„Es war nur ein Lichtstrahl, der den Raum erhellte. Die Heldin saß vor einem Tresor, dessen rechte Seite einzig erhellt war. Sie kniete vor der schwarzen Tiefe und schaute in den Innenraum.
Er stand im Dunkeln und schaute seiner Heldin zu. Er hatte sich abseits gestellt und schwieg. Sie sollte ihn nicht sehen. Sie sollte nicht wissen, dass er hier war.
Seine Augen waren nur auf sie fixiert als sie schluckte und den ersten Gegenstand in den Tresor tat. Es war ein alter Stofffetzen. Er sah zerlumpt und zerrissen aus. Vielleicht stank er sogar, weil er so alt war. Die Farbe konnte er durch die schwierigen Lichtverhältnisse nicht erkennen.
Sein Herz hämmerte gegen seine Brust und er drehte sich um, war auch wirklich niemand hier?
Sie hatte ihm stets schweigend erzählt. Sie war so unergründlich. Ihre Augen stets verschlossen. Ihre Hilfe war immer gewiss.
Die Heldin legte den Fetzen in den Tresor. Er hielt den Atem an.
Dann fuhr sie mit der Hand die Tür entlang, und schien nachzudenken. Ihre zarten Hände strichen den kühlen Stahl entlang. Ihre Lippen wurden zu schmalen Strichen. Entschlossen fasste sie die Tür und schloss sie fast. Und für einen Moment berührte die Tür fast den Rahmen. Doch dann riss sie ihn wieder auf. Und ihrer Hand hielt sie ein Herz.
Doch sie legte es in die Schwärze des schützenden Hohlraumes und schloss die Tür.
Er drehte sich um und verließ den Ort in dem er hätte niemals sein sollen. Ein Ort erstickt von Trauer und Schmerz. Er blickte nicht zurück.
Die Heldin stand auf, und ihre Augen waren nicht mehr weich und traurig. Sie waren wieder hart und verschlossen.
Sie war wieder die Heldin.“
Texte: Anna- K. Banike
Bildmaterialien: Anna-K.. Banike
Tag der Veröffentlichung: 14.10.2012
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