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Ein Wintertag


Die Schneeflocken wirbelten wild durch die Luft. Das Atmen fiel schwer, der Wind blies einem den Schnee ins Gesicht, in die Nase und den Mund. Die Beine wurden müder und müder. Durch den hohen Schnee zu stapfen war anstrengend. Auch die Nässe ging langsam durch die Kleidung durch.

Der Schneesturm kam völlig überraschend. Vor dem Aufstieg zur Berghütte schien die Sonne und es war zwar kalt, aber angenehm für den geplanten Weg nach oben. Ein Spaziergang, um sich fit zu halten, ein paar schöne Fotos zu machen und sich zu unterhalten. So in etwa war der Plan. Die Hälfte des Weges lag hinter uns, als wir aus einem kleinen Wäldchen kamen und feststellten, daß sich der Himmel dunkel verfärbt hatte. Zuerst machten wir uns noch keine Sorgen. Wir gingen nur etwas schneller weiter.

Plötzlich wurde der Wind aber stärker und es begann zu schneien. In kürzester Zeit lag der Schnee schon zentimeterhoch. Es wurde immer dunkler und kälter. Doch dann schien es, als würde es doch wieder besser werden. Der Wind legte sich und der Schnee fiel nur noch sanft. Das war allerdings dann doch nur die Ruhe vor dem Sturm, der dann aber richtig loslegte. Wir konnten kaum noch sehen, wo wir hin gingen. Hand in Hand versuchten wir uns auf dem Weg zu halten. Nur noch ein kurzes Stück, dann hätten wir es geschafft. Doch gerade dies war das schwierigste Stück. Es ging nämlich über eine große freie Fläche, direkt vor der Berghütte. Man konnte kaum die Hand vor den Augen sehen. Wir hätten genausogut die Hütte verpassen und uns in den dahinter aufsteigenden Felsen verlieren können. Mit viel Glück gingen wir den richtigen Pfad und standen dann vor der Hütte.

Als wir die Tür hinter uns schlossen und den Wind und den Schnee draussen liessen, war jeder erleichtert. Mithilfe eines Feuerzeugs fanden wir die Kerzen und zündeten sie an. Die ersten liessen sich schon auf den Bänken und Stühlen nieder, während einige den Kamin und den Herd anfeuerten. Wir schafften es, ein schönes Feuer zu machen, daß uns wieder etwas aufwärmte. Auch Tee liess nicht lange auf sich warten. So wurde es zum Schluß doch noch richtig gemütlich, auch wenn allen klar war, daß wir wahrscheinlich erst morgen den Berg wieder runter konnten. Wir saßen alle um den Kamin herum und lachten schon wieder über das tolle Erlebnis. Im Trockenen und Warmen ist dies ja auch einfach.

Piep .. piep .. Ich zucke zusammen und sehe mich erstaunt um. Von wegen gemütlich am Kamin in der Berghütte. Ich stehe auf dem Bahnsteig in einem Pulk von Leuten und warte auf meinen Zug. Mein Handy piepst erneut und erinnert mich daran, daß mein Mobilfunknetz wieder da ist. Sowas, denke ich bei mir, das kommt davon, wenn man sein Lieblingsurlaubsbild aus dem letzten Winterurlaub als Hintergrundbild auf sein Handy lädt.

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Texte: Alle Rechte bei der Autorin
Tag der Veröffentlichung: 14.11.2012

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