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Abschied

Die Wolken verdunkelten ganz plötzlich den Himmel. Sie fröstelte. Schon legte er ihr seine Jacke um, als hätte er geahnt, dass sie frieren würde, bevor sie auch nur anfing zu zittern. Sie lächelte ihn an und hauchte „Danke!“ .
Er legte liebevoll von hinten den Arm um sie. Sein Herz schlug kräftig und regelmäßig, das konnte sie deutlich spüren. Es gab kaum eine Situation, in der sie sich hätte sicherer fühlen können. „Vielleicht...sollten wir gehen...bevor es noch anfängt zu regnen.“ flüsterte er ihr zu.
„Nein!“ sagte sie leise, aber bestimmt. Keiner von beiden traute sich so recht diese Stille zu brechen. „Ich würde gerne noch bleiben!“ Sie drehte ihren Kopf und ihre Blicke trafen sich. Seine schönen blauen Augen, die sonst immer so hell strahlten, waren voller Traurigkeit. In diesem Moment wusste sie einfach, dass er auch nicht gehen wollte. Irgendwie hatte sie das Gefühl etwas sagen zu müssen. Doch was würde es daran ändern, wenn sie ihm sagte, wie gerne sie mit ihm käme, nur um ihn gerade in diesem Moment daran zu erinnern wie unmöglich es war. In ihrem Kopf drehte sich alles. Immer wieder hatte sie sich gefragt, ob es nicht ihre Pflicht war mit ihm zu gehen. Wie konnte sie ihn nur so im Stich lassen?
„Ich wünschte ich könnte bleiben!“ seufzte er. Als hätte er ihre Gedanken gelesen.
Sie wagte kaum sich wieder zu ihm umzudrehen. Ihn so unglücklich zu sehen konnte sie nur schwer ertragen. „Und ich wünschte ich könnte mit dir kommen!“ Jetzt war es doch raus.
„Hmmm.“ Er schmiegte sich an sie, legte seinen Arm neben ihren und gemeinsam sahen sie auf den Horizont. So froh, wie in diesem Moment war er wohl noch nie gewesen, wenn es zu regnen begann. So konnte sie hoffentlich nicht sehen, dass sich unaufhaltsam die Tränen in seinen Augen sammelten. Er wollte nicht, dass sie sah wie er weinte. Genauso wenig sah er sich in der Lage es aushalten zu können, wenn sie es tat. Sie zitterte wieder und er drückte sie näher an sich. Er hätte ewig so mit ihr dastehen können, doch das war leider nicht möglich. Er atmete schwer und traurig, trat einen Schritt zurück, nahm ihre Hand und ging los. Sie sagte nichts und so gingen sie langsam nebeneinander die Straße hinab. Je mehr sie sich ihrem Haus näherten, desto mehr zitterte seine Hand. Sie merkte es und drückte sie fester. Ihn so leiden zu sehen, machte ihr den Abschied nicht gerade leichter. Doch es musste sein. Sie blieb stehen und sah zu Boden. Sie brauchte jetzt all ihre Kraft um ihn anzusehen und ihn wegzuschicken. Seine Hand griff unter ihr Kinn und hob es an. Jetzt konnte er in ihre Augen sehen. Er lächelte, schloss die Augen und küsste sie. Am liebsten hätte er sie nie wieder losgelassen, doch dazu war es zu spät. Er hatte nicht die Kraft die Augen zu öffnen und sie anzusehen. So hielt er einfach ihre Hand, trat einen Schritt zurück, ließ ihre zarten Finger noch einmal durch seine gleiten, drehte sich um und ging. Seine Schritte wurden immer schneller. Er wusste, dass er die Tränen und das Schluchzen wohl kaum noch länger unterdrücken konnte. Sie stand da, sah im nach und auch ihre Tränen tropften mit dem Regen zu Boden. Schließlich drehte auch sie sich um, legte die letzten Schritte nach Hause zurück und schloss die Türe hinter sich.


Alleine
Als sie diesen Morgen aufwachte wurde ihr zum ersten mal schmerzlich bewusst, dass etwas fehlte. Trotz der dicken Decke war ihr kalt. Sie war im Haus ihrer Eltern, weil sie nicht hatte allein sein wollen. Die Erinnerung kehrte unaufhaltsam zu ihr zurück und brachte erneut die Verzweiflung mit sich, die sie in die Kissen zurückwarf. Vielleicht musste sie ja heute gar nicht aufstehen. Schließlich hatte sie sich ja freigenommen. Sie zog die Decke bis zum Kinn und schloss die Augen wieder. In der Hoffnung, dass alles wieder besser würde oder sie einfach nicht wieder aufwachte. Es klopfte. Sie würde nicht aufmachen. Das Schlimmste war, dass sie genau wusste, wer nicht vor der Türe stand. Es war ein Fehler, dass sie sich freigenommen hatte. Arbeit hätte sie wenigstens ein bisschen abgelenkt, so hätte sie Zeit gehabt auf andere Gedanken zu kommen. Aber das konnte sie gar nicht. Der Grund, wieso sie sich einen freien Tag gönnen wollte, war die Angst, dass man es ihr ansehen konnte. Wahrscheinlich war das Unsinn, aber der bloße Gedanke an den gestrigen Abend verursachte bei ihr einen Brechreiz und trieb ihr die Tränen in die Augen. Wie hatte sie nur zulassen können, dass er geht? Sie liebte diesen Mann zu sehr um ihn einfach zu vergessen. Ob es ihm wohl ähnlich ging? Wohl kaum, immerhin war er jetzt wieder in dieser großen aufregenden Stadt von der er ihr immer vorgeschwärmt hatte. Vielleicht war er einfach ein Großstadtmensch. Er würde jetzt wieder voll und ganz mit seiner Arbeit beschäftigt sein. Sie lauschte in den Flur. Wer auch immer da gewesen war, er war gegangen. Jetzt war sie wieder allein.


Das letzte Mal
Er saß einfach nur da und starrte sie unaufhörlich an. Keine Sekunde ihres Anblicks wollte er verpassen. Alles von ihr in sich aufsaugen. Am liebsten hätte er ihr Bild in sein Hirn eingebrannt, so dass der Schmerz der Verbrennung ihn auf ewig an ihr Gesicht erinnere. Doch der Schmerz, der ihn von Zeit zu Zeit durchfuhr, war der Gedanke an das nahende Ende. Die letzten zwei Wochen waren wie im Flug vergangen. So sehr hatte er gehofft, sie bald wiederzusehen. Und jetzt war dieses Wiedersehen der Vorbote für einen Abschied.
Wie sie ihm gegenüber saß und wie sie mit ihren schlanken Fingern durch ihr goldblondes Haar fuhr... Er liebte jede Bewegung von ihr. Wie sie die einfachsten Dinge zu etwas Besonderem machte.
Sie sah von ihrem Blatt auf und ihre Blicke trafen sich. Er fühlte sich durchbohrt von ihren glänzenden Augen und für einen Moment kam es ihm so vor, als würde sie ihn wirklich sehen.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, doch das konnte sie kaum gesehen haben, denn schon schlug sie wieder die Augen nieder. Er konnte nicht mal wirklich sagen, ob sie hübscher war, als die übrigen im Raum. Doch für ihn war sie die schönste. In seinem Herzen war sie immer die einzige gewesen, über all die Jahre. Seit er sie das erste Mal gesehen hatte, war wohl kaum ein Tag vergangen, an dem er nicht an sie gedacht hätte.
Je weiter die Tage voranschritten desto klarer wurde ihm, dass es längst zu spät war. Er hatte nie geschafft wirklich das Wort an sie zu richten. Natürlich hatte er mit ihr gesprochen. Sie lächelte so süß verlegen wenn man sie unerwartet ansprach und legte ihren Kopf schief, wenn sie eine Antwort nicht wusste. Das waren die wenigen Momente wo es ihm nicht nur vergönnt war ihre Stimme zu hören, sondern die Gewissheit zu haben, dass sie nur für ihn sprach. Sie hatte wohl immer nur aus Höflichkeit geantwortet. Es lag ihr einfach fern jemanden einfach so da stehen zu lassen.
Es klingelte und sie fuhr aus ihren Gedanken hoch. Das war die letzte Stunde gewesen. Jetzt gab es nur noch wenige Tage, wo sie ihn sehen konnte. Vielleicht würde er weit weggehen, oder sie würde die Stadt verlassen. Aber dann würde es bestimmt leichter, wenn sie ihn nicht immer ansehen musste, vielleicht würde sie ihn so schneller vergessen. Er hatte ja doch nie etwas für sie übrig gehabt. Nichts außer dieses Lächeln eben...


Ohne Titel
„Du hättest mich nicht anrufen sollen!“ Es gab Anrufe, über die man sich freute, es gab auch jene, auf die man schon lange gewartet hatte. Es gab unangenehme Anrufe und solche von denen man sich wünschte sie würden kommen und sich zugleich fürchtete. Und meist war man dann nicht sicher, ob es nicht besser gewesen wäre man hätte nie abgehoben. Ich ging ran! Und das obwohl der Anruf auf mein Handy kam und ich so schon im Voraus sehen konnte wer dran war.
„Redest du jetzt nicht mehr mit mir?“ er klang verwirrt und auch etwas enttäuscht.
„Hätte ich sonst abgehoben?“ Sonst war ich eigentlich gar nicht so schnippisch, aber ich wusste nicht, wie ich ihn sonst auf Abstand hätte halten sollen.
„Ich wollte….ich dachte nur…“ er seufzte und versuchte seine Gedanken zu sammeln. „Ich hätte wirklich nicht anrufen sollen. Es tut mir leid!“ Er wollte anscheinend auflegen.
„Halt!“ gab ich ihm leise zu verstehen. „Jetzt ist es auch zu spät.“ Ich versuchte zu lachen, doch übers Telefon kam das wohl nicht rüber. „Was ist denn los?“
„Ich hatte nur das Gefühl… ich wollte einfach deine Stimme hören.“
Uff! Was sollte ich denn dazu sagen? Selbst unter normalen Umständen hätte mich ein solcher Satz von ihm beeindruckt. Ich war zwar nicht die Art Mensch, die auf kitschiges Gerede versessen war, aber ich kannte ihn lang genug, um zu wissen, dass er es ehrlich meinte, wenn er so etwas sagte.
„Ich hab immer öfter das Bedürfnis dir etwas zu sagen.“
„Was denn?“ ich war froh, dass er anscheinend doch einen richtigen Grund für seinen Anruf hatte.
„Irgendwas? Alles halt.“ Er schwieg einige Sekunden. „Ich habe mich einfach noch nicht dran gewöhnt gar nicht mehr mit dir reden zu können….“
„Das musst du doch auch nicht.“ Gab ich zurück, als wäre gar nichts gewesen.
„Wie kommt es dann, dass wir seit 32 Tagen kein Wort miteinander gewechselt haben?“
„So lange? Du hast mitgezählt?“ ich tat überrascht, dabei wusste ich sehr wohl, wie lange unser letzter Kontakt zurück lag.
„Ich hatte gar nicht erwartet, dass du das tust.“ Er schien amüsiert. „Einer von uns beiden musste es ja machen…“
„Hmmm.“ So sehr mir auch seine Stimme gefehlt hatte, ich fühlte mich reichlich unbehaglich.
„Bist du irgendwie sauer auf mich?“ fragte er schließlich.
Jetzt war es wenigstens raus. Mir war schon lange klar, dass das ein Problem zwischen uns darstellte.
„Nein!“ ich wiegelte ab. „Aber nein!“
„Was ist es dann?“
„Ich bin nicht sauer auf dich! Es war unsere gemeinsame Entscheidung.“
„Hmmm.“
„Es ist bloß nicht üblich… ich wusste nicht, ob es eine so gute Idee ist, wenn wir einfach so weiter machen, als wären wir immer nur Freunde gewesen.“
„Dann denkst du also auch wir sind Freunde! Jetzt!“
„Ja!“
„Du hast vielleicht recht.“
„Womit?“
„Ganz so einfach ist es nicht. Ich wollte bloß nicht ganz auf dich verzichten…ich wollte nicht, dass wir uns wieder aus den Augen verlieren.“
„Das haben wir doch gar nicht. Ich wusste immer wo du bist. Auch damals…“ Es war vielleicht ein Fehler das überhaupt zu erwähnen. „Und du wusstest immer, wo du mich finden kannst. Ich war immer hier!“
„Dann kann ich dich also wieder anrufen?“
„Sicher.“
„Machs gut.“
„Machs gut.“
Und wieder wusste ich nicht, ob ich mich auf seinen nächsten Anruf freuen sollte, oder ob ich mich lieber davor fürchtete. Es war alles so kompliziert geworden!


Liebesbeweise
„ Was ist für dich ein richtiger Liebesbeweis?“
„ Keine Ahnung!“ Ich kaute auf meiner Unterlippe. „Was weiß ich? Wieso fragst du ausgerechnet mich?
„ Weil du gerade hier bist. Weil ich immer dich frage, wenn ich einen Rat brauche.“
Da hatte sie recht. Das tat sie immer. Aber ob ich die richtige dafür war. Im Gegensatz zu ihren anderen Freunden war ich nicht gerade bekannt für Langzeitbeziehungen. „ Und wieso fragst du immer mich? So viel Ahnung hab ich da wirklich nicht. “
„ Hmmm. Du bist.... ja... vernünftig halt, denke ich. “
„ Denkst du!? “
„ Ja! Bisher hast du mir nie was völlig falsches geraten.“
„ Das freut mich.“
„ Also, was verstehst du als Liebesbeweis?“
„ Keine Ahnung, wie meinst du das?“
„ Blumen , ein Candle light Dinner.“
„ Nee, also wirklich nicht. Liebesbeweis hat für mich ganz andere Dimensionen.“
„ Jetzt könnte ich fragen, wie du das meinst.“
„Ich meine, wenn man etwas für einen anderen Menschen tut.“
„ Ja, was denn?“
„ Keine Ahnung, ich bin die Falsche für so eine Frage.“
„ Nur weil du behauptest, dass du noch nie verliebt warst?“
„ Ja, wie soll ich so was denn wissen?“
„ Weil mal jemand etwas für dich getan hat. Oder, weil du erlebt hast wie jemand einem anderen seine Liebe beweisen hat. Andererseits gibt es Liebe ja nicht nur zwischen Mann und Frau, oder?“
„ Das stimmt.“
„ Du musst ja nicht antworten. Ich frag mich halt nur immer. Ist Eifersucht auch ein Zeichen von Liebe?“
„ Bis zu einem bestimmten Punkt sicherlich.“
„ Bis zu welchem Punkt?“
„ Ich meine wenn man gar nicht eifersüchtig ist, dann liebt man den anderen auch nicht wirklich.“
„ Du bist nicht eifersüchtig. Nicht das ich wüsste!“
„ Eben. Du weißt nicht. Ich würde das nie zeigen. Hat doch irgendwie mit Vertrauen zu tun, das Ganze.“ Ich hielt kurz inne. Wie sollte ich es richtig ausdrücken? „ Wenn ich jemandem vertraue, sollte ich nicht eifersüchtig sein. Das lässt sich aber nicht machen, also...“
„ Du meinst aber, das Eifersucht ein Zeichen von Liebe ist.“
„ Ja , in gewisser Weise schon, aber...“
„ Also tut er das alles weil er mich liebt?!“
„ Nein, der Meinung bin ich nicht. Ich wollte sagen, auch wenn ich eifersüchtig bin, muss ich mich zurückhalten. Eben weil ich den anderen respektiere. Wenn ich Eifersucht offen zeige, heißt das, ich vertraue dem anderen nicht. „
„ Aber man kann doch nie ganz sicher sein. Es kann doch immer... manchmal passiert es einfach!“
„ Nein, so etwas passiert nie einfach. Wenn ich mich neu verliebe, kann ich mich von meinem derzeitigen Partner trennen. Wenn es nur sex ist. Na dann stimmte doch von Anfang an etwas nicht.“
„ Ja, also. Wenn irgendwas nicht stimmt, dann kann das halt einfach so passieren.“
„ Sollte es aber nicht. Man kann doch über Probleme reden.“
„ Man kann nicht immer über alles reden.“
„ Sollte man aber können, sonst wäre es vielleicht besser sich zu trennen.“
„ Aber wenn man denjenigen liebt...“
„ Das ist doch keine Liebe. Keine perfekte Beziehung. Wenn man nicht über alles reden kann. Vielleicht will man sich ja nur nicht trennen, weil man nicht gerne allein ist.“
„ Wer ist schon gerne allein? Du?“
„ Nein, aber das hat etwas mit Willensstärke zu tun. Genau wie die Sache mit der Eifersucht. Man muss stark sein, um sich unter Kontrolle zu haben.“
„ Also sagst du er liebt mich nicht!“
„ Das will ich mir nicht anmaßen. Ich sag nur, dass das kein ideales Verhalten ist.“
„ Wie beweist man denn dann seine Liebe?“
„ Durch eigene Entbehrung.“
„ Was soll das wieder heißen?“
„ In dem du etwas tust, was für dich persönlich kein Vorteil ist. Du tust etwas nur für den anderen. Du verzichtest auf etwas für dich Wichtiges.“
„ Du meinst ich gehe mit ihm in den Kinofilm, den er gerne sehen will, obwohl ich den nicht mag?“
„ Ja, aber das ist doch nur der Anfang.“
„ Nur der Anfang? Was ist dann das Ende?“
„ Es gibt nicht wirklich eins, denke ich. Nehmen wir mal dien Beispiel. Du gehst also mit, solltest aber nicht heucheln, dass du den Film magst. Aber auch nicht motzen, oder ihm ein schlechtes Gewissen einreden, weil ihr in diesen Film gegangen seid. Und auch nicht erwähnen, dass du dann beim nächsten Mal den Film aussuchst. Keine Gegenleistung zu erwarten gehört dazu. Genauso, wie nicht beleidigt zu sein, wenn tatsächlich nichts zurückkommt.“
„ Selbstaufgabe findest du aber doch auch nie gut.“
„ Tu ich ja auch nicht. Das sollte schon beidseitig sein. Kann es aber wohl nicht immer.“
„ Du hast doch was Bestimmtes im Kopf.“
„ Nein, aber lieben heißt auch loslassen.“
„ Mütter ihre Kinder!?“
„ Ja schon, Aber auch allgemein. Jemanden den du liebst musst du gehen lassen. Das beginnt damit, dass du eben deine Eifersucht in grenzen hältst und den anderen zum Beispiel alleine weggehen lässt. Und bevor du fragst, meiner Meinung nach heißt das auch, wenn Schluss ist loszulassen, eben weil man denjenigen noch liebt...“ ich senkte den Kopf. Sollte ich weitersprechen?
„ Du sagst also, das wäre so einfach.“
„ Du hast doch gefragt! Aber nein! Ich glaube nicht, dass das so einfach ist. Es ist hart! Und hier kommt auch wieder die Willensstärke ins Spiel. Wenn es besser für den anderen ist muss man es halt beenden. Ihn gehen lassen. Auch wenn es weh tut. Wenn er vielleicht mit jemand anderem glücklicher ist... Aber wie gesagt, was weiß ich schon?“ Ich bekam Angst, dass zu sehr durchschien, dass ich sehr wohl aus Erfahrung sprach. Denn niemand sollte das je erfahren. Ich wollte kein Mitleid und ich wollte auch nicht, dass er je erfuhr, wieso ich ihn wirklich verlassen hatte.


Abschied 2
„ Nico?“
- „Ja“
Sie drehte sich um und sah ihn an. Er blinzelte wühlte sich durch die Laken zu ihrem Körper. Seine Hand legte sich um ihre Hüften und zog sie näher zu sich heran. Er lauschte ihrem Atem und spürte ihren Herzschlag. Sie schlug die Augen nieder. Sie hatte allen Mut zusammen nehmen müssen, überhaupt seinen Namen auszusprechen. Was sollte sie denn noch sagen? Es würde nichts ändern und sie wollte auch nichts zerstören. Aber seine Stimme – die wollte sie hören, doch er schwieg.
„ Was ist denn? „ flüsterte er schließlich und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Finger glitten durch ihr glänzendes Haar. Es war so weich, wie Seide, genau wie ihre Haut. Sie zu berühren, war das angenehmste was er jemals getan hatte. Am liebsten hätte er sie ewig so festgehalten, doch sie begann sich zu bewegen. Er sah sie genau an. Es kam ihm alles vor wie in einem Film. Ihre Bewegungen – wie in Zeitlupe. Sie stütze sich mit dem Arm auf ihr Kissen und bettete ihren Kopf in ihre Hand. Er betrachtete ihre manikürten Finger. Sie war kein Püppchen und wohl auch nicht das, was landläufig als Dame bezeichnet wurde. Dennoch war sie das Perfekteste, was er jemals gesehen hatte. Das wurde ihm in diesem Moment klar. Sie machte diesen Wimpernaufschlag. Ob sie wohl wusste, dass sie ihn damit zum Töten hätte bringen können? (Das er alles für sie tun würde, wenn sie ihn nur ein Mal so ansah.)
Sie sah in seine Augen. Was er wohl dachte? Sie starrte beinahe auf sein Gesicht, sie wollte es sich genau einprägen, es nie wieder vergessen. „ Ach nichts! Ich liebe dich! Schlaf gut. „
„ Ich dich auch. Und träum süß!“ er seufzte leise, schloss die Augen und zog sie näher an sich. Er würde heute Nacht nicht schlafen. Die letzten Stunden in denen er sie in seinen Armen halten konnte, wollte er auskosten. Sie war so schön wenn sie schlief, er hätte sie ewig so anschauen können. So wollte er sie in Erinnerung behalten. Wenn er morgen früh die gemeinsame Wohnung verließe, würde er sich noch einmal umdrehen. Einen letzten Blick werfen, auf die Frau die er liebte. Ehe er leise die Türe für immer hinter sich schloss.


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Tag der Veröffentlichung: 28.05.2009

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