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Spaziergehen“ war geplant.



Es war im Februar als wir uns im Chat kennenlernten, schon schnell kam es zum ersten Treffen – „Spaziergehen“ war geplant.

Und so trafen wir uns bei Regen in der abendlichen City. Wir gingen ECHT spazieren, ganze 3 Stunden und unterhielten uns über seine Zukunftspläne.Er war frisch aus einer anderen Großstadt hier angekommen, und suchte eine neue Stelle in seiner Branche.Aber schon da gab es erste Komplikationen. Seine Papiere waren geklaut, samt aller Bankkarten und der Weg zu seinem Ex-Freund war auch versperrt.

Wie er da so vor mir stand, und mich mit dem Dackelblick seiner grünen Augen ansah, spendierte ich ihm eine Mahlzeit, da er schon eine Weile nichts gegessen hatte.Der Jungspund, grade Anfang 20, ist kein Straßenjunge, adrettes Äußeres uns gepflege Umgangsformen waren Zeichen seiner Ausbildung im Dienstleisungsgewerbe.

Und er hat ein verdammtes Talent, einen für sich einzunehmen. Voller Charme und ohne, dass man sich bedrängt fühlen wird. Man gibt gern und aus vollem Herzen.

Kurz um, er kam schließlich bei mir unter, ich regelte es mit meinem Vermieter und alles war wunderbar. Die Pläne in Kürze: Job finden, seine alte Wohnung auflösen und sich gemeinsam eine Zukunft aufbauen. Aus meiner Zuneigung wurde Liebe.

Heute weiß ich: Liebe macht blöd! Nach dem Motto, auch wenn es nicht vernüftig ist…

Callboys oder Stricher



Wenn ich im ersten Teil dieser Geschichte etwas von den Dienstleistungsgewerbe geschrieben habe, in dem mein Freund tätig war, so ist eine seriöse Branche gemeint. Es geht hierbei nicht um Callboys oder Stricher!

Da weder Geld, noch Einkommen da sind, zahle ich fortan für Essen, Trinken und andere alltägliche Ausgaben.

Er nahm es gerne an, auch wenn das kleine Tübchen (50g) „Anti-Agiung-Creme“ zum Schnäppchen von 40 Euro im Einkaufswagen lag. Während ich mal wieder an einer der Zahllosen Kassenschlangen stehe, versichert er mir beiläufig, dass Geld aus der alten Heimat unterwegs sei – der letzte Lohn des ehemaligen Arbeitgebers. Immerhin runde 2000 Euro.

Das war nach 2 Wochen nicht da, der geplante Umzug musste mangels Geld mehrfach verschoben werden.

Es ging soweit, dass die Bank ihm nach 3 tägigen Telefonterror an der Hotline erst die Online- und Telefonauskunft versagte, und danach die Geschäftsbeziehung beendte. Sein Guthaben sollte ihm schnellstens ausgezahlt werden. Wie so oft im Leben, steckt der Teufel im Detail.

Beim ersten Termin, sollte eine Guthabenkarte in der örtlichen Filiale der Bank ankommen. Diese ist 2x die Woche besetzt. Als der Bote mit der Karte kam, war die Filiale geschlossen, und die Aushilfe hat die Wertsendung mangels Tresor zurückgehen lassen.

UPS sagte nach stundenlangen Verhandlungen zu, die Karte noch am gleichen Abend bei uns abzugeben. Bis 2 Uhr am Morgen war niemand hier. Hieß dann am nächsten Tag, man hätte es vergessen.

Und kaum zu glauben…. Die Geschichte geht noch weiter…

Termin mit der Oma



Inzwischen ist ein Jurist mit der Angelegenheit betraut, der telefonisch von ihm beauftragt wurde (ein Freund seiner Familie).

Da ich inzwischen mit rund 1800 Euro in Vorlage getreten war, wurde ich entsprechend nervös. Aber ich sah – nein vielmehr hörte ich – wie er mit Anwälten, beauftragten Geld-Kurieren und Gott und der Welt telefonierte, um Geld ranzuschaffen.

Dies lies mich ein ganzes Stück ruhiger werden, immerhin telefoniert er ja stundenlang mit diesen Leuten.

Da der Anwalt aber irgendwie nicht in der Lage war, uns das Geld schnell zukommen zu lassen, bot sich (kurz vor dem Reißen meines Geduldsfadens) seine Oma an, uns das Geld vorzustrecken.

Somit hätte ich meine Konten ausgleichen können. Der Termin mit der Oma war schon seit ein paar Tagen gemacht, da musste Sie an dem Tag der Verabredung plötzlich ins Krankenhaus.

Wenige Tage später sollte die Cousine die in unserer Nähe wohnen soll, das Geld bei der Oma im Krankenhaus abholen, und gegen Abend bei uns abgeben.

Als am nächsten Tag kein Geld da war, machte Schatzi, wie immer via Telefon, druck bei Tante und Cousine, wobei die Cousine angeblich nicht erreicht werden konnte.Irgendwie hatte es die Cousine geschafft, das Geld an einem Sonntag umzusetzen. Futsch, aus und weg!
Im Übrigen gab es nicht nur einen angeblichen Termin, um das Geld direkt mit der Oma bei der Bank abzuholen, denn Schatzi musste seine Wohnung in der fernen Großstadt langsam auflösen und eine Spedition beauftragen.

Da der Termin mit der Oma nie zu Stande gekommen ist, musste eine andere Lösung her.

Plötzlich überraschte mich der Bengel mit…..

Die Bankenkrise



Da ja kein Geld da war, um in die große Stadt zu fahren, und seine Wohnung aufzulösen, hatte er eine dortige Freundin mit der Auflösung beauftragt.Innerhalb eines Tages waren die Möbel des Wohnzimmers und der Kleiderschrank verkauft.

1000 Euro sollten auf mein Konto überwiesen werden. Die Lage entspannte sich somit etwas, er hatte inzwischen auch einen Job in der Nachbarstadt gefunden. Seit einer Woche fuhr ich ihn morgens hin, und holte ihn spät abends wieder ab. Ich machte mir ein paar Tage kaum Sorgen, alles schien perfekt.

Da ich bisher dachte, dass wir seine Möbel zu mir holen werden, hatte ich meine Wohnzimmereinrichtung zu einem großen Teil verschenkt oder verschrottet. Da ja das Geld vom Verkauf seiner Möbel auf dem Weg zu mir war, habe ich eine neue Big-Couch gekauft, incl. Tisch und Dekokissen. Doch die Tage verstrichen, ohne dass das Geld auf meinem Konto ankam.

Ich machte dem kleinen klar, dass wenn das Geld nicht kurzfristig komme, wir nicht mehr einkaufen gehen können, und der Kühlschrank somit leer blieb. Meine Bank fing an mich zu verfluchen, nicht 2 oder 3 mal, nein zig-mal am Tag erkundigte ich mich nach dem Geld, da die Absender mehrfach meine Kontodaten bekommen hatten, jedoch das Geld ausblieb.

Nach einigen Tagen sagte er mir, das die Absender das Geld zurückbekommen haben, mit dem Vermerk: Konto existiert nicht.Die Postbank möge mir heute vergeben, denn in meiner Verzweiflung habe ich die Filiale zusammengeschriehen, da man mir dort sagte: „Nein, hier ist alles Okay. Wir haben nichts zurückgewiesen.

Mein Lebensabschnittsbegleiter stand während dessen neben mir und kommentierte die Situation mit: Das kann doch nicht wahr sein! Oder ähnlichem.Bevor man uns des Hauses verweisen konnte, zogen wir an dem Tag ab. Ich war gefrustet, und mein Partner tat das, was er am Besten konnte… telefonieren mit Gott und der Welt! Selbst in Gesprächen, in denen es um Geld ging, das ihm zustand aber nicht ankam, blieb er immer weich und freundlich.

Es wurden den Schuldnern keine Fristen gesetzt, sondern wurde gar noch Verständnis -gezeigt, dass ja immer mal was schiefgehen könne. Doch kann mit mal einer sagen, wieso ausgerechnet hier und bei mir ALLES schief geht was nur schief gehen kann? Kurz um, das Geld war aufgebraucht, die Konten bis zum Anschlag überzogen, und der Tank auch leer. Nun kam er nicht mehr zur Arbeit. Da sich die Situation ohne einen Job keinesfalls hätte verbessern können, bewarb er sich in unmittelbarer Nähe bei einer neuen Firma.

Morgens um 8 ging dann sein Telefon, und er sollte in 4 Stunden zum Vorstellungsgespräch erscheinen…

Nachts um drei



Rückblick:
Morgens um 8 ging dann sein Telefon, und er sollte in 4 Stunden zum Vorstellungsgespräch erscheinen… Dieses fand in Köln statt.

Schon das war sehr merkwürdig, denn immerhin wollte er in einem Hotel in Kamen bei Dortmund arbeiten, aber die Einstellungsrunde fand auf einem Rhein-Schiff bei Köln statt.

Die Erklärung: Die Reederei des Schiffes, welche mehrere Hotelschiffe betreibt, wolle jetzt mit regulären Hotels auf den Markt gehen. Das Hotel in Kamen sei das erste seiner Art.

Also wieder alle Taschen und Jacken durchsucht, um den Tank für die Fahrt ins Rheinland zu füllen.

Der Termin verlief für ihn erfolgreich, und er sollte schon in der nächsten Woche Schlüssel zu einem Baucontainer bekommen, der sein vorläufiges Büro sein sollte – denn das Hotel ist kurz vor der Eröffnung.

Der Schlüssel, oh Wunder, kam nicht an. Dafür hatte die Sekretärin der Geschäftsleitung die Verantwortung (wir haben immer einen guten Grund), sie hatte die falsche Anschrift verwendet. Es tat sich erstmal nichts in Sachen Job und Geld verdienen.

Dann plötzlich, meldet sich der Arbeitgeber per Mail – man habe vollkommen vergessen, dass er noch eine Schulung über die Hotelphilosophie ablegen muss, der genaue Termin wird noch mitgeteilt.

Dann Freitags geht das Telefon, die Schulung beginnt am Sonntag! Klingt bis hier noch ganz unspektakulär, aber:

Benötigt werden folgende Unterlagen: Reisepass, Aktuelles Foto für die Personalakten und die Fahrkarte, für die Fahrt nach Passau.
Dumm nur: Es waren ja alle Papiere und Dokumente verloren, also schnell zum Amt und einen vorläufigen Reisepass beantragen, vorher die Bilder machen lassen und die Bahnfahrkarte kaufen.

Hierzu wurde ein großzügiger Dispo meiner Hausbank bis zum Anschlag ausgereizt. Die Fahrkarte sollte schließlich direkt bei der Ankunft erstattet werden, dies wollte er sofort zurücksenden, damit ich nicht ohne einen Cent Geld bin. Ich ging davon aus, dass die Schulung 8 Tage dauern wird, und damit er nicht in Jeans dort auftritt, wurde auch noch eine neue Anzughose beschafft.

Nachts um drei ging es dann zum HBf …

Liebe und Hass



Wie es in weiter geht erfahrt Ihr lieber Leser und Leserinnen in dem Folgeroman WER LIEBE LEBT IST SELBER BLIND - Teil 2.

So viel wird verraten, der zweite Teil wird vielmehr zu einem Krimi es wird spannend...

Ich bedanke mich für Eure Aufmerksamkeit und verbleibe im Auftrag mit lieben Grüßen, eure Kei Mornington.



Danksagung



Ich danke meiner Familie und allen meinen Freunden, ohne Euch wäre das Leben nicht lebenswert.

Ich bin kein Freund vieler Worte, deswegen Daaaanke :)

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 23.10.2011

Alle Rechte vorbehalten

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