Die Abendsonne schien mit ein paar kräftigen letzten Strahlen hinter den Baumwipfeln hervor und die Bäume zogen lange Schatten über die Lichtung. Es schien als ob der ganze Wald vor uns glühen würde. Nun begann der schönste Teil des Tages für mich, die Nacht. Wir mussten uns nicht mehr verstellen und konnten sein was wir waren. Vegetarische Vampire, die heimlich unter
den Menschen lebten.
*Bellas Sicht*
"Schon erstaunlich, wie fasziniert du immer den Sonnenuntergang betrachtest." , flüsterte er mir ins Ohr und schlang seine Arme von hinten um mich. Ich drehte mich zu ihm um und da schaute ihm in die goldenen Augen, die von dichten brauen Wimpern umrahmt waren. Einzelne kurze Strähnen seines bronzefarbenen Haares fielen ihm ins Gesicht und die vollen Lippen formten sich zu einem Lächeln.
"Besondere Dinge erfordern eben meine Aufmerksamkeit. Vorallem wenn sie so selten sind" , ich zuckte die Achseln und küsste ihn. Nach einer halben Ewigkeit lösten wir uns voneinander und Edward grinste: " Hmm, da hast du wohl Recht."
Ich seufzte und dachte einen Moment über unser jetziges Zuhause nach. Vor einem halben Jahr war unsere gesamte Familie einschließlich Jacob Black und seinem Rudel nach Finnland gezogen.Es war ein restauriertes Haus in einer einsamen Gegend, eine Kleinstadt war ein paar Meilen von uns entfernt.
Das Haus, hatte Ausmaße einer Villa und es gab sogar einen Pool. Emmett war sehr erfreut darüber gewesen, dass es zurzeit ein Bärenproblem in unserer Gegend gab. Ich lächelte bei dem Gedanken. Edward und ich drehten uns gemeinsam um und gingen Hand in Hand zum Sofa. Ich fragte mich, wo der Rest meiner ganzen Familie steckte.
Carlisle und Esme machten zurzeit eine Weltreise, die man ebenso als neunizigsten Hochzeitstag sehen konnte. Emmett und Rosalie gingen auf die Uni und hatten dort ihr eigenes kleines Häuschen. Sie kamen jedoch so oft es ging nachhause, weil Rose ihre Nichte so vermisste. Jasper und Alice hingegen wohnten mit uns im Haus, doch wusste ich nicht wo sie sich im Moment aufhielten.
"Edward, wo sind eigentlich Alice und Jasper?" , fragte ich meinen Liebsten. Er schaute mich schmunzelnd an: " Die beiden sind offiziell auf der Jagd. Mehr darf ich dazu nicht sagen." "Und inoffiziell?", hakte ich nach, "Edward. Du weißt, dass ich Geheimniskrämerei hasse!" "Nun, das weiß ich sehr wohl. Aber es ist ja kein "Geheimnis" das dich betrifft..", antwortete er gelassen.
Jetzt war meine Neugier geweckt, ich ließ mir jedoch nichts anmerken. Ein paar Minuten herrschte Schweigen, ich wusste Edward konnte es nicht ertragen wenn er nicht wusste was ich dachte. "Also gut, Alice und Jasper sind im Wald. Sie brauchten ein paar Stunden für sich.", gab er nach. "Und das soll heißen...?", setzte ich erneut an. "Ach Bella! Jasper nimmt nicht nur Gefühle auf, sondern gibt auch seine eigenen ab. Und wenn er gerade im Eifer des Gefechts steckt, dann kann er seine Gefühle nur schlecht kontrollieren..." , ich unterbrach ihn: " Stopp. Im Eifer des Gefechts bedeutet.."
Edward krümmte sich vor Lachen: "Isabella Marie Cullen, geborene Swan, dafür dass du meistens so hellsichtig bist hast du jetzt keine Ahnung von was ich spreche. Hab ich Recht? Nun Schönste, ich will es dir erklären: als du noch ein Mensch war, konntest du deine Gefühle nur schlecht kontrollieren. Und manchmal wolltest du mehr als ich dir zu dieser Zeit hätte bieten können... Deine Sicherheit war mir damals wichtiger. Ich musste der Vernünftigere von uns beiden sein, falls du dich erinnerst. Und Alice und Jasper haben ebenso solche "Bedürfnisse" wie du sie hattest. Hmm..Nein, ich muss mich verbessern: Solche Bedürfnisse, die du jetzt als Vampir auch noch hast. "
Jetzt dämmerte mir was er meinte und wäre ich noch ein Mensch gewesen, würde ich jetzt rot anlaufen. " Nun mein Lieber, aber zu meiner Verteidigung muss ich doch sagen, dass du an meinen "Bedürfnissen" auch nicht ganz unschuldig bist:", erwiederte ich grinsend. Edward lachte noch lauter und ich stimmte in sein Lachen mit ein, bis nach wenigen Augenblicken das wunderschönste Wesen grazil die Treppe hinunter kam. Die langen gelockten Haare fielen ihr sanft über den Rücken und wippten bei jeder Stufe mit.
Sie trug ihren Lieblings Pyjama den Alice ihr aus Paris mitgebracht hatte und ihr Gesicht verriet mir, dass sie etwas ärgerte.
" Renesmee Schatz, was ist denn los? ", fragte ich sie nachdem wir mit dem Lachen aufgehört hatten. Sie stöhnte und vergrub ihr Gesicht in meinen Haaren. Ich ahnte schon was kommen würde und mein Verdacht bestätigte sich als sie zu sprechen begann:
"Momma.. muss ich wirklich in die Schule? Können Carlisle und Daddy mich nicht einfach weiter zuhause unterrichten? Dann hätte ich mehr Zeit für Jake und.." , nuschelte sie in mein Haar. Das leidige Thema Schule war schon seit langem ein Streitpunkt gewesen, der einen Keil zwischen Vater und Tochter trieb. Ich hielt mich meistens im Hintergrund. Jetzt da das Datum des ersten Schultags für Renesmee immer näher rückte, wurde sie immer schlechter gelaunt.
Jake tat mir dabei etwas Leid, jedoch war meine Sorge um ihn völlig unbegründet. Die Prägung war schon etwas wirklich seltsames... Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Edward Renesmee wütend antwortete : " Nein Renesmee, das kommt nicht in Frage! Wie oft sollen wir darüber noch diskutieren?"
Die Diskussion ging weiter doch ich hörte nur mit halbem Ohr zu, mein Blick schweifte in die Ferne durch die große offene Glasfront. Die angrenzende Lichtung an unser Haus mit Esmes gepflanzten Blumen, die letzten Sonnenstrahlen die sich im Pool verschwommen spiegelten und die kleine Hütte im Garten in der Renesmee gerne ihr Tagebuch schrieb, nahmen meinen Blick gefangen.
Ich spitzte meine Ohren und hörte Jacobs Hin- und Hergelaufe in seinem Zimmer. Ein anderes Paar Füße trommelte leise im Rhytmus eines Songs, der aus einem Mp3 Players kam. Ich vermutete, das es von Seth kam. Das Umhergerenne von Jacob hörte auf und stattdessen fiel seine Tür im ersten Stock krachend ins Schloss. Seine Schritte gingen in Richtung Treppe und mir war klar, dass Jake mal wieder gelauscht hatte.
Ich horchte auf, der Streit zwischen Nessie und Edward war lauter geworden, kein Wunder das Jacob glaubte, er müsse "seine Nessie" vor ihrem bösen "Blutsauger- Vater" retten. Auch wenn Edward und Jacob sich, seit es Renesmee gab, sich besser verstanden so waren sie noch immer nicht die dicksten Freunde. Ich lächelte bei diesem Gedanken: " Schatz, dein Vater hat wirklich Recht. Du solltest auch ein wenig Zeit außerhalb deines Zuhauses verbringen. Außerdem bist du jetzt fast ausgewachsen und den Menschen wird nicht mehr auffallen wie schnell du groß geworden bist. "
Sie schaute mich mit ihren großen kindlichen Rehaugen an und schob die Unterlippe zum Schmollen nach vorne. Sie war eben doch ein typisches Teenager Mädchen im Alter von äußerlichen 16 Jahren.
Einen kurzen Augenblick ließ ich die Zeit vor meinem inneren Auge zurückspulen, bis zu dem Moment als ich sie das erste Mal in meinen Armen hielt. Es war eine schwache Erinnerung, da sie noch aus meinem menschlichen Gedächtnis stammte. Mir wurde warm um mein totes aber dennoch emotionales Herz und die Muttergefühle machten sich in mir breit. "Nun Renesmee, tut mir Leid aber die Diskussion ist damit beendet."
Jacob nahm die letzten sieben Stufen mit einem Schritt. Er trug kurze braune Shorts und ein grünes schulterfreies T- shirt, darunter zeichneten sich deutliche seine Muskeln ab. Die kurzen schwarzen Haare hingen zottelig in sein Gesicht, die gebräunte Haut strahlte, seine Augenbrauen waren zu einem Strich zusammen gezogen und seine messerartigen Blicke galten allein Edward. Da Renesmee den Kampf gegen uns verloren hatte, wurde sie von Jacob als kleinen Trost umarmt.
"Warum lasst ihr ihren Willen nicht einfach? Sie will nicht in die Schule, was ich wirklich verstehen kann, das solltet ihr als Eltern echt respektieren!", fing Jake wütend an, Nessie nickte zustimmend. Ich verdrehte die Augen was Jacob offensichtlich noch wütender machte. Nun waren seine Worte an mich gerichtet: "Bella! Nun sag doch auch mal was dazu! Du bist schließlich ihre Mutter! Du müsstest das ebenso verstehen, du warst auch in der Schule und warst nie sonderlich begeistert! Und außerdem..", er holte tief Luft, " und außerdem könnt ihr sie dazu nicht zwingen!"
Ich lachte laut auf und Edward tat es mir gleich: " Oh Jake! Du solltest dich mal hören, du steigerst dich viel zu sehr hinein." Es war eine Warnung an ihn und er verstand sie sofort. Wir hatten Renesmee noch nicht über die Prägung zwischen ihr und Jacob aufgeklärt, da sie eine unbeschwerte Kindheit haben sollte.
Jake warf mir einen entschuldigenden Blick zu und Edward meldete sich zu Wort : " Liebste, ich kann Jacob verstehen. Er möchte Renesmee nicht alleine lassen." Ich sah ihn verwirrt an und er erlärte: " Ich wollte dir, damals als du noch ein Mensch warst, ebenso nicht von der Seite weichen. Ich hatte zuviel Angst um dich und meistenes war sie berechtigt."
Er zwinkerte mir zu: " Ich hätte eine Idee, wie wir ihm das Leiden ersparen könnten." " Aha und diese da wäre?", fragte ich verwirrt. Edward wandte sich an Jake: " Wie wäre es, wenn du einfach mit Nessie in die Schule gingest?"
Jacob fiel die Kinnlade nach unten er sah aus als ob ihm die Idee, ein weiteres Jahr die Schulbank drücken, absolut nicht gefiel. Ich bemerkte wie sich seine Züge veränderten als ihm auffiel, dass er ansonsten keine andere Wahl hatte seine Nessie zu beschützen. Er zog eine Grimasse und nickte. Renesmee hatte ihn ebenfalls genauestens beobachtet und nun brach sie in Freude aus und umarmte ihn heftigst. Nachdem der Jubel von Renesmee verebbt war, gingen sie und Jake nach oben. Vermutlich würde er ihr nun alle Grusel Geschichten seiner ehemaligen Schule in La Push auftischen.
Meine Gedanke schweiften nach Forks.
Ich biss mir auf die Lippe, ging es Charlie gut?
Kümmerte sich Sue jetzt um ihn?
Besuchte er noch immer Billy?
Gab es noch mehr neue Wölfe in La Push?
Ich beschloss diese Gedanken erst einmal zur Seite zu schieben und ein andermal Jake danach zu fragen. Sein Rudel, bestehend aus Seth und Leah Clearwater, war ihm bis nach Finnland gefolgt. Leah studierte ganz in unserer Nähe und Seth hing meistens mit Jacob und Renesmee herum.
"Bella? Ist alles in Ordnung?" , hauchte Edward in mein Ohr. Ich war unbewusst aufgestanden und zum Fenster gegangen. Ich ließ meinen Schutzschild fallen und teile mit ihm meine Gedanken. Er nahm meine Hand und flüsterte: " Ich bin sicher Charlie geht es gut. Wir können ihn ja wieder besuchen. Er freut sich bestimmt Renesmee wiederzusehen."
Charlie war nicht meine einzige Sorge, meine Mutter Renée bereitete mir ebenfalls Kopfzerbrechen. Ich wusste, dass ich meine Mum nicht wieder sehen konnte. Ich hatte mich zu sehr verändert. Allerdings war es nun secht einhalb Jahre her, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Edward schwieg, doch nahm er mich in den Arm und versuchte mich zu trösten. "Ich liebe dich.", war meine Antwort auf sein Verhalten.
Die abendliche Sonne war beinahe hinter dem Wald verschwunden und so nahm die Nacht ihren Lauf.
*Renesmees Sicht*
Die Sonnenstrahlen schienen mir ins Gesicht. Es war angenehm, diese wohlige Wärme auf meiner Haut zu spüren. Ich seufzte vor Behaglichkeit und einen Moment wirbelten mir die Gedanken meines letzten Traumes (er war höchst merkwürdig gewesen) durch den Kopf, doch ich schob sie wieder in ein hinteres Eck in meinem Gedächtnis.
Dafür war schließlich später Zeit. Langsam setzte ich mich in meinem Bett auf und sah mich in meinem Zimmer um. Es herrschte das pure Chaos, welches ich so liebte. Meine Großmutter trieb es manchmal in den Wahnsinn, auch wenn sie es nicht zugeben würde. Stifte, Papier, Kleber, Bücher, Kissen uns mein Tagebuch lagen auf dem Boden verstreut. Mein Blick glitt in Richtung Fenster, aus dem man unseren Garten und den dahinter liegenden Wald überblicken konnte.
Zwischen ein paar Sträuchern entdeckte ich einen sandfarbenen Wolf, der zu mir aufblickte. Ich grinste Seth zu und stieg aus meinem Bett. Ich bemerkte, dass es ein kalter Tag war, denn mein Zimmer war ziemlich abgekühlt. Was Jacob wohl gerade trieb?
Wahrscheinlich schnarchte er noch im Nebenzimmer.. Höchste Zeit ihn ein bisschen auf Trab zu bringen, schoss es mir durch den Kopf.
Doch zuerst ging ich meinem allmorgendlichen Ritual nach: in meine Hütte im Garten gehen und Träume in mein Tagebuch aufschreiben. Dazu schnappte ich mir einen warmen Pulli, eine ausgeleierte Sporthose, kuscheligen Boots und selbstverständlich mein Tagebuch. (http://www.polyvore.com/cgi/set?id=37218306&.locale=de)
Als ich nach unten kam, lief ich schnurstracks in die Küche. Wie erwartet fand ich dort meine Mutter und meinen Vater vor. "Na Renesmee Schatz, gut geschlafen?", begrüßte mich Mum, "Was möchtest du zum Frühstück?" . Ich gab meinen Eltern jeweils einen Kuss auf die Wange: " Hmm ja.. Ich hätte gerne Daddys Eier Omlett, bitte". Bei diesen Worten lächelte meine Mutter Daddy träumerisch an, er tat es ihr gleich. "Okay...", ich schüttelte den Kopf über meine seltsamen und verrückten Eltern, "ich bin dann mal draußen."
Im Wohnzimmer begegnete ich Alice und Jasper, die wie es schien, gerade erst vom Jagen zurückgekommen waren. "Guten Morgen!", trällerte Alice auch schon und nahm mich kurz in den Arm, " Renesmee, Rosalie und Emmett kommen heute wieder. Ist das nicht schön? Und Nessie, denk dran wir müssen noch bis nächste Woche dein Schuloutfit zusammen stellen. Und es ist noch so viel zu tun..!"
Ihr Blick wanderte über meine Morgengaderobe: "Oje. Nessie, du wirst doch nicht die gleiche Modeallergie haben wie deine Mutter?!" Sie stöhnte vor Verzweifelung und schlug die Hände vors Gesicht: " Renesmee, gerade von dir habe ich mehr erwartet! "Ich grummelte etwas, Jasper schmunzelte und warf mir einen mitleidigen Blick zu.
In meiner eigenen kleinen Hütte im Garten angekommen, legte ich mein Tagebuch behutsam auf den Tisch und setzte mich auf meinen Schreibstuhl. Esme und ich hatten gemeinsam die Wände in einem zarten Rosé Ton gestrichen, an den Wänden hingen meine Kindheitsbilder. Die Hütte bestand aus einem Schreibtisch mit Stuhl am Fenster, einige Bücherregalen, zwei Sesseln und einem offenen Kamin. Offenbar hatte einer meiner Eltern schon vorgesorgt, denn es brannte ein Scheit Holz im Feuer. Ich liebte meine Hütte sehr, sie war mein zweites zu Hause. Ich klappte das Tagebuch auf und begann zu schreiben:
Mittwoch, der 8. September 2011
In der gestrigen Nacht, träumte ich von einem Labyrinth aus Treppen. Ich war in einem Art Turm, der riesig war. Alles war dort schwarz und überall waren die Treppen. Teilweise waren sie auch verkehrt herum.
Ich lief durch diesen endlosen Turm und hatte Angst, ich musste aus dem Labyrinth hinaus. Und dann plötzlich lichtete sich der Turm, es war als würden die Mauern auseinander brechen und strahlende Sonnenstrahlen schienen hinein. Sie blendeten mich richtig. In den Strahlen stand Jake, er griff nach meiner Hand, doch ich konnte sie nicht halten.
Der Boden unter mir gab nach, doch Jacob packte mich und zog mich nach oben. Ich war gerettet! Wir standen aufeinmal auf einer Wiese, auf der wunderschöne Blumen blühten. Ich dankte ihm, er lächelte mich an, verliebt an (!!!) und dann küssten (!!!!!!!) wir uns.
Wie kam es dazu, dass wir uns im Traum küssten? Ich meine es war nicht schlecht (soweit ich mich erinnern konnte) aber dennoch! Für mich war Jake ein großer Bruder, mein bester Freund aber doch garantiert nicht mein Liebhaber! Empfand ich in meinen Inneren mehr für ihn? Ich hatte noch nie einen festen Freund gehabt, wie auch, wenn ich immer nur in einem Haus voller Vampire und Wölfen lebte.
Ich liebte Jake zwar, aber eben nur als besten Kumpel..Oder täuschte ich mich?
Als ich wieder in der Küche unseres großen Hauses war, stand mein Frühstück bereits auf dem Tisch. Das Omlett von Daddy duftete himmlisch und ein zweiter Geruch stieg mir in die Nase. Die weiße Tasse neben dem Teller enthielt die köstliche dunkelrote Flüssigkeit: Blut.
Es war Spenderblut aus dem Krankehaus in dem Carlisle arbeitete, das für mich in einem extra Kühlschrank aufbewahrt wurde. Alle drei Tage bekam ich eine solche Tasse, ich konnte es mir einfach nicht abgewöhnen. Die Raucher, Tinker und Drogenabhängigen, welche aufhören wollten, hatten mein Mitgefühl.
Ich leerte die Tasse in einem Zug damit Jake sie nicht sah. Er verstand mich in diesem Punkt einfach nicht und es gab jedes Mal einen riesen Streit, wenn er mitbekam das ich wieder ein bisschen getrunken hatte. Das Blut floss meine Kehle hinab und verlieh mir sogleich mehr Stärke. Es erfüllte meinen Körper, als würde Adrenalin durch meinen gesamten Körper gepumpt werden. Das Omlett verschwand ebenso schnell in meinem Magen und mein Blick wanderte zur Uhr an der Wand: 9:30 Uhr, es war an der Zeit Jake aufzwecken.
Mit Sprüh Schlagsahne und einer Feder bewaffnet rannte ich nach oben Richtung Schlafzimmer. Die Klinke drückte ich behutsam nach unten und glitt in den abgedunkelten Raum. Jacobs Schnarchen übertönte meine Schritte auf dem Dielenboden und ich schlich mich zu seinem Bett. Die Arme angewinkelt, nach oben ausgestreckt machten meinen Plan perfekt.
Ich zückte die Schlagsahne und sprühte ein wenig in seine Handfläche, mit der Feder kitzelte ich ihn an der Nasenspitze. Es zuckte in seinem Gesicht und für einen Moment setzte sein Schnarchen aus. Ich trieb es auf die Spitze indem ich ihn in der Nase kitzelte, seine Hand fuhr nach oben um sich zu kratzen doch plötzlich stockte sie in der Luft.
Jake schlug die Augen auf und er hatte mich auf frischer Tat ertappt: " Nessie, deine Streiche lassen zu wünschen übrig. Daran müssen wir wirklich arbeiten!" Er grinste und entblößte seine perfekten weißen Zähne. Sein Blick war liebevoll und mit seinen Fingern fuhr er mir durchs Haar. Mein Herz begann plötzlich zu rasen, meine Hände wurden schwitzig und mir stieg die Röte ins Gesicht.
Was um Himmels Willen war denn jetzt mit meinem Körper los?
War ich krank?
Jake lächelte mich doch nur total lieb an.
So wie er es immer tat.
" Ich wollte dir nur eine vernünftige morgendliche Begrüßung zuteil werden lassen." Ich drehte gespielt beleidigt den Kopf weg, doch Jake riss mich nach hinten aufs Bett, wir lachten laut und die Kissenschlacht begann.
Nachdem Jacob eine riesenhafte Menge an Pfannkuchen verdrückt hatte, schien er einigermaßen gesättigt. "Und was machen wir heute? Gemütlich zu Hause bleiben oder per Wolf die Gegend weiter erkunden?" , fragte ich ihn. "Weiß nich. Was du möchtest.", er stand auf und holte sich eine Packung Orangensaft aus dem Kühlschrank.
"Rose und Emmett kommen heute wieder und verbingen ihre Semsterferien hier, hattest du nicht noch irgendeine Wette mit Emmett am Lauf...", weiter kam ich nicht, denn Alice huschte in die Küche und rief nur: "Sie sind da! Sie sind dahaaa!" Sie wirbelte in nicht menschlicher Geschwindigkeit um uns herum und rannte wieder hinaus.
Jake, meine Eltern, Jasper und ich folgten ihr bis auf den Parkplatz und sahen ein rotes Cabrio vorfahren. Rosalies lange blonde Haare wehten im Wind und der rote Schal den sie trug, flatterte mit. Ich seufzte, da ich ihre Schönheit schon immer überwältigend fand. Gut, ich sah auch nicht schlecht aus aber Rose...war perfekt. Emmett war bereits herausgesprungen noch bevor Roses Wagen zum Stehen kam.
Es war schön, dass sie endlich wieder da waren. Ich hatte Emmett mit seinen Scherzen und Späßen (die immer auf meine Kosten gingen) wirklich vermisst. Rosalie hatte mir ebenso sehr gefehlt, mit ihr konnte ich über alles reden (einige Gespräche empfand ich zu peinlich, als das ich sie mit meiner Mutter besprochen hätte...Aufklärung...Brrr), sie war wie für mich eine gute Freundin. " Mhmm, der vertraute Geruch nach nassem Köter hatte mir gefehlt", Rose hielt sich demonstrativ die Nase zu.
Sie breitete die Arme aus und ich stürzte mich hinein, sie legte den Kopf auf mein Haar. "Schön das ihr endlich da seit" , murmelte ich während ihrer Umarmung. "Nessie! Rose ist nicht nur für dich da.", schimpfte Alice, "Wir anderen hatten genauso Sehnsucht nach ihnen" Ich ließ meine Tante los und begrüßte Emmett, welcher mich in den Arm nahm und mir durchs Haar wuschelte: " Jetzt können wir beide wieder jede Menge Unsinn machen, Kleine."
Als die Begrüßungsprozedur vorbei war, das Gepäck von Emmetts und Roses in ihre Suite gebracht wurde und wir endlich im Wohnzimmer versammelt waren fingen die Gespräche an. Emmett prahlte vor Jasper, Jake und meinem Vater mit irgendeiner College Geschichte und Rosalie erzählte alles was während unserer Abwesenheit passiert war. Stunden vergingen und langsam löste sich meine Familie auf, es war bereits später Nachmittag.Ich ging in mein Zimmer und wollte noch ein wenig zeichnen.
Nach den ersten Pinselstrichen über meine Leinwand bemerkte ich, was für einen Hunger ich hatte. Meine Beine machten sich schon in Richtung Küche auf, als ich die Ohren spitzte. Jemand im Haus flüsterte absichtlich, ich horchte auf. Das Gespräch fand in der Vorratskammer unserer Küche statt.
Warum flüsterte jemand in einem Haus voller Vampire, welche sowieso alles mitbekamen?
Ich war die einzige neben Seth und Jake die nicht so gut hören konnte wie ein Vampir.
Was durften Seth und/oder Jake und/oder ich nicht mitbekommen?
Meine Neugier war geweckt und ich schlich mich so leise, wie es meine Füße zuließen, nach unten. "Jake, du musst es ihr endlich sagen. Je länger du sie belügst, desto schlimmer wird es.", die Stimme meiner Mutter hörte sich gequält an, was war dort los? Einen kurzen Augenblick herrschte Ruhe und ich befürchtete schon, dass man mich erwischt hatte. Ich atmete erleichtert auf als Daddy mit ernster Stimmer sagte: "Bella hat Recht Jacob. Sie sollte es erfahren."Jake! Was hatte er für Geheimnisse? Also Seth war schon mal keine "sie" und damit war klar, dass ich gemeint war.
Ich schluckte schwer. Nur was sollte ich erfahren? " Ich..Ich kann nicht. Renesmee wird mich danach hassen. Ich weiß es." , Jacobs Stimme zitterte und ich erstarrte. Was war so schrecklich, dass Jake dachte ich würde ihn dafür hassen? Und wieso wussten es meine Eltern vor mir?! Das war doch wirklich unfair! Vor lauter Wut, Verblüffung und Neugier unterbrach ich das Gespräch: " Was darf ich nicht erfahren? Wofür werde ich Jake hassen? Ich will es wissen!".
Wie ein kleines Kind stampfte ich mit dem Fuß auf und bedachte meine Eltern und Jacob mit besonders bösen Blicken. Dad beäugte mich kritisch und meinte: " Das sollte dir Jacob lieber selbst sagen. In einem geeigneteren Augenblick. Bella, ich finde wir sollten die Beiden ersteinmal alleine lassen. Meinst du nicht auch Schönste?" Meine Mutter nickte stumm und traurig, sie streichelte mir nocheinmal über den Kopf ehe sie mit Daddy hinaus ging.
Ich wandte den Kopf wieder Jake zu und mir kamen fast die Tränen als ich sah, wie geknickt er sich an einen Sack Kartoffeln lehnte. Sein Blick war voller Sorge und Traurigkeit und seine Stimme hatte einen seltsamen Klang als er zu sprechen begann: " Nessie.. Ich..muss dir was sagen. Und vermutlich wirst du mich danach hassen und..und...nie wieder mit mir reden wollen geschweige denn mich ansehen.", er machte einen Schritt auf mich zu, " Es ist etwas ernstes. Für uns Beide. Ich will es dir sagen aber nicht jetzt. Nicht jetzt und hier in der Vorratskammer."
"Wann wirst du mir es sagen Jake?! Warum sollte ich dich hassen? Das könnte ich nicht! Niemals, versprochen!" "Ich weiß, ich weiß. Das sagst du jetzt aber...", seine Stimme brach ab. Ich bemerkte wie mir die Tränen die Wange entlang liefen, ich ließ sie einfach laufen. Jake trat noch einen Schritt an mich heran und ich sah im schummrigen Licht der großen gefüllten Vorratskammer wie er die Hand hob und meine Tränen fortwischte. " Bitte Nessie. Vergieß keine kostbaren Tränen. Ich schwöre dir ich werde es dir sagen, bald.", er rauschte an mir vorbei und ließ mich alleine in der Dunkelheit zurück.
Noch immer konnte ich die Berührung von Jake auf meiner Wange spüren. Es war als wäre diese Stelle gebrandmarkt. Mir pochte zudem das Herz und meine Hände zitterten. Ich hatte Angst vor dem was Jake mir sagen wollte. In meinem Magen drehte sich alles und mir war schwindelig. "Mum? Hätt...Hättest du einen Moment Zeit?", meine Stimme zitterte und ich konnte den besorgten Blick meiner Mutter nur verschwommen erkennen. In Windeseile war sie vom Sofa aufgestanden und drückte mich an sich. "Komm, wir gehen nach oben.", sie nahm mich an der Hand und führte mich die Treppe hinauf. In meinem Zimmer angekommen, setzten wir uns auf mein Bett. Ich blickte sehnsüchtig die Decke an und wollte mich dort drunter vor der Welt verkriechen.
"Jakes Worte haben dich geschockt, nicht wahr mein Schatz?", stumm nickte ich und sah traurig durch das Fenster. "Heute Morgen hatte ich noch gedacht ich würde mit Jacob die Gegend weiter erkunden. Und gerade eben erfahre ich zufällig, das Jake, du und Dad ein Geheimnis vor mir habt. Und Jake denkt außerdem ich würde ihn dafür hassen. Mum, was ist hier los?", fragte ich sie verzweifelt, "Du weißt was er vor mir geheim hält. "
Sie musterte mich mit ihren goldenen Augen und ihr Blick verriet mir deutlich das sie Jakes Geheimnis nicht ausplaudern würde, ich stöhnte verzweifelt. "Nessie, es ist wirklich nicht so einfach wie du denkst. Bitte, vertrau Jake einfach. Er wird es dir sagen wann er es für richtig hält. Und nun, komm mal her und lass dich drücken!", sie schloss die Arme um mich und wiegte mich leicht hin und her.
"Übriegens, Jacob geht es nicht besser als dir. Dein Vater kümmert sich gerade um ihn. Er ist am Boden zerstört, dass er dir so eine Angst eingejagt hat und dich zum Weinen brachte." , ich löste mich aus der Umarmung und schaute meine liebevolle Mutter verdutzt an. Sie lächelte und strich mir das Haar aus dem Gesicht.
Ich verbrachte den restlichen Tag auf meinem Zimmer, aus Angst Jake zu begegnen. Ich lag zusammen mit meinem Schmusebären unter der Decke und vergub mein Gesicht tief im Kissen. Es klopfte und meine Mutter kam mit einem Teller voller Suppe ins Zimmer: " Schatz? Bist du wach? Ich habe einen Teller mit deiner Lieblingssuppe" "Keinen Hunger" , brummelte ich ins Kissen.
Als es wenig später erneut an meiner Tür klopfte, stellte ich mich schlafend. Doch Alice hatte meinen Entschluss bereits voraus gesehen und kam trotzdem in mein Zimmer: "Nessie! Ich weiß ja, dass du traurig bist aber dennoch finde ich das dies kein Grund ist den ganzen Tag Trübsal zu blasen. Es macht dich nur noch trauriger!" Ich nuschelte ins Kissen, dass sie verschwinden solle.
Ich hatte erwartet, dass Alice mir nun eine Predigt über "sein Leben leben" halten würde, doch sie wurde ganz still. Ich setzte mich im Bett auf um zu sehen was mit ihr los war. Ihr Blick war glasig und sie starrte ins Leere, sie hatte mal wieder eine Vision. Ich fragte mich, von was sie wohl handelte. Für gewöhnlich war es gut sie solange in Ruhe zu lassen, da sie uns sowieso alles hinterher erzählen würde, doch heute war es anders. Mein Vater kam mit Jasper und meiner Mutter im Schlepptau in mein Zimmer gestürmt.
Ich blickte Daddy stumm an und mir wirbelten tausend Fragen durch den Kopf. Die wichtigste war: Was sah Alice?!
Jasper blickte voller Panik zu Alice, was hieß, dass ihre Gefühle alles andere als ruhig und zufrieden waren. Mein Vater hatte die Augen ebenfalls geschlossen und seine Augenbrauen und der Mund verzogen sich zu einer strengen Linie. Ich schaute zu meiner Mutter, welche genauso ratlos wie ich schien. Alice sog die Luft ein und schlug die Augen auf, mein Vater tat es ihr gleich.
" Edward, was ist hier los?", fragte meine Mum. Alice und mein Vater beratschlagten sich stumm per Telepathie und Alice sagte:
" Die Volturi kommen."
Und schon war mein Frust über Jacob, die Angst vor der Schule und sonstigen unwichtigen Dingen, verflogen.
*Renesmees Sicht*
"Die Volturi kommen. ", wiederholte Alice tonlos, "Und das nicht wegen Renesmee." Diese Worte wirbelten durch meinen Körper, doch ich verstand den Sinn nicht. Natürlich würden die Volturi wegen mir kommen, Alice musste sich täuschen.
Sie hatten uns gesagt, nein wohl eher gedroht, dass sie eines Tages wenn ich ausgewachsen wäre, nach mir sehen würden. Dieser Tag rückte immer näher, da mein 17.Geburtstag nahte. Es entstand ein langes Schweigen, was nichts Gutes heißen konnte. Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen und es war ein dicker Kloß in meinem Hals.
In Mums Gesicht spiegelte sich Verwirrung, wie auch in den restlichen ratlosen Mienen meiner Familie. Jasper hatte seine Arme beschützend um meine Tante gelegt, während mein Vater pausenlos hin und herlief. Momma, Emmett und Rosalie saßen inzwischen mit mir zusammen auf dem cremefarbenen Sofa im großen Wohnzimmer.
„Verdammt Edward! Alice! Warum zum Teufel wollen die Volturi kommen?!“, Emmett hatte das Schweigen gebrochen und wir alle sahen meinen Vater gespannt an.
„ Caius will die Jagd auf die Werwölfe, oder in unserem Fall die Gestaltwandler, wieder eröffnen. Er hat Aro und Marcus davon überzeugt, dass sie unser Geheimnis nicht wahren können. “ Bei uns allen fiel der Groschen und wir erstarrten zu Eis.
Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ich wurde wütend! Die Volturi glaubten doch tatsächlich, Jacobs und Sams Rudel könnten das Geheimnis der vampirischen Welt nicht wahren! Wie konnten sie nur annehmen, dass unser Geheimnis bei ihnen nicht sicher wäre?! Es gab keinen Anlass für diese absurde Behauptung! Und nun wollten sie hier her kommen, beziehungsweise nach La Push, und die „gefährlichen Werwölfe/ Gestaltwandler“ abschlachten!
Plötzlich ertönte ein Lachen vom Waldrand, der an unser Grundstück grenzte. Selbst meine Ohren hörten dies und wir alle wendeten die Köpfe Richtung Seth und Jake, die nichts ahnend fröhlich über das letzte Stück Wiese liefen. Mir schossen die Tränen in die Augen, als ich daran dachte meine besten Freunde, meine einzigen Freunde neben meiner Familie, nie wieder sehen würde. Mein Misstrauen Jake gegenüber tat mir nun aufrichtig Leid. Es war egal was für ein Geheimnis er vor mir hatte, hauptsache ihm und Seth tat niemand etwas zu Leide.
Einzelne Bilder liefen vor meinem inneren Auge noch einmal ab: meine ersten Geburtstage, an denen mir Jake immer half die Kerzen auf dem Kuchen auszupusten. Die ersten Male an denen ich auf Jakes Wolfsrücken saß und mit ihm durch den Wald jagte. Das Wettjagen zwischen Seth, Jacob und mir, bei denen ich (komischerweise) immer gewonnen hatte. Nein! Die Volturi durften mir nicht meine Freunde wegnehmen! Das durfte nicht passieren!
„Hey! Wir haben ein neues Jagdgebiet etwa 80 Meilen von hier im Südosten entdeckt. Da laufen massig Elche rum, das sind Viecher. Wesentlich spaßiger die zu jagen als Wild!“, Jake grinste und entblößte seine perfekten weiße Zähne. Als mein Blick seinen traf zuckte er unwillkürlich zusammen.
Seth hatte ebenfalls bemerkt das etwas nicht stimmte: „ Was ist los Leute? Ist irgendetwas passiert?“ Seths und Jacobs Blicke lagen wieder auf mir als Emmett erneut das Wort ergriff: „Die blöden Italiener kommen, das ist los.“ Jakes Gesicht war weiß geworden und Seth war ebenso erschüttert wie sprachlos. Doch Jacob fing sich schnell wieder und seine Gesichtsfarbe wurde mit einem Mal tiefrot, er knurrte: „ Sie sind zu früh“, presste er mühsam hervor, „Nessie wird erst in 9 Monaten 7. “
Sein Blick glitt zu meinem Vater, der ebenso wütend wie Jake erschien: „Edward? Warum? Was wollen diese bescheuerten italienischen Blutsauger?!“ Er starrte Daddy an und mein Vater antwortete ebenso mühsam: „Sie kommen wegen euch. Dir, Leah und Seth. Nicht wegen Renesmee. Ihren Geburtstag werden sie nicht versäumen.“ „Und was wollen sie von uns? Wir haben gegen keiner ihrer verblödeten Regeln verstoßen!“, schrie Jake.
„Sie wollen euch töten. Sie glauben, ihr seid zu primitiv, als euch an Regeln zu halten. Und die wichtigste Regel in unserer Welt in nun mal die Menschen auf keinen Fall wissen zu lassen, dass es so etwas wie Vampire , Werwölfe oder Gestaltwandler gibt. “, meinte mein Vater schlicht.
Jacob und Seth sahen einander an und wir alle hielten die Luft an.
Doch es kam nichts.
Kein Rumgebrüll über die „verblödeten italienischen Blutsauger“.
Kein sinnloses Einschlagen auf den Wohnzimmertisch.
Keine unkontrollierte Verwandlung.
Nichts.
Und das beunruhigte uns alle zutiefst.
Jacob bedachte uns alle mit einem einzigen leeren Blick, dann verhärtete sich sein Gesicht zu einer kalten Maske und er ging schnellen Schrittes nach oben. Sekunden später flog die Zimmertür ins Schloss und es herrschte wieder absolute Stille.
Es war genauso geräuschlos wie in meinem Inneren. Alles drehte sich und doch tauchte ein Gesicht in meinem Kopf auf: Jake. Meine Beine bewegten sich wie von selbst, als ich aufstand um zu ihm zu gehen. Ich bemerkte nicht einmal wie meine Eltern und der Rest der Familie sich leise mit Seth beratschlagten.
Ich wusste nur, dass sie genauso verwirrt waren wie ich selbst. Dieser Jacob Black, der schweigend und doch bestimmt nach oben gegangen war, war definitiv nicht mein Jacob. Mein Jacob hätte rumgebrüllt oder sich zu mindestens in den großen Wolf mit dem rostfarbenen Fell, verwandelt. Dieser Jacob war mir fremd.
*Jacobs Sicht*
Das leise konstante Klopfen gegen meine Zimmertür machte mich wütend. Ich wollte niemanden sehen. Nicht einmal sie. Ich brauchte Abstand. Von allem. Sogar meinem Wolfs- Ich, was ich nicht wirklich verstand. Normalerweise hätte ich bei so seiner Situation ungewollt verwandelt. Doch ich war einfach nur in mein Zimmer gegangen. Nicht mehr.
„Jake.. Bitte mach die Tür auf.. Können wir reden?“, ihre Stimme war kaum hörbar und grenzte an ein Schluchzen. Es tat in der Seele weh ihr nicht zu antworten. Sie wimmerte und bettelte weiter. Ich ertrug es nicht, stand auf und ließ sie hinein. Sie sah aus, wie ich mich fühlte: ein kleines Häufchen Elend. Sie warf sich in meine Arme und jammerte. Ihre warmen Tränen durchnässten langsam mein Shirt, doch ich umarmte sie einfach weiter.
Diese verdammten Blutsauger! Wenn die bescheuerten Italiener nicht wären, könnte ich es ihr in Ruhe sagen. Aber so.. Es war wie ein Wettlauf gegen die Zeit. Dieses Mal würde es keine einfache Gesprächsrunde geben, wie bei unserem letzten Treffen mit ihnen. Sie würde kommen um etwas zu zerstören, was ihrer Meinung so unterbelichtet war, als dass es nicht einmal das simpelste Gesetz dieser übernatürlichen Welt einhalten könnte. Die Volturi wollten UNS vernichten, ihre Erzfeinde. Wie lächerlich! Wie waren noch nicht einmal Werwölfe! Und dabei hatten wir nicht ein einziges Mal gegen das oberste Gesetz der Vampirwelt verstoßen!
Einfach lächerlich wie sehr uns diese Südländer uns fürchteten und deswegen um die Ecke bringen wollten. Wir hätten wesentlich mehr Gründe sie auszulöschen. Verdammt! Sie töteten tagtäglich Menschen und wir konnten sie nicht einmal vor ihnen beschützen! Was unsere eigentliche Aufgabe war! Das durfte doch nicht wahr sein!
Sie wollten mir mein Leben stehlen, obwohl es noch nicht einmal angefangen hatte. Mit ihr. Fuck! Mir war völlig klar, dass weglaufen oder gar verstecken uns nichts bringen würde. Ich musste es ihr sagen, bevor meine Frist abgelaufen war. Meine Todes Frist. Wie sarkatisch das doch klag.
Wütend konzentrierte ich mich einzig und allein auf ihre Umarmung. Sie roch so gut und ihre Berührungen verursachten eine Gänsehaut. Sie zeigte mir mit ihrer Gabe, wie viel ich ihr bedeutete. Sie entschuldigte sich für ihr Verhalten und sie ließ mich erkennen, dass ihr mein Geheimnis egal wäre.
Die Prägung. Nicht sie sollte ein schlechtes Gewissen haben, sondern ich! Und das hatte ich auch, und wie! Abrupt schob ich sie von mir weg, damit sie mich ansah. Ihre Tränen hinterließen salzige Spuren auf ihrer Wange und ihre Augen waren gerötet. „Renesmee..“, meine Stimme versagte. Was sollte ich ihr sagen?
Dass es keinen Grund zum Weinen gab? Doch den gab es. Meine Feigheit ihr gegenüber. Scheiße! Ihr Blick war fragend und ihre Tränen versiegten langsam.
„Jake..?“, hauchte sie meinen Namen, „Verzeihst du mir?“ „Ob ICH dir verzeihe?!“, jetzt wurde ich richtig wütend. Wie kam sie nur darauf, dass sie sich bei MIR entschuldigen musste?! Ängstliche große runde Augen starrten mich an. Das brachte das Fass zum Überlaufen. „ Renesmee! Ich war und werde nie auf dich wütend sein! Du solltest auf mich sauer sein! Hast du verstanden?“
Sie starrte mich noch immer an und ich sah die Fragezeichen in ihren Augen. Jetzt oder nie.. Ich beugte mich zu ihr hinab. Ihr Gesicht kam immer näher und schon legte ich zärtlich und doch leidenschaftlich meine Lippen auf die Ihren.
*Bellas Sicht*
„Hey! Wir haben ein neues Jagdgebiet etwa 80 Meilen von hier im Südosten entdeckt. Da laufen massig Elche rum, das sind Viecher. Wesentlich spaßiger die zu jagen als Wild!“, Jacob grinste uns alle übermütig an. Mein Blick fiel auf meine Tochter, die neben mir zusammen gesunken auf dem Sofa saß und Jacob mit traurigen Augen anblickte.
Keiner von uns erwiderte etwas auf Jakes Aussage und ich bemerkte wie er die Stirn in Falten legte: „ Was ist los Leute? Ist irgendetwas passiert?“ Schweigen. Bis Emmett auf einmal schnaubte und alles klipp und klar auf den Punkt brachte: „Die blöden Italiener kommen, das ist los.“ Aus Jakes Gesicht wich sämtliche Farbe und auch Seth blickte nervös umher. Doch er hatte schnell die Situation begriffen und so war sein Gesicht wutverzerrt: „ Sie sind zu früh“, die Worte kamen ihm nur sehr mühsam über die Lippen, „Nessie wird erst in 9 Monaten 7. “
Edward und ich tauschten einen langen Blick. In seinen Augen sah ich den Zorn gegenüber den Volturi, doch mein Mann hatte sich weit mehr im Griff als Jacob: „Edward? Warum? Was wollen diese bescheuerten italienischen Blutsauger?!“ Jake schrie Edward die Worte förmlich ins Gesicht und ich bemerkte wie Renesmee sich noch näher an mich kuschelte.
Ich seufzte innerlich und legte meinen Arm liebevoll um sie. Wir wussten alle dass Jakes Wutausbruch noch lange nicht vorbei war.
Wenn dieser Augenblick nicht so ernst wäre, würde Emmett vermutlich mit Jasper eine Wette abschließen, in der sie schätzten wie lange es noch dauern würde und Jacob sich nicht mehr beherrschen konnte und aus ihm der rostrote Wolf herausplatzte.
„Sie kommen wegen euch. Dir, Leah und Seth. Nicht wegen Renesmee. Ihren Geburtstag werden sie nicht versäumen.“ „Und was wollen sie von uns? Wir haben gegen keiner ihrer verblödeten Regeln verstoßen!“, schrie Jake.
„Sie wollen euch töten. Sie glauben, ihr seid zu primitiv, als euch an Regeln zu halten. Und die wichtigste Regel in unserer Welt in nun mal die Menschen auf keinen Fall wissen zu lassen, dass es so etwas wie Vampire , Werwölfe oder Gestaltwandler gibt. “, Edward sprach tonlos.
Es kam mir wie Stunden vor, als Jacob und Seth sich ansahen und über das Gesagte nachdachten. An ihren Gesichtern konnte man klar erkennen, welche Gefühle momentan in ihnen vorgingen. Da waren Bestürzung, Angst und vor allem Wut.
Unbändiger Zorn, der gerade bei Jake vertreten war. Ich konnte sie verstehen. Die Wölfe sollten getötet werden, obwohl sie nicht einmal das ungeschriebene vampirische Gesetz gebrochen hatten. Sie sollten von ihrem verhassten Erzfeind vernichtet werden, obwohl wir in Frieden miteinander lebten.
Einzig und allein der Groll, der zwischen (Wer-)Wölfen und Vampiren herrschte stand dem im Wege. Wir alle hielten unwillkürlich die Luft an und erwarteten gleich ein bis zwei überdimensionale Wölfe in unserem Wohnzimmer stehen zu sehen. Doch es kam nichts. Von keinem der beiden Jungs. Wo war der feurige, oft überreagierender Jacob Black? Diese Person in den kurzen Shorts und dem ärmellosen Shirt schien nicht mein bester Freund zu sein. Eher wie eine Hülle meines Jakes.
Und diese Hülle setzte nun einen emotionslosen Gesichtsausdruck auf und bedachte uns alle mit einem forschenden abschätzenden Blick. Bei Nessie verweilte sein Blick wesentlich länger und wir alle sahen zwischen den beiden hin und her. Es sah so aus, als würden sie ein wortloses, stummes Gefecht austragen. Letztendlich sprang Jake wie von der Tarantel gestochen die Treppe hinauf und schlug die Tür hinter sich zu.
Was war das?
Hatte Jake seinen gesamten Charakter verändert?
Ich sah in Edwards sorgenvolle Augen, die einzig und allein auf Nessie gerichtet waren. Langsam erhob sich unsere Tochter und ging Jacob hinterher.
Wir alle hörten Renesmees Schluchzen als sie gegen Jakes Tür klopfte.
„Bella, Liebste. Lass sie. Die beiden haben einiges zu bereden.“, Edward bedeutete mir sitzen zu bleiben. Ich wollte meine Tochter in solche einer schwierigen Phase alleine lassen, ich konnte nicht! Edward hatte meinen Gewissenskonflikt auch ohne Gedanken lesen bemerkt und nahm mich in die Arme.
Ich schmiegte mich an ihn und sog seinen unwiderstehlichen Duft tief ein. „Was werden wir tun Edward?“, ich hatte meinen Schutzschild fallen gelassen, „Werden sie tatsächlich die Wölfe angreifen? Alice Visionen werden doch von den Entscheidungen der entsprechenden Person beeinflusst. Was wenn Aro seine Meinung wieder ändert und wir uns völlig umsonst verrückt machen?“
Ich löste mich aus der Umarmung und beobachtete die Anderen, die über Jakes merkwürdiges Verhalten diskutierten. Mein Blick glitt wieder zu Edward der mich mit seinen goldenen Augen liebevoll ansah. Noch immer hörte ich das gedämpfte Schluchzen meiner Tochter von oben. Oh Jacob! Er sollte sie trösten, nicht noch trauriger machen. Renesmee weinte aus Angst um ihn! Verstand er das denn nicht? Außerdem war da noch die Sache mit der Prägung..
Es war an der Zeit es Renesmee zu sagen. Und letztendlich würde sich Nessie für ihn entscheiden, das war uns allen bewusst. Doch wenn die Volturi tatsächlich hier her kämen und Nessies zukünftiges Glück mit Jake zerstörten? Es wäre mehr als ungerecht. Wir mussten dieses Mal wohl wirklich kämpfen, es würde kein Diskutieren helfen. Und unsere vampirischen Freunde würden uns nicht helfen. Es war wirklich aussichtslos.
Wir würden sie nicht besiegen können ohne auch Rückschläge in unseren Reihen hinzunehmen. Vor meinem geistigen Auge blitzten Szenen von Krieg auf. Die Volturi, die meine Familie angriffen. Köpfe wurden abgerissen, die Wölfe hilflos von den starken Kriegern der Volturi, zerquetscht. Ich schüttelte mich. Unsere einzige Hoffnung war Aro, er MUSSTE einfach seine Meinung wieder ändern und Caius so von seinem Vorhaben abbringen!
„Edward, was werden wir tun? Und was war mit Jacob los?“, Alice zarte Stimme drang an mein Ohr und durchbrach meine Grübeleien. Die Sorge um die Wölfe war auch klar und deutlich in ihrem Gesicht zu erkennen.
„Wir müssen Carlisle und Esme über deine Vision unterrichten. Vermutlich werden sie nach Hause kommen und – ``, er brach ab. Verwirrt sah ich zum Rest der Familie der schweigend zwischen Alice und Edward hin und hersahen. Was sah Alice denn nun schon wieder? Waren die Volturi schon auf dem Vormarsch? Bei diesem Gedanken wurde mir ganz flau im Magen.. Vielleicht hatten sie ihre Meinung geändert? Hoffentlich.
„Sie schicken Nahuel zu uns.“, Edward und Alice waren wieder in die Realität zurückgekommen.
„Nahuel? Was hat er damit zu tun?!“, ich hatte wütend das Wort ergriffen. Mein Vampir Gedächtnis erinnerte sich noch sehr gut an den wunderschönen geheimnisvollen Jungen. „Nahuel ist der Bote, er macht die Kriegserklärung. Die Volturi wissen schließlich wie wir zu den Wölfen stehen“, erklärte mir Edward.
„Er gehört zu ihnen?“, missbilligend und gelangweilt fragte Rose dies und wickelte eine Haarsträhne um ihren Finger. Edward nickte und Emmett schnaubte. „Er wird in“, Alice kniff die Augen zusammen, „3 Tagen hier sein.“
„Warum schicken sie überhaupt einen Boten? Aro weiß doch, dass wir Alice haben“, fragte ich schockiert. Wie konnte Nahuel nur auf der Seite der Volturi sein? Obwohl, wenn ich es mir recht überlegte, hatten sie ihm vielleicht gedroht. Nach der Devise: lieber in Schrecken mit den Volturi, als in Schrecken vor den Volturi.
„Wir müssen abwarten was Nahuel uns noch zu sagen hat. Die Volturi werden nicht hinterhältig angreifen, zumal wir ja Alice haben. Es besteht also vorläufig keine Gefahr. In 3 Tagen sehen wir weiter.“, es entstand eine Pause, wir alle hingen unseren Gedanken nach. „Ich finde es sollte wieder Normalität vorerst herrschen.“, unbewusst hatte ich meinen Gedanken laut ausgesprochen, „Wir sollten uns alle ab Montag bei der Schule anmelden. Nessie und Jake könnten ohne Gefahr in den Unterricht, wir wären schließlich alle da.“
„Die Idee ist gut.“, stellte Jasper schlicht fest, „Rose und Emmett, ihr habt Semesterferien. Ihr könntet hier bleiben und die Zweisamkeit nutzen…“ Er ließ den Rest des Satzes im Raum hängen. „Glaub mir, die Zweisamkeit würden wir auch mit euch im Haus nutzen!“, Emmett zwinkerte und grinste.
Rose boxte ihn in die Schulter lächelte aber ebenso. Es war für uns alle immer höchst unangenehm wenn Rosalie und Emmett ohne Rücksicht auf uns, ihren Trieben nachgaben. Solch gute Ohren machten uns unfreiwillig zu Spannern! Jasper und Alice oder Edward und ich versuchten es nur dann zu tun, wenn alle außer Haus waren. Besonders nahmen wir dabei Rücksicht auf Renesmee.
Ich wusste, dass ihr allein die Vorstellung daran zu peinlich war. Sie erinnerte mich dabei stark an mich als Mensch. Ich lächelte bei dem Gedanken in mich hinein.
„Ich finde, Bella hat völlig Recht. Jetzt ist Nessie im richtigen Alter für die Schule, es wäre für sie ein Stück Normalität und eine kleine Auszeit vom vampirischen Leben.“, stellte Edward fest. „Ohje. Dann habe ich gerade einmal noch 2 Tage zum Vorbereiten des Schuloutfits für Nessie!“, stöhnte Alice verzweifelt auf und wir kicherten.
„Das schaffe ich nie! Und Bella..“ Sie beäugte mich mit einem kritischen Blick: „Glaub ja nicht, ich ließe dich so zur Schule gehen wie in deinem menschlichen Leben. Soweit kommt`s noch!“ Edward warf Alice einen bitterbösen Blick zu, doch ich grinste nur.
Damit stand der Entschluss fest: Alice, Jasper, Edward, Jake, Renesmee und ich würden ab Montag zur Schule gehen.
Unsere Runde im Wohnzimmer löste sich auf, (Alice war ganz hyperaktiv in ihren überdimensionalen Kleiderschrank gestürmt) es war schon spätabends. Ich beschloss nach oben zu gehen und bei Jake und Nessie vorbei zu schauen.
Momentan vernahmen meine gespitzten Ohren kaum einen Laut, mal abgesehen von den schlagenden Herzen. Doch mit einem Male hörte ich so etwas wie Kusslaute. Erschüttert sahen Edward und ich uns an, das Geräusch kam eindeutig aus Jakes Zimmer!
*Edwards Sicht*
Ich wusste Jacob hatte ein wahnsinnig großes schlechtes Gewissen gegenüber meiner Tochter. Seine Gedanken waren überhaupt nicht mehr klar erkennbar, als ich mit Bella die Treppe in den ersten Stock hinauf lief. „Jetzt oder nie..“, schoss es Jake durch den Kopf. Ich bemerkte die Gefühle, die durch ihn strömten als er MEINE TOCHTER küsste: „…so weich…sie schmeckt so gut..“ DAS REICHTE!
Ich rannte in übermenschlicher Geschwindigkeit über den Flur und schlug die Zimmertür auf. Da stand das eng umschlungene Pärchen, Jacob mit den Händen an der Renesmees Taille und sie fuhr ihm leidenschaftlich durchs Haar.
DAS DUFTE DOCH NICHT WAHR SEIN! SIE WAR NOCH VIEL ZU JUNG FÜR SO ETWAS: „Jacob Black“, und ein tiefes Knurren entstieg meiner Kehle, „nimm augenblicklich deine dreckigen Pfoten von meiner Tochter!“
*Renesmees Sicht*
„Renesmee..“, er sprach meinen Namen sanft aus, doch es schien mir als ob er nicht wüsste, was er mir nun sagen wollte.
Die Tränen liefen immer noch über meine Wange, doch es war mir egal. Die Gewissheit, das Jacob etwas vor mir verbarg und meine Eltern darüber Bescheid wussten, war mir egal. Das einzige was wirklich zählte, war das Jake und all die anderen Wölfe heil aus der ganzen Geschichte heraus kamen!
In Jacobs Augen sah ich so etwas wie Wut aufblitzen, es ließ seine braunen Augen gefährlich erscheinen. Und da fiel mir siedend heiß ein, dass er ein Recht hatte auf mich sauer zu sein! Erstens, ich hatte ihn und meine Eltern belauscht und zweitens ich hatte ihn, nachdem er mir sein Geheimnis nicht erzählt hatte, ignoriert.
Und ich hatte mich bis jetzt dafür nicht entschuldigt! „Jake…“, ich flüsterte seinen Namen, „Verzeihst du mir?“ Sekunden vergingen und Jacobs Geschichtsausdruck wurde immer verbitterter.
Was hatte ich falsch gemacht? Seine Züge verhärteten sich und die Augenbrauen zog er zu einem Strich zusammen. Seine Lippen presste er aufeinander. „ Renesmee! Ich war und werde nie auf dich wütend sein! Du solltest auf mich sauer sein! Hast du verstanden?“
Er war nie auf mich wütend? Was war dann los? Und wieso sollte ich auf ihn sauer sein? Gut, sein Geheimnis nervte mich zwar aber ich respektierte es inzwischen dass er mir es nicht sagen wollte.
Und das wusste Jake auch, ich hatte es ihm über meine Gabe mitgeteilt. Jake schien mit sich selbst zu ringen, doch auf einmal beugte er sich zu mir hinab. So, wie man es in diesen schnulzigen Filmen sah in denen der Typ das Mädchen am Ende küsste.
Moment! Jacob wollte mich doch nun nicht ernsthaft küssen?! Und das allerkomischste war, das mein Herz viel schneller als sonst schlug. Es hämmerte regelrecht gegen meine Brust und ich hatte schon Angst, er könnte das hören. Meine Hände: schweißig und nervös zitternd! Verdammt, was war los mit mir?! Und was war los mit ihm?!
All diese Gedanken wirbelten durch meinen Kopf, bis er seine Lippen auf meinen Mund legte. Und alle Bedenken in mir, schienen wie ausgelöscht. Ich erwiderte den Kuss vorsichtig. Alles in mir schien im Gleichklang mit diesem Kuss zu sein und jedes meiner Körperteile jubelte. Meine Arme schlang ich um ihn und es wurde immer leidenschaftlicher. Aber halt, STOPP!
Ich knutschte hier mit meinem Besten Freund, meinem großen Bruder! Das durfte doch nicht wahr sein! Nein, NEIN! In all den Teenie Filmen, die ich mit Alice gesehen hatte (sie meinte die würden mich gut vorbereiten auf alles was da noch so kommen möge und ich sollte über Amerikas schlechtes Filmniveau Bescheid wissen) war es IMMER so, dass wenn die Besten Freunde etwas miteinander anfingen und sich letztendlich wieder trennten, die Freundschaft war zerstört.
Fuck! Scheiße! Ich durfte Jacob nicht als meinen Besten Freund verlieren, er war alles für mich! Dieser Kuss musste abgebrochen werden, bevor es zu spät war!
Aber.. er war so gut. Jake hatte seine Hände auf meine Taille gelegt und erkundete meine Hinterseite.
Meine Hände wühlten durch seine Haare und klammerten sich um seinen Nacken. Mit den Fingerspitzen strich Jake zärtlich meinen Rücken entlang bis hinunter zum Po. Ein Schauer durchlief meinen Körper. Ich ließ es zu, es fühlte sich so.. richtig an. Ich nahm nicht einmal wahr, dass die Zimmertür aufgestoßen wurde.
„Jacob Black“, Daddys Stimme klang mehr als gereizt und ließ mich in Jakes Armen zusammenschrecken, „nimm augenblicklich deine dreckigen Pfoten von meiner Tochter!“ Dads Stimme war zu einem Knurren geworden, das war gar nicht gut!
Jake löste sich sanft und doch bestimmend von mir. Nein! Ich wollte weiter küssen und weiter geküsst werden!
*Bellas Sicht*
Es war wirklich merkwürdig, die eigene Tochter küssen zu sehen. Wenn ich bedachte, dass ich sie vor knapp 7 Jahren erst geboren hatte und nun sie hier eng umschlungen mit meinem Besten Freund und gleichzeitig meiner zweiten Liebe stand, war das Ganze noch seltsamer. Wenn Blicke töten könnten, wäre Jacob schon mausetot.
Gut dass sie es nicht konnten, obwohl, vielleicht gibt es ja einen Vampir mit solch einer Gabe? Wie eine Medusa.. Faszinierender Gedanke Bella, aber momentan nicht von Belangen. Jetzt musst du erst Jake und Nessie vor Edward retten, mahnte ich mich selbst.
„Edward“, beschwichtigend legte ich ihm meine Hand auf die Schulter, „es ist doch nichts dabei wenn die Beiden sich küssen.“ Er drehte den Kopf zu mir und seine goldenen Augen sahen mich an, als ob ich den Verstand verloren hätte. Ich ließ meinen Schutzschild fallen:
„Edward, wir wussten doch dass Jake es ihr bald sagen würde. Dass es so bald wäre, hätte ich auch nicht erwartet. Aber du musst ihn auch verstehen, er will die Zeit nutzen bevor die Volturi hier wirklich anrücken!“
Lächelnd nahm ich seine Hand und drückte sie. In Edward tobte der Kampf. Zum einen wollte er der Vater sein, der seine Tochter vor den Jungs „beschützte“. Zum anderen war er Jacobs Freund geworden und wusste auch, was eine Prägung bedeutete.
Jake hatte sich immer Renesmee gegenüber von seiner besten Seite gezeigt und dass nun schon mehr als 6 Jahre. Nun war es für uns als Eltern an der Zeit, unsere einzige Tochter erwachsen werden zu lassen. „Nun Edward, kommt noch was? Oder wollen wir uns draußen prügeln?“, der Spott stand Jake ins Gesicht geschrieben.
Er hatte inzwischen Nessies Hand genommen und sie blickte vorsichtig zwischen den Fronten hin und her.
„Nein Jacob, du hast Recht. Ich kann euch nicht verbieten, dass ihr euch küsst. Ich habe nur eine Bitte, doch ich bin mir sehr sicher, dass du ihr vollstens nachkommen wirst.“ Er lächelte belustigt und ergriff nun auch meine Hand. Edward hatte sich wieder unter Kontrolle, er würde weiterhin Jacobs Freund sein und ihm die Liebe gönnen. Er würde sich nicht als Nessies Beschützer Vater aufspielen, wie Charlie es bei mir getan hatte. Und dafür liebte ich ihn.
„Okay. Wenn du nun die Güte hättest, mir zu verraten um was es sich bei deiner „Bitte“ handelt? Ich möchte nämlich sobald wie möglich da weitermachen, wo ihr uns so unhöflich unterbrochen habt..“, Jake grinste schelmisch. Edward zu reizen war in der jetzigen Situation nicht die beste Entscheidung. Mein Mann knirschte hörbar mit den Zähnen und ich kicherte.
„Meine Bitte, verehrter Jacob, ist das du Renesmee nicht wehtun wirst. Du wirst nichts tun, was sie in irgendeiner Weise verletzt.“ „Schön Edward, dass du mich so gut kennst. Du hast nämlich absolut Recht, ich werde deiner Bitte natürlich nachkommen. Was anderes fiele mir nicht im Traum ein!“ Edward nickte und wir wandten uns zum Gehen:
„Ach eines wollten wir euch noch sagen. Ab Montag werdet ihr mit uns zur Schule gehen.“ Jakes und Nessies Gesichter waren vollkommen filmreif. Jake würde den perfekten Serienkiller abgeben und Renesmee sah aus als ob ein Geist vor ihr stehen würde.
Stunden später, es war bereits nach ein Uhr nachts, ging ich mit Edward in unsere Suite. Wir hatten uns von Alice, Jasper, Emmett und Rosalie, die noch im Wohnzimmer saßen, verabschiedet. Renesmee und Jake waren jeweils in ihren eigenen Zimmern und schliefen bereits.
Es war einfach schön, wenn man nicht schlafen musste und eigentlich die ganze Nacht wachbleiben konnte. Wir hatten uns allerdings angewöhnt, wie Menschen ins Bett zu gehen. Mit dem kleinen Unterschied, dass wir nicht schliefen.
Der große Raum war mit einem Kamin und einem sehr großen Bett ausgestattet. Er war in hellen Tönen gehalten und vereinzelt hingen Fotos und Bilder an den Wänden. Der Kamin mit einer Sitzgelegenheit, unser (oder wohl eher mein) riesiger Kleiderschrank und das eigene Bad machten unsere Suite perfekt.
„Heute ist viel passiert.“, stellte Edward fest und ich nickte. „Hast du Carlisle Bescheid gesagt? Und wie wird das mit Nahuel ablaufen? Was wenn er uns sagen wird, dass die Volturi in ein paar Tagen erscheinen werden? Wird er bei uns bleiben, bis sie kommen? Ob das mit der Schule wirklich eine gute Idee war.. Er kommt ja schon am Dienstag!“
„Ruhig Liebste. Ich habe Carlisle angerufen und ihm alles erklärt. Er uns Esme sind momentan in Australien, das heißt die Beiden werden ebenfalls erst in 3 Tagen hier sein. Nahuel wird uns über alles aufklären, zudem würden die Volturi nur im Notfall in solch einer kurzen Zeitspanne hierherkommen. Den letzten außergewöhnlichen Vorfall den sie hatten, war Renesmee. Sie sind deswegen so früh gekommen, weil sie dachten es ginge um ein unsterbliches Kind. Doch eine Werwolf Jagd hat Zeit, das ist für sie mehr ein Zeitvertreib. Das hat Jahrhunderte Zeit. Alice hat gesehen, dass sie kommen, doch das wird gewiss NICHT in wenigen Tagen sein. So etwas will geplant sein, glaub mir Bella. Nahuel wird bei uns bleiben, bis sie hier sind.“
„Aber was erwarten sie denn von uns, wenn sie hier sind? Glauben sie ernsthaft wir würden dabei zusehen, wie sie unsere Verbündeten umbringen?“, ich schüttelte ungläubig den Kopf. Edward nahm meine Hand und zog mich zu den Sesseln vor den offenen Kamin:
„Das ist ihnen recht egal. Sie werden uns, das heißt Alice, Dir, Renesmee und mir, wieder einmal das Angebot machen in ihre Reihen zu kommen. Und falls wir uns auf die Seite der Wölfe stellen, ist ihnen das im Grunde genommen auch egal. Wir werden Verluste einstecken, nicht sie. Und dein Vorschlag zur Schule zu gehen, war eine vernünftige Entscheidung. Renesmee wird zum ersten Mal andere Leute als ihre Familie und die Wölfe kennen lernen.“
„Aber Edward, was ist mit ihrem Blutdurst? Dort werden viele Menschen sein, das heißt viele Missgeschicke können passieren. Denk nur an den Vorfall an meinen 18. Geburtstag. Es war nur ein Schnitt am Papier und das hat schon gereicht. Oder stell die vor sie werden in Biologie Blut abnehmen um Blutgruppen zu bestimmen. Was wenn sie sich nicht beherrschen kann? Sie hat menschliches Blut schon immer dem tierischen vorgezogen.“
„Du hast heute viele Fragen Bella.“, er schmunzelte, „Renesmee kann sich beherrschen, dessen bin ich mir sicher. Jacob wir ein wachsames Auge auf sie haben und wir sind schließlich auch noch da. Du hast schon Recht, solche Zwischenfälle können passieren, aber nun denk daran, dass Nessie sich auch immer bei Charlie beherrschen konnte. Ich schätze wir sollten ihr alle 2 Tage eine Tasse mit Spenderblut genehmigen. Das sollte ihr genügen.“
Ich nickte und senkte den Blick. „Ich werde jetzt duschen gehen und mich dann bettfertig machen.“, teilte ich ihm mit. „Ich bin hier.“, erwiderte Edward gelassen.
Die Dusche tat mehr als gut. All die Spannungen, Bedenken und Ängste schien sie fürs Erste fortgewaschen zu haben. Im beschlagenen Spiegel konnte ich eine hübsche Brünette ausmachen. Ich hatte mich noch immer nicht an mein „neues Äußeres“ gewöhnt. Die langen leicht gelockten seidigen Haare fielen mir über den Rücken, mein Teint war wie aus Porzellan und auch der Rest meines Körpers ließ sich sehen.
Im angrenzenden Ankleidezimmer suchte ich mir Unterwäsche, das hieß Dessous, und eine kurze Hose und ein Top heraus. (http://www.polyvore.com/cgi/set?id=37217753&.locale=de) Normalerweise landeten die Sachen mit Edwards Hilfe zwar sowieso auf dem Boden, aber ein bisschen Anstand musste sein. Der schwarze Spitzen BH und das passende Höschen waren aus hauchdünnem Stoff und sahen als Kontrast zu meiner Hautfarbe einfach umwerfend aus.
Die kurze elfenbeinfarbene Hose war aus Satin und das Top war in einem zarten Rosé Ton gehalten. Ich schritt in unseren Wohn/ Schlafbereich, Edward stand in einer langen Pyjama Hose vor dem Bücherregal.
Es lief leise Lounge Musik im Hintergrund und ich schmiegte mich von hinten an ihn. Sein nackter Oberkörper war schön kühl und ebenso makellos wie der Rest an ihm. Er drehte sich zu mir um und nahm mich in den Arm. „Ich liebe dich mehr als Worte es beschreiben können.“, hauchte er mir mit seiner unwiderstehlichen Stimme ins Ohr.
Sein Geruch und seine starken Arme die um mich gelegt hatte, machten mich wahnsinnig. Edwards Hände malten unsichtbare Muster auf meinen Rücken und die Schulterpartie. Ich drückte meinen Körper noch näher an seinen und bemerkte, dass ihn das Ganze nicht kalt ließ. In mir flammte die Begierde auf und meine Hände machten sich selbstständig, als sie seinen Körper erkundeten.
Seine Streicheleinheiten hatte er inzwischen auf meinem Po weiter betrieben und ich ließ es wohlwollend geschehen. Ein leises Stöhnen entwich ihm, als ich seine empfindlichste Stelle berührt hatte. Es dauerte nicht lange und die Klamotten flogen auf den Boden. Edward nahm mich auf den Arm und trug mich zum Bett.
Inzwischen trennten uns nur noch seine Boxershort und meine Unterwäsche voneinander. Begierig küsste er meinen Hals bis herunter zu dem Ansatz meiner Brüste. Gekonnt machte er den BH auf und auch dieser landete im hohen Bogen auf einer Stehlampe.
„Edward.. Halt. Wir hatten gesagt, dass wir es nicht tun wenn die Anderen im Haus sind.“, ich schob ihn weg, damit er mich ansah. Das lüsterne Glitzern in seinen Augen verriet, dass er heute Nacht keine Rücksicht auf die Anderen nehmen wollte.
„Alice und Jasper sind gerade jagen gegangen. Esme und Carlisle sind sowieso nicht da. Rose und Emmett werden es ebenfalls tun. Und Nessie und Jake schlafen tief und fest. Sie träumen übrigens gerade voneinander. Es war für Beide ein sehr ereignisreicher Tag, sie wachen nicht auf. Außerdem sind wir leise, im Gegensatz zu Rose und Emmett. Reichen diese Argumente um dich umzustimmen?“, seine Stimme klang leicht genervt und ich grinste.
Wir konnten einfach nicht die Finger voneinander lassen. „Ja, sie reichen..“ Edward lag über mir und bedeckte meinen Körper mit Küssen, bis er am Ansatz des Höschen angekommen war. Auch das letzte Kleidungsstück flog durchs Zimmer. Sein Mund bedeckte auch die sensibelste Stelle meines Körpers und mir entwich ein Stöhnen.
Nach wenigen Augenblicken drang er in mich ein, was ich mit einem Seufzen quittierte. Wir fielen beide in einen Rhythmus bis wir fast gleichzeitig zum Höhepunkt kamen. Er entlud sich in mir und wir lagen glücklich und entspannt nebeneinander.
„Ich liebe dich Edward. Ich empfinde es als ungeheures Glück, dass wir einander gefunden haben.“, ich lächelte ihn und während er mit meiner Haarsträhne spielte. Seine wunderschönen Augen, die von lang geschwungenen Wimpern umrahmt waren, blickten mich selig an.
Das Mondlicht, welches durch das große Fenster herein strahlte, ließ unsere Körper in einem merkwürdigen Schein glänzen. Edward beugte sich zu mir und gab mir einen langen Kuss, welcher in dieser Nacht, gewiss nicht der Einzige blieb.
*Renesmees Sicht*
„Nessie..“, unsanft schüttelte mich jemand. „Los aufstehen, Schlafmütze!“ „Nein, mag nicht. Mag weiter schlafen..“ Die wohlige Wärme meines Bettes, war doch viel zu schön um aufzustehen.
„Komm schon Renesmee. Du willst doch nicht den ganzen Sonntag verschlafen, obwohl es draußen“, Alice zog mit einem Ruck die Vorhänge auf, „obwohl es draußen in Strömen regnet.“ „Ein weiterer Grund dafür, um im Bett zu bleiben..“ , brummelte ich in mein zerknautschtes Kopfkissen.
„Nein meine liebe Renesmee. Du solltest den Tag nutzen um mit Jacob über euch zu reden.“, Alice hatte sich auf die Kante meines Bettes gesetzt, „Wie ich gehört habe, hattet ihr gestern andere Dinge im Kopf, wie zum Beispiel zu knutschen. Jakes Entschluss war ziemlich spontan, ich hatte nichts gesehen.“ Ihre Stimme klang ein wenig beleidigt, sie ertrug es nicht, etwas „so wichtiges“ als letztes zu erfahren.
„Mhm..“, nuschelte ich als Antwort in mein Kissen, das musste ihr genügen. Doch das schien Alice nicht sonderlich zu gefallen, mit einem Ruck zog sie meine Decke weg und ich lag nur noch im Pyjama im Bett. „Boah Alice! Ich wäre schon aufgestanden.. irgendwann.“ „Kommt nicht in Frage, selbst Jacob ist schon wach. Du hast heute wirklich lange geschlafen. Er wollte dich nicht aufwecken, also hab ich es getan.“
Mit einem Stöhnen schwang ich meine Beine aus dem Bett und rieb mir verschlafen die Augen. Meine langen Haare hingen wild durcheinander in mein Gesicht, ich pustete sich weg. „Dein Frühstück wartet schon auf dich. Auf mit dir ins Bad, du siehst.. naja jedenfalls nicht wie „Miss World“ aus.“
Ich murmelte einige Flüche und ging in das angrenzende Badezimmer, welches nur ich nutzte. Meine Zimmertür fiel ins Schloss und ich war wieder alleine.
Während einer ausgiebigen Dusche ließ ich den gestrigen Tag Revue passieren. Da waren Rose und Emmetts Ankunft am Mittag, das belauschte Gespräch zwischen meinen Eltern und Jake, Alice Vision, meine Entschuldigung bei Jake, welche in einen Kuss endete und der Wutausbruch meines Vaters. Puh, für einen Samstag mitten im Herbst war ziemlich viel passiert. .
Es war kein Wunder, dass ich bis mittags geschlafen hatte. Des Kuss. Es schien als seien meine Lippen angeschwollen, nachdem Jacob und ich nach der Ansage meines Vaters bis spät in die Nacht weitergeknutscht hatten. Automatisch wanderte meine Hand zu meinem Mund und betastete meine Lippen. Alice hatte Recht, ich musste mit Jake über alles reden.
Waren wir nun zusammen? Oder war es nur ein Ausrutscher? Ein ziemlich schöner Ausrutscher.. Schon bei dem Gedanken an Jake fing mein Herz augenblicklich schneller zu klopfen als sonst und in meiner Magengegend entstand ein wohliges Gefühl. Aber er war mein bester Freund! Nicht mein Liebhaber oder fester Freund oder dergleichen. Wie konnte es sein, dass ich auf einmal wegen ihm Herzklopfen bekam? Ich kannte ihn schließlich schon mein Leben lang, welches immerhin schon über 6 Jahre währte, und nun hegte ich auf einmal romantische Gefühle für ihn?! Das konnte doch nicht wahr sein! Wann hatte ich meine Meinung gegenüber unserer freundschaftlichen Beziehung geändert? Seit wann war er mehr für mich als nur mein bester Freund?
Uh, eindeutig zu viele Fragen, die beantwortet werden mussten. Und dann war doch noch die Sache mit morgen. Montag. Mein erster Schultag. Ich schluckte heftig. Wie konnten meine Eltern nur erwarten, dass ich angesichts der Bedrohung die von den Volturi ausging, zur Schule ging?!
Wir hatten doch eindeutig wichtigeres zu tun, als Geometrie erneut zu lernen. Wir sollten uns einen Plan ausdenken, wie wir die Volturi besiegen oder stürzen wollten!
Aber nein, stattdessen sollten wir alle noch einmal seelenruhig die Schulbank drücken. Gut, ich war noch nie in einer richtigen Schule gewesen, geschweige denn einem Kindergarten. Ging ja auch schlecht, aber ich war trotzdem von meinem Großvater Carlisle und meinem Vater unterrichtet worden.
Besonders in Geschichte würde ich glänzen, da meine beiden Lehrer ja schließlich einige wichtige geschichtliche Ereignisse, selbst miterlebt hatten.
Somit konnten sie mir alles genauestens erklären und ich musste nie aus Büchern lernen. Ich wäre keine schlechte Schülerin, mein Halb- Vampir Gedächtnis hatte sich viel gemerkt, doch trotzdem befand ich es für sinnloses Unterfangen in die Schule zu gehen!
Ich stieg aus der Dusche und schlang ein Handtuch um meinen nassen Körper. Die Haare wurden trocken geföhnt und ich schmierte mich mit meiner Lieblings Body Lotion aus Frankreich ein. Aus meinem übergroßen Kleiderschrank zog ich einen blauen BH mit passendem Slip, eine dunkelblaue Röhrenjeans und eine weiße Bluse. Die Bluse steckte ich in die Hose und zog einen dunkelbraunen schmalen Gürtel an. Die Haare hatte ich offen gelassen und holte nun meine roten Ankle Boots heraus.
Die Erinnerung an den Kauf dieser Schuhe, schoss mir durch den Kopf: Mum war gar nicht von ihnen begeistert gewesen, als ich sie ihr auf einem Shopping Trip in London gezeigt hatte. Doch Alice und Rosalie überzeugten meine Mutter und ich durfte sie mir kaufen. Und nun gehörten sie zu meinen absoluten Lieblingsschuhen. (http://www.polyvore.com/cgi/set?id=37217022&.locale=de )
Ich lächelte bei dem Gedanken und ging hinunter ins Wohnzimmer.
„Renesmee Schatz, endlich wach?“, meine Mutter begrüßte mich lächelnd. Sie saß mit Daddy, Rose und Emmett auf der großen Couch. Die anderen lächelten mich an und wandten dann ihre Aufmerksamkeit wieder dem großen Flachbildschirm Fernseher zu.
„Ja, Alice hat mich aus dem Schlaf gerissen.“, ich verschränkte die Arme. Alice und Jasper saßen am Schachbrett (Alice gewann natürlich. Sie sah ja schließlich jeden Spielzug von Jasper voraus.) und hatten ihren Spaß. Ich blickte sie böse an und Alice streckte mir die Zunge heraus. „Schatz, Jake ist in der Küche und verschlingt höchstwahrscheinlich dein Frühstück gerade mit..“ „Gut dann geh ich mal zu ihm.“, bei den Gedanken an Jake wurden meine Handflächen schon wieder schwitzig. Na das konnte ja heiter werden..
„Guten Morgen Jake!“ „Mittag würde es wohl eher treffen. Gut geschlafen?“, Jacob lächelte und seine weißen Zähne kamen zum Vorschein. Sah er heute anders aus? Für mich schien es, als ob er überglücklich wäre und ihn das zum Strahlen brachte. Nicht nur im Gesicht zum Strahlen, sondern am ganzen Körper.
„Nessie? Noch da? Ich habe dich gefragt ob du gut geschlafen hast.“ „Äh achso. Ja, hab ich.“, ich nahm gegenüber von ihm am Tisch Platz und machte mir schweigend ein Marmeladen Brot. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass Jake mich die ganze Zeit musterte. Hatte ich einen Pickel im Gesicht?
„Nessie, ich..“, er stockte und sah mich mit seinen umwerfenden braunen Augen entschuldigend an. „Ich denke wir sollten mal über alles reden. Der Kuss..“, erließ den Satz in der Luft hängen.
„Ja Jake. Wir müssen reden. Aber bitte nicht hier, ich finde das ist privat. Und mit privat meine ich, dass es nicht meine gesamte Familie wissen soll. Lass uns irgendwo hin fahren, in ein Café oder einen Park? Obwohl.. es gießt in Strömen. Vielleicht doch wo anders hin..“, ich grinste ihn an. Er nickte und schenkte mir einen liebevollen Blick. Mein Blick glitt zu seinem Mund, den Mund den ich gestern stürmisch geküsst hatte. Den Mund, der mich leidenschaftlich geküsst hatte. „Renesmee..“ Gott, seine Stimme war so sexy wenn er meinen Namen aussprach. So sexy?! Hatte ich ernsthaft gerade gedacht, seine Stimme wäre sexy?
„Komm Jake. Lass uns fahren, ich muss nur noch mir schnell was Wärmeres anziehen.“, meine Stimme klang unsicher. „Ja gut, mach das… Ich bin hier unten.“ Offenbar war Jacob auch etwas durcheinander. Schnell flitzte ich die Treppe hinauf und ging schnurstracks in mein Zimmer. Oh! Mir fiel ein, dass ich ja ganz vergessen hatte Tagebuch zu schreiben. So wie jeden Morgen.. Hatte ich überhaupt einen Traum gehabt? Ich konnte mich nicht mehr erinnern. Tja, dann wohl kein neuer Traumtagebuch Eintrag.
Ich zog mich noch einmal komplett aus. Für draußen war mein jetziges Outfit absolut ungeeignet. Aber was sollte ich anziehen? Ich wollte, dass Jake mich hübsch fand und es sollte nicht zu übertrieben wirken.
Ich kam mir selbst lächerlich vor, jetzt hatte ich mich gerade eben erst angezogen und nun wollte ich wieder etwas anderes tragen. Ich zog eine Skinny Jeans, die leicht zerfetzt war, ein schwarz weiß gestreiftes Shirt, braune Booties, meinen roten Lieblingsmantel und meine braune Tasche an. Das sollte reichen. (http://www.polyvore.com/cgi/set?id=37223479&.locale=de)
„Mum, Dad? Jake und ich wollen ein bisschen weg fahren. An die Küste oder so. Wir kommen später dann wieder, okay?“, Jake der neben mir stand ergriff meinen Hand woraufhin ich rot wurde. „Wir werden vielleicht irgendwo zu Abend essen, also ihr braucht nichts vorzubereiten.“ Mein Vater nickte, offenbar war er immer noch nicht völlig begeistert über die Tatsache, dass zwischen mir und Jake mehr als nur Freundschaft herrschte.
„Wir wünschen euch viel Spaß. Und nehmt einen Regenschirm mit!“, Mum zwinkerte uns zu und wir verließen das Haus mit einem gepunkteten Regenschirm. „Ich fahre.“, bestimmte Jake. Er öffnete mir galant die Tür meines roten BMW Minis.
Eine Stunde später, wir hatten die Fahrt im Stillschweigen verbracht, kamen wir in einem kleinen Dorf an. Jake parkte den Wagen am Straßenrand und wir gingen ein Stück über einen Schotterweg, der über eine Wiese führte. Die Landschaft war atemberaubend, die grünen Wiesen mit den vielen Wäldern schienen überhaupt nicht enden zu wollen.
Überall fielen die Blätter von den Bäumen und der leichte Nieselregen machte die Stimmung herbstlich. Jake hatte meine Hand genommen und den Regenschirm über uns aufgespannt. Wir liefen einige Meter schweigend, bis wir zu einer Bank kamen, die auf einem Hügelchen stand.
In einem Halbkreis aus Bäumen stand die Bank völlig geschützt vor den Blicken anderer Leute und ebenso trocken. An der Klippe des Hügels erstreckte sich ein See, welcher kühl und geheimnisvoll wirkte.
Zum alleine Nachdenken, perfekt.
Zum Reden, perfekt.
Zum Küssen und Händchen halten, perfekt.
Dieser Ort war mehr als romantisch und magisch.
Wir setzten uns noch immer schweigend und bewunderten den klaren See, der sich unter uns erstreckte. Minuten schienen zu vergehen, ehe Jake das Schweigen brach.
*Jacobs Sicht*
„Nessie, der Kuss..“, wieder einmal fand ich keine Worte. Fuck! Wenn ich ihr tatsächlich sagte, was ich für sie fühlte und sie über die Prägung aufklärte, ich wusste nicht was sie für mich empfand. Was wenn ich durch mein Geständnis unsere Freundschaft zerstörte?
Das durfte nicht geschehen! Normalerweise entschied sich der Mensch zwar für den geprägten Werwolf, nur leider handelte es sie bei Renesmee Carlie Cullen um keinen Menschen.
Sie war ein Halbvampir, ein Hybrid. Galten bei ihr andere Regeln die ich nicht kannte? Ich hatte die Möglichkeit alles auf eine Karte zu setzten und zu hoffen oder aber ihr es zu verschweigen und so einer möglichen Enttäuschung zu entgehen. Aber sie hatte den Kuss erwidert! Verdammt! Wir hatten mehrere Stunden gestern Abend durch geknutscht! Sie musste doch etwas anderes als freundschaftliche Gefühle für mich empfinden?!
„Renesmee, ich liebe dich seit den Tag deiner Geburt. Ich bin auf dich geprägt worden. Ich habe keine Ahnung ob du meine Gefühle erwiderst, aber ich kann und will es dir nicht länger verschweigen. Das ist mein Geheimnis, welches du nun kennst.“
Unendlich viele Emotionen schossen mir durch den Kopf, als ich diese Worte an das wunderschöne Mädchen neben mir richtete.
Mein Herz pochte und mir stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Ich sandte ein Stoßgebet in den Himmel, obwohl ich eigentlich an keinen Gott oder dergleichen glaubte: „Oh Gott, bitte lass mich nicht unsere Freundschaft zerstört haben! Bitte..“
*Renesmees Sicht*
„Renesmee, ich liebe dich seit den Tag deiner Geburt. Ich bin auf dich geprägt worden. Ich habe keine Ahnung ob du meine Gefühle erwiderst, aber ich kann und will es dir nicht länger verschweigen. Das ist mein Geheimnis, welches du nun kennst.“
Bitte was?
Jake liebte mich?
Seit dem Tag meiner Geburt?
Er war auf mich geprägt worden? Das war sein ganzes Geheimnis?
Was zum Teufel war überhaupt eine Prägung?
Ich sah ihn an, meinen Jacob, den ich schon seit meiner Geburt kannte. Seine Augen bettelten förmlich um eine Antwort auf sein Liebesgeständnis.
Unendlich viele Dinge gingen mir durch den Kopf, ich sah Jake nun mit anderen Augen.
Er war nicht mehr mein Bruder, mein bester Freund, dem ich alles erzählen konnte.
Nein, er war viel mehr als das.
Er war alles.
*Jacobs Sicht*
Ich blickte noch immer in ihre schokoladenbraunen Augen, die einst Bella gehört hatten.
Ihr Blick war voller Überraschung und Neugier.
„Jake, ich…“, sie senkte die Stimme.
Sie liebte mich nicht. Nein, das tat sie nicht.
Wütend auf mich selbst, sprang ich von der Bank auf und ging gefährlich nahe zur Klippe.
Es waren etwa 20 Meter nach unten, doch es war mir egal.
Ich war so sauer! Nun hatte ich alles zerstört was mir lieb war und das nur weil ich so selbstsüchtig war!
Ich Idiot! Volltrottel! Oberarsch! Arr –
„Jacob Black, ich liebe dich auch. Aber würdest du mir den Gefallen tun und nicht so nahe an die Klippe gehen, so als ob du gleich springen wolltest?!“
Was?
Hatte ich mich verhört?
War ich ohnmächtig?
Träumte ich?
War ich tot?
Meine Ohren hörten Schritte auf dem nassen Gras, der Regen nieselte noch immer vor sich hin. Sie nahm meine Hand und zog mich von der Klippe weg. Ich sah sie an, meinen persönlichen Engel, meine Retterin, mein Alles.
Renesmee verschränkte meine Finger mit den Ihren und lächelte mich an. Perplex starrte ich zurück und war unfähig zu antworten.
Sie zog mich wieder in den Schutz der Baumgruppe, stellte sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Lippen auf meine. Es war der wundervollste Augenblick meines ganzen Lebens. Als der Kuss endete, sahen wir uns in die Augen und lächelten uns an.
„Hm, okay. Da dieser Teil nun geklärt ist, würde ich vorschlagen du erzählst mir mal was bitteschön eine Prägung ist.“
*Renesmees Sicht*
Jake strahlte vor Glück, seine Augen glänzten richtig vor Freude. Er nahm meine Hand und wir setzten uns wieder auf die Bank.
„Bevor ich dir das erkläre möchte ich etwas wissen.“ „Ja schieß los, Jake!“ Ich grinste und er lächelte zurück.
„Ich möchte das gerne auf die ganz altmodische Art machen, also..“, Jake stand auf und ging vor mir in die Knie.
Oh Gott!
Brachte ihn diese komische Prägung ihn dazu, mir einen Heiratsantrag zu machen?!
Nein!
Zum Heiraten war ich absolut noch nicht bereit!
Ich war doch erst 6!
„So weit sind wir nun auch wieder nicht Jake!“, kreischte ich. Er lachte laut auf: „Nein, Nessie. Doch nicht was du denkst! Ich wollte dich im Grunde genommen nur fragen, ob du mit mir gehen willst. Also willst du?“
„Und deswegen machst du einen Kniefall?! Ich bekomme noch einen Herzinfarkt wegen dir!“ „Ich dachte so wäre das Ganze romantischer. Außerdem, wäre die Vorstellung wirklich so schrecklich mich zu heiraten, dass du gleich einen Herzinfarkt bekommst?“, Jake grinste und entblößte seine makellosen Zähne.
„Ja gut es ist romantisch. Nein, natürlich nicht. Trotzdem… Und ja ich will selbstverständlich mit dir gehen.“ „Gut.“, er schlang die Arme um mich und gab mir einen feurigen Kuss. Gott sei Dank, dass ich saß, ansonsten hätten meine Knie nachgegeben.
„Du wolltest mir von der Prägung erzählen.“, erinnerte ich Jake. Er nickte und fing an:
„Die Prägung ist schon etwas wirklich seltsames, bei uns Wölfen. Man kann es als wahre Liebe auf den ersten Blick beschreiben. Es ist so: sobald wir das Mädchen sehen, für welches wir bestimmt sind ohne es vorher zu wissen, ist nichts wichtiger als sie. Man wird alles für sie sein, Freund, Beschützer, großer Bruder und eben wenn das Mädchen älter ist, ihr fester Freund. Natürlich nur, wenn sie das auch möchte.“
Mein Leben lief vor meinem geistigen Auge ab und mir wurde klar, dass Jake absolut Recht hatte. Er war all das für mich gewesen:
„Und wie ist das bei mir passiert?“
Jake seufzte: „Wie du weißt habe ich bei deiner Geburt assistiert und als ich dich dann das Erste Mal wirklich ansah machte es einfach Klick. Anders kann ich es nicht erklären. Ich wollte immer bei dir sein und wollte dir auch immer geben, was du verlangt hast. Doch eigentlich habe ich immer auf den heutigen Tag gewartet. Der Tag, an dem wir zusammen kommen. Die Stammesältesten denken, dass es die Prägung nur gibt, damit starke Nachfahren geboren werden. Ich sehe es eher als angenehmen Nebeneffekt, als Wolf. Ich meine ist doch prima, wir bekommen den perfekten Partner auf dem Silbertablett geliefert. Wir müssen nicht Jahre nach den Richtigen suchen und unendlich viele Beziehungen eingehen, um herauszufinden ob sie die Richtige ist.“
Still und gebannt lauschte ich seinen Worten. Wenn das alles wahr war, dann hieß das doch, dass Jake an mich gebunden war wie ein Sklave.
Liebte er mich überhaupt meiner Selbstwillen? Was wenn die Ältesten Recht behielten und ich im Grunde genommen nur da war, um Kinder zu gebären, die einmal das neue Rudel bilden würden. Das Rudel, welches die Menschen vor den Vampiren schützte?
Stunden später, wir waren nach unserem Gespräch noch essen gegangen, fuhren wir wieder nach Hause. Es war bereits nach sechs Uhr abends, als wir endlich ankamen. Die ganze Fahrt über, hatten wir Scherze über den morgigen Schultag gemacht. Über die Volturi hatten wir kein Wort verloren.
„Wir sind wieder da!“, rief ich fröhlich um Flur unseres großen Hauses. Jake hatte wieder meine Hand genommen und wir gingen in das offene Wohnzimmer.
„Schön, dass ihr wieder da seid! Habt ihr euch ausgesprochen?“, fragte meine Mum. Meine ganze Familie saß um den großen Esstisch und beriet sich offenbar über die Schule.
„Ja ähm..haben wir.“, mein Blick glitt zu Jake der immer noch siegessicher grinste, „Ähm ja also. Ihr wisst es vermutlich sowieso schon, aber Jake und ich sind jetzt zusammen. So richtig zusammen."
Gott war mir das alles peinlich! Das war einfach so merkwürdig, den Freund seiner Familie vorstellen, noch dazu wenn sie sich jahrelang kannten…
„Oh wie schön!“, trällerte Alice auch schon. Sie umarmte mich und Jake und setzte sich dann wieder auf ihren Platz neben Jasper und Rosalie. Ich sah mich in der Runde um, die Einzigen die missmutig drein schauten, waren Rose und mein Vater.
„So, nun da die Neuigkeit uns allen bekannt ist, würde ich vorschlagen wir machen hier weiter.“, mein Vater deutete auf einige Papiere. „Das sind unsere gefälschten Urkunden für die Schule. Nessie, du bist 16 und ich bin dein Bruder. Deine Mutter ist mit mir zusammen, also steht ihr in keiner verwandtschaftlichen Beziehung. Alice, du bist Nessies und meine Cousine. Esme und Carlisle sind demnach für uns die Eltern, für dich Alice, Tante und Onkel. Du bist mit Jasper zusammen, er steht ebenfalls in keiner verwandtschaftlichen Beziehung. Jacob, du bist 18 und ein Freund der Familie, deswegen wohnst du ebenso bei uns. Wir werden übrigens auf eine Englisch sprachige Schule gehen. Hat noch jemand Fragen?“
Jeder der Angesprochenen, so auch ich, schüttelte den Kopf. „Sind wir fertig, Edward?“, fragte Rose gelangweilt. Er nickte und in Sekundenschnelle waren sie alle verschwunden, ebenso wie die Papiere.
„Lass uns auch nach oben gehen, Nessie.“ „Ja, geh du schon mal vor, ich komme dann nach. Hol mir nur noch eben was zum Trinken, in Ordnung?“, ich strahlte ihn an.
Gott er war so süß! Und so gut aussehend… und so sexy.. !
Jake ging die Treppe hinauf und ich hatte eine wunderbare Ansicht von seiner Hinterseite.
Wie er wohl ohne Klamotten aussah.. sicher überall schön braun.
Hinter mir ertönte ein Knurren und ich fuhr vor Schreck zusammen. Dad hatte natürlich alles mitbekommen. Mist!
Schnellen Schrittes ging ich mit rotem Kopf in die Küche, wo Alice auch schon wartete. „Und? Erzähl mir alles!“, forderte sie auch schon.
„Öhm, was soll ich dir denn erzählen Alice?“ „Nessie! Wie er zum Beispiel küsst oder was er dir denn nun genau gesagt hat!“, sie wippte mit dem Fuß auf und ab und wartete ungeduldig auf meine Erzählung.
„Er hat mir erklärt was es mit der Prägung auf sich hat und hat gesagt er liebt mich seit der Geburt und.. Ja ähm. Er küsst gut.“, erneut wurde ich rot.
„Oh Nessie!“, sie stöhnte auf, „Kannst du mal ein bisschen spezifischer werden?!“ „Er küsst so gut, dass mir jedes Mal die Knie nachgeben. Reicht dir das?“ „Ja. Und du liebst ihn? Hast du es ihm gesagt?“ „Er weiß, dass ich ihn aufrichtig liebe.“ „Oh Nessie! Das ist ja so schön! Ich freu mich so für euch! Darf ich deine Hochzeit ausrichten, wenn er dich frägt?“, bettelte sie auch schon.
„Wenn er mich in ein paar Jahren tatsächlich fragen sollte, bist du meine Wedding Planerin Alice!“ Ein Strahlen breitete sich in ihrem Gesicht aus: „Danke Nessie!“ Alice fiel mir um den Hals und war auch schon Sekunden später wieder verschwunden.
Ich nahm mir ein Glas Cola und ging Richtung Treppe. „Renesmee? Kommst du mal?“
Ahrg, musste denn mich jeder ausquetschen wollen. Erst Alice, jetzt meine Mutter. Genervt ging ich in das Schlafzimmer meiner Eltern und musste mir ein Aufstöhnen unterdrücken, als meine Mutter ein paar Kondome in der Hand haltend auf dem Bett saß.
Na super! Jetzt kam das Gespräch der Gespräche, welches ich schon mit meinem Großvater führen musste. Damals war ich vier gewesen und lernte alles über Biologie eben bei Opa Carlisle, so auch Sexualkunde. Peinlicher ging es wirklich nicht, wenn der eigene Großvater einem etwas über Sex beibrachte.
„Mum, wir sind erst seit heute Mittag zusammen! Ich glaube nicht, dass wir es in den nächsten 5 Minuten gleich tun werden!“ „Ich weiß, ich weiß Schatz. Ich wollte nur lieber jetzt schon mal mit dir darüber reden, als später wenn es wirklich ernst zwischen euch wird. Also nehmt sie einfach“, sie drückte mir ein paar Packungen Kondome in die Hand, „dann sind wir beruhigt. Carlisle wird dir zudem noch die Pille verschreiben.“ Oh man, wirklich wunderbar wenn die eigenen Eltern einen so überwachten!
„Oh hey Nessie, wie schön, du hast auch gleich Kondome mitgebracht. Hat Bella dir auch einen netten Vortrag über Verantwortung gehalten?“ Jake lächelte ironisch und zog mich auf sein Bett.
Ich schmiegte mich an ihn und sog seinen köstlichen Duft ein. „Ja..“, brummelte ich, „Dir etwa auch?“ Er nickte: „Edward war gerade hier und meinte er müsse mich noch einmal aufklären! Verdammt, ich bin 24!“ „Ja aber siehst aus wie 18..“ „Da siehst du es, ein weiterer Vorteil des Wolf seins. Wir müssen beide nicht altern.“ „Du meinst wir bleiben immer so knackig frisch?“, ich grinste ihn an. „Ja, genau das meine ich.“
Unsere Gesichter kamen sich immer näher, bis unsere Münder aufeinander trafen. Der Kuss war zärtlich und doch auch leidenschaftlich. Seine Lippen lösten sich nach kurzer Zeit von mir und flüsterten mir etwas ins Ohr: „Ich liebe dich, Renesmee. Ich werde dich immer lieben.“
*Renesmees Sicht*
Piep, piep piep. Stille. Piep, piep piep. Stille. Piep, piep piep.
“Och Nessie! Schalt endlich den verdammten Wecker aus!“, brummelte Jake verschlafen.
Ich wusste, er hasste es früh aufstehen zu müssen.
Piep, piep piep.
Ich selbst hielt meine Lider noch geschlossen, die Angst vor dem heutigen Tag ließ mich erstarren. Stöhnend ergab sich Jake und schaltete den Wecker aus, als ich nicht reagierte. Minuten vergingen und ich glitt langsam wieder in das Reich der Träume.
Ein Klopfen. Keine Reaktion von uns. Erneutes Klopfen: „Nessie! Jake! Aufstehen! Heute ist Schule!“. Ich hörte die leisen Schritte meiner Mum, als sie wieder von der Tür wegging. Dennoch blieb ich still liegen, wagte es nicht mich zu bewegen.
Die Sorge sowie Angst hatten sich in meinem Magen breitgemacht. Ich hatte Angst, mit dem heutigen Tag alles kaputt zu machen, was meine Familie aufgebaut hatte. Das Geheimnis nicht wahren zu können war die größte Sorge.
Dicht dahinter war die bloße Vorstellung, ich würde als Freak ausgeschlossen werden. Gut, ich gestand mir selbst ein, dass diese Vorstellung absurd war. Auch wenn ich nur ein Halbvampir war, verfügte ich über eine gewisse Anziehungskraft bei Menschen. Dennoch, schätzungsweise ging das jedem so, der das erste Mal in die Schule ging.
„Nessie.. Wir, wir sollten aufstehen.. Schule.“, es musste Jake ungeheure Mühe kosten, diese Wörter auszusprechen. Noch immer hielt ich meine Augen fest verschlossen. Angenommen meine Eltern wären keine Vampire, die Gedanken lesen und Entscheidungen voraussehen konnten, würde ich versuchen krank zu spielen.
Aber da sie keine Menschen waren, gab es kein Entrinnen vor der Schule.
Genervt schlug ich die Augen auf und starrte an die Zimmerdecke.
Mein Kopf wandte sich zu meiner Rechten, wo Jacob ausgestreckt lag. Seine Lider waren verschlossen und das ganze Gesicht war in vollkommener Ruhe. Die Arme lagen wie immer angewinkelt nach oben. Sein gleichmäßiges Ein- und Ausatmen hatte etwas Beruhigendes und linderte meine Angst.
„Nessie, ich weiß dass du mich anstarrst. Du solltest lieber stattdessen aufstehen und dich fertig machen.“, seine Augen waren immer noch geschlossen und der Atem ebenso konstant wie gleichmäßig.
Ich folgte seinem Ratschlag und schwang die Beine aus meinem Himmelbett. Jacob hatte die Nacht über hier verbracht, das Küssen gestern Abend, hatte uns jegliche Kraft geraubt. Leisen Schrittes begab ich mich ins Bad, wo ich als erstes mich von einer angenehm warmen Dusche, verwöhnen ließ.
Der Dampf und das Wasser hüllten mich wie ein Mantel ein und der Duft nach Shampoo und Duschgel, ließen mich langsam endgültig wach werden. Benommen stieg ich aus der Duschkabine und band ein Handtuch um meine Haare und meinen Körper.
Heute war mein Kopf seltsam leer, als ob alles wegepustet wäre. Alles kam mir sachlich und nüchtern vor. Die Tatsache, dass mein bester Freund in den letzten beiden Tagen zu meinem festen Freund wurde.
Die Tatsache, dass die Volturi hier irgendwann auftauchen würde. Die Tatsache, dass heute Schule war.
Wie in Trance ging ich zu meinem Kleiderschrank, öffnete ihn und fand ein komplettes Outfit an einem Kleiderbügel vor. Alice hatte ein Outfit heraus gesucht, das für die Schule unmöglich war. Es bestand aus einem cremefarbigen Kleid mir Gürtel, einer sündhaft teuren goldenen Chanel Kette, einer moosgrünen Strickjacke mit goldenen Stickereien und Christian Louboutin Pumps. (http://www.polyvore.com/cgi/set?id=37354410&.locale=de)
Das war ein Outfit für eine stilvolle Party, einen Empfang oder ein Abendessen. Aber auf keinen Fall ein Schuloutfit! Es musste schließlich nicht jeder wissen, dass wir genügend Geld für Jahre des Luxus hatten.
Zudem fühlte ich mich nicht wohl, mit einem 2000 Dollar Outfit herumzulaufen, während andere Leute kaum genügend Geld zum Essen hatten! Außerdem war es eindeutig zu kalt für so ein Outfit.
Ich fror zwar nicht so schlimm wie ein Mensch, doch was würden meine zukünftigen Mitschüler denken, wenn ich in einem finnischen Herbst, in Kleid und Pumps zur Schule kam?
Meine Moral verbot mir diese Kleidungsstücke auch nur anzufassen. So entschied ich mich für ein weit weniger teures Outfit, bestehend aus einer rosafarbenen Bluse, einem weißer Cardigan, einer Röhrenjeans, einem Mantel in einem Beige Ton und Ankle Boots ebenfalls in Beige. Alice würde mich umbringen..(http://www.polyvore.com/cgi/set?id=37357420&.locale=de )
Jake huschte, während ich mir die Schuhe zusammen band, ins Badezimmer. Etwa eine Viertelstunde später war er auch schon angezogen und wir gingen gemeinsam hinunter zum Frühstück.
„Ohje.. Alice wird mich ermorden..“, murmelte ich vor mich hin als wir die Treppe herunter schritten. „Warum sollte sie?“, Jake blickte verwirrt drein.
Ich seufzte: „Ich habe nicht ihr Schuloutfit angezogen.. Es war ein wenig zu übertrieben.“ Jacob musterte mich und gab mir einen Kuss: „Du siehst immer toll aus, egal was du anhast. Alice kann nicht auf dich sauer sein, du siehst doch wunderschön aus!“
Als wir am Absatz der großen Treppe ankamen, baute sich meine zierliche kleine Tante auch schon vor uns auf. Der Zorn stand ihr ins Gesicht geschrieben. Das veranlasste uns beide zu grinsen, jedoch fand Alice das gar nicht witzig. Sie musterte meine Klamotten und plusterte sich immer mehr auf. Jake kringelte sich schon vor Lachen.
Sie bedachte ihn mit einem einzigen vernichtenden Blick und er verschwand auch schon in die Küche und ließ mich allein.
„Renesmee Carlie Cullen“ Oh, oh! Sie benutzte den vollen Namen, sie war richtig wütend, „ich bin sehr enttäuscht von dir! Du bist doch absolut kein Modemuffel, dennoch wagst du es, dich in diesen Klamotten der Schule zu zeigen? Ich hab mir doch solch eine Mühe gemacht, das perfekte Outfit für deinen ERSTEN Schultag heraus zu suchen.“
Alice verschränkte die Arme vor der Brust: „Was ist denn plötzlich in dich gefahren? Kommst du jetzt doch in Sachen Geschmack uns Stil nach deiner Mutter?“ Ich zuckte die Schultern und meinte nur: „Ich mag was ich anhabe.“
Mit diesen Worten ließ ich meine Tante stehen und machte mich auf den Weg in die Küche. Dort war auch schon ein gigantisches Frühstück auf dem Tisch, Jake steckte einen besonders großen Bissen Pancake mit Früchten in den Mund. Meine Mutter saß ebenfalls am Frühstückstisch, während Daddy am Herd stand und seine berühmten Eier Omelette machte.
„Ah Nessie Schatz, hast du gut geschlafen?“, Mum lächelte mich liebevoll an. Ich nickte nur als Antwort und widmete mich dann wieder meinem Toast zu. Die weiße Tasse mit der köstlich riechenden dunkelroten Flüssigkeit, ignorierte ich erst einmal. Zu mindestens bis Jake aus der Küche war.
Wir kamen um viertel vor Acht an unserer neuen Schule an. Auf dem Parkplatz herrschte Trubel, denn jeder richtete seine Aufmerksamkeit auf die Neuen, auf uns. Wir waren mit dem Volvo meines Vaters und mit Jaspers Audi Q gekommen und stiegen gerade aus. Sämtliche Augenpaare waren auf uns gerichtet, die Mädchen starrten meinen Vater, Jasper und Jake an. Die Jungs sabberten vom bloßen Anblick meiner Mum, Alice und mir. Alice schien das Ganze in vollen Zügen zu genießen, während wir Anderen lieber unsichtbar wären.
*Edwards Sicht*
„Hey, du bist neu oder? Ich habe dich noch nie zuvor hier gesehen. Mein Name ist Mark Finnigan und wer bist du?“, ein muskelbepackter Junge mit blonden Haaren und Sonnen Studio gebräunter Haut kam zu Bella und sprach sie direkt an.
Seine Gedanken waren eindeutig, er war der Schulschwarm, er war selbstbewusst. Und er wollte Bella, meine Bella, für sich gewinnen.
Ich mochte die Schule schon jetzt nicht.
Alle anderen Schüler hörten und sahen mit unglaublicher Neugier dem ganzen Geschehen zu. Jasper und Jacob markierten gleich ihr Revier, indem sie Alice und Nessie den Arm um die Hüfte legten. In diesem Augenblick war mir Jake als Freund für meine Tochter tausend Mal lieber, als all die anderen hirnlosen Idioten hier. Ich schlug meine Autotür zu und war mit zwei großen Schritten auch schon neben meiner Liebsten.
„Hallo Mark, mein Name ist Edward Cullen und das ist Bella Soyer.“, ich wies auf sie zu, „ Das sind Jasper Whitlock und Alice Cullen meine Cousine, meine Schwester Renesmee und Jacob Black.“ Bellas Nachnamen hatten wir verändern lassen, damit keiner Verdacht schöpfte.
Demonstrativ legte ich ebenso einen Arm um Bellas Schultern und Mark hob eine Augenbraue.
„Schön euch kennen zu lernen. Woher kommt ihr?“ Er war misstrauisch, doch verstellte sich gut. Einzig und allein seine Gedanken konnte er nicht vor mir verbergen.
„Wir sind ursprünglich aus England und sind vor kurzem hierher gezogen.“
„Und, wie gefällt es euch hier?“
„Es gefällt uns sehr gut, die Landschaft ähnelt der in unserer Heimat. Außerdem sind die Finnen sehr freundlich zu uns.“
„Wie schön.“, Mark blickte auf und entdeckte zwei Jungs die eilig auf uns zukamen. Es waren ebenfalls bullige Football Typen, die ebenso selbst überzeugt waren wie Mark.
„Darf ich euch meine Freunde Draco McBlake und Frederik Bjöw vorstellen?“
Draco und Frederik nickten uns zu, besonders Draco nahm uns alle in Augenschein. Sein Blick blieb außergewöhnlich lange an meiner Tochter hängen und seine Gedanken waren überrascht und neugierig.
„Gut, wir müssen dann auch los. Viel Glück an eurem ersten Schultag und Bella“, Marks Blick glitt wieder zu meiner Frau und er grinste sie an, „falls du von allem mal eine Auszeit brauchst, dann melde dich bei mir.“
Marks Gedanken waren mehr als eindeutig und ich wurde rasend vor Eifersucht. Ein leises Knurren konnte ich nicht mehr zurückhalten. Erschrocken schauten mich Mark und seine Freunde an, ich setzte mein Pokerface auf.
Bella ergriff meine Hand: „Ich wüsste nicht, von was ich eine Auszeit bräuchte. Aber danke für dein Angebot.“, sie setzte ein kaltes Lächeln auf, „Kommt lasst uns gehen.“ Wir alle wandten uns mit unseren Partnern Richtung Eingang der Schule zu und ließen Mark, Draco und Frederik stehen.
*Renesmees Sicht*
„Darf ich euch meine Freunde Draco McBlake und Frederik Bjöw vorstellen?“ Ich musterte die Beiden, mein Blick klebte allerdings förmlich an Draco. Er musterte mich ebenso intensiv, seine wahnsinnig blauen Augen bohrten sich in meine schokoladenbraunen.
Die blonden Haare, seine gebräunte Haut und das lässige Auftreten machten in sehr sympathisch. Er war eindeutig ein Schulschwarm, ebenso wie seine Freunde Mark und Frederik. Letzterer schien eher gelangweilt und blickte genervt drein.
Ich sah mich um, meine zukünftigen Mitschüler blickten immer noch interessiert zu unserer Runde. Jake nahm meine Hand und zog mich besitzergreifend an sich.
„Gut, wir müssen dann auch los. Viel Glück an eurem ersten Schultag und Bella“, Mark der Wortführer schaute meine Mum grinsend an, „falls du von allem mal eine Auszeit brauchst, dann melde dich bei mir.“
Meinem Dad entstieg ein tiefes warnendes Knurren der Kehle und die drei Jungs schauten erschrocken zu meinem Daddy.
Mum lächelte Mark professionell an: „Ich wüsste nicht, von was ich eine Auszeit bräuchte. Aber danke für dein Angebot. Kommt lasst uns gehen.“ Mit diesen Worten schritten meine Eltern davon und wir folgten ihnen.
Ich spürte Dracos Blick in meinem Nacken und ich blickte noch einmal über die Schulter zurück auf ihn. Er erwiderte meinen Blick und lächelte mir siegessicher zu.
Im Sekretariat herrschte das pure Chaos. Die Sekretärinnen schienen überfordert und einige Schüler wuselten durch das kleine Büro. Als unsere gesamte Familie in das sowieso schon überfüllte Zimmer eintrat, herrschte einen Moment absolute Ruhe.
Wieder einmal wurden wir von allen angestarrt, hoffentlich wurde das nicht zur Gewohnheit.
Mein Vater schritt sogleich auf den Tresen zu: „Guten Morgen, mein Name ist Edward Cullen und das ist meine Schwester Renesmee und meine Cousine Alice Cullen. Wir sind neu hier und wir sollten uns hier melden.“ Die etwa 40- Jährige Blondine, hinter dem Tresen blickte verwundert über unsere Runde: „Ah die Cullens. Herzlich Willkommen hier auf unserer schönen Schule! Hier das sind ihre Stundenpläne und unsere Schulordnung liegt ebenfalls bei. Ich wünsche Ihnen einen schönen ersten Schultag.“
Alice, Daddy und ich drängelten uns zur Tür hindurch. Vor der Tür auf dem Flur standen einige Stühle, auf die wir uns setzten. Wir sahen durch die Glastür, wie Mum, Jake und Jasper mit der Sekretärin redeten und kurz darauf mit ihren Stundenplänen in der Hand zu uns kamen.
„Renesmee, was hast du in deiner ersten Stunde?“, Daddy schaute mich fragend an. Ein Blick auf meinen Stundeplan genügte: „Französisch.“ „Hat sonst noch jemand jetzt Französisch?“, fragend blickte Dad in die Gesichter der restlichen Familie. Alle schüttelten sie den Kopf.
„Renesmee, kommst du ohne uns aus? Sonst müssten wir die Stundenpläne noch einmal überarbeiten lassen.“
„Nein das geht schon Dad… Edward.“
Man war das merkwürdig den eigenen Vater mit Vornamen anzureden! Und schon kicherten wir alle los, ernteten aber gleich ein paar schräge Blicke unserer Mitschüler.
„In Ordnung. Die zweite Stunde haben wir dann zusammen Mathe. Ich würde mal sagen, gutes Gelingen und wir sehen uns dann alle wieder in der Cafeteria zur Mittagspause.“
Als ich im angegebenen Raum für Französisch eintrat, herrschte wieder für einen Moment Stillschweigen. Langsam wurde das wirklich nervig, hatten die nichts Besseres zu tun, als ständig uns anzuglotzen?! Zu meinem Ärger war ich ein paar Minuten zu spät, was hauptsächlich daran lag, dass ich mich des Öfteren verlaufen hatte. Der Lehrer hatte bereits mit dem Unterricht begonnen und auch er starrte mich für einen Augenblick leise an. Was gäbe ich darum nun die Gabe meines Vaters zu besitzen!
„Entschuldigung, dass ich zu spät bin. Ich habe mich ein paar Mal verlaufen. Mein Name ist Renesmee Cullen und ich bin neu hier.“ „Nun denn, am ersten Schultag kann ich getrost darüber hinweg sehen. Solange es nicht zur Gewohnheit wird… Miss Cullen.“ , auf seiner Stirn bildeten sich kleine Fältchen.
Ich schätzte den Herrn, in einem billig wirkenden Anzug, auf gute 50 Jahre. Seine Haare waren bereits grau meliert und unordentlich zerzaust ebenso seine Bartstoppeln, was ihn recht ungepflegt wirken ließ. „Setzten Sie sich, wo noch etwas frei ist.“
Er drehte sich wieder zur Tafel um und schrieb mit einer krakeligen Schrift ein paar französische Grundsätze darauf. Mein Blick wanderte durch die Klasse und ich bemerkte, dass dieser Kurs ziemlich ausgelastet war. Es war ganz genau ein freier Platz in den letzten Reihe neben einem nicht unbekannten Jungen. Eisblaue Augen erwiderten meinen Blick und fesselten meine gesamte Aufmerksamkeit. Draco McBlake. Die Schritte, die ich zurücklegte um an meinen neuen Platz zu kommen, schienen mir wie Jahre zu dauern.
Quietschend zog ich den Stuhl zurück, um mich darauf zu setzten. Ich vermied es noch einmal in diese unglaublichen Augen zu blicken, welche mich dermaßen durcheinander brachten. Der Lehrer, der wie sich herausstellte als Mister Hickely entpuppte, wiederholte die vergangenen Stoffgebiete und ich konnte mich vollends darauf konzentrieren. Doch noch immer bemerkte ich die Seitenblicke meines Sitznachbars.
Kurz vor Ende der Stunde, tauchte auf einmal ein kleines Zettelchen in meinem Sichtfeld auf. Ein Blick zu meiner Rechten genügte um Draco neugierig dreinzublicken zu sehen. Ich entfaltete ihn und erstarrte.
Du bist kein Mensch. Ebenso wenig wie deine Freunde.
Geschockt blickte ich zur Seite, Dracos Blick ließ erkennen dass er das Geschriebene absolut ernst meinte. Meine Hände begannen von diesem intensiven Blickkontakt mit ihm, zu schwitzen. Ich wurde nervös und zappelte unruhig auf dem Stuhl hin und her. Noch immer starrte er mich an und ich erwiderte den Blick vollkommen durcheinander.
Was wusste er?
Woher wusste er es?
Was war hier los?
In dieser Sekunde schellte auch schon die Schulglocke und ich packte eilig meine Sachen zusammen. Doch schusselig wie ich war, schmiss ich meine Unterlagen vom Tisch hinunter. Schnell kniete ich mich auf den Boden und sammelte meine Papiere auf.
Draco kniete sich ebenfalls zu mir hinunter und half mir dabei.
„Verrätst du mir dein Geheimnis?“, seine Stimme war völlig ernst und er sprach leise. Ich nahm einen Hauch von seinem Aftershave wahr und sog den Geruch gierig ein, alle anderen Schüler waren bereits aus dem Raum gelaufen.
„Es gibt kein Geheimnis. Ich weiß nicht was du meinst.“, meine schauspielerischen Fähigkeiten waren schon immer beeindruckend gewesen. Ich konnte jeden täuschen, der kein Vampir war der Gedanken hören konnte oder mein bester/ fester Freund war. Doch anscheinend gab es eine weitere Ausnahme, jemanden den ich ebenso wenig täuschen konnte wie Dad und Jake. Und dieser Jemand kniete gegenüber von mir und kannte unser Geheimnis!
Verfluchter Eichhörnchenmist!
Ich stand auf, packte meine Tasche und wollte gerade aus der Tür eilen, als ich festgehalten wurde. Draco hatte meinen Arm gepackt und sah mich forschend an: „Vertrau mir.“ „Lass mich los!“, zischte ich aufgebracht und riss mich von ihm los.
*Edwards Sicht*
Ich stand bereits einige Minuten im noch völlig verlassenen Schulflur vor der Klassenzimmertür für Mathe, bis die Glocke schellte.
Nach etwa einer Minute tauchte auch schon Renesmees brauner Lockenschopf in der Menge auf und rannte aufgeregt auf mich zu. Ihre Gedanken waren durcheinander und vor ihrem inneren Auge spielte sich immer wieder eine Szene ab. Ein Zettel von dem Jungen Draco McBlake. Du bist kein Mensch. Ebenso wenig wie deine Freunde. Sie versuchte diesen Satz zu entschlüsseln, zu analysieren, jedoch scheiterte daran.
„Nessie, was ist passiert?“, raunte ich ihr zu als wir den Klassenraum betraten. Panisch blickte mich meine Tochter an und teilte mir das Geschehene noch einmal ausführlich in Gedanken mit. Wir setzten uns in eine der hintersten Reihen und ich zerbrach mir darüber den Kopf.
Bluffte dieser McBlake nur?
War das Ganze ein Scherz, ein simpler Spaß?
Aber nein, so schien es mir nicht.
Was wusste er über die mysteriöse Welt, der übernatürlichen Wesen, die im Geheimen lebte?
War er ein Teil davon?
Wenn ja, warum hatte ich nichts in seinen Gedanken lesen können?
Es war allerdings eine Tatsache, dass ich nur die Gedanken von Personen hören konnte, an die sie in diesem Augenblick auch wirklich dachten.
Dennoch musste es doch irgendeinen Hinweis in seinem Kopf darüber geben, was er wusste. Mental durchsuchte ich die Schule nach ihm um zu hören, was er dachte. Kurz darauf fand ich ihn auch schon, er war vollends auf seine Geschichts Aufgabe konzentriert. Minutenlang lauschte ich seinen Gedankengängen, was mich trotzdem zu keinem neuen Ergebnis brachte. Ich war so schlau, wie vorher.
*Renesmees Sicht*
In unserer Mittagspause hatten sich meine Eltern, Alice, Jasper, Jake und ich in der Cafeteria getroffen und Daddy hatte den anderen von der zweiten Begegnung mit Draco McBlake, erzählt. Wir alle hatten uns den Kopf darüber zerbrochen, was er von uns wusste, doch kamen wir zu keinem Ergebnis. Gut, dass Oma und Opa morgen wieder kamen. Und Nahuel mit der Kriegserklärung auch, allerdings konnte ich auf ihn gut verzichten.
Als ich mich in der engen Mädchenumkleide gerade umzog (Alice hatte ja schon über unsere Stundenpläne Bescheid gewusst und hatte somit gleich Sportsachen [selbstverständlich höchst modische Sportsachen] für uns eingepackt), wurde ich schon wieder von einigen Mädchen vorsichtig beäugt. (http://www.polyvore.com/cgi/set?id=37558578&.locale=de )
Ich hatte mich in die hinterste Ecke der Umkleidekabine verzogen und zog mir gerade mein Shirt über, als mich ein Mädchen ansprach: „Hallo, ich bin Ella Forsman. Du bist neu hier, oder?“ Sie hatte lange rote Haare und einige Sommersprossen im Gesicht, war schlank und durchaus hübsch, ihr Teint war ebenso blass wie meiner. Ihr ganzes Erscheinungsbild erinnerte mich an die Ginny Weasley aus „Harry Potter“.
„ Ja ich bin neu hier. Meine Name ist Renesmee Cullen, aber du kannst auch Nessie zu mir sagen.“ „Schön dich kennen zu lernen, Nessie.“, sie lächelte mich freundlich an.
In der Sporthalle wärmten sich die Jungs, darunter Jake, gerade auf. Sie mussten Runden laufen und als mich Jake entdeckte winkte er mir breit grinsend zu. Ich grinste zurück und bemerkte wieder einmal, dass mich jemand beobachtete. Suchend sah ich mich um und fand meinen Beobachter auch gleich unter den Jungs, erneut hielten eisblaue Augen meinen Blick gefangen. Doch dieses Mal, ließ ich mich nicht so leicht irritieren.
Ich wandte den Blick schleunigst ab und drehte mich zu Ella um, die mit ihren Freundinnen munter plauderte. „Renesmee, darf ich dir Nathalia und Felicity vorstellen?“
Die beiden angesprochenen Mädchen lächelten mich schüchtern an und wir betrieben den üblichen Smalltalk.
Wenige Minuten später kam auch schon die sehr Sportlehrerin. Sie war groß, nicht gerade das was mal als dünn bezeichnen konnte und hatte kurze strohblond gefärbte Haare. Ihre Gesichtszüge waren verbittert und hart:
„Nun Mädchen, ich will das ihr euch aufwärmt. Lauft ein paar Runden und dehnt euch, danach fangen wir mit Volleyball an.“
Ella erklärte mir, dass sie Ms Ulrikje Sprawtklow hieß und gebürtige Russin war, daher auch der starke Akzent. Wir liefen also ein paar Runden, dehnten uns (sehr zur Freude der Jungs, die zur gleichen Zeit Hallenfußball spielten) und wurden dann von Ms Sprawtklow in zwei Teams eingeteilt.
Ich war mit Ella und ihren beiden Freundinnen Felicity und Nathalia in einer Gruppe. Unsere Mannschaft gewann haushoch und wir durften uns nach zwei Stunden umziehen gehen.
Ich half der Lehrerin noch beim Aufräumen der Sachen und war deswegen später auf dem Weg zu Mädchenumkleidekabine. Als ich an einer dunklen Nische im Flur vorbei gehen wollte, wurde ich festgehalten und ins Dunkle gezerrt. Es war mir klar, wer das war.
„Du schon wieder! Wir kennen uns nicht einmal einen ganzen Tag und du verfolgst mich jetzt schon!“
„Tut mir leid, ich weiß wir kennen uns überhaupt nicht. Deswegen wollte ich mich für mein Verhalten in Französisch entschuldigen und dich fragen, ob wir nicht noch einmal von Neuen beginnen können?“
Seine Stimme klang so verführerisch, als das man ihm nichts abschlagen konnte. Er war frisch geduscht, dass konnte ich riechen und hatte einen wunderbaren Männerduft, der ihn einhüllte. Selbst im Dunkeln, sah ich wie seine blauen Augen schelmisch aufblitzten. Man, dieser Typ verwirrte mich dermaßen!
„Sicher können wir von Neuen beginnen, aber wieso sagst du mir das in einer dunklen Nische?“ Es fiel mir schwer in seiner Nähe noch einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn meine Stimme unter Kontrolle zu halten.
„Weil ich das Gefühl habe, du würdest mich in der Öffentlichkeit ab sofort meiden.“ Da hatte er Recht, nach seinem bisherigen Verhalten, wäre ich ihm in Zukunft aus dem Weg gegangen.
„Ich bin Draco McBlake.“
„Renesmee Cullen. Darf ich jetzt gehen?“
Er lachte belustigt und grinste gefährlich. Er war keines Wegs der stille nachdenkliche Typ, für den ich ihn am Anfang gehalten hatte. Draco hatte noch immer meinen Arm fest gepackt, einem normalen Menschen hätte sein Griff ziemlich wehgetan.
„Wenn du mir sagst was du bist und zwar keine faulen Ausreden, dann überlege ich mir das mit dem Gehen lassen nochmal. Allerdings hätte ich in deiner Frage noch ein „Bitte“ gerne gehört, liebe Renesmee.“
„Wie kommst du auf diese absurde Idee, ich sei kein Mensch? Kannst du mir das mal erklären?“
Er zuckte die Schultern und grinste noch immer: „ Ich weiß es.“
„ Das ist einfach nur bescheuert. Lass mich nun endlich los!“ Er schüttelte den Kopf und schnalzte gespielt entrüstet mit der Zunge.
„Renesmee, du musst noch viel lernen. Einen McBlake weist man nicht so einfach ab. Ich bekomme letztendlich doch was ich will. Ich habe zwei Optionen für dich: erstens, du sagst mir was du bist und ich lasse dich in Ruhe. Oder zweitens, ich finde es selber raus. Und das, wird sehr unangenehm für dich werden. Jedoch gefällt mir persönlich Variante Nummer eins besser. Also sei ein braves Mädchen und tu was ich von dir verlange.“
„Draco McBlake, wage es ja nicht noch einmal so respektlos mit mir zu reden. Ich kein unterwürfiger Hund. Und nun lass mich endlich los.“, meine Stimme war nun angeschwollen und ich war wirklich wütend. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein?!
„Lass sie sofort los! Oder es wird dir Leid tun…“, Jake war urplötzlich hinter mir aufgetaucht und sah Draco angriffslustig an. Dieser dachte nicht einmal daran, mich loszulassen, er packte nur noch fester zu.
„Für wen hältst du dich eigentlich, dass du glaubst mir sagen zu können, was ich tun soll?!“ Jake machte zwei Schritte auf Draco zu und ich bemerkte den drastischen Größenunterschied. Jake überragte Draco einige Zentimeter:
„Ich halte mich Nessies Freund und rate die schleunigst deine Griffel von ihr zu lassen…“
„Jungs, was macht ihr da? Los raus aus der Ecke da und McBlake lass sofort das Mädchen los!“, der Sportlehrer der Jungen hatte einen Teil unseres Gesprächs mitbekommen und baute sich nun vor uns auf. Draco starrte den Sportlehrer einige Augenblicke feindselig an ließ jedoch dann wiederstrebend meine Hand los. „Und jetzt macht, das ihr hier rauskommt!“
Jake nahm meine Hand und führte mich vor die Umkleidekabine: „Geht’s dir gut? Tut dein Arm noch weh? Kann ich irgendetwas für dich tun?“, seine großen dunklen Augen schauten mich liebevoll und besorgt an.
Jake führte seine große Hand zu meiner Wange und streichelte sie.
„Nein, mir geht’s gut. Dankeschön Jake, ich wüsste nicht was passiert wäre, wenn du nicht gekommen wärst.“ „Ja es hätte viel passieren können, Renesmee. Aber ein einfaches Dankeschön tut es nicht.“, Jake sah mich ernst an, „Ich möchte, dass du dich von diesem Typen fernhält und ein Kuss zum Dank für deine Rettung wäre auch nicht schlecht.“
“Ich werde mich ab sofort von ihm fernhalten, ich verspreche es.“
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab Jake einen Kuss. Er erwiderte ihn sofort und schlang seine Arme um mich, ich wühlte durch seine Haare und klammerte mich an seinem Nacken fest. Minuten vergingen, ehe die ersten Schüler aus den Umkleidekabinen strömten und uns ziemlich störten.
„Sucht euch ein Zimmer..“, kam es von den vorbeilaufenden Jungs, die zum Unterricht gingen. Ich löste mich von Jake und grinste ihn an, dann drehte ich mich um und verschwand in der Kabine.
In meiner letzten Stunde hatte ich mit Jake zusammen Physik, wir saßen zusammen an einem Tisch in der letzten Reihe und machten uns über unsere Lehrerin lustig.
Das war zwar nicht die feine englische Art, aber Ms Fillpu (eine waschechte Finnische Dame) war der englischen Sprache nichts so mächtig, wie sie es eigentlich sollte.
Sie sprach die meisten Wörter völlig falsch aus, hatte keinen Plan wie sie und erklären sollte was Kinetische Energie ist und hörte manchmal mitten im Satz auf zu sprechen. Ms Fillpu wuselte völlig orientierungslos durch das Klassenzimmer und war sichtlich überfordert um mit den lachenden Schülern umzugehen
.
Als die mehr als lustige Stunde vorüber war, stiefelte ich Hand in Hand mit Jake zu unseren Wagen. Wir waren gerade auf dem Weg zum Parkplatz, als eine Hand mir auf die Schulter tippte und ich mich verwundert umdrehte. Die rothaarige Ella stand vor mir und grinste mich an:
„Hey Nessie, ich wollte dich fragen ob du nicht Lust hast mit Nathalia, Felicity und mir am Samstagabend zum bowlen zu gehen? Du kannst auch gerne deinen Freund mitbringen.“ Ella sah zwischen mir und Jake hin und her: „Und, können wir auf euch zählen?“
Ich blickte zu Jake auf, der mich freundlich anlächelte und nickte: „Ja Ella, du kannst auf uns zählen. Übrigens, das ist Jacob. Jake, Ella.“, stellte ich die Beiden aneinander vor.
„Hi Ella, nett dich kennen zu lernen. Warst du nicht auch vorher in Sport?“, Jake hatte Ellas Hand genommen und schüttelte sie. „Ja genau, war ich. Es ist mir ebenso eine Freude dich kennen zu lernen, Jacob.“
Er lachte laut auf: „Du kannst mich ruhig Jake nennen, das machen alle meine Freunde.“ „ Okay, Jake. Es ist trotzdem schön dich kennen zu lernen.“ , Ella grinste und wieder an. „Gut, ich muss dann auch los. Ich sag euch dann morgen Bescheid wann und wo wir uns am Samstag treffen. Also, ciao ihr Beiden!“, sie winkte uns noch fröhlich zu und schlenderte dann wieder zu ihren Freundinnen.
Am Auto angekommen, warteten auch schon Alice und Jasper auf uns. Mum und Dad seien schon mit dem kleinen Volvo vorgefahren, wir sollten mit Jaspers übergroßem Audi mitfahren.
„Und Nessie, wie war dein erster Schultag?“, Alice hatte sich während der Fahrt zu mir umgedreht und sah mich neugierig an. Offenbar hatte sie mir meinen kleinen „Fashion Fauxpas“ verziehen und redete wieder mit mir. „Ereignisreich.“ „Tja, willkommen im Schulalltag!“
*Renesmees Sicht*
Das übliche schrille Piepsen meines Weckers, riss mich aus meinem Schlaf. Genervt schlug ich aufs Neue die Bettdecke zur Seite und starrte einige Minuten an die Zimmerdecke.
Ich wandte meinen Kopf in Richtung Fenster, es regnete wieder einmal.
Heute war Dienstag, mein zweiter Schultag. Heute würden meine Großeltern endlich wieder von ihrer Weltreise wieder kommen, darauf freute ich mich seit Wochen. Außerdem kam heute Nahuel, der Gesandte der Volturi. Bei diesem Gedanken wurde mir direkt schlecht, was würde er uns sagen? Und höchstwahrscheinlich ein weiteres Aufeinandertreffen mit Draco McBlake stand mir auch noch bevor.
Ich seufzte und machte mich auf den Weg ins Badezimmer. Nach einer raschen Dusche, Heraussuchen der Klamotten und Packen meines Schulzeugs ging ich die große Treppe hinunter in Richtig Küche. (http://www.polyvore.com/cgi/set?id=37666641&.locale=de)
Ich murmelte ein „Guten Morgen!“ in Richtung Wohnzimmer, wohlwissend dass meine Familie mich gehört hatte. In der Küche erwartete mich auch schon wieder ein gedeckter Frühstückstisch mit allerlei Köstlichkeiten, bei denen mir das Wasser im Munde zusammenlief.
Jacob schlief anscheinend noch, doch er musste jeden Augenblick herunter kommen. Die gedämpften Stimmen meiner Familie nahm ich aus dem nebenanliegenden Wohnzimmer wahr, sie redeten über die Volturi soweit ich das Gesagte verstand.
Nach einigen Bissen meines Toastes musste ich an den vergangenen Tag denken: an den Zettel und die Drohung von Draco. Noch immer hatten wir keine Ahnung, was er war, beziehungsweise was er über uns wusste. Er war eindeutig kein Vampir und ebenso wenig ein Werwolf, das würden wir merken.
Zudem wusste ich von Carlisle, dass ein Werwolf immer wusste was für ein Wesen vor ihm stand. Und Draco hatte offensichtlich keine Ahnung was wir waren. Doch ich hatte das Gefühl, das wir sehr bald herausfinden würde, wer oder was er war.
„Morgen Nessie.. Gut geschlafen?“, Jake gähnte herzhaft und rieb sich verschlafen die Augen.
„Morgen Jake, ja ich hab gut geschlafen. Danke der Nachfrage und du?“, ich lächelte ihn an und nahm ein Schluck von meinem Kakao.
Jake grinste trat an mich heran und gab mir einen wunderschönen Guten Morgen Kuss: „Sehr gut, ich habe von dir geträumt.“
„Ach wirklich? Und was ist in deinem Traum passiert?“, meine Lippen verzogen sich ebenfalls zu einem Lächeln und ich guckte ihm in seine geheimnisvollen braune Augen.
„Das liebe Renesmee, wirst du eines schönen Tages noch erfahren..“, Jacob lächelte, schloss seine Augen und nippte an seinem Kaffee.
Die erste Schulstunde verging wie im Fluge, da Jake neben mir saß und mich von Geschichte ablenkte. Wir kicherten ständig, was uns einige Ermahnungen des Lehrers einbrachte, und schrieben wie kleine Schulmädchen Briefchen.
Die zweite Stunde, nämlich Erdkunde, war lange nicht so unterhaltsam wie die Erste. Keiner meiner Familienmitglieder war hier, ebenso wenig wie Ella oder eine ihrer Freundinnen. Der Lehrer schrieb ein Tafelbild, wir Schüler sollten es abschreiben. Es war wirklich mehr als öde, da ich schon alle Einzelheiten über die Ein- Kind Politik in China wusste.
Als der lang ersehnte Schulgong endlich ertönte, schoss ich auch schon aus dem Klassenzimmer. Ich drängelte mich durch den Schülerstrom, bis an meinem nächsten Klassenzimmer ankam. Der Französischraum. In meinem Inneren wirbelten auch schon die Gefühle der letzten Französischstunde durcheinander, da waren Nervosität und Schock ganz oben auf der Liste.
Einige meiner Klassenkameraden schoben sich an mir vorbei und warfen mir merkwürdige Blicke zu. Schnell setzte ich mich auf meinen Platz in der hintersten Reihe und wartete darauf, dass er kam.
Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl herum und beobachtete das Treiben im Klassenzimmer. Noch immer hatte ich die große Hoffnung, dass er heute nicht da war. Krank oder so.
Ich glaubte fast schon, dass meine Gebete erhört wurden, bis die Tür aufging und Draco anmutig herein schritt. Er stand einen Moment lang still auf der Stelle, auf seinem Gesicht war immer noch das arrogante Grinsen, und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
Viele der Schüler begrüßten ihn vorsichtig, ich merkte sie hatten Respekt vor ihm. Nach einigen Sekunden starrte er mich an und ich hatte das Gefühl als ob ich in seinen großen, von dichten dunkelblonden Wimpern umrahmten Augen, versinken würde. Sein Grinsen wurde nur noch größer und er ging lässig auf mich zu.
Ich ermahnte mich selbst, ich hatte Jake versprochen mich von Draco fernzuhalten und das gelang mir sicher nicht, wenn ich in seinen (unglaublichen..) Augen versank. Hastig kramte ich meiner Tasche nach den Französisch Sachen, damit ich ihn nicht wieder anstarrte. Er hatte so eine Anziehungskraft an sich, eine merkwürdige Aura umgab ihn stets. Er zog jegliche Blicke auf sich, wann immer er kam oder ging.
„Hallo Renesmee.“, er hauchte diese Worte verführerisch in meine Richtung, nachdem er sich gesetzt hatte. Ich tat so, als ob ich ihn nicht gehört hätte, stand auf und ging zum Mülleimer. Nur blöd, dass ich nichts zum Wegschmeißen dabei hatte.. Mist!
Okay, Nessie ganz ruhig. Fang einfach ein völlig unverfängliches Gespräch mit deinen Mitschülern an.. ermahnte ich mich wieder einmal.
Nur über was redete man mit völlig fremden Menschen? Ich war schließlich nicht besonders erfahren, was den sozialen Kontakt zu anderen Personen betraf. Fieberhaft überlegte ich einige Augenblicke bis ich die richtigen Worte gefunden hatte.
Ich ging freundlich auf die tuschelnde Mädchengruppe zu: „Ähm Hallo. Ich bin Renesmee Cullen, wie findet ihr eigentlich unseren Französisch Lehrer Mr Hickely? Ich habe gehört er schreibt ziemlich schwierige Prüfungen.“ Die 10 Mädchen musterten mich erst einmal ein paar Sekunden, was mir wirklich unangenehm war.
Eines der Mädchen stach mir besonders ins Auge, sie blickte mich ziemlich feinselig an. Sie war groß, dürr und strohblond und zudem anscheinend die Wortführerin. Sie setzte einen arroganten herablassenden Gesichtsausdruck auf und blickte mich überheblich an: „Ich bin Geraldine Loula, du bist eine der rattenscharfen Neuen schätze ich. Ich zitiere hier nur die Jungs, denn ich finde dich keinesfalls hübsch oder dergleichen. Wie auch immer, willkommen in unserer Schule, ich werde dir deine Zeit hier zu deiner persönlichen Hölle machen.“
Geraldine lächelte zuckersüß und blinzelte unschuldig. Das hatte ich definitiv nicht erwartet, hatte ich irgendetwas falsch gemacht? „Und ja,“, sie setzte erneut an, „er schreibt sehr schwere Arbeiten. Aber vielleicht gibt er ja dir eine bessere Note, so wie der dich gestern angeglotzt hat. Dem sind ja fast die Augen rausgefallen!“
Sie kicherte mit einer kindlichen Mädchenstimme. Die anderen Mädchen um sie herum, fielen in ihr übertriebenes Lachen mit ein. Verdutzt starrte ich das blonde Mädchen an, was sie mit einem gemeinen Grinsen wortlos kommentierte. Schnurstracks drehte ich mich um und lief zurück zu meinem Platz, wo Draco auch schon ebenso fies lächelnd, auf mich wartete. Na super!
„Offensichtlich ist Loula ein wenig eifersüchtig auf dich. Ich muss sagen, die Eifersucht steht absolut ihr nicht.“
Wortlos schlug ich meine Französisch Sachen auf und begann eifrig zu lesen, das Gesagte von ihm wohlwollend zu ignorieren.
Nach gefühlten Stunden des Herumsitzens trat endlich der Lehrer ein, was bedeutete der Unterricht begann und dieses Mal ließ ich mich nicht wieder durch die Anwesenheit eines bestimmten männlichen Wesens irritieren.
Der restliche Schultag verlief ereignislos. Hefteinträge, Hausaufgaben und die nervigen Lehrerstimmen waren mir jetzt schon eindeutig zu viel. Unterricht bei Daddy oder Opa war deutlich angenehmer verlaufen, doch ich konnte meinen ab sofort währenden täglichen Schulalltag nicht ändern.
Als der erlösende Gong der letzten Stunde ertönte war ich schon auf dem Weg nach draußen. Das leise, verführerisch gemurmelte: „Wir sehen uns morgen..“, welches nur für meine Ohren bestimmt war, ignorierte ich geflissentlich.
Der Parkplatz war überfüllt, doch ich erkämpfte mir den Weg zu unseren Autos. Der Audi von Jasper war bereits weg und so stieg ich in den Volvo meines Vaters ein. Mum und Dad begrüßten mich setzten dann wieder ihre Unterhaltung fort. Als Jake ins Auto stieg beugte er sich zu mir und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Wir schnallten uns an und fuhren auch schon in Richtung Zuhause.
Während Jacob und ich gemeinsam in der Küche über unseren Hausaufgaben brüteten, nahmen wir überhaupt nicht wahr wie der Wagen von Carlisle auf den Hof fuhr. Erst als die Tür aufging und Begrüßungen gerufen wurden, schritten wir ins Wohnzimmer. Meine Großeltern standen in der Mitte des großen Raumes und als sie mich erblickten, stahl sich ein noch breiteres Lächeln als es ohnehin schon war, in ihre Gesichter.
Ich war glücklich, dass meine gesamte Familie jetzt wieder vereint war. Das gab mir ein Gefühl der Sicherheit und machte meinen Optimismus – nämlich das wir die Sache mit den Volturi noch irgendwie klären würden – nur noch größer. Und dieser Gefühl erinnerte mich auch schon an unseren ungebetenen Besucher: Nahuel. Er konnte jeden Augenblick hier ankommen und all meine Hoffnungen zerschlagen.
*Edwards Sicht*
Er kam nachts. Renesmee, Jacob uns Seth schliefen bereits seit einigen Stunden, als Alice ankündigte er käme in ein paar Minuten. Nun saßen wir auf ihn wartend im Wohnzimmer, jeder von uns hing seinen Gedanken nach. Und doch dachten wir alle das Gleiche:
Lasst uns eine friedliche Lösung finden.
Nahuel lief wie ein Schatten durch das Dickicht des angrenzenden Waldes. Wir konnten ihn hören und sahen ihn genauso gut. Nach Sekunden des Wartens stand ich schließlich auf und öffnete die Verandatür.
Seine braune Haut erinnerte an Jacobs, ebenso wie seine schwarzen Haare. Er war in komplett in schwarz gekleidet, der schwere Umhang der ihm bis zu den Füßen reichte zeichnete ihn als einer von ihnen. Man sah deutlich die dunklen Ringe unter seinen Augen, die auf Schlafmangel oder Stress hindeuteten.
Nahuel nickte jedem von uns einmal zu und ließ sich anmutig mit ernstem Gesichtsausdruck auf dem Sofa nieder. „Es gibt Neuigkeiten.“
*Dracos Sicht*
Seit Stunden lag ich wach und starrte in die Dunkelheit. Meine Gedanken beschäftigten sich ausschließlich mit Situationen, die längst der Vergangenheit angehörten -und das Gesicht von Renesmee Cullen schwebte mindestens ebenso wirr in meinem Kopf umher.
Es war bereits zwei Uhr morgens und ich konnte nicht schlafen, ganz abgesehen von der Tatsache, dass ich es nicht gekonnte hätte, wenn dem nicht so gewesen wäre.
Ich war zu aufgewühlt und das Chaos meiner Gedanken machte das Ganze nicht besser.
Mein Bett knarzte als ich mich auf die Seite legte, um aus dem Fenster zu schauen.
Eigentlich war heute Vollmond, doch die dunklen Regenwolken hatten sich seit Tagen nicht mehr von ihrem Platz bewegt.
Das konstante, gleichmäßige Geräusch des niederprasselnden Regens war beruhigend, jedoch ließ es mich nicht einschlafen.
„Weißt du Draco, in unserem Blut – im Blut der McBlakes – liegt seit Anbeginn der Zeit etwas Magisches. Es zeigt sich nur, wenn sie kommen. Ansonsten bleibt das Geheimnis verborgen...“, der weißhaarige Mann sah gedankenverloren in den brennenden Kamin.
Die Flammen des Feuers spiegelten sich in den durchdringenden blauen Augen des Mannes wider. Das Gesicht des Greises war gezeichnet durch das Alter, die Falten zogen sich über das ganze Gesicht und ließen ihn weise erscheinen. Als ob er allein alles wüsste und mit seinem Wissen das Kommende überdauern würde.
Draco saß auf dem Schoß seines Großvaters und hörte mit Neugier den Geschichten zu. „Was ist das Geheimnis?“, unverhohlene Neugier stand dem Jungen ins Gesicht geschrieben. Sein Großvater blickte auf ihn hinab und sein Blick bohrte sich in den des jungen Dracos. „Die Zeit wird kommen, Draco. Die Zeit, in der das Geheimnis ans Tageslicht gezerrt wird, wird kommen.“
xxx
Draco fuhr mit dem Finger über das wunderschöne Papier in dem Buch, das er von seinem Großvater gezeigt bekam. Der Junge war neugierig, staunend überflogen seine Blicke die Zeichnungen.
Die großen Wölfe, die darauf prangten zeigten verschiedene Szenen des Jagens und des Leben in der Wildnis. Der Einband des dicken Buches war aus glattem braunem Leder und der Name „McBlake“ war darauf eingraviert.
„Eines Tages Draco, wenn ich nicht mehr hier auf Erden weile, wird dieses Buch dir allein gehören. Bewahre es. Beschütze es. Und reiche das Geheimnis weiter, so wie unsere Vorfahren.“
Der Gesichtsausdruck des Großvaters war – wie immer – unergründlich und ernst. Selten lachte der ältere Mann, in seinem Leben war zu viel Schreckliches passiert. Eindringlich blickte er in die blauen Augen seines Enkels. Und für Draco war es, als ob der Großvater bis auf seine Seele blicken konnte.
„Bewahre es, Draco.“
Ich schwang meine Beine aus meinem Bett, die Matratze knarzte erneut. Langsam schritt ich über den Dielenboden bis zu dem großen Bücherregal. Meine Füße waren kalt und die Geräusche um mich herum ließen mich kurz innehalten.
Meine Hand streckte ich zu dem braunen Leder gebundenem Buch aus, berührte die glatte Oberfläche. Ich zog es heraus und schlug es auf. Die gezeichneten Wölfe sahen mich genauso an, wie früher, doch dieses mal war mir, also ob Großvater höchstpersönlich mich aus den Augen der Wölfe anblickte.
Es hatte mich schon immer verwundert, dass die gemalten Tiere exakt die gleiche Augenfarbe hatten wie der Rest meiner Familie. Es war praktisch Tradition, dass ein McBlake blaue, durchdringende Augen hatte. Warum mir ausgerechnet die Begegnungen mit meinem Großvater nicht aus dem Kopf wollten, wusste ich nicht.
Es gab keinen Anlass, der ein Gedächtnis dieser Momente gerechtfertigt hätte. Ich schlug das Buch wieder zu, schlich mich wieder ins Bett. Ich schloss die Augen und versuchte das Gedachte zu verdrängen, um endlich in einen traumlosen Schlaf zu gleiten.
*Renesmees Sicht*
Schon als ich die Augen aufschlug wusste ich, das er da war. Es war ein Gefühl tief in der Magengegend, es machte mir Angst. Als ich mich auf meine vampirische Seite meines Selbst konzentrierte, konnte ich ihn deutlich wahrnehmen.
Er lag im Gästezimmer.
Ganz am Ende des Flures.
Drei Türen von meinem Zimmer entfernt.
Rasch machte ich mich im angrenzenden Badezimmer für die Schule fertig. (1. http://www.polyvore.com/renesmee_outfit/set?id=38067692&.locale=de)
Bevor ich mir meine Schultasche schnappte, blickte ich aus dem Fenster, wo jedoch wie in den vergangenen Tagen auch nur Regen zu sehen war. Und das machte den Tag nicht besser. Eilig hastete ich hinunter in die Küche, wo Jake war bereits Omas Pancakes verschlang. Ich gab beiden einen Kuss, grüßte alle anderen Familienmitglieder und machte mich dann über mein Müsli her.
„Nahuel ist oben im Gästezimmer und schläft momentan. Anscheinend hat er in Italien nicht viel Schlaf abbekommen. Da du und Seth gestern Nacht geschlafen habt – und wir euch nicht aufwecken wollten – werden wir nach der Schule in eurem Beisein mit ihm reden.“ Jake grunzte auf Daddys Erklärungen missmutig, nickte jedoch zustimmend.
Als Esme die weiße Tasse vor mir auf den Tisch stellte, wurde Jakes Blick gereizt. Er beäugte sie finster und warf mir missbilligende, strafende Blicke zu.
„Nessie, kannst du es dir wirklich nicht abgewöhnen? Deine Familie ernährt sich doch auch nur von tierischen Blut...“, der Vorwurf in seiner Stimme war ziemlich deutlich. Ich bekam sofort ein schlechtes Gewissen und ein dicken Kloß im Hals. Ich wollte nicht, dass Jacob mich als abhängig vom Blut betrachtete.
„Aber Jake, für meine Blut- Gelüste müssen ja schließlich keine Menschen sterben! Das ist doch die Hauptsache, oder nicht?“
Gut, ich gestand mir selbst ein, dass diese Ausrede mehr als lahm war. Natürlich konnte ich es mir abgewöhnen – dessen war ich mich sicher – aber… Es war doch einfach zu köstlich!
„Renesmee!“, Jake sah mich mehr als wütend an, „Dafür müssen vielleicht keine Menschen sterben, trotzdem ist das Spenderblut eigentlich für kranke Menschen gedacht! Du trinkst es nur, weil es für dich ein Genuss ist und das ist ziemlich egoistisch! Findest du nicht?!“
Seine Stimme war angeschwollen, weshalb meine Eltern – die ebenfalls in der Küche standen – versuchten zu schlichten. „Jacob, es ist für uns alle schwer, uns die ganze Zeit unter Menschen aufzuhalten während wir Durst haben. Renesmee muss sich stärken. Sie hat noch nie auf Menschenblut verzichtet und es wäre schlecht, wenn sie ausgerechnet jetzt damit anfangen würde.“, meinte Daddy beschwichtigend.
Da ich nicht wollte, dass Jacob noch wütender wurde – er hatte ja noch dazu völlig Recht mit seiner Ansicht, das konnte ich nicht bestreiten - fasste ich einen Entschluss. „Ich werde auf Tierblut umsteigen und auf Menschenblut verzichten, in Ordnung Jake?“, ich ignorierte meinen Vater vollends.
„Schatz, dein Vater hat doch gerade gesagt …“ „Ich weiß was er gesagt hat. Aber ich möchte es versuchen und dir beweisen, dass ich auch darauf verzichten kann. Ich weiß, ich schaffe das.“ Demonstrativ schob ich die Tasse von mir weg. Die Gesichter meiner Familie waren besorgt, aber sie nickten zustimmend. Jake strahlte und platzte schier vor Stolz. Er stand auf, zog mich an sich und küsste mich glücklich und zufrieden.
*Dracos Sicht*
Mein Kopf tat höllisch weh und bis jetzt zeigten keine der dämlichen Kopfschmerztabletten Wirkung. Das Merkwürdige war: ich wurde sonst nie krank. Nicht einmal Schnupfen oder Husten hatte mich öfter als zwei oder drei Mal heimgesucht. Aber wenn kleine Krankheitssymptome auftraten, gab es normalerweise einen Grund dafür.
Dieses Mal gab es keine Erklärung. Die ganze letzte Nacht war merkwürdig gewesen, meine Träume waren völlig sinnlos und hatten keinerlei Zusammenhänge. Ich sah auf die Uhr: es war schon längst Zeit aufzustehen und zur Schule zu gehen. Langsam quälte ich mich aus meinem Bett und nahm erst einmal eine eiskalte Dusche. Sie würde hoffentlich vorerst den Schmerz ein wenig lindern.
*Renesmees Sicht*
Warum musste ich bitteschön jeden Tag Französisch haben?
Nicht das ich etwas gegen die Sprache hätte, aber ich hatte eindeutig etwas gegen die Leute, die zusammen mit mir lernen sollten.
Oder besser gesagt: sie hatten ein Problem mit mir. Warum war mir immer noch schleierhaft.
Am heutigen Tag war ich etwas spät dran und verpasste somit das erste Klingeln. Da Mr Hickely schon zum zweiten Klingeln ins Klassenzimmer kommen würde, musste ich mich schon wirklich außerordentlich beeilen. Es wäre nicht gut, wenn ich schon am dritten Tag zum zweiten Mal zu spät kam.
Hastig stürmte ich in den Französisch Fachraum und wollte mich gerade setzten, als ich die Blicke der verhassten Mädchengruppe wahrnahm. Besonders Geraldine grinste mich – wieder einmal – boshaft von der Seite her an. Mein Blick glitt zu meinem Platz (Draco war noch nicht da, was mich aufatmen ließ) und blieb an meinem grünen Plastikstuhl hängen.
Hier war eindeutig etwas im Busch, doch ich ließ mir nichts anmerken. Geraldine und ihre Freundinnen hatten sich den langweiligsten Trick überhaupt ausgedacht: sie hatten Kleber auf meinen Stuhl geschmiert.
Schon am Geruch konnte ich erkennen, dass es sich bei dem klebrigen Zeug um eine starke Mischung handelte.
Höchstwahrscheinlich Sekundenkleber oder Holzleim.
Ich seufzte, nahm einen der andere Stühle und tauschte ihn mit meinem aus. „Ehrlich Geraldine, fällt dir nichts Besseres ein als dieser uralte Trick? Sehr unkreativ nach deinen gestrigen Racheschwüren!“ Genervt setzte ich mich und lieferte mir ein Blickduell – …wenn Blicke töten könnten… - mit dem blonden Mädchen. Ich gewann.
„Renesmee? Hast du eigentlich noch etwas von diesem McBlake mitbekommen? Hat er noch einmal solche Andeutungen gemacht? Ich habe in seinen Gedanken bisher nichts gefunden.“, Daddy schaute mich fragend an.
Wir saßen in der großen Cafeteria um einen Tisch herum versammelt und der große Lärm hallte wieder vom Lärm der vielen Menschen. „Nein, nichts Neues. Keine Andeutungen oder so, er war heute ungewöhnlich still.“
Als Draco den Raum betreten hatte, war Mr Hickely schon vollkommen in seinem Unterricht vertieft gewesen. Er hatte bleich gewirkt, tiefviolette Ringe hatten unter seinen Augen gelegen und er hatte sich kommentarlos neben mich gesetzt. Ich hatte mich gefragt, ob er krank war oder ob es andere Gründe für sein teilnahmsloses Selbst gab. Sogar seine blauen Augen hatten nicht denselben Glanz wie sonst ausgestrahlt, sie hatten regelrecht stumpf gewirkt.
„Ich werde ihn trotzdem weiterhin im Auge behalten.“ Ich nickte auf Daddys Aussage hin und biss in meinen Apfel.
Wie es schien, hatte ich Rechnungswesen mit Ella zusammen. Wir setzten uns sofort in eine der hinteren Reihen. Ella wickelte einige ihrer roten Strähnen um den Finger: „Also, wegen Samstag, Nessie: Wir könnten uns um 8 Uhr an der Bowlinghalle treffen und hinterher vielleicht noch Pizza essen gehen. Was meinst du?“
„Ja, hört sich gut an. Sind deine Freundinnen denn einverstanden, dass wir mitkommen?“ Ella kicherte: „Ja natürlich! Wir gehen doch extra zum Bowlen, damit wir uns alle besser kennen lernen, Dummerchen. Ich habe eher Sorge um deinen Freund, er wird sozusagen der Hahn im Korb sein, wie man so schön sagt.“
Ich grinste: „Ich denke, das macht ihm nicht viel aus. Aber hättest du etwas dagegen, wenn wir noch jemanden mitbringen würden? Jake wäre dann kein Hahn im Korb mehr.“ Ich zwinkerte ihr zu und wir kicherten. Ella nickte, die Tür ging auf und unsere erste Stunde Rechnungswesen begann.
*Renesmees Sicht*
Seine Schritte waren anmutig und elegant, als er zum Sofa ging. Die teakholzfarbenen Augen taxierten mich nur für Bruchteile einer Sekunde.
Dieser intensive Blick ließ mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken laufen.
Meine gesamte Familie einschließlich Seth, Jake und Leah (sie war inzwischen über das Geschehene informiert worden und war auf schnellstem Wege von ihrer Uni in Helsinki zu uns gekommen) saß im Wohnzimmer.
Alle Blicke waren auf ihn gerichtet und wir warteten darauf, dass er begann. Nahuel setzte sich und erklärte: „Erst einmal: Aro lässt euch alle herzlich grüßen und hofft, dass wir uns alle auf friedliche Art und Weise wieder sehen. Dennoch, es gibt einen Grund warum ich zu euch gesandt wurde. Und dieser Grund richtet sich an die Gestaltwandler, die hier mit euch leben.“
Sein Blick huschte fast unmerklich zu Jake, Leah und Seth, die missmutig drein schauten.
„Ebenso an die, die noch immer an eurem früheren Wohnsitz festhalten. Es gibt Grund zur Annahme, dass sie die wichtigste aller Regeln in unserer Welt verletzt haben. Nämlich das Geheimnis unserer Existenz zu wahren.“
Jake knurrte hörbar und sah den braunhaarigen, dunkelhäutigen Mann finster an.
„Nahuel, du sagst es gibt Grund zur Annahme, dass die Gestaltwandler unser Geheimnis preisgegeben haben. Was für Gründe sind das?“, Carlisle runzelte die Stirn.
„Die Menschen in eurer Umgebung sind stutzig geworden, was die Kadaver der Tiere, die monströsen Tatzenspuren und die Sichtung von riesigen Wölfen betrifft. Die Wölfe verhalten sich zu auffällig.“
„Nahuel,“, mein Vater sah den jungen Mann scharf an, „Das sind keine triftigen Gründe für deinen Besuch. Warum sollten sich die Volturi von solch Kleinigkeiten – die wir im Übrigen zu vermeiden versuchen – bedroht fühlen? Es gibt keine Anhaltspunkte, die die Wölfe mit ihnen verbinden. Es besteht absolut keine Gefahr für das vampirische Geheimniss.“
„Die Gestaltwandler sind ein Teil unserer verbogenen Welt und die Volturi fühlen sich ihnen gegenüber genauso verpflichtet, wie den Vampiren.“, antwortete Nahuel ruhig, die braunen Augen auf meinen Vater gerichtet.
„Seht es als Warnung und lasst in Zukunft Vorsicht walten, dann gibt es auch keinen Anlass für einen Besuch der Volturi bei den Gestaltwandlern.“
*Edwards Sicht*
„Seht es als Warnung und lasst in Zukunft Vorsicht walten, dann gibt es auch keinen Anlass für einen Besuch der Volturi bei den Gestaltwandlern.“ Bei den Gestaltwandlern.
Das war die entscheidende Aussage: „Du bist nicht nur hier, um die Wölfe zurechtzuweisen Nahuel.“
Es war keine Frage, eher eine Feststellung.
Der dunkelhäutige Halbvampir nickte: „Ich soll euch ebenso auf den kommenden 7. Geburtstag von Renesmee hinweisen und den damit verbundenen, angekündigten Besuch der Volturi.“ Jacob knurrte wieder hörbar und Nessie seufzte, Bella streichelte unserer Tochter beruhigend über die bronzefarbenen Locken.
Ich nickte auf Nahuels Aussage hin: „Alice hatte eine Vision über die Volturi – die uns überhaupt über deinen Besuch informiert hat – in welcher Krieg zwischen unser beider Fronten herrscht. Und diese Vision hat sich nicht geändert. Du weißt sicher, dass Alice´ Visionen subjektiv sind. Sie können sich verändern, sobald derjenige, den die Vision betrifft, seine Meinung ändert. Nur hat die Vision sich nicht verändert. Weißt du etwas darüber, Nahuel?“
Der junge Mann sah mir lange in die Augen bis er den Blick in das brennende Feuer unseres Kamins abwandte. „Ich kann und darf nicht darüber sprechen..“ Er sah mich wieder an und zeigte mir seine Gedanken. Nahuel konnte nichts sagen, aber zeigen konnte er es mir.
Es waren Gesprächsfetzen der Volturi die er mich hören ließ.
Der Thronsaal der Volturi. Aro, Caius, Marcus, Jane, Alec, Demetri und Felix standen in dem großen Raum. Und selbstverständlich Nahuel, durch dessen Augen ich blickte. Die puderig- weißen Gesichtszüge von Caius waren wutverzerrt, er saß unruhig auf seinem Platz. Der gelangweilte Marcus starrte unaufmerksam auf einen leeren Punkt auf einer Wand. Aro saß – wie immer – stolz und erhaben auf seinem Thron in der Mitte der beiden anderen, er blickte gütig drein und hörte nüchtern dem blonden Vampir zu.
„Sie sollten für ihre Existenz bezahlen! Diese Missgeburten haben kein Recht auf ein Leben, sie sind illoyal uns gegenüber. Sie sind gefährlich, unberechenbar und gehorchen einzig und allein dem Cullen- Zirkel. Sie könnten einen Aufstand planen und uns stürzen, um ihre verdrehte „Lebensweise“ durch zu setzten!“ Wild gestikulierend schrie der angespannte Caius die Wörter seinen Zuhörern zu.
„Ich verlange, dass diese Geschöpfe“, er sprach das letzte Wort aus, als wäre es etwas höchst Ekel erregendes, „Unverzüglich getötet werden!“
„Zügle deine scharfe Zunge mein Freund“, wies Aro ihn zurecht, „Ich bin sicher, dass unsere jungen Freunde, die Cullens, nichts dergleichen mit den Wölfen vor haben. Dennoch bin ich mir der Gefahr, die von den Gestaltwandlern ausgeht, durchaus bewusst. Allerdings, mein lieber Freund, musst du dir darüber klar werden, dass diese Kreaturen keine Kinder der Nacht sind. Mir scheint, du lässt diese Tatsache außen vor und deinem Groll den Werwölfen gegenüber freien Lauf. Lass dich nicht blenden, vielleicht werden die Gestaltwandler uns noch sehr nützlich sein…“
Die Szene löste sich auf, doch sogleich materialisierte sich ein weiteres Erlebnis von Nahuel vor meinem inneren Auge.
„Nahuel mein lieber Freund, wir haben einen neuen Auftrag für dich.“ Der Angesprochene blickte in die roten, gebieterischen Augen von Aro: „Jawohl, Meister.“
Nahuel nickte und machte eine leichte Verbeugung.
„Du wirst nach Finnland reisen, zu unseren Freunden, den Cullens. Du wirst sie auf unseren Besuch an Renesmees 7. Geburtstag hinweisen. Und du wirst den Gestaltwandlern eine klare Botschaft übermitteln: sobald nur der kleinste Verdacht besteht, sie hätten unser Geheimnis an die Menschheit verraten, werden sie zwei Möglichkeiten haben. Erstens, sie werden zu uns nach Italien kommen und Teil unserer Wache werden, damit wir auf sie „aufpassen“ können. Oder zweitens: der Tod.“
Aro sah eindringlich in die Augen Nahuels, woraufhin dieser wieder eine Verbeugung andeutete: „Ja, Meister.“ Nahuels Gedanken verschwammen und ich landete wieder in der Wirklichkeit.
Als ich meine Augen öffnete, stand ich wieder im großen Wohnzimmer und es blickten mich zwölf Augenpaare neugierig an. Mein Blick jedoch heftete sich nur auf Nahuel: „Ich verstehe.“ Der junge Mann musterte ein paar Sekunden die Gestaltwandler und wiederholte: „Seht es als Warnung und lasst in Zukunft Vorsicht walten, dann gibt es auch keinen Anlass für einen weiteren Besuch.“
*Renesmees Sicht*
Ich lag noch lange in der Dunkelheit wach da. Gedanken wirbelten durch meinen müden Kopf umher. Allerdings konnte ich sie weder richtig definieren, noch darüber nachdenken. Das alles war nicht greifbar. Gott, ich war so müde!
Dennoch, irgendwie schaffte ich es über den wichtigsten Gedanken nachzudenken: im Grunde genommen drohte kein Gefahr mehr von den Volturi. Und das versetzte mich in helle Freude! Mal abgesehen davon, dass, sobald die Wölfe Mist bauten, sie getötet oder als Wache eingesetzt würden. Aber darüber machte ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken.
Was sollte schon passieren? Und um meinen Geburtstagsbesuch brauchte ich mir auch keine Sorgen zu machen.
Ich war so glücklich, dass sich doch noch alles zum Guten gewendet hatte.
Vor mich hin lächelnd stieg ich aus Dusche. Alles schien seit gestern Abend, nach dem langen Gespräch mit Nahuel, einfacher.
Gleich würde ich mich anziehen, nach unten zum Frühstück gehen und meinen Freund küssen.
Ich würde meiner Familie einen Guten Morgen Gruß zurufen und dann zur Schule fahren.
Ich würde mich im Unterricht langweilen, mich über meine Französisch Stunden und über den geheimnisvollen Draco ärgern und nachmittags meine Hausaufgaben mit Jake zusammen erledigen. Ich würde ein normales Mädchen sein!
Leise summte ich glücklich mein Lieblingslied, nämlich „Big black Horse and the Cherry Tree“ von KT Tunstall, vor mich hin (1. http://www.youtube.com/watch?v=mZEXHt7EtuI).
Als ich mir mein Handtuch umgebunden hatte, machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Eigentlich wollte ich meinen roten Lieblingsrock anziehen, doch ich fand ihn auch nach etlichen Minuten des Suchens in meinem Schrank nicht.
Hatte ich ihn irgendwo liegen lassen?
Vielleicht war er noch im Wäschezimmer?
Dort, wo all unsere Sachen gewaschen und dann auch gebügelt wurden..
Ich schlang mein Handtuch noch einmal enger um meinen Körper und machte mich auf den Weg nach unten in den Keller. Wieder vernahm ich das leise Gemurmel meiner Familie aus dem Wohnzimmer, ich hörte meine kleine zierliche Tante kichern.
Am Treppenabsatz angekommen ging ich schnurstracks in unsere Wäschekammer. Ich schlug die Tür auf, machte das Licht an. Suchend blickte ich in dem großen verwinkelten Raum umher: es standen einige Waschmaschinen, sowie Trockner und Wäscheleinen herum. Über den Leinen hingen vereinzelt Handtücher und Bettlaken in allen Größen und Farben. Ein Blick auf die große Uhr, die an der Wand hing verriet mir, dass ich mich beeilen musste wenn ich noch etwas frühstücken wollte. Meine Füße waren dank dem gefliesten Fußboden schon richtige Eisklötze und mein Handtuch rutschte.
Wo war der blöde Rock?!
*Nahuels Sicht*
Da stand sie. Fast nackt wie Gott sie schuf, das Handtuch eng um ihren Körper geschlungen, mit dem Rücken zu mir. Die bronzefarbenen langen Locken fielen ihr über die Schulterblätter und die elfenbeinfarbene Haut schimmerte im Neonlicht. Offenbar suchte sie hier unten etwas, ebenso wie ich.
Ich räusperte mich und sie fuhr erschrocken zu mir herum. Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben und sie umklammerte das Handtuch nur noch mehr. Ihre Wangen verfärbten sich ein wenig ins Rote, ihre Lippen hatte sie ein Stück geöffnet. Oh, diese Lippen! Zartrosa, voll und perfekt geschwungen. Sie vernebelten meine Sinne und ich hatte den starken Drang, ihr Küsse darauf zu hauchen. Wollte die Konturen ihres Mundes entlang fahren, ihr verschlungene Muster auf den Rücken malen und ihren Hals mit zarten Küssen bedecken!
„Ich.. Ich hab dich gar nicht gesehen…“, sie zog erneut das verrückte Handtuch ein Stück nach oben. „Es tut mir Leid, das ich dich erschreckt habe. Das war nicht meine Absicht, das versichere ich dir. Ich habe mich dir noch gar nicht persönlich vorgestellt, ich bin Nahuel und es ist mir eine besondere Freude dich nach all den Jahren wiederzusehen, Renesmee.“ Noch immer waren ihre Wangen ein wenig verfärbt und sie räusperte sich: „Tja, die Freude ist ganz meinerseits. Aber... ähm... Nahuel, was tust du denn hier unten wenn ich fragen darf?“
*Renesmees Sicht*
Ein Lächeln umspielte seine Lippen: „Du darfst. Esme hatte meine Sachen gewaschen und nun bin ich hier um sie wieder abzuholen. Und was suchst du hier, liebste Renesmee? Vielleicht kann ich dir ja behilflich sein?“
„Meinen roten Rock.“
Suchend sah ich mich noch einmal im Raum um und als ich wieder zu Nahuel blickte, hatte er schon etwas Rotes in der Hand. „Ist er das?“, grinsend reichte er mir ihn. Ich nickte als Bestätigung und bekam schon wieder eine Gänsehaut von seinem intensiven Blick. Dieser Blick war mir bei ihm mehr als unangenehm, er verursachte zudem ein übles Gefühl in meiner Magengegend. „Ja, danke. Ich... muss auch schon wieder los. Die Schule ruft!“, ich rang mir ein Lächeln ab und eilte mit dem Kleidungsstück das meinen Rock darstellte, sowie mein Handtuch um meinen Körper gewickelt schnell aus dem Raum. Ohne einen Blick zurück auf Nahuel zu werfen, schlug ich die Tür hinter mir zu.
„Morgen Jake!“, ich küsste ihn und er strahlte mich an. Ich hatte mich inzwischen angezogen (http://www.polyvore.com/renesmee_outfit/set?id=38590157) und setzte mich nun an den gedeckten Frühstückstisch in unserer Küche. „Morgen Nessie, sag mal kannst du mir bitte die Physik Notizen der letzten Stunde geben? Ich hab nämlich nicht wirklich aufgepasst und auch nicht mitgeschrieben...“, gestand er mir zerknirscht.
Typisch Jake! Ich grinste ihn an: „Jake, sag mal hast du überhaupt vor, dieses Jahr zu lernen, beziehungsweise dich in irgendeiner Form mit der Schule zu beschäftigen?“ Tadelnd hob ich den Zeigefinger er antwortete lässig: „Ich hab ja schon meinen Abschluss.“ Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und biss herzhaft in sein Marmeladenbrötchen.
„Trotzdem wäre es schön, Jacob, wenn du dich um Nessies willen ein bisschen mehr anstrengst. Du bist ihre Motivation, also geh mit gutem Beispiel voran!“, Daddy hatte sich zu uns in die Küche gesellt und lehnte an einem Regal, bevor er sich an mich wandte: „Renesmee, was macht der Blutdurst? Hältst du es aus?“ Ich sah in seine goldenen Augen und konnte Sorge darin erkennen, auf seiner ebenmäßigen, hellen Stirn hatte sich eine tiefe Falte gebildet.
„Hör mal, Nessie,“, ich sah zu meinem Freund, in dessen Augen ebenfalls Bedenken lag, „wenn es wirklich so schlimm für dich ist, dann nimm etwas Blut. Selbst wenn es menschliches ist. Ich will, dass es dir gut geht.“
„Leute, das ist jetzt ein wenig übertrieben. Ich habe gestern damit aufgehört und ihr fragt mich heute schon nach meinem Befinden. Ist ja wirklich süß von euch, aber etwas verfrüht, oder denkt ihr nicht auch? Fragt mich das nochmal in einer Woche oder so. Bis jetzt verspüre ich kein Brennen im Hals oder dergleichen, nichts tut weh. Und ich habe auch nicht Drang, jemanden aus der Schule – oder gar dir Jake – an die Kehle zu gehen und euch ‘auszuschlürfen’ wie einen Cocktail. Macht euch keine Sorgen, mir geht`s wirklich gut.“
Mit diesen Worten widmete ich meine volle Aufmerksamkeit wieder dem Toast.
Als ich zusammen mit Alice und Jake Musik hatte, konnte ich mich kaum einkriegen vor Lachen. Jake sollte mit mir ein Lied einstudieren, doch es klappte nicht wie es sollte. Eigentlich stellten sich alle Jungs ziemlich ungeschickt beim Singen an: die richtige Tonlage treffen, den Ton halten und irgendwie auch noch ganz nett dabei aussehen gelang ihnen eindeutig nicht.
„Mr Black! Sie treffen keinen einzigen Ton! Ms. Cullen kann nicht auch noch Ihren Part übernehmen! Reißen Sie sich zusammen und üben sie, es geht schließlich um eine Note.“ Die Lehrerin schaute ihn für einen Moment streng an und ging sogleich zu der nächsten Gruppe, die ebenfalls an ihrem Lied verzweifelte. Jake beugte sich zu mir hinüber und flüsterte: „Ich hab ja schon meinen Abschluss.“ Er grinste erneut und entblößte die perfekten weißen Zähne.
Ich küsste ihn flüchtig und lächelte: „Ich mag singende Jungs.“ Er tat so als ob er darüber nachdenken würde: „Das ändert die Sache natürlich… Dann lass uns weitermachen!“ Wir übten ausgesprochen fleißig weiter, doch es war ziemlich klar, dass aus Jacob garantiert kein Sänger werden würde.
In der nächsten Stunde hatte ich wieder mein Lieblingsfach: Französisch. Meine Begeisterung hielt sich – wieder einmal – ziemlich in Grenzen. Schon als ich durch die Tür schritt, schoss mir Geraldine einige giftige Blicke zu. Ich fragte mich, ob sie noch so einen langweiligen Streich für mich im petto hatte. Auch die anderen Mädchen in der Klasse hielten offensichtlich nicht viel von mir: sie zeigten mir alle die kalte Schulter. Einzig und allein die Jungs schienen sich nicht daran zu stören, dass ich eine Außenseiterin in Französisch war. Einige blickten mich auffordernd an, so als ob sie sagen wollten „Süße, komm zu uns. Wir werden viel Spaß haben…“ Wie das nervte!
Ohne zu zögern steuerte ich auf meinen bereits von meinem Sitznachbarn besetzten Platz zu. Draco sah heute wieder so merkwürdig aus, doch offenbar hatte er beschlossen in die Offensive zu gehen: „Hallo schöne Frau, bereit für den spannenden Französisch Unterricht?“
Ich wandte den Kopf in seine Richtung und bereute es sofort: sein... köstlicher, verführerischer, wohlriechender... Geruch strömte in meine Nase und er hatte wieder dieses... traumhafte, umwerfende, wundervolle, … Lächeln auf seinen Lippen. Draco strahlte Selbstbewusstsein und Arroganz aus, doch mir blieben seine Augenringe nicht verborgen. Die blonden Haare waren verstrubbelt, die gebräunte Haut war blasser als sonst, aber die meerblauen Augen funkelten wie eh und je.
„Hallo Draco! Klar Französisch ist mein Lieblingsfach! Besonders meine Mitschüler im Französisch- Unterricht sind immer so freundlich und aufmerksam mir gegenüber! Ich liebe es einfach, ehrlich. Bereiter als ich es bin, kann man nicht mehr sein.“ Meine Stimme triefte nur vor Sarkasmus und Draco lachte laut auf. Sein Lächeln wurde noch breiter und er beugte sich mehr als notwendig zu mir herüber.
„Sag mal,“ seine Augen blitzten schelmisch auf, „Wie würdest du reagieren, wenn ich dich zum Essen einladen würde?“
„Wie würde ich deiner geschätzten Meinung nach denn reagieren?“
„Du würdest höchstwahrscheinlich nein sagen. Dennoch, viele Mädchen würden einiges dafür geben mit mir auszugehen.“ Und da war er: der arrogante, selbstverliebte Arsch alias Draco McBlake.
„Ich gehöre aber leider nicht zu dieser Sorte Mädchen, Draco.“
„Da hast du recht: leider.“ Einen Moment herrschte Stille, bis Draco wieder etwas sagte: „Dann gib’ mir eine Begründung warum du mir einen Korb gibst!“
„Ist das ein Befehl?“, Spott lag in meinem Tonfall.
„Ich bitte dich, Renesmee, um eine Begründung, warum du nicht mit mir ausgehen willst.“ „Ich dachte wir wären immer noch in der „würde“ –Form?“
„Nein, eigentlich nicht. Also?“
„Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, Draco!“, langsam wurde ich wirklich sauer auf diesen Kerl.
„Da hast du wieder einmal Recht. Trotzdem -immerhin habe ich bitte gesagt..“
„Ach, du meinst mit einem „Bitte“ kannst du alles erreichen?!“
„Bei den meisten Mädchen rede ich nur in der Befehlsform, um ein Date zu bekommen. Du darfst dich also geehrt fühlen.“
„Wie bitte?! Na schön Draco: Ich gehe nicht mit dir aus, weil ich einen Freund habe. Und selbst wenn ich keinen hätte, würde ich nicht mit dir ausgehen, weil du ein arroganter, selbstgefälliger Mistkerl bist.“
Er winkte lässig ab: „Vorurteile.“
„Ich gehe nicht mit dir aus, weil du mich bisher bei jedem unserer Treffen blöd angemacht hast. Von wegen Geheimnis und so... Und du hättest dich beinahe mit meinem Freund geschlagen!“
„Ach Renesmee, als ob mir dein Freund das Wasser reichen könnte. Außerdem steht ihr Mädels doch so auf Bad Boys…,“ er flüsterte mir die letzten Wörter wieder mit seiner gänsehauterregenden Stimme zu.
„Nein. Und dabei bleibt es,” meine letzten Worte waren hart und bestimmend. Genau im richtigen Moment ging die Tür auf und Mr Hickely kam herein. Manchmal hatten Lehrer wirklich das perfekte Timing.
*Renesmees Sicht*
„Nein Jake. Deine Stimme muss ab dieser Strophe wieder einen kleinen Tick nach oben.“ Er versuchte es, scheiterte jedoch kläglich. Wir saßen in meiner gemütlichen Hütte, in der ich normalerweise mein Traumtagebuch schrieb – was momentan allerdings sehr vernachlässigt wurde, da ich mich schlichtweg nicht an meine Träume erinnern konnte – und übten an unserem Lied.
Es war bereits Abend und die restlichen Familienmitglieder inklusive Nahuel hielten sich im Wohnzimmer des Hauses auf. Unsere Musiklehrerin hatte uns aufgetragen das Lied mit unserem jeweiligen Partner zuhause noch einmal zu üben und in der nächsten Stunde vorzutragen. Jacob gab sich alle Mühe – was aber die Erfolgsquote beim Treffen von Tönen nicht gerade verbesserte, sondern eher das Gegenteil bewirkte – und mein Bauch tat bereits weh vor lauter Lachkrämpfen.
„Das macht keinen Sinn, Nessie! Das hört sich bei mir entweder wie eine schwer depressive Katze oder aber wie ein Hund im Stimmbruch an.“ „Du glaubst doch nicht ersthaft, dass ein Hund in den Stimmbruch kommt?! Nein, du hörst dich definitiv, wie die Katze an.“, ich kicherte und meine Bauchmuskeln machten sich wieder bemerkbar.
"Hm ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob ein Hund in den Stimmbruch kommen kann. Aber stell dir vor er könnte: und er würde dann versuchen zu bellen. Ich wette, das arme Tier würde sich wie ich beim Singen anhören!" Wir lachten beide bei dem Gedanken laut auf.
Ich nahm einen Schluck aus meiner Kakaotasse und stellte sie wieder auf den Tisch ab. Das Feuer im Kamin prasselte, der Himmel vor dem Fenster der kleinen Hütte verfärbte sich allmählich zu einem noch dunkleren Blauton und ich kuschelte mich noch tiefer in meinen Sessel.
Jake saß mir gegenüber auf dem dunkelgrünen Sofa: auf seiner Stirn bildete sich eine tiefe Falte, als er sich erneut über das Textblatt beugte und die dunklen Haare glänzten förmlich im Schein des Feuers. Er wirkte hochkonzentriert, doch nach einigen Sekunden ließ er frustriert das Dokument auf den Boden fallen und lehnte sich auf den Sofakissen zurück.
„Also Nessie. Den ganzen Schulmist mach ich nur deinetwegen. Denk immer schön dran. Ich könnte da wirklich gut drauf verzichten. Zumal ich schon meinen Abschluss habe! Argh“, brummelte Jake vor sich hin, dann herrschte für einige Zeit Schweigen. Ich schloss derweil die Augen und war schon beinahe dabei, einzunicken, als Jake wieder anfing: „Mal im Ernst: was bringt es mir für meine zukünftige berufliche Laufbahn, wenn ich so ein bekacktes Lied…“
Ich unterbrach ihn: „Pardon? So ein begnadetes Lied, wenn ich bitten darf.“
Er grinste mich an und verbesserte sich: „Bien sûr, pardonnez moi. Warum zum Teufel muss ich für meine zukünftige berufliche Karriere – die garantiert nicht in der Musikbranche statt finden wird – so ein begnadetes Lied erlernen?“
„Selbst als Leitwolf muss man eben singen können… Und ich wusste gar nicht, dass du einen Job ausüben willst. Achja: und seit wann kannst du so meisterhaft Französisch?“
Das Feuer knisterte und auf Jakes Gesicht machte sich ein Grinsen breit: „Hab ich nicht vor. Es geht mir nur ums Prinzip. Und: jeder hat halt seine Geheimnisse… Nur weil ich Schule nicht besonders leiden kann, heißt das nicht, dass ich nie aufpasse. Ein paar Brocken Französisch habe ich mir seit der Zeit in der Reservats- Schule gemerkt.“
„Ein paar Brocken? Was hast du denn noch so behalten?“, in mein Gesicht stahl sich ein Lächeln.
„Wenn du dich hier neben mich setzt, bin ich gerne bereit meine Sprachgewandtheit zu demonstrieren.“ Ich schüttelte lächelnd den Kopf: „Nenn mir einen guten Grund, warum ich jetzt aus diesem warmen, flauschigen und mehr als bequemen Sessel aufstehen sollte, um mich neben dich zu setzten, damit du deine Französisch- Brocken ausspucken kannst.“
Er verdrehte die Augen: „Du glaubst doch nicht ernsthaft, das dieser Sessel bequemer und wärmer ist, als ich? Renesmee, ich bin Mr Flauschi höchstpersönlich. Und du musst aufstehen, weil meine Sprachkünste dramatischer rüberkommen, wenn ich sie dir ins Ohr flüstere.“ Wir lachten beide und doch war ich ihm einen misstrauischen Blick zu.
Schließlich stand ich auf und machte es mir an Jacobs Brust bequem -er hatte Recht: er war wirklich Mr Flauschi in Person.
„Lass hören, Jacques!“ Er sah auf mich hinab und runzelte belustigt die Stirn: „Jacques?“ Ich stöhnte auf: „Jacques, Jake. Die französische Form von Jacob. Wo war doch gleich die allgemein Bildung?“ „Ich habe jede Menge allgemeine Bildung, nur damit du es weißt“, er reckte gespielt beleidigt die Nase nach oben und grunzte.
„Okay, okay. Du bist totaaal gebildet, schon klar. Willst du mir jetzt nicht trotzdem verraten, was du noch so auf dem Kasten hast?“ „Aber natürlisch Mademoiselle. Den Satz: ,Je ne sais pas‘ konnte isch schon immer besonders gut. Ebenso wie: ,Je ne comprend pas‘.“
Ich verdrehte erneut die Augen, musste dennoch immer breiter grinsen: „Oh là là Jacques! Du kannst: ,Ich weiß es nicht‘ und ,Ich verstehe nicht‘ sagen. Respekt! Und dafür musste ich nun aus meinem gemütlichen Sessel aufstehen.“ Ich machte Anstalten wieder aufzustehen, doch er hielt mich mit einem seiner muskulösen Arme zurück. „Als ob es dir hier bei Mr Flauschi nicht gefallen würde“, Jake zog mich noch näher an sich heran, sodass ich fast auf seinem Schoß saß.
„Und um noch einmal auf meine Sprachgewandtheit zurückzukommen: das sind die wichtigsten Sätze. Die muss man drauf haben, denn wenn dich der Lehrer irgendetwas fragt und man hat keine Ahnung, so kann man zu mindestens auf Französisch antworten. Ich bin prima mit meinem Wortschatz klar gekommen“, er zuckte grinsend die Achseln: „Obwohl… den wichtigsten Satz hätte ich beinahe vergessen…“
Er beugte sich noch näher zu mir, sodass sich unsere Nasenspitzen beinahe berührten. Ich sah in seine dunklen Augen, sie schimmerten geheimnisvoll und die langen, geschwungenen Wimpern warfen Schatten auf sein Gesicht. Er hielt meinen Blick ebenso gefangen wie ich den seinen und wieder umspielte ein liebevolles Lächeln seine Lippen. Jake strich meine Haare von meinem Ohr hinweg und hauchte mir etwas ins Ohr: „Je t'aime, mon cheri.“
Jacob wandte sein Gesicht wieder dem meinen zu und küsste mich sanft auf die Lippen. Ich unterbrach den Kuss und musste mir das Kichern verkneifen: „So was sagst du zu deinen Lehrern?“ „Nein, Dummerchen. So was gehört zwar auch zu meinem Grundvokabular, aber diesen hinreißenden Satz sage ich nur zu den Mädchen, die ich zum Rumknutschen verführen will.“ „Na dann bin ich ja beruhigt. Und übrigens: der Satz funktioniert.“
Ich küsste zärtlich seine Oberlippe, schlang die Arme um ihn und vergrub meine Hände in den dunklen Locken in seinem Nacken. Er nahm mich vollends in den Arm und erkundete meinen Rücken, während wir uns weiterhin leidenschaftlich küssten. Seine Streicheleinheiten ließen mir eine wohlige Gänsehaut an der Wirbelsäule entlanglaufen und ich presste mich noch mehr an ihn. Er knabberte an meiner Oberlippe und seine Zunge bat vorsichtig um Einlass, den ich ihr gewährte.
Unglaubliche Glücksgefühle schossen durch meinen Körper, als unsere Zungen miteinander Tango tanzten. Ich drängte meinen Körper noch näher an ihn und genoss seine Berührungen ebenso wie den intensiven Kuss. Mein Verstand war nicht mehr ganz klar, dennoch nahm ich wahr, wie Jakes Hand unter mein Shirt kroch und es langsam nach oben zog. Seine große Hand glitt noch höher, nämlich bis zu meinem BH und ich unterbrach den Kuss zaghaft.
Entschlossen zog ich mein Shirt wieder nach unten, an seinen alten Platz. Jakes Hände platzierte ich sanft, aber bestimmt auf meiner Hüfte und ich zog ihn wieder an mich: ein stürmischer Kuss folgte. Unsere Zungen spielten wieder wilde Spiele miteinander, wir konnten gar nicht genug bekommen. Als wir uns endlich voneinander lösten – schwer atmend und zerzaust – flüsterte ich ihm zu: „Ich liebe dich auch“, ich fuhr mit den Fingerspitzen seine Lippenkonturen entlang, „Aber ich bin noch nicht soweit, es tut mir Leid.“
Er hob abwehrend die Hände: „Renesmee, es tut mir Leid. Ich habe dich total überrumpelt und dazu hatte ich überhaupt kein Recht. Der Kuss hat irgendwie meine Sinne vernebelt, ich weiß auch nicht. Verzeih mir bitte, Schönste.“ „Bien sûr, mon amour“, ich nickte und umarmte ihn liebevoll.
Ich lag im Bett, der Mond erstrahlte vor meinem großen Fenster und seine Strahlen ließen meine Haut silbern schimmern. Ich schloss die Augen, wollte in das Reich der Träume gleiten, doch statt dessen ging mir die Szene in der Hütte noch einmal durch den Kopf. Meine Hände wurden schwitzig, als ich daran dachte wie weit wir wohl gegangen wären, wenn ich nicht rechtzeitig die Notbremse gezogen hätte.
Das Kopfkino startete bereits, doch ich ermahnte mich: Daddy konnte mich ‘hören’. Ich stoppte den Film vor meinem inneren Auge und atmete tief ein und aus, um mich zu beruhigen. Es gab keinen Zweifel: Ich wollte es ja tun, mit Jake selbstverständlich. Aber nicht wenn meine gesamte Familie alles hören konnte. Allein meine jetzigen Gedanken waren schon peinlich genug, ich war mich sicher, dass Dad lauschte. Ich errötete schon wieder.
Meine Füße machten sich plötzlich selbstständig und schon war ich in Richtung Bad unterwegs. Dort angekommen drehte ich den Wasserhahn auf, nahm einen Waschlappen, befeuchtete ihn mit dem eiskalten Wasser und klatschte ihn mir wortwörtlich ins Gesicht. Ich schaute verschwommen zum Spiegel: die Wassertropfen perlten über meine schneeweiße Haut, die Haare klebten an der Stirn und mein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Nun war ich wach und meine Gedanken - so schien es mir - waren ebenfalls durch das kalte Wasser hinfort gewaschen worden.
*Renesmees Sicht*
Viel zu früh wachte ich auf. Ein Blick auf die Uhr genügte um festzustellen, dass es noch gute vier Stunden dauern würde bis der Wecker klingelte. Ich wälzte mich auf die andere Seite und starrte aus dem Fenster. Im Glanz des Mondlichts, das spärlich das Dickicht des Waldes beleuchtete, konnte ich erkennen, dass es die Nacht über geschneit hatte. Die Bäume waren mit der puderzuckerartigen Substanz bestäubt und sahen sehr schön aus. Obwohl ich nicht wirklich viel Schlaf bekommen hatte war ich jetzt hellwach – sowieso war die Nacht eine Quälerei eines blöden Traumes nach dem nächsten gewesen - und außerdem bemerkte ich ein Kratzen in meiner Kehle.
Stöhnend rieb ich mir die Augen und räusperte mich einige Male, um das unangenehme Gefühl loszuwerden, doch es half nichts. Erneut rieb ich mit der Handfläche über meinen Hals, anscheinend musste ich etwas trinken. Schnell stand ich auf und machte mich auf den Weg ins angrenzende Bad. Ich nahm ein paar Schlucke aus dem Wasserhahn und stellte schließlich fest, dass das der berühmt- berüchtigte Vampir Durst sein musste. Schöne Scheiße. Es waren doch erst drei Tage seit der letzten Tasse!
Es gab eindeutig Nachteile am Halbvampir sein… Ich hatte Jake doch versprochen, ich würde versuchen auf menschliches Blut zu verzichten, aber allein der Gedanke an das grässlich schmeckende Tierblut ließ mich würgen. Das hieß dann wohl, ich würde eine komplette Blutdiät machen müssen. Sicherlich war mein Durst lange nicht so schlimm, wie der eines echten Vampirs. Von daher sollte ich auch eine Weile ohne Blut – zwar mit einem merkwürdigen Knoten in der Kehle, der etwas brannte – auskommen. Vielleicht würde ich mir, wenn der Schmerz unerträglich werden würde, heimlich etwas aus dem großen Kühlschrank im Keller, gefüllt mit herrlichen Beuteln voller Null Negativ, stibitzen. Ich setzte mich vor das Sofa vor meine Fensterfront und starrte in die Dunkelheit.
Was der Rest im Haus wohl um vier Uhr morgens trieb? Ich spitzte die Ohren und vernahm einzig und allein Jakes gleichmäßiges Schnarchen aus dem Nachbarzimmer. Der hatte es gut, konnte schlafen ohne Quälgeister in den Träumen. Alle anderen schienen wohl beim Jagen zu sein. Im Grunde genommen wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt um einen Beutel Blut aus dem Kühlschrank zu klauen. Doch allein bei dem Gedanken bekam ich Gewissensbisse gegenüber Jake. Und was tat Nahuel eigentlich? Benahm er sich wie einer der Volturi? War er auf Menschenjagd? Oder machte er sich möglicherweise über meinen Spenderblut Vorrat im Keller her? Ohne zu wissen was ich eigentlich tat, ging ich in Wohnzimmer und fand Nahuel mit einem Buch in der Hand auf dem Sofa sitzend vor.
„Ich bin wohl nicht die Einzige, die nicht schlafen konnte..“, begrüßte ich ihn und setzte mich
ihm gegenüber. „Nein, ich schlafe lieber tagsüber. Deine Familie ist übrigens beim Jagen, das soll ich dir ausrichten. Sie kommen gegen Morgengrauen wieder.“ Ich nickte und blickte in seine roten Augen: „Musst du denn nicht jagen?“ Er schaute mich neugierig an: „Ich habe auf dem Weg hierher schon gejagt. Vorerst bin ich befriedigt. Aber was ist mir dir liebe Renesmee? Wann gehst du wieder jagen? Du ernährst dich doch auch von tierischem Blut?“ „Ja, das heißt Nein eigentlich nicht..“
Der Dunkelhäutige zog eine Augenbraue in die Höhe: „Ja? Nein? Was nun?“ Ich holte tief Luft und seufzte dann: „Ich habe mich bis drei Tagen von menschlichen Blut ernährt, allerdings habe ich dafür nie getötet. Jetzt versuche ich gerade auf Tierblut umzusteigen. Was mir aber bis jetzt nicht gerade besonders gut gelingt, da ich mich vor tierischem Blut direkt ekle.“ „Aber du hast dennoch braune Augen.“, stellte er fest. „Ich habe nur für ein paar Minuten nach dem Trinken von menschlichem Blut rote Augen. Das müsste doch bei dir auch so sein, oder?“ fragte ich und fuhr mir mit der Hand durchs Haar. Er schüttelte den Kopf: „Ich glaube es gibt ein paar Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Halbvampiren. Bei mir ist das nicht so, meine rote Augenfarbe bleibt genauso lange wie bei einem richtigen Vampir.“
Er wollte sich schon wieder über sein Buch beugen, doch ich stellte auch schon die nächste Frage: „Warum bist du bei den Volturi?“ Nahuel sah auf und schwieg einen Moment, bis er schließlich anfing zu erzählen. „Vor fast sieben Jahren habe ich dich auf dieser Lichtung kennen gelernt und das nur, weil ich auch ein Halbvampir war und die Volturi sehen wollten was aus dir werden würde. Aber das weißt du ja noch. Was ich eigentlich damit sagen will ist, ich habe damals meine Geschichte den Volturi erzählt. Ich erzählte ihn über meinen Vater Joham und seine ‚Experimente‘ und sie beschlossen ihn aufzusuchen und ihn für seine Taten bestrafen. Auch meine Tante Huilen blieb nicht von ihnen verschont.“, er senkte den Blick doch sein Gesicht strahlte überdeutlich die Traurigkeit aus, die er durch den Verlust seiner Tante empfand.
„Die Volturi wollten auch meine Schwestern töten, da diese keine Ahnung hatten wie sie ohne Joham überleben sollten. Sie wurden von ihm nur eingesperrt und sollten von Menschen Jungen – die ab und zu in ihre Nähe gelassen wurden - Kinder empfangen, die wiederrum eine neue Superrasse bilden sollten. Ich flehte die Volturi an meine Schwestern zu verschonen, da sie schließlich die einzigen waren, die ich noch hatte. Ich ging letztendlich einen Pakt mit ihnen ein: sie würden meine Schwestern verschonen, wenn wir alle in ihre Reihen kämen. Seitdem bin ich ihr Bote und ergebener Diener und versuche es ihnen Recht zu machen. Meine Schwestern leben ebenfalls in Volterra, allerdings bekommen sie keine Aufgaben wie ich.“, er beendete seine Geschichte mit einem seufzen. „Und was ist aus den Kindern geworden, die deine Schwestern empfangen haben?“, fragte ich interessiert. „Sind bei der Geburt gestorben.“, erwiderte er knapp. Ich nickte und schaute gedankenverloren aus dem Fenster, betrachtete die mit Schnee überzogene Landschaft.
Ich hatte versucht mich nochmal für ein paar wenige Minuten hinzulegen und wieder ins Reich der Träume zu gleiten, doch es war mir misslungen. Ehrlich: ich liebte es zu schlafen und zu träumen und es machte mich schier verrückt, dass ich heute nicht in den Genuss kam. Also stand ich wieder auf schnappte mir wie Nahuel ein gutes Buch und setzte mich wieder in mein Zimmer vor mein übergroßes Fenster. Das Buch war nicht mal schlecht, auch wenn der Inhalt mich etwas langweilte, doch es konnte nicht meine schlechte Laune vertreiben.
„Einen wunderschönen guten Morgen Nessie“, Jake drückte mir so schnell seine Lippen auf meinen Mund, dass ich mich an meinem Kakao verschluckte. Ich hustete und japste nach Luft, dennoch kam ich um ein paar braune Flecken auf meinem weißen Pulli nicht herum. (http://www.polyvore.com/cgi/set?id=39197712&.locale=de)
„Morgen Jake… Bitte warn mich nächstes Mal bevor du so stürmisch bist, dann bekleckere ich mich nicht gleich mit dem heißen Kakao.“ „Tut mir Leid. Gut geschlafen? Du wirkst nicht sehr gut gelaunt.“, stellte er fest. Jake nahm sich einen Apfel aus dem Obstkorb, der auf den gedeckten Frühstückstisch stand und biss hinein. „Nein Jake, ich habe nicht gut geschlafen. Geschweige denn überhaupt geschlafen!“, fauchte ich regelrecht und stand so schnell auf, dass mein Stuhl umkippte. „Hab ich dich verärgert? Ich entschuldige mich, das war nicht meine Absicht. Wo gehst du hin?“ „Mich umziehen.“ Schnell verschwand ich nach oben und tauschte meinen mit Kakaoflecken gezeichneten Pullover gegen eine Bluse aus.
Noch immer war ich angesäuert und da kam Jakes gute Laune gar nicht gut, sie machte mich eher noch zickiger als ich ohnehin schon war. Schlafentzug und mein leichter Blutdurst waren wirklich keine gute Kombination für die erhoffte Harmonie.
In der Schule war es nicht besser: ich passte nicht auf und gab den Lehrern teils recht bissige Antworten auf ihre gestellten Fragen. Wie schafften es manche Leute nur vier Stunden am Tag zu schlafen und trotzdem topfit zu sein?! Als es nach einer erneuten langweiligen Stunde Erdkunde klingelte machte ich mich schon fast enthusiastisch zur Französisch Stunde auf. Dort konnte ich meiner schlechten Laune freien Lauf lassen, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen haben müsste. Das würde an meiner Outsider Situation im Französisch Unterricht auch nichts ändern.
„Heute lernen wir das Imparfait, eine weitere Zeitstufe im Französischen.“, begrüßte uns auch schon Mr Hickely. Wir stöhnten alle auf – mal abgesehen von Draco, der bisher noch nicht aufgetaucht war – und schrieben schon die ersten Sätze von der Tafel ab. Der Lehrer erklärte, doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Mir fielen schon in den ersten Minuten die Augen zu und ich gähnte. Mein Gähnen musste Mr Hickely irgendwie missverstanden haben, denn er bedachte mich mit einem bösen Blick. „Miss Cullen, wenn sie mein Unterricht schon so langweilt bitte ich sie entweder nach draußen zu gehen, oder meiner Stunde aufmerksam und kommentarlos zu folgen.“
Er wandte sich wieder der Tafel zu und der Rest der Klasse – insbesondere Geraldine – lachte mich aus. Heute war eindeutig nicht mein Tag. Nach gefühlten Stunden des Schreibens (es waren nur 10 Minuten, ich hatte einen Blick auf die Uhr) klopfte es schließlich an der Tür und die Augen der Klasse flogen zum Türrahmen. Mr Hickely donnerte ein: „Herein!“ und die Tür ging auf. Irgendwie war mir schon von Anfang an klar, wer gleich in der Tür stehen würde und mein Verdacht bestätigte sich. Es fehlten nur noch die Scheinwerfer und der Auftritt von Draco wäre perfekt.
„Bitte entschuldigen Sie meine Verspätung Mr Hickely, ich habe einen kleinen verletzten Igel in meiner Freistunde bei einem der draußen parkenden Autos gefunden und habe ihn zum Tierarzt gefahren.“, Draco machte eine dramatische Pause und fuhr dann fort, „Leider hat die Behandlung etwas länger gedauert und deswegen bin ich auch zu spät. Der Igel allerdings hat es trotzdem nicht geschafft.“ Es folgte wieder eine dramatische Pause, die Klasse grinste – es war klar, dass Draco das Blaue vom Himmel log – und Mr Hickely rang nach Worten. „Na wenn das so ist Mr McBlake… Setzen Sie sich einfach und versuchen Sie dem Unterricht zu folgen.“ Draco tat ihm wie geheißen und setzte sich wortlos neben mich. Doch nach ein paar Minuten, in denen mir wieder die Augen zu fielen und ich das Gähnen zu unterdrücken versuchte, tauchte schon wieder ein Zettelchen auf.
Ich musste mir ein Stöhnen und ein Augen rollen unterdrücken, entfaltete ihn jedoch trotzdem: ‚Hast du mich vermisst?‘ Ich wand meinen Kopf ihm zu – mein Herz hatte mal wieder einen kurzen Aussetzter getan, als ich in seine wahnsinnig durchdringende Augen geschaut hatte – und bedachte ihn dennoch mit einem eiskalten Blick. Symbolisch nahm ich den Zettel und zerriss ihn absichtlich langsam in kleine Fetzten, die ich auf den Boden fallen ließ. Erneut blickte ich zu ihm und ich hatte das Gefühl für ein paar Sekunden war er wirklich verwirrt, wenn nicht sogar geschockt, und das brachte mich zu einem siegessicheren Grinsen. Trotzdem, heute war definitiv nicht mein Tag.
*Renesmees Sicht*
Etwas kitzelte mich.
Etwas rief nach mir.
Es wurde immer lauter.
Ich murmelte etwas und drehte mich auch die Seite, ich wollte weiter schlafen.
Jemand rief nach mir. Jemand kitzelte mich wieder.
„Renesmee Carlie Cullen, wenn du jetzt die Güte hättest und langsam aufstehen würdest wäre ich dir sehr verbunden!“, Jake stupste mich wieder.
„Es ist Mittagszeit. Du hast 12 Stunden geschlafen. Du dürfest ausgeruht sein.“
Seine Stimme wurde immer ärgerlicher und da ich nicht vorhatte seine Nerven weiterhin zu strapazieren schlug ich meine Augen auf.
„Ja ja… Bin schon wach“, ich setzte mich auf.
Jake saß auf meiner Bettkante und hatte ein gedecktes Frühstückstablett dabei: „Für dich…“
Er hatte wohl meinen gierigen Blick auf die Croissants bemerkt: „Sozusagen als Entschuldigung für gestern.“
„Aha.“
Ich war immer noch sauer, auch wenn ich weder einen triftigen Grund noch das Recht dazu hatte.
Mein Blick fiel wieder auf das köstlich riechende Frühstückstablett und mein Magen nahm die Sache in die Hand.
„Schon verziehen.“
Ich grinste ihn an und stürzte mich auf das französische Gebäck und bestrich es mit flinken Fingern mit der Marmelade.
„Wirklich?“, er beäugte mich skeptisch, „Du warst gestern… etwas verschlossen mir gegenüber.“
Innerlich verdrehte ich die Augen, wieso konnte er es nicht einfach auf sich beruhen lassen?
Mit vollem Mund nuschelte ich: „Ich war gestern einfach nur schlecht drauf. Das ist alles. Und das du mir so eine süße Morgen Begrüßung als Entschuldigung bringst, bestätigt doch nur noch mehr, was du für ein fantastischer Freund bist dem ich wirklich gerne verzeihe. Okay?“
Jacob lächelte ein schiefes Lächeln, strich mit einer Hand eine Strähne meiner wild gelockten Haare aus meinem Gesicht und beugte sich zu mir herunter, um mich zu küssen.
„Du schmeckst nach.. Aprikose.“
„So soll es sein, oder? Ich geh mich anziehen, wir haben heute ein Date wenn ich mich recht entsinne.“, ich schwang meine Füße über die Kante des Bettes und blickte meinen Freund an.
Jake hatte tiefe Denkfalten auf seiner Stirn, während er nachdachte: „Ein Date? Mit wem?“
„Du weißt schon: das Bowling Ding mit Ella und ihren Freundinnen Nathalia und Felicia. Achja und wir nehmen Seth mit, damit du nicht ‚Allein unter Weibern‘ bist.“
„Ich bin sicher, ich hätte die Gesellschaft von lauter schönen Frauen durchaus überlebt und mehr als genossen.“, er grinste selbstgefällig.
„Ja das ist ja das Problem.“, ich schüttelte den Kopf, konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen uns stieg unter die Dusche.
Irgendwie waren die Stunden des Nachmittages nur so dahin gerannt und nun war es Abend.
Ich war gerade dabei mich fertig zu machen und wurde nebenbei von Alice zu getextet.
Ich schnappte einzelne Wortfetzen zwar auf („Nessie! Ich bitte dich! Das willst du doch nicht ernsthaft anlassen?!“; „Nicht diesen Rock zu der Bluse! Das ist DIE absolute Sünde!“; „Renesmee: ich bitte dich. Du kannst keine Jeans zum Bowlen anziehen!“)aber ihr restliches Gefasel blendete ich ignorant aus.
Außerdem belehrte sich mich noch einmal mit den höflichen Umgangsformen bei Menschen (Es waren zwar die gleichen wie bei Vampiren, aber egal.)und sie freute sich schier ein Loch in den Bauch, dass ich so schnell Anschluss gefunden hatte.
Manchmal war Alice wirklich ein wenig seltsam und daher noch umso liebenswürdiger.
„Also Nessie, dir ganz viel Spaß. Gewinn nicht die ganze Zeit und… hab Spaß!“, sie umarmte mich stürmisch und flitzte aus dem Zimmer.
Ich begutachtete mich noch einmal skeptisch im Spiegel (http://www.polyvore.com/cgi/set?id=40435571&.locale=de ) und ging schließlich die Treppe zum Wohnzimmer hinunter.
„Können wir, Nessie?“, Jake bot mir galant seinen Arm und zwinkerte Seth zu (der sich ebenso herausgeputzt hatte wie Jake) doch mein Blick fiel auf die lesende Gestalt in einem Sessel.
„Viel Spaß euch dreien.“, Nahuels Blick war immer noch stur auf das Buch gerichtet.
Ich seufzte: „Willst du nicht mitkommen?“
Jake und Seth sahen mich schockiert an und warfen mir Blicke wie ‚Er kommt nicht mit!‘; ‚Bist du von allen guten Geistern verlassen?!‘, zu.
Ein genervtes Augenverdrehen meinerseits und es war wieder Ruhe.
„Nein danke Renesmee. Auch wenn du den Anstand hast und mich nicht wie deine beiden Begleiter völlig ignorierst, so habe ich doch das Gefühl, als wäre ich nicht erwünscht. Ihr kommt sicher auch gut ohne mich klar.“
Er schenkte mir ein warmes kurzes Lächeln und wandte sich wieder seiner Lektüre zu.
Einen Moment verglich ich Nahuels Blicke mit denen von Dracos und kam zu dem Schluss, dass sie mir beide unangenehm waren.
„Okay, gut. Ähm… Dann lasst uns gehen. Bis später, Nahuel.“, ich winkte ihm und zog Seth und Jake mit nach draußen.
„Warum hast du ihn eingeladen?! Er geht nicht mal auf unsere Schule!“, Jake moserte während der Fahrt zum Bowlingcenter ununterbrochen.
„Jake! Seth geht auch nicht auf unsere Schule, Nahuel ist in Ordnung und außerdem war ich nur höflich! Also hör auf zu meckern, er ist ja nicht dabei.“
Der liebe Seth hielt sich dezent im Hintergrund und starrte aus dem Fenster zu den vorbei fliegenden Bäumen.
„Der ganze Abend wäre versaut gewesen, wenn er mitgewesen wäre…“, murmelte Jake vor sich hin und richtete dann seinen Blick wieder stur auf die Straße.
Ich verdrehte erneut die Augen und machte mir eine Gedächtnisnotiz: ‚Jake mehr Toleranz zu Weihnachten schenken‘.
Nach Minuten des Schweigens kamen wir endlich vor dem großen Gebäude an, das die Bowlinghalle darstellte.
„Wir sind da.“, murmelte Jake zerknirscht.
„Ich weiß.“ Meine Antwort war gereizt, ich stieg aus dem Auto aus und schlug die Tür heftig zu.
Wir schritten zum Gebäude, Seth folgte uns still.
„Hey Nessie! Jake! Hier drüben!“, Ella sprang aufgeregt auf und ab, damit wir sie auch ja nicht verfehlten.
„Hey Ella.“, ich setzte munteres Lächeln auf und begrüßte sie überschwänglich mit einer Umarmung, Jacob tat es mir gleich.
„Ella, darf ich vorstellen? Das ist Seth. Seth, Ella.“
„Hey Seth, schön dich kennen zu lernen.“ , sie schaute wieder zu mir, „Nathalia und Felicia sind noch nicht da, verspäten sich ein wenig. Ich würde vorschlagen wir holen uns schon mal die passenden Schuhe, was meint ihr?“
Ella schaute munter in die Runde und mein Blick fiel auf Seth, der noch nicht viel – im Grunde genommen, gar nicht – an unserer Konversation teilgenommen hatte.
Seths Augen waren geweitet und einzig und allein auf Ella gerichtet, seine ganze Mimik war voller Überraschung und Neugier.
Jacob hüstelte gekünstelt: „Seth? Noch anwesend?“
Seth antwortete noch immer nicht, den Blick starr auf meine rothaarige Freundin gerichtet.
Ella schien der Blick allmählich unangenehm zu werden, sie sah hilfesuchend zu mir und ich begriff die Situation nicht.
Warum zum Teufel glotzte Seth Ella so blöd an?
Nicht das sie nicht hübsch wäre, aber…
Jake bemerkte meine Verwirrtheit und warf mir einen aussagekräftigenden Blick zu.
Er beugte sich zu mir flüsterte kaum hörbar: „Höhere Mächte sind am Werk, Seth hat sich auf Ella geprägt.“
Er schluckte schwer und bedeutete mir mit einem Blick ich solle gefälligst Ella von Seth wegbringen.
„Ähm Leute? Stimmt was mit ihm nicht?“, Ellas Stimme war sorgenvoll und doch misstrauisch.
Ich antwortete schnell: „Nein, alles Bestens. Er hat öfters solche… Aussetzer. Einfach ignorieren.“
Ich grinste nicht sehr überzeugend und zog Ella einfach mit mir mit.
„Größe?“, ein gelangweilter Mitdreißiger mit Schweißflecken und ungepflegter Haut kaute schmatzend auf seinem Kaugummi herum und sah uns desinteressiert an.
Ich nannte ihm meine Größe und bekam meine Schuhe, Ella folgte mir mit den Schuhen in der Hand.
Wir setzten uns und banden still unsere Schuhe.
„Renesmee? Ich will mich ja nicht anstellen, aber dieser Seth ist… merkwürdig. Hat er das wirklich öfter? Mir schien es, als ob du ebenso verwirrt gewesen bist, wie ich.“
Ich kam mir vor wie im Kreuzverhör und zuckte unwillkürlich zusammen.
Ich sah zu meiner neuen Freundin: ihre roten Haare fielen ihr in das sommersprossige Gesicht und der Ausdruck der darauf lag, war fragend.
Ich rang mit mir selbst, was sollte ich ihr sagen? Ella war zu klug, als dass sie meine Lüge nicht bemerken würde.
Ich konnte nur hoffen, dass sie klug genug war, um zu verstehen, dass ich ihr nicht die Wahrheit sagen konnte.
Das war ausschließlich Seths Job. „Ich gebe zu, ich war verwundert über Seth Reaktion. Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass Seth sich meistens so seltsam aufführt. Er war eben schon immer ein wenig verrückt. Aber sind das nicht irgendwie alle Jungs?“, ich grinste sie mit einem mehr als falschen Lächeln an.
Ella nickte, mir war völlig bewusst, dass sie genau wusste, dass ich log.
Sie stand auf und spielte mit: „Gut, wenn es nichts weiter ist…“
Sie zuckte lässig mit den Schultern und grinste mich auffordernd an: „Dann lassen wir die Spiele beginnen!“
Gerade als wir unsere Bowling Bahn zugeteilt bekamen, kam eine Gruppe fröhlicher Teenager auf uns zu.
Zwei Mädchen – eine hübsche Blonde und eine geheimnisvolle Brünette – und drei Typen.
Erst bei einer zweiten Betrachtung erkannte ich die Leute und mir kam fast wieder das Frühstücks Croissant wieder hoch.
„Nathalia! Felicia!“, Ella lief strahlend auf die beiden Mädchen zu und umarmte sie herzlichst, „Ihr seid ganz schön spät.“
Sie rümpfte gespielt beleidigt die Nase und blickte dann zu den Jungs: „Und habt Verstärkung mitgebracht…“
Mark Finnigan grinste breit und begrüßte uns alle mit einem einfachen ‚Hey‘.
Sein Freund Frederik Bjöw, der stille charismatische Typ mit dem schwarzen lockigen Haar legte seinen Arm um die Taille der Brünette Schönheit Nathalia und murmelte ebenso eine lässiges ‚Hallo‘.
Draco beließ es mit einem Nicken und einem strahlenden, selbstüberzeugtem Grinsen.
Ella schien ebenso wenig Lust auf die männlichen Begleiter ihrer Freundinnen zu haben, wie ich.
Wie aufs Stichwort knurrte Jake auch schon Draco an, welcher wiederrum siegessicher und – wie immer – arrogant drein blickte.
Die Blonde der beiden Mädchen – Felicia, wenn ich mich recht erinnerte – lächelte uns alle munter an: „Sorry für das zu spät sein, wir haben nur vorher Mark, Frederik und Dray getroffen und uns irgendwie verquatscht.“
Sie lächelte entschuldigend und fuhr dann fort: „Hättet ihr was dagegen wenn die drei mitmachen?“
Jacob grunzte etwas Unverständliches, Seth starrte immer noch wie gebannt auf Ella und ich war sprachlos von den Blicken, die Draco – Dray – mir in Gegenwart von Jake zuwarf.
„Nein, natürlich nicht. Ihr müsst euch nur Schuhe holen und dann kann`s losgehen.“
Sie taten wie geheißen, holten sich ihre Schuhe und kamen wieder zur Bahn.
Wir bestellten uns Getränke und begannen mit dem Spiel.
Jake war zwar immer noch missmutig, jedoch ermunterte ihn sein erster Platz bei dem ersten Spiel doch gewaltig.
Seth hatte seine Sprache endlich wieder gefunden und machte einige Annäherungsversuche bei Ella, die anscheinend sehr gut ankamen.
„Nessie, du bist dran.“, Nathalia lächelte mir zu, gab mir eine Bowlingkugel, wünschte mir Glück und setzte sich nach ihrem Strike auf den Schoß von Frederik, welcher dies offensichtlich ziemlich genoss. Jacob rief mir noch ein paar aufmunternde Worte zu, wie ‚Mach sie platt, Schatz!‘ ehe ich mir eine (etwas zu große) Kugel schnappte und Anlauf nahm.
Die Schuhe quietschten auf dem glatten Boden, die Bowlingkugel rutschte mir aus den schweißigen Händen und landete mit einem dumpfen Aufprall wieder vor meinen Füßen.
Ich grummelte einige Flüche und schnappte mir eine kleinere Kugel, wollte es erneut versuchen.
Doch hinter mir kicherte es und ich drehte mich entnervt um: „Was gibt’s da zu lachen, Draco?“
Seine sonnengebleichten Haare fielen ihm lässig ins Gesicht und er grinste wieder sein berühmtes zynisches Grinsen: „Vorher hast du um einiges besser gespielt… vielleicht brauchst du ein wenig mehr…“
Er stocke und sah herausfordernd zu Jake: „mehr Motivation.“
Draco stand auf, kam auf mich zu und ehe ich es hätte verhindern können, hatte er bereits seine starken Hände auf meiner Hüfte positioniert.
Jacob knurrte wieder hörbar und beschimpfte Draco lautstark, welcher wiederrum das Ganze Gefluchte geflissentlich ignorierte.
Ich bekam noch aus dem Augenwinkel mit, wie Seth, Mark und Frederik meinen Freund daran hinderten sich auf Draco zu stürzen.
Irgendwie gefiel mir diese Eifersuchtsattacke… „Ich zeige dir nochmal, wie man das richtig macht.“, hauchte er mir in mein Ohr. Seine verführerische, sexy Stimme waberte wie Honig durch mein Bewusstsein und sein Geruch umhüllte mich.
Gierig sog ich ihn auf und wollte jedes Quäntchen davon für immer in meiner Nase behalten.
„So geht das.“, er stützte meinen Körper und half mir den richtigen Schwung zu finden.
Seine Vorderseite presste sich eng an meine Rückseite.
Körper an Körper standen wir da und taten gar nichts außer uns in die Augen zu sehen.
Mein Gott… seine Augen waren – es klang abgedroschen und mehr als pubertär – der Hammer! Er lächelte mich an und ich erwiderte das strahlende Lächeln.
Man konnte förmlich das Knistern, die Spannung zwischen uns spüren: sie war greifbar.
Ich blendete alles aus: das Gezeter meines Freundes, meine neugewonnen Freundinnen die heimlich tuschelten und die Kommentare von Mark und Frederik.
Der Lärm, die Leute um uns herum, all das zählte in diesem Augenblick nicht.
„Und nun versuch es.“ Draco ging ein paar Schritte zurück und beobachtete mich.
Ich nahm Anlauf, probierte die neu erworbene Technik und den richtigen Schwung aus und siehe da – es klappte auf Anhieb.
„Strike. Ich danke dir.“, ich grinste ihn an.
„Nichts zu danken, Renesmee.“
Ich ging jubelnd auf meinen Platz zurück, wo mich auch schon ein tobender, rasend vor Eifersucht geplagter Jake erwartete.
*Renesmees Sicht*
Die Tage schlichen dahin.
Es war, als ob mein Blick ständig auf die Uhr gerichtet wäre in Erwartung, dass die Zeit schneller verstrich.
In meinem Magen rumorte es schon seit einiger Zeit und insgesamt war meine Stimmung nicht auf der Höhe.
Neun Tage waren jetzt seit dem Treffen mit Ella und den anderen vergangen. Neun lange Tage.
Es war, als ob seit diesem… Vorfall eine dunkle Wolke über meinem Haupt schwebte, die sich einfach nicht vertreiben lassen wollte.
Rose und Emmett waren wieder abgereist ebenso wie Leah, jetzt da nur noch eine Warnung der Volturi in der Luft hing.
Ich lag in meinem Bett – konnte wieder mal nicht schlafen – und starrte finster meine Zimmerdecke an.
Aus dem Augenwinkel nahm ich den fallenden Schnee wahr.
Er bedeckte inzwischen den ganzen Wald mit einer glitzernden Oberschicht.
Meine Gedanken wandernten zu meiner jetzigen Situation bezüglich meines Liebeslebens und meine Muskeln verkrampften sich bei dem Gefühl, dass sich während das Nachdenkens in meinem Körper ausbreitete.
Jacob hatte seit dieser Eifersuchtsattacke regelrecht um meine Aufmerksamkeit gekämpft und langsam ging mir das echt auf die Nerven.
Ständig war er in meiner Nähe, mischte sich ungefragt in die verständlichsten Dinge ein und gab seinen Kommentar dazu ab.
Es war wirklich mehr als lästig.
Eigentlich sollte dieses Prägungs Zeug doch machen, dass alles reibungslos zwischen uns lief.
Eben ein Dauer Harmonie Ding.
Mit Friede, Freude, Eierkuchen Atmosphäre.
Ich seufzte vor mich hin.
Sicherlich liebte ich ihn, doch neuerdings regten mich schon Kleinigkeiten an ihm auf, die mich früher nie gestört hatten.
Wie zum Beispiel die Tatsache, dass er ständig aß und dann auch noch mit vollem Mund redete.
Dass er immer unpünktlich war, sein übertriebener Beschützerinstinkt und aber auch seine Unkultiviertheit.
Gut, ich musste zugeben das klang selbst für mein Sprachniveau etwas zu hochgesteckt, aber es war die Wahrheit.
Wenn man Wikipedia Glauben schenken mochte, dann war die Definition von Kultiviertheit wie folgt: Kultiviertheit bezeichnet umgangssprachlich im sozialen Kontext eine verfeinerte, gepflegte Lebensweise, die sich an den Wertvorstellungen einer bestimmten sozialen Gruppe oder Schicht orientiert.
Zitat Ende.
Aha.
So viel dazu.
Schon erstaunlich, was dabei herauskam, wenn man sich vor dem Freund versteckt und aus lauter Langeweile ein wenig durch das stets beliebte Internet surft.
Ich seufzte erneut.
Was lief neuerdings schief zwischen Jake und mir?!
Ich verstand es nicht.
Vielleicht war es die Tatsache, dass sich Jacob praktisch immer in meiner Nähe befunden hatte.
Seit meiner Geburt, um genau zu sein. Und die war jetzt immerhin auch schon 6 Jahre her.
Ich hatte so ziemliche meine gesamte Freizeit mit ihm verbracht, hatte mit ihm Spaß gehabt und jede Menge Unsinn gemacht ohne dass dabei auch nur ein Fünkchen Streit entstanden war.
Wahrscheinlich sehnte ich mich nach Abwechslung, nach etwas völlig Neuem.
Und nicht mehr nach dem Jungen, den ich schon in und auswendig kannte.
Draco McBlake war alles was mir dazu einfiel.
Man konnte dieses wandelnde Mysterium als das krasse Gegenteil von Jake sehen.
Und das machte ihn umso interessanter für mich, auch seine Flirterei (auf die ich beim Bowlen ziemlich eingegangen war und keinerlei Gewissensbisse hatte) gefiel mir langsam.
Aber bedeutete das, dass ich Jake doch nur als meinen Freund liebte und einfach meine Freundschaftsliebe mit der normalen Liebe verwechselte?
Was wenn ich damals, als Jacob mir von der Prägung erzählt hatte, meine Gefühle verwechselt hatte?
Woher wusste ich das bitteschön?
Sicherlich hatte ich ein paar Veränderungen vor Jakes Geständnis bei mir entdeckte.
Die „Schmetterlinge im Bauch“, die schweißigen Hände, das Rot-werden, das Herzklopfen wenn ich in seiner Nähe war.
Aber was, wenn ich die „flatternden Schmetterlinge“ mit ein paar Regelschmerzen verwechselt oder einfach etwas Falsches gegessen hatte?
Was wenn meine schweißigen Hände / das Rot- werden / das Herzklopfen darauf hingedeutet hatten, dass sich bei mir eine kleine Erkältung bevor stand oder im ganz Allgemeinen die Pubertät?
Ich war mir nicht mehr über meine Gefühle im Klaren und das machte mir Angst.
Ich stöhnte und rieb mir über meine trockene Kehle.
Mein Blutdurst verschlimmerte sich förmlich stündlich.
Es waren bis jetzt schon ganze elf Tage her, seitdem ich das letzte Mal menschliches Blut – oder überhaupt Blut – gekostet hatte.
Elf Tage voller Selbstbeherrschung und auch Lügerei.
Ich hatte inzwischen gut gelernt, wie ich meine Gedanken gegenüber Daddy verbarg bzw. verdrehte und offensichtlich kaufte er mir meinen angeblich kaum vorhandenen Blutdurst doch recht gut ab.
Ich drehte mich um Richtung Fenster, mein Himmelbett knarzte.
Beim Zuschauen der fallenden Schneeflocken fielen mir allmählich die Augen zu, ich wurde schläfrig und versank nach einiger Zeit in den wohltuenden Schlaf, der bis(s) zum Morgengrauen andauerte.
Der Wecker schrillte, ich schreckte hoch, duschte mich, zog mich an und ging mit einer brennenden Kehle hinunter in Richtung Küche. (http://www.polyvore.com/renesmee_outfit/set?id=40888689)
Ein Blick durch das meterhohe Glasfenster im Treppenhaus genügte, um festzustellen welch wunderschöne winterliche Landschaft sich draußen bot.
Es hatte in der Nacht weiterhin geschneit und wohin man auch sah, das glitzernde Weiß strecke sich über alle Wälder und Wiesen.
Die spärliche Wintersonne schien vom Himmel und ließ die Eislandschaft noch geheimnisvoller wirken.
So schön der Anblick auch war, durch Auftauchen der Sonne konnten meine Eltern sowie Alice und Jasper nicht zur Schule gehen.
Ich ging in die Küche, Jake begrüßte mich wieder überschwänglich, ich nahm es genervt hin und frühstückte in aller Ruhe.
Ich erntete für mein Verhalten Jacob gegenüber einige schräge und vorwurfsvolle Blicke meiner Familie und bevor wir zur Schule fuhren bat mich Daddy noch um ein Gespräch unter vier Augen.
Ein wahrlich wunderbarer Tag bis jetzt…
„Wie geht es deinem Hals?“, er beäugte mich misstrauisch, „Du scheinst mir momentan ein wenig unausgeglichen. Habt du und Jacob Beziehungsstress?“
Dad sah mich völlig unschuldig und ahnungslos an, doch ich war mich sicher, dass er Bescheid wusste.
Sowohl über meinen fast unerträglichen Blutdurst als auch über die dicke Luft, die zwischen Jake und mir herrschte.
Ich verdrehte die Augen: „Als ob du nichts wüsstest, Daddy.“
„Renesmee, dein Blutdurst macht dich gefährlich! Du leidest und könntest einem Menschen Schaden zufügen, wenn du dich nicht beherrschst. Willst du wirklich dieses Risiko eingehen, nur um dir selbst oder Jacob etwas zu beweisen? Elf Tage. Das hält nicht mal ein vollständiger Vampir durch.“
Ich zuckte trotzig die Schultern und wollte gehen, doch er hielt mich am Handgelenk fest.
„Stopp junge Dame, wir sind noch nicht fertig. Habe ich dein Wort, dass du a) nicht völlig auf Blut verzichtest und b) deine schlechte Laune nicht an deinem Freund auslässt? Nessie, ich kenne deine Gedanken. Ich weiß, dass du Zweifel hast, aber ich finde du solltest alles nochmal überdenken. So ungern ich es zugebe: Jacob ist mir als zukünftiger Schwiegersohn hundert Mal lieber, als dieser Draco.“
Ich stöhnte, schlug mir die Hände vor das Gesicht und schüttelte den Kopf: „Oh Dad! Wer redet denn bitteschön von Heiraten?!“
Er erwiderte nichts darauf und blieb hartnäckig: „Habe ich dein Wort?“
Ich nickte als Antwort und zog von dannen.
Ich hatte es mir neuerdings zur Aufgabe gemacht im Französisch Unterricht meinen Blick verstohlen auf meinen Sitznachbarn zu richten.
Mr Hickely faselte irgendwas von der „wunderbaren, faszinierenden“ Kultur Frankreichs, er ging während seiner Erzählungen über dieses „spektakuläre“ Land voll auf und bemerkte überhaupt nicht, dass die gesamte Klasse einschlief.
Die meisten hatten ihren Kopf auf ihren Tisch gelegt und dösten vor sich hin, andere malten und schrieben Zettelchen mit ihrem Banknachbarn und ich starrte Draco an.
Es war wie zu einem Spiel zwischen uns beiden geworden: ich blickte ihn heimlich an, er richtete seinen Blick auf die Tafel, ab und zu sah er zu mir und wir mussten beide grinsen.
Ich konnte mich an diesen verdammt blauen Augen einfach nicht satt sehen.
Leider wurde unser Spielchen jäh unterbrochen, als es zur nächsten Stunde klingelte.
Ich machte mich ein klein wenig frustriert über das abrupte Ende unseres Spiels zur Mathe Stunde auf.
Schon auf dem Weg dorthin bemerkte ich das Schwindelgefühl, meine Knie waren zu Wackelpudding geworden.
Mühsam schaffte ich es in das Klassenzimmer und setzte mich schleunigst auf meinen Platz.
Wieder verspürte ich das unerträgliche Brennen in meiner Kehle, es fühlte sich wie kleine Messerstiche an und die Übelkeit machte meine Situation auch nicht rosiger.
Verzweifelt klammerte ich mich an meinem Stuhl fest, um nicht herunter zu fallen.
Meine Handgelenke wurden weiß vor Anspannung und ich presste meine Zähne fest aufeinander.
Mein Blick schweifte durch die Klasse und mein vampirischer Instinkt trat in den Vordergrund.
Das Pochen der Herzen um mich herum, es ließ mir das Wasser im Munde zusammen laufen.
Blut, das durch die Adern gepumpt wurde. Gierig sah ich auf die Kehlen meiner Mitschüler.
Ein kleiner Biss würde genügen..
Ein wenig Blut und alles wäre fürs Erste wieder gut.. Doch ich musste dem widerstehen! Ich konnte mich nicht gehen lassen. Auf gar keinen Fall, damit wäre so ziemlich alles was meine Eltern und Großeltern aufgebaut hatten, zerstört.
„Miss Cullen? Geht es Ihnen gut?“, der Mathelehrer sah mich besorgt an.
Ich schüttelte nur den Kopf und presste gezwungen hervor: „Magenkrämpfe.“
Er bedeutete mir mit einer Handgeste nachhause zu gehen.
Ich packte daraufhin meine Sachen und ging mit dem Blick stur auf den Boden gerichtet nach draußen.
Ich hatte Jacob eine Nachricht zukommen lassen, warum ich plötzlich weg war.
Für ihn hieß das wohl, seine Wolfsgestalt annehmen und nachhause laufen.
Ich steuerte auf meinen Mini zu, schloss ihn auf, verstaute meine Sachen auf dem Rücksitz und wollte gerade einsteigen, als mir jemand auf die Schulter tippte.
Ich fuhr erschrocken um und starrte dem lächelnden Draco ins Gesicht.
„Wohin des Weges, schöne Frau?“
„Warum bist du nicht bei Sport?“
Er beantwortete meine Frage mit einer Gegenfrage, was bedeutet er schwänzte: „Warum bist du nicht bei Sport?“
Es war merkwürdig: mein menschlicher Teil wollte Smalltalk mit Draco betreiben, mit ihm Lachen.
Der vampirische Teil meines Selbst konzentrierte sich einzig und allein auf das Blut, das durch seine Venen gepumpt wurde und überlegte sich Pläne, wie man Draco am besten seine Lebensessenz berauben konnte.
Ich musste unverzüglich von ihm weg, andernfalls würde genau das geschehen, was ich mit meinem Verschwinden aus der Mathe Stunde verhindern wollte.
Blut würde fließen, dank mir.
Ich ohrfeigte mich im Geiste selbst für meine Dummheit nicht auf Daddy zu hören, aber nun war es nicht mehr zu ändern.
„Mir geht es nicht gut, ich muss nachhause“, ich stieg in meinen Wagen ein.
Draco bedachte mich mit einem skeptischen Blick, ich schlug die Tür zu, wollte das Auto starten und sah nochmal zum Fenster hinaus, um zu sehen ob ich Draco umfahren würde, wenn ich gleich ausparkte.
Aber ich sah ihn nirgendwo.
Genervt machte ich die Autotür wieder auf und es ertönte ein Knacken gefolgt von lautstarkem Fluchen.
„Verflucht, Renesmee!“
Und da roch ich es.
Ich stieg aus, handelte wie in Trance und sah nach unten.
Dort hockte Draco und wollte sich die Schuhe binden.
Durch das erneute Aufschlagen der Autotür hatte ich ihn wohl voll erwischt, seine Nase blutete.
Er hielt seine Hände davor, welche bereits leicht blutverschmiert waren.
Gierig sog ich den Geruch auf, bückte mich zu ihm herunter und starrte wie gebannt auf die rote, köstlich riechende Flüssigkeit.
*Dracos Sicht*
Ich hing schon eine ganze Weile auf dem Parkplatz vor der Schule herum und drückte mich vor dem Unterricht.
Auf ein weiteres Aufeinandertreffen mit ihrem Freund hatte ich wahrlich keine Lust.
Mein i-Pod spuckte auch nur ein paar klägliche Lieder aus, ehe sein Akku versagte und aus den weißen Ohrstöpseln kein Laut mehr drang.
Ich unterdrückte ein Stöhnen und verfluchte die Technik von heute.
Doch der Zufall kam mir zu Hilfe, die Tür des großen Schuleingangs schwang auf und heraus kam Renesmee Cullen ohne ihren psychotischen Troll von Freund.
Sie hatte es offensichtlich ziemlich eilig, schnellen Schrittes steuerte sie ihren roten BMW Mini an.
Ich staunte erneut über ihre Eleganz und ihre unvorstellbare Schönheit.
Ich ging in ihre Richtung, legte mein selbstsicherstes Grinsen auf, dem sie nicht widerstehen konnte und tippte ihr auf die Schulter.
Sie war erstaunt mich zu sehen und wirkte nahezu unbeholfen, ich half ihr auf die Sprünge: „Wohin des Weges, schöne Frau?“
Oh ich liebte es die Mädchen mit solchen Sprüchen um den Verstand zu bringen.
„Warum bist du nicht bei Sport?“
Ich widerstand dem Drang genervt mit den Augen zu rollen, wen interessierte schon Schule?
„Warum bist du nicht bei Sport?“
Sie überlegte einige Augenblicke und erst jetzt fiel mir auf, wie blass sie heute war.
Blasser als ohnehin schon.
Ihre Augenringe hatten auch nicht ihr Make Up verdecken können, sie wirkte völlig fertig.
„Mir geht es nicht gut, ich muss nachhause.“
Ich zog misstrauisch die Augenbraue hoch, vorher in Französisch war doch noch alles gut gewesen.
Was also stimmt jetzt nicht?
Sie schlug die Autotür zu, ich bückte mich derweil um meine Schuhe zu binden.
Doch die Tür ging wieder auf und ehe ich mich versah, traf sie meine Nase.
Mir stiegen die Tränen vor Schmerz in die Augen, meiner Wut über die eigene Schuld an meinem gebrochenen Riechorgan machte ich in einigen Flüchen Luft.
„Verflucht, Renesmee!“
Hatte sie das mit Absicht getan, fragte ich mich unwillkürlich.
Ihr Gesicht jedoch verdeutlichte mir, wie sehr ihr diese unfreiwillige Attacke auf meine Nase Leid tat.
Nessie ging zu mir herunter in die Hocke und starrte das Blut, welches meine Hände und mein Gesicht bedeckte, an.
Sie schien wie in Trance gefallen sein, die bronzefarbenen langen Haare fielen ihr ins Gesicht uns auf ihrem Gesicht war ein verklärter Ausdruck.
Renesmee streckte ihren grazilen Arm in Richtung meines Selbst aus.
Mit dem Finger fing sie einen Blutstropfen, der über meine Wange perlte, auf und führte ihren blutbefleckten Finger zu ihrem Mund.
Ich traute meinen Augen kaum, als sie den Blutstropfen von ihrem Finger ableckte und die Augen schloss.
Ich rührte mich nicht vom Fleck und studierte ihre Mimik.
Renesmee schlug ihre Augen wieder auf, sie waren blutrot.
In ihnen flackerte die Gier, die Unbefriedigtheit.
Sie keuchte schwer, ihre Hand betastete ihre Kehle und sie sah mich geschockt, über ihr eigenes Verhalten, an.
*Nahuels Sicht*
Der Schnee unter meinen Schuhsohlen knarzte und einzelne, herabfallende Schneeflocken bahnten sich ihren Weg durch das Dickicht der Nadelbäume in Richtung meines Kopfes.
Durch mein regelmäßiges Ausatmen entstanden kleine Atem Wolken in der eisigen Luft.
Ich hatte keine Ahnung wo ich hin lief, aber das störte mich nicht im Geringsten.
Das Cullen- Haus lag einige hundert Meter hinter mir und ich entfernte mich mit schnellen, bestimmten Schritten davon weg.
Das Gefühl der Freiheit durchströmte mich, als ich zu rennen begann.
So war es immer gewesen.
Wenn ich lief war ich frei.
Die Bäume flogen an mir vorbei und ich machte erst bei einem nicht vereisten, nahezu reißenden Fluss Halt, an dem einige Elche ebenso wie ich eine Verschnaufpause einlegten.
Obwohl ich Durst hatte, ignorierte ich diese armen Kreaturen geflissentlich, es gab wahrlich besseres als diesen „Vegetarier“- Fraß.
Ein Knurren von mir genügte, um sie zu vertreiben und ich war, inmitten in der Natur, wieder allein.
Die Schönheit Finnlands war unglaublich.
Völlig anders als die toskanische und südamerikanische Landschaft, in denen ich fast alle Jahre meines Lebens verbracht hatte.
Ich ließ mich auf einem umgefallen Baum nieder und betrachte noch ein Weilchen die wilde, verschneite Szenerie.
Mein Verschwinden aus dem Hausder Cullens war eine gute Entscheidung gewesen.
Ich hatte es noch nie sonderlich gemocht, in einem geschlossenen Raum zu sein.
Das war auch in Volterra so: wenn sich mir die Möglichkeit bot zu verschwinden, dann tat ich das auch.
Es war beklemmend und einengend, ich verstand wirklich nicht, was die Menschen an ihren Häusern so faszinierte.
Der Grund für meine – von den Menschen so schön definierte – Platzangst war wohl hauptsächlich der, von meinem Vater zusammen mit meinen Schwestern und meiner verstorbenen Tante Huilen in einer Waldhütte eingesperrt worden zu sein.
Erst nach Jahren der Gefangenschaft brachte ich es mit Huilen fertig, zu flüchten und von dieser Zeit an hatten wir in der freien Natur gelebt.
Wir waren als Nomaden durch Lateinamerika gezogen, bis uns nach Jahrzenten zwei der Cullens begegneten: Alice und Jasper.
Ich musste unwillkürlich lächeln bei dem Gedanken, wie seltsam es gewesen war, ihnen zu begegnen.
Und nun – sechseinhalb Jahre später – stand ich hier.
Als Vermittler der Volturi.
Zu Gast bei den Cullens.
Wenn man mich - wie in einer diesen dämlichen Fernsehshows der Menschen, die rund um die Uhr in der Flimmerkiste liefen - befragen würde, wie ich mir meine Zukunft vorstellte, dann würde mir ein Bild vor Augen schweben.
Ich sah mich in diesem Bild neben Renesmee stehen.
An ihrer Hand glitzerte ein Ring und auf ihrem Gesicht, das mir zugewandt war, lag ein Strahlen.
Ihre Augen sollten leuchten, wenn sie mich sah.
Ich würde den Arm um die Taille legen und wäre glücklich. Wie wären uns ebenbürtig.
Mann und Frau.
So wie es sein sollte.
Ich nahm eine Bewegung wahr, etwas Rotes flitze durch den Wald, aus der Richtung aus der ich soeben gekommen war, auf mich zu.
Der Schnelligkeit zu urteilen konnte es sich nur um einen Vampir/ Halbvampir handeln.
Vielleicht einer der Cullens, der mir gefolgt war. Oder ein Nomade auf der Durchreise.
Das Etwas kam immer näher auf mich zu, ich versteifte mich und stand automatisch von meinem Baum auf.
Es war zur Gewohnheit geworden, in Angriffsstellung zu gehen, sobald etwas Unvorhergesehenes eintraf.
Der rote gekleidete, unbekannte Vampir war inzwischen so nah, dass ich ihn identifizieren konnte.
Es war Renesmee in ihrem roten Mantel. In ihren Haaren und auf den Wimpern hatten sich Schneeflocken verfangen.
Ihre Augen hatte sie zusammen gekniffen und sie stolperte förmlich über Stock und Stein.
An ihrer Wange liefen die Tränen herunter, die Hände vor Anspannung zu Fäusten geballt.
„Renesmee“, ich fing sie auf, als sie drohte, über einen Ast zu stürzen.
Sie blinzelte überrascht und ich sah in ihre leicht geröteten Augen.
Sie hatte menschliches Blut gekostet.
„Nahuel?“, ihre Stimme zitterte vor Schreck und Traurigkeit.
Ich nahm sie in den Arm und streichelte ihr behutsam über den Rücken, sie ließ es geschehen.
„Ich... ich habe...“, noch immer schluchzte sie und es war ihr kaum möglich, ihren Satz zu vervollständigen.
„Ich weiß.“ Sie nickte und wimmerte in meinen Armen.
Es vergingen Minuten, in denen der Schnee auf uns herab fiel und ich Renesmee tröstete, ehe sie zu sprechen begann.
„Ich konnte mich nicht beherrschen. Es war nur ein Tropfen! Was soll ich denn jetzt tun, Nahuel?“
Zwischen den Wörtern unterbrach sie sich immer wieder und wischte sich die Tränen weg, die ihr noch immer über die Wange kullerten.
Sie wiederholte die Frage, als ich ihr nicht antwortete: „Was würdest du an meiner Stelle tun Nahuel?“
Die Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben, aber was sollte ich ihr schon sagen?
Die Cullen’sche „Ich möchte keine Menschen töten, weil sie genauso viel wert sind wie wir“ –Einstellung gefiel mir ohnehin nicht.
Gut, sie hatte jetzt das Problem, dass der Mensch über ihr Vampir- Dasein wusste.
Aber dafür gab es eine ziemliche einfache Lösung: den Tod dieses Menschen.
Doch das wiederum verstieß gegen ihre eben genannte tolerante Haltung den Menschen gegenüber.
Für mich waren diese minderbemittelten Säugetiere nichts anderes als etwas Vergnügliches, mit dem man spielen konnte.
Als Nahrung, oder auch unterhaltsame Schlafzimmer- Aktivität, wo sie letztendlich ebenfalls als Nahrung endeten.
„Geh’ mit mir weg von hier. Du wirst diesen Menschen nie wieder sehen, es wird keine Probleme mehr mit ihm geben. Du wirst wie eine Fata Morgana gewesen sein, ein Trugbild, an das er sich nur noch vage in seinen Träumen erinnert. Geh mit mir weg von hier.“
Es war dumm von mir, nicht über das von mir Gedachte nachzudenken, bevor ich es aussprach.
Ich bereute es sofort, als ich ihren schockierten Blick sah.
Natürlich würde sie nicht von hier weg gehen, von ihrer Familie, ihren Freunden.
Ihrem Freund.
„Mit dir weggehen? Wohin?“
„Einfach weg. Wo uns niemand finden kann. Zusammen.“
In ihrem Blick lag das Unverständnis meiner Worte und sie blinzelte verwirrt.
„Aber ich kann doch nicht…“, ich ließ sie nicht aussprechen und legte ihr die Hand auf den Mund.
„Denk nicht über die Konsequenzen nach, komm mit mir mit.“
Renesmee schüttelte zögerlich den Kopf und sah mich mit ihren inzwischen wieder schokoladenbraunen Rehaugen unverwandt an.
Ich kniff meine Augen zusammen und dachte nach, wie ich aus diesem Schlamassel wieder herauskam.
Doch so sehr ich auch darüber nachdachte, zu einer Lösung gelangte ich nicht.
„Nahuel, ich weiß nicht warum du solch eine absonderliche Vorstellung hast, ich würde mit dir weggehen, aber -…“, ich ließ sie nicht ausreden.
Statt dessen drückte ich ihr einen harten Kuss auf die Lippen, der von meinem Verlangen nach ihr getränkt war.
Meine Hände platzierte ich auf ihrer Kehrseite und zog sie dominant und grob an mich, während ich sie unentwegt weiter küsste.
Die Zeit stand für mich in diesem Augenblick still, ich wünschte er würde nie vergehen.
Doch die Wirklichkeit traf mich schneller, als ich hätte zugeben wollen.
Renesmee stieß mich von ihrem Körper weg, ihr Gesichtsausdruck zeigte die reine Verachtung für mich.
„Renesmee, ich- …“
„Spar’s dir, Nahuel!“
Sie drehte sich so schwungvoll um, dass ihre Locken um sie herum wirbelten und stapfte wütend durch den Schnee wieder in Richtung Cullen- Anwesen.
Minuten, in denen ich es nicht vermochte, mich zu bewegen, verstrichen ungenutzt.
Ich war zu einer Statue geworden, angestrengt nachdenkend.
Die Wut zeigte sich deutlich in meinem Gesicht -ich war so unglaublich wütend auf mich selbst.
Ich hatte diese ganze Aktion völlig falsch angepackt: SO hätte es unter keinen Umständen laufen sollen.
Das lautstarke Fluchen ersparte ich mir, dafür war ich nicht der Typ.
Zögerlich machte ich mich nach weiteren Minuten der Untätigkeit wieder in Richtung der Cullens auf.
Ich fragte mich, was mich dort erwarten würde…
Ein wütender Jacob garantiert.
Ein von mir genervter Edward?
Ich wusste es nicht.
Kaum hatte ich die Terrassentür geöffnet, stürzte sich auch schon ein alles andere als freundlich gestimmter, eifersüchtiger Freund auf mich. „DU!“
„Ich?“
„Du perverses, mieses, verfluchtes, kleines Arschloch! Wie kannst du es wagen?!“
Jacob holte mit der Faust aus und verpasste mir ein Veilchen.
Ich ließ es über mich ergehen, konnte mir jedoch eine freche, ihn provozierende Bemerkung nicht verkneifen: „Wenn du besser auf deine Freundin aufgepasst hättest, wäre es gar nicht dazu gekommen. Im Übrigen kann sie sehr gut küssen, wenn sie nicht so aufbrausend wäre.“
Erneut schlug er mich, diese Mal auf die Nase.
Es knackte grob und ich musste eingestehen, dass so ein Gestaltwandler wie er es war, ziemlich Kraft hatte.
„Du widerwärtiges Monster!“, er zog eine angeekelte Grimasse, ehe er mir noch einen herben Schlag in den Magen verpasste.
„Jacob, es reicht. Du bist wütend auf Nahuel, hast aber keinerlei Recht, ihm Gewalt anzutun!“
Edward kam zu seinem, vor Anspannung und Wut zitternden, zukünftigen Schwiegersohn und legte ihm bestimmend die Hand auf die Schulter.
Ich trat einen Schritt auf ihn zu und zischte scharf: „Um mal eins klar zu stellen, Jacob: deine verehrte Renesmee ist exakt das gleiche ‚Monster‘ wie ich es bin. Bist du dir sicher, dass du diese Bemerkung im Raum stehen lassen willst und nicht noch einmal deine nette Monstertheorie überdenken willst? Oder bist du gar so ein rassistischer Wolf, dessen Geruch sicherlich bis nach Volterra stinkt, mit solchen Vorurteilen speziellen Halbvampiren gegenüber?“
Er schäumte vor Wut und Renesmee zog ihn am Ärmel zurück: „Er ist es nicht wert, Jake.“
Doch ihr Freund hörte sie gar nicht.
Er schritt bedrohlich auf mich zu und knurrte mich an: „Ich meinte nicht was du – was ihr – seid, sondern wie du dich benimmst.“
Er zitterte noch immer am ganzen Leib und seine Wolftransformation stand so gut wie bevor.
Mein Blick wanderte wieder zu Renesmee, die nicht so recht wusste, auf wessen Seite sie stehen sollte.
Sie war sicherlich noch wütend auf mich, doch einen Mord würde sie durch so einen Eklat nicht rechtfertigen.
Auch Edward mischte sich wieder ein, der ebenfalls nicht glücklich mit meinem Gesagten schien: „Nahuel, ich denke es wäre für alle Beteiligten besser, wenn du wieder nach Italien gehst.“
Er klang gequält und mehr als genervt von diesem Streit, fuhr er sich mit der Hand durchs Haar.
„Das denke ich nicht, Edward. Wenn er“, an dieser Stelle deutete ich auf Jacob: „sich schon bei solch einer Kleinigkeit nicht zusammen reißen kann, wie soll das dann laufen, wenn noch etwas Schlimmeres passiert? Er kann jetzt schon kaum seine Verwandlung unterdrücken. Etwas, das ihn – und somit uns – an die Menschen verrät? Darüber wäre Aro sicherlich nicht glücklich. Also nein. Ich denke nicht, dass mein Aufenthalt hier schon beendet ist. Mein wachsames Auge wird offenbar längerfristig benötigt. So lange bis er sich zu benehmen weiß und damit keinerlei Gefahr für uns besteht. Wenn du mich trotzdem vor die Tür setzten solltest, dann sei gewiss, dass das eintreten wird wovor ich dich gewarnt habe.“
Edward rang mit sich, Bella kam daraufhin aus der Ecke in der sie die ganze Zeit gesessen und gelesen hatte.
Sie nahm seine Hand, drückte sie sanft und sah ihn im die Augen, als wolle sie ihm durch Gedanken etwas sagen.
Und das tat sie.
Sie legte ihren berühmten Schutzschild ab, damit ihr Gatte ihre Gedanken lesen konnte.
Einen Moment schloss er die Augen und im nächsten lächelte mich Edward auch schon wieder an.
„Du bleibst.“
„Warum war mir das jetzt klar?!“, Nessies Freund kochte noch immer vor Wut.
Ich grinste ihn triumphierend an und ging zu meinem Zimmer.
„Halt dich von ihr fern! Ich warne dich…!“, rief er mir noch nach, ich lachte nur und schloss die Tür.
Es würde sich bestimmt noch eine weitere Chance ergeben, Renesmee ihre Gefühle für mich zu entlocken. Dessen war ich mir gewiss.
*Dracos Sicht*
Ich verspürte den Drang zu lachen, als mir alles – wirklich alles – klar wurde.
Es war die reine Ironie. Wirklich und vollkommen.
Großvaters Weissagungen waren eingetroffen.
Das glatte Leder gebundene Buch, welches ich in den Händen hielt, war den Beweis, dass es sicherlich bald passieren würde.
Gott, war ich dumm gewesen!
Und nun?
Nun, war ich voll angespannter Erwartungen.
Ob ich Angst hatte?
Das war eine der schwierigsten Fragen, die es noch zu beantworten galt.
Ob ich glücklich mit der baldigen Veränderung war?
Diese Frage vermochte ich ebenso wenig zu beantworten.
Aber eine Frage, die mir förmlich auf der Zunge brannte, war: Was würde nun mit Renesmee geschehen?
Oder besser gesagt: Was würde nun mit uns geschehen?
Würde überhaupt etwas geschehen?
War ich verliebt in dieses Mädchen?
Was war an ihr so besonders?
So anders, das es sie von den anderen Mädchen derart unterschied?
Was auch immer es war, ich würde es schon noch herausfinden.
Ich legte das Buch – aus dem mich immer noch meine Vorfahren anstarrten – aufgeschlagen auf den Tisch und fuhr erneut fast ungläubig über das Papier.
Ein Lächeln glitt mir über das Gesicht, als ich an den morgigen Dienstag dachte.
Mein geliebtes Himmelbett - mit den selbst genähten weißen Vorhängen meiner Mutter, welches vor meinem Fenster stand - knarzte als ich mich umdrehte, um so den Blick auf den an der Wand hängenden Kalender zu haben.
Es war schon wirklich lachhaft, wie ich meinen roten Filzstift jeden Morgen zückte und einen weiteren Haken in das entsprechende Kästchen machte.
Es war ein Mondkalender, den ich mir vor ein paar Tagen gekauft hatte: auf ihm waren die Mondzyklen und die passenden Dinge, die für diesen Tag im Bezug auf jedes Sternzeichen zutrafen und empfohlen wurden.
Mich interessierten aber hauptsächlich die Zyklen, wobei es auch ganz praktisch war zu wissen, wann man als Sternezeichen Skorpion die Haare am besten schneiden oder seine Pflanze am besten düngen konnte.
Es waren noch acht Tage bis zum Vollmond und ich war mehr als angespannt.
Erneutes Quietschen und Knarzen, als ich mich wieder zum Fenster hin umdrehte und in die fahle Dunkelheit hinausblickte.
Mit den wunderbarsten Gedanken, die ein Mensch…
Nein, an dieser Stelle schalt ich mich selbst, da dieses Wort nun nicht mehr passte.
Es hatte nie gepasst.
Die Gene waren schließlich immer da gewesen, das bewies ja auch das Buch.
Mit den wunderbarsten Gedanken, die ein zukünftiger Wolf haben konnte, schlief ich glückselig ein.
Ich erwachte früh, doch der Mangel an Schlaf durch das Nachdenken bis spät in die Nacht, rächte sich.
Verschlafen fuhr ich mir durchs blonde Haar und rieb mir die Augen, eine kurze und vor allem kalte Dusche folgte und darauf das Anziehen.
Ein letzter Blick in mein unaufgeräumtes Zimmer, in dem sich die Bücher auf den Ablageflächen bereits stapelten, mein Bett wie immer zerwühlt vor dem Fenster stand, ein paar leere Pizzakartons herum lagen, das einzige Foto einer glücklichen kleinen Familie – welche einmal meine gewesenen war – auf dem Nachtkästchen und ein kümmerlich vertrockneter Kaktus auf meinem mit Papieren übersätem Schreibtisch stand, verdeutlichte mir noch einmal, dass es den Anschein hatte, als hätte sich nichts verändert.
Doch dem war nicht so: der Schein trog.
Es hatte sich etwas verändert, das ebenso in dieses Zimmer gehörte wie der Kaktus.
Nämlich ich selbst.
„Draco! Komm schon herunter: deine Pancakes werden sonst noch kalt“, die Stimme meiner Mutter unterbrach jäh meine Gedanken und ich folgte ihrer Aufforderung.
Sie stand wie üblich vor dem Herd in ihrer rot- weiß- karierten Schürze, die sonnenschein-farbenen Haare lose hochgesteckt, sodass ein paar Strähnen keck in ihr Gesicht fielen und bereitete mein Frühstück zu.
„Ich sagte dir, du sollst das nicht tun. Du überanstrengst dich noch.“
„Es geht schon, die Medikamente schlagen an und ich fühle mich wohl in meiner Haut. Und ich möchte doch, dass mein einziger Sohn etwas Nahrhaftes bekommt.“
„Wissenschaftler bestätigen, dass man auch mit Pizza als Hauptnahrungsmittel wirklich wunderbar auskommt.“
„Entweder sind das deine imaginären Wissenschaftler oder du sprichst im Plural von dir selbst als Wissenschaftler“, sie drehte sich mit einem lächelnden Gesicht zu mir herum und verschränkte wissend die Arme vor der Brust.
Ich musterte sie von meinem Stehplatz im Türrahmen zu der kleinen Küche, schüttelte frustriert den Kopf und schnalzte missbilligend mit der Zunge.
Ihre bleiche Haut, die blass violetten Augenringe und der ausgezehrte Körper standen ihr überhaupt nicht.
Sie ähnelte kein bisschen mehr der Mutter, die ich früher wie besessen angehimmelt hatte.
Die mit meinem Vater glücklich gewesen war und deren Lachen durch unser Haus hallte.
„Mum, nimmst du wirklich deine Medizin?“
Eine Antwort bekam ich nicht auf meine Frage, sie drehte sich statt dessen wieder zum Herd um und wendete den Pfannkuchen.
„Wie immer mit Ahornsirup?“
„Ich bitte darum.“
Sie nickte gedankenverloren und stellte meinen Frühstücksteller auf den Tisch.
Wir setzten uns um den Tisch und ich begann schweigend zu essen, bis sie sich nach einigen Augenblicken räusperte und mich ansah: „Bedrückt dich etwas, Draco? Du weißt du kannst mir alles sagen. Also…?“
Ich nahm die Augen vom Teller und fixierte die blauen Augen meiner Mutter: „Nein, es ist nichts. Alles bestens.”
Ich schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, um ihre Nerven nicht noch mehr zu strapazieren und aß weiter.
Ich wusste nicht, ob sie wusste, dass ich ihr nicht die Wahrheit sagte, aber wenn sie es tatsächlich wusste, hakte sie nicht weiter nach.
Ihre Mundwinkel zuckten, als sie mich beim Verschlingen des köstlichen Pfannkuchens beobachtete: „Schmeckt es dir?“
Ich erwiderte ihr Lächeln, nahm ihre Hand und drückte sie leicht.
Es war ihre übliche Frage, die schon zum Frühstück dazugehörte.„Mit dir kann sich nicht mal die beste Köchin der Welt messen.“
Das war meine übliche Antwort und ihr Lächeln breitete sich im gesamten Gesicht aus, sodass sich die Lachfältchen um die Augen vertieften.
Ich schritt über den quietschenden Linoleum- Boden und drängte mich durch den Schülerstrom zum Fachraum für Französisch.
Oh ja, auf diese Stunde freute ich mich wirklich.
Ich kam sogar pünktlich: Mr Hickely war noch nicht da und ich steuerte sogleich auf den bereits von meiner Sitznachbarin belegten Platz zu.
Ich grinste unwillkürlich, als ich mich setzte.
Renesmee hatte ihren Kopf auf ihre Arme gelegt, sie bemerkte meine Präsenz und hob kurz ihren Blick, doch senkte ihn sofort peinlich berührt.
Mir entfuhr ein kehliges Lachen, was sie dazu brachte, erstaunt ihren Kopf erneut zu heben.
„Und? Wie geht’s? Hast du deine…“, ich schmunzelte und räusperte mich, „Gelüste hinter dich gebracht und gestillt?“
Sie errötete, senkte wieder den Blick und flüsterte dann leise: „Können wir bitte nachher reden?“
„Das ist wirklich mal was ganz neues! Du suchst meine Gesellschaft? Natürlich können wir reden, aber warum passt es dir jetzt nicht?“
Ihre Stimme klang nun verärgert, was mich noch mehr zum Grinsen brachte: „Draco, das ist mir ernst!“
„Oh, mir auch“, mein Grinsen unterstrich meine Nicht- Ernsthaftigkeit.
Sie knirschte mit den Zähnen und ihre Augen funkelten mich an, ich seufzte versöhnlich: „Wie wär’s, wenn wir auf die letzte Stunde verzichten?“
„Wir schwänzen also.“
„Du hast es erfasst, Süße.“
„Okay, in Ordnung. Also kein Mathe, umso besser: ich hab die Hausaufgaben sowieso nicht.“
„Schön.“
„Jaa, schön.“
„Bonjour mes élèves!“, tönte es auch schon vom Eingang und die Tür fiel lautstark ins Schloss.
„Sind deine Schuhe wirklich so interessant?“, meine Augenbraue schoss fragend in die Höhe und ich lächelte amüsiert über ihr Verhalten.
„Ja, sind sie nicht schön? Ich hab sie mit Alice in London gekauft, sie waren reduziert in einem kleinen Gesc-…“
„Renesmee!“, unterbrach ich sie mit einem kleinen Lachen.
„Ach so, ja. Sorry. Ähh… wegen gestern... Ich... keine Ahnung was da los war. Ein Aussetzter schätze ich. Tut mir Leid. Kannst du das Ganze bitte einfach vergessen?“
Sie blickte flehentlich drein und wiederholte eindringlich: „Bitte, Draco. Und bitte sag niemanden etwas!“
Ich verschränkte dir Arme vor der Brust und legte die Stirn in Falten: „Vergiss es, Renesmee. Du hast von meinem Blut gekostet! Und du hattest danach rote Augen! Rot. Ich meine: was soll ich da bitte denken?“
Renesmee malte mit ihrem Fuß Muster in den Schnee, sah sich gedankenverloren auf dem nur von Autos belegtem Parkplatz um und rieb sich über ihre vom Mantel bedeckten Arme, als wäre ihr kalt.
Nach einigen Sekunden hob sie fast schüchtern den Blick und erwiderte auf meine ironische Frage: „Nichts?“ Ich runzelte erneut die Stirn: „Wie ‚nichts‘?“
„Na, du sollst bitte am besten gar nichts denken. Einfach darüber hinwegsehen und mich weiterhin nerven…?“
„Klingt ja ganz nett, aber nein danke. Wie wär’s wenn du dir einfach meine Theorie zu diesem Vorfall anhörst und danach einfach sagst ‚Ja, Draco. Du hast Recht. Tut mir Leid, dass ich dich angelogen habe. Vielleicht könnte ich das auch mit einem Date gutmachen?‘.“ „Du bist so… Argh!“, sie trat mit ihrem schicken Schuh gegen den Reifen eines Autos und fluchte über meine Dreistigkeit. „Ja, ich finde mich auch toll. Also willst du nun zuhören oder soll ich der ganzen Schule erzählen, dass die liebe kleine Renesmee Cullen eine ganz besondere Vorliebe für Blut hat? Oder besser gesagt: die ganze Familie Cullen.“
Mein Grinsen wurde immer selbstgefälliger und sie riss den Kopf so schnell hoch, dass ihr Hals leicht knackste. Ihre Augen waren aufgerissen vor Schreck und ihre Lippen formten sich zu einem ungläubigen ‚O‘.
„Ich nehme das mal als ja.“
*Marcus' Sicht*
„Wann hast du vor endlich etwas gegen diese…“, er rang mit sich und spie das Wort aus, als wäre es etwas höchst ekelerregendes, „Wölfe zu unternehmen!? Ich sagte dir bereits, Aro, dass unsere Untätigkeit gegenüber diesen Missgeburten als Versagen der Volturi gesehen wird!“
Caius wollte noch weiter reden, doch Aro unterbrach ihn mit einem gehobenen Zeigefinger: „Mein lieber Freund, beruhige dich. Ich sagte dir bereits, dass wir noch nichts tun werden. Alles zu seiner Zeit. Und glaube mir, hochverehrter Caius, die Zeit wird kommen, in der die Wölfe zu uns kommen werden.“
Aro sprach selbstüberzeugt und mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen und ich seufzte.
Mich langweilte diese ewig währende Diskussion schon lange. Es waren immer die gleichen Vorwürfe und die gleichen Antworten.
„Brüder, lasst uns über etwas anderes reden. Mir schwirrt schon der Kopf…“, fuhr ich dazwischen und klemmte zwei Finger an meinen Nasenrücken, um meinen Überdruss diesbezüglich zu verdeutlichen, „Wann sagte Heidi doch gleich, ist sie mit dieser lächerlichen Stadtführung fertig? Ich habe Durst!“
„Marcus!“, Caius sah gar nicht glücklich mit der Unterbrechung seines Gefasels aus und schoss mir böse Blicke zu, was ich mit einem weiteren Stöhnen und Seufzen vergalt.
„Marcus“, fing Aro zu mir gewandt an: „Wie ist deine Meinung zu diesem… Problem?“
Nun schoss meine Augenbraue verwundert in die Höhe; es war ganz und gar nicht typisch, dass auch meine Meinung zu einem Thema eingeholt wurde.
Normalerweise entschieden die beiden sowieso ohne mich, was mir ganz recht war.
Ich musterte beide verwundert und nahm wieder einmal ihr schwächelndes, durch die Luft flirrendes Band wahr, welches ich durch meine Gabe, Beziehungen und Verbindungen zu sehen, erkennen konnte.
Von Caius’ Seite aus, an der das Band zu einem verknäulten Knoten wurde, herrschte Misstrauen unserem schwarzhaarigen Bruder gegenüber.
„Nun, Aro, Caius. Offensichtlich habt ihr beide eine deutliche Ansicht bezüglich dieses Themas, doch ich finde ihr sprecht beide in Rätseln…“
Ich ließ den Satz im Raum stehen, sah gelangweilt an die Decke unseres Thronsaals und machte eine abfällige Handgeste.
„Was meinst du mit ‚in Rätseln‘?! Es ist doch alles glasklar!“, mein blonder Bruder fühlte sich offenbar angegriffen und seine Stimme war schneidend.
„Nein, ist es nicht. Warum, willst du diese Kreaturen unbedingt tot sehen, Caius? So lange sie nichts falsch machen, was uns verrät, ist doch alles gut. Sie sind ebenso Teil dieser Welt, wie wir. Bei der Halbvampirin der Cullens haben wir auch Toleranz walten lassen, auch wenn sie nicht wie wir war. Was also veranlasst dich dazu, diese Geschöpfe ohne einen Grund umzubringen? Das ist nie die Art der Volturi gewesen. Es gab IMMER einen Grund für die Beseitigung eines Wesens. Und nun zu dir, Aro. Welchen Plan verfolgst du, dass du derart selbstsicher gegenüber den Wölfen bist? Vernunft und Sanftmut geschehen bei dir nie aus wahrer Nächstenliebe, das lässt sich nicht bestreiten.“
Die beiden schnappten empört die Luft, lauschten mir aber dennoch andächtig.
Es war unüblich für mich etwas zu dem Geschehen zu sagen, aber dann auch noch derart respektlos zu sein, sprengte schier ihre Vorstellungskraft.
Ich wiederholte meine Fragen kurz: „Nun? Erklärt mir warum du, Caius, die Wölfe beseitigen willst. Und du, Aro, welches Ziel du mit ihnen verfolgst und was dich glauben lässt, dass sie die Cullens verraten würden und zu uns kämen?“
Caius setze bereits an, seine Motive überzeugend zu vertreten, wurde jedoch wieder durch Aros Zeigefinger zum Schweigen gebracht.
Aro begann zu sprechen: „Du weißt bereits, dass Caius von einem Werwolf in Sibirien angegriffen wurde und beinahe zerfetzt wurde. Seitdem hat unser Bruder eine gewisse Abneigung gegen Nicht- vampirische Kreaturen. Wir rotteten die Werwölfe aus und Jahrhunderte später tauchten die Gestaltwandler bei den Cullens auf. Wir hielten sie zunächst für ebendiese Werwölfe, doch unser Verdacht war falsch. Es liegen wahrhaft Welten zwischen einem Gestaltwandler, der nur zufällig bei der Transformation die Gestalt eines Wolfes annimmt und einem Werwolf, der als Mensch gebissen wurde und zu dieser blutrünstigen Kreatur gemacht wurde. Er – der Werwolf – verwandelt sich bei Vollmond unfreiwillig zu solch einem Monster und war seit Anbeginn der Zeit der ärgste Feind der Vampire. Caius ist der Ansicht, dass die Gestaltwandler ebenso ungezügelt und gefährlich für uns sind, wie die Werwölfe. Und damit wären wir bei meine Ansicht der Dinge: ich halte die Gestaltwandler für ungefährlich und bin der Meinung, sie könnten uns noch sehr nützlich sein. Als Verstärkung unserer Wache, das wäre sicherlich wunderbar.“
Aro strich mit den bleichen Fingerspitzen über seine pudrig- weiß aussehende Haut und in seinen Augen lag der Wissensdurst und das Verlangen des Besitzens und Kontrollierens der Gestaltwandler. Mein Blick glitt währenddessen durch unseren leeren Thronsaal, der schwach beleuchtet war. Caius lief auf und ab, seine Miene war verzerrt, was ihn regelrecht verunstaltet aussehen ließ. Aro hatte es sich auf seinem mittleren Thron bequem gemacht und starrte ins Leere. Schließlich, nach einigen Sekunden des Stirnrunzelns meinerseits, dem ungeduldigen Gestapfe von Caius und dem entzückten Versinken in Träume auf Aros Seite, sprach Letzterer weiter: „Nun wie auch immer. Das Einzige was wir für meinen – ich will ja nicht prahlen – gut durchdachten Plan brauchen, ist Geduld. Also bitte, Caius. Hör auf dir Sorgen über unsere Stärke zu machen und zeige ein wenig Geduld. Es wird sich alles fügen, hab Vertrauen.“ „Du sprichst wie ein Geistlicher, Aro.“ „Ach, sind wir nicht alle in irgendeiner Art und Weise mit Gott und höheren Mächten verbunden?“ Das Gesicht meines blonden Bruders wurde nun zu einer immer grimmigeren, angeekelten Maske und er schüttelte sich leicht.
Ein Geräusch ließ uns alle drei die Ohren spitzen: wir vernahmen den leisen, italienischen Singsang von Heidi gepaart mit den gehauchtem Flüstern von Jane, Alec, Demetri und Felix.
„Per di qua, prego.“ Ein Lächeln huschte über mein Gesicht: „Essen.“ Die Flügeltüren schwangen auf und die begeisterten Touristen traten ein, sie redeten wild durcheinander, musterten uns aufs Genaueste und kramten ihre Kameras heraus.
„Vedi i pannelli del soffitto belle? La cupola e la sala è già vecchio di secoli. E ora abbiamo ancora una sorpresa molto speciale per te ...”
Janes klare Stimme drang zu meinem Ohr, sie hatte ein diabolisches Grinsen auf ihrem bleichen Gesicht und strich sich die blonden Haare zurück: „Der Spaß kann beginnen…“
Und die Schreie begannen.
*Darios Sicht*
Ich hing meinen Gedanken nach und starrte an den Baldachin meines Himmelbettes, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und wartete auf einen Befehl meiner Meister. „Dario!“, es klopfte lautstark an meiner Tür und ich sprang aus meinem Bett auf, um zu öffnen. Das beherrschte Gesicht von Chelsea blickte zu mir herauf, sie fuhr sich kurz durchs perfekt frisierte hellbraune Haar und räusperte sich, ehe sie mir die Nachricht überbrachte.
„Caius wünscht dich zu sehen. Jetzt.“
Ich zog fragend die Augenbraue hoch und nickt schließlich: „Wo?“
„In seinen Gemächern.“
Ich stutze und mein Gesicht wurde fragender, als es ohnehin schon war, doch ich nickte erneut.
Chelsea machte auf dem Absatz kehrt und verschwand wieder den langen Flur entlang.
Flink schlüpfte ich in meinen Umhang, schloss meine Tür und ging zu meinem Gebieter.
Ein einsames Klopfen, das durch den marmornen Gang hallte, genügte und Caius ließ ein „Herein“ verlauten.
Ich trat ein und nahm aus dem Augenwinkel den prunkvollen Raum wahr: es war eine große Suite und wir befanden uns in einem Vorzimmer zu den privaten Räumlichkeiten.
Stuck verzierte die Decke und der Raum schien vor lauter Gold, Eleganz und Luxus förmlich zu bersten. Caius saß auf einem, mit rotem Samt überzogenen, Stuhl und hatte die Beine übereinander geschlagen, er wippte mit dem Fuß und vor ihm prasselte ein kleines Feuer im Kamin. Schließlich schritt ich auf ihn zu, deutete eine Verbeugung an und sank dann respektvoll mit gesenktem Kopf auf die Knie.
Seine roten Augen fixierten mich und er machte eine schnelle Handbewegung, mit der er mich aufforderte mich zu erheben.
„Steh auf, Dario. Du fragst dich, warum ich dich hierher bestellt habe? Nun, du warst mir immer ein treuer Diener und dementsprechend ist es mir eine Freude, dir mitteilen zu können, dass du wieder etwas für mich tun kannst.“
Mein blonder Meister redete langsam und sehr gedehnt, als wäre es ihm zuwider oder gar eine Qual mit mir zu sprechen.
Er tippte ununterbrochen mit seinem Finger an sein Kinn und fuhr – bestätigt durch mein Schweigen, dass ich gewillt war, ihm einen weiteren Dienst zu erweisen – fort:
„Vermutlich hast du bereits mitbekommen, dass mein geliebter Bruder Aro neuerdings die Gewohnheit pflegt, ein paar Stunden des Tages in unseren Kerkern zu verbringen. Ich wüsste wahrhaft gerne, was er dort tut… Ich wünsche, dass du ihn beobachtest und mir dann Bericht erstattest.“
Nun stand mir wohl das Grauen ins Gesicht geschrieben: den obersten Anführer der Volturi auszuspionieren war nicht gerade ein Traum für mich.
Caius sprang wie von der Tarantel gestochen auf und umfasste mit einer schnellen Geste meinen Hals.
Er sah nicht glücklich über das Zögern und dem verstörten Gesichtsausdruck meinerseits aus und drückte meine Kehle leicht, aber dennoch sehr bedrohlich zu.
„Wirst du meinem Befehl Folge leisten oder ziehst du es vor, deine gerechte Bestrafung dafür zu empfangen?“
Ein Keuchen entfuhr mir, was nicht dem Luftmangel zuzuschreiben war – schließlich war ich ein Vampir, wie jeder andere hier auch – sondern eher dem Schock über die Reaktion meines Meisters.
„Was immer ihr verlangt, Meister. Ich bin Euer ergebener Diener“, presste ich hervor und nahm all meinen Mut zusammen, um ihm in die vor Wut glitzernden Augen zu sehen.
Er ließ mich sofort los und bedachte mich mit einem übertrieben freundlichen Lächeln: „Gut. Es wäre doch eine Schande auf solch einen treuen Diener wie dich verzichten zu müssen. Nun geh! Und lass es unter keinen Umständen zu, dass er dich sieht oder gar berührt! Sonst werde ich über dein Schicksal walten und du wirst dir nur noch den Tod wünschen. Habe ich mich klar ausgedrückt?“ „Natürlich, Meister.“
Ich verbeugte mich erneut respektvoll zum Abschied, ehe ich schnell aus dem Raum huschte und mich in Richtung Aufzug begab.
Die Türen des stählernen Aufzugs schwangen mit einem ‚Pling‘ auf und ich betätigte den Knopf für die Untergeschosse unserer Festung.
Mir schwirrte der Kopf: wie sollte ich bitteschön einem Jahrtausende alten Vampir hinterher spionieren?
Das war ein Ding der Unmöglichkeit!
Seine Sinne, seine Gabe und auch seine Stärke waren über die Jahre seines Alters nur gewachsen.
Ich war ihm meilenweit unterlegen.
Das würde mein sicherer Tod und Caius wusste dies.
Aber eine andere Wahl, als zu gehorchen, hatte ich nun mal nicht.
Die Frage, die ich mir stellte, war, durch wessen Hand ich Gottes Reich betreten würde.
War es an Aro, der mich erwischte, mich zu vernichten, oder würde es mein Auftraggeber sein, der nicht riskieren konnte, dass sein Geheimnis in Aros Wissen gelangte?
Die Aufzugtüren glitten mit einem weiteren ‚Pling‘ auf und ich schritt zögerlich in unsere Katakomben.
Es führte ein langer, breiter und sehr düster aussehender – er war nur vom fahlen Kerzenlicht beschienen – Gang vom Lift weg, doch nach einigen Metern taten sich einige Seitengassen auf.
Ich wagte es dennoch nicht, von meinem Weg abzukommen und folgte dem Hauptgang.
Meine Schritte und das leise Plätschern von herabtropfenden Wassertropfen waren die einzigen Geräuschquellen, die ich wahrnahm.
Allmählich verlor sich das Zeitgefühl und ich fragte mich, woher ich die Gewissheit nahm, dass mein Weg überhaupt der Richtige war.
Der Gang hatte sich die ganze Zeit über kein bisschen verschmälert, aber zu meinem Verdruss hatten es sich ein paar Ratten hier unten bequem gemacht und ich war derart schreckhaft wegen meines Auftrags, dass ich bei einem kleinen Aufquieken dieses Ungeziefers schon Panik bekam.
Immer wieder ermahnte ich mich selbst, Ruhe zu bewahren, doch das half auch nicht wirklich weiter.
Zu meiner großen Überraschung teilte sich der Gang nach einer scharfen Kurve auf einmal und ich stand in einer beleuchteten kleinen Halle.
Prunkvolle Kerzenständer waren auf den Boden gestellt und am Ende dieser lehmfarbenen Halle war eine Holztüre eingelassen.
„Sag mir, Alisha, gibt es Neuigkeiten?“, Aros Stimme klang fragend und gierig nach dieser Information, hinter der Tür hervor.
Langsam glitt ich in eine Ecke der Halle und lauschte den Geschehnissen hinter dem soliden Holz.
„Er – der zukünftige Wolf – weiß Bescheid. Er weiß, was er ist und doch zieht er die falschen Schlüsse. Der andere Wolf, der Ungezähmte, hat große Sorgen. Er hat Vermutungen. Und er hat Misstrauen den andersartigen Vampiren gegenüber.“
„Wie steht es mit der Halbvampirin?“
„Es passiert genau das, was ihr euch so gewünscht hattet, Meister. Sie verliebt sich in den einen.“
„Sehr gut, sehr gut…“, man konnte förmlich Aros Grinsen auf dem Gesicht sehen und einige Minuten herrschte Stille.
„Wie läuft es mit Nahuel? Befolgt er den Plan? Ist er uns treu? Oder hat mir mein treuer Freund Carlisle wieder einmal einen meiner Diener abspenstig gemacht..?“
„Nein, nein! Nahuel ist auf dem richtigen Pfad und er ist euch treu, mein Herr. Allerdings... gibt es Komplikationen mit ihm.“
Alisha war fast panisch geworden, als dieser Name genannt wurde und machte sich eilig daran diesen zu verteidigen.
„Komplikationen?“, seine Stimme wechselte in Sekunden die Tonlage von hochzufrieden zu schneidend.
„Ja, Komplikationen. Ich sehe…“
Eine erneute Pause trat ein und ich konzertierte mich umso mehr, etwas aufzuschnappen.
„Ich sehe… Liebe. Und wachsendes Verlangen für die Halbvampirin.“
Ihre Stimme klang zärtlich, als sie von besagtem Nahuel sprach, doch auch betrübt.
„Er verliebt sich in sie?! So war das nicht geplant, nein. Ganz und gar nicht.“
„Herr…“
Erneutes Schweigen, wobei Aro seinen Gedanken nachhing und die Frau – Alisha – still blieb.
„Nun denn, Alisha. Ich danke dir, meine Teure. Wir sehen uns morgen wieder…“
Mit diesen Worten schwang knarzend die Türe auf und ich presste mich automatisch mehr in die Ecke und betete, dass meine Anwesenheit geheim blieb.
Aro schloss die Tür hinter sich und stand einen Moment bewegungslos in der Halle, er sah sich suchend mit gerunzelter Stirn um.
Mich interessierte in diesem Augenblick nicht, wer zum Teufel hinter dieser Tür saß und die Zukunft wie eine Zigeunerin weissagen konnte, von wem diese besagte Dame gesprochen hatte und was Aro damit zu schaffen hatte.
Mich interessierte nun einzig und allein mein Überlebensinstinkt.
Ich machte mich so schmal wie möglich und kauerte mich in der Ecke zusammen, die ohnehin unnötige Luft angehalten.
„Ich schätze es nicht, belauscht zu werden, Dario.“
Mein Todesurteil war gesprochen, ich kam aus meinem Versteck und kniete reumütig vor ihm; den Kopf tief gesenkt.
„Meister.“
„Was veranlasst dich dazu, mir zu folgen?! Wer befahl es dir?!“
Aro’s Gesicht war vor Wut verzerrt und er packte mich – wie es Caius vor wenigen Minuten zuvor getan hatte – an der Kehle.
Er schloss die Augen und ließ sich von meinen Erinnerungen überrollen, dann flackerten seine Augenlider wieder auf und die roten Pupillen verengten sich umso mehr.
„Dafür wird Caius teuer bezahlen…“
Er schloss seinen Griff fest um meinen Kopf, ich sandte ein Stoßgebet an meinen Gott, er möge mich gütig zu sich nehmen und schließlich ertönte das metallische Quietschen.
*Ellas Sicht*
Das Geräusch, das mein Sitznachbar mit seinem Kugelschreiber machte, als er diesen immer wieder auf und zu drehte, ging mir auf die Nerven.
Und zwar gewaltig. Zudem ließ er seinen Fuß die ganze Zeit auf dem Boden auf und ab tippen.
Als ich einen Blick zu ihm wagte, starrte er mich an und mit seinen Lippen formte er lautlos ein paar Worte, die er schließlich mit einem nervösen Lächeln unterstrich.
Keine Ahnung, was er mir mit diesem merkwürdig übertrieben Formen seiner Lippen eigentlich sagen wollte, doch ich glaubte das Wort ‚Date‘ verstanden zu haben.
Ich legte die Stirn in Falten und versuchte wieder im Matheunterricht aufzupassen.
Die Uhr tickte unaufhörlich, das Kratzen der Stifte auf Papieren von meinen Mitschülern und der Reizhusten von unserem Lehrer brannten sich auf die Dauer in mein Hirn ein.
Doch das mit der Aufmerksamkeit als Ablenkung von meinem verehrten Sitznachbarn – der mich langsam in den Wahnsinn trieb – klappte nicht, wie ich feststellen musste.
Das ständig währende Gefühl, angestarrt zu werden, war nicht sehr förderlich für meine Konzentration in die ach so verhassten Binomischen Formeln.
Ich legte den Kopf in den Nacken, ließ die Schultern kreisen und stellte fest, dass die Putzfrauen in dieser Schule wohl nicht sehr gründlich waren.
Über mir hing eine fette, schwarze Spinne, die sich langsam an ihrem gesponnenem Faden zu mir herab ließ.
In Richtung meines Kopfes, um genau zu sein.
Es war für eine Weile ganz interessant ihr dabei zuzusehen und ihre, immer deutlicher werdenden Beinchen derart nah zu sehen, doch dann schoss mir durch den Kopf, dass ich diese Tierchen absolut nicht leiden konnte und panische Angst vor ihnen hatte.
Warum mir dieser Gedanke erst jetzt kam – wo dieses haarige Etwas nur ein paar Zentimeter über meinem Kopf baumelte – wusste ich selbst nicht so genau.
Mein Stuhl quietschte, als ich ihn über den Linoleum Boden zu meinem Banknachbarn zog.
Hoffentlich machte die Spinne nicht einen auf Spiderman und folgte mir mit ihren klebrigen Spinnfäden, wie Peter Parker, der sich von einem Hausdach zum Nächsten schwang.
In meinem Falle: von einem Schädel zum Nächsten.
Doch ein Blick zu dem haarigen Vieh – das inzwischen dreist auf meinem Tisch gelandet war – verriet mir deutlich, dass das Ding es eher auf eine Fliege abgesehen hatte, die es sich ebenfalls auf meinem Tisch bequem gemacht hatte.
War mein Tisch denn ein Zoo?!
„Nein, eher ein Esstisch“, kam es von meinem nervigen Banknachbarn.
Hatte ich das laut gesagt?
Ich wandte hastig den Kopf zu dem Sprecher und erschrak so heftig, da dieser fast meine Nasenspitze mit seiner eigenen berührte, dass ich zurückwich und auf den Boden plumpste.
Ja, ich hatte das wohl laut gesagt und prompt stieg mir die Röte ins Gesicht, als allesamt zu mir herunter sahen.
Eilig setzte ich mich wieder auf den Stuhl und spürte nur zu deutlich die noch immer auf mich gerichteten Blicke auf mir.
Selbst unser Mathelehrer hatte seinen Redefluss unterbrochen und sah mich fragend an, er hatte die Augenbraue hochgezogen sodass seine Stirn mit Furchen übersät war.
„Gleichgewichtsprobleme, Sir“, war meine simple Begründung für das Meeting zwischen meinen vier Buchstaben und dem Boden.
Sofort war er wieder besänftigt und schrieb munter weiter seine Rechenaufgaben an die Tafel.
Ich wagte erneut einen Blick zu dem seltsamen Jungen, der neben mir saß.
Dieser fing meinen Blick auf und hielt ihm eine ganze Weile grinsend stand, ehe er mit einer Handgeste in Richtung meines eigenen Tisches deutete.
So wurde ich Zeuge, wie das Spinnen Ding sich gerade einen Plan ausdachte, wie sie die Fliege verputzen könnte.
Unwillkürlich lief mir eine Gänsehaut über den Rücken und ich schüttelte mich leicht.
„Du weißt hoffentlich, dass ich eine Gegenleistung für das Mitbesetzen meines Tisches verlange?“, kam es erneut gewispert von ihm.
„Auch wenn ich unter besonderen Umständen dazu gezwungen bin, mir den Tisch mit dir zu teilen?“
Er nickte absolut ernst auf meine Frage hin, doch ich sah seine Mundwinkel zucken: „Spinnen, die sich gerade daran machen etwas Nahrhaftes zu essen, sind absolut keine genehmigte Ausrede. Nein, nein.“ „Bist du dir da sicher? Ich finde man sollte diese Situation als dramatisch ansehen. Ergo: keine Gegenleistung.“
Er seufzte theatralisch und zeigte auf meinen anderen Sitznachbarn.
„Wenn du unbedingt willst, kannst du dir ja gerne mit ihm den Tisch teilen.“
Ich ließ meinen Blick zu dem vorgeschlagenen Jungen wandern und erschrak, als ich diesen als den „Furzenden Karlos“ identifizieren konnte.
Der Spitzname war keineswegs unberechtigt, wenn auch etwas fies.
Karlos hatte die Angewohnheit, seinen menschlichen Bedürfnissen nachzugehen, um so seine Mitschüler von sich fernzuhalten.
Selbst wenn dieser Spitzname nicht auf ihn zutreffen würde, würde ich mir keinen Tisch mit ihm teilen wollen.
Sein schwarzes, langes, fettiges Haar war nicht besonders erregend und das Schmatzen des Kaugummikauens – welches ich ohnehin schon mehr als deutlich wahrnahm – musste ich nicht noch näher an meinem Lauschorgan haben.
Schnell wandte ich mich wieder ab: „Ich merke schon du kannst von dem Punkt mit der Gegenleistung nicht abrücken. Was möchtest du denn als Vergeltung?“
Inzwischen grinsten wir uns beide an und er fuhr sich durch das dunkle Haar, als er mir antwortete: „Ich schätze, was die Spinne da kann können wir auch.“
„Du meinst essen?“
Er nickte nochmals lächelnd und ließ seinen Kugelschreiber erneut auf und zu klicken, um diesen schließlich mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck wegzulegen.
„Ich meine Essen gehen. Bist du dabei?“
„Und dass das Mädchen die Rechnung bezahlt ist also die Gegenleistung?“
„Nö, die Gegenleistung ist das Date. Ein Date beim Italiener.“
Mein Grinsen wich nun tatsächlich dem ungläubigen Staunen, welches mein Sitznachbar nicht wirklich als Kompliment für sich auffasste.
„Kann ich das als ‚Ja‘ werten?“, war seine unsichere Frage auf meine Reaktion.
Ich räusperte mich und versuchte meine Freude im Griff zu behalten, um nicht jubelnd auf zuspringen.
Immerhin war er ja lustig, gutaussehend und nett, wenn auch des Öfteren etwas nervig, – aber darüber konnte ich getrost hinweg sehen im Hinblick auf seine letzte schüchterne Frage – also warum sollte ich mich nicht freuen über diese Einladung?
„So lange es dort keine Spinnen gibt, kannst du das als ‚Ja‘ nehmen.“
Er ließ seinen peinlich berührten Blick bei diesen Worten aufschnellen und ein hinreißendes Lächeln umspielte seine Lippen.
Ich fand es schön, wenn Seth lächelte.
Als wäre die Sonne aufgegangen.
´*Jacobs Sicht*
„Hey Jake!“, Seth wedelte wie wild mit der Hand, damit ich ihn auch ja nicht an seinem Platz verfehlte, an dem er gerade seinen Sachen zusammen packte.
Das rothaarige Mädchen, welches beim Bowlen auch dabei gewesen war, stand neben ihn und strahlte. Offenbar lief es für ihn und seine Prägung recht gut.
„Oh hey Seth, Ella.“
Seufzend ließ ich meine Tasche auf den Stuhl fallen und lehnte mich an einen Tisch: „Alles klar bei euch, ihr Honigkuchenpferde?“
Mein Hohn war deutlich heraus zuhören; heute war nicht mein Tag.
Doch die Beiden ließen sich davon nicht irritieren und grinsten um die Wette, bis Ella sich mit einem Blick auf die Uhr verabschiedete und zur nächsten Stunde rannte.
„Alles Bestens…“, er warf mir einen verschwörerischen Blick zu, „Ich hab sie um ein Date gebeten. Und rate mal was sie gesagt hat! – Jaa, ganz recht. Der Meister hat es mal wieder geschafft, die Ladies zu beeindrucken. Sie hat ja gesagt… Ja gesagt!“
Seth rutschte ein paar Stühle beiseite, um seiner Freude mit einem Moonwalk Ausdruck zu verleihen.
Allerdings musste man dazu sagen, dass er den nicht so gut drauf hatte, wie man meinen sollte.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und zwang mich zu einem Lächeln: „Schön. Hast du jetzt nicht Englisch?“
„Hab ich, aber wer braucht schon Englisch?“
Er machte eine wegwerfende Handbewegung: „Die Welt braucht Liebe…! Nicht noch mehr Englisch. … Obwohl, wenn ich es mir recht überlege. Auf eine Strafarbeit kann ich gut verzichten.“
Seth nickte entschieden und ich verdrehte kommentarlos die Augen.
Er schwang seine Tasche über die Schulter, grinste mich nochmals an und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter.
„Englisch: jetzt. Liebe: später. Wir sehen uns..“
Mit diesen Worten hastete er aus dem Klassenzimmer und ich ließ mich entnervt auf meinen Stuhl fallen, um zu mir selbst zu murmeln: „Verliebte Menschen sind am Schlimmsten.“
Kaum gesprochen, schon kam der nächste Störenfried.
Er war der Grund, warum ich die Mathestunde nicht sehr spaßig fand.
„Jetzt weißt du wie es mir immer ging, Jacob.“
Er zog seinen Stuhl zu sich heran und setzte sich ohne ein Lächeln auf den Lippen neben mich.
„Du hier, Edward? Ich dachte du und Bella würdet heute besseres zu tun haben? Wie sagt man doch so schön? Die Matratzen rocken.“
Meine Tonlage war spöttisch und meine Hände ballte ich instinktiv zu Fäusten.
„Weißt du, Jacob, Neid ist ja bekanntlich die ehrlichste Form der Schmeichelei.“
„Jaa“, meinte ich gedehnt, „…und Einbildung ist auch ‘ne Bildung.“
Er zog die Stirn kraus und bedachte mich mit einem forschendem Blick: „Du bist schlecht gelaunt.“
„Ach was, Herr Vampir Schnellchecker. Klären Sie mich bitte über meinen Gemütszustand auf, ich bin darüber einfach noch nicht informiert.“
„Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ich könnte natürlich auch in deinem – wie sagst du immer so schön? – ‚Hirn rumschnüffeln‘, wenn dir das lieber ist.“
„Misch dich doch einfach gar nicht in mein Leben ein, wie wär’s damit? – Hast du keine anderen Hobbies?!“
„Momentan nicht, nein. Ich sitze in meiner 52.433ten Mathestunde und bekomme wieder mal die gleichen Teenager Gedanken mit.“
„Du bist wirklich nicht sehr ausgelastet, wenn du deine Mathestunden zählst. Ich dachte die Ehe sei ein ewigwährender Prozess der Konzentration auf die Liebe und die damit verbundene, nicht vorhandene Freizeit?“
Edward überhörte meinen Kommentar gekonnt und sein Blick glitt für ein paar Sekunden über unsere Mitschüler, ich rieb mir solange seufzend die Schläfen.
Herr Blutsauger setzte auch schon erneut an: „Der braunhaarige Junge überlegt sich, wie er seine Freundin zu Analsex bewegen kann. Der Typ da drüben mit der Brille denkt sich einen schnöden Plan zum Verführen eines für ihn unerreichbaren Mädchens aus und diese gesamte Mädchengruppe hat ein und denselben Gedanken: Draco McBlake.“
Nun klang mein Schwiegervater in spe gar nicht mehr so gelassen und auch ich horchte auf.
Ein Grinsen stahl sich in mein Gesicht: „Schön, dass ich nicht der Einzige bin, dem dieser Kerl ein Dorn im Auge ist.“
„Warst du nie. Er ist Gift für sie und ich weiß immer noch nicht, was er vorhat.“
Seine gesamte Miene verfinsterte sich merklich, doch unser Gespräch wurde für’s Erste unterbrochen, als der Lehrer den Klassenraum betrat und um Ruhe bat.
Nach kurzer Zeit des Unterrichts kramte ich ein Schmierblatt hervor und schob dieses wortlos meinem Sitznachbarn zu, welcher es entgegen nahm und sofort begann es mit seiner verschnörkelten Schrift zu verzieren.
Nach Minuten des Schweigens gab er es mir wieder zurück und ich überflog es.
Edward hatte verstanden, was ich wollte und alle Antworten auf meine in meinem Kopf herum schwebenden Fragen beantwortet.
~ Ich kann ihn nicht wegschicken, das weißt du ebenso gut wie ich.
Er hat Recht mit dem, was er über die Volturi sagt und die damit verbundene Gefahr für Renesmee.
Ja, Jacob, ich wusste von seiner Leidenschaft für sie, aber ich hätte es mir nicht träumen lassen, dass er so handelt.
Erst durch Alice haben wir etwa zehn Sekunden vor ihrem Kuss von seinem Vorhaben erfahren.
Eine zu kurze Zeitspanne um zu handeln, meinst du nicht?
– Nein, ich weiß nicht was die Volturi sonst noch im Schilde führen.
Sie wollen uns nach wie vor für sich gewinnen und euch – die Wölfe – am Besten noch mit dazu.
Aber ihnen ist schließlich klar, dass ihr euch genauso wenig wie wir ohne triftigen Grund zu ihnen bekennen würdet.
Mag sein, dass sie etwas planen, aber Alice wüsste Bescheid, wenn sie es täten.
Hör auf deine Gedanken damit zu vergeuden und versuche lieber deine Freundin und wohlgemerkt meine Tochter wieder vollends für dich zu gewinnen. ~
Musste ich mir wirklich solche Ratschläge von ihm anhören? Ausgerechnet von Edward Cullen?
‚Es ist wirklich beruhigend so etwas von Jemand zu hören, dessen Frau währenddessen unbemerkt fremd vögelt. Und noch dazu mit McBlake’s bestem Freund Mark Finnigan.‘
Edward’s Kopf schnellte zu mir herum und er warf mir einen wütenden Blick zu, in seiner Hand zerbrach der Bleistift und ein Knurren – das nur für meine Ohren bestimmt war – entwich ihm.
‚Wie deprimierend ist das, wenn ein Mensch einem Vampir von einer Vampirin vorgezogen wird?‘
Für meine frechen Lügen und Reizungen erntete ich unter anderem eisige Blicke und einen gewaltigen Tritt ins Schienbein.
Ich rieb mir die schmerzende Stelle grinsend und las seine neuen, nun nicht mehr ganz so akkurat geschriebenen Zeilen, auf dem Schmierpapier.
~ Verwende deine überflüssige Energie ernsthaft lieber für ein paar Pläne, um Nessie dazu zu bringen weder zu Nahuel noch zu McBlake zu gehen.
Ein bisschen Romantik ist angesagt, verehrter Jacob.
Ich hoffe du kennst die Theorie über das erste Mal? – Wenn ein Mädchen zum ersten Mal intim mit dem Jungen ihrer Träume wird, prägt sie das.
Sieh dir meine Ehefrau an – von der du behauptest, dass sie fremdginge – und du weißt was ich meine. ~
Fassungslos wanderte mein Blick zu dem grinsenden Edward.
Schlug mir mein Schweigervater in spe gerade ernsthaft vor es mit seiner Tochter, der er normalerweise lieber den Keuschheitsgürtel umlegen würde, zu treiben, um sie wieder vollends in meine Arme zu treiben?!
Und band er mir gerade ein Stück seines Sexlebens mit meiner ehemaligen Flamme auf die Nase?!
War ich denn im falschen Film?!
Edward beugte sich zu mir und raunte mir ins Ohr: „Nein, bist du nicht. Und ich meine das ernst.“
Ich, die 23-jährige männliche Jungfrau sollte meine ebenfalls jungfräuliche Freundin mit Sex dazu bringen, dass sie bei mir blieb?!
Wir waren gerade einmal 4 Wochen zusammen, was ging in Edward’s Hirn denn bitte vor?!
Und wie ich im falschen Film war!
Insgeheim hatte ich die Hoffnung, dass die gesehenen Pornos ihren Dienst bei diesem Ding der Unmöglichkeit tun würden…
Tag der Veröffentlichung: 04.11.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle, die sich eine Fortsetzung der Bis(s) Saga mit Renesmee und Jacob wünschen.