Zitternd wandte Lisa den Kopf zurück.
>>Was zum Teufel...<< Sie hatte das Gefühl verfolgt zu werden.
>>Das bilde ich mir nur ein..<<, beruhigte sich Lisa.
Mit jedem Schritt den sie machte, wurde ihre Panik und Angst größer. Sie sah sich um. Niemand war auf der Straße zu sehen. Wie konnte das sein? Waren alle schon im Bett?
In solchen Situationen dachte Lisa an die Geschichten zurück, die sich oft erzählt werden.
Dass mitten in der Nacht Geister auf dem Friedhof spuken und Menschen spurlos verschwinden. Und niemand will was gesehen oder gehört haben.
Ein eiskalter Wind pustete ihr ins Gesicht. Sie schauderte. >>Warum ist es hier immer so gruselig?<<
Sie hörte ihre Turnschuhe auf dem Gehweg knirschen und Katzen in der Ferne kreischen.
Sie eilte nach Hause, während sie auf die Schritte hinter ihr lauschte. Aber das einzige Geräusch was sie wahrnahm, war ihr Atem und ihre Turnschuhe. Sie lief weiter. Die Schritte wurden immer größer und immer schneller. Bei jedem einzelnen Geräusch schrak sie zusammen.
>>Hätte ich es bloß nicht drauf ankommen lassen. Warum bin ich immer so stur? Dann müsste ich jetzt nicht alleine nach Hause laufen<<, sie seufzte.
In dem Augenblick wünschte sie sich, sie hätte den Mund gehalten und hätte nichts dazu gesagt.
Dann wäre Alexandra nicht sauer. Den wahren Grund aber, hatte sie vergessen.
Wie üblich taten die zwei als würden sie ihre Hausaufgaben machen und sich auf den morgigen Unterricht vorbereiten. Stattdessen alberten sie herum und erzählten sich Sachen. Und irgendwann kamen sie auf das Thema Geister.
Alex machte große Augen und erzählte: >> O Gott, das hatte ich vergessen dir zu erzählen.Gestern Abend , als ich am Friedhof vorbei lief, habe ich einen Geist gesehen.<<
>>Ja natürlich<<, sagte Lisa und grinste. >>Ich sehe auch ständig Geister.<<
>>Was? Nein. Ehrlich ich habe es mit meinen eigen Augen gesehen!, wehrte sich Alex.
Alex sah sich um, als ob noch andere zu hörten. Sie blickte Lisa unverwandt in die Augen.
>> Es war eine Frau<<, sagte sie leise. >> In einem weißen Kleid. Ein Hochzeitskleid, mit Blut. Überall Blut. Ihre Hände waren voll damit und ihr Kleid. Sie kam aus einem Grab aufgestiegen und sah mich Sekunden lang an. Dann verzogen sich ihre Lippen zu einem hässlichen Grinsen.<<
Sie machte eine Pause und ihr Gesicht verlor ewtas an Farbe. Schwer schluckend sprach sie weiter: >>Und dann ganz plötzlich war sie weg. Einfach weg. Wie aus dem nichts aufgetaucht und verschwunden.<<
Lisa gähnte und streckte sich. >>Das war die Geschichte?>> Lisa war enttäuscht. Das war nicht wirklich eine tolle Geschichte.
>>Es ist keine Geschichte, Lisa, <<beharrte Alex. >> Das ist wahr, ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen!<<
Alex wandte sich ihrem Heft wieder zu. Langsam reichte es Lisa. Sie wurde wütend und fing an laut zu werden. >> Das ist doch nicht dein Ernst? Das war nicht so. Du lügst, gib es doch zu!<<
Geschockt über das was ihre Freundin zu ihr gesagt hatte, überlegte Alex was sie sagen sollte.
>>Du denkst ich lüge? Ich denk mir sowas doch nicht aus,<< schrie Alex wütend. >> Wenn es nicht so wäre, hätte ich es dir gesagt.<<
Lisa fing an verächtlich zu schnauben. >> Du willst das ich dir den Scheiß glaube? Klar, ich sehe auch jeden Tag Geister!<<
Alex schüttelte nur den Kopf und war außer sich das Lisa ihr nicht glaubte. >> Weißt du was, meinetwegen kannst du auch gehen!<< Mit ihrem Finger zeigte sie zur Tür.
>>Wie du willst <<, gab Lisa zurück. >> Dann gehe ich eben.<< Sie nahm ihre Schulbücher und stopfte sie in ihre Tasche. Dabei schüttelte sie den Kopf. Wütend lief Lisa zur Tür und drehte sich ein letztes Mal um. >>Viel Spaß mit deinen Geistern, Alex!<< Sie rannte die Treppenstufen runter und riss die Tür auf und ließ sie schwungvoll ins Schloß fallen.
Es war nicht sehr weit von ihrem Haus. Ungefähr zehn Minuten, wenn sie nicht trödelte.
Plötzlich wurde die Luft eisig und Blätter raschelten. Der Wind bließ ihre die Haare aus dem Gesicht und Lisa begann schneller zu laufen.
>>Jetzt bloß nicht panisch werden<<, dachte sich Lisa. >>Nichts ist. Es ist nur dunkel. Mir passsiert nichts, alles wird...<<
Sie erstarrte als sie Schritte von hinten hörte. Die Schritte kamen immer näher. >>Renn los, verdammt. Renn los.<< Aber ihre Füße gehorchten nicht. Es kam ihr so vor als würden die Schritte ein Echo abgeben. Und dann verstummten sie.
Lisa kniff die Augen zusammen und drehte sich langsam um. Sie dachte da würde jemand hinter ihr stehen , doch niemand war zu sehen.
Ein Stein fiel ihr vom Herzen als sie ein Flüstern hörte.
>>Lisssaaaaaa<<, rief die Stimme spöttisch und verspielend.
Ihr Herz begann schneller zu schlagen und ihre Beine gehorchten ihr endlich. Sie lief am Friedhof entlang und versuchte das Flüstern aus ihrem Kopf zu bekommen.
Sie wagte einen verstohlenen Blick zur Seite als sie die Grabsteine erkannte.
Sie ragten wie schiefe Zähne empor. Rauch steig aus dem einen Grabstein auf und sah eine Silhouette einer Person.
Lisa schnappte erschrocken nach Luft, als sie erkannte wer diese Person war. Wie in Trance schüttelte Lisa den Kopf und murmelte immer wieder den gleichen Satz: >> Nein, das kann nicht sein. Das gibt es nicht.<< Doch ihre Angst verwandelte sich in Wut. >>Alex, wenn du mich erschrecken willst, wirst du es bereuen! Hörst du?>>
Keine Antwort.
Die Frau aus dem Grabstein, hatte ein blutverschmiertes Hochzeitskleid an und fing an grinsen. Kein normales Grinsen. Es war merkwürdig und krank, und Lisa lief wieder ein Schauer ihren Rücken runter.
Sie sah die Frau an und sah das sie sich langsam in Luft auslöste. Sie sah grauenhaft aus.
Sie machte sich Vorwürfe weil sie Alex nicht geglaubt hatte. >>Warum bin ich so du-<<
Lisa stand kerzengerade auf dem Gehweg, als sie das Flüstern wieder hörte. Diesemal war es näher.
>>Lisssaaaaaa.<<
Sie keuchte auf , als sei ein Geräusch hörte.
>>Lisssaaaaaa.<<
Jetzt war das Flüstern direkt hinter ihr. Direkt in ihrem Ohr und rief immer wieder ihren Namen.
Sie stieß einen Laut aus als etwas Kaltes ihren Hal berührte. Das Kalte war ein Messer das ihr in die Kehle schnitt.
Sie griff sich mit beiden Händen an den Hals. Etwas warmes , flüssiges lief ihrem Hals entlang.
Sie keuchte nochmal auf als sie merkte was das war. Blut!
Sie nahm ihre Hände runter und sah das sie dunkelrott verfärbt waren.
>>Meine Kehle<<, stieß sie kaum hörbar aus. >>Meine Kehle... Jemand hat sie durchgeschnitten.<<
Vor ihren Augen wurde es schwarz und ihre Beine wurden schwach. Sie sank auf die Knie und kippte vornüber auf den Boden.
Ein leise Stöhnen drang aus ihrer Kehle.
Ihr Rucksack war auf den Boden gefallen und geplatzt. Ihre Sachen lagen verstreut auf dem Gehweg.
>>Ich blute...<<, krächzte sie. >>Helft mir doch!<<
Blind tastete Lisa auf dem Boden herum und suchte etwas, das sie retten könnte.
Aber sie fand nur ein Heft.
Tag der Veröffentlichung: 30.07.2012
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