Alia kauerte sich neben Fresco hin. Die Banditen aus dem Wald waren wieder mal in das Dorf gekommen um zu plündern. Alles was sie sahen wurde mitgenommen. Selbst alte Leute oder ein Schleifstein. Alles was man nicht rechtzeitig verstecken konnte. Alia war mit ihrem Bruder Fresco gerade aus dem Wald gekommen. Sie hatten Feuerholz gesammelt. Einer dir Schurken stiess den Korb hinter dem sie sich nieder gekauert hatten.
„Haha! Sehr mal her was ich hier habe!“, rief der grosse, rothaarige Mann und packte Alia fest am Arm.
„Las sie los!“, schrie Fresco. Der Mann der Alia gepackt hatte blickte ihn uninteressiert an. Dann zog er seinen Dolch und steckte ihn Fresco ohne zu zögern in den Bauch. Der Junge sackte zu Boden. Ein zweiter Mann, dünn war er mit drahtigen Brat und spitzen Gesicht, trat zu ihnen heran.
„Ach Baldo, du sollst diese jungen Burschen doch nicht erdolchen! Die könnte gute Krieger werden. Aber was du hier hast gefällt mir noch viel besser!“, sagte er und wandte sich mit boshaftem Grinsen Alia zu.
„Schau an, ein Engel!“, rief er spöttisch. Die anderen Männer liessen alles stehen und liegen um sich dieses Wunder anzuschauen. Alia schloss ihre Augen damit niemand bemerkte, dass sie weinte. Die Männer lachten und warfen sie vor sich her.
„Schon lange gab es keine Engel mehr. Vielleicht sollten wie sie wieder laufen lassen“, sagte Baldo.
„Spinnst du eigentlich?“, rief der mit dem spitzen Gesicht. So etwas bekommst du nicht jeden Tag zu Gesicht“, zischte er ihn an.
„Fredo, sie sind die Einzigen die mit Drachen auf gutem Fuss stehen. Wieso sollten wir sie nicht einfach laufen lassen. Diese dummen Biester fressen uns alle Rinder weg und wenn wir sie ihnen nicht freiwillig geben brennen sie unsere Hütten ab“, sagte Baldo zornig. Fredo dachte einen Moment angestrengt nach und schüttelte dann den Kopf.
„Sie ist nicht nur im stande Drachen zu befehlen. Sie kann viele Sachen von denen unsere Hexen nur träumen können. In die Zukunft sehen zu Beispiel“, sagte Fredo und ging weiter. Baldo dachte nach. Der Engel stand ihm nicht zu und deshalb würde es ihm nichts bringen ausser nach neuem Vieh zu suchen wenn die Drachen sie sich wieder holten. Alia stemmte ihre Füsse in den Boden um nicht mitgezerrt zu werden doch es war hoffnungslos. Die Männer waren viel stärker als Alia.
Am Abend wurde sie mit in das Langer der Männer gebracht. Sie steckten sie in ein Zelt und liessen sie dort drin. Alia schluchzte leise und hoffte das sie niemand hören würde. Sie lauschte an dem Zelteingang und hörte den Männern zu wie sie dort zusammen sassen und Geschichten erzählten. Es waren Geschichten über Engel.
„Engel können Drachen beherrschen und in die Zukunft schauen!“, sagte einer der Männer.
„Sie können tausend Jahre leben ohne zu altern“, sagte Fredo. Alia erkannte seine Stimme. Sie biss sie in die Ohren und tönte alt und kratzig.
„Sie haben Flügel, so wie unser Exemplar!“, sagte ein Dritter und lachte schallend. Alia musste weg hier. Sie zog ein Messer aus ihrem Gewand und schnitt ein Loch in das Zelt.
„Sei still“, zischte ein Mann von draussen. Alia hörte seine Schritte und stieg eilig durch das Loch. Vor sich hatte sie den Wald und nun rannte sie. Immer schneller und lief durch den dichten Wald. Sie hörte die Männer rufen und schreien doch sie lief weiter ohne sich umzuschauen.
Wölfe jaulten und knurrten wenn sie einem begegnete. Doch sie lies sich davon nicht beeindrucken. Ihre Füsse schmerzten und ihre Lunge schrie nach Luft. Die Angst wieder in dem kleinen Zelt gefangen zu sein lies Alia schneller werden. Tief hängende Äste peitschten ihr ins Gesicht. Trauer und Wut stieg in Alia auf. Diese Männer hatten ihren Bruder ermordet. Wieso sollte sie nicht einfach umkehren und es ihnen heimzahlen. Weil ich nur ein sechzehn Jähriges Mädchen bin, dachte Alia und der Mut verlies sie. Sie stolperte über eine Wurzel und fiel der Länge nach hin. Sie blieb liegen. Wo sollte sie hin?
Wo würde ein Mädchen mit schimmernden Flügeln, weissen Haaren und saphierblauen Augen aufgenommen werden. Sie war nicht mal stark und konnte sich Geld verdienen. Sie wusste das es in anderen Städten viele Frauen gaben die ihren Körper den Männern verkauften um ein besseres Leben zu haben. Aber das wollte sie nicht. Sie wollte frei sein und selbst über ihr Leben bestimmen. Ausserdem konnte sie nicht auf den Rücken liegen denn sonst würden ihre Flügel brachen. Alia fragte sich schon oft für was sie eigentlich gut waren. Sie hatte noch nie etwas gespürt das sie mit diesen schillernden Dingern verband. Arme und Beine zu bewegen war selbst verständlich doch ihre Flügel gehorchten ihr einfach nicht. Sie machten nicht das was Alia von ihnen verlangte.
Tag der Veröffentlichung: 26.11.2009
Alle Rechte vorbehalten