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Prolog




„Scarlett? Geht es dir gut?“, fragte mich Tina.
Ich blickte auf. Sie stand vor mir. Wir waren gerade auf unserem Campus und ich saß auf einer Bank.
„Was soll denn mit mir sein?“, fragte ich sie verwundert.
Tina setzte sich auf die Bank und atmete einmal tief durch.
„Ich habe es mitbekommen Sca.“
Ich verdrehte die Augen.
„Du glaubst auch echt alles oder? Hör mal ich bin deine beste Freundin und du bist meine beste Freundin. Und du weist auch, dass ich dir alles erzählen würde. Ich würde dir doch nicht verheimlichen, dass ich etwas mit Jared hätte.“, sagte ich ganz ruhig zu ihr.
Ich konnte mich kaum beherrschen, diese Gerüchte gehen mir schon langsam auf die Nerven.
Mit mir und Jared war nichts, ich war nur einen Abend bei ihm. Das heißt nicht, dass ich was mit ihm haben muss.
„Okay, Sca. Aber wieso sagen das alle? Und warum warst du gestern überhaupt bei ihm?“
Ich stand auf. Ich hatte echt keine Lust ihr das jetzt alles zu erklären.
„Tina, können wir das nicht später klären? Ich muss jetzt zur nächsten Stunde.“
Sie stand auch auf.
Sie sah mich an und nickte.
Ich nickte auch und ging.
Das nervt, wieso müssen die mich immer auf diese dumme Geschichte ansprechen?
Zwischen mir und Jared war nichts.
Ich ging in die Klasse, ich hatte Geschichte und wir diskutierten über den ersten Weltkrieg.
Ich kam wie immer als letzte und sah, dass nur noch neben Jared ein Platz frei war.
Na klasse!
Ich setzte mich neben ihn.
„Hi Sca.“, sagte er zu mir und lächelte.
„Hi!“, sagte ich.
Er sagte nichts mehr. Ich sah, dass er mich den ganzen Unterricht angeschaut hat.
Als es geklingelt hat stand ich auf und ging einfach ohne noch ein Wort zu sagen.
Ich sah aus dem Augenwinkel, dass er mir folgte. Ich ging schneller.
Er holte mich ein und packte mich am Ellenbogen.
„Sca? Kann es sein ,dass du mir aus dem Weg gehst? Was ist los mit dir?“, fragte er mich.
Ich versuchte mich aus seiner Hand zu befreien, aber er verstärkte seinen Griff.
„Mit mir ist gar nichts. Ich gehe dir nicht aus dem Weg.“, meckerte ich.
Er drückte mich gegen die Wand.
„Und du tust das nicht nur wegen dem Gerücht, was gerade in der ganzen Akademie rum erzählt wird?“, fragte er mich.
Er zwingt mich ihn anzusehen. Ich sah ihn an aber schaute wieder weg.
Ich schaute mich um. Keiner war mehr auf dem Gang. Kein Wunder, die Schule war ja auch schon zu ende. Ich blickte Jared wieder an.
„Ich tu gar nichts, jetzt lass mich los.“, schrie ich ihn an und zappelte herum.
Er drückte mich noch fester gegen die Wand.
Ich sah seinen Willen. Ich sah was er vorhatte. Ich versuchte mich zu wehren, aber es war zu spät.
Er küsste mich. Sanft, aber ich spürte die Kraft. Ich wehrte mich, aber es sah so aus als ob er es gar nicht merkte. Ich schubste ihn aber er rührte sich nicht.
Ich gab auf. Ich blieb einfach ganz ruhig stehen.
Er hörte auf.
Er sah mich an.
Ich gab ihm eine Backpfeife und ging auf den Ausgang zu.
„Hey Sca. Warte doch mal.“, rief er mir hinterher.
„Lass mich in ruhe du blöder Affe.“, schrie ich ihn an und lief los.
Plötzlich fing der Boden an zu wackeln und ich fiel hin.
Ich drehte mich um und sah, dass Jared mit dem Kopf aufgeschlagen war.
„Jared!“, schrie ich, obwohl ich wusste dass er mir nicht antworten konnte.
Auf einmal hörte der Boden auf zu wackeln.
Ich stand auf und rannte zu Jared.
„Jared? Jared? Bitte sag doch was. Wach auf.“, schrie ich und musste fast weinen.
Ich rüttelte ihn.
Er kam zu sich.
„Was ist passiert?“, fragte er mich.
„Es gab gerade ein Erdbeben und du bist mit dem Kopf aufgeschlagen.“
„Okay das erklärt die Kopfschmerzen. Aber weis…!“, er stoppte
„Sca? Deine Schulter!“, sagte er erschrocken.
Ich sah auf meine Schulter. Ich erschrak, sie war voller mittelgroßer Holzsplitter was keinen Sinn ergab.
Der ganze Gang war voller Schließfächer. Woher sollte Holz herkommen?
Ich blutete sehr stark. Mir wurde schwindelig von dem Geruch und ich merkte wie ich schwankte. Aber das komische war, dass ich keinen Schmerz spürte. Mich ergriff die Panik.
Doch ich versuchte mich zu beruhigen. Das Krankenhaus war ja nur vier Häuser weiter.
Also wäre das gar kein Problem.
„Sca. Du musst sofort ins Krankenhaus.“, sagte Jared aufgebracht.
Ich nickte und stand auf. Ich half ihm mit meiner gesunden Hand hoch und wir gingen aus dem Schulgebäude.
Der Campus war fast leer. Wir wollten gerade zum Campus Krankenhaus gehen, als Tina auf mich zu gerannt kam.
„Sca? Was ist passier?“, schrie sie.
„Das Erdbeben kam so Plötzlich. Ich bin gefallen und hatte plötzlich diese Splitter in meiner Schulter."
„Warte. Was für ein Erdbeben?“, fragte mich Tina und schaute dann Jared an. „Und was machst du hier eigentlich, hast du Sca nicht schon genug Probleme verursacht?“, fragte sie ihn.
"Tina ich habe jetzt echt keine Zeit für eure Streitereien, okay? Ich habe eine verletzte Schulter und ich muss sofort ins Krankenhaus.", schimpfte ich.
"Ja ist ja gut. Aber Jared sollte hier bleiben ich gehe mit dir."
Ich sah Jared an.
Er guckte Tina hasserfüllt an.
„Tina, wenn du was gegen mich hast, dann sag es mir verdammt noch mal. Ich habe echt kein bock auf dich. Und nur zu deiner Information ich muss selbst ins Krankenhaus, weil ich mit dem Kopf aufgeschlagen bin“, fuhr er sie an und ging.
„Danke Tina.“, sagte ich und rannte Jared hinterher.
„Jared warte. Bitte warte kurz.“, rief ich.
Er blieb stehen.
„Was?“, fuhr er mich an.
Ich blieb vor ihm stehen und umarmte ihn, so gut es mit meiner verletzten Hand möglich war.
„Es tut mir leid. Tina ist in letzter Zeit ganz komisch drauf.“, sagte ich.
Er erwiderte meine Umarmung.
„Ist schon okay Sca, lass uns jetzt schnell ins Krankenhaus gehen, du kannst dich ja kaum halten.“
Die Umarmung tat gut. Es fühlte sich einfach so echt an.
Er streichelte meinen Arm, der nicht verletzt war.
Ich drehte mich um und nahm seine Hand als Aufforderung, dass er mitkommen soll.
Aber er kam nicht mit, er drehte mich um, nahm mich in den Arm und küsste mich.
Dieses Mal erwiderte ich ihn.
Es ist mir egal was die anderen sagen werden. Ich liebe ihn, das ist mir endlich klar geworden.
Er hörte als erstes auf.
Er nahm meine Hand und wir gingen, nein wir humpelten förmlich gemeinsam zum Krankenhaus.
Als ich fast umkippte nahm er mich auf den Arm und trug mich ins Krankenhaus.
Als wir im Krankenhaus ankamen, lief eine Krankenschwester sofort auf mich zu.
„Oh Liebes, was ist denn mit dir passiert?“
Ich erzählte ihr das mit dem Erdbeben aber sie wusste auch nichts davon.
Sie gab mir eine Tablette gegen die Schmerzen obwohl ich ihr gesagt habe, dass ich keine hatte.
Sie rief den Doktor und er sah sich das genau an.
Er sagte mir, dass er mir unter Narkose die Splitter aus der Schulter ziehen musste und die Wunde weit aufschneiden, und säubern musste.
Typisch für mich habe ich die harte und mutige gespielt obwohl ich wirklich Angst davor hatte.
Sie setzten mich unter Narkose.
Jared wartete draußen…

Als ich aufwachte sah ich erstmal nur die Decke des Krankenzimmers, wo ich in einem Bett lag.
Ich sah mich um. Die hellblauen Vorhänge kamen mir unangebracht vor. Sie wirkten so kalt.
An meinem kleinen Tisch stand eine Schale mit Früchten und ein Glas mit Wasser.
Jared saß auf einem Stuhl neben mir und dachte über etwas nach. Doch dann sah er, dass ich aufgewacht bin und setzte sich aufrichtig hin.
Ich hatte totale Kopfschmerzen ich dachte er explodiert gleich.
„Sca? Wie geht’s dir?“
Jared. Er macht sich immer sorgen!
Ich fing an zu kichern.
„Mir geht’s gut. Ich habe nur starke Kopfschmerzen. Das kommt bestimmt von der Narkose.“, antwortete ich.
Ich versuchte aufzustehen, damit ich in mein Zimmer gehen kann um einfach zu schlafen.
Doch Jared drückte mich wieder ins Kissen.
„Wo soll es denn hingehen, junges Fräulein?“
„In mein Zimmer zurück. Ich bin müde und möchte mich darauf vorbereiten, dass morgen die ganze Akademie wieder über uns reden wird. Ich weis, dass mein Leben vielleicht interessant ist, aber das geht zu weit.“, meckerte ich.
Jared beugte sich zu mir und küsste mich auf die Stirn.
„Mir ist es egal, dass die alle darüber reden. Ich mag dich wirklich sehr und möchte, dass wir beide zusammen sind. Aber wenn du dich die ganze Zeit um die Gerüchte scherst, wird es nichts.“, sagte er.
Ich verdrehte die Augen.
Er hatte mal wieder so recht. Wenn ich die ganze Zeit an die Gerüchte denken werde, was wird das dann für eine Beziehung?
Gestern war ich bei ihm und wir haben die ganze Nacht geredet. Über Gott und die Welt.
Aber es ist nichts passiert und ich habe noch nicht mal gemerkt, dass ich ihn mag, bis ich ihn geküsst habe.
Oder er mich.
„Sca? Alles in Ordnung? Worüber denkst du nach?“
„Ach über nichts. Ist nicht so wichtig!“
„Aber du hast dich ganz schön dabei angestrengt“, lachte er.
„Hey, lach mich nicht aus. Aber ich möchte jetzt wirklich in mein Zimmer. Kannst du da vielleicht irgendwas machen?“, bettelte ich. Ich hasse Krankenzimmer. Um ehrlich zu sein hasse ich Ärzte, ich habe Angst vor denen. Was vollkommen bescheuert ist weil sie einem helfen.
Jared stand auf und ging auf den Flur.
Ich lauschte, aber verstand nichts.
Er kam wieder rein.
„Du kannst gehen, aber der Doktor hat gesagt ich soll diese Nacht auf dich aufpassen.“
Mir stockte der Atem.
Jared soll die ganze Nacht auf mich aufpassen?
Nein. Scarlett, mach dich nicht so fertig und sei nicht so ein Angsthase.
„Oh, em okay… und wo willst du dann schlafen?“, fragte ich.
„Bei mir ist das kein Problem du wirst auf dem Bett gegenüber schlafen, weil du in mein Zimmer kommst. Was für ein Glück, dass ich keinen Mitbewohner habe.“, sagte er und grinste mich an.
Alles klar. Ich bin gleich ganz alleine mit Jared in seinem Zimmer.
Beruhigen.
„Okay, hilfst du mir aufzustehen?“
Ich dachte er nimmt meine Hand, nein er nimmt mich ganz auf seinen Arm und geht hinaus zur Tür.
„Jared, was soll das? Das ist doch total peinlich.“, meckerte ich ihn mal wieder an.
Er antwortete nicht.
Ich lies es einfach zu, mehr hätte ich sowieso nicht machen können.
Der Campus war leer. Die Schüler waren schon alle auf den Zimmern.
Wir liefen an dem Springbrunnen entlang und am Sportplatz, der ziemlich groß war.
Jared lies mich langsam runter als wir an seinem Zimmer ankamen, um seinen Schlüssel aus der Tasche zu holen.
Er machte auf.
„Soll ich dich noch tragen, oder schaffst du es bis zum Bett?“, fragte er und grinste.
„Nein es geht schon.“
Ich ging einen Schritt und sah nur, wie der Boden näher kam.
Er fing mich auf.
„Die Narkose ist noch etwas drin…oder wie man das auch sagt.“, scherzte ich.
„Du darfst dich nicht zu überanstrengen. Ich trage dich.“
Er hob mich hoch und trug mich zum Bett, legte mich hin und deckte mich zu.
„Warum bist du so nett zu mir, Jared?“
„Du fragst noch warum? Ich mag dich Sca, sogar sehr. Das habe ich dir doch schon im Krankenhaus gesagt.“
„Nein das meinte ich nicht. Du warst schon immer so nett zu mir.“
„Ich weis auch nicht. Ich mochte dich von Anfang an, schätze ich. Jetzt ruh dich aus.“, sagte er.
Ich hob meine Hand und berührte sein Gesicht. Er ist so hübsch. Seine Mittellangen braunen Haare, seine braunen Augen und seine vollen Lippen. Ich liebte es an ihm.
Ich zog ihn zu mir und unsere Lippen berührten sich etwas.
Dann zog er sich weg, stand auf und ging aus dem Zimmer.
Na klasse. Er darf mich nach belieben küssen und ich nicht? Was soll das denn?
Ich schmollte.
Er kam ungefähr nach 20 Minuten wieder. Ich tat so als ob ich schlief und beobachtete ihn nur mit halb offenen Augen, damit er es nicht sah.
Er ging im Zimmer auf und ab, als ob er auf etwas warten würde.
Dann ging er ins Badezimmer.
Als er wieder kam hatte er sich umgezogen.
Er ging auf mich zu.
„Ach Sca, ich wünschte ich müsste dir niemals wehtun. Aber leider geht es nicht anders, sonst bist du in großer Gefahr. So wie Heute und das möchte ich nicht.“
Er gab mir einen kleinen Kuss auf meine Stirn und legte sich ins Bett.
Was?
Er will mir wehtun damit ich nicht in Gefahr bin? Was für eine Gefahr? Und wie will er mir wehtun?
Ich muss mit ihm morgen reden.
Ich war viel zu müde um weiter darüber nachzudenken ich schlief ein.

Ich träumte, dass ich in einem Wald war. Um mich waren Wesen, blaue, grüne, rote Wesen die hungrig auf mich starrten, als ob sie gleich auf mich springen und mir meine Kehle durchbeißen wollten.
Als einer auf mich zusprang bin ich vor schreck aufgewacht.
Ich sah mich um.
In Jareds Zimmer war es noch dunkel.
Ich sah zu ihm. Er sah so ruhig und süß aus beim schlafen.
Ich stand langsam auf, doch das Bett quietschte und Jared wachte auf.
„Sca? Was ist los? Hast du Schmerzen?“
Er sprang sofort auf und kam zu mir.
„Nein, nein. Ich wollte nur zur Toilette. Geh ruhig wieder schlafen.“, sagte ich um ihn zu beruhigen.
Ich ging schnell ins Badezimmer um mein Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen.
Der Traum war schrecklich. Ich erinnere mich noch kaum an ihn, doch ich weis das ich Panik hatte, sehr große Panik.
Was waren das für Wesen in meinem Traum?
Das war ja nur ein Traum. Ich sollte mich wieder hinlegen.
Ich ging wieder ins Zimmer und legte mich wieder ins Bett.
Jared kam zu mir.
„Sca? Was ist los? Du bist ganz bleich.“
Ich schaute ihm in die Augen, ich sah sorge in ihnen.
„Nichts, wirklich. Es war nur ein Alptraum mehr nicht.“
Er streichelte mir die Wange und ging wieder ins Bett.
Wieso ist er so komisch seid dem ich ihn küssen wollte? Wieso hat er sich nicht von mir küssen lassen?
Und wieso dann dieses “Ich muss dir wehtun weil du sonst in Gefahr bist?“ Was soll das alles?
Ich muss mit ihm morgen darüber sprechen.
Ich schlief wieder ein.

Der einsame Junge



Ich räusperte mich, damit ich überhaupt sprechen konnte.
„Warte, du bist was?“, fragte ich.
Er machte verlegen ein paar Schritte zur Seite.
„Ich bin ein Elfenprinz. Darf ich dir bitte alles erklären?“, fragte er.
Ich nickte langsam.
Ich wusste nicht, wie ich mich hier verhalten sollte.
Er hat mir sein größtes, ich hoffte größtes, Geheimnis erzählt und ich weiß noch nicht einmal wie ich das verstehen soll.
„Können wir, bitte, woanders reden? Nicht hier. Hier sind zu viele Leute.“, erklärte er.
Ich nickte wieder und folgte ihm in sein Zimmer.
Der Campus war wirklich voll.
Die Schüler saßen auf den Bänken beim Springbrunnen, der ziemlich groß war.
Oder sie spielten Fußball, Basketball und Volleyball auf dem Sportplatz, der mit rotem Granulat bedeckt war.
Als wir am Sportplatz entlang liefen, sah ich Nick, der an der anderen Seite des Sportplatzes am Baum angelehnt war und uns mit bösem Blick musterte.
Ich ging etwas näher zu Jared, weil Nicks Blick mir Angst machte.
„Was ist los?“, fragte Jared mich.
Ich sah ihn an und lächelte.
„Ach nichts, ich habe nur über etwas nachgedacht.“, erklärte ich ihm.
Er nickte und ging weiter.
Ich drehte mich um, um zu sehen ob Nick dort wirklich stand. Doch er war dort nicht mehr.
Ich drehte mich wieder weg. Ich war verwirrt. Ich glaubte nicht, dass ich mir das alles eingebildet habe. Doch ich war trotzdem verwirrt.
Wir gingen noch an unserem Schulwald vorbei, wo ich immer hoch laufe, wenn ich zu meinem Lieblingsplatz möchte.
Als wir dort entlang gingen, fühlte ich mich so beobachtet. Aber nicht nur von einer Person, es waren schon mehrere. Vielleicht wurde ich doch schon langsam verrückt.
Wir kamen an Jareds Zimmer an. Er öffnete die Tür und wir traten ein.
Ich schaute mich im Zimmer um.
Die Beiden Betten waren rechts von mir. Die Betten trennte nur eine kleine Kommode.
Wenn ich Geradeaus sah, sah ich das Sofa, den Sessel, das Fenster und den kleinen Tisch.
Und links von mir waren das Badezimmer und die kleine Küche.
Ich ging zur Couch und setzte mich. Jared folgte mir und setzte sich auch.
„So Jared, erzähl.“, sagte ich ihm.
Er seufzte.
„Also. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.“, sagte er.
Ich nickte.
„Am besten am Anfang.“, sagte ich und musste über diesen Kommentar grinsen.
Er schaute mich Vorwurfsvoll an.
„Ja gut. Also, als Prinz hatte ich die Aufgabe Menschen zu entführen und sie in Elfen zu verwandeln. Ich habe dies auch eine sehr lange Zeit getan, aber dann wurde mir das zu grausam und ich lief von zu Hause weg. Ich habe mein Elfengesicht versteckt und wollte ein normales menschliches Leben führen. Aber dann hat meine Mutter alle Elfen beauftragt mich zu suchen und meine engsten Freunde und meine große Liebe, also dich, zu vernichten.
Nach diesem Erdbeben wusste ich, dass sie mich gefunden haben. Und du wurdest schon verletzt. Ich möchte nicht, dass sie dich verletzten, geschweige denn töten. Deshalb wollte ich, dass du dich von mir fernhältst. Aber ich konnte mich einfach nicht von dir fernhalten. Ich liebe dich, wirklich. Aber es ist zu gefährlich für dich.“, erklärte er mir.
Ich war baff, ich war richtig baff.
Aber das war so süß von ihm, dass er sich solche Sorgen um mich machte.
Ich wusste gar nicht, was ich ihm sagen sollte.
Also nahm ich sein Gesicht in meine Hände und sah ihm ganz tief in die Augen.
Sie waren traurig und ich sah sorge in ihnen.
„Jared. Mach dir keine sorgen um mich. Ich schaffe es schon mich irgendwie zu verteidigen und außerdem bist du ja noch da und passt auf mich auf. Habe ich recht?“, fragte ich.
Er nickte.
„Ja das hast du.“, sagte er und nahm mich in die Arme.
„Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde auf dich aufpassen, meine Maus.“
Er nahm mein Gesicht in die Hände und küsste mich. Als wir uns küssten schmeckte ich plötzlich etwas Salziges. Ich merkte, dass er weinte. Als wir aufhörten, sah ich ihn an.
Er war wirklich am weinen.
Oh mein Gott war das süß.
Ich nahm sein Gesicht, schon wieder, in meine Hände und wischte mit meinem Daumen eine Träne weg.
„Jared? Wieso weinst du?“, fragte ich.
Er zitterte auch etwas.
„Ich hatte solche Angst, dass du vor mir Angst haben würdest. Aber das hast du nicht und ich weiß das ist nicht gerade Männlich von mir, dass ich weine, doch macht es mich so glücklich. Ich weiß noch nicht einmal was ich sagen soll, Schatz.“, sagte er und lächelte.
Ich lächelte auch.
„Du bist so süß. Aber was ich mich die ganze Zeit frage ist, wie sehen Elfen denn wirklich aus?“
„Willst du es wirklich sehen?“, fragte er.
Ich nickte.
Er lies mich los und stand auf.
Er spannte sich an. Plötzlich wurde seine Haut blau, so dunkel blau mit ein bisschen silbernen Punkten.
Seine Augen wurden leuchtend Gelb und er bekam Reißzähne.
Er änderte seine Gestalt wieder in einen Menschen, ich denke mal, dass er sah dass ich ängstlich aussah.
„Ich dachte ihr Elfen kriegt solche spitzen Ohren.“, sagte ich.
Er fing an zu lachen.
„Du musst nicht alles glauben, was in Büchern steht.“
„Du sahst gerade so aus, wie diese Wesen in meinem Traum.“, sagte ich.
Er setzte sich wieder zu mir und runzelte die Stirn.
„Welcher Traum?“, fragte er.
Ich schaute auf die Uhr, es war schon 22 Uhr. Verdammt schon so spät?
„Jared es tut mir leid, aber ich muss wirklich los. Ich erzähle dir den Traum ein anderes Mal okay?“, fragte ich.
Er nickte.
Ich gab ihm noch einen flüchtigen Kuss, stand auf und lief raus.
Ich lief noch schnell zu meinem Lieblingsplatz um in mein Tagebuch zu schreiben.
Um ehrlich zu sein, hatte ich totale Angst in den Wald rein zu gehen.
Aber ich habe meine Angst überwunden und ging trotzdem.
Als ich am Baum ankam setzte ich mich und wollte gerade mein Tagebuch rausholen, als ich Nick sah. Er war an einem anderen Baum, rechts von mir angelehnt.
Ich stand auf, da ging er schon auf mich zu.
Er sah sauer aus.
Ich wich ein Stück zurück.
„Du hast dich also nicht an meine Warnungen gehalten. Und du weißt jetzt auch was er ist?“, fragte er.
Ich nickte.
„Wieso bist du denn so sauer deswegen?“, fragte ich.
Er sah mich an, mit so einem Blick, der mich glatt verführen konnte.
„Weil ich dich vor ihm beschützen wollte. Okay um ehrlich zu sein, nicht vor ihm, sondern vor den Folgen was das alles haben wird.“, erklärte er mir.
„Was denn für Folgen?“, fragte ich.
Er schaute weg und atmete einmal tief durch.
„Ich denke mal, dass ich dir alles von Anfang an erzählen muss.“
Er setzte sich zu meinem Baum und klopfte mit seiner linken Hand auf die Erde. Das sollte wohl eine Anforderung sein damit ich mich setze.
Ich setzte mich.
„Also, das alles fing an als ich von Jared entführt wurde und zu einem Elfen gemacht wurde.“
Mir stockte der Atem.
„Warte, du bist ein Elf? Oh mein Gott“, schrie ich beinahe.
Er nickte.
„Ja das bin ich, weil dein Freund mich zu einem gemacht hat. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie schwer es für mich war meine Freunde und Familie zu verlassen. Und diese Schmerzen die man verspürt wenn man verwandelt wird.“, erklärte er.
„Das tut mir so leid, Nick.“, sagte ich und merkte wie mir die Tränen kamen.
„Es ist nicht mehr so schlimm, doch es ging weiter. Die Elfenkönigin, also Jareds Mutter, verlangte von mir, dass ich noch mehr junge Menschen zu ihr brachte.
Doch ich habe mich geweigert und bin geflohen. Als ich in diese Gegend zog erfuhr ich, dass Jared hier auch war. Ich wurde neugierig und beobachtete ihn. Vor ein paar Jahren merkte ich, dass er ein Auge auf dich geworfen hatte. Ich wollte es einfach nicht zulassen, dass er dich auch verwandelt. Und als ich das mit dem Erdbeben mitbekam, musste ich mit dir reden und dir sagen, dass du dich von ihm fernhalten solltest. Wenn sie Jared haben, werden sie dich suchen und dich in einen Elfen verwandeln, oder töten.“, sagte er.
Ich seufzte.
„Das weiß ich schon alles. Jared möchte mich beschützen, damit mir nichts passiert.“
Er schüttelte den Kopf.
„Das wird er nicht schaffen. Sie haben euch schon gefunden. Sie werden auf den richtigen Moment warten. Ich weiß wie sie vorgehen werden.“
Ich schaute ihn erstaunt an.
„Dann sag es mir.“, sagte ich.
Er schüttelte wieder den Kopf.
„Ich kann nicht, wenn sie merken dass ich euch geholfen habe, werden sie auch mich jagen. Das möchte ich nicht.“, sagte er.
Ich wollte gerade etwas sagen, da unterbrach er mich.
„Es tut mir leid.“, sagte er.
Er war weg. Er war auf einmal weg.
Ich schaute mich um, aber er war nirgends.
Ich nahm meine Tasche und rannte los. Ich wollte einfach wieder in mein Zimmer und schlafen.
Der Tag war ziemlich anstrengend.
Ich lief an der Stelle vorbei, an der mein Traum vorkam.
Ich blieb stehen und schaute mich um.
„Hallo, Prinzessin“, sagte eine sehr tiefe Stimme.
Ich drehte mich um.
Eine rote Gestalt. Ich erkannte sofort, dass es ein Elf war.
„Wir haben schon auf dich gewartet.“, sagte er.
Ich ging einen Schritt rückwärts, da packten mich feste Arme von hinten.
Ich schrie.
„Na na, wir wollen ja keinen Aufstand. Du sollst nur deinem süßen Freund etwas übermitteln.
Sag ihm, wenn er sich nicht sofort stellt, wird noch was viel schlimmeres mit dir passieren.“, sagte er und ging mit diesen Worten auf mich zu.
Ich zappelte, aber bei diesen starken Händen brachte das nichts.
Als er bei mir war, und ein furchterregendes Grinsen aufsetzte, hob er einen Finger und ging mit seinem langen Fingernagel an meiner Wange entlang. Er schnitt sie auf.
Es brannte und zog sehr. Doch ich wollte nicht schreien sondern biss meine Zähne zusammen. „So Prinzessin, jetzt gehst du sofort zu Jared und sagst es ihm.“, sagte er.
Er machte eine Handbewegung, dass er oder sie mich freilassen sollte.
Als sie mich los lies wollte ich mich umdrehen um zu gucken wer es war.
Aber als ich mich umdrehte war dort keiner. Und als ich wieder zu dem Elfen vor mir schauen wollte, war er auch nicht mehr da.
Ich fiel auf meine Knie. Ich merkte erst jetzt, dass ich zitterte und zwar sehr.
Ich versuchte mich irgendwie aufzurappeln und aus dem Wald zu rennen.
Als ich am Campus war, lief ich direkt zu Jareds Zimmer.
Es war nicht weit. Nur durch den kleinen Pfad.
Ich lief dort lang und kam an Jareds Zimmer an.
Ich wollte klopfen, doch dann merkte ich, dass ich weinte.
Soll ich ihm wirklich so unter die Augen treten? Soll ich ihn an die Elfen ausliefern?
Da öffnete sich die Tür.
„Oh mein Gott, Sca? Was ist denn mit dir passiert?“, fragte Jared erschrocken.
Da fing ich richtig an zu weinen.
Er nahm mich an die Hand und zog mich ins Zimmer, schloss die Tür und nahm mich in die Arme.
„Was ist los, Schatz? Wer hat dich so gekratzt?“, fragte er.
Er war besorgt. Sollte ich es ihm sagen? Ich denke schon.
„Es war ein Elf. Und er sagte ich sollte dir eine Nachricht überbringen.“, sagte ich.
Er hielt mich auf Armlänge. Er spannte seinen Kiefer an und ich sah auch, wie sauer er wurde.
„Ein Elf? Verdammt!“, schrie er „Was hat er gesagt?“, fragte er.
„Er sagte, wenn du dich nicht sofort stellst, wird was viel schlimmeres mit mir passieren.“, sagte ich und fing wieder an zu schluchzen.
Er nahm mich wieder in die Arme und streichelte meinen Rücken.
„Pscht, es wird alles gut. Das verspreche ich dir.“, sagte er.
Ich nickte.
„Ich stelle mich einfach. Ich möchte nicht, dass dir was passiert.“, erklärte er.
Ich schaute ihm ins Gesicht.
„Nein, das tust du nicht.“, schrie ich ihn an. „Wir müssen das irgendwie zusammen schaffen.“, sagte ich und ging aus seiner Umarmung zur Couch.
„Das wird nichts bringen, Sca. Sie werden mich suchen und dich als Köder nehmen.“
Ich nickte.
„Dann brauchen wir halt Hilfe.“
Er musterte mich und runzelte die Stirn.
„Und wer sollte uns helfen? Du weißt schon, dass ich nicht jedem mein kleines Geheimnis verraten darf.“, sagte er.
„Das ist nicht nötig, dass du dein Geheimnis verrätst. Ich kenne jemanden, der es schon kennt.“, sagte ich.
Er schaute verwirrt.
„Wen?“, fragte er.
„Überlass das nur mir. Aber ich muss jetzt wirklich zurück in mein Zimmer. Es ist schon sau spät und ich muss die Wunde säubern.“, sagte ich.
Er nickte.
„Gut, aber ich begleite dich.“, sagte er.
Wir standen auf und gingen aus dem Zimmer.
Wir gingen schweigend nebeneinander. Als wir an meinem Zimmer waren küsste er mich.
Das war so süß.
Wir verabschiedeten uns und ich ging ins Zimmer.
Tina schlief schon. Ich trat leise ein und ging ins Badezimmer.
Ich sah mich an. Schrecklich, ich sah einfach schrecklich aus.
Meine braunen, lockigen, mittellangen Harre waren zerzaust. Meine Schminke war verschmiert und das passte nicht wirklich zu meinen braun, grünen Augen.
Und dieser tiefe Schnitt machte mein Gesicht nicht gerade schöner.
Ich nahm das Desinfektionsmittel und ein Watteschwämmchen, schmierte was von dem Zeug auf die Watte und strich es leicht über die Wunde. Das brannte höllisch.
Dann wusch ich mein Gesicht, putzte meine Zähne, zog mich um und ging ins Bett.
Ich schlief sofort ein.

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Tag der Veröffentlichung: 15.05.2012

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