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Kapitel 15 - Larija



Amelia hatte Larija dann doch noch geholfen, auch, wenn sie sich nie getraut hätte, zu fragen. Sie hatte die Nachricht, dass ihr Mann mitgehen würde, ziemlich schlecht aufgefasst. Aber dann hatte sie Larija gebeten, ein Auge auf ihn zu haben und auf ihn aufzupassen, sofern sie sich selbst nicht mehr in Gefahr brächte. Larija hatte zugestimmt, dafür war sie gemeinsam mit Larija zum König gegangen, der die beiden zuerst missmutig und dann, nachdem er wusste, was ihr anliegen war, geringschätzig angesehen hatte. Aber die Art, wie Amelia ihre Hände ineinander verschränkte und die Argumente, die Larija vorbrachte, schienen ihn zumindest soweit zu überzeugen – oder zu nerven – dass er sie zu Nedan schickte. Nedan, der Oberste Kriegsherr, leitete die ganze Organisation und war somit derjenige, der wichtige Entscheidungen fällen musste – genau der, zu dem Larija hinwollte.
Nedan begrüßte sie freundlich, als er Larija über den Hof auf sich zukommen sah. Er musste grade bei den Soldatenunterkünften gewesen sein, um die richtigen Männer auszuwählen und ihnen Bescheid zu sagen, wie Amelia es ihr berichtet hatte.
„Ah, Larija! Schön, Euch zu sehen.“ Er streckte Larija die Hand entgegen und sie ergriff sie. Ein warmer Hauch Freundlichkeit umfing sie und unwillkürlich musste sie lächeln. Dann allerdings wurde sie wieder Ernst. „Ihr müsst nicht so höflich sein, Herr, Ihr wisst, dass doch, dass ich gar keine Adelige bin.“ Nedan hatte sie ins Zimmer gebracht, als sie bewusstlos war, hatte ihr Amelia gesagt, als sie sie danach gefragt hatte, wie sie Larija gefunden hat. „Ich spreche Euch genau so an, wie ihr es verdient, junge Dame. Vielleicht seid Ihr in diesem Land keine Adelige, aber man weiß nicht, ob es nicht an einem anderen Ort der Fall ist, bei Eurer feinen Aussprache und Euren Bewegungen.“ Er zwinkerte ihr zu und sie wusste, dass er eigentlich auf ihrer Seite war. Dass er hoffte, sie wisse wirklich etwas über die vereinigten Königreiche, auch, wenn er wahrscheinlich nicht erfahren wollte, woher.
„Es gibt tatsächlich Dinge, an denen ihr uns Euer Wissen beweisen könntet. Zum Beispiel brauchen wir noch einige Bürgerliche Kleidung, wie es dort üblich ist. Unsere Spione haben bisher nur herausgefunden, wie die Rüstungen aussehen, mehr wissen wir nicht über die Kleidung, nur vage Beschreibungen. Wir haben auch keine genauen Karten, wir bräuchten also auch noch diese. Und wir haben noch keinen Einfall, wo wir unsere Männer suchen sollen. Wenn Ihr uns also bei einer dieser Dinge helfen könntet, dann wären wir Euch sehr zu dank verpflichtet. Ob wir Euch dann allerdings mitnehmen, ist eine andere Sache, es ist viel zu gefährlich für eine Frau.“ Streng blickte der Obere Kriegsherr sie an. Larija erwiderte den Blick sicher. „Ich denke, ich kann Euch bei allen drei Dingen helfen.“, sagte sie ruhig. Der Kriegsherr hob eine Augenbraue. „Und ich möchte von Euch auch nur eine einzige Sache.“ Nun hob sich auch die zweite Braue.
„Die wäre?“
„Nehmt mich mit.“

„Und er hat wirklich Ja gesagt?“, fragte Mina wieder erstaunt.
„Er hatte nicht wirklich eine andere Wahl. Meine Informationen sind kostbarer für ihn, als er zugeben wollte, und auch vor Ort werde ich ihnen eine große Hilfe sein können.“
„Das hast du ihm gesagt? Und er hat es geglaubt?“
Larija schmunzelte. „Nun ja, er hat es gefühlt, würde ich sagen. Dass man mir glauben kann. Und, dass er mir glauben muss. Natürlich muss ich jetzt gute Arbeit leisten, damit ich wirklich mitgehen kann.“
Mina hüpfte fast herum vor Aufregung. „Das wird sicher aufregend werden! Du in den Vereinigten Königreichen, auf der Suche nach dem Cousin des Königs… Wie romantisch!“ Larija lachte. „Das ist gar nicht romantisch, das ist total gefährlich! Aber ich muss dorthin gehen. Ich muss einfach.“ Sie wurde nachdenklich, und Mina beruhigte sich wieder. „Also musst du es schaffen, dass sie dich mitnehmen. Womit wir also wieder beim Thema wären.“, sagte sie und wandte sich den vielen Stiften und dem Blatt Papier zu, die vor ihr auf dem Pult lagen. „Wo soll ich anfangen?“
Mina hatte ein Talent fürs Zeichnen. Deshalb hatte Larija sie ausgewählt, um die Skizzen für die Kleidung zu machen. Larija fing an, in ihrem Gedächtnis zu wühlen. Natürlich hatten sie diese Zeit ausgiebig im Unterricht behandelt, aber es war schon einige Jahre her und die Kleidung war dabei sicher nicht das Wichtigste gewesen. Trotzdem, sie konnte sich immer gut an so etwas erinnern, und auch dieses Mal wurde sie nicht enttäuscht.
„Also. Fangen wir mit den Männern an, das ist einfacher. Die Schuhe sind einfach gehalten, haben eine unscheinbare Farbe… Ja, genau so. Sie sind aber ziemlich stabil und groß, die Menschen dort haben große Füße.“ Larija musste schmunzeln. Das fiel ihr jetzt erst auf, aber sie war wirklich größer als die anderen hier, nur etwas kleiner als die Männer, und sie war nicht einmal ausgewachsen.
„Die Menschen dort sind allgemein etwas größer, denke ich. Die Hosen waren meist von einem satten Ocker… Nein, etwas dunkler. Ausgewaschener und dreckiger. Ja, genau. Sie waren aus Leinen und gingen nur bis zum Knie, darunter trug man graue Strümpfe, im Sommer kurz, im Winter lang. Als Oberbekleidung…“
Nach drei sehr anstrengenden – und sehr unterhaltsamen – Stunden waren sie fertig. Larija war mit den Entwürfen sehr zufrieden, sie hatten Vorder- und Rückseite gezeichnet und die Vorlagen entsprachen ziemlich genau Larijas Erinnerung. Das Kleid war großartig geworden. Stickereien verzierten den Oberen Teil, der in einem satten dunkelrot, fast schwarz gehalten wurde. Die Verzierungen waren etwas heller und leuchteten in einem schwachen Weinrot. Der Untere Teil endete in einem leichten, schwingenden Rock, ebenfalls fast schwarz, aber dunkelgrün schimmernd. Das war ein Kleid, wie viele Frauen in Deban es getragen hätten. Sie hatten noch ein weiteres angefertigt, es glich den Kleidern, die die unteren Bevölkerungsschichten hier trugen. Ein hellgraues Oberteil mit kurzen Ärmeln, das in einem etwas dunkleren, grauen Rock endete. Enthusiastisch sprang Larija auf und lief zu Nedan, um ihm die Zeichnungen zu zeigen, der sie nur leicht kopfschüttelnd über so viel Eifer, aber auch erfreut zu den Schneiderinnen weiterschickte.
Den ganzen Tag war Larija mit den Kleidern beschäftigt gewesen, hatte die Arbeit der Schneiderinnnen angeleitet und überwacht und zum Ausmessen bereit gestanden. Zum Schluss trug sie das dunkle Kleid, hatte ihre Haare auf die in Deban damals übliche Art hochgesteckt und war nun, mit dem anderen Kleid und mehreren Modellen der männlichen Kleidung, die die Schneiderinnen alle leicht verschieden aussehen gelassen haben, auf dem Weg zu dem Obersten Kriegsherr.
Er saß in seinem Arbeitszimmer. Leise klopfte Larija an, darauf hoffend, sie würde nicht stören. „Herein.“, kam es gedämpft aus dem inneren des Raumes. Umständlich, um die Kleidung nicht fallen zu lassen, öffnete sie die Tür und trat ein.
Der Raum war kleiner, als sie vermutet hatte, vielleicht nur halb so groß wie das Arbeitszimmer des Königs, aber im vergleich zu diesem viel, viel gemütlicher eingerichtet. Ein Schreibtisch stand vor dem Fenster, davor standen zwei Stüle für Besucher. An einer anderen Wand war ein Kamin, davor stand ein bequem aussehendes Sofa. Gegenüber davon stand ein niedriges Bücherregal, das sich allerdings über die ganze Wand erstreckte. Bilder hingen an der Wand, eines von einer hübschen Frau mit den landesüblichen, schwarzen Haaren und dem strengen Gesicht. Aber ihre Augen strahlten Wärme aus, und das machte sie Larija sofort sympathisch. Daneben war ein Bild von zwei Kindern, die zwar ganz brav auf dem steifen Sofa saßen, wie es sich gehörte, dennoch etwas zerzaust aussahen und so offenbarten, dass sie nicht so friedlich waren wie sie aussahen. Es war ein Junge, etwa zwölf Jahre, und ein Mädchen, höchstens sechs. Das Mädchen grinste frech man musste ihr fast zulächeln, auch, wenn es nur ein Bild war. Der Junge hatte bereits die ernsten Gesichtszüge seines Vaters, erkannte Larija, und er hatte beschützerisch einen Arm um das Mädchen gelegt.
„Meine Familie.“, sagte der Kriegsherr schlicht, als er ihren Blick verfolgt hatte. Larija sah schnell weg und blickte Nedan an, aber er schien es ihr nicht übel zu nehmen, ein weicher Ausdruck lag in seinem Gesicht. Deshalb sagte sie „Sie müssen sehr stolz auf ihre Kinder sein.“ Er sah sie an, und auf einmal lag Trauer in seinem Blick. „Das bin ich.“ Eine Welle tiefer Traurigkeit umfing Larija plötzlich, und sie widerstand dem Drang, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen und nachzufragen. Sie war bei weitem nicht in der Position, so etwas zu tun.
„Die von Euch gewünschte Kleidung ist angefertigt.“
Nedan hob überrascht eine Augenbraue. Die Trauer verschwand. „So schnell?“
Larija lächelte und nickte. Sie legte die Kleider auf einen Stuhl und deutete auf das Kleid, das sie trug. „Ein Kleid der vornehmeren Bürger, häufig in Deban getragen.“, sagte sie und drehte sich einmal. „Deban?“ Larija blieb stehen. „Ihr wisst nichts von diesem Ort?“, fragte sie ungläubig. Der Kriegsherr schüttelte ratlos den Kopf. „Nun, es ist… die Landeshauptstadt der drei Länder…“ Larija war plötzlich unsicher. Ihr fiel auf, dass sie gerade ihren Feinden half, den Krieg zu gewinnen. Wie war es in der Geschichte? Mussten sie nicht zurückgetrieben werden? Hatte sie ihnen mit dieser Information nicht schon fast zu viel gesagt?
Andererseits hatten die vereinigten Königreiche Magier. Das musste doch ein Vorteil sein.
„Das sind sehr schöne Kleider. Und vor allen Dingen entsprechen sie auch den vagen Vorstellungen, die wir davon haben. Wenn Ihr uns jetzt noch eine Karte zeichnet, die genauerer ist und doch ähnlich wie unsere und uns zeigen könnt, wo wir suchen müssen, dann seid Ihr dabei.“ Larija lächelte dankbar. „Bis wann benötigt ihr die Karte?“ Der Kriegsherr überlegte. „Bis morgen Abend.“
„Dann muss ich mich beeilen.“

Larija lag noch lange wach an diesem Abend. Sie konnte nicht einschlafen, ständig dachte sie an die Karte. Wie sollte sie eine gute Karte zeichnen können, um mitkommen zu dürfen, ohne ihnen einen zu großen Vorteil zu geben?
Schließlich stand sie auf. Sie kleidete sich rasch an, dann nahm sie eine Kerze und ging in die Bibliothek. Von Amelia hatte sie immer noch den Schlüssel, und auch, wenn diese ihr Unterfangen, mitten in der Nacht in die Bibliothek zu gehen, sicher nicht gutgeheißen hätte, hatte sie es ihr doch auch nicht verboten.
Leise schlich sie durch die Flure und stand dann vor der großen Tür. Sie nahm den Schlüssel heraus, drehte ihn im Schloss uns es klickte leise. Warum sollte es nachts auch anders sein als am Tage? Sie betrat den Raum, der nur durch das Licht ihrer Kerze beleuchtet wurde. Schnell ging sie zu dem Regal, in dem das gesuchte Buch stehen musste. Sie zog es heraus und setzte sich damit an einen Tisch unweit vom Fenster, damit die Sterne ebenfalls ihr Licht spenden konnten. In dem Buch waren unzählige Karten verschiedener Modelle eingezeichnet worden. Larija wollte ein Modell heraussuchen, um nach dem Stil ihre eigene Karte anzufertigen. Die meisten sahen jedoch gleich aus, und schon nach kurzer Zeit schlief sie ein.

Eine Stimme riss sie aus dem Schlaf. „…zum Schlafen, nicht wahr?“ Verwirrt öffnete Larija die Augen auf und wandte sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Und dort stand der bestaussehendste junge Mann, den sie je wahrgenommen hatte. „Ja.“, antwortete sie nur, ohne zu wissen, was die Frage war. Sie konnte nichts weiter tun, als den jungen Mann anzustarren. Aber langsam wurde sie misstrauisch. Was tat er hier? „Wie seid Ihr hier hereingekommen? Die Tür ist immer verschlossen.“, sagte der Mann nun und sah sie teils tadelnd, teils neugierig an. Larija unterdrückte ein Lachen. Sie hatte einen Schlüssel. Wie er hier hereingekommen war, war die viel interessantere Frage. Dann fiel ihr jedoch ein, dass sie die Tür nicht wieder zugeschlossen hatte, und musste schon wieder lachen. Stattdessen sagte sie aber nur so kühl wie möglich: „Dasselbe könnte ich Euch auch fragen.“
Er lächelte nur. Machte er sich über sie lustig? Was wollte er überhaupt hier?
„Würdet Ihr mir Euren Namen verraten?“
Nein, sicher nicht, dachte sie sich und grummelte leise vor sich hin. Aber eigentlich… wollte sie es doch tun. Sie überprüfte die Aura ihres Gegenübers. Sie war rein und… sie strahlte. Der Mann schien im Moment sehr glücklich zu sein.
„Larija.“ Mehr sagte sie nicht. Ihr fiel auf, dass sie nicht einmal mehr ihren ausgedachten Nachnamen wusste. Sie würde Amelia danach fragen müssen.
„Freut mich, Euch kennen zu lernen, Larija.“ Das ärgerte sie. Sie hatte erwartet, dass er sich nun ebenfalls vorstellen würde. Nun musste sie ihn fragen, und das würde ihm zeigen, dass er ihr nicht vollkommen egal war. Aber das war er doch eigentlich… oder?
„Und euer Name wäre…?“ Misstrauisch starrte sie ihn an. Wieso hatte sich seine Aura bei der Frage so verändert? Sie war… dunkler geworden? Nein, das musste eine Täuschung sein. So eine reine Aura hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Abgesehen von der Aura der Prinzessin. Aber seid sie die Information über Rowan bekommen hatte, war sie nur noch traurig.
„Perigan.“, sagte er mit einem leichten Lächeln. Es sah umwerfend aus. „Meine Freunde nennen mich Perry. Und keine Angst“, er schaute sie besonders vertrauenswürdig an, was Larija wohl zum Lachen gebracht hätte, hätte es nicht gleichzeitig so uunglaublich süß ausgesehen. „Ich werde Euch nicht verraten.“
Nun musste sie doch lächeln. Er sie verraten? Sie durfte hier sein. Bei ihm war sie sich da nicht so sicher, aber verraten hätte sie Perigan trotzdem nie. Ob sie ihn wohl auch Perry nennen durfte? Erwartete er das? Aber bei seiner Höflichkeit war das wohl kaum anzunehmen.
„Ebenso wenig wie ich Euch, Perigan.“
„Welch ein Buch habt Ihr gelesen?“, fragte Perigan. Ihr Blick wanderte wieder zum Buch, das aufgeschlagen auf dem Tisch lag. Es wäre besser, es nicht zu verraten, schließlich war auch ihre Aufgabe streng geheim. Nicht einmal Mina hatte sie von der Karte erzählt. „Das Buch, ja…“, murmelte sie deshalb betont unauffällig und ging langsam darauf zu. „Ich sollte es wohl besser zurück stellen…“ Mit diesen Worten ergriff sie es und ging eine Reihe weiter, wo es zuvor gestanden hatte. Durch eine Lücke zwischen den Büchern konnte sie Perigan sehen. Er stand noch unverändert mit offenem Mund da, eine Hand ausgestreckt und in die Richtung zeigend, in der sie gerade eben noch gestanden hatte. Das hatte ihn wohl etwas überrascht.
Gerade als sie um die Ecke ging, hatte Perigan seinen Gesichtsausdruck wohl kontrolliert, denn nun stand er wieder normal entspannt lächelnd da. Das amüsierte Larija, trotzdem wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Dann versuchte sie es mit Humor. „Also… was wollt Ihr jetzt tun, da Ihr mich erwischt und dennoch nicht verraten habt?“ Diese Frage überrasche Perigan scheinbar und das verwirrte Larija etwas. Aber er hatte sie beim Wort genommen, und antwortete ehrlich.
„Nun, um ehrlich zu sein habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht. Aber was hieltet Ihr davon, wenn wir ein wenig spazieren gingen? Oder ausreiten? Ich kenne einen sehr schönen Platz, und schlafen kann ich heute Nacht eh nicht mehr.“
Perigan verkniff sich ein Grinsen. Was er wohl vorhatte?
„Ich denke, mir wird es genauso ergehen.“, antwortete Larija und musste innerlich darüber lachen, wie wahr diese Aussage war. Sie hätte die ganze Nacht an die Karte denken müssen.
„Dann lasst uns ausreiten!“, sagte Perigan, er war so voller Energie uns Lebensfreude. Es war ein unablehnbares Angebot. Nie hätte sie „nein“ zu ihm sagen können.
„Ich… müsste allerdings vorher ein anderes Kleid anziehen“, sagte Larija leise. Sie spürte Wärme in sich aufsteigen und in ihren Wangen ausbreiten. Es war beschämend, dass sie nicht richtig reiten konnte. Perigan würde sie sicher auslachen. Andererseits würde sie dann sein Lachen hören. Es würde sicher sehr süß klingen, wie Honig mit Vanilleeis an einem warmen Sommertag.
„Dann treffen wir uns am Besten danach am Stall?“, fragte er und blickte sie erwartungsvoll an. Larija überlegte nicht lange. Sie würde eh nicht mehr ewig hier sein und hatte schon bald nichts mehr zu lachen. Warum also nicht vorher etwas Spaß haben? „Also gut.“, sagte sie deshalb. Gemeinsam gingen sie zum Ausgang der Bibliothek. Sehr zu Perigans Erstaunen holte Larija den Schlüssel aus ihrer Tasche und schloss die riesige Tür ab. Sie sagte nichts, sondern lächelte nur still und genoss den Moment des Triumphes. Sie war ihm zu nichts mehr verpflichtet, war es zwar nie gewesen, aber nun wusste er es auch. Und das ärgerte ihn. „Bis gleich.“, sagte Larija an der Treppe und drehte sich auf der ersten Stufe noch einmal um. Er war stehen geblieben und hatte ihr hinterher gesehen. Sie lächelte ihm zum ersten Mal aus ganzem Herzen zu, und sie ihrer Freude schien er einen Moment geblendet zu sein. Dann machte sie wieder kehrt und ging weiter die Treppe hinauf, hoch in ihr Zimmer, um sich ihr neues Reiterkleid anzuziehen, dass sie sich hatte anfertigen lassen.




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Tag der Veröffentlichung: 07.02.2011

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