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Die 3.7.

6:00 Uhr
Unbarmherzig klingelte der Wecker, stöhnend stand Erin auf. Natürlich mal wieder ein ganz normaler Dienstag und auch noch 7 Stunden Schule; nicht auszuhalten. Hastig schmiss sie ihr Schulzeug in die Tasche und sprang unter die Dusche. Nachdem sie sich fünf Minuten das Wasser auf den Kopf hat prasseln lassen, ging es ihr schon viel besser. Danach rann sie in die Küche um zu frühstücken. Ein grummeliger Marc, ihr großer Bruder, saß schon über einer Tasse Kaffee.
„Guten Morgen!“
„Morgen“
„Warum denn so angepisst? Könntest du mich bitte, bitte mit in die Schule nehmen?“
„Ne alles in Ordnung, bin nur müde, kannst du nicht vielleicht mal, wie andere Mädchen auch, mit dem Bus fahren? Ich kann dich doch nicht immer durch die Gegend kutschieren.“
„Nein, kann ich nicht, weil ich mir noch die Haare föhnen muss und außerdem haben andere Mädchen keinen so netten Model-Bruder. Und ein Kabrio hat da auch keiner.“
„Du weißt auch, wie du mich überreden kannst, oder? Ich weiß doch, dass du diese Aufmerksamkeit liebst, klar fahr ich dich.“
Arm in Arm mit einem großen, gut aussehenden Jungen kam ihre große Schwester in die Küche. <Man, muss sie uns immer ihre Bettgeschichten präsentieren?> „Morgen Marie! Und du bist...“ Schief grinsend schaute sie den Typen an. „Victor, hat dir Marie nicht von mir erzählt?“ <Aber klar doch, aber nicht das, was du hoffst.>
„Doch schon, aber deshalb weiß ich ja nicht, wie du aussiehst.“ Ein Drama um die Tageszeit wäre nicht zu ertragen also lächelte Erin nur schief und aß schweigend ihr Müsli.

8:00 Uhr
Na toll, erste Stunde Englisch und Erin hatte mal wieder die Vokabeln nicht gelernt. Frau Starrer hatte sie gerade aufgerufen, als es an der Tür klopfte. Erin war dankbar für die Unterbrechung und sah unter der Bank schnell die Vokabeln durch. Frau Starrer sprach mit der Klasse: „Das ist Sky, “ dabei zeigte sie auf einen hübschen Jungen mit braunen modisch verstrubbelten Haaren, der etwas verlegen neben ihr stand, „er ist gerade erst aus New York hierher gezogen, also nehmt ihn gut auf.“ Zu dem Jungen gewandt, fügte sie noch hinzu: „Du kannst dort neben Erin sitzen.“ Der Junge kam auf sie zu und Erin grinste <Endlich mal jemand wirklich gut aussehendes in unsrer Stufe, den man nicht schon seit Jahrzehnten kennt.>
„Hi, ich bin Erin.“ Sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln.
„Hey, nice to… sorry, nett, dich kennen zu lernen.“ Er lächelte sie an und sie versank in seinen wunderschön haselnussbraunen Augen. „Was auch immer ihr da macht, das könnt ihr in der Pause machen, jetzt ist Englisch dran.“ Erin lief rot an und senkte den Blick in ihr Englischbuch, während Sky kichern musste. Die Stunde zog sich ewig hin und da Frau Starrer sie scharf beobachte, konnte Erin nicht ein weiteres Wort mit Sky wechseln.
In der Pause ging sie sofort zu Melanie, ihrer besten Freundin.
„Mel, ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG!!! Und wie fühlt man sich mit 19?“
„Danke, man fühlt sich schrecklich alt, was ist eigentlich mit dir los? Ich hab dich in Englisch die ganze Zeit mit Papierkugeln beworfen, die du eigentlich lesen solltest. Wir haben das doch abgemacht, das wir das so machen, nachdem uns die Starrer auseinandergesetzt hat.“
„Äh, na ja, ich war in Gedanken.“, verlegen grinste Erin. Marie zog nur zweifelnd die Brauen hoch: „Und wo war meine kleine Halbkubanerin in Gedanken? Bei Sky?“
„Und wenn es so wäre?“
„Dann wäre es total süß, immerhin sieht der wirklich gut aus.“
„Ich hoffe mal, ihr redet von mir“, Alex, der Freund von Melanie und nebenbei auch der coolste Junge der Schule hatte sich unbemerkt angeschlichen und Mel von hinten umarmt.
„Nein, von Sky, dem Neuen, aber du bist auch nicht übel.“ Alex lachte bevor er anfing sie zu küssen. „Na toll, jetzt geht die Knutscherei wieder los“, dachte sich Erin resigniert und ging weg, um mit Marisa zu reden. Marisa war der gleichen Meinung wie sie, nämlich, dass Sky ein echtes Sahneschnittchen ist.

16 Uhr
Partyshopping für Samstag. „Mann, was kann man bitte Melanie zum Geburtstag schenken, sie hat doch alles, was sie will.“, stöhnte Marisa, „wenn man sie fragt, was sie sich wünscht, kommt nur >ich möchte nichts, ich will nicht, dass ihr mir was schenkt, ich brauche echt nichts<, aber WEHE wir haben dann nichts für sie.“ „Wie wäre es mit einem Parfum? Wobei, das habe ich ihr letztes Jahr schon geschenkt, dieses Jahr muss es origineller sein. Ich hab’s, am Samstag ist ja nicht nur ihre Party, sondern auch das einjährige Jubiläum mit Alex, was wirklich Originelles wären da doch so ein sexuelles Survival-Pack, oder?“ „Meinst du echt? Ach komm, wenn sie das auspackt ist das doch total peinlich.“ „Peinlich? Komm wir sind keine 15 mehr!“ „Na gut, aber MIR fehlt dann immer noch ein Geschenk.“ „Du schenkst ihr scharfe Unterwäsche, ganz einfach.“ „Gut, aber falls sie fragt, das Survival-Pack war deine Idee.“ Nach einem kurzen Augenverdrehen von Erin erledigten die beiden lachend ihre Einkäufe. Gerade, als sie fertig waren, kam ihnen Sky in der Fußgängerzone entgegen. „Oh, hi Sky!“ „Hey, Erin, schön dich zu sehen und du bist...“ „Äh, ich bin Marisa, eine Freundin von Erin.“ Bei diesem Satz sah Marisa leicht sauer aus, aber da Erin nur Augen für Sky hatte, fiel es ihr nicht weiter auf. „Jetzt tu nicht so! Marisa ist auch in unserer Stufe und sie ist nicht IRGENDEINE meiner Freundinnern, sondern eine meiner zwei besten Freundinnen.“ „Ah, alles klar. Äh, Erin, gut das ich dich treffe, ich wollte dich fragen, ob du mir helfen könntest, den Stoff in den Kursen, die wir zusammen haben aufzuholen?“ Er schenkte ihr sein schönstes Lächeln und sie merkte wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. „Klar, ich bring dir die Sachen mal mit.“ „Danke, aber ich hatte eigentlich gehofft, dass wir uns mal zusammensetzen könnten“ Erin lächelte. „Na ja, das können wir ja trotzdem machen?“ Kokett legte sie den Kopf schief und sah ihn von unten an. „Ich weiß nicht, wann es geht, da wir ja erst hergezogen sind. Du kannst mir ja deine Telefonnummer geben.“ „Telefonnummer? Hast du kein Handy.“ Ein freches Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ist kaputt.“ „Ja dann…okay, Marisa hast du vielleicht nen Stift?“ Marisa kramt einen Kuli raus und Erin kritzelt ihre Telefonnummer auf Skys Unterarm. Allein diese Berührung elektrisiert sie schon bis in die Haarspitzen. „Gehen wir jetzt endlich? Wir schreiben morgen sicher ne Geschichts Ex und wie ich dich kenne hast du mal wieder gar nichts gemacht.“ „Okayokay, du hast ja recht ciao, Sky!“ Mit diesen Worten lässt sie sich von ihr Richtung Bushaltestelle ziehen, jedoch nicht ohne sich noch einmal umzudrehen und Sky zuzuzwinkern. „Marisa, ist alles okay mit dir? Du siehst ziemlich sauer aus.“ „Hä? Nein, es ist nichts.“ Erin sah sie schräg an, sagte vorerst aber noch nichts. 19 Uhr Erin über Geschichte, als ihr Bruder an die Tür klopfte und sich mir nichts, dir nichts in ihren Hängesessel setzte. „Erin, kann ich kurz mit dir reden?“ „Natürlich, mir ist jede Ausrede recht, um mal für kurze Zeit von Hitlers Machtergreifung wegzukommen, was gibt’s denn?“ „Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll...“ „Komm, du bist doch sonst nicht so, sag’s einfach, wie’s ist.“ „Du kennst doch Kristel, oder?“ „Natürlich kenne ich diese Zicke, was ist denn mit ihr? Sag jetzt bitte nicht, dass du was von ihr willst!“ „Um Himmelswillen, nein! ... Sie versucht nur die ganze Zeit, mich rumzukriegen, jetzt hat sie schon allen möglichen Leuten erzählt, ich hätte sie zum Essen eingeladen und schlimmeres, das hab ich aber gar nicht und würde es auch nie tun, das schlimmste ist aber, ... na ja das schadet ziemlich meinem Ruf, weil das Mädchen, von dem ich eigentlich was will, glaubt das alles und jetzt hat sie unsere Verabredung abgesagt, weil sie Typen, die mit zwei Mädchen gleichzeitig ausgehen hasst.“ „Hab ich das jetzt richtig verstanden? Kristel macht sich an dich ran?“ „Ja und ich hab voll ein Problem damit, weil sie ja allen erzählt, dass...“ „Stopp mal kurz, sie macht sich also an dich ran?“ „Ja, wie oft noch, das...“ „Ist okay! Du musst mir keinen Roman erzählen, nur zu deiner Info, sie macht sich an alle Jungen ran, die ihr über den Weg laufen, aber bei dir… ich dachte an dich traut sie sich nicht ran. Ich werd mal mit ihr reden, ich glaub zwar nicht das was bringt, aber ein Versuch kann ja nicht schaden.“ „Und was soll ich mit Sandra machen?“ „SANDRA??? Meinst du die Ex vom Timo?“ „Ja, was soll ich denn jetzt machen?“ „Ach komm, Sandra ist doch voll romantisch, lad sie hier zum Essen ein, schenk ihr Blumen, sag ihr die Wahrheit über das, was Kristel macht und so weiter, ich weiß nicht, warum du da ein Problem hast, so etwas macht dir sonst doch auch keinen Stress, oder?“ „Ja eigentlich schon, aber bei Sandra bin ich so unsicher und... na ja ich habe jedes Mal das Gefühl, dass es schief geht und sie mich auslacht.“ „Weißt du, was ich glaube? Du bist zum ersten Mal wirklich verliebt, das gehört nämlich alles dazu.“ Erin kicherte und fing an zu singen: Der Junge ist verliebt, den hat’s bös getroffen, wenn er da so schielt, wenn er küsst, bleibt keine Frage offen, der Junge ist verliiieeebt. „Hör sofort auf, das ist nicht witzig!“ „Ääääähm doch!“ Erin lachte und wurde daraufhin von ihrem Bruder durchgekitzelt, bis ihre Mutter Elena hereinkam: „Hey, was ist denn hier los? Erin, du lernst jetzt sofort Geschichte, und du, Marc, du hilfst mir jetzt bei meinem Vortrag, Computerpräsentationen bekomme ich doch nicht alleine hin.“ 20 Uhr Als plötzlich das Telefon anfing zu klingeln, rannte Erin in der Hoffnung, dass es Sky sei, los, aber ihre Mutter war leider mal wieder schneller. „Cortez?“ ... „Ja, sie ist da, warte.“ Mit einem zwinkern reichte ihre Mum ihr das Telefon „für dich!“ „Ja?“ „Hi, it’s me, Sky! Ähm… ich wollte fragen, ob du immer noch Lust hast, dich mal mit mir zu treffen?“ Erin grinste über seine Unsicherheit in sich hinein. „Ja klar, warum auch nicht? Wie wärs gleich morgen?“ „Really? I would love to… ähm… klingt sehr gut, ich freu mich schon. Wollen wir bei dem guten Wetter Eis essen gehen?“ „Klar, klingt gut, wann kannst du denn?“ „Wie wär’s so gegen halb 4?“ „Ich denk das geht okay, wart mal bitte kurz.“ „Mum? Ich geh morgen um halb 4 Eisessen, okay?“ Elena nickte nur abwesend und widmete sich wieder der Präsentation. „Sky? Ich deutete das abwesende Nicken meiner Mum mal so, dass es okay geht.“ „Cool, we meet at school, okay? “, Okay, ciao.” „Bye.“ Mi 4.7. 8:45 Uhr: Na toll, gleich in der zweiten Stunde die Geschichtsex. Wenigstens hatte Erin gelernt, allerdings ließ sie sich gern von Sky helfen, ohne ihn, wäre sie ja sooo aufgeschmissen gewesen <Gib den Typen immer das Gefühl gebraucht zu werden…> Mit ihrem schönsten Lächeln umarmte sie ihn nach der Ex und drückte ihn fest an sich. Als sie sah, wie Sky rot anläuft, musste sie kichern und konzentrierte sich wieder auf den Unterricht.
In der Pause gingen alle Gespräche, wie sollte es anders sein, nur um die bevorstehende Geburtstagsparty von Melanie. Mel wollte wie immer unbedingt herausbekommen, was sie zum Geburtstag bekommen wird, aber obwohl Marisa sich verschluckte und einen Lachanfall bekam, wurde natürlich kein Sterbenswörtchen verraten.

15:25 Uhr:
Leicht aufgeregt war Erin auf dem Weg zu ihrer Lieblingseisdiele. Schon von weitem sah sie, wie Sky auf sie wartete und sich nervös umsah. <Na super, gibt’s keine selbstbewussten Typen mehr auf diesem Planeten?>
Dennoch grinste sie ihn breit an „Hey!“ Er zuckte zusammen und drehte sich mit roten Backen zu ihr um <Woah das gibt’s doch nicht, wie kann er nur SO nervös sein?>
„Hi, ähm wollen wir uns raussetzten, oder möchtest lieber rein?“
„Schau dich um, bei dem Wetter natürlich draußen, oder?“
„Okay.“ Unsicher nickte er. Sofort, nachdem sie sich hingesetzt hatten, kam schon Paolo, der Inhaber, um die Eiskarten zu bringen, schließlich ist Erin hier Stammgast.
„Was nimmst du denn, ich nehme einfach mal an, dass du öfter hier bist?“
„Stimmt“ ein amüsiertes Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, „ ich glaub ich nehm nen Kiwi-Erdbeerbecher, den hab ich schon lang nicht mehr gegessen. Was nimmst du?“
„Ich weiß nicht genau, ich glaube einen Schokobecher.“ Erin lächelte, denn den Becher hatte sie bei ihrem allerersten Besuch hier auch genommen. Sie klappte die Karte zu und legte ganz unauffällig ihre Hand auf den Tisch. Ohne etwas zu tun, schaute Sky ihre Hand an <Meine Güte, ist das sein erstes Date?> Langsam begann sich seine Hand ihrer zu nähern, doch als Paolo in Sicht kam, um die Bestellung aufzunehmen, zuckte seine Hand sofort zurück und er lehnte sich lässig im Stuhl zurück.
„Bin gleich wieder da, ich muss mal.“ Im Damenklo begab sie sich zum Spiegel und fing genervt an ihre Frisur zu ordnen. Doch ihre Gedanken waren nicht ganz bei der Sache, sie überlegte, warum sich Sky so aufführte, als wäre er noch in der Unterstufe. <Tja Erin, das hast du jetzt davon! Aber nein, du musst ja so oberflächlich sein. Gutes Aussehen hat auch seinen Preis! Er kann nicht so perfekt sein, wie er aussieht. Schau, dass du das Date möglichst nett hinter dich bringst und hör jetzt auf, dich auf dem Klo zu verstecken!> Deshalb machte sie sich wieder auf den Weg an den Tisch, wo inzwischen schon ihr Eisbecher stand. Sie wollte gerade anfangen ihr Eis zu essen, als Sky ihr sanft den Löffel aus der Hand nahm, ihn mit Eis füllte und ihr vor den Mund hielt. <Okay, vielleicht ist er doch nicht so übel und muss erst auftauen> lächelnd aß sie das Eis und ein paar Minuten später fing sie an, ihn ebenfalls mit Eis zu füttern.
„Wie wär’s, wenn du jetzt ein bisschen von dir erzählst? Ein bisschen schweigsam bist du ja schon.“ Aufmunternd zwinkerte sie ihn an. <Hoffentlich wird das jetzt endlich was.>.
„Was willst du denn wissen?“
„Na ja, zum Beispiel, wann du Geburtstag hast, was deine Eltern arbeiten, wo du geboren bist, was du mir halt erzählen willst, irgendwas wird dir ja schon einfallen.“
„Ich hab am dritten April Geburtstag, meine Mum ist Architektin und meinen Vater kenne ich nicht. Ich bin in Stuttgart geboren und als ich zwei Jahre alt war ist meine Mutter mit mir nach München gezogen, das heißt ich bin also in Deutschland in den Kindergarten gegangen. Als ich sechs war sind wir nach Amerika gezogen, meine Mum wollte mich unbedingt zu Hause unterrichten. Sie hat jetzt aber ein sehr gutes Jobangebot bekommen, also muss sie mich wohl oder übel zur Schule gehen lassen. Also sind wir vor einer Woche wieder hier angekommen. Aber da ich mit der Zeitumstellung nicht so gut zurechtgekommen bin und ich mein Deutsch noch auffrischen wollte, bin ich erst seit gestern in die Schule gegangen. Wir mussten erst die ganzen Formalitäten regeln, also bin ich erst mitten in der ersten Stunde gekommen, wie du ja weißt. Willst du noch was wissen?“
„Gibt es denn noch etwas, dass ich wissen müsste?“ Ein schelmisches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie legte den Kopf schief.
Wenn sie ihn so anlächelte wurde ihm ganz warm.

19:00 Uhr:
Ausnahmsweise pünktlich tauchte Erin bei den anderen im Park auf. Nach einer stürmischen Begrüßung setzte sie sich zu den anderen auf die Decke, lehnte sich zurück und genoss die Sonnenstrahlen. <Zum Glück scheint die Sonne im Sommer so lang.> Zum wirklichen entspannen kam sie aber nicht, denn Melanie fragte sofort schon ganz aufgeregt, wie denn das Date mit Sky gelaufen sei. Doch bevor Erin auch nur ein Wort sagen konnte, mischte sich ihr bester Freund Marcel ein: „Du hattest ein Date? Wann? Mit wem?“
„Kleiner, du bekommst ja gar nichts mehr mit. Mit dem Neuen aus unserer Stufe, vielleicht solltest du ja doch mal wieder mehr Zeit bei uns verbringen als bei deiner aktuellen Eroberung?“
„Lass mich doch. Irgendwie muss ich ja meine Bedürfnisse stillen. Apropos… ich hol uns mal noch mehr zum Trinken.“
„Was war denn das für ein Abgang?“ Melanie schaute ihm verwundert nach, „das schaut ja schon fast aus, als ob er ein bisschen eifersüchtig wäre. War da mal was zwischen euch?“
„Nein, wieso sollte es? Ich weiß auch nicht, was in letzter Zeit mit ihm los ist. Er ist einfach komisch…“
„Ist ja jetzt auch egal, wie war das Date? Was habt ihr gemacht?“
„Jaa es hat schon gepasst, wir waren Eisessen.“
„Hat schon gepasst? Klingt ja wahnsinnig überzeugt? Was hat dir denn diesmal nicht gepasst?“
„Na ja… irgendwie war des sein erstes Date glaub ich. Er hat sich anfangs aufgeführt als hätte er noch nie ein Mädchen ausgeführt…“
„Nein?“
„Doch… ich dacht ich bin im falschen Film. Er war ja vorher schon am Telefon und so ziemlich schüchtern… aber ich dacht dass sich des beim Date dann ändert, wurde dann gegen Ende auch besser, er hat mich mit Eis gefüttert, stell dir mal vor. Aber am Anfang… das war echt übel.“ Kichernd brach Melanie zusammen, „Das hätte ich ja nie von ihm gedacht. Man schließt eben doch zu viel vom Äußerem auf dem Charakter.“


23:00 Uhr:
„Soll ich ihn anrufen, oder nicht? Was ist, wenn bei ihm um die Zeit keiner mehr anrufen darf?“ Solche und noch mehr Gedanken schossen Erin an diesem Abend durch den Kopf, als sie sich überlegte, ob sie Sky anrufen und sich für den schönen Abend bedanken sollte, oder eben nicht. Schließlich entschloss sie sich doch anzurufen <Selbst ist die Frau, das schaff ich schon! Ist ja nur ein Anruf.>. Also wählte sie seine Telefonnummer und wartete ab. Schließlich ging eine Frau ans Telefon: „Barclay?“
„Äh, hier ist Erin, entschuldigen sie bitte die späte Störung, aber ich würde gerne Sky sprechen.“
„Ach, du bist Erin? Ich wollte mich noch mal bei dir bedanken, dass du Sky beim Lernen hilfst, ich meine er war jetzt schon lange in Amerika und Deutsch fällt ihm nicht ganz so leicht, wie ich geglaubt hatte.“ <Holla, was geht jetzt ab? Sein Deutsch ist doch fantastisch?>
„Äh, hmm, ja, ähm… kein Problem, könnte ich jetzt bitte Sky sprechen?“
„Tut mir leid, das ist gerade leider ungünstig, seine Freundin ist da und die beiden wollen nicht gestört werden.“ Erin legte geschockt einfach auf. <Was ist denn das für einer? Er lügt seine Mutter an, er könne nicht so gut Deutsch, er lügt sie an, er hätte keine Freundin und muss nach Hause um Kartons auszuräumen. Und dann auch noch so auf schüchtern tun>. Vollends sauer fegte Erin einfach alles von ihrem Schreibtisch. Dabei entstand ziemlich viel Lärm, davon alarmiert kam Marie ins Zimmer gestürmt, „Hey, Süße, was ist denn los?“
„Ich will nicht darüber reden.“
„Warum denn nicht? Red doch bitte lieber drüber, als hier deine Sachen zu malträtieren.“
„Es... ich... ich war heut mit so nem Typen weg.“
„Ist doch toll! Warum bist du dann so sauer? Hat Marcel gemeckert? Also um den musst du dir echt keine Sorgen machen, der kommt auch ohne dich aus.“
„Was habt ihr alle mit Marcel, dem kann es doch egal sein, ob ich mich mit jemandem treffe, wir sind nur gute Freunde!“
„Warum rastest du denn dann so aus? Ein Date ist doch kein Grund hier so abzugehen?“
„Doch, weil er mir nicht gesagt hat, dass er schon eine Freundin hat.“
„Aber woher willst du das denn wissen?“ ungefragt mischte sich jetzt auch Marc ein, der sich unbemerkt dazu geschlichen hatte.
„Ich hab bei ihm angerufen, um mich für das schöne Treffen zu bedanken, aber seine Mum ist ans Telefon gegangen und hat gesagt, seine Freundin wäre da und die beiden wollen nicht gestört werden. Außerdem hat er seiner Mutter gesagt, ich würde ihm helfen, sein Deutsch aufzufrischen, obwohl er super Deutsch spricht. Er hat nicht einmal diesen typisch amerikanischen Akzent.“
„So ein asoziales Arschloch!“
„Mark, Erin ist schon sauer, du musst sie nicht noch zusätzlich reizen, außerdem, so schlimm kann er doch gar nicht sein, sonst hätte sie sich ja nicht mit ihm verabredet.“
„Was mach ich jetzt am besten?“
„Tu so, als ob du nichts wüsstest, sei freundlich zu ihm aber sprich ihn nicht auf das Treffen oder weitere Treffen an und rede mit keinem mehr über euer Date, das trifft ihn am meisten.“
„Marie, wenn er seine Freundin mit Erin betrügt, ist es ihm doch egal, was Erin von dem Treffen denkt. Am Samstag ist doch Melanies Party, oder? Ich sag dir, was ihn echt treffen würde: Am Samstag schaust du einfach unwiderstehlich aus und machst ihn schön eifersüchtig mit irgendjemand anderen.“
„Und woher soll ich so schnell jemand anderen finden, der auf mich steht und den ich wenigstens anziehend finde? Ich will mich nicht darauf verlassen, dass ich Samstag schon jemanden finden werde.“
„Frag doch Marcel, ob er dir den Gefallen tut, ich bin mir sicher, das tut er gerne.“
„NEIN, Marie das will ich nicht, Marcel ist mein bester Freund, sonst nichts.“
„Einer meiner Kumpels steht auf dich, wenn du willst, kann ich ihn dir morgen in der Pause vorstellen, und ich könnte mir denken, dass er so ziemlich dein Typ ist.“
„Mark, das ist nett, aber deine Kumpels sind teilweise doch schon berühmt berüchtigt... und wenn ich dann am Samstag was mit ihm mach… ich glaub dann hab ich doch schon den Ruf weg, jeden Tag was mit jemand anderen zu machen.“
„Wieso denn jeden Tag, da sind doch zwei Tage dazwischen.“
„Also ihr zwei könnt ja ausmachen, was ihr wollt, aber ich mach da nicht mit. Ich werd aber schweigen wie ein Grab.“ Marie zwinkerte ihnen zu und ging aus dem Zimmer.
„Aber trotzdem... ich weiß nicht.“
„Weißt du was? Ich stell ihn dir morgen erstmal vor und dann kannst du dich ja immer noch entscheiden. Und jetzt schlaf gut!“
„Hey, warte mal!“
„Schlaf gut!“
„Gute Nacht.“ Seufzend drehte Erin sich um und versuchte zu Schlafen.


Do 5.7.

9:30 Uhr
Erin war weiterhin nett zu Sky und ließ sich nicht anmerken, dass sie von seiner Freundin wusste. Sie konnte sich aber leider nicht einmal Melanie oder Marisa anvertrauen, weil sie beide krank waren. In der Pause kam Marc zu Erin und zog sie zu einem großen Jungen mit mittellangen blonden Haaren, dunkelblauen Augen und einem strahlendweißen Lächeln im braungebrannten Gesicht. Erin war wie erstarrt und konnte diesen Sunnyboy nur sprachlos anstarren.
„Das ist Sven, ein guter Freund von mir. Er hat dein Foto in meinem Geldbeutel gesehen und wollte dich unbedingt mal kennen lernen.“
„Freut mich, ich bin Erin.“ Sie lächelte unsicher, denn nach Alex war Sven der beliebteste und vor allem der begehrteste Junge der Schule. Mit den Worten: „Ich lass euch dann mal allein.“ Ging Marc grinsend davon.
„Ähm, also...warum wolltest du mich kennen lernen?“
„Ich hab ja mal ein Foto von dir gesehen und fand es so hübsch, dass ich dich treffen wollte, denn ich würde mich total freuen, mit einem solchen Augenschmaus wegzugehen. Außerdem weiß ich von Marc, dass du auch richtig nett bist und nicht so eine Zicke, wie manch andere.“
„Oh, ähm...gerne.“ Sie lief rot an und verabschiedete sich verlegen: „Ich hab jetzt leider nicht länger Zeit, aber man sieht sich, okay?“ Sven nickte und starrte ihr hinterher, als sie mit wehenden Haaren zu Marcel rannte, um die Englischhausaufgabe abzuschreiben. Nur mit Mühe hielt er sich davon ab, sie zurückzurufen.

13:05 Uhr
Nach der Schule wollte Erin nur noch sofort nach Hause. Weg von allen, von Sky, der weiterhin so tat, als hätte er keine Freundin und sie zu einem weiteren Treffen überreden wollte, weg von Kristel, die sie nur auslachte, als sie sie auf Marc ansprach und vor allem weg von Marcel, der komischerweise ziemlich sauer war, dass sie sich mit Sky getroffen hatte. Doch vor dem Schultor wurde sie von Sven aufgehalten: „Hey Erin, wart doch mal bitte kurz!“
„Hi Sven, ähm du, ich muss mich beeilen, Marc wartet schon, sorry.“
„Ich möchte dich auch nur kurz was fragen.“
„So? Was denn?“
„Naja, ob du Lust hättest, morgen mit mir ins Kino zu gehen.“
„Eigentlich schon.“
„Was heißt, eigentlich’?“
„Ich hab meinen Freundinnen versprochen, mit ihnen shoppen zu gehen, denn wir brauchen noch Kleider für Samstag.“
„Und abends?“
„Ne, sorry das wird nichts.“
„Schade, hättest du heute Zeit?“
“Heute? Eigentlich nicht, tut mir Leid, aber ich lauf dir ja nicht weg.“ Sie konnte Sven ja schlecht sagen, dass sie sich erst gestern mit jemand anderem getroffen hatte, denn dann wäre ihr Ruf hinüber. Sie winkte Sven kurz zum Abschied und stieg dann ins Cabrio ihres Bruders.
„War das gerade Sven? Wie läufts denn so zwischen euch? Gefällt er dir?“
„Marc, bitte, ich bin jetzt nicht in der Stimmung, über so was zu reden.“ Marc zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts. Erin stach währenddessen ein Brief ins Auge, der mitten auf dem Armaturenbrett lag.
„Was ist das für ein Brief?“
“Hä? ... Ach der, ich soll wieder modeln.“
„Ich dachte, du hättest genug davon, weil der Job einfach Horror ist?“
„Das ist er ja auch, aber das ist ein echt gutes Angebot und ich könnte es neben der Schule regeln und müsste keine Auszeit nehmen, wo ich dann alles wiederholen muss. Sie wollen mich auch so wie ich gerade bin, also muss ich mich nicht groß ändern und wieder stressen.“
„Für was sollst du denn eigentlich modeln, musst du wieder irgendwohin, um dort für Dolce&Gabbana auf Laufstegen zu arbeiten?“
„Nein, das könnte ich ja eben nicht neben der Schule machen. Halt dich fest, ich soll in der Werbung für den neuen Lacoste Duft mitspielen.“
„In einem Werbespot??? Werden da nicht eigentlich nur Schauspieler eingestellt?“
„Keine Ahnung, aber in dem Brief steht, dass der Regisseur bei der einen Modeschau war, du weißt schon, wo ich so trainiert habe, weil wir immer anders laufen sollten, jedenfalls war er von mir begeistert und wollte deshalb unbedingt, dass ich in dem Spot mitspiele, denn ich hätte genau die richtige Ausstrahlung dafür.“ Erin sah ihren Bruder an, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Sie sah, wie ruhig er hinter dem Steuer saß, die großen braunen Hände auf dem Lenkrad, die blauen Augen in dem gebräunten Gesicht konzentriert auf die Straße gerichtet. Sie sah, wie seine braunen Haare im Fahrtwind flatterten und wie seine Muskeln unter dem T-Shirt spielten und plötzlich verstand sie, warum sich die Agenturen alle um ihren Bruder rissen.
Marc seufzte plötzlich: „Hast du eigentlich mit Kristel geredet?“
„Äh,... ja.“
„Und? Was hat sie gesagt?“
„Sie hat gesagt, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern und nicht neidisch sein, dass mein großer Bruder jetzt mehr Zeit mit ihr verbringt, anstatt mit mir, denn ihr zwei wärt ja schließlich das perfekte Paar.“
„DAS hat sie gesagt?“ Seine Hände klammerten sich an das Lenkrad, als wollte er es zerquetschen.
„Ja, das hat sie, ich war so sauer, wie sie mich so dreist anlügen konnte, dass ich ihr eine geknallt habe und gegangen bin.“
“Das hast du getan?“ Erin nickte, „Ich habe einfach nicht nachgedacht, das kam so über mich, ich war halt so sauer.“
„Danke.“
„Wofür bedankst du dich? Ich wünschte, ich hätte es nicht getan.“
„Warum?“
„Sie hat mich so angeschaut und gezischt: Das wird ein Nachspiel haben. Marc, ich werde total Ärger bekommen! Das war während der Schulzeit, ich könnte einen Verweis bekommen, und du weißt, wie Mum reagieren würde, wenn einer von uns jemals einen Verweis bekommen würde.“
„Ach komm, sie hat dich provoziert, außerdem warum sollte sie dafür sorgen, dass du einen Verweiß bekommst? Das ist doch Unsinn, sie hat doch gar nichts davon.“
„Doch, sie weiß, dass ich dann garantiert Ärger bekomme. Außerdem habe ich sie vor der ganzen Klasse lächerlich gemacht, dass verzeiht sie mir nie.“
„Ich glaube schon, du bist doch ziemlich beliebt, oder? Ich glaube nicht, dass sie es riskieren würde, von der halben Klasse geschnitten zu werden.“
„Na ja, wenn du meinst.“
„Was ist denn jetzt mit dir und Sven?“
„MARC, lass mich bitte damit in Ruhe!“
„Okay, okay, ist ja gut.“ Den Rest der Autofahrt verbrachten sie schweigend.

15:00 Uhr
Das Telefon klingelte. Erin hörte es nicht einmal. Sie chattete gerade mit Marcel, der sich, wie üblich, Sorgen um sie machte.

Marcel: Wie geht’s dir?
ErinC: Ganz okay, warum sollte es mir nicht gut gehen? oO
Marcel: keine Ahnung, du sahst heut einfach so abwesend aus…
ErinC: Nene alles ok
Marcel: Und, hast du Englisch wiederholt? Ich hab das Gefühl, du hast es noch nich wirklich verstanden…
ErinC: Morgen ist schon Notenschluss? Wozu sollt ich jetzt noch was machen? Du musst dich nicht so um mich kümmern, ich komm schon klar ;-)
Marcel: Na ja, ich mach mir halt Sorgen um dich…
ErinC: Quatsch, das brauchst du doch nicht ;-)

„Erin!! Telefon, ein gewisser Sky.“
„Oh nein, Mum, ich möchte jetzt nicht mit ihm reden.“
„Quatsch, du redest jetzt mit ihm, gestern warst du doch noch mit ihm weg, oder?“
„Ja schon, woher, ach... gib schon her.“
„Erin verabschiedete sich noch schnell bei Marcel, während ihre Mutter die Treppe hochkam.
„Sei aber nett zu ihm!“ warnte Elena sie noch, bevor sie aus dem Zimmer ging. Erin verdrehte die Augen und meldete sich kurz angebunden.

-Ja?
-Hey Erin, ich wollte mich nur erkundigen, ob alles in Ordnung ist, du warst heute irgendwie anders, als gestern und vorgestern.
-Ähm, ... na ja,... ja, ist alles in Ordnung, sind die Kartons eigentlich schon alle ausgeräumt?
-Ja klar, schon längst, warum fragst du?
-Du musstest ja gestern ziemlich schnell weg, um noch welche auszuräumen...
-Hä? Ach so, ja.. äh... da waren noch ein paar im Keller.
-Ach so… Hast du eigentlich eine Freundin?
-Nein, natürlich nicht, sonst würde ich mich ja wohl kaum mit dir treffen.
-Schön… ich kann so was nämlich gar nicht leiden…
-Äh. ... ja,... das währe nicht nett, ... ähm, ja... du my mum is coming upstairs, we must stopp telephoning. Bis morgen at school!
--Klick--

Aufgelegt. Ungläubig starrte Erin das Telefon in ihrer Hand an, was sollte denn das jetzt? So dreist konnte er sie doch nicht angelogen haben. Aber er hatte. Wütend zog sie sich ihre Schuhe an und rannte los. Nach einer Weile, als sie nicht mehr konnte, fragte sie sich, was sie jetzt machen sollte. Sie beschloss zu Melanie zu gehen, in der Hoffnung, dass es ihr schon wieder besser ginge.
Bei Melanie waren die Partyvorbereitungen im vollen Gange. Das Wohnzimmer war schon leer geräumt und ein paar Arbeiter bauten gerade das Lichtsystem auf. Mels Mutter beaufsichtigte sie dabei und winkte Erin ungeduldig herein. Erin ging nach oben in Melanies Zimmer. Mel stand ratlos vor ihrem riesigen Kleiderschrank und merkte nicht, wie sich Erin von hinten anschlich. „Hey! Musst du mich immer so erschrecken?“
„Ja! Du weißt wohl nicht, was du anziehen sollst?“
„Ähm.. ja, das grüne oder das blaue Kleid, oder das rote Top mit den Jeans-Hotpants?“
„Geh’ halt einfach morgen mit mir shoppen. Ich wollte ja eigentlich mit Marisa gehen, aber die ist so krank, dass sie morgen auch nicht in die Schule geht, also auch nicht am Nachmittag mit mir Shoppen gehen wird.“
„Du brauchst wohl auch noch was zum Anziehen?“
„Ja, sonst hätte ich das doch gar nicht vorgeschlagen.“
„Aber mal was anderes, warum bist du hier? Ich meine, ich freue mich natürlich, dass du da bist, aber sonst kommst du ja auch nicht einfach so.“
„Ach, ich bin nur so sauer und enttäuscht und alles.“
„Warum bist du Enttäuscht?“
„Sky hat ne Freundin“
„Wie bitte, er hat was???“
„Eine Freundin, als ich ihn gestern anrufen wollte, um mich für das schöne Treffen zu bedanken, ist nur seine Mum drangegangen, und als ich Sky sprechen wollte, hab sie gesagt, seine Freundin ist da und die beiden wollen nicht gestört werden. Außerdem hat er seiner Mutter nicht gesagt, dass wir uns treffen, sondern, dass ich ihm beim Deutsch-Auffrischen helfen würde. Dann habe ich gerade mit ihm telefoniert, weil er mich angerufen hat und ich hab ihn gefragt, ob er ne Freundin hat und er hat gesagt, er hätte keine.“
„Und was willst du jetzt tun?“
„Marc hat mir gesagt, ich am Samstag einfach scharf aussehen und mit jemand anderm tanzen und so, er hat mir auch schon einen seiner Kumpels vorgestellt, aber ich mein, wenn ich das mache, ist mein Ruf dahin.“
„Ach Quatsch, es wissen doch gar nicht so viele dass du mit Sky weg warst. Außerdem kommt es ganz darauf an, welcher Kumpel von Marc, ich mein, die sehen zwar alle mehr oder weniger gut aus, aber zum Beispiel Timos Charakter, naja, ich weiß net.“
„Sven.“
„SVEN??? Und du zögerst noch? Der ist doch… boah… bombe?!“
„Hmm, also sollte ichs machen?“
„Natürlich, es ist doch schon fast eine Ehre, wenn der auf einen steht, ich hab mal gehört, der soll total wählerisch sein und morgen kaufen wir dir ein Kleid, bei dem ihm der Mund offen stehen bleibt.“
„Aber...“
„Nichts aber! Diesem Arsch zeigen wir’s. Morgen sag ich schnell Sven Bescheid, damit er auch sicher zur Party kommt und dann...“
„Was?“
„Na ja, sagen wir mal so, entweder trennt Sky sich von seiner Freundin für dich und wenn nicht, dann hat er dich gar nicht verdient, ich habe nur bei Marcel Bedenken.“
„WAS ist denn schon wieder mit Marcel? Zurzeit sagt jeder, dass er was von mir will, dabei sind wie schon seid Ewigkeiten nur befreundet.“
„Wenn du meinst.“
„Ja, das meine ich. Was ist eigentlich mit Marisa los? Seit das mit mir und Sky ist, ist sie so seltsam und schaut gleich immer so sauer.“
„Ich weiß nicht was mit ihr los ist, ich vermute mal, dass sie auch was von Sky will und es halt nicht so gut auffasst, dass er sich für dich entschieden hat.“
„Aber soll ich dann in ihrer Gegenwart von Wetter sprechen, oder was erwartet sie?“
„Keine Ahnung, was sie erwartet, aber vielleicht solltest du in ihrer Gegenwart lieber nicht über dich und Sky reden.“
„Wenn du meinst.“ Erin blieb noch eine Weile bei Melanie, die mit ihr die Playlist für Samstag durchging und ging dann nach Hause.


19:00 Uhr
„ERIN !“
„Was ist denn jetzt schon wieder?“
„Telefon!“
„Wer ist es denn jetzt schon wieder?“
„Marcel, sag mal, könntest du auch mal ruhig bleiben, du bist schon den ganzen Tag so schlecht drauf!“ Genervt schaute Erin ihre Mutter an und nahm ihr das Telefon aus der Hand.
„Hast du Ärger?“
„Ja, zurzeit beschwert sich Mum nur noch über mich, ich kann es ihr gar nicht mehr recht machen, dann gehen mir noch so ein paar gewisse Leute auf die Nerven, aber es wird schon gehen. Warum rufst du eigentlich an?“
„Ich wollte dich fragen, ob du am Sonntag mit mir ins Kino gehen möchtest.“
„Welchen Film willst du denn sehen?“
„Wir machen’s wie immer, wir gehen hin und suchen uns spontan einen aus.“
„Okay, holst du mich dann so um zwölf ab?“
„Kann ich machen, vorausgesetzt, du bist da schon wach.“
„Sehr witzig!“ Erin verdrehte die Augen und dachte sich noch, dass dies ein sehr langes Gespräch werden würde, als Marcel auch schon anfing, von seinem Tag zu erzählen.


Fr. 6.7.

15:00Uhr
„Hey Maus, wo willst du zuerst hin?“
„Ist mir egal, aber bei Kleidern, hm... H&M und Mango auf jeden fall… wenn wir da nichts finden können wir ja immer noch wo anders schauen.“
„Dann zuerst zum H&M, die haben, glaub ich, was neues rein bekommen.“
Im H&M ging Melanie gleich zielstrebig auf ein Regal zu, zog ein Kleid heraus und hielt es Erin hin: „Das nimmst du!“
„DAS? Aber, das kann ich doch nicht tragen.“
„Schwachsinn, probier es erstmal an.“
„Na, wenn du meinst.“ Misstrauisch beäugte sie das Kleid. Es war schmal und Figur betonend geschnitten und würde ihr wahrscheinlich höchstens bis zur Mitte der Oberschenkel gehen. Es lief auf Brusthöhe in zwei Sanften Bögen, die ihre Oberweite geschickt betonen würden, aus. Aus feinem Chiffonstoff hatte es auch noch einen breiten Zierträger der sich dekorativ um eine Schulter legen würde. Hier und da waren noch schöne Akzente mit dem Chiffon gesetzt. Das Kleid war in einem atemberaubenden nachtblau und schimmerte verheißungsvoll. „Ich weiß nicht, ob mir das steht… ist das nicht auch ein bisschen zu schick?“
„Man, es wird dir stehen, und es ist meine Feier, also ist es nicht zu schick.“ Sie zwinkerte, „vertrau mir einfach.“
Also nahm Erin ehrfürchtig das Kleid und ging zu den Kabinen. Nachdem sie es angezogen hatte, sah sie in den Spiegel und hätte sich selbst fast nicht mehr erkannt. Plötzlich ging die Tür auf und Mel stürmte herein.
“WOW Erin. Das nimmst du auf jeden Fall! Ich wette Sky wird seine Augen nicht von dir lassen können… und alle anderen auch nicht.“
„Hm, ich weiß aber mittlerweile nicht mehr, ob ich das noch will, ich mein, wir sind zwar nicht zusammen, aber er hat mich ja trotzdem irgendwie betrogen, oder? Aber bei allen anderen… nichts dagegen.“ Sie kicherte leise.
„Hey, mach dir mal keine Sorgen, du bist jetzt einfach enttäuscht, das ist doch ganz natürlich.“
„Ich... ich hab keine Ahnung, was ich machen soll.“
„Du sollst morgen zu meiner Party gehen und mit Sven rumknutschen und nicht an Sky denken und wenn er Ärger macht, dann sagst du ihm, dass ihr nicht zusammen seid und du deshalb küssen darfst, wen du willst.“
„Aber dann bin ich ihn doch erst recht los.“
„So ein Quatsch, entweder er ist vernünftig und sieht seinen Fehler ein, dass er dich nicht hätte anlügen dürfen und so, oder, ja da hast du Recht, du bist ihn los, aber ich dachte, du weißt sowieso nicht, ob du überhaupt was für ihn empfindest?“
„Aber das kann ich doch nicht steuern, weißt du nicht mehr, wie du in diesen Streber verschossen warst, obwohl du das gar nicht wolltest, weil er hässlich und ein Idiot ist? Was, wenn es mir genauso geht?“
„Denk nicht darüber nach, sonst passiert es erst recht, denn letztendlich verliebt man sich in die, die am nettesten zu einem sind. Auch wenn es da ne Weile dauert und jetzt kauf dieses Bombenkleid!“


Sa. 7.7.

18:00 Uhr.
Erin trocknete sich gerade die Haare. „Erin! Telefon!“ Sauer riss sie die Badezimmertür auf. „Ich bin grad nicht zu sprechen! Ich muss mich fertigmachen, wer auch immer es ist, er kann es mir nachher auf der Party sagen!“ Erin knallte die Badezimmertür zu, drehte den Schlüssel im Schloss rum und machte das Radio an. Nach einer Weile wurde ein Zettel unter der Tür durchgeschoben:
Hey, ich weiß nicht, was los ist, aber ich soll dir das sagen:
Marcel holt dich um viertel vor 9 Uhr ab und du sollst, wenn möglich, schon fertig sein. Er will mit dir was besprechen, soll anscheinend wichtig sein, du sollst ihm irgendwie bei seinem Geschenk für Mel helfen.
Sei nicht sauer, wenn ich dir helfen soll, sag es.
Marie

20:45 Uhr:
Gerade zog Erin den Reisverschluss ihres neuen Kleides zu und tuschte sich noch ein letztes Mal die Wimpern, als es an der Tür klingelte. So schnell wie möglich schaltete Erin das Radio aus, und sperrte die Tür auf. 3 Sekunden später wurde sie aufgerissen und Marcel steckte den Kopf rein. „Na, du Beauty-Queen? Fertig gestylt? … WOW“ er starrte sie nur noch sprachlos an. Der Mund stand ihm offen und offensichtlich versuchte er zu begreifen, was aus der Erin geworden ist, die er mal gekannt hatte. „Jetz guck nicht so, ich bin immer noch dieselbe, nur in anderen Klamotten.“ Sie zwinkerte und kniff ihm in die Wange. Dann allerdings bemerkte sie, wobei sie ihm helfen sollte und verdrehte die Augen: „Ich soll dir bei deinem Geschenk helfen? Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Lass mich raten: du kannst dir immer noch keine Krawatte binden. Komm, wir gehen und lass die Krawatte weg!“ „Mit sieht’s aber stylischer aus.“ Wobei er allerdings recht hatte: Die schmale schwarze Krawatte war wirklich das I-Tüpfelchen seines Stylings. Er sah wirklich bombenmäßig aus und sie erkannte ihn ebenfalls kaum wieder. „Na gut, komm her!“ Seufzend band Erin Marcel zum 1000sten mal die Krawatte. „Langsam könntest du es wirklich mal lernen!“

22:30 Uhr:
„Hey Mel!“ „Hi, ihr beiden! Erin, du siehst einfach umwerfend aus. Sven ist auch schon da, ihr kennt euch ja hier aus, viel spaß, wir reden später, ok!“ Und schon wurde Melanie weggezogen und Erin stand unbehaglich neben Marcel, der sie schräg ansah. „Sven?“ <Oh man, ich wusste es… was jetzt?> Sie winkte ab. „Da ist Lucie, redet ihr eigentlich wieder miteinander?“ „Oh nein, versteck mich! Ich will sie nicht mehr sehen.“ „Das ist deine Exfreundin, nicht meine.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und lief geradewegs Sky in die Arme. „Oh,... hi.“ Sie umarmte ihn flüchtig. Und wollte sich schon wieder umdrehen, als er sie am Arm festhielt. „Erin, wir müssen reden.“ „So, müssen wir das? Ich wüsste nicht, was es noch zu reden gäbe.“ Sie zog die linke Augenbraue hoch und sah ihn nur zweifelnd an. „Hey, kannst du mir bitte sagen, was mit dir los ist? Ich habe dir doch gar nichts getan.“ „Nein, nein, klar hast du nicht und es ist auch nichts los. Man sieht sich.“ Sie drehte sich um, schob sich durch die Leute durch und versuchte zur Bar durchzudringen. Als sie es endlich geschafft hatte mixte sie sich eine starke Jacky Cola und lehnte sich an die Bar. Sie ließ den Blick über die Menge streifen. Eigentlich sah es mehr aus, wie in einer hippen Disco als bei einer Geburtstagsfeier. So ziemlich jeder war wirklich schick und sexy angezogen, in manchen Ecken knutschten „Pärchen“ rum, die sich am nächsten Tag eh nicht wieder erkennen würden, und der Rest tanzte oder versuchte sich bei der lauten Musik zu unterhalten. Kaum zu glauben, dass man sich auf einer „House-Party“ befand. <Wie kann er mir nur immer noch seine Freundin verschweigen? Ich pack das gar nicht. Und Sven… er ist so… ganz anders. Viel erwachsener und überhaupt nicht schüchtern. Aber ich will eigentlich nichts mit jemanden anfangen, für den ich keine Gefühle hab. Fuck… ich brauche definitiv mehr Alkohol.> Gerade als sie sich noch etwas einschenken wollte, griff plötzlich jemand nach ihrer Hand. Sven. <Mist, was soll ich jetzt tun? Was erwartet er denn jetzt von mir? Und warum packt er meine Hand?> „Na du? Bist du schon lange da?“ Er grinste sein unwiderstehliches Lächeln und Erin schob ihre Bedenken zur Seite <Irgendwie ist er ja doch ganz süß.>: „Nö, ich bin gerade erst angekommen.“ Sie zwinkerte ihn schelmisch an. „Na, dann sollte dich wohl wenigstens einer richtig begrüßen, oder?“ Er drehte sie zu sich um und sah ihr in die Augen. Dann legte er seine Hand an ihr Kinn und hob ihren Kopf an. Mit geschlossenen Augen näherte er sich ihr ganz langsam und küsste sie sanft. Gerade als Erin anfing den Kuss zu erwidern wurde sie von Sky weggezogen. „Can you tell me, was das soll?“ „Sky!“ „Yes, it’s me! Was machst du da?“ „Hallo? Darf ich mal fragen, warum du dich so aufregst? Du hast doch auch ne andere, oder? Also chill! Komm Sven, wir gehen.“ Sie packte Sven an der Hand und zog ihn quer durch den Raum, noch bevor Sky etwas erwidern konnte. „Was wollte der?“ „Ach nicht so wichtig.“ Sie lehnte sich an die Wand und lächelte zu Sven hoch. Doch dieser ließ nicht locker. „Bitte, wenn du es unbedingt wissen willst. Mit dem war ich am Mittwoch Eisessen und er hat mir erzählt, dass er keine Freundin hätte, aber ich hab dann erfahren, dass doch schon eine hat und, na ja, jetzt… keine Ahnung, bin ich erstmal ne Weile sauer auf ihn“ „Was? Er geht mit dir weg, hat aber schon eine Freundin? Ich mach ihn fertig!“ „Komm schon Sven, das ist er nicht wert.“ Und bevor er noch etwas erwidern konnte zog sie ihn zu sich hinunter und küsste ihn. Erst war Sven ziemlich verdattert, doch schnell begann er den Kuss zu erwidern und drückte sie an die Wand. Seine rechte Hand lag um ihren Nacken und die Finger waren in ihrem Haar verschlungen. Die andere Hand strich ihr langsam von der Schulter über ihre rechte Brust und weiter runter, bis er sie zwischen Erin und die Wand schob und sie am Po noch weiter zu sich zog, sofern das überhaupt möglich war. Erin krallte ihre Hände in seinen Rücken und presste ihn so nah an sich wie es nur ging.
Nach einer halben Ewigkeit löste sich Sven aus dem Kuss und strich ihr sanft über die Wange. „Ich geh mal ein bisschen zu den Jungs, bevor sie sich noch sonst was denken.“ Er zwinkerte ihr zu und ihr war klar, dass er „sonst was“ schon öfter getan hatte. „Bis später, Kleines.“ Er gab ihr noch einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, drehte sich um und verschwand in der Menge.
<Cool, und jetzt? Ach ich hol mir einfach noch was zu trinken.> Erin kämpfte sich mal wieder zur Bar durch und mixte sich irgendetwas zusammen. Amüsiert beobachtete sie, wie Marcel dabei war, ein ziemlich betrunkenes Mädel für sich zu gewinnen. Sie wusste, in weniger als 5 Minuten würden die beiden „tanzend“ auf der Tanzfläche stehen und 20 Minuten später in irgendein ungenutztes Zimmer verschwinden. Und morgen könnte sich Marcel nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern. Gerade als das Mädchen anfing sich dermaßen an ihm zu reiben, dass Erin kaum noch hinsehen konnte tauchte Melanie bei ihr auf: „Und, hat das Kleid schon Wirkung gezeigt?“ „Naja irgendwie schon,“ lachte Erin, „ich hab schon mit Sven rumgemacht und Sky hat sich beschwert, warum ich mich so „komisch“ verhalte.“ Er darf sich also beschweren? So ein Penner…“ „Ja irgendwie schon… aber war ja klar… ich bekomm immer die Deppen ab.“ Humorlos lachte Erin. „Sven ist auch komisch… er ist zwar nett -und ich kann dir sagen er küsst phänomenal- aber so wirklich überzeugt bin ich nicht von ihm… und ich weiß auch nicht, ob das noch wird…“ „Vielleicht solltest dus ja einfach mal ausprobieren? Ich meine ein Versuch kann ja nicht schaden?“ „Ja mal schaun… ich glaub er kann ein ziemliches Arschloch sein… und ich wie nicht, ob ich noch eins vertrage…“ „Komm schon… wenn du immer Angst hast, dass sich das mit dem Marius so nochmal wiederholt, kannst du dich ja nie auf etwas Neues einlassen… also schau nach vorne, und probiers aus. Bitte… und wenns wirklich nur ist, um Sky eifersüchtig zu machen…“ „Wir werden sehen, okay? Eigentlich ist mein Bedarf an gezähmten Aufreißern, die sich dann nur als Arschlöcher entpuppen fürs erste gedeckt.“ „Du musst es mit Sven ja nicht ernst meinen? Hab einfach ein bisschen Spaß.“ In dem Moment tauchte Alex auf und bestand darauf, seine Freundin zu entführen. Also stand Erin weiter alleine an der Bar rum und mixte sich einen weiteren Cocktail. Gedankenverloren schaute sie der Menge zu.
„Wie kann es sein, dass das schönste Mädchen der Party alleine an der Bar steht?“ „Einfach so? Wer will das wissen?“ „Ben will das wissen.“ Der Typ zwinkerte ihr zu. „Bist du Ben, oder hat Ben dich geschickt, weil er sich selbst nicht traut?“ „Ich bin Ben, Süße, “ ein weiteres anzügliches Zwinkern folgte, „aber ich kann dir ja Gesellschaft leisten. Ein Blickfang wie du sollte nicht alleine sein.“ Erin sah ihn zweifelnd an: „und wenn ich das will? Was machst du dann?“ „Dich beobachten und von weiten auf dich aufpassen? Wie wärs damit?“ wieder willen musste Erin lachen. Irgendwie war der Freak ja schon lustig. Kurzentschlossen streckte sie ihm ihre Hand hin. „Ich bin Erin.“ „Ben, wie ich schon mal erwähnt hatte.“ Sie kicherte.
„He du Pisser, lass meine Freundin in Ruhe!“ Erschrocken drehte sich Erin um. <Sven? Freundin?> „Vielleicht solltest du sie dann auch nicht alleine stehen lassen? Dann könntest du dich auch darauf verlassen, dass andere sie in Ruhe lassen. Aber hey… bin schon weg.“ Und zu Erin gewandt: „War nett, dich kennenzulernen. Tut mir leid, ich wusste nicht, dass du so einen… ausgerechnet den… zum Freund hast.“
„Tanzen?“ Erin nickte immernoch geschockt. Sven legte seinen Arm um ihre Taille und schob sie überraschend sachte auf die Tanzfläche. Dort angekommen zog er sie mit der anderen Hand an sich heran. Erst war Erin ein bisschen mit der Situation überfordert, aber nach einer Weile gewöhnte sie sich daran, sie schloss die Augen und wurde durch das sanfte Wiegen eins mit dem Takt der Musik. Als nach einer Weile nur noch komische Musik kam, drehte sie sich zu Sky um: „Ich bin mal kurz aufm Klo, bin gleich wieder da.“ Erin gab Sven einen flüchtigen Kuss auf die Wange, drehte sich um und erstarrte.
Vor ihr machte Sky wild mit einem Mädchen rum. Erst erkannte Erin sie nicht, doch dann traf es sie wie ein Schlag: <Marisa! Ausgerechnet eine meiner besten Freundinnen. Warum ausgerechnet sie? Warum macht sie so was?> Sie schwankte. Sven trat hinzu und umarmte sie von hinten. „Was ist denn los?... Oh!... Komm her!“ Sanft umarmte er sie. „Warum eine meiner besten Freundinnen?“ „Ich weiß es nicht. Willst du dich hinsetzen?“ Erin nickte. „Sven ist lieb, aber... er ist nicht Sky.“ Schoss es ihr durch den Kopf. Als Erin zusammengesunken auf dem Sofa saß, ließ Sven sie kurz alleine, um Melanie zu holen. „Erin, was ist denn passiert?“
„Schau...schau dir doch Sky und Ma...Marisa an!“
„Oh! Drum sah Marisa immer so sauer aus, wenn du von dir und Sky geredet hast.“
„Aber trotzdem... wie kann sie mir das antun?“
“Weiß sie denn, das Sky schon eine Freundin hat? Ich meine Kristel würde das nichts ausmachen... aber Marisa...?“
„Kristel ist ALLES egal, wie der Junge aussieht, wie er heißt, ob er eine Freundin hat... sie macht sich an alle ran. Aber Marisa ist doch eigentlich ganz anders...“ Erin fing wieder an zu schluchzen. „Hör auf zu weinen, du verschmierst deine Wimperntusche, komm mit hoch, wir richten das, okay? Sven? Behalt Sky im Auge, aber tu ihm nichts! Er soll nur auf keinen Fall mitkriegen, dass Erin weint, oder dass sie nicht mehr hier unten ist!“ Melanie ging mit Erin nach oben und schminkte sie völlig ab. „So, jetzt hast du dich ausgeheult, jetzt is Schluss! Vergiss ihn einfach!“
„Ich will ihn aber nicht vergessen!“
„Dann mach Kristel auf ihn aufmerksam.“
„Dann verliere ich ihn doch erst recht!“
„Ups, stimmt, sorry, aber Marisa verliert ihn doch dann auch, oder?“
„Das ist es mir nicht wert, außerdem würde ich Kristel damit eine Freude machen und dass will ich auf gar keinen Fall!!!“
„Hmm, du bist doch zur Zeit ziemlich begeistert von Sven, oder? Dann genieß doch erst einmal die schöne Zeit mit ihm, bevor du dich so in die Sache mit Sky reinsteigerst.“
„Aber das ist es ja, ich weiß nicht genau, ob ich von Sven soo begeistert bin, ich meine, er sieht gut aus, er ist nett und kann sich wie ein echter Gentleman verhalten, aber... ich weiß nicht... da is nich so viel Gefühl dabei wie bei Sky... bei dem hab ich echtes Bauchkribbeln.“
„Komm, das wird schon noch.“ Melanie fing an, Erin ein unwiderstehliches Make-up aufzulegen. Als sie gerade fertig war, kam Erin ein hoffnungsvoller Gedanke. „Du? Mel, denkst du... meinst du, es wäre möglich, dass er mich nur neidisch machen möchte?“ „Hältst du das für möglich? Immerhin ist Marisa deine Freundin.“
„Ich weiß es nicht... ich hab ja keine Ahnung, was in Amerika üblich ist... vielleicht will er mich auch nur ganz besonders verletzen...“ Melanie hob die Schultern „Sorry, Erin, ich würde dir echt gerne helfen, aber ich hab da echt keine Ahnung. Hoff einfach, dass es so ist und genieß die schöne Zeit mit Sven, okay? Bitte versprich mir das.“ „Jaah, okay. ... Danke!“ Sie drückte Mel an sich und sie gingen wieder runter zur Party. „Wow! Ich dachte, du wärst völlig aufgelöst, aber du siehst sogar noch besser aus, als vorhin.“ Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Komm tanzen!“, er nahm ihre Hand und zog sie zur Tanzfläche. Gerade kam ein wirklich schnelles Lied und Sven wirbelte sie so herum, dass sich Erin darauf konzentrieren musste nicht das Gleichgewicht zu verlieren und gar nicht mehr an Sky denken konnte. Während dem Tanzen fiel ihr ein, dass Melanie ihre Geschenke noch nicht ausgepackt hatte und dieser Gedanke entlockte ihr ein kleines lächeln. Sie ging zum DJ, um ihn zu bitten, die Musik leiser zu drehen, dann stellte sie sich direkt vor das DJ-Pult, und bat alle, ihre Geschenke zu holen, damit Mel sie auspacken konnte. Mel hüpfte währenddessen vollkommen aufgeregt vor ihr herum.
Mel bekam einen ganzen Haufen Geschenke: massenweiße CDs, DVDs, Schmuck und Gutscheine im Wert von insgesamt über 500¤. Als Erin mit ihrem Geschenk an der Reihe war, fand sie die Idee plötzlich nicht mehr so lustig und wünschte sich, sie hätte etwas anderes gekauft. Aber jetzt konnte sie keinen Rückzieher mehr machen. Aus den Augenwinkeln sah sie noch mal zu Marisa. „Ob sie wohl die Unterwäsche gekauft hat?“ Langsam ging sie zu Melanie und umarmte sie: „Alles Gute zum Geburtstag, meine Süße! Hier ist dein Geschenk. Denk daran es auch zu benutzten.“ Sie rang sich ein gequältes Lächeln ab. „Jetzt bin ich aber gespannt.“ Vorsichtig und unendlich langsam öffnete Melanie das Päckchen, während Alex ihr über die Schulter sah. Noch bevor Mel irgendwas gesagt hatte, oder irgendwer wusste, was in dem Päckchen war rief Alex: „Wie praktisch!“ und Erin wurde rot, denn das war eigentlich nicht beabsichtigt gewesen. „Hey, cool, danke“ Mel lachte und hob die pinken Plüschhandschellen hoch, „du bist echt... unbeschreiblich!“
Dann war endlich Marisa an der Reihe „Also, ich fand, beziehungsweiße wir fanden, dass Erins Geschenk alleine nicht unbedingt ausreicht, darum habe ich natürlich auch was für dich“ Sie gab ihr ihr Geschenk. „Hey, die ist voll schön, danke.“ Erin war gespannt, als Melanie die Unterwäsche hochhob. Erin war wirklich überrascht: ein Hauch von nichts aus schwarzer Spitze und passenden Halterlosen Strümpfen. Nachdem Mel alle ihre Geschenke ausgepackt hatte, ging die Party ohne weitere Dramen weiter.


So. 8.7.

11:30 Uhr:
Müde öffnete Erin die Augen. <Warum bin ich aufgewacht?> Das Telefon. Der Anrufbeantworter. „Hi Erin, ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt, musste gerade an dich denken. Wie geht’s dir heute? Ruf mich bitte zurück, ich bin den ganzen Tag zu Hause und werde auf deinen Anruf warten. Würde mich echt freuen. Tausend Küsse. Sven“ Stöhnend ließ sie sich zurück ins Bett fallen. Sie hatte Sven echt gern und er war ein echt guter Küsser, aber er hätte sie ja nicht unbedingt mitten in der Nacht – Moment! Wie viel Uhr ist es eigentlich? Was??? Halb zwölf? Geschockt sprang sie aus dem Bett. Uuups, doch keine so gute Idee, ihr war furchtbar schwindlig und ihr Kopf brummte tierisch. <Sven hat am Telefon echt süß geklungen, vielleicht sollte ich anrufen.> Aber sie fand nicht die Kraft, zum Telefon zu gehen und legte sich wieder hin. *Rrrring* <Nicht schon wieder. Wer ruft denn jetzt an?> Doch der Anrufbeantworter ersparte es ihr zum Glück, aufzustehen. „Hey, Erin! Hat sich Marisa schon bei dir gemeldet? Ich wollte sie anrufen, aber es ist keiner hingegangen, ich finde, dass war echt der Hammer, was sie sich da gestern geleistet hat, denkst du, sie ist die heimliche Freundin, oder spielt Sky auch mit ihr nur? Ich meine, wenn, dann müssten wir es ihr ja sagen... oder doch nicht? Sie hat sich immerhin nicht gerade freundschaftlich verhalten... Ach ja, noch mal danke für dein Geschenk, es war sehr nützlich gestern Abend... wenn du wach bist kannst du mich ja anrufen. Ciao.“ Erstaunt setzte sich Erin sich auf: hatte Mel etwa in ihrem Zustand noch irgendwelche Spielchen mit Alex ausprobert? <Eigentlich müsste ich sie jetzt anrufen. Egal, ich bin viel zu müde um jetzt aufzustehen.> Sie legte sich wieder hin und war nach einer Minute schon wieder eingeschlafen. Doch nach einer halben Stunde wurde sie schon wieder geweckt, weil jemand an ihre Tür klopfte. Sie hatte jetzt keine Lust aufzustehen und stellte sich schlafend. Sie drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Im nächsten Moment hörte sie schon, wie die Tür aufging. Die Schritte kamen genau auf ihr Bett zu. „Na, du Faulpelz? Bist wohl gestern noch viel länger als ich bei der Party geblieben, als ich, hm? Ich bin schon seit neun Uhr wach und du liegst immer noch im Bett. AUFSTEHEN ! ! !“ Plötzlich wurde ihr die Decke weggezogen. Mühsam öffnete sie die Augen und erkannte, wer an ihrem Bett stand. Obwohl das schon öfter vorgekommen war, merkte sie auf einmal, wie sie rot wurde, denn sie trug nur ihre nicht gerade jugendfreie Unterwäsche von gestern Abend. „Marcel! Muss das sein?“ „Ja“ Er grinste sie mit einem strahlend weißen Lächeln an. „Hey, du hast ja die Zahnspange rausbekommen.“
„Ja, schon seit Freitag, hast du das nicht bemerkt?“
„Nein, tut mir leid, setz dich doch und gib mir meine Decke wieder!“ Marcel deckte sie zu und setzte sich zu ihr aufs Bett. „Warum hast du mich eigentlich geweckt?“
„Ich wollte dich abholen.“
„Abholen? Wozu?“
„Schon vergessen? Wir wollten doch ins Kino.“
„Oh stimmt, das hab ich echt vergessen. Warte, ich mach mich schnell fertig, du kannst mir ja in der Zeit Frühstück machen!“
„Vergiss es! Ich warte hier.“
„Ich muss mich aber umziehen.“
„Ich mach die Augen zu.“
„Du bist unverbesserlich, ich bin im Bad.“
Während Erin sich umzog, sag Marcel sich in ihrem Zimmer um. Seit seinem letzten Besuch hatte es sich ziemlich verändert. Die Wände waren nicht mehr rosa, sondern strahlten in einem kräftigen Orange. Die Tierbilder hatten Postkarten und Photos platz gemacht und er realisierte plötzlich, wie lange er nicht mehr in ihrem Zimmer war. Langsam ging er auf die Fotos zu. Familie, Freunde und – sein Herz machte einen Sprung – immer wieder er. Im Schullandheim, auf der Kirchweih, an seinem Geburtstag. „Was, wenn ich ihr nur als guter Freund was bedeute? Als Kumpel, der zum lachen, trösten und Spaß haben da ist, aber nicht zum...“ „Marcel?! Wir können gehen!“ Da stand sie, im engen Top und Hot-Pants, die braunen Haare fielen ihr in sanften Wellen auf die Schultern. „Komm jetzt, gehen wir.“ Sie drehte sich um und ging. Er trottete hinterher und fühlte sich wie ein Idiot.

15:00 Uhr:
Nach dem Kinobesuch gingen Erin und Marcel langsam zur U-Bahn. Im Gegensatz zu sonst gingen sie schweigend, irgendwie hatten sie sich nichts zu sagen und der Film war so der Flop gewesen, das er nicht einmal Gesprächsstoff bot. Nach einer Weile fragte Marcel: „Sag mal, was ist jetzt eigentlich mit dir und Sky?“
„Nichts ist da, was sollte denn da sein?“
„Naja, weil du ja ziemlich schnell auf Sven umgeschaltet hast.“
„’Umgeschaltet’? Was willst du damit sagen?“
„Ich will damit sagen, dass ich finde, dass du deine Freunde ein bisschen schnell wechselst.“
„Wie bitte?“ Erin blieb stehen.
„Ja, ist doch so.“
„Also: Erstens: Ich wüsste nicht was dich das angeht; Zweitens: Bloß, weil ich mit Sky Eisessen war, heißt das doch noch lange nicht, dass ich auch mit ihm zusammen war, wir haben uns ja noch nicht einmal geküsst.“
„Trotzdem, findest du, es gut, in einer Woche zwei Typen zu daten?“
„Warum denn nicht? Außerdem glaube ich nicht, dass ausgerechnet, DU mir da Vorschriften machen kannst, oder? Du hast doch vor kurzem noch eine Woche als „Mist“ beurteilt, wenn du nicht mindestens fünf Mädels getroffen hast!“
„Na und? Ich bin ein Junge!“
„Ein Junge? Was soll der Mist jetzt? Und ein Mädchen darf das nicht, oder was? Überhaupt, warum regst du dich so auf? Weißt du, was ich mir alles anhören durfte, als du mit vier Mädels ZUSAMMEN warst? Und zwar GLEICHZEITIG? Von wegen, ob ich dem großen Aufreißer auch verfallen wäre? Ich DATE die Typen wenigstens nur, und bin nicht gleichzeitig mir ihnen zusammen, sondern NACHEINANDER!“
„Ja, noch ist das so: nur zwei Typen und schön nacheinander, und was ist nächste Woche? Wie viele sind es da? Ist dir nicht klar, wie das rüberkommt?“
„Nein, das ist mir nicht klar, denn wem soll es denn bitte wie rüberkommen? Außer dir, und meinen Freundinnen weiß es doch keiner!“
„NOCH hast du recht, aber in Amerika ist es üblich jedem zu erzählen, mit wem man alles schon zusammen war! Und ich denke mal, das ’Mister Amerika’ da nicht schön die Klappe hält und alles auf sich beruhen lässt.“
„Und wenn schon, dann ist das doch immer noch mein Problem und nicht deines, oder???“
„Ich denke nicht, denn ICH bin immerhin mit dir befreundet. Aber ich kenne keinen Jungen, der gerne mit einem leichten Mächen befreundet wäre.“
„Leichtes Mädchen??? Sonst geht’s dir gut, ja? Nur weil ich ein bisschen Spaß habe? Im Gegensatz zu dir bin ich gestern nicht mit jemanden, an den ich mich NICHT EINMAL MEHR ERINNERN KANN im stillen Kämmerlein verschwunden!“
„SOWEIT MAN WEIß!“
„DAS WEIß MAN, REG DICH AB VERDAMMT NOCH MAL! ICH BIN ALT GENUG!“
„TJA WENN DU DAS SO SIEHST… ICH HAB JEDENFALLS KEINE LUST MIT EINER SCHLAMPE BEFREUNDET ZU SEIN!“
Plötzlich wurde Erin gefährlich ruhig. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und sie sah ihn drohend an. Ihre Stimme war ganz leise. „Sag das nochmal.“
Kurz schoss es Marcel durch den Kopf, dass sie IHN noch nie so angesehen hatte, trotzdem war er nicht dazu bereit, klein beizugeben. „Es stimmt ja wohl, oder? Keiner mag ein Mädchen, die schon alle hatte. Und solche Mädchen werden nunmal als Schlampen bezeichnet.“
Erin atmete einmal durch und wartete ob er noch mehr Mist zu sagen hatte. Als jedoch nichts mehr kam, scheuerte sie ihm eine, drehte sich um und während sie nach Hause ging, fingen die Tränen an zu laufen.

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Tag der Veröffentlichung: 24.03.2011

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