitet sein. Uns steht ein Trainingsraum zu Verfügung, den wir nutzen können um Waffen auszuprobieren und zum Trainieren. Außerdem können wir uns aneinander gewönnen und miteinander kämpfen. Die Armee wird es uns gleichtun. Waffen haben wir auch genügend und ihr lernt die Karte auswendig, damit ihr immer wisst wo ihr seid und wo ihr hinmüsst. Also Los, es gibt keine Zeit zu verlieren!“
Man, das war ja wie in der Schule! Ich fühlte mich wie jemand von einer Spezialeinheit.
Dave scheuchte uns in einen riesigen Trainingsraum, in dem alle Möglichen Geräte standen.
An einer Wand war eine Tür, auf die Dave nun zeigte.
„Das ist der Waffenraum. Bedient euch. Ich habe es so eingeteilt, das erst Jaden und Rose im Trainingsraum trainieren und dann die Karte auswendig lernen und dann Alex und Marek den Trainingsraum nutzen nachdem sie die Karte auswendig gelernt haben. Währenddessen mache ich mich mit der Armee vertraut und unterweise sie.“
Mit diesen Worten verschwand er und ließ uns allein.
Seufzend zog Alex den murrenden Marek mit sich und Jaden und ich blieben ihm Raum zurück.
Ich drehte mich zu ihm um.
„Wir sollten jetzt mal die Waffen holen gehen“, meinte ich und er nickte zustimmend.
Ich ging zur Tür und öffnete sie.
Oh mein Gott! Meine Spielwiese war hiermit eröffnet.
Regal für Real erstreckte sich in den Raum.
Auf jedem Regal waren die gleiche Art von Waffen.
Ich machte große Augen und rannte zu einem Regal auf dem nur Schwerter standen.
„WOW“, ich hatte gerade meine perfekte Waffe gefunden.
Das Schwert war lang. Die Klinge war schwarz und gedreht, genauso wie die Hörner von Einhörnern immer dargestellt werde, doch kamen manchmal kleine spitze Zacken daraus. Der Griff war ebenfalls schwarz und mit roten Edelsteinen besetzt die Aussahen wie Blutstropfen, an den Seiten des Griffes waren zwei schwarze Flügel, die meinen sehr ähnlich sahen. Es war perfekt für mich. Ich riss es vom Regal und fuchtelte wild damit rum. Es passte wie angegossen.
Jaden hatte meine Begeisterung gemerkt und staunte nicht schlecht. Er legte den Kopf schief.
„Es erinnert mich an dich.“
Ich lächelte. Das war eins der schönsten Komplimente die er mir je gemacht hatte.
Dann schritt er zum nächsten Regal und schnappte sich eine Tasche mit Wurfsterne, die er mir zuwarf.
Ich fing sie auf und schaute rein.
Ich staunte nicht schlecht.
Die Wurfsterne gehörten anscheinend zu meinem Schwert. Die Runde Platte war Rundherum voll von spitzen und tödliche Aussehenden schwarzen Flügeln gesäumt. Au den beiden flachen Seiten der Platte waren kleine gedrehte Hörner und rundherum die roten blutförmigen Edelsteine.
Ich quiekte aufgeregt und rannte wie ein Kind an Weihnachte von Regal zu Regal und schmiss von jedem Regal die Sachen in den Rucksack, die dazu gehörten. Es war ein Set und ich war ziemlich erledigt als ich von meiner suche mich erschöpft auf den Boden des Trainingsraumes hinlegte. Plötzlich hörte ich Jaden neben mir. Ich drehte mich um und sah wie er eine ähnlich Tasche auf den Boden legte und daneben ein wunderschönes Schwert.
Er grinste mich frech an und setzte sich neben mich.
„Ich habe mir auch etwas ausgesucht.“
Ich betrachtete sein Schwert genauer.
Die Klinge war gezackt und Blutrot. Der Griff war an den Seiten mit zwei Spitzen Enden versehen, die Aussahen wie die Fänge der Vampire. Auf dem ganzen Schwert waren schwarze Zeichnungen verteilt. Es passte zu ihm.
Dann stand ich schwungvoll auf.
„Dann wollen wir al unsere Neuerwerbungen ausprobieren.“
Ich grinste teuflisch und er stand ebenfalls auf.
„Wo du Recht hast, hast du Recht.“
Wir standen uns gegenüber, jeder mit seinem Schwert und versuchten den Gegner genau im Auge zu behalten.
Dann begann der Kampf und die Schwerter klirrten.

„Das bekomme ich alles nie im Leben in meine Birne“, murrte ich.
Wir saßen schon seit einer geschlagenen Stunde hier und ich bekam diesen Scheiß einfach nicht in meine Matschbirne.
Jaden hingegen war schon fertig die Räume auswendig zu lernen. Vampirgeschwindigkeit.
„Das schaffst du schon, Engel.“
So nannte er mich neuerdings immer. Engel. Ich bin der Todesengel! Und kein Engel! Trotzdem gefiel mir die Art wie er es sagte.
„Wo bist du wenn im zweiten Stock die dritte Tür nimmst.“
„Im Badezimmer“, knurrte ich und legte meinen Kopf auf die Tischplatte.
„Ähm…nein. Du bist dann im Besprechungsraum. Ich glaub die haben überhaupt kein Wohnzimmer.“, Jaden schaute grübelnd über die Karte.
Das ging jetzt schon seid einer Stunde so. Ich sagte einfach nichts richtig und so langsam verzweifelte ich, während Jaden ganz Herr der Lage es genießt mal die Macht über mich zu haben. Er versuchte es wirklich, mir diesen Kack ins Hirn zu stampfen, doch es klappte nicht.
Ich war Müde und hatte Hunger.
Ich hatte es wirklich versucht. Hatte mich für Lini hier hin gesetzt, doch es klappte nicht und die Verzweiflung übermannte mich.
Traurig stand ich auf. Jaden folgte mir mit seinen Blicken.
„Ich geh was Essen und danach ins Bett. Das wird einfach nicht mehr. Willst du mitkommen?“
Er nickte und folgte mir.
In der großen schwarzen Küche holte ich mir eine kalte Pizza und er eine Blutkonserve.
Dann gingen wir gemeinsam ins Zimmer. Wir waren sehr schweigsam, denn jeder hing seinen Eigenen Gedanken nach.
In dieser Nacht war ich froh das Marek und Alex sich nicht anschrieen.
So fand ich doch tatsächlich ein wenig Schlaf.
Aber wie gesagt. Ein wenig.

Ich rannte durch dunkle Korridore und riss eine Tür auf. Was mich dahinter erwartete werde ich nie vergessen. Lini kniete auf den Boden. Ich konnte nur ihren Rücken sehen.
Freude überrollte mich in Wellen. Ich hatte sie gefunden. Meine Lini! Ich wollte zu ihr rennen, sie in die Arme schließen und sie nie wieder los lassen, doch meine Beine gehorchten mir nicht. Also blieb ich in der Tür stehen. Was war nur los mit mir?
Ein Fluchtinstinkt keimte in mir auf. Etwas stimmte hier nicht.
Plötzlich merkte ich wie Lini sich langsam umdrehte.
Sie war Blutüberströmt. Dann bleckte sie die Zähne und knurrte mich an. Von ihren spitzen Zahnen tropfte Blut und ihre Pechschwarzen Augen drohten mich zu verschlingen. Ihre roten Haare waren zerzaust und verdreckt.
Sie streckte die Blutüberströmten Hände nach mir aus und entblößte dabei ein schwarzes Loch in ihrer Brust. Ihre langen spitzen Fingernägel zuckten in freudiger Erwartung sich in mein Fleisch zu bohren. Ihr Fauchen kam aus ihrer Kehle, die nur darauf wartete meinen Tod zu schmecken. Ich starrte sie an und mein Körper war zu keiner Aktion mehr fähig.
Was war passiert?
Sie kroch auf Knien auf mich zu und ich entdeckte hinter ihr eine zerstückelte Gestalt. Sie war augenscheinlich auseinander gerissen worden und an Stücken rumgesagt und geknabbert. Mir kam die Galle hoch als ich sah, dass vor meinen Füßen ein angefressenes Herz lag.
Ich blickte in das Gesicht. Von dem Gesicht waren nur noch ein halbes Auge, ein Stück Nase und ein Mundwinkel übrig.
Es war André.
Ich schrie und rannte letztendlich doch aus dem Raum. Weg von dem Monster. Weg von dem was einmal Lini gewesen war.
Eine Stimme hallte in meinem Kopf wieder als ich weg rannte. Es war ihre Stimme. Nur verzerrt und kreischend.
„Es ist deine Schuld! Sieh was aus mir geworden ist! Das ist alles dir zu verdanken! Hast dich nicht für mich interessiert! Hast dich nicht gekümmert! Nicht beeilt! Aus Verzweiflung, Angst und Alleinsein gab ich mich auf! Ich bin doch noch ein Kind! Nun merk dir genau was passiert ist! Ich werde dich finden! Dich zerfleischen und mich an deinem Blut laben, deine Gedärme verschlingen und um deinen Leichnam tanzen. Das letzte was du dann in deinem Leben gesehen hast war das, was du aus mir gemacht hast! Du wirst schuldig sterben! Ich werde dich suchen und finden! Es gibt keinen Ausweg! Die Zeit ist abgelaufen!“

Schweißgebadet fuhr ich hoch. Und was tat ich? Verzweifelt heulen.
Ich konnte nicht anders. Die Tränen quollen aus meinen Augen und kullerten über meine Wangen. Jetzt konnte ich auf gar keinen Fall mehr schlafen. Ich stand auf und ging noch einmal in den Konferenzraum. Die Karte lag noch immer ausgebreitet über dem Tisch. Ich setzte mich hin und studierte sie. Ließ meine ganze Kraft in mein Denken fließen um die Räume zu lernen.
Es lenkte mich von meinen Traum ab und ich war froh darum. Nach einer Ewigkeit konnte ich sie schließlich auswendig. Und dann kehrte die Erinnerung an den Traum wieder zurück.
Ich würde mir gerne Einreden, dass ich die Karte auswendig gelernt hatte, damit ich Lini leichter finden konnte.
Doch ich wusste die ganze Zeit die Wahrheit.
Und die sah ganz anders aus.
Ich hatte die Karte nur auswendig gelernt, damit ich mich nicht verlaufe, wenn wirklich das aus Lini geworden ist. Damit ich gute Fluchtchancen hatte.
Wie ein Häufchen Elend, schlurfte ich zu meinem Zimmer zurück.
Ich machte leise die Tür auf und schlüpfte hinein.
Als ich die Tür hinter mir schloss und mich umdrehte, sah ich Jaden auf dem Bett hocken, mit den Kopf unter den Armen vergraben.
„Jaden“, rief ich und rannte zu ihm.
Wortlos nahm er mich in die Arme.
Ich nahm sein Gesicht in die Hände und blickte in seine wunderschönen Augen.
„Jaden! Was ist los?!“
Er blickte mich verstört und traurig an.
Eine ganze Weile sagte er erst nichts. Doch schließlich antwortete er.
„Ich hatte nur schlecht geträumt.“
Ich blickte ihn intensiv an und er wich meinem Blick aus.
„Was genau hast du geträumt?“
Er blickte mich unsicher an.
„Wie wir im Hauptquartier waren und ich dich suchte, weil ich dich verloren hatte. Als ich dich schließlich fand, lagst du verstümmelt und Tod in einem Gang. Und…und über die war Lini gebeugt und fraß dich. Sie fraß dich und ich konnte nichts mehr für dich tun. Dann drehte sie sich plötzlich zu mir um und lachte. So ein Lachen hatte ich noch nie gehört. Es klang so abgrundtief Böse. Und dann rannte ich weg. Und sie rannte hinterher. Ich schloss mich in irgendeinem Raum ein und als ich mich umdrehte, sah ich André genauso verstümmelt und Tod wie du auf den Boden…“
Ich musste mich erst mal beruhigen. Das traf mich wie ein Faustschlag.
„Du hast die Fortsetzung von mir geträumt“, flüsterte ich.
Er sah mich verwirrt an.
„Was?“
Ich sah im genau in die Augen.
„Ich sagte du hast die Fortsetzung von mir geträumt. Ich hatte geträumt wie ich André fand und über ihm Lini. Dann wie sie sich zu mir umdrehte und sagte: Das sie mich finden und töten würde, das meine Zeit abgelaufen sei und das ich der Grund sei, warum das aus ihr geworden war. Dann rannte ich weg und du hast anscheinend weiter geträumt.“
Seine Augen weiteten sich.
Bevor aber auch nur irgendjemand von uns beiden etwas sagen konnte, wurde unsere Tür aufgerissen. Sie flog aus den Angeln und landete krachend in einer Ecke.
„Hallo?! Schon mal was von Privatsphäre gehört?!“
Ich wollte gerade weiter schimpfen als ich die Gesichtsausdrücke sah.
Marek und Alex sahen so aus als hätten sie meinen Vater bei einem One-Night-Stand gesehen.
Ich hoffte mal nicht.
„Was ist los?“
Sie kamen zitternd rein.
„Wie beide hatten Albträume. Es wäre ja nichts so schlimm, aber wir haben beide fast dasselbe geträumt. Sie hatte geträumt, wie ich Tod sein würde und Lini frisst mich und ich hatte geträumt wie sie Jaden frisst.“
Sie schauten uns beide verwirrt an.
„Oh verdammte Scheiße! Jaden und ich hatten auch so was geträumt.“
Sie sahen uns aus großen Augen an und Marek nahm Alex beschützend in den Arm, die sich Dankbar an ihn lehnte.
„Und jetzt?“, durchbrach Marek die Stille.
Alle blickten mich an, als ich anfing zu reden.
„Wir müssen trotzdem da durch. Mir kommt es nämlich irgendwie so vor, als ob irgendjemand wollte, dass wir das träumten. Und das bedeutet nichts Gutes.“
Alex nickte nur.
Sie hatte die Augen geschlossen und war einfach nur Müde.
Jaden räusperte sich.
„Ich schlage vor, dass wir alle noch ein wenig schlafen. Es bringt sowieso nichts mehr.“
„Du hast Recht. Dann wünsche ich euch noch eine Gute Nacht…oder einen Guten Morgen.“
Marek verschwand leicht grinsend mit Alex im Arm den Raum
Uns allen saß noch der Schock in den Gliedern.
Ich drehte mich auf meine Seite.
Doch eine Frage kämpfte sich mühsam durch mein Unterbewusstsein.
Ich wusste, dass ich nicht einschlafen konnte, wenn ich diese Frage nicht laut aussprach.
„Warum glaubst du, hatte Dave so was nicht geträumt?“
Jaden schien verwundert und überlegte.
„Ich weiß es nicht. Aber ich glaube das wir das noch früh genug erfahren. Ob wir wollen oder nicht.“
Ich nickte und langsam glitt ich in einen Traumlosen Schlaf.
Worum ich auch sehr Dankbar war.

Wir standen uns gegenüber.
Zwei Seiten, die zum Kampf bereit waren.
Ich betrachtete unsere Gegner und mein Kindheitstrauma wollte mit aller Macht zurück. Ich hatte es gewusst. Doch nie wollte ich es einsehen. Die Gestalten, denen wir jetzt gegenüber standen, waren die gleichen, die meine Eltern umgebracht hatten. Willenlose Zombies. Das war seine Armee. Vladimirs Armee. Seine Kämpfer waren Vampire, Werwölfe und Hexen. Ich wusste echt nicht was schlimmer war. Übernatürliche Wesen, die genau wissen was sie tun, selbständig sind und durchaus in der Lage ein Leben zu führen. Außerdem genau das haben. Ein Leben. Eine Seele. Oder diese Zombies, die gar nicht mehr richtig Leben. Leere Marionetten sind und keine Schmerzen spüren. Man kann sie nur auf Zwei verschiedene Arten umbringen. Kopf gänzlich abschlagen, oder den Magen zertrümmern. Alles andre wäre nur verbrauchte Kraft.
Sie waren vor dem Eingangstor zum Hauptquartier platziert.
Aufgereiht und sabbernd warteten sie auf ihr Startsignal.
Und das würde erfolgen, wenn die Beiden Anführer sich die Hände geschüttelt haben.
In unserem Falle Dave und jemand den ich nur zu gut kannte.
Jemand der sich Jake nannte.
Anscheinend kämpfte er als einziges nicht Zombiewesen bei denen mit.
Dave wollte bei der Teufelsarmee mitkämpfen.
Unsere Armee bestand aus sehr vielen männlichen Kämpfern. Sie waren Muskel bepackt und grimmig. Entschlossen für ihren Herrscher zu kämpfen. Mir waren sie gleich sympathisch.
Luzifer hatten jeden jungen Mann der gestorben und in der Hölle gelandet ist untersucht.
Es war nicht allzu schwer wirklich gute junge Krieger zu finden. Heutzutage herrscht noch so viel Krieg, dass es immer Nachschub gab. Nur leider nicht für diesen Krieg.
Zahlenmäßig waren wir unterlegen. Das gute war: diese Zombies bewegten sich viel langsamer.
Doch das war schon alles.
Ich blickte auf Daves Rücken der weiterging zur Mitte.
Die Armeen warteten. Ich stand in der ersten Reihe. Neben mir Jaden und Marek.
Eine eisige Stille stand über uns. Anspannung stand in den meisten Gesichtern.
Keiner von uns wollte heute und hier sterben.
Der Gefühlssturm in mir legte sich und rückte zum Hintergrund. Ein flaues Gefühl machte sich
bemerkbar. Wir würden kämpfen bis zum Tod. Bis es einen klaren Gegner gab. Bis einer Aufgab oder es keine anderen gab. Wir all wussten, dass keiner von uns aufgeben würde.
Doch eines wunderte mich. Als wir vor dem Hauptquartier standen, trat Jake einfach raus und befahl seine Armee mit. Sie waren genauso bereit wie wir.
Er hatte kein einziges Mal versucht, Vladimir zu kontaktieren.
Doch ich verdrängte die Gedanken. Es würde sowieso nichts mehr nützen sich darüber zu wundern.
Ich konzentrierte mich wieder auf Dave.
Er war gerade in der Mitte angekommen und schüttelte Jake die Hand. In keinen der beiden Gesichter, ließ sie erkennen, dass sie sich kannten.
Sie waren kühl und ausdruckslos.
Kurz bevor sich die beiden zu gehen umdrehten ließen beide die Blicke über die jeweilige andere Armee schweifen. Jakes Blick schweifte mich und kehrte augenblicklich zurück. Er starte mich überrascht an und seine mühsam aufgesetzte Maske zerbrach. Ich setzte einen Hasserfüllten Ausdruck auf und funkelte ihn wütend an. Sein Blick wurde selbstgefällig und er zwinkerte mir zu ehe er sich umdrehte und ging.
Alex, Marek und Jaden starrte mich an. Jaden wirkte aufgebracht.
Doch niemand sagte was.
Als Dave wieder bei uns ankam, ging es los. Ich nahm nur noch Rande war wie die beiden Massen aufeinander zustürmten. Besser gesagt, unsere Armee stürmte brüllend los und die andere schleifte los.
Erregung durchströmte mich als ich mit der Masse brüllend los lief.
Mein Schwert gezückt trafen wir auf die anderen.
Mein Blut rauschte in meinen Ohren und den Krach nahm ich nur noch betäubend war.
Das Klirren der Waffen. Das Brüllen der Wesen. Das Zischen, schreien und stöhnen von Verletzten oder Sterbenden. Die lauten Rufe oder Befehle. Die wütenden Aufschreie wenn einer sah wie sein Freund starb. Das alles vermischte sich nur in den Hintergrund. Als ob ich gar nicht wirklich dabei wäre, sondern die Geräusche aus weiter Ferne hörte. Ich nahm nur noch alles in Zeitlupe war und meine Gedanken rasten. Adrenalinschübe setzten meinen Körper unter Strom.
Wir kämpften hier für eine Sache, an die wir alle glaubten.
Ich holte aus und traf auf Wiederstand. Es war als würde ich nicht persönlich kämpfen, sondern als würde ich neben meinen Körper stehen und das ganze nur beobachten.
Meine Sinne waren benebelt und ich registrierte wie ich eins dieser Wesen zerstörte.
Ich roch ihn. Und dann traf es mich wie ein Faustschlag ins Gesicht.
Es war wie in meiner Kindheit. Mit dieser Erinnerung verschmolz ich wieder mit meinem Körper.
Die Geräusche schlugen plötzlich wieder ein und zerrten an meinem Trommelfell.
Die Zeitlupe verwandelte sich in Normale Geschwindigkeit und ich begriff erstmals was ich hier wirklich Tat. Ich stand hier wirklich mitten in einem Krieg! Mein Leben könnte jeden Moment beendet sein!
Ein Schmerz in meinem Oberarm riss mich brutal aus meinen Gedanken. Eins dieser Mitgeburten kroch über den Leichnam des anderen und hatte mir ne Axt in die Schulter geschleudert.
Meine Augen funkelten und meine Schwingen entfalteten sich.
„Das. Wirst du büßen!“
Ich packte einen Wurfstern, holte aus und trennte ihn geschmeidig den Kopf ab, ehe er auch nur etwas bemerkt hätte.
Der Wurfstern flog einen kleinen Bogen, ehe er zu mir zurückkehrte und ich ihn Geschmeidig auffing.
Weitere Zombies kletterten über ihre Kameraden rüber.
Ich musste meinen Auftrag ausführen und zum Eingang gelangen. Irgendwie.
Ich schnaufte.
Ich faltete meine Flügel wieder zusammen und hielt mein Schwert bereit.
Dann tat ich etwas, wofür mich sehr viele für bescheuert hielten.
Ich hob mein Schwert und rannte einfach drauf los. Ich musste zu diesem Scheiß Tor, vor dem diese Zombiearmee stand. Ich rannte einfach nur sie durch und zerstückelte alles was mir in den Weg kam. Die ersten Reihen konnte ich ganz locker passieren. Doch dann waren die anderen Vorgewarnt. Sie kamen auf mich zu, doch ich rannte weiter. Verbat jeden Gedanken, der mir sagen wollte was alles passieren könnte. Ich wusste es. Doch ich tat es trotzdem.
Anders ging es nicht.
Mein Herz raste und ich atmete zu flach.
Schweiß rann mir am Körper runter.
Ich wich Angriffen aus schlug überall zu und schaffte es doch tatsächlich zum Tor.
Ich merkte, dass ich das nicht geglaubt hätte.
Meine Schulter schmerzte und ich war so froh, dass das Tor offen war.
Ich huschte durch und wich so eben einem Pfeil aus.
Nein stimmt nicht. Ich DACHTE ich wäre dem Pfeil ausgewichen. Doch dieser stach schmerzhaft in meinen Rechten Flügel.
Ich schrie auf und fiel hin.
Auf den kühlen Marmorboden krabbelte ich weiter. Hauptsache weg von der Tür.
Es war verdammt dunkel hier und ich erkannte kaum etwas!
Ich lehnte mich weiter entfernt an eine Wand und atmete tief ein.
Als ich aufblickte sah ich, dass ich eine rote Blutspur hinterlassen hatte. Um mich rum bildete sich eine Blutpfütze. Ich schnaubte.
Langsam erhob ich mich, die Schmerzen ignorierend und versuchte mich zu erinnern.
Wo war Lini?
Ich musste mich beeilen. Mich beschlich nämlich ein Gefühl das nichts Gutes verhieß.
Nach rechts! Ich musste nach rechts!
Ich rannte nach Rechts und schloss die Augen. Ich stellte mir den Plan vor, hielt ihn mir vor Augen und rannte mit geschlossenen Augen, die Gänge entlang.
Meine Schritte halten laut wieder und ich war froh, dass die alle draußen waren. Hoffe ich mal.
Ich war in stand vor einem Raum und öffnete die Augen. Nur noch diesen Raum durchqueren und ich wäre da! Endlich!
Ich hob meine Hand die kaum merklich zitterte und drückte die Klinke runter. Schwungvoll flog die Tür auf.
Ich erhaschte nur noch einen Blick in den Raum, ehe die Tür auch schon gegen die Wand krachte.
Ich hatte sie zu fest aufgemacht und jetzt musste ich die Konsequenzen tragen. In Form von zwei Männern die aufsprangen und mich todbringend ansahen. Scheiße!
Die Männer waren mir auch sehr bekannt!
Der Spritzen-Typ und Toastbrot!
Spritze sah mich nur forsch an, während sich Toastbrots Haltung entspannte.
Mein Körper stand unter Strom und ich behielt beide aufmerksam im Auge.
Soll ich euch sagen warum?
Weil das beide Vampire sind verdammt! Und ich Blute! AHHHHHHHHH!!
Ach ja. Spritze kann ja Gedanken lesen. Ach scheiße! Hab ich mal wieder blamiert. Aber, wenn er in MEINEN Gedanken ist. Dann ist es ja nicht meine Schuld…Rose! Du lenkst ab!
Automatisch blickte ich auf.
Ich musste einfach nur durch diese Tür dahinter…OCH NEEE!
Das weiß Spritze jetzt!
Egal. Pokerface aufsetzen und los.
„Geht mir aus dem Weg ihr Idioten.“
Eine Weile blieb es Ruhig. Den Kampfgeschrei hörte man sogar bis hier hin.
Toastbrot lachte.
Was war daran denn jetzt so lustig?!
„Nichts“, meinte Spritze.
„Hör auf mich Spritze zu nennen!“
„Hör auf in meinen Gedanken zu sein!“
Wir starrten uns böse an und dabei entging mir leider Toastbrot.
Er starrte mich an und leckte sich genüsslich über die Lippen.
Und dann stürzte er sich auf mich.
Ich sah nur noch aus den Augenwinkeln Spritzes Grinsen dann wurde ich auch schon gegen eine Wand geschleudert.
Mir blieb noch nicht mal Zeit eine Waffe zu zücken. Geschweige denn mich darauf vorzubereiten.
Der Schmerz erklang in meinen Kopf und echote dort. Immer und immer wieder.
Toastbrot fletschte seine Fangzähne.
Ich kauerte auf den Boden, er vor mir.
„Sorry, Süße aber dein Blut riecht einfach unglaublich.“
Demonstrativ atmete er tief ein und inhalierte. Man war das widerlich.
Er beugte sich zu mir runter und ließ sich auf mich fallen.
Ich versuchte ihn von mir zu stoßen.
Meine Flügel zerquetschten unter ihm und mein verletzter Flügel explodierte im Schmerz.
Meine Schulter fing nur noch stärker an zu Bluten, bei dem versuch ihn vom mir runter zu schieben, was garantiert nicht gewollt war. Außerdem bekam ich so langsam an der Stelle ein taubes Gefühl, was mit Sicherheit nicht gut gemeint war.
Werde ich jetzt hier sterben?
So kurz vor Lini?
Vor der Lösung?
Vor meinem Problem?
Obwohl mich meine Kraft so langsam verlässt, strampelte, schlug ich und versuchte alles um ihn daran zu hindern mich zu beißen. Meine Schulter erinnerte mich so langsam an einen Schlachter, wenn er Tiere ausbluten ließ.
Das regte Toastbrot natürlich nur noch mehr an. Ich befreite meine Arme unter ihm und zerkratzte ihm das Gesicht. Das stachelte ihn nur noch mehr an und er fauchte. Dann nahm ich seinen Hals in meine Hände und drückte zu.
„Ich bin ein Vampir. Ich brauche keine Luft.“
Ach ja…Scheiße!
Warum ich dann das tat was ich gleich tun werde, wusste ich nicht.
Ich hob einen Finger und…stach ihn kraftvoll mitten ins Auge.
Er schrie auf und fiel rittlings von mir Runter.
Ich atmete befreit und stand unter zittern auf.
Toastbrot zischte und kam noch schneller auf die Beine.
Ich hasste Vampirgeschwindigkeit!
Das Blut strömte nun über meinen Körper und ich glaube Toastbrot hatte mich ein paar Mal mit seinen dämlichen Beißerchen geschnitten, beim versuch mich zu beißen.
Doch bevor er nur irgendetwas tun konnte hatte Spritze ihn von hinten gepackt. In seinen Augen sah ich die Blutgier. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Der Vampir ging mit ihm durch.
Und bevor ich es mir versah, lagen die beiden auch schon auf den Boden und prügelten sich…um mich. Um mein blut.
Meine Kinnlade klappte auf. Doch ich wusste, dass die beiden sich nicht ewig prügelten.
Ich packte die Chance bei Schopf und rannte zu der Tür.
Die Tür die zu Lini führt.
Ich riss sie auf, ohne auch nur einen weiteren Gedanken zu verschwenden und blickte auf.

Da saß sie.
Die offenen Fensterläden trugen einen Wind hinein, der ihre zerzausten roten Haare umwehte.
Sie kniete auf den Boden, des riesigen Zimmers und blickte zu Boden. Ich konnte die Tränen sehen, die auf den Boden fielen.
Es war so ein endgültiges Bild das ich auf den Boden fiel. Meine Beine knickten einfach weg und ich fing an haltlos zu schluchzen. Ich hatte sie so vermisst.
Sie blickte überrascht von meinen Geräuschen auf und sah mich an.
Unsere Blicke trafen sich und die Zeit schien stehen zu bleiben.
Ich sah den Unglauben in ihren Augen. Dann die Erkenntnis.
Und schon kroch sie zu mir rüber.
„Rose. Du bist es wirklich. Du bist wirklich hier. Bei mir!“
Sie fiel mir in die Arme und ich hielt sie einfach nur fest.
„Ich habe doch gesagt, ich werde dich beschützen.“
Die Tränen kullerten weiterhin über meine Wangen und ich könnte mich Todschlagen dafür, dass ich diesen bescheuerten Traum auch nur eine Sekunde glauben geschenkt hatte.
Nach einer langen Zeit, in der meine Welt kurz davor war wieder Sonnenschein zu sehen, fragte ich etwas.
„Wo ist André?“
Sie blickte mich aus leuchtenden Augen an und jetzt erst fiel mir auf, wie ausgemergelt ihr Gesicht aussah. Wie kränklich sie wirkte. Das war Gift für mein Herz.
Sie zeigte hinter sich und ich folgte ihrer Hand mit dem Blick.
Dort lag er. Er sah Tod geprügelt aus und regte sich nicht.
Mir stockte der Atem. Daves Gesicht erschien in meinen Gedanken.
„Ist er Tod?“, flüsterte ich.
Ich hatte Angst vor der Antwort.
Doch zu meiner Erleichterung, schüttelte sie den Kopf.
„Sie haben ihn jeden Tag geholt und ihn verprügelt. Nur aus Spaß. Und jedes Mal hatte er sich erst nach ein paar Stunden wieder geregt. Es war so schrecklich hier“, flüsterte sie und brach wieder in einen Schwall Tränen aus.
Ich setzte sie auf den Boden stand auf und ging langsam zu André.
Er sah wirklich Tod aus.
Lila und Blau waren die einzigen Farben die sein Gesicht preisgab. Falls man es noch Gesicht nennen konnte. Es war angeschwollen und über und über mit Blut.
Ich sah Bissspuren.
„Lini! Hast du auch Bissspuren?“, meine Stimme zitterte.
Sie antwortete nicht. Doch das war mir antwort genug.
Ich drehte mich um und war so außer mir das ich mich nur noch mit Mühe beherrschen konnte.
Ich schritt zu ihr und blickte sie mir genau an. Sehr genau.
Sie hatte lila Flecke im Gesicht und ihr Hals war voll mit Bissspuren.
Ich zog ihre zerrissene Kleidung am Bauch höher und entblößte damit weitere Bisswunden und einen riesigen Bluterguss der wie ein Schuhabdruck aussah.
Die Wut ging ins Unermessliche und meine Gedanken tobten.
Zornestränen rollten über mein Gesicht und Mitleid Überschwamm mich.
Wer auch immer das war. Der wird nicht mehr lange zu Leben haben.
Mühsam beherrscht setzte ich Lini auf meinen Rücken.
Unter Schmerzen legte ich meine Flügel wie einen schützenden Kokon über sie, aus dem nur noch ihr Kopf guckte. Sie ließ es wortlos über sich geschehen und schien von meinen weichen Federn ganz fasziniert zu sein. Sie streichelte sie.
Ich schritt auf André zu.
Bückte mich und stupste ihn an. Nichts. Ich schüttelte ihn. Nichts.
Ich ging zu seinem Ohr.
„WENN DU JETZT NICHT SOFORT AUFSTEHST MUSS ICH LEIDER EINSEHEN DAS DU TOD BIST UND DAS WIRD DAVE SEHR, SEHR UNGLÜCKLICH MACHEN!“
Ohhh, er regte sich und schlug die Augen auf. Bei seinen angeschwollenen Augen hieß das also er öffnete sie zu kleinen Schlitzen.
Ein lächeln huschte über seinem Gesicht.
„Wieso regenerierst du dich nicht?“
Er schaute mich an.
„Weil, ich dafür Blut brauche. Was meinst du wohl, wie sehr ich mich beherrschen musste um nicht Lini anzugreifen. Diese Dreckskerle haben mir ja selber Blut abgenommen.“
Ich nickte.
Und bevor ich ihm auch nur mein Blut unterjubeln konnte sagte er:
„Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du mir dein Blut geben willst. Aber das wäre Gift für mich. Dave und ich sind Gefährten. Seit dem Tag an dem dieser ganze Scheiß passierte. Und tja das heißt ich kann nur sein Blut trinken.“
Ich lächelte leicht.
„Freut mich für euch Beide. Kannst du aufstehen?“
Er nickte leicht und ich sah wie er angestrengt das Gesicht verzog, bei dem Versuch aufzustehen.
Doch er schaffte es.
„Wir müssen hier weg bevor noch irgendwer kommt.“
So machten wir uns beide humpelnd auf den Weg.

Diese Beiden Deppen hatten sich doch tatsächlich gegenseitig umgebracht!
Also ich glaub’s ja nicht! So einfach lassen sich Probleme aus der Welt schaffen?! Wieso ging das denn nicht immer so?!
Wie gingen die Gänge wieder zurück, die ich her gekommen bin.
Der große Blut Verlust machte mich so langsam schwindelig.
Und ich machte mir große Sorgen.
Wie geht es denn anderen?
Haben wir den Krieg verloren?
Leben die alle noch?
Und wo bleibt Jaden?
In einem Gang vor dem rettenden Ausgang brach André schließlich zusammen.
Ich drehte mich zu ihm um.
„Nein! Nicht jetzt! Dort ist doch der Ausgang!“
Er schloss nur die Augen.
„Ich kann einfach nicht mehr…“
Nein!
Ich wollte zu ihm und ihn in seinen Arsch treten.
Doch etwas dann passierte etwas.
„Also, an deiner Stelle würd ich ihn da Sterben lassen. Bist doch ohne ihn viel besser dran.“
Diese Stimme!
Ich versteifte mich und drehte mich langsam um.
Um IHM ins Gesicht zu blicken. Seine Haare klebten Schweißnass an seinem Gesicht und er hatte einige Verletzungen von dem Krieg mitgetragen, der anscheinend immer noch dort draußen tobte. Doch er war es.
„Was machst du hier?“
„Was wohl. Mit dir Reden.“
„Jake! Ich wüsste nicht warum du mit mir reden wolltest!“
Ich schaute mich an.
„Ich aber! Mein Angebot steht immer noch.“
Ich schnaubte abfällig.
„Verstehe es doch endlich! Ich. Liebe. Dich. Nicht. Ich. Liebe. Jaden!“
Er schaute mich grimmig an und sein Mund schloss er zu einem schmalen Strich.
„Du meinst den Typen, den ich umgebracht habe!“
Ich schaute ihn an.
Ich wollte es nicht hören. Es nicht akzeptieren.
„Was?“, wimmerte ich.
Der Boden schwankte und die Welt drohte zusammen zu brechen.
„Du hast ganz genau gehört. Ich habe deinen Freund umgebracht.“
„Nein! Das kann nicht stimmen!“
Woraus bestand diese scheiß Welt eigentlich! War es das große geben und nehmen?
Gib ich dir Lini, nimm ich dir Jaden.
Er zuckte mit den Schultern.
„Sieh es ein! Ich bin der einzig richtige für dich. Außerdem verstehe ich echt nicht wie man sich mit so nem Wurm rumschlagen kann. Okay, ihr Blut ist gut, aber sonst ist sie noch nichts Wert!“
Ich starrte ihn an.
„Du bist ein Werwolf! Du kannst ihr Blut gar nicht nehmen.“
Er grinste fies.
„nein, stimmt. Ich nicht. Aber ich kann sie Vampiren zum Fraß vorwerfen und sie zum Aggressions- Abbau nutzen.“
Hatte er das gerade eben gesagt! HATTE ER DAS GERADE GESAGT!
Der Schuhabdruck, die blauen Flecke und die vielen Bisswunden fielen mir in den Sinn.
In mir krachte alles zusammen.
„DU!“
Ich zückte mein Schwert und ehe er etwas tun konnte, hatte ich ihm schon den Arm abgehakt.
Die Wut übermannte mich. Kontrollierte mich. Steuerte mich.
„KINDERSCHÄNDER!“
Sie ist 5!
Ich war noch nie so außer mir gewesen. Noch nie wollte ich einen Menschen so dringend umbringen, wie ihn.
Blut schoss aus dem Armstumpf.
Er starrte ungläubig auf seinen Arm, dann auf mich.
„WIE KANNST DU ES WAGEN! WAS HAST DU GETAN?! DAS WIRST DU BEREUEN!“
Ich glaub unser Geschrei übertönte sogar noch die Kampfgeräusche.
Er stürzte auf mich.
Wir waren beide vollkommen außer uns.
Ich wich aus und der Kampf begann.
Doch ich war im Nachteil.
Ich hatte mehrere Verletzungen und der Blutverlust ließ meine Sicht verschwimmen.
Mit letzter Kraft, stieß ich noch einmal zu.
Er hatte mich auch öfters erwischt.
Wollt ihr wissen wohin ich gestoßen habe? Und das nur unabsichtlich?
In seine Weichteile.
Ich glaub die sind jetzt ab.
Er schrie so laut, das ich mir die Ohren zuhielt und zusammenbrach. Meine Kraft war aufgebraucht und der Tod schien mir so nahe.
Jake lag in seiner Blutlache und hob auch noch mit letzter Kraft sein Schwert.
Ich konnte nichts machen. Ich hatte einfach keine Kraft mehr.
Doch als er mir den Todesstoß versetzen wollte, flog irgendwas in Jakes Hand und er ließ klirrend das Schwert fallen.
Mein herz setzte aus und ich schaute genauso überrascht wie Jake denjenigen an, der einen Dolch in Jakes Handrücken geworfen hatte. Es war Jaden. Er war Blutüberströmt und stand zitternd da, doch er war es!
Mein Herz klopfte holprig weiter!
„Du glaubst do nicht ernsthaft Jake, dass der Babystoß von vorhin mich zum Sterben bringen sollte?!“
Jake starrte ihn nur aus großen Hasserfüllten Augen an.
Dann wanderte sein Blick zu mir und er suchte krampfhaft nach einer Waffe. Um mich umzubringen. Doch das entging Jaden natürlich. Er warf so schnell einen Wurfstern, dass ich noch nicht mal Fragen konnte woher er den so schnell hatte, und trennte dabei Jake sauber den Kopf ab.
Das Blut was daraufhin durch die Gegend spritze war einfach nur ekelig.
Mit Mühe konnte ich noch meine Augen offen halten.
Jaden ging zitternd zu mir und brach vor mir zusammen.
Er zog mich in seine Arme.
„Ich habe doch gesagt dass ich dich nicht noch mal verlieren möchte!“
Dann nach einer weile, in der ich schon fast abgedriftet wäre.
„Wir haben den Krieg gewonnen! Und Marek, Alex und Dave leben!“
Dann sackte ich weg.

Mir tat alles weh. Das war das erste was ich war nahm.
Ich lag auf irgendwas Weichem und irgendjemand strich mir immer und immer wieder über das Gesicht. Das nervte! Stöhnend wollte ich den Kopf wegdrehen, doch auch dann strich er immer wieder über meinem Gischt.
Innerlich seufzte ich.
Dann muss ich wohl oder Übel es dem Übeltäter sagen. Ich öffnete die Augen und blinzelte als mit aller macht das Licht versuchte einzudringen.
Ich musste ein paar Mal blinzeln, ehe ich die Augen ganz aufschlug.
Ich lag in meinem Zimmer, bei meinem Vater.
Ich suchte mit den Augen den Übeltäter.
AHA! Es war Jaden, der fast überall mit Verbandszeug verbunden war.
Er saß im Schneidersitz auf den Bett und grinste mich verschmitzt an als er meinen vorwurfsvollen blick sah.
„Wurde auch langsam mal Zeit das du aufwachst. Du hast fast vier Tage geschlafen.“
Ich ließ meinen Kopf seufzend zurück in die Kissen sinken.
Ich wollte gerade was sagen, als ich ein schnarchen hörte.
Verwundert sah ich Jaden an, der sich ein Lächeln verkniff und zur Seite rutschte.
Hinter ihm auf dem Bett lag Lini und schnarchte vor sich hin. Sie sah so friedlich aus. Wohlige Wärme umstrich mein Herz und ich lächelte Glückselig.
„Wo sind die anderen?“
Doch bevor er auch nur ansetzen konnte wurde meine Tür aufgerissen.
Alex kam hinein gestürmt gefolgt von Marek, Dave und André.
Alex rannte freudig auf mich zu und auch die anderen schienen glücklich mich wach zu sehen.
Sie wollte mich gerade lautstark umarmen, als sie sah wie Jaden einen Finger an die Lippen legte und auf Lini zeigte.
Sie verstand den Wink und umarmte mich leise.
Marek trat hinter ihr und legte ihr einen Arm um die Schultern. Dave und André hielten sich an den Händen. Ich war so glücklich wie lange nicht mehr.
„Wo ist mein Vater?“
Panik beschlich mich.
Dave lächelte beruhigend. Auch er trug viele Verbände. So wie ziemlich jeder hier.
„Er will jetzt endlich den Plan für seine Minibar und Tanzfläche umsetzten.“
Ich seufzte erleichtert.
Das hieß dann wohl ihm ging es gut.
„Was ist mit Vladimir?“
Marek zuckte die Schultern.
„Das wissen wir nicht. Er ist wütend abgezogen, nachdem sich dein Vater nicht erpressen ließ und mehr wissen wir nicht. Das Hauptquartier steht leer. Wir wissen nicht wo er ist, aber dein Vater meinte, er würde sich nicht so schnell noch mal blicken lassen. Ich hätte zu gerne sein Gesicht gesehen, als er bemerkte das sein ganzes Gefolge Tod ist.“, er lachte ausgelassen.
Ich grinste ihn schief an.
„Du. Wir haben uns was überlegt“, Alex wollte gerade weiterreden als sie von Marek unterbrochen wurde.
„Eher gesagt. SIE hat sich überlegt.“, dafür bekam er ihren Ellebogen in die Seite.
„Wie auch immer. Wir wollen alle in eine WG ziehen! Ist das nicht toll?“, sie strahlte.
Ich starrte sie an und musste mir das gerade alles bildlich Vorstellen. Ich lachte.
Sie schaute mich abwartend an. Anscheinend erwartete sie eine Antwort.
Doch dann erstarb mein Lachen.
„Ich will die ja nicht kränken Alex, aber du bist Tod. Wie können wir denn zusammen ziehen?“, ich sagte es vorsichtig und es stimmte mich traurig, dass Alex nicht mitkonnte.
Sie winkte ab.
„Dein Vater hat mich endlassen. Ich darf wieder auf die Erde! Natürlich bin ich Tod und Altere nicht mehr, aber ich darf wieder auf die Erde!“
Ich lächelte.
Ich wusste, dass mein Vater alle tausend Jahre einen wieder auf die Erde schicken konnte.
Danke Papa, dachte ich.
Vielleicht hörte er es ja? Man weiß nie.
Ich schaute in die Runde. Jeder von ihnen war mir ans Herz gewachsen.
Jeder von ihnen war etwas Besonderes und ohne irgendeinen von ihnen war mein Leben unvorstellbar.
Sie waren meine neue Familie geworden.
Und das alles durch einen Auftrag.
Ich grinste.
Wir waren für immer alle zusammen.
Denn ich höre mit 23 auf zu altern.
Jaden ist ein Vampir, der alter sowieso nicht, genauso wie André.
Marek und Dave alterten auch nicht mehr. Wegen den Werwolfgenen.
Und Alex war nun ja…Tod.
Mein Blick fiel auf Lini und wurde weich.
Wie das mit Lini aussah wusste ich nicht, aber es war im Moment auch nicht von Bedeutung.
Es war alleine bedeutsam, das wir alle zusammen waren!
„Abgemacht“, sagte ich und hielt meine Hand hoch.
Jeder schlug ein.
Ich wusste, dass Vladimir noch bald von sich hören lassen würde.
Doch im Moment war ich einfach nur der glücklichste Mensch auf Erden…Pardon in der Hölle.
Ich wusste, mir stand eine verrückte und ungewisse Zukunft bevor.
Und ich stürzte mich mit Freude hinein, denn wenn wir alle zusammenhielten konnte es gar nicht so schlimm sein.

hi, ich wollte nur sagen das der erste Teil nun abgeschlossen ist. Es folgt aber mindestens noch ein Teil ;)
wenn ihr anmerkungen oder verbesserungen habt, wäre ich froh wenn ihr mir diese mitteilen könnt.
Ich hoffe das lesen hast spaß gemacht und würde mich freuen wenn ihr den zweiten teil auch gut findet :D
GLG
Laura

Impressum

Texte: alle Rechte, liegen bei mir
Tag der Veröffentlichung: 06.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme das Buch Alina, weil sie eine Begeisterte Person ist und eine tolle Freundin

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