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Lass dich nicht unterkriegen

SMS-Geflatter
 
 

Es war ein riesen Lärm im Klassenzimmer. Alle quatschten durcheinander und waren voll aufgedreht. Nur ich nicht. Ich sass zu hinterst an meinem Platz und wartete darauf, dass endlich die Schulglocke klingelte und ich endlich nach Hause gehen konnte. Sogar die sonst so laute Stimme unseres Lehrers war heute zu leise.

,, Jetzt seid doch bitte alle mal still!'', versuchte er es noch ein x-tes mal. Keine Chance. Weshalb so ein Krach war? Es war kein Streit und auch nicht der dritte Weltkrieg. Nein. Es war die Planung für die Schulreise. Okay, normalerweise würde man wegen einer Schulreise nicht eine halbe Stunde lang johlen und kreischen und brüllen und was weiss ich noch was alles. Es war eine mehrtägige Schulreise. Zwei Tage bestimmt. Drei Tage lagen wohl auch drin. Vielleicht sogar vier. Aber nicht länger als fünf Tage. Das war auch gut so. Zu mehr hatte ich auch nicht Lust. Natürlich, Schulreise war immer noch besser als Unterricht. Trotzdem. Für mich war es einfach immer das Schönste, wenn ich weg kam von den anderen. Nicht, dass ich gehasst wurde und so oder sonst ein Problem hätte. Naja, doch. Ein Problem hatte ich, seit ich selbst sprechen und laufen und das alles konnte. Ich war verdammt schüchtern und zurückhaltend. Ich brachte kaum meinen Mund auf um etwas zu sagen. Im Unterricht am wenigsten. Ich sprach kaum mit den anderen und auch sonst hatte ich wenig mit den anderen zu tun. Ich war gerne alleine und wollte am liebsten für mich alleine sein. So konnte ich niemandem Schaden zufügen und sonst auch nichts falsch machen. Doch, vielleicht war es schon falsch, wenn ich alleine sein wollte..? Meine Mutter und mein Vater jedenfalls, sahen dies manchmal so. Ich sollte mir Freundinnen suchen und was unternehmen. Ich unternahm ja viel. Zweimal die Woche. Mit meiner Cousine, die zehn Jahre älter war als ich und zweimal die Woche bei uns vorbei kam. Dann unternahmen wir meistens etwas. Sonst unternahm ich nicht viel. Ich ging mit unserem Hund Mogel in den Park spazieren. Mehr nicht. Das reichte doch auch schon, oder? Ach, übrigens ist mein Name Nina. Ich bin bereits 15 und in der 8. Klasse. Mehr braucht ihr eigentlich nicht über mich zu wissen.
Also, zurück ins Klassenzimmer. Endlich war wieder etwas Ruhe eingekehrt.

,, Na bitte. Geht doch.'', meinte der Lehrer zufrieden. ,, Am Montag um 8.00 Uhr will ich alle auf dem Schulhausplatz sehen. Wer krank wird oder Unfall haben sollte, bitte meldet es mir so bald wie möglich. Es wird kein Alkohol mitgenommen, sonst müsst ihr auch die Konsequenzen dafür tragen. Die könnten ziemlich ungemütlich ausfallen. Also, beachtet bitte die Regeln und nehmt euch zusammen, dann können wir es auch richtig geniessen. Und wenn ihr nicht pünktlich da seid, bleibt ihr eben da.''

Als ob sich diese Klasse an irgendwelche Regeln halten konnte. Naja, so schlimm war sie eigentlich auch wieder nicht. Nur eben ziemlich rebellerisch, aufgestellt und laut.
An diesem Abend dachte ich als letztes, bevor ich einschlief: ,Wie wird die nächste Woche wohl ablaufen?'. (Heute war übrigens Freitag gewesen. Also in zwei Tagen fand die mehrtägige Klassenreise statt).

 

,, Es wird grottenlangweilig werden und wenn ich nicht dabei wäre, würde es bestimmt niemandem auffallen.'', sagte ich zu meiner Cousine Mia, die heute vorbeigekommen war. Wir waren unterwegs in die Stadt, um Dinge für die Klassenreise zu besorgen und sonst ein wenig die Stadt unsicher zu machen.

,, Ach, Nina. Das wird schon. Du solltest halt endlich mal Anschluss finden.''

,, Bei denen in meiner Klasse? Bei diesen Rebellen? Ne, danke. Die Mädchen bei mir in der Klasse sind alles Tussen und denken, sie sind was besseres als alle anderen und die Jungs mit ihren blöden Sprüchen und ihrem kindischen Getue sind sowieso nicht mein Fall. Ich bin einfach überflüssig und in der falschen Klasse gelandet.''

,, Hm...wenn du's schon so erzählst und das wirklich so ist, bist du wirklich in der falschen Klasse gelandet. Aber sie lassen dich ja so sein, wie du bist, oder?''

,, Ja. Ich glaube, die wissen gar nicht mehr, dass wir nicht 13 sondern 14 Schüler sind. Ich zähle gar nicht.''

,, Nina, sprich doch nicht so. Das ist nicht wahr. Natürlich nehmen sie dich zur Kenntnis. Aber versetz dich doch mal in ihre Lage. Ein Mädchen in der Klasse wo bei niemandem Anschluss findet und immer weit aussen am Rand sitzt und sich an nichts beteiligt. Würdest du einfach hingehen und sagen: ,Hei, komm doch auch. Du musst doch hier nicht so alleine herumsitzen.'?''

,, Wieso nicht?'' Mia sah mich mit einem schiefen Blick an. Wir wussten beide, dass es nicht so wäre.

,, Lass dich einfach nicht unterkriegen. Du bist ein starkes Mädchen, hast deine eigene Meinung und deinen eigenen Willen. Es wird schon schief gehen.''

Na, davon ging ich aus.

Klassenreise---> LET'S GO!

 Alle waren bereits auf dem Schulhausplatz versammelt. Nur einer fehlte noch: Der Lehrer. Wieder mal typisch. Schade konnte man nicht ohne den gehen, dann würde er nie wieder sagen: ,Wer nicht pünktlich da ist, der bleibt da.'

,, Na, freust du dich schon auf die Klassenfahrt?'', fragte mich jemand hinter mir. Ich drehte mich um und sah in das Gesicht von Jeremy. Er zählte zu den süssesten Jungs in unserer Klasse und die meisten Mädchen waren hinter ihm her. Mit Ausnahme von mir natürlich.

,, Naja, geht so. Und du?'', fragte ich ihn und wunderte mich, dass ich so leicht antworten konnte. Normalerweise war ich zu schüchtern dafür.

,, Eigentlich schon. Immer noch besser als Unterricht.'' Die anderen Jungs riefen bereits nach Jeremy.

,, Naja, man sieht sich.'' Und weg war er. Das konnte ich mir denken, dass man sich sehen würde. Schliesslich waren wir in einer Klasse und nun mindestens drei Tage gemeinsam unterwegs. Als der Lehrer mit glatten zehn Minuten Verspätung und einer faulen Ausrede endlich kam, konnten wir einsteigen. Ich setzte mich in die vierthinterste Reihe links. In der Nähe der Toilette, die nur drei Sitze weiter vorne links war. Natürlich sass ich alleine. Eigentlich wär es ja aufgegangen. Wir waren acht Mädchen und sechs Jungen. Doch drei Mädchen quetschten sich zusammen auf zwei Sitze, damit sich nur ja keine neben mich setzen musste. Mir egal. So hatte ich wenigstens meine Ruhe. Wir fuhren ganze vier Stunden. Wenn man dabei Musik hören konnte, (Handys waren erlaubt für Notfälle und nur, wenn wir nicht die ganze Zeit damit herumlatschen würden), gingen die ersten zwei Stunden viel schneller vorbei als sonst. Wir machten nach zwei Stunden den ersten und letzten Halt, um uns ein wenig die Füsse zu vertreten, (die meisten machten dies schon im Car. Manche konnten einfach nicht still sitzen). Die meisten, ich ebenfalls, gingen in die Cafétheria etwas trinken. Ich ass noch ein Sandwich, weil ich plötzlich totalen Hunger hatte.

,, Nina, Nina!'', rief Kevin plötzlich. Ein Junge, den ich nun gar nicht mochte. ,, Iss nicht zu viel, sonst kommt der Car nachher nicht mehr vorwärts!''

Ein paar lachten. Ich sah ihn einfach nur an, brachte natürlich kein Wort raus und fühlte mich etwas mies. Es war peinlich in der Cafétheria, in der Öffentlichkeit so blamiert zu werden. Dabei: Ich war schlank und sportlich. Wo war das Problem? Ich ass mein Sandwich in sicherer Entferung von Kevin und nach 20 Minuten mussten wir auch schon wieder einsteigen. Während der fahrt wurde mir plötzlich total übel. Wahrscheinlich war das Sandwich nicht mehr das Allerbeste gewesen. Na toll. Cola hatte ich natürlich auch nicht dabei. Und was jetzt? Ich schloss die Augen und versuchte ruhig und gleichmässig zu atmen. Plötzlich tippte mir jemande leicht auf die Schulter. Ich öffnete die Augen. Auf dem Vordersitz kniete Jeremy und sah mich an.

,, Du siehst blass aus. Ist dir nicht gut?''

,, Nicht wirklich.'', murmelte ich. Ich war müde, mir war heiss und kalt und eben übel.

,, Hier, trink ein wenig Cola. Das wird dir helfen.'', sagte er und reichte mir eine volle 0.5 Liter Cola Flasche.

,, Danke.'', sagte ich, nahm sie und trank ein paar Schlucke davon. Ich reichte sie ihm wieder zurück, doch er schüttelte bloss den Kopf.

,, Behalt sie ruhig. Du benötigst sie im Moment mehr als ich.''

Ich lächelte ihn an, so gut es ging, wenn es einem noch übel war und stellte sie in den Behälter neben dem Sitz. Jeremy sagte eine Weile gar nichts und sah abwechselnd aus dem Fenster, auf seinen Sitz und zu mir. Dann sagte er:

,, Nimm Kevin bloss nicht ernst. Er meint es ja nicht so. Er ist einfach nur kindisch, verstehst du? Es liegt überhaupt nicht an dir.''

Ich war etwas irritiert und sagte nicht gleich etwas.

,, Jedenfalls...ich geh dann mal wieder. Gute Besserung.''

,, Danke.''

Und wieder war er weg.

 

Als wir endlich am Ziel waren, atmete ich erstmal die frische Luft ein. Ach, es tat gut und mein Magen fühlte sich auch schon wieder viel besser an. Die Hütte, in der wir übernachten würden, war an einem Waldrand. Es hatte sechs Zimmer. Ich teilte das Zimmer mit Anna, Natascha und Jasmin. Natascha und Jasmin waren die vollen Tussis und Anna war etwas dicker und versuchte alles zu tun, damit sie mit den beiden herumhängen konnte. Doch mir waren die egal. Ich hatte keine Lust mich mit Tussen abzugeben. Aber nun war ich gezwungen, ein Zimmer mit denen zu teilen.

,, Ich bin am Fenster.'', sagte Jasmin sofort. Die Obertussi.

,, Ich schlafe im Doppelbett oben.'', sagte Natascha sogleich. Anna war natürlich unten und ich hatte das Bett neben der Tür. Auch gut. Dann war ich wenigstens in sicherer Entfernung von Jasmin. Ich hatte immerhin einen eigenen Schrank, auch wenn er sehr klein war und ich richtig stopfen musste. Das Abendessen war um 18 Uhr. Wir hatten eine Stunde Zeit uns umzuziehen und einzurichten. Ich beschloss mich noch auf die Suche der Mädchentoilette zu machen. Wer weiss, vielleicht war das Essen hier auch wieder nicht so gut...

Auf dem Flur traf ich auf Jeremy. Ich bekam ein seltsames Gefühl, als ich ihn sah und tat so, als hätte ich ihn noch nicht gesehen.

,, Hei Nina!'', grüsste er mich und blieb stehen. Ich natürlich auch.

,, Hallo.''

,, Gehts wieder besser?'', fragte er. Beinahe hätte ich vergessen, was er meinte.

,, Was? Achso, ja, geht wieder. Das Sandwich war wohl nicht mehr so gut.''

,, Mhm, ist wohl so. Aber das Abendessen wir bestimmt lecker. Ich habe vorhin gesehen, wie sie Würstchen vorbereitet haben.'' Wir hatten das Glück nicht alleine kochen zu müssen. Wäre wohl auch nicht so gut herausgekommen. Jedenfalls hatten wir zwei Erwachsene dabei, die für uns kochten.

,, Würstchen sind immer gut.'', sagte ich, weil mir sonst nichts in den Sinn kam.

,, Ja, da hast du recht. Mit wem teilst du eigentlich dein Zimmer?''

,, Mit Anna, Jasmin und Natascha.''

,, Ohje. Gerade mit Jasmin der grössten Angeberin und Tussi der Klasse. Mein Beileid.'', sagte er und lächelte mir zu. Keine Ahnung weshalb ich das sagte, aber ich hatte irgendwie den Mut bei ihm zu sagen, was ich dachte und vielleicht etwas frech zu sein.

,, Ich dachte, du stehst auf Jasmin?'', grinste ich und schaute ihn schief an.

,, Ich? Auf Jasmin? Wir kommst du denn darauf?'', fragte er erstaunt.

,, Naja, erstens sagen das alle und zweitens hängt ihr oft miteinander rum, flirtet und sie steht schliesslich auch auf dich.''

,, Okay, dass das klar ist: Ich steh nicht auf Jasmin oder sonst eine Tussi von dieser Klasse. Sie ist überhaupt nicht mein Typ und...ja...Flirten darf man doch noch, oder?'', fragte er mich, zwinkerte mir zu und da kam auch schon Kevin angelatscht.

,, Na, unterhälst dich mit deiner Neuen?'', begrüsste er Jeremy und als er sah, dass ich seine 'Neue' war, meinte er gespielt erschrocken:

,, Hoppla! Ich meinte natürlich: Mit der Null von dieser Klasse.'', und grinste frech. Ich verdrehte die Augen und wunderte mich, dass mir nichts in den Sinn kam. Wieder konnte ich mich nicht gegen ihn wehren.

,, Jetzt lass sie doch mal. Komm, lass uns raus gehen. Damit wir noch gute Plätze abkriegen.'', sagte Jeremy zu Kevin und beim davongehen, drehte sich Jeremy nochmals halb um und winkte mir zu.

Schlaf gut, kleiner Engel

Beim Abendessen sass ich ganz aussen am Tisch, neben mir Anna und gegenüber von mir Merle. Jeremy sass nur drei Plätz neben Merle. Ich konnte gut zu ihm sehen und ein Gespräch hätten wir auch noch hinbekommen. Aber das würde es eh nicht geben. Das Abendessen war nichts besonderes. Jeremy sprach auch mehr mit den Jungs, als sich mit mir oder den anderen Mädchen zu unterhalten. Kevin sass auf meiner Seite und Gott sei Dank am anderen Ende des Tisches. Vor dem brauchte ich mich also nicht zu fürchten. Nach dem Essen mussten wir natürlich beim Abräumen helfen, mehr aber nicht. Wir mussten uns warm anziehen und decken mitnehmen und gingen ein Stück in den Wald, wo wir dann ein Lagerfeuer machten und uns runderhum auf die Baumstämme setzten. Diesmal sass ich zwischen Tina und Lea. Jeremy gegenüber von mir neben Kevin. Kevin gab zum Glück keine blöden Sprüche mehr von sich, was mich betraf, was daran liegen konnte, dass der Lehrer dabei war. Er hatte seine Gitarre mitgebracht und spielte ein paar Lieder. Wir durften die Handys noch bis Mitternacht benutzen. Fast alle hatten es in der Hand, machten Fotos oder sonst was. Plötzlich vibrierte es in meiner Hose. Ich nahm mein Handy heraus. Eine SMS von einer unbekannten Nummer. Ich drückte auf öffnen.

Was ist los, kleiner Engel?

Was ist los, kleiner Engel?

 

Hä? Wer war das denn?? Ich war ziemlich überrascht und schaute unauffällig im Kreis herum. Doch da alle ihre Handys in den Händen hatten, war es schwer herauszufinden, wer es gewesen sein könnte. Nach einer Verarschung klang es jedenfalls nicht. Ich schrieb zurück:

 

Nichts, wieso Teufelchen?

 

Ich dachte, Engelchen und Teufelchen passte doch gut, oder? Hihi! Jenachdem wer es war... Kurze Zeit später kam wieder eine SMS.

 

Du siehst so traurig aus, deshalb.

Teufelchen? Aber aber, ich bin

dein Beschützer, der sich um dich sorgt.

 

Ich:

 

Das wüsst ich aber.

In diesem Kreis sorgt sich niemand um mich.

Na gut: Bengelchen. Besser?

 

Unbekannt:

 

Bengelchen klingt schon besser.

Wer sagt, dass ich im Kreis sitze, wo du bist?

Dein Bengelchen :)

 

Stimmt. An das hatte ich nicht gedacht. Aber, wenn Mister Unbekannt nicht hier wäre, woher wüsste er dann, dass ich anscheinend traurig aussah?

 

Wenn du nicht hier bist,

woher willst du dann wissen,

dass ich anscheinend traurig aussehe?

 

Unbekannt:

 

Stimmt. Hast mich erwischt.

Anscheinend? Du siehst WIRKLICH

unglücklich aus. Kann ich dir helfen?

 

Ich:

 

Na gut, dann seh ich eben ein wenig

unglücklich aus. Nein, mir kann niemand helfen.

 

Unbekannt:

 

Darf ich wissen, was dich traurig macht?

Vielleicht kann ich dir ja dann doch helfen..?

 

Ich:

 

Ich bin eine Null, überflüssig in diesem Kreis

und wünschte, ich wäre Zuhause. Reicht das?

 

Unbekannt:

 

Ich bin dein Beschützer und immer für dich da.

Du bist mein Engel, der immer in meinem Herzen bleibt.

Nun schlafe schön und träume süss :)

Dein Bengelchen

 

Wie süss! Wer war bloss dieser Mister Unbekannt? Ich schaute nochmals im Kreis herum, doch mir fiel niemand auf, der es hätte sein können. Oder vielleicht...Jeremy? Er war seit dem Car nett gewesen zu mir. Wollte er mich verarschen? Nein, so war er nicht. So, wie ich ihn kannte, wusste ich, dass er Mädchen nicht wirklich extra verletzen oder verarschen würde. Vielleicht ja Kevin. Dem wäre es zuzutrauen gewesen. Aber die SMS klangen einfach so echt. Hm...ich sollte mal abwarten, was noch so passieren würde.

Kurz vor Mitternacht machten wir uns auf den Rückweg. Es war unheimlich in dem finsteren Wald zu laufen. Zum Glück hatten wir ein paar Taschenlampen dabei. Ich natürlich nicht. Jasmin, Natascha und Anna leuchteten sich den Weg. Sie waren weiter vorne als ich. Ein paar Meter neben ihnen waren noch Laura, Lea, Merle und Tina. Ein paar Jungs, insbesondere Kevin, erlaubten sich den Spass, sich hinter Bäumen zu verstecken und die Mädchen zu erschrecken. Mich hatte es noch nicht erwischt. Mich fröstelte es und ich hatte ein wenig Angst. Ich lief ja auch etwas weiter hinten von den anderen Mädchen und so bei den Jungs, was mir nicht wirklich geheuer war. Doch plötzlich leuchtete mich jemand von nebendran an.

,, Na, keine Taschenlampe abbekommen?'' Es war Jeremy, der eine Taschenlampe hatte.

,, Ne, leider nicht. War zu langsam.''

,, Oder die anderen zu schnell. Komm, gib mir die Hand, dann bist du sicherer unterwegs. Vorallem wegen Kevin, der die Mädels ja gerne erschreckt.''

,, Mhm, danke.''

Ich gab ihm also meine Hand. Seine war schön warm und ich fühlte mich sicher. Wieder kroch ein merkwürdiges, aber sehr schönes Gefühl in meinem Bauch hoch. Es kribbelte wie verrückt. Am liebsten hätte ich seine Hand nie wieder losgelassen. Ich hegte wieder den Verdacht, dass er mir die SMS geschrieben hatte. Wenn ja: Woher hatte er meine Nummer? Aber das war mir eigentlich egal- wenn er es war. Sollte mich ein anderer Junge verarschen, dann wäre es mir nicht egal.

Als wir bei der Hütte wieder ankamen, mussten wir unsere Hände leider loslassen.

,, Schlaf gut.'', flüsterte mir Jeremy noch ins Ohr, bevor die Jungs in ihre Zimmer gingen. Und wir Mädchen in unsere Zimmer.

,, Was war das denn?'', fragte mich Jasmin, als wir die Zimmertüre geschlossen hatten.

,, Was war was?'', fragte ich zurück.

Es war das erste Mal, dass sie mich ansprach. Normlerweise war ich ja Luft in der Klasse. Ich wusste natürlich schon, was sie meinte. Aber: Was ging es sie an?

,, Na, das mit Jeremy und dir. Habt ihr was miteinander?''

,, Nein, wieso?''

,, Händchenhaltend durch den Wald spazieren. Das nennst du nichts?''

Jasmin war eifersüchtig, ganz klar.

,, Genau, das nenn ich nichts. Was geht es dich an?''

,, Das ist ja sooowas von romantisch!'', schwärmte Anna. Doch als sie den Blick von Jasmin sah, schwieg sie.

,, Ich warne dich, Jeremy gehört mir. Ausserdem ist er gar nicht so ein toller Typ, wie du denkst. Das täuscht.'', sagte Jasmin mit kaltem und unschuldigem Blick.

,, Er will aber nichts von dir. Das hat er mir gesagt. Und jetzt entschuldige bitte, aber ich möchte schlafen.'', sagte ich und deckte mich demonstrativ zu. Doch ich konnte noch nicht so schnell einschlafen. Ich fragte mich, was sie mit dem letzten Satz gemeint hatte..

Oho!

Heute war ein regnerischer und kalter Morgen. Den ganzen Morgen regnete es schon. Wir sassen drinnen im Wohnbereich, spielten Karten, Mensch ärgere dich nicht und allerlei solchen Kram. Ich hatte heute Morgen wieder eine SMS bekommen.

 

Na, kleiner Engel, gut geschlafen?

 

Ja, Bengelchen.

Jasmin hat ein wenig genervt.

 

Was hatte sie zu meckern?

 

Nicht so wichtig.

Sie nervte einfach.

 

Wann tut sie dies schon nicht? xD

 

Da hast du recht! xD

Und wie hast du geschlafen?

 

Sehr gut. Ich hab von dir geträumt.

 

Hoffentlich was schönes..?!

 

Und wie! Wir liefen Hand in Hand

am Strand entlang und haben

uns geküsst ♥

 

Klingt ja echt schön!

Verrätst du mir, wer du bist?

 

Ab da, kam leider keine SMS mehr. Das hiess wohl auf meine letzte Frage: Nein. Tja, dann musste ich mich wohl noch etwas gedulden. Jasmin warf mir schon den ganzen Morgen böse und kalte Blicke zu. Sie flirtete mit Jeremy in jeder freier Minute, was mich irgendwie...störte. Es gab mir jedesmal ein Stich ins Herz, wenn ich es sah. Jeremy behandelte sie ganz normal. Anders, als er mich behandelte. Heute hatten wir aber noch kein Wort miteinander gesprochen. Gegen den Nachmittag wurde es schöner, aber es war immer noch ziemlich kalt. Ein paar Jungs gingen nach draussen, um Holz zu sammeln, damit wir ein Feuer im Kamin machen konnten. Jeremy blieb da, was mich sehr freute. Leider war Jasmin dadurch noch mehr bei ihm. Natascha und Anna spielten ,Mensch ärgere dich nicht' und die anderen Mädchen machten sonst irgendwas. Kevin war auch da geblieben- leider. Ich hatte eine kleine und ruhige Ecke gefunden, wo ich nun in meinem Buch las. Es hiess ,Liebe ist unterwegs'. Ziemlich spannend und romantisch. Plötzlich wurde mir das Buch aus der Hand gerissen. ,, Was liest denn unsere Nullnummer da?'' Es war Kevin. ,, He, gib das zurück! Das ist mein Buch!'' ,, Das ist mein Buch!'', äffte er mich nach, las den Titel und lachte. ,, Haha! Liebe ist unterwegs! Na, da bin ich ja mal gespannt, wer der unglückliche ist.'' Ich stand auf, ziemlich wütend, sagte aber nichts mehr und wollte mein Buch wieder nehmen. Kevin war aber leider ein wenig grösser als ich und so gelang es mir nicht richtig. ,, Na, streck dich ein bisschen. Natürlich kann ich's dir auch sonst geben. Aber was krieg ich dafür?'' ,, Spinnst du? Gib her!'' ,, Dann eben nicht.'' Er zuckte mit den Schultern und warf es hinter sich auf den Boden. Ich wollte es mir holen, doch er hielt mich zurück. ,, Jetzt warte doch mal. Ich möchte ein wenig mit dir quatschen.'' ,, Ich aber nicht mit dir. Lass mich durch!'' Er war leider etwas zu stark. Da sah ich, wie Jeremy in den Raum kam und sagte nochmals extra laut: ,, Kevin, lass mich endlich los!'' ,, Nicht so wild, Kleine! Wir könnten doch noch etwas kuscheln in diesem Wetter.'', meinte er und wollte mich an sich drücken. Ich wehrte mich und spürte plötzlich, wie jemand Kevin von hinten packte. ,, Lass sie los, oder willst du Ärger?'' Es war Jeremy. Kevin drehte sich überrascht um. ,, Huch? Ach, du bist es. Ich wollte doch nur ein wenig Spass haben mit der Kleinen.'' ,, Sie hat gesagt, du sollst sie los lassen, dann lass sie gefälligst los.'' Jeremy sah Kevin wütend an. Kevin war sichtlich irritiert und liess mich los. Dann ging er, und sagte noch: ,, Also echt Mann! Was ist bloss los mit dir? Seit der Klassenfahrt, bist du total anders.'' Jeremy sah ihm noch etwas wütend hinter her, drehte sich um und hob mein Buch auf. ,, Deins, nehm ich an.'' ,, Ja, danke Jeremy.'', sagte ich. Jeremy lächelte, ich ebenfalls. Dann ging er. Nachdenklich sah ich ihm hinter her. Entweder er oder Kevin, dachte ich. Als ich später auf den Weg ins Zimmer war, lief ich im Flur Jasmin und Jeremy über den Weg. Sie waren heftig am diskutieren. Ich wollte wortlos vorbeigehen, da fiel mein Name. ,, Hat mir Nina gesagt.'', sagte Jasmin gerade. Abrupt blieb ich stehen. ,, Was hab ich gesagt?'', fragte ich nach. Jeremy sah mich an und seufzte. Dann blickte er zu Boden. Jasmin wiederholte sich. ,, Du hast mir gesagt, dass er mich liebt.'' ,, Stimmt gar nicht. Du hast mir gesagt, ich solle die Finger von ihm lassen, er gehöre dir und ich habe daraufhin gesagt, dass er nicht auf dich stehen würde.'' ,, Das hab ich ganz anders verstanden.'', sagte sie schnippisch und streckte ihr Näschen in die Luft. ,, Du hast es so verstanden, wie du es hören wolltest.'', sagte da Jeremy. Jasmin sah ihn an. ,, Es kann doch nicht sein, dass du auf so eine Null abfahren kannst.'' Auf was? Was? Abfahren? Ist das dasselbe wie verknallt oder verliebt sein? Ne, das konnte doch nicht sein, oder? ,, Und es kann doch nicht sein, dass du mich nicht einfach in Ruhe lässt. Es ist nun mal so, dass ich nicht auf dich stehe.'' ,, Aber...aber...man! Du blöde Kuh! Nur wegen dir will er nichts mehr von mir wissen. Ich hasse dich!'', schrie sie mich an und ging. ,, Du wolltest nie was von mir wissen, das weiss ich und ich hasse dich ebenfalls.'', murmelte ich vor mich hin und sah ihr stirnrunzelnd hinterher. Jeremy seufzte wieder. ,, Jasmin ist sowas von anstrengend. Du hast ihr doch genau das gesagt, wo ich dir gesagt habe, oder?'' ,, Klar. Wieso sollte ich was anderes behaupten? So bin ich schliesslich nicht.'' ,, Stimmt, das weiss ich. Du bist nicht so. Du bist besser als die anderen Mädchen.'', lächelte Jeremy wieder, legte kurz seine Hand auf meine Schulter und ging. Etwas verdutzt ging ich nun in mein Zimmer. Jasmin war zum Glück nicht da. Sie hatte gesagt, dass er auf so eine Null abfahren würde. Wenn ich doch bloss wüsste, ob abfahren dasselbe war, wie verliebt oder verknallt sein. Ein Blick auf mein Handy zeigte mir eine neue SMS an. Wieder von Mister Unbekannt.

 

Kleiner Engel, ob gross oder klein,

ich möchte gern mit dir zusammen sein.

Mit dir auf einer Wolke fliegen,

und dir meine Liebe geben.

Mit dir die Sternen zählen,

wenn du nicht bei mir wärst,

würdest du mir fehlen.

Mein Herz hab ich bereits an dich verloren,

wird dein Herz auch einmal mir gehören?

Dein Bengelchen

 

Oh, das war ja ein schönes Gedicht! Kevin traute ich dies eigentlich nicht zu. Also musste es einfach Jeremy sein. Wenn ja, wie sollte ich ihn darauf ansprechen? Oder würde er es mir einmal persönlich sagen? Erwartete er was von mir? Hm...ich war nicht gerade Meisterin im Gedichte schreiben, aber versuchen konnte ich's ja mal.

 

Mein Bengelchen, weit weg von mir,

mein Herz gehört bereits dir.

Ich weiss zwar nicht, wer du bist

und was das soll, aber wenn ich deine

SMS lese, weiss ich: Ich find dich toll!

Ein netter Junge mit weichem Kern,

ich weiss: Ich hab dich gern.

Dein kleiner Engel

 

Hm, war nicht so schlecht geworden, oder? Und es stimmte alles und es beinhaltete meine Fragen. Was wollte er genau von mir? Was sollte dies bewirken? Ich mochte ihn und hatte mein Herz an ihn verloren. Ich war sozusagen in einen Unbekannten verliebt. Aber dann doch wieder nicht so unbekannt, weil er ja in meiner Klasse war. Leider erhielt ich keine SMS mehr von Mister Unbekannt. Also machte ich mich eben so auf den Weg ins Wohzimmer, wo sich alle versammeln sollten. ,, Ihr habt die Wahl,'', meinte der Lehrer und zählte auf, ,, 1. Ihr kommt mit mir in den Wald Sachen sammeln und die Natur geniessen. In der Nähe sollte es noch ein Bächlein geben. 2. Ihr geht mit unserer Köchin Marlene in die Stadt, oder besser gesagt; ins Dörfchen, wo ihr ein bisschen die Läden durchstöbern könnt. Das wär wohl eher was für die Mädchen. Oder drittens: ihr bleibt mit Tom da und genisst den Tag hier ein wenig. Also, entscheidet euch bitte in den nächsten fünf Minuten. Könnt euch ja mit euren Kameraden beraten.'' Beraten? Ich? Mit wem auch? Ich hatte bereits entschieden. Ich blieb da. Was sollte ich auch sonst machen. Alleine im Dorf mit den Tussis? Oder in den Wald mit den Jungs? Ne, danke. ,, Welche Variante nimmst du?'', fragte mich Jeremy, der plötzlich neben mir stand. ,, Ich bleibe da. Ich mag weder mit den Tussis in das Dorf, noch mit den Jungs in den Wald.'' ,, Mhm, kann ich verstehen.'' ,, Was nimmst du?'' ,, Ich? Puh! Weiss noch nicht. Ich entscheide spontan.'' ,, Haha, ich bin eigentlich auch eher spontan in den meisten Sachen.'', lachte ich. ,, Echt? Ist ja witzig. Dann haben wir ja was gemeinsam.'' ,, Ja, echt lustig.'' ,, So, habt ihr euch entschieden?'', unterbrach der Lehrer unser Gespräch. Er fragte jeden einzelnen. Eigentlich gingen alle Mädchen ins Dorf. Ausser ich. ,, Ich bleibe da.'', sagte ich, als er mich fragte. ,, Okay. Jeremy?'' Er stand immer noch neben mir. ,, Ich bleibe auch da.'' Ich sah ihn an, er lächelte mir zu und ich lächelte zurück. Das hatte er mit Absicht gemacht. Wollte er da sein, wo ich war? Jasmin sah mich böse an. Mir egal. Kevin grinste und flüsterte Marc etwas ins Ohr. Der grinste daraufhin auch. ,, Also, die, die mit mir kommen: In zehn Minuten vor der Hütte. Rucksack, Essen, Trinken, gute Schuhe, warme Jacke und was ihr noch so wollt. Die, die in das Dorf gehen: Marlene wird euch Bescheid sagen, was ihr braucht. Aber da ihr bestimmt nicht das erste Mal Shoppen geht, wisst ihr wohl, was man so braucht. Und die, die hier bleiben, in dem Fall Nina und Jeremy: Ihr habt bestimmt eure Beschäftigungen und eure Hobbies.'' Ein paar Mädchen kicherten und die Jungs lachten zum Teil. Man, bei denen musste man ja auf jedes Wort achten, das man sagte. Ich verdrehte die Augen. Jeremy grinste nur und schaute auf den Boden. Nun teilten sich die Gruppen auf, je nachdem wozu sie sich entschieden hatten.

Das kann nicht sein...! Oder doch..?

Ich ging in mein Zimmer und wollte mir mein Buch holen. Meine Tasche lag auf dem Boden, gekippt. Mein Geld war weg. Zum Glück hatte ich mein Handy in der Hosentasche. Sonst wäre dies womöglich auch noch weg. Wer hatte wohl meine Tasche durchsucht? Jasmin? Kevin? Jemand ganz anderes? Leider waren meine Zimmergenossinnen schon weg, sonst hätte ich sie fragen oder ihre Taschen durchsuchen können. In meinem Portemonnaie waren ungefähr 150 Franken. Dann noch Ausweise und Fotos von meiner Familie. Und dann noch ein paar Shoppinggutscheine von 20 Franken. Langsam wurde ich zappelig. In meinem Nachttischchen lag nichts, in den Schränken nichts. Im ganzen Zimmer fand ich nichts. Wo war bloss mein Portemonnaie hingekommen? Langsam wurde ich wütend und leichte Panik überkam mich. Ich öffnete die Zimmertür und ging auf den Flur. Vielleicht hatte es jemand gesehen. Auf dem Flur begegnete ich Jeremy. ,, Hei, ich wollte gerade zu dir.'', begrüsste er mich strahlend. Dann sah er mein wütendes Gesicht und sah mich besorgt an. ,, Was ist passiert?'' ,, Mein Portemonnaie ist weg.'' ,, Was? Seit wann?'' ,, Keine Ahnung. Als ich in mein Zimmer kam, lag meine Tasche auf dem Boden, ausgekippt und das Portemonnaie weg. Ich hab überall nachgesehen im Zimmer. Nichts.'' ,, Mist. Hast du eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?'' ,, Naja...einerseits natürlich jemand von meinen Zimmergenossinnen. Das heisst, vorallem Jasmin vielleicht. Oder ein Junge...oder so...'', druckste ich herum. Wäre es klug, wenn ich von meinem zweiten Verdacht namens Kevin erzählen würde? ,, Sonst noch jemand?'', fragte Jeremy mich. Er merkte wohl, dass ich noch jemand anders in Verdacht hatte. ,, Naja, ein Junge vielleicht.'' ,, Ein bestimmter Junge?'', fragte er mich weiter und kniff ein wenig die Augen zusammen. ,, Dich verdächtige ich bestimmt nicht.'', sagte ich schnell, nicht, dass er noch auf falsche Gedanken kam. ,, Wen denn dann?'' ,, Ach Jeremy, das spielt doch keine Rolle. Ich möchte einfach mein Portemonnaie wieder haben.'', seufzte ich und schaute ihn flehendlich an. ,, Hast ja recht. Tut mir leid.'', sagte er etwas schuldbewusst und -WOW!- nahm mich in den Arm. Also, er umarmte mich. Es war ein wunderschönes Gefühl! Ich schloss die Augen und legte meine Arme ebenfalls um ihn. Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, löste er sich langsam von mir und sah mir in die Augen. Als plötzlich jemand ,Ach, da seid ihr ja!' hinter uns sagte, zuckten wir beide zusammen. Es war Tom, der nach uns rief. ,, Na, was wollt ihr anstellen? Ich muss noch ein paar Sachen besorgen gehen. Bin ungefähr in einer halben Stunde wieder da.'' ,, Alles klar. Ehm, Tom?'' Jeremy sah mich an. Ich wusste sofort, was er vor hatte und schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. ,, Ja? Was gibts?'' Jeremy hatte verstanden und fragte stattdessen: ,, Könntst du noch Briefmarken kaufen? Ich wollte meiner Familie und einem Kumpel eine Karte schicken. Die Karten hab ich, aber die Briefmarken noch nicht.'' ,, Natürlich. Und dir, Nina? Soll ich dir auch noch was besorgen? Ihr könnt es mir dann ja zurückzahlen.'' ,, Nein, ich brauche nichts, danke.'' Wie sollte ich was zurückbezahlen, wenn ich kein Geld mehr hatte? Weil irgendein dummes Huhn oder ein Esel mir das Portemonnaie geklaut hatten! ,, Na dann. Dann mach ich mich mal auf den Weg. Ich kaufe Zutaten für Lasagne. Die mögt ihr ja beide, oder?'' Jeremy und ich nickten. ,, Okay, bis später.'' Er winkte uns zu und ging wieder. Als er die Treppe runter ging und wir hörten, wie er die Tür hinter sich schloss, meinte Jeremy: ,, Dann durchsuchen wir am besten mal alle Zimmer.'' ,, Ist gut.'' Im hintersten, wo ich war, fingen wir an und duchrsuchten nochmals alles. Er durchsuchte bei Jasmin und Natascha, ich bei Anna und bei mir. Vielleicht hatte ich ja nicht gut genug geschaut. ,, Hier ist nix.'' ,, Bei mir auch nicht.'', seufzte ich. ,, Nur nicht die Hoffnung verlieren, Nina, wir haben noch ein paar Zimmer vor uns.'' ,, Du hast recht. Also, let's go!'' Im nächsten Zimmer waren Laura und Merle und im letzten Lea und Tina. Niergends eine Spur. ,, Das gibt es doch nicht!'', rief ich. ,, Wahrscheinlich hat der Dieb mein Portemonnaie mitgenommen. Wenn es die Mädels waren, begnügen sie sich damit, mein Geld und meine Gutscheine zu brauchen und wenn es ein Junge war, dann...dann legen sie das Portemonnaie irgendwo hin, aber bestimmt leer.'' ,, Ich will ja jetzt nicht negativ klingen, aber ich denke wirklich, wenn wir das Portemonnaie wieder finden, könnte es leer sein.'' ,, Na toll.'' Ich liess mich auf ein Bett fallen und verbarg das Gesicht in meinen Händen. ,, Nina.'', sagte Jeremy leise und liess sich neben mir nieder. ,, Wenigstens ist es mein eigenes Geld. Das hab ich verdient, als ich mit meiner Mutter arbeiten ging.'' ,, Was arbeitet deine Mutter den?'' ,, Sie serviert. Das macht mir unheimlich viel Spass. Und hinter dem Buffet ebenfalls. Dann brauch ich ihnen wenigstens nicht zu beichten, dass ich zu blöd war, auf ihr Geld aufzupassen.'' ,, Aber du kannst ja nichts dafür. Ich habe mein Geld auch im Zimmer und es ist noch nicht weg. Naja, noch nicht. Mir könnte es auch gestohlen werden. Jedem von uns könnte das passieren. Aber nun ist es ausgerechnet dir passiert.'' ,, Ich frag mich nur, wer es war und jenachdem wer, warum er oder sie es gemacht hat. Jasmin und Natascha haben ja eigentlich genügend Geld. Die sind stinkreich. Die anderen Mädels, abgesehen von Anna, haben auch 'ne Menge Kohle. Und bei den Jungs weiss ich es nicht genau.'' ,, Ich bin total arm und habe Glück, dass ich nicht auf der Strasse pennen muss.'', scherzte Jeremy und wir mussten ein wenig lachen. ,, Ne, ich bin nicht reich, aber auch nicht arm.'' ,, Dich verdächtige ich ja auch nicht.'' ,, Wieso nicht? Ich könnte es doch genauso gewesen sein.'', meinte Jeremy. Beinahe hätte ich gesagt: ,Jemand der solche SMS schreibt, ist nicht so fies und hinterhältig und du schon gar nicht.' Doch ich konnte mich gerade noch bremsen. ,, Naja, es würde nicht zu dir passen und du bist ja auch sonst nicht einer von der fiesen Sorte. So wie andere, die immer wieder Streiche spielen.'' ,, Da hast du recht. Tja...wollen wir das nächste Zimmer in Beschlag nehmen? Das von Marc und Jonas.'' ,, Na gut. Weiter gehts.'' Aber auch in diesem Zimmer wurden wir nicht fündig. ,, Irgendwie beruhigt es mich, dass wir in diesem Zimmer nichts gefunden haben.'', meinte ich nachdenklich. ,, Ich hoffe mal, bei mir und Kevin kannst du nachher genau dasselbe sagen.'' ,, Bestimmt.'' In Jeremys und Kevins Zimmer wollte ich die Sachen von Kevin durchschauen. ,, Warum nicht meine?'' ,, Weil ich weiss, dass du es nicht warst und weil ich mir blöd vorkommen würde, wenn ich deine Sachen in deinem Dabeisein durchsuchen würde. Auch sonst käm ich mir komisch und falsch vor.'' Jeremy lächelte und meinte: ,, Ich geh vor das Zimmer und sobald du meine Ecke durchsucht hast, kannst du mich ja reinholen und wir durchsuchen noch Kevins Ecke, okay?'' Ich zögerte kurz. ,, Na gut.'', sagte ich schliesslich. ,, Okay, bis gleich.'' Und schon war er draussen. Es war wirklich komisch die Sachen von jemandem zu durchsuchen, mit Erlaubnis. Ich fühlte mich beobachtet und schlecht. Trotzdem durchsuchte ich langsam mal seine Tasche, den Schrank und das Nachttischchen. Was war denn das? Es sah aus, wie mein Portemonnaie, es fühlte sich so an wie mein Portemonnaie und es WAR mein Portemonnaie. Ne, das konnte doch nicht sein!? Wieso sollte Jeremy mich beklauen? Ausserdem würde er mich niemals seine Sachen durchwühlen lassen, wenn er wüsste, dass er es gewesen war und ich mein Portemonnaie finden könnte. Zwar...wenn er das mit den SMS war, war es vielleicht doch eine Verarschung und sein nettes Getue nur Schleimerei oder was weiss ich und jetzt, wo ich mich wahrscheinlich ziemlich sicher in ihn verliebt hatte, liess er mich fallen, beklaute mich und ich stand blöd da. Bestimmt würde er es allen erzählen, wie blöd ich gewesen sei, auf seine SMS reinzufallen (inzwischen war ich mir sicher, dass er sie geschrieben hatte) und mich beklauen liesse. Super! Ich nahm mein Portemonnaie, versteckte es hinter meinem Rücken und öffnete die Tür. ,, Na, fündig geworden?'', fragte Jeremy wohl mehr als Scherz. ,, Und wie.'', sagte ich und zeigte meinen Fund. Seine Augen wurden grösser, er öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, brachte aber nichts heraus. ,, Nina, ich...das ist...ich hab nichts damit zu tun. Das musst du mir glauben.'' Er fasste mich an den Schultern und sah mich flehend an. ,, Lass mich los! Für wie blöd haltet ihr mich eigentlich. Zuerst schöne SMS schreiben, sich hinter meinem Rücken bestimmt kaputt lachen und über mich lästern, mich beklauen und noch so unschuldig tun. Nicht mit mir!'', sagte ich klar und deutlich und sah ihn wütend, verletzt und traurig an. ,, Du...du weisst das...mit den...SMS? Von wem?'' ,, Von niemandem. Ich bin selbst draufgekommen. Wie du die ganze Zeit nett warst und wie du mich behandelt hast. Und nun zur Kröhnung: Beklaue ich doch einfach die Nina. Wieso nicht? Ich weiss nicht, wie du zu meiner Nummer gekommen bist. Ich rate dir nur: Lass mich von nun an in Ruhe und sprich mich nicht mehr an. Dafür wird das mit dem Portemonnaie auch niemand erfahren.'' ,, Nina, jetzt hör mir doch mal zu!'', sagte Jeremy und sah mich bittend an. ,, Na gut, aber nicht lange. Ich habe echt die Nase voll.'' ,, Ich habe dich nicht beklaut. Die SMS sind von mir, die Nummer habe ich von Andrea, die du aus der Oberstufe kennst. Ich habe dich nicht verarscht. Ich meinte jedes Wort Ernst, das ich geschrieben habe. Glaub mir! Jemand will nur, dass wir uns streiten oder was weiss ich.'' ,, Und wer? Wieso? Ach, vergiss es. Ich glaube niemandem von euch mehr ein Wort. Keinem Mädchen und erst recht keinem Jungen mehr. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.'' ,, Aber eine Frage noch. Bitte!'' ,, Was?'', fragte ich genervt. Mir kamen bald die Tränen. Wie konnte er nur? ,, Was du geschrieben hast von wegen Herz verschenkt und so...meintest du das Ernst?'' Ich atmete einmal tief ein und aus, schloss dabei die Augen und als ich sie wieder öffnete, sah ich ihn an und sagte ruhig und müde: ,, Ja, leider.'' Dann drehte ich mich um und ging. Für mich war der Tag gelaufen. Beim Abendessen mussten meine Zimmergenossinnen ausrichten, ich hätte Bauchschmerzen und hätte keinen Appetit. Jasmin sah mich spöttisch an und verliess das Zimmer. Ich fühlte mich scheusslich. Ich konnte an gar nichts anderes denken, als das: Wie konnte er nur? Die SMS klangen so echt und so wahnsinnig süss. Wie konnte jemand sowas schreiben und es nicht ernst meinen? Nach einer endlosen Weile schlief ich endlich ein und träumte, dass ich andauernd süsse SMS bekommen hätte. Doch, jedesmal, wenn ich zurückschreiben wollte, fand ich mein Handy nicht mehr und zuletzt sah ich, wie Jeremy mit Jasmin am Lagerfeuer kuschelte und sie sich verliebt ansahen. Am nächsten Morgen erwachte ich mit dem Gedanken: Das konnte doch nicht sein..! Oder doch..? Ich hatte Jeremy ganz anders eingeschätzt. Ich sah auf mein Handy. Keine neue Nachricht. Naja, ich hatte mich ja deutlich genug ausgedrückt, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Beim Frühstück ass ich wieder am Ende des Tisches, still, nachdenlich und kümmerte mich nicht darum, was im Raum alles abging. Dann sagte der Lehrer, als alle fertig gegessen hatten: ,, So, heute ist ein wunderschöner Tag um die Landschaft zu erkunden, Fotos zu machen, die wir anschliessend ausdrucken und für jeden ein kleines Erinnerungsbüchlein machen. Natürlich dürft ihr euch auch fotografieren und die Fotos dazugeben. Freiwillig. Allerdings will ich dann noch Klassenfotos und Einzelfotos von euch machen. Wir werden gemischte Gruppen machen und die Gruppen werden in verschiedene Richtungen davongehen und viele Fotos machen. Wir werden uns dann alle wieder um zirka 15.00 Uhr vor dem Haus treffen. Das heisst: Ihr braucht Picknick und Ausdauer. Gute Schuhe, Regenjacke falls das Wetter umschlagen sollte, Sonnenschutz und natürlich die Kameras. Die Gruppen habe ich bereits zusammengestellt.'' Mein Herz begann wie wild zu klopfen und irgendwie wusste ich, dass ich entweder mit Jasmin oder Jeremy in einer Gruppe sein würde. Oder mit beiden? Der Lehrer las die Gruppen durch. Gruppe 1: Lea, Merle, Anna, Marc und Lukas. Gruppe 2: Tim, Jeremy, Tina und Nina. Echt toll! Grrr! Gruppe 3: Jonas, Kevin, Jasmin, Natascha, Laura. Na, immerhin war ich nicht mit Kevin in einer Gruppe. Das hätte ich absolut nicht ertragen. Zehn Minuten standen wir startklar vor der Hütte. Nur noch jemand fehlte: Unser Lehrer. Wieder einmal typisch. Ich bemerkte, wie Jeremy mich immer wieder ansah. Traurig, unsicher und sehnsüchtig. Jasmin hingegen wirkte heiterer als der Sonnenschein und benahm sich, als hätte sie im Lotto gewonnen. ,, Du sag mal, hast du streit mit Jeremy?'', fragte mich Tina, die bei mir in der Gruppe war. ,, Wieso meinst du?'' ,, Na, ihr wart die ganze Zeit so vertraut und ihr habt irgendwie verliebt ausgesehen. Jeremy hat sich so schön um dich gekümmert und so und nun sprecht ihr nicht mehr miteinander.'' Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich könne Tina vertrauen und mit ihr drüber sprechen. Bisher konnte ich ja mit niemandem aus der Klasse sprechen oder vertrauen. ,, Versprichst du, dass es bei dir bleibt?'' ,, Klar, versprochen.'' Leider unterbrach unser Lehrer, der nun endlich kam, unser Gespräch und sagte jeder Gruppe wo hin es gehen soll. Dann ging es los.

Bitte lächeln!

Unterwegs, Jeremy und Tim liefen vor uns so weit, dass sie uns nicht hören konnten wenn wir flüsterten, erzählte ich Tina im Flüsterton alles. Als ich fertig war, sagte sie: ,, Hm, ganz ehrlich: Sowas traue ich Jeremy einfach nicht zu.'' ,, Ich ja eigentlich auch nicht...'' ,, Und wieso vernagst du dich dann so darin, dass das Portemonnaie bei ihm war? Könnte jemand anderes gewesen sein, der einen Streich spielen wollte oder so.'' ,, Ein schlechter Streich.'' ,, Klar. Jemand, der merkte, wie verliebt ihr gewirkt habt und euch auseinander bringen wollte, bevor ihr überhaupt zusammengekommen seid. Weisst du jemanden, der sich vielleicht in Jeremy verliebt hat und auf dich eifersüchtig wurde? Oder jemand, der dich nicht leiden kann oder sogar in DICH verliebt ist?'' ,, Jasmin kann mich nicht ausstehen,'', überlegte ich laut, ,, und sie steht wohl auf Jeremy. Kevin ärgerte mich anfangs dauernd. Gestern auch, weiss aber nicht weshalb. Ihm traue ich sowas aber auch nicht zu.'' ,, Dann bleibt Jasmin.'' ,, Meinst du?'' ,, Wieso glaubst du, dass es Jeremy war, der doch immer so lieb zu dir war und nicht Jasmin, die dich hasst und sowieso fies zu dir ist?'' Gute Frage. Nächste Frage bitte. Tina hatte recht. Wieso war ich so sauer auf Jeremy? Genau das fragte ich sie. Und sie meinte lächelnd: ,, Ist doch ganz logisch: Du bist eben total in ihn verliebt.'' Da könnte sie recht haben. Ich schaute zu Jeremy, der vor uns mit Tim lief und genau in dem Moment drehte er sich um und sah mich an. Dann drehte sich Tim auch um und meinte: ,, Na, wie wär's mit ein paar Fotos?'' ,, Klar, legen wir mal los, sonst haben wir bis am Ende gar keins.'', meinte Tina sofort motiviert und nahm die Kamera hervor. ,, Fotografier doch bitte gerade mal Jeremy und mich, ja?'', meinte er und Tina tat, was er sagte. Dann noch ein Foto mit Tina und mir, Tina und Jeremy, Tim und ich und dann Jeremy und ich. Als ich so neben ihm stand, fühlte ich wie Ameisen in meinem Bauch. Riesenameisen waren das. Ich denke, dem sagte man wohl nun Schmetterlinge. Unser erstes gemeinsames Foto. Nur, dass unser Lächeln täuschte. Die weiteren hundert Fotos schossen wir abwechslungsweise. Bäume, Pflanzen, die Aussicht von Hügeln, Steine, Tiere, Bächlein, Tina vor einem Baum, Jeremy mit einem Holzstock auf dem Hügel, Tim auf einem Baum und mich vor ein paar schönen Pflanzen. Um 13.00 Uhr assen wir unser Picknick und genossen die Aussicht. Die Sonne wärmte schön und wir mussten uns eincremen. ,, Boah ey! In dieser Sauhitze würde ich ja lieber schwimmen gehen, statt hier rumzusitzen und Fotos zu machen!'', meinte Tim und fuhr sich mit dem Handrücken über die verschwitzte Stirn. ,, Du brauchst eine Abkühlung? Die kannst du gerne haben.'', grinste Tina. Jeremy, ich und Tim sahen sie fragend an. Sie holte eine Wasserflasche aus ihrem Rucksack und spritzte Tim ab. ,, Iiih! He! Hahaha! Aaaaaah, tut das guuuuut!'' Er genoss die Abkühlung richtig. Ich musste lachen und Jeremy stimmte mit ein. Als die beiden Jungs später noch eine kleine Runde auf dem Hügel drehten, meinte ich zu Tina: ,, Sag mal, könnte es sein, dass du ein klitzeklitzeklitzekleines Bisschen in Tim verliebt bist?'' Tina musste grinsen und nickte. ,, Ja, sogar sehr.'' ,, Und er bestimmt auch in dich.'' ,, Wer weiss...Und Jeremy in dich, dass sieht sogar ein Blinder. Wie er dich die ganze Zeit ansieht! Nina, lass ihn doch nicht so leiden und sprich mit ihm. Erklär ihm, weshalb du so sauer auf ihn bist und dass du eigentlich gar nicht sauer auf ihn sondern auf Jasmin bist.'' ,, Es ist doch gar nicht sicher, dass sie es war.'', warf ich ein. ,, Nehmen wir's mal an. Im Ernst: Wer sonst sollte es gewesen sein?'' ,, Klar, schon. Aber, ich will trotzdem niemanden zu Unrecht verdächtigen.'' ,, Sagt die, die auf ein Junge sauer ist, obwohl sie weiss, dass er unschuldig ist.'' ,, Tina...'' ,, Schon okay. Ich weiss ja. Also, was ist nun?'' ,, Ich habe keine Ahnung. Jetzt ist jedenfalls keine gute Gelegenheit.'' ,, Schon klar. Dann wenn wir wieder zurück sind?'' ,, Wahrscheinlich dann, ja.'' Kurz vor 15.00 Uhr kamen wir wieder bei der Hütte an. Jasmins Gruppe war schon da. Sonst noch niemand. ,, Jeremy! Wir haben gerade über dich gesprochen.'', rief Jasmin mit zuckersüsser Stimme und säuselte: ,, Wollen wir später zusammen spazieren geh'n?'' ,, Ne danke. Darauf verzicht ich lieber. Ich geh nur mit einem Mädchen spazieren.'', meinte er und sah dabei zu mir. ,, Mit dieser Tussi? Ach komm, Jeremy. So eine langweilige Kuh!'' ,, Sie ist nicht langweilig. Aber lieber mit einem langweiligen Mädchen wie Nina spazieren gehen, als mit solch einer aufgeblasenen Pute wie dir.'', konterte Jeremy. Wie auf Knopfdruck mussten alle lachen. Ausser natürlich Jasmin, Natascha, Laura und ein paar Mädchen. Aber auch Tina lachte mit. Wahrscheinlich hatte ich in Tina eine neue Freundin gefunden. Jasmin war natürlich total beleidigt. Zum Glück kam in dem Moment der Lehrer und die andere Gruppe zurück. Wir gaben ihm die Kameras und durften nun etwas für uns machen. ,, Wir werden heute Abend zusammen ins Dorf fahren und Pizza essen gehen. Na, wie findet ihr das?'' Natürlich waren alle begeistert. Ich machte mich auf den Weg ins Zimmer, um mich umzuziehen und zu schminken. Ich hatte plötzlich ein totales Glücksgefühl und freute mich, Jeremy bald wieder zu sehen. Nur blöd, sprachen wir noch nicht miteinander.

Erwischt!

 Jeremy lief gerade mit Kevin zu seinem Zimmer, als er Jasmin und Natascha flüstern hörte. Eigentlich könnte ihm dies egal sein, aber irgendwie hatte er das Gefühl, er müsse hören, um was es ginge. ,, Die werden so leicht nicht mehr miteinander sprechen.'', flüsterte Jasmin gerade und beide Mädchen kicherten. ,, Und wenn er's herausfindet?'', flüsterte Natascha zurück. ,, Wie sollte er? Hihi, Nina ist so blöd und verdächtigt Jeremy und ist jetzt sauer auf ihn. Nun MUSS er einfach merken, dass ich die Richtige für ihn bin.'' Jeremy traute seinen Ohren kaum, doch er hatte es ja auch irgendwie geahnt. Gut hatte er sein Handy dabei. Blitzschnell drückte er auf Aufnahme und nahm den letzten Rest des Gesprächs mit auf. ,, Ich hätte ja nie gedacht, dass Nina Jeremy dafür verantwortlich machen würde. Ich dachte, sie würde auf dich kommen und der Schuss würde hinten raus gehen. Aber du hattest einfach Glück.'' ,, Glück, weil Nina einfach zu blöd ist. Wieso sie jetzt so sauer auf Jeremy ist, ist mir auch ein Rätsel aber im Grunde genommen egal. Hauptsache ich habe jetzt Bahn frei bei Jeremy.'' ,, Nun musst du nur noch dafür sorgen, dass er sich auch in dich verliebt.'' ,, Keine Sorge, der wird mich bald auf Knien anbeten, glaub mir.'' Leider sagten sie nichts genaueres mehr über das Portemonnaie, das tatsächlich Jasmin in Jeremys Zimmer gelegt hatte, doch das, was er gehört und aufgenommen hatte, sollte eigentlich reichen. Schnell machte er sich auf zu Nina. Da Nina ja mit Jasmin in einem Zimmer war, konnte die nicht in ihrem Zimmer sein. Im Wohnraum war sie auch nicht. Sie war draussen neben der Hütte. Sie sass auf dem Bänklein im Schatten, die Augen gschlossen und entspannte sich ein wenig.

Also doch! Tut mir leid..

 Ich war gerade richtig in Gedanken versunken und döste vor mich in, als sich jemand neben mich setzte. Ich öffnete die Augen im Glauben, es wäre Tina, als ich in Jeremys Augen sah. ,, Jeremy?'', fragte ich leise und sah ihn überrascht an. ,, Hei, ich hab da was für dich. Hör's dir mal an, bitte.'', sagte er und reichte mir sein Handy. Ich tippte auf Play und hörte ein Gespräch. ,, Jasmin und wer?'', fragte ich. ,, Natascha.'' ,, Also war es tatsächlich Jasmin.'', sagte ich mehr zu mir und starrte dabei vor mich hin. ,, Ja, meine Unschuld ist bewiesen.'', meinte Jeremy. ,, Ich geh dann mal wieder.'', sagte er und stand auf. ,, Warte!'', rief ich und schoss hoch wie eine Rakete. ,, Jeremy, es...es tut mir leid. Verzeihst du mir?'' ,, Ja, ich verzeihe dir.'' Er drehte sich um und ging. ,, Was...a...aber...Jeremy! Ist das alles?'' ,, Was soll denn noch sein?'' Hatte er mir diese Frage tatsächlich gestellt? Ich war zu empört und brachte kein Wort mehr über die Lippen. Schulterzuckend drehte er sich wieder um und ging vor die Hütte, wo Kevin und die anderen Jungs auf ihn warteten. Na toll! Jetzt würde ich ganz bestimmt nichts mehr sagen. Ich ging in die Hütte zurück und zu meinem Zimmer. Hoffentlich war Jasmin da. Sie war da. ,, Wieso hast du das gemacht?'', fiel ich gleich unachtsam mit der Tür ins Haus. ,, Was habe ich wieso gemacht?'', fragte Jasmin cool zurück. ,, Wieso hast du mein Portemonnaie geklaut und in Jeremys Tasche gelegt?'' ,, Wieso sollte ich sowas tun?'' ,, Na, weil du in ihn verknallt bist und eifersüchtig auf mich warst, da er sich mehr mit mir als mit dir abgegeben hat.'' Na bitte, wieso fragte ich sie das, wenn ich kurz darauf die Antwort selbst preis gab? ,, Tzz, und wennschon! Du warst jedenfalls so blöd und warst sauer auf ihn. Echt, ich an deiner Stelle würde mich ja schämen.'' Leider musste ich da Jasmin recht geben. Aber die Erklärung war ja einfach: Ich war eben in Jeremy verliebt. Da machte man noch vieles und wusste nicht, wieso, weshalb, warum, wozu. Ich zog es vor, nichts mehr zu sagen und mich umzuziehen. Ich warf noch einen Blick auf mein Handydisplay. Wow, eine SMS. Von Jeremy? Jap. Er schrieb:

 

Kleiner Engel, glaubst mir nun?

Ich hatte nichts damit zu tun.

Meinem Engel würd ich wennschon

das Herz klauen!

Aber niemals sont was rauben!

Dein Bengelchen

 

Wie süss! Er hatte also noch Gefühle für mich. Gott, war ich froh! Jasmin sah mich neidisch und böse an, als ich über das ganze Gesicht strahlte. Tja Jasmin, du hast dich zu früh gefreut!

Um 18.00 Uhr mussten wir alle vor der Hütte stehen, startklar für das Abendessen im Dorf. Mmmm, ich freute mich richtig wieder einmal in eine Pizza beissen zu können! Ich sass im Car neben Tina und wir hatten 'ne Menge Spass zusammen. Die ganze Zeit mussten wir miteinander kichern und lachen und und und. Bis wir Bauchschmerzen und Tränen in den Augen bekamen vom Lachen. Wir brauchten bloss 20 Minuten bis ins Dorf. Nach ein paar Minuten, als wir unterwegs waren, setzte sich Tim vor uns hin, im Schlepptau mit Jeremy. Wir verloren kein Wort über das SMS und was wir geredet hatten. Tina wusste natürlich bereits alles von mir, sagte aber nichts. Ich weiss nicht, ob Jeremy Tim was erzählt hatte. Wir alberten rum und als wir endlich da waren, musste ich erstmal eine Verschnaufpause einlegen, von dem vielen Gekicher und Gelächter. Vor dem Car zählte der Lehrer alle und dann trabten wir los Richtung Dorf, wo unsere Pizza auf uns wartete. Als wir ankamen und die anderen reingingen, ich war wieder einmal zu hinterst, hielt mich jemand am Ärmel fest. ,, Können wir kurz reden?'' Es war Jeremy. ,, Klar.'' Wir blieben draussen und stellten uns etwas abseits, damit man uns nicht gerade durch irgendein Fenster beobachten konnte. ,, Du glaubst mir jetzt, dass ich unschuldig bin, oder?'', fragte Jeremy zuerst. ,, Ja. Es tut mir wirklich leid, Jeremy.'' ,, Ich würde nur zu gerne wissen, weshalb du auf mich sauer warst. Konntest du dir nicht denken, dass es Jasmin oder sonst jemand war? Oder anders gesagt: Du kennst mich doch besser, oder?'' ,, Ja...aber dafür gibt es ja auch eine Erklärung, weshalb ich auf dich sauer war.'', sagte ich. ,, Ach, und die wäre?'', fragte mich Jeremy erstaunt und gebannt. ,, Naja...,'', druckste ich herum, ,, ...ich...habe...ich habe mich eben in dich...verliebt.'', sagte ich und schaute dabei die ganze Zeit auf den Boden. ,, Im Ernst?'', fragte Jeremy nach und begann zu strahlen. ,, Ja. Aber da bist du selber schuld.'', sagte ich schnell und zog einen Schmollmund. ,, Ach? Ich bin schuld? Tut mir ja leid.'', grinste er. ,, Wie konnte denn das passieren?'' ,, Wenn man so schöne SMS bekommt und rausfindet, wer es ist, passiert's ganz von alleine.'' ,, Wie bist du drauf gekommen, dass die SMS von mir waren?'' ,, Erstens: Du warst auf der Hinreise schon nett zu mir. Zweitens: Beim Lagerfeuer bist du so gesessen, dass du mich genau anschauen konntest. Drittens: Du warst die ganze Zeit über nett und viertens: Kein anderer Junge hat mit mir gesprochen ausser Kevin, der aber nie solche SMS schreiben würde.'' ,, Stimmt, das würde nicht mal ich ihm zutrauen.'' Nach einer Weile der Stille fragte Jeremy: ,, Und nun?'' ,, Was nun?'' ,, Wie gehts jetzt weiter?'' ,, Woher soll ich das wissen? Du hast mit den SMS angefangen, also musst du auch für ein Happy End sorgen.'' ,, Na, wenn das so ist, dann...'' Er kam einen Schritt auf mich zu, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Na endlich!, dachte ich. Das wurde aber auch Zeit. Schade sah es Jasmin nicht. Oder doch? Als wir reinkamen, war Jasmin gelb angelaufen vor Neid und wechselte zu Rot, als sie mich und Jeremy Hand in Hand hineinkommen sah. Oder hatte sie einfach nur heiss? Ne. Tina zwinkerte mir zu. Sie sass gegenüber von Tim an einem Vierertisch. Jeremy und ich nahmen neben den zweien Platz. Ich neben Tina und er neben Tim. ,, Und? Was wollt ihr für eine Pizza? Es gäbe da die ,Summerlove-Pizza'. Hm?'', fragte Tina uns. Jeremy und ich lächelten einander an. Es gab doch nichts schöneres als ein gemütlicher Abend mit der neuen besten Freundin, dem Kumpel, dem neuen Freund und einer leckeren Pizza!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.08.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine lieben Leserinnen und Leser. Und diejenigen, die einfach gerne lesenxD Ps. Freue mich über jeden Kommentar und jedes Herz:)

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