Wenn die Wichteltür vor Weihnachten erscheint
Märchenhafte Geschichten über magische Wichtel
(Kinderbuch über das Geheimnis der Wichtel und der Wichteltüren)
Katharina M. Kleinert
Impressum
Deutschsprachige Erstausgabe Oktober 2021
Copyright © 2021 Katharina M. Kleinert
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck, auch auszugsweise, nicht gestattet
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Jens Steingröver / Dannhalmsburg 27 / 26411 Jever
Lektorat: Heidi Hofmann
Illustrationen im Buch: Badrus Soleh
Illustration fürs Cover: Badrus Soleh
Herstellung und Verlag: 1. Auflage Gutfreund Verlag
Webseite: www.gutfreund-verlag.de
Taschenbuch ISBN: 978-3-9823594-2-7
Hardcover ISBN: 978-3-9823594-3-4
Einleitung
Über Wichtel, Weihnachten und die Magie winziger Türen
Man sagt, sie stammen aus dem hohen Norden – dort, wo die Nächte im Winter besonders lang und kalt sind. Vor allem in Dänemark sind die Wichtel heimisch, aber auch in anderen Ländern Skandinaviens kennt man die kleinen, freundlichen Männlein mit dem langen, weißen Bart und der Zipfelmütze. Die Mütze haben sie meist so tief in die Stirn gezogen, dass man ihre Augen nur erahnen kann. Aber trotzdem haben die Wichtel immer alles im Blick – kein Wunder, denn man sagt, sie haben magische Fähigkeiten.
Die Nisser, so heißen die Wichtel übrigens in Dänemark, möchten vor allem eines: Die Menschen auf die Weihnachtszeit einstimmen. So ist es in alten Sagen und Erzählungen seit Jahrhunderten überliefert. Und damit auch wirklich jede Familie den Zauber dieses besonderen Festes erleben kann, werden die Nisser pünktlich zum 1. Dezember in den Häusern und Wohnungen der Menschen heimisch.
Aber woran merkt man das? Ganz einfach, an der Wichteltür oder – auf Dänisch – an der Nissedør. Eines Morgens ist dieses kleine Türchen einfach da, meist in einer Zimmerecke etwas oberhalb der Fußleiste. Und damit der Wichtel die Tür auch gut erreichen kann, lehnt meist eine kleine Leiter daran. So ein Nisser benötigt in seinem neuen Heim natürlich allerhand Sachen. Da verwundert es nicht, dass sich vor dem Eingang mitunter ein Schlitten, eine Bank, ein Briefkasten oder gar ein winziger Weihnachtsbaum wiederfinden – schließlich möchte auch der Wichtel selbst es schön gemütlich haben.
Öffnen dürfen die Menschen diese Wichteltür allerdings auf gar keinen Fall. Allein der Versuch könnte diesen wunderbaren Wichtelzauber zunichtemachen und die liebenswerten kleinen Wesen vertreiben. Und das möchte schließlich niemand gerne, oder?
Wichtel haben nur Gutes im Sinn. Sie backen Kekse, schmücken Haus oder Wohnung der Menschen und überraschen die Kinder mit kleinen Naschereien. Außerdem wird ihnen nachgesagt, dass sie fleißige Gehilfen des Weihnachtsmannes sind. Wer die Wichtel bei ihrer Arbeit sehen möchte, der mag vielleicht enttäuscht sein. Denn die kleinen freundlichen Helfer gehen nur nachts ans Werk, wenn alle schlafen, oder dann, wenn tagsüber niemand zu Hause ist. Aber es gibt sie und es ist ihr Wunsch, dass man ganz fest an sie glaubt. Geschieht dies nicht, treiben die kleinen Männlein gerne so manchen Schabernack: Da hat die Mutter morgens Haselnüsse in ihren Pantoffeln, der Vater findet seine Krawatte im Kühlschrank statt im Schlafzimmer wieder und anstelle der duftenden Mandarinen liegen gelbe Tennisbälle in der Obstschale.
Wer also Anfang Dezember unvermutet eine Wichteltür zu Hause entdeckt, der darf sich freuen und gespannt sein. Denn mit den kleinen Nissen zieht der Zauber der Weihnacht zu Hause ein.
Tom, Lene und der Wichtel im Wohnzimmer
“Sie ist da, sie ist da! Tom, schnell, das musst du dir ansehen!” Lenes helle Stimme schallte durch das ganze Haus. Aber Tom reagierte nicht. “Tom, jetzt komm schon, beeil dich!” Lene klang jetzt nicht nur laut und aufgeregt, sondern auch ungeduldig. Grummelnd zog sich Tom das Kissen über den Kopf. Was seine kleine Schwester wohl wieder hatte. Es war Sonntag – er durfte ausschlafen. Aber Lene ließ ihm keine Chance, diese Neuigkeit konnte sie nicht für sich behalten. Mit energischen Schritten polterte sie die Treppe hinauf, riss die Tür zu Toms Zimmer auf und rief: “Sie ist da, die Wichteltür ist da! Unten, im Wohnzimmer neben dem Sofa!” Lene drückte den Lichtschalter an der Wand und hüpfte vor dem Bett ihres Bruders auf und ab. Sie trug noch ihr Nachthemd, ihre blonden Haare waren zerzaust und ihre Augen strahlten.
Tom nahm das Kissen vom Kopf und blinzelte ins Licht. Er strahlte nicht. Im Gegenteil. Dieses ganze Theater wegen einer Wichteltür! “Lene, was soll das? Warum weckst du mich?” Sein Blick wanderte zum Wecker auf seinem Nachtisch. “Es ist erst 7 Uhr.”
Lene war fassungslos. Nicht etwa, weil es noch so früh war. Die Sechsjährige konnte prima die Uhr lesen, aber das war ihr heute Morgen egal. Es war Sonntag, nicht irgendein Sonntag, sondern der 1. Dezember. Und sie, Lene, hatte die Wichteltür im Wohnzimmer zuerst entdeckt. Und ihrem Bruder war das egal? “Aber Tom, du weißt doch, wenn die Wichteltür da ist, dann ist ein Wichtel eingezogen. Das heißt, es ist bald Weihnachten!” Noch einmal versuchte sie, Tom mit ihrer Begeisterung anzustecken. Ohne Erfolg. Wortlos drehte sie sich um, ging hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. Sie sprang die Treppenstufen hinunter. Jetzt musste sie ihren Eltern von der Wichteltür erzählen. Die würden sie sicher verstehen. “Mama, Papa, der Wichtel ist da …”
Seufzend drehte sich Tom zur Seite. Das Licht im Zimmer hatte Lene angelassen. Nochmal einschlafen, das konnte er vergessen. Tom wusste genau, wovon seine Schwester gesprochen hatte. Mit dem Einzug des Wichtels begann die Weihnachtszeit. Das war schon immer so gewesen. Und noch vor ein oder zwei Jahren hatte er diesem Tag genauso entgegengefiebert wie Lene. Aber jetzt? Tom war zehn Jahre alt. Seit dem Sommer besuchte er schon die fünfte Klasse einer neuen Schule. Natürlich mochte er Weihnachten. Er liebte die gemütlichen Abende mit seiner Familie und natürlich freute er sich über die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. Aber der Wichtelzauber? Musste er daran noch glauben? Viele seiner Freunde jedenfalls taten das
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 19.10.2021
ISBN: 978-3-7487-9732-6
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