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Titel

Eine Frage

der Kultur

 

Eine Science-Fiction-Kurzgeschichte

von Samuel Sommer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text Copyright © 2018

Samuel Sommer

Alle Rechte vorbehalten

 

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Inhalt

 

 

 

 

 

1.

 

Admiral Humphrey Byford von Winterfield gähnte ungeniert, während die ersten goldgelben Sonnenstrahlen durch das Panoramafenster seines Hotelzimmers schimmerten und er auf das azurblaue Wasser des Tharklarischen Meerbusens schaute. Aus seiner im neunzigsten Stock gelegenen 90-m²-Suite hatte man einen prächtigen Ausblick über den gesamten Ferienkomplex, inklusive seiner Tennisplätze, Minigolfanlagen, Schwimmbäder, Massagesalons, Gaststätten, Unterhaltungsanlagen und natürlich den momentan schönsten Strand in der gesamten Milchstraße, dessen feinkörniger Sand extra vom 400 Lichtjahre entfernten Burandi-System eingeflogen worden war.

Zu dieser frühen Morgenstunde waren die wenigsten Urlauber schon auf den Beinen und es tummelten sich noch ausgesprochen wenige Badegäste dort unten. Diejenigen, die schon wach waren, schienen aber allesamt gut gebräunte, gut gelaunte Urlauber zu sein, die sich daran erfreuten, jeden Wunsch von den Lippen abgelesen zu bekommen.

Man sollte meinen, dass der Admiral in seinem wohlverdienten Urlaub etwas länger schlief, aber seine innere Uhr trieb ihn unerbittlich auch diesen Morgen um Punkt 6:00 Uhr aus dem Schlaf und sie scherte sich nicht darum, dass er gestern erst spät zu Bett gegangen war und eine anstrengende Reise hinter sich hatte.

Humphrey schlüpfte in den Morgenmantel aus Samara-Frottee, der trotz Übergröße nur beinahe seinen planetengroßen Bauch umschloss, und stapfte auf den weit ausladenden Balkon. Frische Luft umwehte ihn und mit einem Lächeln atmete er tief ein. Diese Art von Luft gab es auf seinem Kommandoschiff nicht und er hatte vor, jeden Atemzug davon zu genießen.

Er ließ seinen Blick über das Land schweifen und in der Ferne konnte man sehen, dass weitere Hotelanlagen aus dem Boden gestampft wurden. Die vollautomatischen Rohbau-Teams würden dafür nicht länger als einige Tage benötigen. Nicht mehr lange und es würden sich noch viel mehr Menschen einen Urlaub hier gönnen und der Strand würde auf seiner gesamten Ausdehnung von exakt eintausend Kilometern dafür sorgen, dass aus milchgesichtigen Arkologie-Bewohnern braungebrannte Urlauber wurden.

„Guten Morgen, Sir!“

„Teufel!“ Der Admiral fuhr erschrocken herum, doch es war natürlich nur der zimmereigene Sakara-Butler, der auf weitere Befehle wartete.

„Entschuldigen Sie bitte. Es war nicht meine Absicht, Sie zu erschrecken. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht.“

„Ganz vorzüglich, danke!“, antwortete der Admiral. Die Züchtung aus irgendeiner Alien-Spezies war genetisch modifiziert, um den perfekten Diener und Helfer zu mimen, aber beim Militär hatte sich dies noch nicht durchgesetzt. Es war ungewohnt, so ein Ding um sich herum zu haben.

„Wünschen Sie zu frühstücken, Sir?“

Humphrey tätschelte seinen Bauch. „Und ob.“

Der Butler aktivierte ein holografisches Display und plötzlich tanzte eine bunte Menü-Auswahl über den Balkon. Der Admiral zappte sich durch das reichhaltige Angebot und entschied sich für ein klassisches Frühstück mit warmen Brötchen, Wild-Aufschnitt, einem hart gekochten Ei, ein bisschen Schinken, frisch gepresstem Orangensaft und natürlich heißem schwarzen Kaffee.

„Möchten Sie auf Ihrem Zimmer frühstücken oder eine unserer Terrassen nutzen?“

„Zimmer!“, ordnete der Admiral an und stiefelte wieder zurück. Genug Zeit vertrödelt. Selbst im Urlaub schien er nicht aus seiner Haut heraus zu können und seine anschließende Morgendusche war nach effizienten zweieinhalb Minuten beendet. Allerdings luden die Massage-Duschköpfe zu einem längeren Aufenthalt ein und vielleicht schaffte er es ja in den kommenden Tagen soweit herunterzufahren, dass er auch ein längeres Duscherlebnis zu würdigen wusste. Im Anschluss an seinen Aufenthalt im Badezimmer machten sich Reinigungs-Servoren sofort daran, die Nasszelle wieder in einen reinen Zustand zu versetzen, damit sich auch bestimmt keine Keime ausbreiten konnten und keine nervigen Hautschuppen und Haare irgendwo zurückblieben.

Der Admiral zog seine Bermuda-Shorts und sein Palmen-T-Shirt an, und obwohl er sich damit Zeit ließ, musste er noch einige Minuten auf sein Frühstück warten, welches auf einem schwebenden Tablett automatisch aus der Küche zu ihm geliefert wurde.

Humphrey setzte sich an den Tisch aus bestem Klamara-Eichenholz und aktivierte das holografische Display, um sich über die neuesten Nachrichten zu informieren. Er war zwar im Urlaub, aber das bedeutete ja nicht, dass er sich von der Welt abschotten musste. Außerdem hatte er viel zu große Angst, dass er etwas verpasste, und das hätte er sich nie verziehen.

Das Frühstück schmeckte köstlich, wahrscheinlich das beste Frühstück, das er jemals zu sich genommen hatte, und er musste sich bremsen, um keinen Nachschlag zu ordern. Er wusste, dass das Mittagessen nicht weniger gut und nicht weniger reichhaltig ausfiel und sein Arzt würde es nicht gutheißen, wenn er schon wieder neue Organe brauchte.

„Wie kann ich Ihnen heute zu Diensten sein? Darf ich eine unserer zahlreichen Freizeitaktivitäten für Sie buchen?“

Die Kreatur bettelte um weitere Befehle.

„Angebot zeigen!“, befahl der Admiral, während er eine übrig gebliebene Scheibe Käse zusammenrollte und sich quer in den Mund schob. Wo bekamen die Leute diesen Käse her? Er schmeckte wie von der alten Erde.

Hastig buchte er ein Schlammbad, eine Massage und schließlich merkte er sich einen Aufenthalt im Kasino inklusive dem berühmten Bankett für heute Abend vor. Er würde am ersten Tag nicht zu viel machen. Nur ein paar Dinge, um von der Arbeit runterzukommen.

„Darf ich Ihnen den Weg zeigen?“

„Darfst du.“

Der Admiral folgte dem Butler durch den Flur, der mit bestem Perser-Teppich ausgelegt war und an dessen Decken kostbare Kerillo-Kristallleuchter hingen. Die Wandgemälde waren mit echter Goldfarbe gepinselt worden und zeigten historische Ansichten verschiedener Hotelanlagen der Franchise-Kette.

Überall lag noch der Neu-Duft in der Luft und man spürte an jeder Ecke, dass dieses Hotel erst vor zwei Wochen aufgemacht hatte und alles in einem perfekten Zustand war.

Ja, er hatte sich wirklich eine ausgezeichnete Location für seinen Urlaub ausgesucht. Zeit für etwas Erholung und Kultur.

 

2

 

Die Wanne war bis zum Rand gefüllt mit Moorerde, Basulta-Schlamm und Febran-Matsch, und obwohl dies alles durch zugesetzte Duftstoffe so lieblich roch wie ein gutes Parfum, sah es so aus, als hätte ein Riese einen dicken Haufen hier hingesetzt.

Das erklärende Hologramm in Form einer schlanken, jungen Frau wünschte ihm einen angenehmen Aufenthalt und würde erst wieder zum Ende seiner Sitzung in gut einer Stunde wieder auftauchen.

Der Admiral räkelte sich und versuchte eine möglichst angenehme Liegeposition einzunehmen, während er sich fragte, wie er es schaffen sollte, eine ganze Stunde lang nichts zu tun. Ein wenig war es schon verschwendete Lebenszeit, wenn er so darüber nachdachte. Aber der Schlamm würde seiner Haut gut tun und man gönnte sich als zivilisiertes Wesen ja sonst nichts.

Zeit, zu entspannen und sich etwas zu gönnen. Denk an die frische Luft. Die gefällt dir ja auch. Er schloss die Augen und aktivierte die Musikanlage des Zimmers. Beinahe augenblicklich erklang Mozarts Symphonie No. 40 in g-Moll, eingespielt von Jaques de Calderon im altehrwürdigen Gläser-Saal im Haus der Musik auf Alkar-Tekk. Wenn man den Experten Glauben schenken durfte, dann war es eine der großartigsten Aufzeichnungen, die jemals eingespielt wurden, und mit nichts zu vergleichen, was es sonst noch auf dem Markt gab. Humphrey hatte die Lizenzen zum Abspielen von seinem Vater geerbt und er war froh, dass sein alter Herr ihm diese Denkmäler menschlichen Schaffens hinterlassen hatte. Nicht jeder konnte so eine Lizenz sein Eigen nennen.

Einst hatte er sogar ein wahrhaftiges Konzert besucht und gemeinsam mit seiner Frau eine Reise zum berühmten Saturn-Opernhaus unternommen. Das Ganze war bestimmt schon zwanzig Jahre her und schon damals eine sündhaft teure

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 03.01.2020
ISBN: 978-3-7487-2521-3

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