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Jahr 0

Du willst ihn? Dann komm.
Ich werde ihn beschützen, ich werde dich zerfetzen!




Es war regnerisch. Ich saß auf dem Turm, vertief in Gedanken. „Wie lange wird es noch so sein? Wie lange wird es dauern, bis die Erde sich rächt? Wie lange....“, ließ ich meine Gedanken schweifen. Es waren Fragen, die ich mir oft stellte. Leider konnte ich mir diese nie beantworten. Ichs schaute seid einem Jahrhundert zu. Momentan haben wir das Jahr 2200 und immer noch verläuft alles, wie immer. Die Menschen verseuchen die Erde, wir verstecken uns und Gott guckt zu.
Der Ausblick war atemberaubend. Vor dem Turm erstreckte sich eine große Stadt aus Stein. Am Ende konnte man eine Mauer erkennen, die sich nach links und rechts verlor. Man konnte sehr gut Viertel erkennen. Hinter der Mauer lag ein wunderschöner Wald. Ein Weg durchbrach die Mauer aus Bäumen und führte an zwei Wachhäusern vorbei. Bei den Wachhäusern war ein sehr großes Tor, das Tag und Nacht offen stand. Es wurde nur geschlossen, wenn Krieg herrschte. Zum Glück war momentan eine friedliche Zeit. Die einzelnen Häuser waren aus Backsteinen oder aus Holz. Die Farben variierten sowie die Größe der Häuser. Vor mir sah ich das Haus der Steels. Eine sehr nette Familie, ihr Tochter war eine gute Freundin von mir. Leider hatten sie es am Anfang sehr schwer, als sie hier her zogen. Sie baten mich damals um Obdach. Meine Berater waren dagegen und versuchten mich sehr stark davon abzuhalten ihnen dies zu gewähren, aber ich sah das gute in ihnen. Nicht jeder Vampir muss gleich bösartig sein, schon gar nicht einer, der eine Menschenfrau als Frau genommen hat und mit ihr Kinder hatte. Natürlich mussten die anderen Stadtbewohner sie erst mal akzeptieren. Manche hatten sich da sehr schwer getan, manche taten es immer noch, aber die meisten sahen jetzt das, was ich sah, eine sehr freundliche Familie, die nichts böses vorhat.
Alte Erinnerungen waren immer so lästig. Manchmal ließ ich mich von ihn überwältigen, aber es ist einfach nicht gut. Ein klarer Verstand ist das A und O in dieser Welt. Es gibt schließlich genug Träumer.
„Diana?“, fragte meine Schwester leise.
„Ja, Ashlee?“, fragte ich seufzend zurück.
„Träumst du schon wieder und stellst dir diese Fragen?“
Ich drehte mich um. Sie könnte mein Ebenbild sein. Wir waren Drillinge und sahen nahezu gleich aus:
Schulterlanges rotes Haar, schlanke, etwas muskulöse Figur, normal große Brüste und ein tollen Hintern. Im Gesicht sahen wir auch fast gleich aus. Wir hatten ein schmales Gesicht, jedoch sah es nicht abgemagert aus. Wir hatten alle drei ein gesundes Rot im Gesicht und große Augen. Die Nase war klein und „putzig“. Unsere Münder glichen sich fast auch nahezu gleich. Unsere Oberlippe war schmaler als unsere Unterlippe. Unsere Münder wirkten dazu voll aber zugleich nicht zu voll. Es turnte viele Jungs an und unser Gesamtbild noch mehr. Wir sahen schlichtweg sexy aus. Nur eins unterschied uns, unsere Augenfarbe. Mein rechte Auge war rot, mein linkes blau. Bei Ashlee war es genau anders herrum und Elecia hatte braune Augen, jedoch war sie blind. Trotzdem konnte sie sehr gut „sehen“ auf ihrer Art. Bei ihr war immer ihr Hund, Noakel. Er sah für sie bzw. um genauer zu sein, sie sah durch seine Augen. Es war schon manchmal beängstigen, wenn der Hund herumstreunerd und man sich ernsthaft fragen muss: „Wird man beobachtet?“
„Du kennst mich doch.“ Ich fand die Frage sehr überflüssig.
„Ja, das tue ich. Es war auch mehr eine Höflichkeitsfrage, als eine ernst gemeinte. Das Wetter ist schön, oder?“, fuhr sie mit belanglosem weiter.
„Du weiß doch, dass ich es eigentlich mag, wenn es warm ist. Ab und zu ist Regen auch schön.“ ,antwortete ich gelangweilt, „Was willst du?“
„Wie kommst du darauf?..“, erschreckte sie leicht.
„Du kennst mich, ebenso kenne ich dich. Du drückst dich vor etwas!“, beantworte ich ihre Frage immer noch gelangweilt.
„ Es geht ihr schlechter... Was sollen wir tun?“, fragte sie bedrückt.
Ich seufzte. Ich wusste darauf keine Antwort. Es war schon komisch, was mit Alice war. Sie war auf eine Art wie wir, aber auf eine absurde Art eben auch nicht. Mischling kann sie nicht sein, bei uns gibt es so was nicht. Nicht bei dieser Rasse. Und mit der Unterart dürfte dies auch nichts zu tun haben.
„ Ich weiß es einfach nicht... Ich weiß nicht, was wir tun können.. Sie ist so... anders... aber irgendwie auch nicht...“, seufzte ich weiter.
„ Hm.. vielleicht solltest du mit ihr reden?“, schlug sie leise vor.
„Vielleicht..“

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Ich saß in meinem Zimmer. Zusammengekugelt. Mein Herz raste so schnell, ich dachte, es würde rausspringen. Ich sah sie in der Ecke sitzen, in einem Schneidersitz, mich beobachten. Sie machte mir so eine furchtbare Angst, ich konnte mich gar nicht kontrollieren. Ich versuchte auch nicht hinzusehen, aber ich spürte ihren Blick auf mir ruhen, spürte wie sie mich beobachtet und analysierte. Das schlimme war, sie war das exakte Spiegelbild von mir. Doch sie hatte eine andere Ausstrahlung, eine böse Ausstrahlung.
„ Warum hast du Angst? Warum siehst du mich nicht an?“, fragte sie leise und ruhig.
In ihrem Ton lag etwas Belustigung.
Ich antwortete nicht, kugelte mich weiter ein. Sie würde gleich gehen, hoffentlich.
„ Sprich mit mir!“, forderte sie in einem halbherzigen Ton.
Es war komisch, schon fast Ironie. Sonst hatten alle Angst vor mir. Ich zeigte kaum Furcht und jetzt? Jetzt lag ich hier eingekugelt wie ein Igel und zittern wie ein Aal. Ich versuchte mich zu konzentrieren, sie nicht zu beachten. Mit den Nerven war ich lange schon am Ende. Das schlimme? Niemand anderes außer ich sah sie und somit konnte mir auch niemand helfen. Sie konnten nur versuchen, mich zu beruhigen.
Ich hörte Schritte, sie kam näher. Sie würde mich berühren, vielleicht sogar zwingen, sie anzusehen. Die Panik wurde immer größer, mein Herz schlug noch schneller, meine Muskeln verkrampften sich, ich spürte den Adrenalinstoß.
„Schau mich doch an. Rede doch mit mir. Spiel mit mir..“, flüsterte sie leise mit einer angsteinflößener Stimme.
„ Lass mich in Ruhe, bitte lass mich in Ruhe“, flehte ich verzweifelt in meinen Gedanken, jedoch konnte ich kein Laut über meine Lippen bringen..
Ich lag nur da und konnte nichts tun.

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Tag der Veröffentlichung: 12.11.2010

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