Sein ganzes Leben hatte Charlie Kappel das Wasser geliebt, und er kann sich nicht mehr erinnern, wann er schwimmen lernte. In seiner Kindheit nahm sein Vater ihn an jedem schönen Morgen des langen Sommers in die großen Seebäder der Bucht mit. Diese Bäder waren an einer der schönsten Küsten der Welt. Sooft ein kräftiger Westwind wehte, rollten große Wellen über den Strand, um an der Küste dahinter zu zerschellen, was aber seinen Vater und auch ihm, wie auch andere beherzte Sportler nicht vom Schwimmen zurückhielt. Als Charlie zwölf Jahre alt war, konnte er schon an die 30 Meter unter Wasser schwimmen, und keine noch so hohe Welle vermochte ihn am Schwimmen zu hindern.
Charlie und seine Familie verbrachten den Urlaub immer am Meer, denn auch sein Vater war eine Wasserratte. Sie kauften sich ein Boot, mit dem fuhren sie hinaus aufs Meer zum Fischen. Fischen war ihre große Leidenschaft. Gefischt wurde allerdings nicht mit einer Angel, dass hätte ihnen nicht gefallen, es wurde mit Harpunen gefischt. Vater und Sohn tauchten in die dunklen Tiefen der Meere, suchten nach Fischen, schossen sie und am Abend wurden diese dann auf einem Lagerfeuer gebraten. Das waren Träume die ein Junge haben konnte, die sich auch erfüllten. Aber Träume sich keine Realität, sie gaukeln uns was vor, wenn wir schlafen, wenn wir aufwachen sind sie ganz plötzlich verschwunden. Charlie träumte von einem großen Fisch, einen richtig großen fetten Fisch und eines Tages, da sah er ihn. Der tauchte hinab, in die Tiefe. Der Schmerz in seinen Ohren war unbeschreiblich, er tauchte trotzdem weiter, bis er nicht mehr konnte, aber die Aussicht auf diesen enorm großen Zackenbarsch ließ ihn alle Sicherheit außer Acht lassen. Er schoss auf den Zackenbarsch, er traf ihn glücklich hinter seinem Kopf, zerfetzte sein Rückgrat, so dass sich der Fisch nicht mehr bewegen konnte. Mit allergrößter Mühe tauchte er wieder auf. Der untere Teil seines Gesichts war mit Blut aus seiner Nase beschmiert, aber triumphierend warf er den erlegten Zackenbarsch in das Boot. An Deck erwarteten ihn die Glückwünsche seines Vaters, weil er seine Sache gut gemacht hatte.
Trotz des Lobes, das der Vater für ihn hatte, wurde er auch ermahnt an seine Sicherheit zu denken.
Charlie konnte wirklich nicht behaupten, dass er besondere Kenntnisse von den Fischen hatte, die er mit der Harpune schoss. Unter Wasser ist auf jeden Fall Vorsicht geboten, denn es ist leicht möglich, dass man im Meer Kreaturen begegnet die höchst gefährlich sind, dass erklärte der Vater seinem Sohn. Es gibt Steinfische die wirklich grässlich sind. Da er unter Algen verborgen auf der Lauer liegt und sehr stark einem Stein ähnelt, sieht man ihn nicht leicht. So kann es geschehen, dass man mit bloßen Füßen darauf tritt. Er braucht nicht groß zu sein, aber er ist durch und durch voll Gift. Sein Stich ist tödlich.
Charlie träumte immer von einer Arbeit die unmittelbar mit dem Meer zu tun haben würde. In seinen jungen Jahren träumte er ein Seemann werden zu können, vielleicht sogar ein Kapitän. Das hatte sich nicht erfüllt, denn er wohnte in der Mitte von Europa, da war weit und breit kein Meer und er war auch viel zu jung und zu unerfahren, zu furchtsam auch, um ins Ausland gehen zu wollen.
Es war nur ein Traum von Charlie einmal ein großer Kapitän zu sein. So wie einige den Bandwurm dem Menschen oder Tiere, so würde ich fragen, ob nicht die Träume, ohne die niemals der Schlaf ist, ob man sich gleich nur selten derselben erinnert, eine zweckmäßige Anordnung der Natur ist, indem sie nämlich bei dem Abspannen aller körperlichen bewegenden Kräfte, dazu dienen, mittels der Einbildungskraft, die in diesem Zustand hauptsächlich bis zum Affekt steigt, die Lebensorganen in einem ganz enormen Ausmaß zu bewegen; so wie sie auch bei überfülltem Magen, wo diese Bewegung um desto nötiger ist, im Nachtschlaf hinlänglich mit desto mehr Lebhaftigkeit spielt; dass folglich, ohne diese innerlich bewegende Kraft und ermüdende Unruhe, worüber wir die Träume anklagen, der Schlaf, selbst im gesunden Zustande, wohl gar ein völliges Erlöschen des Lebens sein würde.
Es war nur ein Traum den er geträumt hatte, als er älter wurde, da erkannte er es klar und deutlich vor seinen Augen. Das machte ihn traurig, denn er wäre gerne seinem Traum gefolgt. Das Leben ist nur ein Traum, der sich selbst bezweifelt. Er musste erkennen, das Träumen, alles auf dieser Welt verdirbt. Wer sich davon losmachen kann und nichts begehrt, als was er vor sich hat, kann sich durchschlagen. Und genau das musste er auch tun. Er wurde ein Ingenieur, arbeitete auf einer Schiffswerft, die an einem Fluss lag, das gab ihm doch eine gewisse Befriedigung, doch ein ganz klein wenig seinem Traum folgen zu können. Wenn er schon nicht als Seemann existieren konnte, so konnte er doch die Schiffe für die Seeleute herstellen.
Das Leben ging seinen Lauf, er wurde alt, seine Eltern starben, da war er ganz plötzlich alleine auf dieser Welt. Geheiratet hatte er nie. Die Richtige war ihm nie über den Weg gelaufen. Er hätte es sich schon gewünscht, aber nachgelaufen war er ihr nicht. Er dachte, dass sich alles von alleine regeln würde, was es nicht tat. Er hatte schon seine Bekanntschaften, aber nur für kurze Zeit, dann gingen sie wieder, verließen ihn. So blieb er alleine.
Dann hatte er einen Arbeitsunfall. Er kam ins Spital, blieb dort über einen Monat, wurde mehrmals operiert. Schließlich konnte er das Spital verlassen. Arbeiten konnte er nicht mehr, er wurde in Pension geschickt, bekam von der Versicherung viel Geld und auch der Arbeitgeber musste eine hohe Abfindung zahlen. Jetzt hatte er alles um sich seinen Traum zu erfüllen. Geld in Hülle und Fülle. Was er jetzt nur noch brauchte war ein Schiff, keine Boote mehr, nein, ein Schiff. Eine schöne große, geräumige Segeljacht auf der er leben konnte. Jetzt konnte er alles das machen, was er in jungen Jahren nicht tun konnte. Ein Seezigeuner sein.
Einige Wochen später stand er vor einem Segler.
Charlie Kappel stand vor dem Schiff, seine Augen leuchteten. „Erzählen Sie mir etwas über dieses Schiff“, verlangte er vom Eigner.
„Das Schiff wurde 1975 gebaut. Es ist 17 Meter lang und 3,95 Meter breit. Es verfügt über einen Motor von 175 PS stärke, eine Segelfläche von 80 m². Es hat vier Kabinen, zwei im vorderen Bereich und 2 Backbords mit jeweils zwei Doppelbetten. Weiters gibt es vier Toiletten und vier Duschen, eine Küche, einen Salon, einen Steuerstand und ein Sonnendeck.
Das wäre in der Kürze alles, was ich Ihnen schnell sagen kann.“
„Dieser Segler würde mir gefallen. Ein wirklich schöner Segler. Aber er braucht einen neuen Mast und ordentliche Segel. Sie sehen also, dass ich in diesen Segler eine ganze Menge noch hineinstecken muss. Mit dem geforderten Geld bin ich nicht einverstanden. Was sagen Sie dazu?“, sagte Charlie.
Der Inhaber des Seglers, ein älterer Herr, ein Rechtsanwalt, wiegte den Kopf auf den Schultern. Er dachte angestrengt nach. „Gut, ich kann Ihnen was nachlassen.“ Dann sagte er einen Preis, mit dem Charlie sofort einverstanden war. Noch am selben Tag wechselte der Besitzer des Seglers. Am nächsten Morgen wurde der Segler in eine Werft geschleppt und hergerichtet.
Charlie hatte Zeit, genügend Zeit um die notwendigen Einkäufe zu tätigen. Er musste noch einiges einkaufen. Er brauchte Werkzeug, Lebensmittel, Geschirr, eine Tauchausrüstung, denn Tauchen wollte er unbedingt gehen. Die ganzen Tage lief er durch die Stadt, durch den Hafen, ließ sich mit dem Taxi zu den Geschäften fahren, nahm alles nur Erdenkliche mit, brachte es zur Werft. Schließlich hatte er alles zusammen. Das Schiff, seine Seadancer war fertig, es konnte beladen werden. Er war stolz auf sich und sein Schiff. Die erste Nacht an Bord. Schön, ruhig. Die Lichter der Stadt leuchteten über das Meer, eine leichte Brise ging, er hörte Musik von einem der Restaurants, die nicht weit entfernt von seinem Ankerplatz waren. Er schenkte sich einen Schluck Wein ein, setzte sich in seinem Cockpit nieder, betastete die Instrumente, freute sich auf das Auslaufen morgen früh.
Drei Wochen nach dem Beginn der Arbeiten lief Charlie mit seiner neu erworbenen Braut, die Seadancer aus.
Neun Uhr morgens, der Bankangestellte kam zur Tür und öffnete sie. Noch nicht ganz wacht, trat er auf die Straße hinaus. Er beobachtete die Menschen, die an ihm vorbeiliefen, er sah sich den Verkehr an, der wie jeden Tag stark war und die Luft verpestete, schließlich sah in zum Himmel, blauer Himmel, kein Wölkchen war zu sehen.
Eine Frau, elegant gekleidet kam auf ihn zu. Sie trug einen großen weißen Hut, den sie tief in ihr Gesicht geschoben hatte, so dass man kaum ihr Gesicht sehen konnte, noch dazu trug sie überaus große Sonnengläser, die ihre Augen verbargen. Weiters trug sie einen weißen Hosenanzug und unter ihrem Hut fielen ihr die blonden Locken bis auf die Schulter herab. An der Hand trug sie eine Tasche, eine etwas größere Tasche als Frauen sie für gewöhnlich haben. Sie lächelte den Bankangestellten freundlich zu.
Zur gleichen Zeit kam noch eine zweite Frau zur Bank, die genauso aussah wie die erste Dame, sie glich ihr aufs Haar, nur dass sie jünger war, aber das konnte niemand wirklich mit absoluter Sicherheit bestätigen. Die erste Frau ging an dem Bankangestellten vorbei, hinein in den Kassenraum. Die Jüngere blieb am Haupteingang stehen. Der Bankangestellte wollte etwas sagen, aber da hatte die Frau ganz plötzlich zwei Revolver in ihren Händen. Sie winkt dem Bankangestellten mit einer Pistole, dass er sich ruhig verhalten solle und dass er in das innere der Bank verschwinden soll. Der Bankangestellte folgte ihren Anweisungen wortlos.
Die Ältere eilte zur Kassenabteilung. Die Jüngere, an der Tür rief mit gebieterischer Stimme: „Hände hoch und Ruhe!“
Mit einer ganz unglaublichen Geschwindigkeit drang die Ältere in den Kassenraum ein, auch sie hatte eine Pistole in ihrer Hand, beide Frauen gaben einige Schüsse ab, und sie bemächtigt sich des gesamten dort vorhandenen Geldes, sowie all dessen, was sie in den Schubladen und auf den Schreibtischen der Kassierer fanden.
Als er die Schüsse hörte, trat der Direktor der Filiale der Banca Vaticano, sechzig Jahre alt, aus seinem Büro im Obergeschoss und rief: „Was ist los?“
Die Ältere entgegnete ihm: „Bleiben Sie stehen oder ich töte Sie!“
Der Direktor ließ sich von dieser Drohung nicht aufhalten, er ging die Treppe hinab, die Frau gab einen Schuss auf ihn ab, der verletzte ihn. Der Direktor fiel vornüber auf den Boden.
Die Ältere stopfte sich die Geldscheine in die Taschen und lief zum Eingang, während sie die Angestellten und zwei zufällig anwesende Kunden, weiter mit ihrer Pistole in Schach hielt. Die Ältere lief voraus, ihr folgte die Jüngere. Auf der Straße wartete ein Automobil, das sie mit laufendem Motor erwartete, und fuhren davon.
Vorher feuerten sie noch einige Schüsse auf einen städtischen Wachtmeister ab, der versuchte, sie aufzuhalten. Der Wachtmeister griff nach seiner Waffe, zog sie aus dem Halfter, aber da saßen die beiden Räuberinnen schon im Automobil. Vom Automobil aus, schossen sie noch einige Male auf die Passanten, um sich den Weg freizumachen, wie auch auf die umliegenden Häuser, wo sich zahlreiche Personen, von den Schüssen und den Schreien angelockt, hinauslehnten.
Der städtische Wachtmeister, ein mutiger Mann, versuchte, sich den Räubern entgegenzustellen. Ein anderes Fahrzeug versperrte ihnen den Weg, der Fluchtwagen musste bremsen, ausweichen, mit sauberen und sicheren Kurven entkam er durch die Straße.
Die Carabinieri verfolgten die Räuber auf der Straße. Sie versuchten durch die engen Straßen zu entkommen. Die Verfolger blieben aber auf ihrer Spur, es war nicht so einfach sie abzuhängen. Als die Räuber das einsahen, versuchten sie aus der Stadt zu fliehen, was ihnen auch gelang. Der Fahrer des Fluchtwagens kannte sich hervorragend in der Gegend aus. Sie verloren die Carabinieri, da fühlten sich die Räuber schon etwas sicherer. In der Zwischenzeit hatten die Carabinieri Straßensperren aufgebaut.
Das Automobil raste über die Straße. Sie überholten alle Fahrzeuge die sich in dieselbe Richtung bewegten.
„Fahr nicht so schnell!“, rief die Ältere dem Fahrer zu. „Das fällt doch auf.“
„Das stimmt“, sagte die Jüngere, „fahr einfach langsamer, fahr so wie alle die anderen.“
Der Fahrer verlangsamte sein Tempo.
Sie fuhren einige Zeit stumm dahin. Dann sagte der Fahrer: „Sollten wir nicht abbiegen. Es ist ganz sicher, dass die Carabinieri Straßensperren aufgebaut haben.“
„Wir sind gleich da, nur noch ein kurzes Stück, dann biegst du nach links ab. Ich sage es dir, wenn es soweit ist“, sagte die Ältere.
Nach einigen Kilometern war es dann soweit, sie bogen von der Straße ab und fuhren auf einer Landstraße weiter. Sie fuhren durch einen Wald, der einen angenehmen Schatten gab und die Hitze des Tages abhielt, aber das merkten die Räuber nicht.
„Bleib da stehen“, verlangte die Ältere.
Der Fahrer hielt das Fahrzeug an, alle stiegen aus.
„Hier ist ein guter Platz“, sagte die Jüngere.
Der Fahrer sah sie verständnislos an. „Es fragt sich nur für was?“, gab er zur Antwort.
„Um die Beute zu teilen“, antwortete die Jüngere.
„Das ist wirklich gut“, meinte der Fahrer. „Dann ist hier mein Teil des Auftrags zu Ende?“
„So ist es“, stimmte die Ältere zu.
In der nächsten viertel Stunde teilten sie die Beute auf. Sie hatten 253.789 Euro erbeutet und das musste aufgeteilt werden. Nach einigen Rechnungen die sie durchführten, kamen sie zu einem Ergebnis. Die Beute wurde noch einmal abgezählt, dann aufgeteilt. Der Fahrer steckte seinen Anteil in die Rocktasche.
„Du kannst fahren“, sagte die Ältere.
„Hau ab!“, sagte die Jüngere.
„Du hast uns nie gesehen – verstanden?“, fügte noch die Jüngere hinzu.
Der Fahrer ging wortlos zu seinem Automobil, stieg ein, startete den Motor und wendete. Als er bei den beiden Frauen vorbeifuhr, blieb er noch einmal stehen, sagte: „Macht's gut.“ Dann gab er Gas und fuhr davon.
Die beiden Frauen sahen ihm nach, als er hinter den Bäumen verschwunden war, setzten sie sich auf einen Stein, der aus dem Boden ragte.
„Vertraust du ihm?“, fragte die Jüngere.
„Nein.“
„Wird er uns erkennen, verraten?“
„Kaum. Er weiß nicht wer wir sind.“
Die Jüngere wiegte den Kopf auf ihren Schultern. „Kann schon sein, aber der Mann der ihn uns empfohlen hat, …, kennt er dich auch nicht?“
„Ich war immer so angezogen wie ich jetzt bin. Es ist unwahrscheinlich, dass er mich erkennen wird können.“
„Und die Empfehlung?“
„Können wir vergessen, der Mann der mich empfohlen hat, hat Kehlkopfkrebs. Er wird nicht mehr lange leben, aber das weiß unser Freund offenbar nicht.“
„Wenn ich dich richtig verstehe, dann sind wir relativ sicher?“
Die Ältere sah die Jüngere an. „Weißt du vielleicht wer ich bin?“
„Nein.“
„Gut.“
„Und weißt du wer ich bin?“, fragte die Jüngere.
„Das weiß ich.“
„Wieso?“
„Ich musste dich auswählen.“
„Aber ich weiß nicht wer du bist!“
„So soll es sein und jetzt teilen wir uns auf. Der Fahrer ist weg, nur noch wir zwei sind über. Wir gehen jetzt unsere eigenen Wege.“ Und als sie sah, dass die Jüngere was sagen wollte, sagte sie rasch: „Sag nichts! Ich möchte nichts wissen und frage auch nichts, denn auch du möchtest nichts wissen.“
Dann gingen sie ihrer Wege. Die eine ging nach rechts, die andere nach links.
Der Fahrer fuhr wieder auf die Straße zurück. Er wollte in eine andere Stadt fahren, sich dort besaufen, denn das ganze Unternehmen hatte doch stark an seinen nerven gezerrt. Es ging ganz gut, aber vor der Stadt kam er in eine Polizeikontrolle. Er wollte fliehen, die Carabinieri riefen ihm nach, dass er stehen bleiben solle, er tat es nicht. Mit quietschenden Reifen fuhr er zurück. Die Carabinieri sprangen in ihr Automobil und mit Folgetonhorn hetzten sie hinter dem Flüchtigen her.
Die Straße führte durch die Berge. Es war eine Landstraße, die nicht dazu gebaut war um Verfolgungen und hohe Geschwindigkeiten zuzulassen. Noch dazu kannte der Flüchtige die Straße nicht und so kam es, dass er die Gewalt über sein Automobil verlor als er in eine enge Kurve einfuhr. Er wurde aus der Kurve geschleudert und das Automobil überschlug sich mehrmals.
Die Carabinieri blieben stehen, sprangen aus ihrem Automobil und rannten zu dem Verunglückten. Sie konnten für ihn nichts mehr tun, er war tot.
Der Schiffbauingenieur der Werft hatte sich von Charlie verabschiedet und war gegangen. Charlie blieb noch sitzen, er hatte er nicht eilig. Sie hatten die letzte Unterredung gehabt, was noch zu tun sei auf dem Schiff und welche Erfahrung Charlie mit dem Boot gemacht hatte. Charlie war mit der Arbeit der Werft sehr zufrieden gewesen, alles was er sich gewünscht hatte, war geschehen. Vieles wurde erneuert, verbessert, einiges wurde neu installiert. Charlie war mit seiner Seadancer sehr zufrieden.
Er hatte noch sein Glas Rotwein nicht ausgetrunken. Er dachte nach, ob er nicht doch noch ein Glas trinken sollte, da fiel sein Blick auf eine auffallend schöne Frau, die, von den anderen Gästen etwas abgesondert, in einer Ecke des Restaurants saß. Sie schien ihm eine attraktive Frau zu sein, nicht mehr ganz so jung wie die meisten Frauen in diesem Restaurant, aber dennoch ausgesprochen anziehend. Charlie dachte daran, dass sich diese hübsche Frau vielleicht mit ihrem Liebhaber verabredet hatte, jetzt zu früh gekommen war und auf ihn wartete. Das Glas Wein, das vor ihr stand, hatte sie kaum angerührt. Sie sah sich in aller Ruhe um, aber ohne die Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu wollen. Sie war eine Inländerin, soviel konnte er erkennen, denn wenn Männer an ihrem Tisch vorbeigingen sah sie diese nicht an, sah weg oder starrte auf den Boden. Das haben die Italienerinnen so an sich.
Sie wartete und auch Charlie wartete. Er wurde neugierig auf wen sie wartete. Der Ober kam und Charlie bestellte sich noch ein Glas Rotwein, jetzt konnte er nicht gehen, jetzt musste er warten. Er wartete eine volle halbe Stunde und niemand kam. Er wartete und er war sich nicht mehr ganz sicher ob sie wirklich auf jemanden wartete. Sie war eine gepflegte Frau, wohlerzogen.
Der Kellner kam an seinem Tisch vorbei und Charlie hielt ihn auf. „Sapete la signora seduta a questo tavolo? - Kennen Sie die Dame, die an diesem Tisch sitzt?“
„No, mio signore - Nein, mein Herr“
„Potrei chiedere a chiedere alla signora se lei potrebbe avvenire al mio tavolo? - Dürfte ich Sie bitten, die Dame zu fragen, ob sie vielleicht an meinem Tisch Platz nehmen würde?“
Der Kellner ging zu der Frau hin und sprach mit ihr. Charlie beobachtete gespannt ihr Gesicht. Er empfand eine Erleichterung, als er sah, dass sie zu ihm lächelte. Eigentlich hatte er erwartet, dass sie aufstehen würde und sofort zu seinem Tisch kommen würde, aber da hatte er sich geirrt, sie bleib sitzen, lächelte ihn nochmals an, wandte dann den Blick ab und sah verträumt aus dem Fenster. Viel zu sehen war nichts mehr, die Sonne hatte sich schlafen gelegt und draußen herrschte eine Dunkelheit die mit den Augen nicht mehr zu durchstoßen war. Er wartete, aber sie machte auch nach einigen Minuten keine Anstalt aufzustehen und an seinem Tisch zu kommen. Er nahm sich ein Herz und stand auf, schlenderte an ihren Tisch. Sie begrüßte ihn durchaus herzlich, wie einen alten Freund, aber er bemerkte, dass sie ein wenig verunsichert war. Sie sagte nichts und er wusste jetzt nicht was er tun sollte. Er fragte: „Posso mi seduto? - Darf ich mich setzten?“
„Si prega di prendere spazio - Nehmen Sie bitte Platz.“
Charlie setze sich. Der Kellner kam, er witterte ein Geschäft, und Charlie bestellte etwas zu trinken. Er konnte diese unbekannte Frau in ein Gespräch verwickeln. Sie hatte eine ganz wundervolle sonore Stimme, die ihn noch mehr fesselte als ihr Lächeln. Es war die Stimme einer Frau, die wusste was sie wollte, die das Leben genießt, die sorglos ist, ungebunden, entschlossen, die weiß das sie eine Frau ist, dass sie eine gewisse Anziehung für die Männer dieser Erde hat und das auch weiß zu nützen.
Charlie war schon überrascht als sie sagte, dass es ein Fauxpas gewesen sei, sich an ihren Tisch zu setzen. „Ho pensato che avrebbero capito che volevo conoscerla fuori. Ho cercato di rendere chiaro a voi. - Ich dachte, sie hätten verstanden, dass ich Sie draußen treffen wollte. Das habe ich versucht Ihnen klar zu machen.”
Charlie entschuldigte sich. „Mi scusi, per favore, che non ho capito. - Entschuldigen Sie, bitte, das habe ich nicht verstanden.“
„Non sei anche il più giovane. Chiedo scusa. - Sie sind ja auch nicht mehr der Jüngste. Ich entschuldige.“
Sie sah ihn lächelnd an. Ihre Stimme war berauschend. „Dovrei tornare indietro? - Soll ich wieder gehen?“, fragte er ängstlich.
„No, no, è restare. Non voglio che queste persone mi tengono qui come un professionista. - Nein, nein, bleiben Sie nur sitzen. Ich möchte nicht, dass mich diese Leute hier als eine Professionelle halten.“
„Das hätte ich nie getan!“, sagte Charlie in seiner Sprache.
„Sono gli stranieri? - Sie sind Ausländer?“
„Ja.“
„Sie sprechen meine Sprache gut.“
„Danke für das Kompliment. Ich weiß, dass ich einige Schwierigkeiten habe mich richtig auszudrücken. Aber Sie sprechen ganz ausgezeichnet meine Sprache. Woher kommt das?“, fragte Charlie, denn er war sehr neugierig.
„Ich habe einige Jahre in ihrem Land gelebt.“
„Da sind Sie sicher noch zur Schule gegangen.“
Sie lachte, eines dieser bezaubernden Lacher, die nur eine Frau lachen kann, die weiß wie sie aussieht, was sie vorstellt und was sie ist. Sie hatte blendend weiße Zähne, dass konnte Charlie sehr gut beobachten.
„Sie haben Recht. Damals bin ich noch zur Schule gegangen, aber das ist schon lange vorbei.“
„Das kann ich nicht glauben! So wie Sie aussehen, so jung, so schön, so frisch.“
Sie lachte wieder, warf ein wenig den Kopf in den Nacken, dass ihr Haar nach hinten flog. Sie beugte sich etwas vor und nahm seine Hand in die ihre. Er fühlte einen leichten Händedruck und er sah in ihrem Gesicht ein freundliches Lächeln.
„Was machen Sie hier?“, fragte sie ihn um das Thema zu wechseln.
Charlie erzählte ihr von seiner Zusammenkunft mit dem Schiffsingenieur, dass er sich ein Boot gekauft hatte, das er jetzt hergerichtet wurde. Sie hörte aufmerksam zu. Das Thema schien sie zu interessieren und Charlie erzählt diese lange Geschichte. Sie unterbrach ihn nicht. Als er fertig gesprochen hatte, fragte sie nur: „Steht das Boot im Hafen?“
Er war ganz in seinem Element. „Ja, es steht dort. Es liegt vor Anker, am Kai festgebunden. Wollen Sie es sehen?“
„Das möchte ich ganz gerne“, antwortete sie. Sie lächelte ihn an, nicht mehr so wie vorhin, es war ein anderes Lächeln, ein erotisches, ein Einladendes. Charlie beugte sich etwas vor und legt seine Hand auf ihr Knie. Er drückte es zärtlich. Er spürte nur, dass auch sie ihre Hand auf sein Knie legte.
„Man kann im Leben nicht alles haben, man kann viele Dinge tun, man muss sie nur auswählen, was einem wichtig ist und was nicht.“
Sie schob seine Hand weg, stand auf. „Wir sind hier nicht alleine. Zeigen Sie mir ihr Boot.“
Charlie rief den Kellner, zahlte und sie verließen das Restaurant. Sie gingen am Kai entlang, sahen zu den Sternen auf, sahen den Mond der auf sie leuchtete. Es war eine schöne Nacht, nicht kalt, nicht heiß, einfach nur angenehm. Sie ging neben ihm, hatte sich eingehängt, sprach mit ihrer wundervollen Stimme, die er so gern hörte, sie war für ihn wie das Rauschen des Windes in den Blättern eines Baumes. Ihre wohlgeformten Lippen öffneten sich und ließen die Wörter nur langsam aus ihrem Mund kommen, so als müssten sie erst kontrolliert, überprüft werden, ob sie richtig waren.
„Wissen Sie“, sagte sie, „ich bin sehr froh Sie getroffen zu haben. Ich kenne hier niemanden. Eigentlich bin ich hier ... gestrandet. Ich bin auf der Durchreise und ich fühle mich sehr einsam. Sie kennen das sicher.“
Charlie stimmt ihr zu, er kannte das. Er war auch einsam, alleine in dieser Stadt und er war froh sie getroffen zu haben.
Sie schlenderten weiter, bis Charlie plötzlich stehen blieb.
Sie sah ihn an. „Was ist?“, wollte sie wissen.
„Das ist mein Boot“, sagte Charlie stolz.
Ihr blieb der Mund offen. „Das ist doch kein Boot!“, rief sie aus. „Ein Boot ist doch nicht so groß. Das ist schon ein Schiff!“
„Das sehe ich auch so.“
„Wollen wir hinaufgehen?“
„Wenn der Kapitän es erlaubt?“
„Der Kapitän erlaubt es.“
Sie gingen an Bord. Sie musste sich die Schuhe ausziehen, ihre Stöckelschuhe hätten hässliche Löcher in den Blanken verursacht. Sie sah sich alles ganz genau an. Charlie hatte das Gefühl, dass sie sich mit Schiffen auskannte. Vielleicht nicht so gut wie er, aber gut genug um abwiegen zu können, was das gute Stück hier hergeben konnte.
An Sonnendeck standen ein Tisch und Stühle. „Wollen wir uns nicht setzen?“, fragte Charlie.
„Ist es nicht schon zu frisch um hier sitzen zu können? Gehen wir lieber hinunter, noch habe ich nicht alles gesehen.“
„Wie Sie wünschen.“
Sie gingen hinunter, in den Salon, setzten sich dort nieder.
„Es ist angenehm und behaglich hier“, sagte sie.
„Wenn Sie wollen können Sie sich auch duschen.“
„Das werde ich machen.“
Sie stand auf und Charlie zeigte ihr die Dusche. Sie zog sich aus und nach einigen Sekunden stand sie nackt vor ihm. Sie öffnete die Tür und trat in die Dusche ein. Diese wenigen Minuten hatten Charlie gereicht um ihren Körper betrachten zu können. So wie er es sich schon gedacht hatte, sie war eine ganz wunderschöne, wundervolle Frau. Ohne Makel. Ein schönes Stück Fleisch, das er mit seiner Rute aufspießen wird können. Bislang war er sich nicht ganz sicher gewesen, ob sie eine Hure war oder nicht. Nur eines war für ihn sicher, dass sie Geld nehmen würde, aber war sie deshalb auch gleich eine Hure?
Er ging in seine Kajüte, setzte sich auf das Bett und begann sich auszuziehen. Er hörte das Wasser plätschern. Was für ein Glück für ihn, diese Frau getroffen zu haben! Das Plätschern hörte auf, sie hatte den Wasserhahn zugedreht. Sie kam zu ihm. Sie hatte nur ein Handtuch umgelegt. Er saß nackt auf dem Bett. Sie ließ ihr Handtuch zu Boden gleiten. Charlie stand auf und legte seine Arme um ihren Körper. Genießerisch befühlte er ihren Körper, ihre Brüste, ihren Hintern, ihre Schenkel. Sie wand sich aus seinen Armen, schob ihn weg, fragte mit einem verschämten Lächeln: „Sei deluso in me? - Bist
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 09.04.2015
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