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Kapitel 13 - Larija



Den ganzen Tag, und auch die zwei folgenden, verbrachte Larija in der großen Bibliothek des Schlosses. Mina versorgte die während dieser Zeit mit Nahrung, fragte aber nie, was Larija eigentlich suchte, wofür diese Mina sehr dankbar war. Die beiden Mädchen saßen nun oft beieinander und redeten. Sie waren sich so ähnlich, es überraschte Larija immer wieder. Das half ihr aber auch nicht weiter. Sie fand nichts, gar nichts über Magier, Magie oder Möglichkeiten, die ihr helfen konnten, abgesehen von dem Geschwätz, welches ihr Amelia bereits erzählt hatte.
Resignierend seufzte Larija und schob die Bücher ein Stück von sich. Es war nicht einfach ohne Magie, und jeden Tag spürte sie es deutlicher. Jemand hinter ihr bewegte sich. Es war Mina, sie trug ein Tablett in der Hand. Dankbar nahm Larija es entgegen und begann zu essen.
„Larija… du solltest langsam mal aus diesem staubigem Raum herauskommen. Es ist nicht gut für dich, den ganzen Tag hier zu sein.“
Larija streckte sich, dann überraschte sie ihre Freundin, indem sie ihr Rech gab. „Du hast Recht. Nun sieh mich nicht so erstaunt an, du hast wirklich Recht – aber meine ganze Arbeit wäre sinnlos, wenn ich jetzt aufgeben würde. Ich habe nun schon so lange gesucht, und nichts gefunden…“
Die Frage stand ganz deutlich in Minas Augen geschrieben. `Was suchst du?`. Aber Mina stellte sie nicht, natürlich nicht. Sie war höflich. Und immer noch eine Dienstmagd. Stattdessen fragte sie: „Hast du schon mal überlegt, ob du vielleicht wo anders nach einer Antwort suchen musst?“
Larija hob den Blick. Mina lag richtig. Hier, in diesem Schloss, womöglich sogar in diesem Land würde sie unmöglich Antworten finden. Sie würde hier den jämmerlichen Rest ihres sinnlosen Lebens verbringen, ohne je wieder Magie wirken zu können. Ihr Magen zog sich zusammen. Das würde sie nicht aushalten. Genau in dem Moment der größten Verzweiflung half Mina ihr wieder. Unbewusst.
„Weißt du, was man sagt? Ich habe es von einer Freundin, die dem König immer das Essen serviert. Ganz sicher bist du informiert über den nahenden Krieg, der gerade zwischen den Vereinigten Königreichen und Irmadin und Verderis herrscht – es wurden vor einiger Zeit Späher geschickt. Darunter war auch der Cousin der Prinzessin, Yann. Sie wurden entdeckt. Er und vier andere wurden entführt, der Rest wurde getötet. Die Feinde haben erfahren, dass er mit der Krone verwandt ist und versuchen nun, den König zu erpressen. Irmadin und Verderis sollen sich freiwillig ergeben, sonst werden Yann und die anderen getötet, das sind die Forderungen. Jedenfalls schickt der König nun eine Gruppe von Männern los, um Yann zu befreien, denn es heißt, dass er sehr wichtige Informationen haben soll. Und stell dir vor, der Prinz aus Irmadin wird auch dabei sein!“
Geschockt starrte Larija Mina an. „Was?“, fragte sie, komplett geschockt und verwirrt. Mina verdrehte leicht die Augen, setzte aber an, es noch einmal zu erklären. „Nein, schon gut.“ Larija hatte ihre Hand gehoben, um ihre Freundin zu stoppen. Sie dachte darüber nach, über diese unglaubliche Möglichkeit, die sich ihr bot. Mina hatte Recht. Hier würde sie keine Möglichkeit finden, wie sie zurück in ihre Heimat und in ihre Zeit kommen könnte. Hier nicht. Aber in den Vereinigten Königreichen, den Ländern, die seit jeher für ihre Magier bekannt sind? Sie würde nirgends Hilfe finden außer dort. Larijas Entscheidung festigte sich. Sie musste mit den Kriegern reisen. Sie musste zurück nach Deban. Und sie würde nahezu alles dafür tun, um ihr Ziel zu erreichen.
Die folgende Nacht schlief Larija nicht besonders gut. Ein Unwetter hielt sie wach, ebenso wie ihre störenden, zu hoffnungsvollen Gedanken. Sie hatte beschlossen, mitzugehen, aber nun musste sie noch alle anderen davon überzeugen, die Krieger, den Kriegsherren, der auch mitreiste, den König. Wo wollte sie anfangen? Am besten wäre es, wenn sie es Amelia zuerst sagte. Diese war, aufgrund ihrer mittlerweile immer währenden guten Laune sicher leichter zu überzeugen und könnte dann für sie ein gutes Wort einlegen. Und egal wie schwer es sein würde, Larija würde es schaffen. Da war sie sich sicher. Zu sicher.
Der König würde sie nicht mitgehen lassen wollen, ebenso wenig wie die Krieger. Und wie sollte Larija sie davon überzeugen, dass sie ihnen von Nutzen sein konnte? Für sie war sie doch nur eine dumme Adelige. Aber trotz alledem hatte sie das Gefühl, dass es gut gehen würde, und ein leichtes Kribbeln der Aufregung begleitete sie, als sie endlich in den Schlaf fiel.


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Texte: Titelbild von der Seite www.skyscrapercity.com Die Rechte für den Inhalt liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 11.06.2010

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