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Langsam und leise ging ich mit meinem besten – schwulen – Freund Miles den Schulflur entlang direkt auf meine süße Freundin Ever zu. Sie saß abgewandt, mit ihren Beinen angezogen und wie immer Musik hörend, auf einer Bank. „Wer bin ich?!“, fragte ich mit tiefer verstellten Stimme und hielt meine Hände vor ihre Augen. „Hm…Vielleicht Lucinda Price?“ Ich schnaufte auf. „Tzz…“ „Ach du bist es Haven! Und lass mich raten? Miles steht neben dir und steht kurz davor wegen deinem Gesichtsausdruck loszulachen?“ , sie lachte auf und drehte sich zu uns um. Wow. Sie verglich mich mit Lucinda – Oberzicke und Anführerin der Cheerleader unserer Schule – und dann durfte ich nicht sauer sein? Wie unfaire. Ich drehte meine Schultasche so, dass ich sie vor mir hatte und holte mir einen meiner 4 Muffens raus und schleckte an der Schokoglasur. „Woher wusstest du so genau was hier passiert ist?“, fragte ich so neugierig wie ich eben bin. Ever blickte mich an und verzog ihr Gesicht und versuchte wahrscheinlich grade eine ausrede zu finden! Ja, ich wusste dass sie eine Ausrede suchte. Denn ich wusste auch ihr Geheimnis. Also ich wusste es nicht von ihr aber ich bin mir ganz, ganz sicher das es stimmt. Sie kann Gedanken lesen! Vermutlich durch Hautkontakt oder sowas. „Also ähm… Weil das so gut wie Jeden Morgen das Gleiche ist, was du machst wenn du mich siehst.“ Sie lächelte mich liebevoll an und machte dann riesen Augen. „Was?? Du hast schon wieder deine Haare neu gefärbt?! Und dann auch noch dein Korsage. Oh mein Gott Haven wirst du jetzt Gothic-Prinzessin?“ „Jetzt lenk doch nicht ab meine Süße“, ich grinste breit und lachte dann auch ein bisschen. „Ich lenke nicht ab. Ich will wirklich wissen ob du jetzt Goth wirst.“ „Ja. Werde ich. So nun weißt du es zufrieden?“ „Jup zufrieden“, sie lächelte mich ein bisschen an. „Komm wir müssen zum Unterricht.“ Ever stand langsam von der Bank auf hackte sich bei mir und Miles unter und wir gingen zu unseren verschiedenen Klassenräumen.


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„Ever! EVER!“, rief ich laut und wütend durch die ganze Cafeteria und stampfte laut mit meinem Fuß auf, damit sie mich bloß beachtete und mitbekam WIE sauer ich denn war. „Was ist los Haven? Was hab ich jetzt schon wieder verbrochen?“ Ich schaute sie ironisch grinsend an und trat ihr leicht gegens Bein. Vielleicht würde ihr dann ja doch noch einfallen was ich meinte. „Au! Was soll das? Und was hab ich denn gemacht?!“ Sie rieb sich das Bein und bedachte mich mit einem sehr finsteren Blick. Schnell knabberte ich noch ein bisschen an meinem Muffen und sagte dann : „Es gibt einen so heißen neuen auf der Schule, der in deine Deutschklasse geht und du sagst uns in keiner einzigen Pause Bescheid? In keiner Einzigen?!“ Nun gesellte sich auch endlich Miles zu mir und unterstützte mich liebevoll und hielt meinen Arm, damit ich Ever keine Klatschen konnte. „Ich hab ihn doch gar nicht gesehen..“ , murmelte sie verschämt und traurig, dass ich so sauer wegen einem (so kleinen) Ausrutscher. Aber mal ehrlich! Wenn der aller hübscheste und heißeste Typ von der Schule neben ihr sitzt und sie uns nichts von ihm sagt ich meine was soll ich denn dann von ihr denken?
Ich meine ich hatte schon seit Ewigkeiten keinen festen Freund mehr. Also brauch ich ja ganz langsam mal wieder einen. Also schrie ich: „Er gehört mir! Ich hab ihn reserviert! Meiner, meiner, meiner!“ Ever lachte einfach nur auf und sagte: „Jaja. Ich will ihn eh nicht. Außerdem er ist bestimmt nicht so heiß wie du sagst.“ Und dann wurde sie knallrot. Und mein Ausruf dass er meiner ist hat auch Miles dazu gebracht sein Handy weg zu legen und auch mal was zu unserem emotional vollen Gespräch beizubringen. „Ähm.. Vielleicht will ich ihn auch haben hm? Ich meine es könnte doch sein das er in der anderen Liga spielt.“ Ganz langsam verzog sich mein Gesicht zu einem Grinsen, bis ich dann total laut lachte. „Ne mein Lieber, so ein heißes Schnittchen spielt ganz sicher nicht in deiner Liga! Und Ever? Wehe du machst dich an ihn ran!“ Grade als meine aller liebste Ever geschockt etwas erwidern wollte, kam ein wirklich heißer, gut aussehender Typ an unseren Tisch. Der Neue! An unseren Tisch! An den Loser Tisch! Wieso setzte er sich nicht Lucinda und den anderen heißen, blonden, dummen Schlampen? Wieso ausgerechnet zu uns? „Hey, ich bin Damien und ich bin vor 2 Tagen hier her gezogen. Ihr seht wirklich nett aus deshalb hab ich mir mal gedacht, ich setze mich zu euch.“, sagte Damien lächelnd und guckte dann erst mich, dann Miles und ganz zum Schluss Ever an. Und bei ihr blieb sein Blick hängen. War ja klar. Wut stieg in mir aus, so dass ich am liebsten einfach mal so aufschreien wollte. Aber ich blieb ruhig, nahm die Hand von Damien und zog ihn neben mich. Er lächelte nun nur mich an, aber sein Lächeln ging ganz schnell in ein Grinsen über. „Na und wer bist du?“, fragte er mich. „Ich? Ich bin Haven.“, ich lächelte ihn an und rückte mein Korsage zurecht. Er legte mir eine Hand aufs Knie und lächelte. „Freut mich dich kennen zu lernen, Haven.“ „Danke. Ach und das ist Ever,“ ich zeigte auf sie „Und das ist Miles“. Er riss seine Augen einmal weit auf als Ever ihre Kapuze ab nahm und man ihr ganzes Gesicht, plus ihre Augen sah. Ihre schönen großen blauen Augen, mit den dichten Wimpern. Verdammt! Jetzt macht sie auch noch ihren Zopf auf. Hatte ich nicht ganz genau gesagt, dass ich mir Damien reserviere? Wundervolle, Hüften lange, gewellte, blonde Haare fielen an hier hinab. Zum Glück sah sie meinen tötenden Blick, machte ihre Haare wieder zum Zopf, versteckte sich wieder hinter ihrer Kapuze, stöpselte ihre Kopfhörer auf und drehte ihre Musik so laut auf wies ging. In der Zeit wo ich eifersüchtig und sauer auf Ever war, hatten Miles und Damien ein interessantes Gespräch angefangen, dass ich nicht verpassen wollte. „Was?! Du wohnst nicht mehr bei deinen Eltern?“, fragte Miles grade mit großen Augen, und weit aufgerissenem Mund. Damien lachte kurz auf – und wow ist sein Lachen Sexy! „Ja. Ich wohne alleine. Aber das mach ich schon seit meinem 16L Lebensjahr.“ Gerade als Miles antworten wollte bekam er eine neue SMS vermutlich von seinem neuen Lover. „Oh mein Gott. Guckt euch das mal an!“, schrie er total geschockt auf. Jetzt war auch Ever wieder anwesend und wollte wissen was los ist. „Was ist denn Miles?“, fragte sie und grinste. Da zeigte er sein Handy im Kreis herum und meinte: „Ha! Das Bild hat mir grade mein ´´Lover´´ geschickt!“ „Okay und wieso machst du jetzt so einen Aufstand?“, fragte Ever und schüttelte lachend den Kopf. „Weil das nicht sein lieber Freund ist. Das bin ich.“, sagte Damien und wir alle drei sahen ihn an und dann wieder das Bild. Er hatte recht. Das war er!

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Ich saß in meinem kleinen gemütlichen Auto und war auf dem Weg nach Hause. „Oh man…Hoffentlich machen sie nicht wieder einen Aufstand weil ich so aus dem Haus gegangen bin… Vielleicht haben sie aber ja auch wieder keine Zeit für mich, und beachten es gar nicht…“, murmelte ich die Autofahrt vor mir hin. Als ich dann also Zuhause ankam, war Niemand da. Keine Mum und auch kein Dad. Nur mein kleiner Zuhause zurück gelassener Bruder. „Na Niklas. Wo sind denn Mummy und Daddy hm?“ „Die sind neue Sessel und ein neues Sofa kaufen!“, sagte er und rannte dann ganz schnell in sein Zimmer. Ich rannte ihm hinter her, weil ich unbedingt wissen musste was er angestellt hat. „Wieso bist du abgehauen, vor mir?!“, brüllte ich ihn an. Er schluchzte und ich bekam ein schlechtes Gewissen, das ich so laut geworden bin. „I-ich ich will es dir nicht sagen“, weinte er. „Mir was nicht sagen“, fragte ich ruhig. „Ich ich hab deine Evanescence CD kaputt gemacht“ Okay. Das war nun eindeutig zu viel des guten. Er machte meine Lieblings CD kaputt. Ich meine, geht’s noch?! „Du kleiner“, gerade wollte ich zu einem Schwall Schimpfwörter übergehen, als meine Mutter von unten rief: „Haven du kleines zickiges Biest! Lass doch deinen armen kleinen Bruder in Ruhe!“ Jetzt kam sie laut trampelnd die Treppe hoch, direkt in Niklas Zimmer. Als sie mich sah blieb sie geschockt stehen und rief: „Sag mal geht’s dir noch gut?! Wehe einer unserer Nachbarn haben dich so gesehen! Wehe! Jetzt muss ich mich für meine eigene Tochter schämen! War ja klar dass du auch noch mal mit so einer Scheiße anfängst! Und jetzt los, ab auf dein Zimmer und wehe du kommst den Rest des Tages noch einmal raus Madame!“ „Aber Mama, er“, setzte ich an. „Nichts aber Fräulein. Ab in dein Zimmer hab ich gesagt!“ Wieso hassen meine Eltern mich so? Wieso mich und nicht meinen kleinen Bruder? Wieso immer alle mich? Weinend rannte ich in mein Zimmer, schmiss mich auf mein Bett und ließ meinen Tränen freien Lauf. Die Zeit die ich in meinem Zimmer verbrachte verging schnell. Leider. Ich würde am liebsten, den Rest meines Lebens hier in meinem Zimmer bleiben. Und nie wieder meiner Familie vors Gesicht treten müssen. Aber nein. Schon am Abend wurde ich wieder dazu gezwungen. „Haven! Haven komm runter! Es gibt Essen!“, brüllte mein Vater die Treppe hoch. „Nein! Nein, nein, nein, nein. Ich hab kein Hunger!“, kreischte ich zurück. Ich hörte wie Jemand die Treppe hoch lief. Schnell rannte ich zur Tür und schloss sie ab. Mein Vater hämmerte gegen die Tür und rief: „Haven! Mach die Tür auf! Du bist so schon total abgemagert, Madame! Und wenn du jetzt nicht sofort runter kommst nehmen wir dir deinen PC und Fernseher weg!“ Ich machte die Tür auf. Ich meine, was hatte ich schon groß für eine Andere Wahl? Auch mein Vater war kurz geschockt von meinem Outfit, aber nach ein paar Sekunden entsetzten Starren, interessierte es ihn schon wieder gar nicht mehr. War ja mal wieder typisch. Ich setzte mich unten an den Tisch. Mein großer Bruder Tom wuschelte mir einmal durch die Haare und sagte: „Hallo Schwesterchin, wirst du jetzt Emo? War dein Ballerina auftritt letztes Jahr noch nicht genug?“ „Ich hab dich auch lieb, Brüderchen.“ „Jaja…“, murmelte er und lachte dann auf. „Jetzt setzt Euch alle zusammen hin! Sofort!“, rief meine Mutter genervt. „Ja Mama. Reg dich doch nicht direkt so auf.“ Und so wurde es wie üblich ein Stillschweigendes Essen. Kein Normales Familien essen, wo man fragt was wer am Tag so gemacht hat, nein. Einfach still. Nach dem Essen verzogen sich alle in ihre Zimmer. Ich legte mich hin, und schlief auch sofort ein. Ich träumte. Also ich denke das ich geträumt habe… Ich war gefangen. In so einem schlaf. Und ich konnte wirklich nicht aufwachen! Aber ich hab gesehen das Damen und Ever rausgelaufen sind. Damen hatte wie immer sein rotes Trinken mit – das ist immer das einzige was er in der Mittagspause oder generell immer zu sich nimmt. Ever hat geweint in dem Traum! Sie ist weinend vor Damen weg gelaufen… Dann wachte ich in Schweiß gebadet auf. „Oh mein Gott!“, schrie ich als ich auf meinen Wecker sah. Es war 9.00 Uhr! Ich musste schon seit einer Stunde in der Schule sein! Ich sprang auf, zog mich an, machte mein Haare und schminkte mich. Als ich dann endlich los fuhr, war es schon 9.30 Uhr. „Scheiße…Ich komm schon wieder zu spät das kommt nicht ganz so toll… Ich hab so schon zwei Verwarnungen wegen zu spät kommen und bei dir dritten werden meine Eltern benachrichtigt.“, murmelte ich auf dem Weg zu Schule. Nach 10 Minuten, kam ich dann endlich in der Schule an. Es klingelte grade zur Pause, also stellte ich mich an den Rand des Schulhofs und wartete das Ever und Miles rauskommen. Aber sie kamen nicht. Nein. Sie kamen wirklich nicht. „Na dann geh ich eben rein.“, sagte ich mir und seufzte. So. Da sind sie ja. Strahlend ging ich auf die Beiden zu als ich sie im Schulflur stehen sah. „Hey na. Wieso seid ihr nicht rausgekommen?“ „ Wir wollten noch auf Damen warten!“, erwiderte Miles. „Miles wollte auf Damen warten. Ich nicht.“, schnaufte Ever dazwischen. „Was hast du eigentlich gegen Damen? Oder hast du generell was gegen Neue? “, fragte ich daraufhin. „Nichts! Es ist einfach nur ich hab keine Lust auf Jungs oder sonst irgendwas.“ „Stimmt ja. Du hast ja ne Anti-Phase.“ „Wie man’s nimmt.“, murmelte Ever, holte ihren IPod und ihre Kopfhörer raus und fing an Musik zuhören. „Ach Gottchen… Ich kann zwar verstehen das sie schlecht drauf ist weil sie ihre ganze – also wirklich ganze, Hund, Schwester, Mutter und Vater- Familie bei einem schlimmen Autounfall verloren hat. Aber trotzdem. So zu tun als wäre jeder der mit ihr redet irgendwie daran schuld, ist dann doch eindeutig zu viel. Besonders bei Damen muss das nicht sein. Schließlich ist er immer nett zu ihr. Ziemlich ungerecht das sie ihn dann so abweist. Sie scheint ihn ja nicht mal gut aussehend zu finden! Oder vielleicht doch aber sie Zeigt es nicht… Sie sollte endlich mal wieder offener werden! Sich so zu verschließen bringt einem auch nichts. Wenigstens könnte sie ja mal offener wirken. Sie muss ja nicht immer mit jedem über alles reden, aber die Haare offen tragen und die Kapuze runter wäre doch wirklich schon mal ein Anfang das sie wieder mehr Selbstvertrauen bekommt.“, dachte ich mir. Ich sollte mir nicht so viele Sorgen über sie machen. Irgendwie kriegt sie das alles schon hin. Ganz bestimmt.


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Nach der Pause ging ich unfreiwillig in den Unterricht. Herr Dirksen sprach mich direkt drauf an das ich in den ersten drei Stunden gefehlt habe, nachdem er mir dann noch aufgegeben hat einen Aufsatz darüber zu schreiben das man nicht immer zu spät kommen solle weil man sonst alles verpasst, durfte ich mich endlich setzen. Wie immer saß ich neben Miles der flüsterte: „Irgendwie wirkst du ziemlich durcheinander Haven. Hat das vielleicht Gründe?“ „Nein ich bin nicht durcheinander oder so!“, zischte ich zurück. „Ruhe Miles und Haven, wenn ihr Beziehungsprobleme habt klärt das in der Pause, aber NICHT in meine Unterricht! Alle lachten sofort laut los und einer unsere Mitschüler schrie: „Jeder weiß doch das Miles so schwul ist das es schon fast gar nicht mehr schwuler geht!“ Herr Dirksen brüllte schon beinahe: „Leise und zwar alle! Jetzt macht bitte euer Mathebuch auf Seite 38 auf und macht die Nr. 1-10. Und zwar jetzt und keine Partnerarbeit!“ Jeder im Klassenraum stöhnte auf, fing dann aber doch mit der Arbeit an. Der Unterricht verging meiner Meinung nach viel zu langsam. Aber endlich kam das erlösende Klingeln der Pause. „JA!“, schrie ich. Wieder mal fingen alle an zu lachen. „Wieso schreist du denn hier so rum Haven?“, fragte Miles mich leise. „Hä? Es hat doch gerade zur Pause geklingelt!“ „In deinen Gedanken vielleicht Mädchen. Aber wir haben noch 20 Minuten Unterricht!“ „Ups…“, murmelte ich leise und wurde rot.

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Tag der Veröffentlichung: 20.08.2011

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