Cover

Leseprobe

Einleitung

Die Adventszeit – sie hat ihren ganz eigenen Zauber. Überall in den Häusern leuchtet und glitzert es. Bunte Kugeln und kleine Sterne zieren Tannenzweige, Kerzen verbreiten wunderbares Licht. Es wird gebacken und gebastelt, gesungen, gelesen und erzählt.

Oh ja, es wird erzählt, viel erzählt. Denn es gibt eine Menge zauberhafter Geschichten, die auf magische Art und Weise mit der Weihnachtszeit verbunden sind. Nicht wenige dieser Geschichten handeln von wundersamen kleinen Wesen – Wichtel genannt. Jedes Jahr, pünktlich am ersten Dezember, halten sie in den Häusern und Wohnungen der Menschen Einzug. Dabei haben sie stets nur eines im Sinn: Sie möchten die Vorfreude der Menschen auf Weihnachten wecken. Und dafür legen sie sich mächtig ins Zeug.

Den Überlieferungen zufolge stammen die Wichtel aus Skandinavien. Doch auch hierzulande sind die kleinen freundlichen Männlein immer häufiger anzutreffen. Wobei: Halt, nein! Wirklich anzutreffen sind die Wichtel nicht. Im Gegenteil. Sie setzen alles daran, von den Menschen nicht gesehen zu werden. Ihre Arbeit verrichten sie daher meist in der Nacht, wenn die Familien, bei denen sie wohnen, tief und fest schlafen. Manchmal sind sie auch tagsüber aktiv. Aber nur dann, wenn wirklich niemand zu Hause ist.

Welche lustigen, spannenden, ja, einfach magischen Abenteuer so ein Wichtel bei den Menschen erlebt, genau davon erzählt dieses Buch. Und es gibt jede Menge zu erzählen. In insgesamt 24 Geschichten begleiten kleine und große (Vor-)Leser den liebenswürdigen Berti durch die Adventszeit: von seiner Ankunft im Haus der Familie Auermann, über nächtliche Back- und Bastelaktionen und witzige Streiche bis hin zum Weihnachtsabend, wenn es für Berti wieder heißt: Abschied nehmen.

Doch dazu später. An dieser Stelle sei jetzt noch nicht zu viel verraten ...

Vorhang auf: Hier kommen die Hauptdarsteller!

Im Mittelpunkt dieser 24 zauberhaften Wichtelgeschichten steht Berti.

Er ist ein freundlicher und überaus sympathischer Wichtel. Berti hat in seinem Leben bereits zahlreiche Familien in der Weihnachtszeit begleitet. Im Umgang mit den Menschen verfügt er daher über jede Menge Erfahrung. Wie alt er genau ist, darüber schweigt Berti sich meist höflich aus. Am einfachsten ist es sicherlich, wenn man sagt: Berti ist ein Wichtel in den besten Jahren.

Wie die meisten Wichtel hat auch er seine rote Zipfelmütze tief in die Stirn gezogen. Auf seiner runden Nase sitzt eine kreisrunde Brille, sein buschiger weißer Bart verdeckt den Großteil seines Gesichtes. Am liebsten trägt Berti ein grünes Hemd über seiner braunen Hose. Braun ist auch sein breiter Gürtel. Bertis Markenzeichen sind seine gestreiften Socken. Die linke Socke ist grün-weiß geringelt, die rechte rot-weiß. Das macht ihn interessanter, findet er. Außerdem kann Berti sich so ganz einfach merken, welche Socke an welchen Fuß gehört. Bertis Lieblingsessen sind Erdnüsse und grüne Paprika.

Sarah und Max sind die Kinder von Familie Auermann. Sarah ist vier Jahre alt. Sie geht noch in den Kindergarten. Sie hat dunkle, wuschelige Locken, braune Augen und eine Brille – fast so rund wie die von Berti. Ihr Bruder Max ist sechs Jahre alt und bereits ein Schulkind. Auch er hat lockige Haare, auf seiner Nase tummeln sich jede Menge Sommersprossen. Die beiden Kinder sind fest von der Existenz der Wichtel überzeugt.

Klaus und Sabine Auermann sind die Eltern von Sarah und Max. Klaus Auermann ist Physikprofessor und wirkt immer ein bisschen zerstreut. Als Wissenschaftler glaubt er nicht an Wichtel und ihre Magie. Doch in diesem Jahr muss sich Herr Auermann dank Wichtel Berti eines Besseren belehren lassen.

Sabine Auermann ist Grafikerin von Beruf. Das hat den Vorteil, dass sie meist zu Hause am Computer arbeiten kann. Sie ist sehr kreativ und liebt es, mit ihren Kindern zu malen und zu basteln. Weil Sabine Auermann zur Arbeit nicht ins Büro fahren muss, hat sie auch Sarah und Max meistens gut im Blick. Und das kann bei so lebhaften Geschwistern garantiert nicht schaden ...

Jetzt fehlt nur noch Wuschel. Er ist der Hund der Auermanns, eine lustige Promenadenmischung mit einer Vorliebe für Bratwürstchen. Dass Wuschel so viele verschiedene Hunderassen vereint, interessiert in der Familie niemanden. Denn Wuschel ist ein toller Kerl – lebhaft, neugierig und für die Kinder seit Jahren ein treuer Begleiter.

Inhaltsverzeichnis

1 - Wie Eiersuchen im Advent: Bertis Ankunft

2 - Wuschel hat den richtigen Riecher

3 - Von Erdnüssen und Wichtelkeksen

4 - Die Mütze an der Angel

5 - Berti bastelt mit

6 - Der Nikolausabend

7 - Nachbarschaftshilfe

8 - Wer mag schon grüne Paprika?

9 - Ein ganz besonderer Brief

10 - Mamas Schlamassel

11 - Die Brille im Schnee

12 - Opa Manfred hat eine tolle Idee

13 - Eine rasante Abfahrt

14 - Die verschwundene Socke

15 - Berti bekommt einen Auftrag

16 - Eine wichtelmäßig gute Medizin

17 - Berti, der Schlafwandler

18 - Panne bei der Weihnachtspost

19 - Die Wurst-Girlande

20 - Bertis Pechtag

21 - Die Sache mit den Marzipankartoffeln

22 - Papa und der Wichtelzauber

23 - Der allerschönste Weihnachtsbaum

24 - Eine Überraschung für Berti

1

Wie Eiersuchen im Advent: Bertis Ankunft

“Siehst du was?”, flüsterte Sarah. “Nein, ich sehe nichts. Du etwa?”, antwortete Max genauso leise. “Nein, ich auch nicht. Wo bleibt er denn nur?” Sarah rutschte unruhig hin und her. Sie hockte in einer Ecke des Wohnzimmers und starrte die Wand an. Ihr Bruder saß neben ihr. Auch er ließ keinen Blick von der weißen Tapete.

“Sarah, Max!” Aus der Diele hörten die Kinder die Stimme ihrer Mutter. Mit raschen Schritten kam sie ins Wohnzimmer. Als sie die Geschwister in der Ecke hinter der Tür hocken sah, hob sie erstaunt die Augenbrauen. “Was macht ihr zwei denn da?” “Wir warten auf den Wichtel.” Sarahs Stimme klang fast ein bisschen empört. So, als ob sie sagen wollte: Mama, wie konntest du das vergessen! “Ach ja, richtig.” Auf dem Gesicht von Sabine Auermann erschien ein breites Lächeln. “Aber wir haben noch nicht den ersten Dezember. Der ist erst morgen. Und außerdem: Woher wollt ihr wissen, dass der Wichtel ausgerechnet in dieser Ecke seine Wohnung einrichtet? Er könnte sich doch auch eine ganz andere Stelle aussuchen.” “Niemals!” Diesmal war es Max, der mit empörter Stimme sprach. “Im letzten und auch im vorletzten Jahr war die Wichteltür genau hier. Warum sollte es jetzt anders sein?” “Genau, warum?” Sarah war aufgestanden. Sie baute sich vor ihrer Mutter zu ihrer ganzen Größe von einem Meter und vier Zentimetern auf, stemmte ihre kleinen Arme in die Hüften und blickte sie herausfordernd an.

Die Mama konnte sich ihr Lachen nur mit Mühe verkneifen. Liebevoll strich sie ihrer Tochter mit der Hand durch die dunklen Locken. “Dieser Argumentation habe ich natürlich nichts entgegenzusetzen. Trotzdem müsst ihr euren Wachposten jetzt verlassen. Es ist schon spät und ihr müsst ins Bett.” “Nein, bitte Mama, noch nicht jetzt.” Auch Max war aufgestanden und stellte sich demonstrativ neben seine Schwester. “Morgen ist Samstag, wir müssen doch gar nicht früh aufstehen!” Doch das Quengeln half nichts. Außerdem hatte jetzt die Mama das bessere Argument. “Selbst wenn der Wichtel in dieser Zimmerecke einzieht: Er wird warten, bis ihr weg seid. Er möchte doch nicht von euch gesehen werden. Das wisst ihr beiden Wichtelkenner doch am besten, oder?” Dem war nichts hinzuzufügen. Widerwillig verließen Sarah und Max das Wohnzimmer und machten sich fertig zum Schlafengehen.

Zwei Stunden später wurde es still im Haus. Auch die Eltern waren ins Bett gegangen, Hund Wuschel schnarchte friedlich in seinem Körbchen neben der Haustür. “Puhhh”, aus der Dunkelheit des Wohnzimmers ertönte ein leiser Seufzer. Er kam allerdings aus einer ganz anderen Ecke als dort, wo Sarah und Max noch am Abend gesessen hatten. Ganz hinten rechts neben dem großen Fenster zum Garten bewegte sich etwas. Ein kleines Licht leuchtete auf. Im Schein einer Laterne war ein winziges Wesen zu erkennen. Seine rote Zipfelmütze hing tief in die Augen, der weiße Bart verdeckte fast sein gesamtes Gesicht. Wichtel Berti war angekommen.

Berti war gerne pünktlich. Bereits seit Stunden hatte er sich im Wohnzimmer von Familie Auermann aufgehalten. Gut versteckt, selbstverständlich, denn er wollte ja nicht gesehen werden. Jetzt endlich hatte er Zeit, in Ruhe seine neue Wohnung einzurichten. Er kannte die Auermanns noch nicht persönlich. Denn Wichtel sollten jedes Jahr eine andere Familie besuchen. Aber von seinen Freunden hatte er schon viel über Max und Sarah und ihre Eltern Sabine und Klaus gehört. Er freute sich auf die kommenden Wochen.

Berti hatte sein Gepäck abgestellt und leuchtete die Ecke hinten am Fenster aus. Hier wollte er sein Quartier aufschlagen – nicht vorne direkt hinter der Wohnzimmertür. Hier hinten am Fenster hatte er alles im Blick und es war auch viel gemütlicher, fand Berti. In dieser Ecke kamen tagsüber sicher nicht so viele Menschen vorbei. Und auch Wuschel würde hoffentlich nicht so oft seine neugierige Hundenase durchs Fenster strecken. Schließlich wollte Berti tagsüber sein verdientes Nickerchen halten.

Der Wichtel atmete noch einmal tief durch, spuckte in seine kleinen runzeligen Hände und legte los. Selbst, wenn man über magische Kräfte verfügte, so wie er, wartete jede Menge Arbeit auf ihn. Eine komplette Wohnung einrichten – das ging nicht von jetzt auf gleich. Auch ein erfahrener Wichtel wie Berti benötigte dafür die eine oder andere Stunde.

Bevor der Morgen dämmerte, hatte Berti es geschafft. Zufrieden blickte er sich um. Sein kleines Schlafzimmer war fertig, die Wohnküche eingerichtet und vor dem Fenster hingen lustige, grün-weiß karierte Vorhänge. Berti war so fleißig gewesen, dass er sogar noch seine kleine Bank vor der Tür hatte aufstellen können. Jetzt war er müde und ließ sich auf sein Bett plumpsen. Als er sich seine kuschelige Decke bis zu den Ohren hochzog, dachte er noch einen Moment nach: Was wohl die Kinder sagen würden, wenn sie bemerkten, dass sich die Wichteltür in diesem Jahr an einer anderen Stelle befand? “Das wird wie Ostereiersuchen im Advent.” Berti kicherte leise. Welch ein Spaß! Hoffentlich verschlief er den großen Augenblick nicht ...

2

Wuschel hat den richtigen Riecher

Noch herrschte Stille im Haus. Doch das änderte sich von einem Moment zum anderen. Erst knallte eine Zimmertür im Obergeschoss, dann waren rasche Schritte auf der Treppe zu hören. Nur Sekunden später fiel eine zweite Tür lautstark ins Schloss und wieder näherten sich Schritte auf der Treppe. Diesmal lauter und polternder. “Warte auf mich, Sarah!” Diese Stimme gehörte eindeutig Max. “Wir hatten ausgemacht, dass wir zusammen nach der Wichteltür gucken!” Fast zeitgleich erreichten die Kinder das Erdgeschoss. Vor der geschlossenen Wohnzimmertür blieben sie einen Moment stehen und blickten sich an. Beide schnauften vor Aufregung. “Sollen wir?”, fragte Max seine Schwester. Das kleine Mädchen nickte. Dann drückte sie vorsichtig die Klinke herunter und öffnete die Tür. Max tastete nach dem Lichtschalter an der Wand und schaltete das Licht an.

Vorsichtig blickten die Kinder hinter die Tür, ihre Augen richteten sich auf den Boden. Doch sie fanden nicht das, was sie erwartet hatten. Die Enttäuschung war den Kindern ins Gesicht geschrieben. “Aber das kann doch nicht sein.” Max war ratlos. In den letzten beiden Wintern war die Wichteltür genau hier in der Ecke aufgetaucht. Warum jetzt nicht? Hatten sie etwas falsch gemacht, hatten sie den Wichtel verärgert? “Nein, ganz bestimmt nicht”, murmelte Max. Oder hatte die Mama recht gehabt und die Wohnung des Wichtels war diesmal an einer ganz anderen Stelle? Er legte tröstend den Arm um die Schultern seiner Schwester und wollte ihr gerade vorschlagen, woanders zu suchen. Da näherten sich zwei weitere Stimmen.

“Ach, hier seid ihr.” Klaus Auermann war noch ganz verschlafen. In seinem gestreiften Pyjama und mit den verstrubbelten Haaren sah er noch zerstreuter aus als sonst. Hinter ihm tauchte seine Frau auf. Auch sie war noch nicht wirklich wach. “Was ist denn los mit euch? Ihr seht ja so traurig aus. So kenne ich euch ja gar nicht – am ersten Dezembermorgen ...” “Die Wichteltür ist nicht da”, seufzte Sarah. “Was heißt: Sie ist nicht da?” Jetzt lugte auch die Mama in die Ecke hinter der Tür. “Ja, richtig. Da ist sie nicht. Aber habt ihr denn schon mal woanders nachgeschaut?” Sarah schüttelte den Kopf und Max sagte: “Das wollte ich Sarah gerade vorschlagen.” “Na also”, beruhigte die Mama ihre beiden Sprösslinge. “Nur, weil die Tür nicht an derselben Stelle ist wie sonst, heißt das doch nicht, dass der Wichtel gar nicht da ist. Dann müsst ihr halt mal ein bisschen suchen.” “Das machen wir!” Max sah schon gleich viel weniger enttäuscht aus. Und auch Sarah schöpfte Hoffnung. “Komm, Max.” Das Mädchen zog ihren Bruder am Ärmel seines Schlafanzuges aus dem Zimmer. Dann hörte man sie tuscheln und die Kinder entfernten sich. Offensichtlich wollten sie mit der Suche in der Küche beginnen.

“Ach, so eine Aufregung am frühen Morgen.” Papa Klaus gähnte herzhaft. “Und das alles nur wegen eurer Wichtel-Geschichten.” “Was heißt denn hier: eure Wichtel-Geschichten?” Prüfend blickte die Mama ihren Mann an. “Du hast die Wichteltüren in den letzten Jahren doch auch immer gesehen.” “Ja, klar.” Papa lächelte. “Es ist toll, wie du dir immer Mühe gibt’s, den Kindern diese Wichtelsache glaubhaft zu machen.” “Wie bitte?” Sabine Auermann schaute verdutzt. “Du glaubst doch nicht etwa, dass ich ...?!” “Ja klar, wer denn sonst?”, fragte der Papa. “Echte Wichtel werden das nun kaum gewesen sein.” Mama schüttelte nur den Kopf: “Naja, wenn du meinst. Ich hoffe nur, unsere Wichtel bemerken nicht eines Tages, dass du ihre Existenz anzweifelst.” “Komm, jetzt ist gut, Schatz. Nicht übertreiben”, entgegnete der Papa. “Lass uns Frühstück machen.”

Max und Sarah rumorten immer noch im Haus herum. Zwischenzeitlich waren sie im Obergeschoss gewesen, um nachzugucken, ob der Wichtel sich in diesem Jahr dort eingenistet hatte. Doch auch in der oberen Etage hatten sie keinen Erfolg. “Das gibt’s doch gar nicht.” Ein ratloser Max und eine noch ratlosere Sarah kamen zu den Eltern in die Küche. “Wir finden sie einfach nicht.”

In diesem Moment huschte Wuschel an der versammelten Familie vorbei. Der struppige Mischlingshund hatte die Suchaktion die ganze Zeit über von seinem gemütlichen Körbchen aus verfolgt. Jetzt war er aufgesprungen und lief zielsicher ins Wohnzimmer. Längst hatte er gespürt, dass im Wohnzimmer etwas anders war als sonst. Die Nase auf dem Boden tapste er geradewegs auf das große Fenster zu. In der Ecke neben dem langen Vorhang blieb er stehen und bellte.

“Hey, Wuschel, alter Freund. Was ist denn los?” Die Mama kam aus der Küche und steckte ihren Kopf ins Wohnzimmer. Als sie den Familienhund entdeckte, fiel bei ihr der Groschen. “Kinder!”, rief sie laut. “Ich glaube, unser Wuschel hat da etwas für euch entdeckt!” Max und Sarah stürmten gleichzeitig aus der Küche. Beinahe wären sie noch übereinander gepurzelt, so eilig hatten sie es, ins Wohnzimmer zu kommen.

Als sie

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 28.09.2022
ISBN: 978-3-7554-2170-2

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /