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Kapitel 1



Ich schlage die Augen auf und zucke zusammen, als die Sonne mich blendet. Schon als ich mich aufsetze um mich zu strecken, weiß ich, dass heute ein grauenvoller Tag werden würde. Ich schwanke müde ins Badezimmer und blicke in den Spiegel. Darin sehe ich ein junges Mädchen von 17 Jahren, natürlich gebräunte Haut, blondes, langes Haar und blaue Augen. Eigentlich ein hübsches Mädchen…und doch so anders als alle anderen. Ich ziehe mir meinen Pyjama über den Kopf und steige in die Dusche. Das heiße Wasser prasselt auf meinen Körper herunter und alle schlechten Gedanken sind sofort vertrieben. Nach einer halben Stunde komme ich frisch geduscht und fertig angezogen für die Schule in die Küche. „Morgen, Mum.“, sage ich und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. „Guten Morgen, Schatz. Möchtest du Toaste oder lieber Cornflakes zum Frühstück?“, fragt sie und sieht mich lächelnd aus ihren fast schwarzen Augen an. Ich entscheide mich für die Cornflakes und beobachte meine Mum dabei, wie sie das Frühstück für mich vorbereitet und noch ein Glas Orangensaft dazu stellt. „Danke.“, sage ich und fange zu essen an. „Katy, was ist los? Hast du wieder einen schlechten Tag?“ Ich blicke auf und begegne erneut dem Blick meiner Mutter. Sie kennt mich aber auch zu gut, ihr bleibt wirklich nichts verborgen. Ich weiche ihrem Blick aus und nicke: „Ja, aber das wird schon wieder vergehen. Du kennst mich ja.“ Ich lächle tapfer woraufhin sie zu mir kommt und mich in den Arm nimmt. „Ich weiß, Schätzchen, das du oft traurig bist. Aber du hast Freunde, die dich mögen, eine Familie, die dich liebt und ein tolles Leben, sofern ich das beurteilen kann.“ Ich seufze kurz auf. „Ich weiß, Mum. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass ich euch habe und ihr immer für mich da seid. Aber,…wir wissen alle, dass ich nie so sein werde wie ihr.“ Damit wende ich mich von ihr ab und widme mich wieder meinem Frühstück. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie meine Mutter mir noch einen besorgten Blick zuwirft und sich anschließend wieder an die Arbeit in der Küche macht. Warum ich nie so sein werde, wie die anderen? Weil ich ein Mensch bin. Ich weiß, das klingt ganz normal, aber nicht, wenn man in einer Welt voller Vampire lebt.
Als ich geboren wurde, gab es in den versteckten Winkeln der Erde einen Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen. Als die Menschen durch einen unglücklichen Zufall von diesem Krieg erfuhren, mischten sie sich ein, mit dem Ziel, diesen Krieg zu beenden und ihre Erde vor diesen „Ungeheuern“ zu verteidigen. Die Menschen hatten jedoch keine Chance gegen die Kraft dieser Wesen und somit wurde beinahe die ganze Menschheit ausgerottet. Man sagt, dass es noch etwa 70 weitere Menschen geben soll, die noch hier Leben, allerdings habe ich noch nie einen von ihnen gesehen. Seiher leben nur mehr Vampire, Werwölfe und andere zauberhafte Wesen auf diesem Planeten. Und ich. Meine Mum erzählte mir, dass ich nur überlebt habe, weil sie mich damals als Baby in den Trümmern meines damaligen Zuhauses gefunden haben und ich vom Tod verschont wurde, da ich nicht für das schreckliche Handeln der anderen Menschen verantwortlich war. Ich wurde von ihr aufgenommen und aufgezogen wie ihr eigenes Kind. Durch sie bekam ich eine Familie und ich bin ihr für all das sehr dankbar. Und trotzdem schlummert jeden Tag der Wunsch in mir, einer von ihnen zu sein.
Ich schüttel kurz meinen Kopf um erneut aus meinem Gedanken zurück in die Realität zu kehren und esse schnell meine Cornflakes zu Ende. Danach verabschiede ich mich von meiner Mum, ziehe meine Schuhe und Jacke an und gehe vor die Haustür. Wenige Sekunden später kommt auch schon Drake angefahren und bleibt mit seinem Wagen vor mir stehen. „Hey, Baby.“, sagt er lächelnd und öffnet mir von innen die Tür zu seinem Cabrio. „Morgen.“, erwidere ich ebenfalls lächelnd und steige ein. Nein, Drake und ich sind kein Paar. Wir sind beste Freunde, nur um das klar zu stellen. „Wieder nen‘ schlechten Tag heute?“, fragt er während wir auf dem Weg zur Schule sind. „Ist mir das so leicht anzusehen?“, frage ich genervt und verdrehe die Augen. Er sieht mich kurz von der Seite an und lächelt: „Nein, aber ich bin dein bester Freund. Ich kenne dich.“ Jetzt muss ich auch lächeln. Drake überrascht mich immer wieder damit, wie gut er mich wirklich kennt. Er kennt mich fast besser, als ich mich selbst. Fast schon unheimlich auf eine gewisse Art und Weise. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er Gedankenlesen kann. Aber das kann er nicht, weil er bereit eine andere Fähigkeit hat. Jeder Vampir hat eine eigene Fähigkeit, so kann Drake erkennen, wenn jemand unehrlich ist und lügt. Man sollte vielleicht erwähnen, dass Vampire ihre Fähigkeit und ihre komplette Kraft erst an ihrem 18. Lebensjahr erhalten. An diesem Tag entwickelt sich ihr Körper, wird stärker und ausdauernder. Davor sind sie zwar auch stark und besitzen besondere Eigenschaften, allerdings nicht komplett entwickelt.
Wir kommen bei der Schule an und wie jeden Tag steche ich komplett aus der Masse heraus. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, rein optisch anders zu sein. Vampire haben helle Haut, dunkle Haare und dunkle Augen, welche die Farbe wechseln, je nach Stimmung. Sie sehen immer umwerfend aus und müssen sich keine Sorgen um ihre Figur machen. Alles Probleme, mit denen ich als normaler Mensch zu kämpfen habe. Drake legt freundschaftlich seinen Arm um meine Schultern und wir gehen gemeinsam in die Schule zu unseren Schließfächern. Nachdem wir alle Bücher geholt haben mach wir uns auf den Weg zu unserer Klasse.
In der ersten Stunde haben wir Geschichte. Ja, auch Vampire haben einen ganz normalen Schulalltag und ganz normale Schulfächer. Das einzige Zusatzfach ist Verteidigung gegen magische Wesen. Hier lernt man, wie man sich im Notfall gegen Werwölfe, Hexen oder ähnliches am besten Wehrt. Ich muss dieses Fach nicht besuchen…wozu auch?
Gelangweilt sitzen Drake und ich an unserem Tisch und hören dem Lehrer nur mit halbem Ohr zu. Mitten während der Stunde klopft es plötzlich an die Tür und alle Schüler zucken vor Schreck zusammen. Die Direktorin kommt herein und sieht uns aufmerksam an: „Liebe Schüler, ich möchte Ihnen einen neuen Schüler in Ihrer Klasse vorstellen. Das ist Ethan Miral.“, sie zeigt auf den Schüler hinter sich der daraufhin die Klasse betritt. „Er ist frisch hierher gezogen. Bitte, heißen Sie ihn in Ihrer Klasse willkommen. Mr. Duncan, entschuldigen Sie die Unterbrechung.“, sagt sie an unseren Lehrer gewandt welcher nur lächelnd nickt. Ich lasse meinen Blick zum ersten Mal von der Direktorin zum neuen Schüler schweifen, welcher bis jetzt noch leicht hinter ihr verborgen stand. Und…wow…er sieht selbst für einen Vampir unglaublich gut aus. Das scheinen jetzt auch die anderen Mädels in meiner Klasse bemerkt zu haben, denn plötzlich sind sie hellwach und setzten sich in Scene. Ich sehe Ethan von oben bis unten an. Dunkelbraunes, leicht rötliches Haar, ziemlich groß, muskulös, markantes Gesicht. Ein typischer Mädchenschwarm. „Mr. Miral, hinten in der vorletzten Reihe ist ein Platz frei. Nehmen Sie doch dort Platz und kommen Sie nach der Stunde zu mir, damit ich Ihnen den bisherigen Stoff mitteilen kann.“ „Danke, Mr. Duncan.“, sagt er und geht auf den ihm zugewiesenen Platz, wobei alle Augen in diesem Raum auf ihn gerichtet sind. Er sitzt nun schräg vor mir, wodurch ich ihn ungestört beobachten kann. Was er wohl für eine Fähigkeit hat? Bevor ich mir noch mehr Gedanken über ihn machen kann, schlägt Drake mir schmerzhaft den Ellbogen in die Rippen und ich schreie auf, wodurch sich alle zu uns umdrehen und der Lehrer uns streng ansieht. „Tut mir leid.“, murmle ich leise und begegne für einen kurzen Moment dem Blick von Ethan, was unwillkürlich ein Kribbeln in mir auslöst.“Was??“, zische ich Drake an und werfe ihm einen vernichtenden Blick zu. Er hebt abwehrend die Hände und flüstert lächelnd: „Ich wollte dich nur in die Realität zurückholen. Das grenzt schon an Belästigung, so wie du den anstarrst, Katy.“ „Ich starre ihn nicht an!“, flüstere ich genervt zurück und merke, wie ich rot werde. Mir entgeht das fette Grinsen nicht, welches Drake mir zuwirft, denn er weiß natürlich ganz genau, dass ich ihn angestarrt habe seit Ethan den Raum betreten hat. Den Rest der Stunde konzentriere ich mich darauf, stur geradeaus zu sehen und bald darauf läutet auch schon die Glocke für die Pause.
Der Rest des Tages vergeht wie im Flug und am Nachmittag mache ich mich schließlich auf den Weg in die Schulbibliothek. Hier verbringe ich jeden Montagnachmittag um in Ruhe zu lernen. Ich bin gerade in ein Buch vertieft als ich angerempelt werde und erschrocken zusammenzucke. Miss Oberzicke höchstpersönlich steh vor mir und sieht mich mit hochgehobenen Augenbrauen an. „Was machst du denn hier? Mich wundert es, dass du überhaupt weißt, wo sich die Bibliothek befindet.“, sage ich spöttisch. „Als ob dich das was anginge, was ich hier mache.“, sagt sie schnippisch und lässt ihren Blick kurz im Raum herumwandern bis er schließlich an einer Stelle hängen bleibt. Ich folge ihrem Blick und muss innerlich lachen. War klar, dass sie deshalb hier ist. Ethan, der neue Schüler, sitzt in einem der Stühle in der Leseecke und blättert in einem Buch. Ethan ist genau ihr Typ. Sephora, von mir immer Miss Oberzicke genannt, ist die selbsterkorene Königin der Schule. Sie sieht nicht viel besser aus, als der Rest der Vampirmädels hier. Aber besser als ich. Und diesen Vorteil nutzt sie, um sich über mich lustig zu machen und so ihr Selbstbewusstsein aufrecht zu erhalten. Mir soll es Recht sein, sie interessiert mich nicht, und so ist mir egal was sie über mich denkt. Allerdings ist es mir nicht egal, was sie über Ethan denkt, wie ich mir eingestehen muss. Warum nicht? Ich kenne ihn nicht mal. Ich wische die Gedanken beiseite und stelle fest, dass Sephora nicht mal mehr neben mir steht sondern bereits mit wackelndem Hintern auf dem Weg in die Leseecke ist. Er sieht überrascht auf als sie ihn einfach anquatscht. Ich versuche, mich wieder auf mein Buch zu konzentrieren, doch immer wieder werfe ich einen kurzen Blick zu den beiden. Nach wenigen Minuten, als ich wieder einen unauffälligen Blick in ihre Richtung wage, stelle ich erstaunt fest, dass Sephora entnervt aus dem Raum stürmt. Ethan sitzt bloß locker da und liest weiter in seinem Buch. Erstaunt sehe ich ihn an als er plötzlich den Kopf hebt und genau meinem Blick begegnet. Ich spüre, wie meine Haut kribbelt als ich in seine Augen sehe und mir verschlägt es den Atem, als er mich plötzlich leicht anlächelt. Meine Wangen glühen und beschämt wende ich den Blick ab. Was ist mit mir los? Sonst bin ich doch auch nicht so schüchtern, schimpfe ich mit mir selbst und starre den Rest der Stunde genervt von mir selbst in mein Buch.


Ethans Sicht:


Das kann anstrengend werden!, denke ich mir, als ich mich auf den mir zugewiesenen Platz in der neuen Klasse setze. Wie alle Mädchen mich anstarren, als hätten sie noch nie ein männliches Wesen gesehen, obwohl sie umringt von ihnen sind.
Die wenigen Schritte zu meinem Platz nutze ich, um mich kurz umzusehen und treffe dabei den Blick eines Mädchens…und wow, sie ist total anders als die anderen. Sie ist ein Mensch!, schießt es mir plötzlich durch den Kopf als ich ihr helles Haar, ihre blauen Augen und…ihr schlagendes Herz registriere. Ich war einem Menschen noch nie so nah und es war ungewohnt, plötzlich dieses Klopfen im Hinterkopf zu hören, welches von ihrem Herzschlag kommt. Bei meinem Platz angekommen, spüre ich förmlich alle Blicke auf mir. Auch ihren. Plötzlich ertönt ein Schrei und alle drehen sich erschrocken um. Und, wer hätte das gedacht? Ich muss mir ein Lächeln verkneifen als ich noch einen kurzen Blick in das Gesicht des Menschenmädchens erhasche, die peinlich berührt durch die viele Aufmerksamkeit den Kopf abwendet.

Dem Unterricht zu folgen ist leicht. Alles Stoff den ich in der Schule meines Dad’s schon durchgenommen habe. Trotzdem beschließe ich, nach der Stunde in die Bibliothek zu gehen um mir dort die Bücher genauer anzusehen, welche ich von Mr. Duncan für dieses Schuljahr bekommen habe. Als ich es mir in der Leseecke gemütlich gemacht habe, bemerke ich plötzlich wie ein Mädchen mit schwingenden Hüften auf mich zugestöckelt kommt. Soll das etwa sexy auf mich wirken? Dann hat sie ihr Ziel eindeutig verfehlt, denke ich mir, während sie vor mir stehen bleibt und mich zuckersüß anlächelt. „Hi!“, sagt sie etwas zu fröhlich und setzt sich unaufgefordert neben mich. „Edward, richtig?“ Ich sehe sie verwundert an und schüttle den Kopf. „Nicht ganz. Ethan.“, korrigiere ich sie und strecke ihr höflichkeitshalber die Hand entgegen, welche sie sofort ergreift und schüttelt. Sie scheint nicht mal peinlich berührt zu sein von ihrem Fehler. „Ich bin Sephora. Wir sind in derselben Klasse.“, stellt sie begeistert fest. Ich nicke nur. Was sonst sollte ich auch auf so etwas erwidern, wenn ich die Person nicht kenne? „Ich bin übrigens ziemlich beliebt hier. Also wenn du Anschluss finden willst, halte dich an mich, Süßer.“, sagt sie Augenzwinkernd und protzt vor stolz über ihr „Ansehen“ in der Schule. Überrascht sehe ich sie an. Die hat vielleicht Nerven. Macht sich keine Gedanken darüber, wie das auf andere Leute wirken könnte, oder? Arrogant, das Wort kennst du, Süße?, denke ich zynisch, bevor ich meine Gedanken sammle und meine: „Nein, danke. Ich bin nicht darauf aus, der nächste Schulballkönig an deiner Seite zu werden.“ Einen kurzen Moment lang bröckelt ihr Lächeln, doch schon fängt sie sich wieder und startet einen neuen Versuch: „Das meinte ich auch gar nicht. Aber wir beide zusammen, stell dir das vor, das Traumpaar der Schule, mit unserem Aussehen. Das…“ „Ähm, tut mir leid, aber wir kennen uns nicht. Denkst du nicht, dass du etwas übertreibst mit deinen frühzeitigen Zukunftsplänen? Außerdem…spiele ich fürs andere Team.“ Verständnislos sieht sie mich an, bis es Klick macht. „Und nein, auch ein so atemberaubendes Mädchen wie du kann mich nicht davon überzeugen, ins andere Team zu wechseln.“, sage ich. Es war wohl etwas zu spöttisch gesagt, denn nun begreift sie bereits nach der ersten Sekunde, dass ich kein Wort davon ernst meine. Nun ändert sich ihr Gesichtsausdruck zu leicht wütend bevor sie aufspringt und mich noch ein letztes Mal ansieht: „Zu schade, so eine wie mich wirst du nie wieder bekommen. Und denk nicht, du hättest noch eine Chance bei mir, falls du deine Meinung doch nochmal ändern solltest.“, sagt sie schnippisch und stürmt aus der Bibliothek. Endlich bin ich sie los. Ich gebe ja zu, dass war nicht sehr freundlich, aber ihr Charakter ist einfach unmöglich.
Aus irgendeinem Grund habe ich plötzlich das Bedürfnis, meinen Blick zu heben, was ich schließlich auch tue. Und plötzlich starre ich in diese wunderschönen blauen Augen, welche sich nach wenigen Sekunden mit rot verfärbten Wangen abwenden. Ich weiß nicht, was mich so fasziniert an diesem Mädchen. Ist es allein die Tatsache, dass sie ein Mensch ist? Nein, da ist mehr. Ihre ganze Art zieht mich in den Bann, obwohl ich erst wenige Sekunden die Möglichkeit hatte sie kennenzulernen. Das muss ich ändern!

Kapitel 2


Katys Sicht:


Nach einer weiteren halben Stunde packe ich schließlich meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg nach Hause. Als ich aus dem Schulhaus heraustrete fluche ich innerlich: es regnet in Strömen. Mit schnellen Schritten überquere ich den Parkplatz der Schule und laufe auf die Bushaltestelle zu um mich unterzustellen. Als ich dort ankomme bin ich froh, halbwegs trocken angekommen zu sein, doch die Freude war zu früh. Von einer auf die andere Sekunde rast plötzlich ein Auto vorbei, quer durch eine Pfütze, sodass ich von oben bis unten komplett nassgespritzt werde. Einen Moment lang kann ich mich nicht bewegen, dann schließlich spüre ich die Nässe durch die Klamotten kriechen. Ich bin bis auf die Unterwäsche komplett nass und den Tränen nahe. Ich wusste doch, dass das eine Scheiß Tag wird! Ich zucke erneut zusammen, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spüre. „Katy, oder?“ Es ist Ethan. Meine Haut kribbelt unter seiner Berührung und ich versuche meine plötzlich aufsteigende Nervosität in den Griff zu bekommen. Als Antwort auf seine Frage nicke ich bloß. „Ich hab gesehen, was eben passiert ist. Man, ist das vielleicht ein Idiot.“, wütend sieht er dem Auto hinterher. „Warte hier, ich hol schnell mein Auto und fahr dich nach Hause.“ Noch bevor ich etwas erwidern kann ist er auch schon losgelaufen und steht wenige Sekunden später in seinem Auto vor mir. Er lässt das Fenster runter und sagt: „Steig ein.“ Ich sehe ihn irritiert an und antworte: „Ich fahre mit dem Bus. Ich bin komplett nass und…“ Bevor ich ausreden kann unterbricht er mich und meint: „Katy, steig ein!“ Sein bestimmter Blick lässt mir keine andere Wahl und so klettere ich in sein Auto. Schließlich fahren wir los und ich sitze bloß schweigend neben ihm. „Ist dir noch kalt?“, fragt er plötzlich und sieht mich eingehend an. Ich schüttel den Kopf: „Nein.“ Er richtet seinen Kopf wieder nach vorne und konzentriert sich auf den Verkehr. Dieser Blick gerade, warum schafft er es, mich so aus der Fassung zu bringen? Ich kenn ihn nicht, versuche ich mir die ganze Zeit einzureden, um meine Nerven unter Kontrolle zu halten. Ich glaube doch nicht an Liebe auf den ersten Blick, jetzt reiß dich sofort zusammen, Katy! Nach wenigen Minuten dreht er das Radio auf und ein Lied von Olly Murs ertönt leise durch die Lautsprecher. Wie blöd kann ein Mensch sein? Ich hab sonst immer die größte Klappe und jetzt mach ich mich total zum Idioten und bringe kein Wort raus. „Danke, dass du das für mich tust. Du kennst mich nicht mal und müsstest…“ Wieder unterbricht er mich und meint: „Stimmt schon, ich kenne dich noch nicht. Aber sowas ist meiner Meinung nach selbstverständlich, dass man jemandem hilft. Gerade in so einer Situation.“ Er kennt mich noch nicht? Heißt das etwa, er will mich kennenlernen? Ich grinse wie ein Depp vor mich hin bis ich schließlich checke, dass er mich immer noch ansieht. „Danke, trotzdem.“, wiederhole ich und schenke ihm nun ein hoffentlich halbwegs zurechnungsfähig aussehendes Lächeln. Schließlich bleibt er vor meinem Haus stehen. „Wir sehen uns dann morgen.“, sagt er lächelnd zum Abschied, woraufhin ich nur lächelnd nicke und schließlich aussteige.

Als ich am nächsten Morgen die Klasse betrete würde ich am liebsten kotzen. Alle Mädels haben die Plätze rund um Ethan besetzt, der sich etwas irritiert umsieht. „Das ist doch erbärmlich.“, flüstere ich Drake zu, der das ganze zum Todlachen findet. Ich hatte Drake noch nichts von gestern erzählt, wollte das aber bald nachholen. Ohne es zu wollen, wandert mein Blick während den ersten Zwei Stunden immer wieder zu Ethan. Egal wie sehr ich mich dagegen wehren will, es funktioniert einfach nicht. Das schlimmste daran sind die Blicke der anderen Mädchen. Sie schmachten ihn geradezu an und tun dies nicht mal unauffällig. Zu meiner Freude ignoriert Ethan alle Flirtversuche und Anzeichen. Ihn scheint das nicht im Geringsten zu Interessieren, dass hier alle Mädchen darum kämpfen, von ihm beachtet zu werden. Die einzige, die nicht wie die anderen Mädels bei Ethan sitzt, ist Sephora. Diese scheint noch immer sauer wegen gestern zu sein. Ich wüsste zu gerne, was zwischen den beiden in der Bibliothek vorgefallen war. Als es schließlich nach den ersten zwei Stunden zur Pause klingelt steht Ethan von seinem Platz auf. Alle Mädels sind plötzlich hell wach und scheinen die Hoffnung zu haben, dass er einer von ihnen ein Fünkchen Aufmerksamkeit schenkt. Stattdessen verlässt er seinen Platz und geht…oh nein…er kommt direkt auf meinen Tisch zu. „Hey. War gestern Abend noch alles in Ordnung?“, fragt er lächelnd und sieht mich freundlich an. Oh man, wenn er wüsste wie sexy dieses Lächeln ist. Ob er weiß, welche Wirkung er auf Mädchen hat? Er muss es wissen, immerhin ist das nicht zu übersehen. Ich lächle schüchtern zurück und nicke: „Ja, war alles noch in Ordnung. Meine Hefte und Bücher sind zwar hinüber, aber das kann ich ersetzen.“ Er lacht kurz auf. „Hast du vielleicht Lust, übermorgen Abend etwas zu unternehmen? Du könntest mir als Gegenleistung für gestern die Gegend zeigen.“, sagt er lachend. Fragt er mich etwa gerade nach einem Date?? Schlafe ich noch und träume das bloß oder ist das Wirklichkeit? Ich kann ihn einen kurzen Moment nur anstarren, bis ich schließlich wieder mein Stimme finde und sage: „Klar, gerne.“ „Okay, ich hol dich gegen 5 von zuhause ab, ist das in Ordnung?“ Ich nicke und lächle. Er erwidert mein Lächeln, dann geht er, wie als wäre nie was gewesen, zurück auf seinen Platz. Alle Mädchen, und Drake, starren mich fassungslos an. Ethan ist mal wieder völlig unbeeindruckt von deren Blicken und schenkt mir ein letztes Lächeln bevor schließlich auch schon der Lehrer die Klasse betritt und mit dem Unterricht beginnt.
„Hat dich der zweiheißeste Typ der Schule etwa gerade vor der ganzen Klasse nach einem Date gefragt?“, flüstert Drake mir zu. Ich nicke und kann gar nicht mehr aufhören zu grinsen. „Was ist gestern bitte noch passiert?“, fragt er weiter und so erzähle ich ihm leise die Kurzfassung des gestrigen Erlebnisses. Als ich zu Ende erzählt habe sieht Drake erstaunt in Ethans Richtung. „So hätte ich den Kerl gar nicht eingeschätzt. Ich dachte, er wäre der typische Mädchenschwarm und deshalb auch total eingebildet.“, meint er schließlich. „Wie du siehst, irrst du dich.“, antworte ich. „Du hättest die Blicke der anderen Mädels sehen sollen. Die hätten dich am liebsten aufgefressen.“ Drake versucht sein Lachen zu unterdrücken und wird knallrot im Gesicht. Ich lasse mich von seiner guten Laune anstecken und kämpfe schließlich ebenfalls damit, nicht zu laut loszulachen. „Übrigens, warum zweitheißester Typ? Wer ist der heißeste Typ der Schule? , frage ich verwundert nach. Irritiert sieht er mich an: „Hallo? Ich natürlich!“, sagt er gespielt beleidigt und wenige Sekunden später brechen wir in schallendes Gelächter aus.
Die nächsten eineinhalb Tage vergehen kriechend langsam. Ich zähle jede Minute die noch vergeht, bis zu unserem „Date“. Ich weiß nicht, was mit mir los ist, sonst mach ich mir auch nicht so viele Gedanken über einen Jungen. Seit dem Vormittag, als er mich nach dem Treffen gefragt hat, haben wir uns immer nur gegrüßt. Zu mehr hatten wir aufgrund des Stresses in der Schule keine Zeit. Umso aufgeregter bin ich, wenn ich daran denke, mit ihm allein zu sein. Und das, einen ganzen Nachmittag lang!
Als der Tag schließlich gekommen ist, zerre ich Drake nach der Schule mit zu mir nach Hause, um ihn als Unterstützung dabei zu haben, bis Ethan mich abholt. „Dir ist bewusst, dass das auch für mich ein neues Erlebnis ist, oder?“, fragt Drake, der auf meinem Bett sitzt und darauf wartet, dass ich etwas passendes zum anziehen finde. „Immerhin habe ich seit wir uns kennen noch nie erlebt, dass du einen Jungen mehr als interessant findest.“ Ich werfe ihm einen undefinierbaren Blick zu und erwidere: „Jetzt tu nicht so, als wäre das so abwegig. Auch ich bin daran interessiert, Jungs kennen zu lernen. Denkst du, nur weil ich ein Mensch bin, wird es nie der Fall sein, dass ich auch mal verliebt bin?“ „So war das nicht gemeint.“, sagt er schnell. „Ich freue mich einfach für dich, dass du endlich ein Date hast. Und dann gleich mit einem so tollen Jungen. Und das soll was heißen, wenn du das von mir hörst. Immerhin bin ich ein Junge und selbst ich finde ihn klasse. Nicht das du das jetzt falsch verstehst!“ Ich lache laut und bin froh, dass Drake da ist und mich von meiner Nervosität ablenkt. Ich ziehe mich bis auf die Unterwäsche aus und höre Drake anerkennend pfeifen. „Süße, hast du mehr Sport gemacht? Du hattest immer schon ne‘ tolle Figur, aber lass mich dir als bester Freund sagen: Du bist richtig heiß!“ Ich lache laut los und ziehe mir schließlich das eben gefundene Kleid über. „Wie findest du das?“, frage ich unsicher und trete hinter meiner Schranktür hervor. Das Kleid ist ganz schwarz und betont meine hellen Haare vorteilhaft. Es hat dünne Träger, ist oben enger und geht ab der Hüfte in einen fließenden Stoff bis knapp über den Knien über. Drake nickt lächelnd: „Ich finde du siehst toll aus!“ „Danke.“, antworte ich und betrachte mich nochmal in meinem Spiegel. „Wo willst du eigentlich mit ihm hinfahren?“ Ich überlege kurz. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. „Wie wäre es, wenn ich ihm unseren Stadtpark zeige?“, frage ich. Drake überlegt kurz, bis er schließlich meint: „Ich denke, das ist eine gute Idee. Der Park ist schön beleuchtet wenn es dunkel wird, ihr könnt spazieren gehen, in Ruhe reden,…Das wird ihm sicher gefallen.“ Ich bin froh, dass Drake meine Wahl gefällt. Immerhin muss er ja wissen, was einem Jungen gefällt. Ich verschwinde für ein paar Minuten im Bad, trage etwas Makeup auf und betone durch Wimperntusche und etwas Lidschatten meine Augen. Als ich zurück ins Zimmer komme betrachtet mich Drake von oben bis unten. „Du siehst wirklich toll aus. Wenn ich nicht dein bester Freund wäre…“ Ich lache auf und werfe ihm ein Kissen an den Kopf. Auch er steigt in das Lachen ein und gemeinsam gehen wir runter in den Flur. Zum Abschied umarmt mich Drake und wünscht mir ein letztes Mal viel Glück. Ich bedanke mich für seine Hilfe und gehe schließlich in die Küche um noch einen Schluck Wasser zu trinken.
Ein paar Sekunden später klingelt es auch schon an der Tür. Nervös wie nie zuvor öffne ich sie und Ethan steht vor mir. Er sieht umwerfend aus. Er trägt eine dunkle, blaue Jeans und ein weißes Hemd. „Hey.“, sagt er lächelnd und lehnt lässig am Türrahmen. „Hallo. Ich bin gleich fertig, ich zieh mir nur noch schnell eben die Schuhe an.“ Kurz darauf sind wir schon vor der Haustür auf dem Weg zu seinem Wagen. „Du siehst toll aus.“, sagt er plötzlich. Ich bedanke mich lächelnd und gebe das Kompliment zurück. Lächelnd steigt er ins Auto ein und wir fahren los. „Wo soll die Fahrt denn hingehen?“ „In den Stadtpark.“, antworte ich und beschreibe ihm den Weg. Als wir dort ankommen öffnet er mir Gentlemenlike die Tür. Ich bedanke mich erneut und streife unauffällig mein Kleid glatt. „Wow, der Park sieht wunderschön aus.“, sagt er beeindruckt als er das riesige Gelände überblickt. Ich lächle: „Ich wusste nicht, ob es die richtige Wahl war, aber ich finde, dass jeder mal hier gewesen sein muss.“ Er erwidert mein Lächeln und nickt zustimmend. Als wir den Weg entlang spazieren, hoffe ich immer wieder, dass er meine Nervosität nicht spürt. „Wie lange lebst du schon hier?“, fragt er plötzlich. „Ich bin, wie du dir sicher denken kannst, adoptiert worden. Ich lebe hier, seit ich als Baby gefunden wurde.“ Er nickt kurz. „Warum seid ihr hierher gezogen?“, frage ich schließlich, bevor er noch mehr fragen über mich stellen kann. „Mein Vater leitet das große Ausbildungszentrum für die Kämpfer unserer Rasse. Wir waren vorher in einer Stadt mit einem kleineren Ausbildungszentrum. Jetzt wurde mein Dad befördert und somit sind wir hier.“, beendet er seinen Satz und sieht mich an. „Und gefällt es dir hier?“ Ethan nickt: „Es ist schön hier. Die Schule ist toll, die Leute sind nett, ich fühle mich ganz wohl auch wenn ich mich noch nicht ganz eingelebt habe.“ Ich nicke und lächle ihn leicht an. „Möchtest du ein Eis haben?“, fragt er plötzlich. Ich habe nicht mal mitbekommen, dass wir an einem Eisstand vorbeigehen. „Klar, gerne.“, sage ich schließlich als ich meine Sprache wiedergefunden habe.
Mit dem Eis in der Hand spazieren wir weiter bis mir plötzlich etwas einfällt. „Sag mal, ich hab dich neulich mit Sephora in der Bibliothek gesehen. Habt ihr gestritten?“, frage ich schließlich. Er fängt plötzlich an zu lachen und erzählt mir die ganze Geschichte. „Und?“, frage ich und sehe ihn erschrocken an. „Was und?“, fragt er leicht verwirrt. „Spielst du denn fürs andere Team?“ Oh man, wie peinlich war denn die Frage? Toll gemacht, Katy! Er nickt: „Klar, wieso sollte ich sie anlügen?“ Ich kann ihn nur anstarren. Was für ein Verlust für die Frauenwelt bei diesem Typen, denke ich schweren Herzens. Dann hat er mich also wirklich nur nach dem Treffen gefragt, damit ich die Aktion mit dem Auto wieder gut machen konnte… „Hey.“, sagt er um mich in die Realität zurück zu holen. „Das war ein Scherz.“, sagt er lächelnd. Und schon bricht es aus mir heraus und ich kann nicht mehr aufhören zu lachen. Zu groß ist die Freude darüber, dass er doch nicht Schwul ist. Zu groß ist die Freude darüber, dass doch noch eine Chance besteht und er dieses Treffen heute als Date ansieht. Zu groß ist die Freude, dass er Sephora so richtig eins reingewürgt hat. Er stimmt in meine Lachen ein während wir auf einer Parkbank sitzen und die Sonne langsam untergeht. Der Rest des Tages verläuft noch sehr gut. Wir haben Eis gegessen, haben uns noch weiter unterhalten und kennengelernt. Und ich muss mir eingestehen: Je mehr ich mit ihm zusammen bin, desto mehr mag ich ihn. Jedes Mal, wenn ich ihm in die Augen sehe oder ihn unabsichtlich berühre schlägt mein Herz wie verrückt und ich spüre Schmetterlinge in meinem Bauch. Das ist mir noch nie vorher passiert. Was hat er bloß an sich, dass er mich so aus der Fassung bringt?
Als wir am Abend vor meinem Haus stehen bleiben, werde ich sogar ein wenig wehleidig, dass ich mich gleich von ihm verabschieden muss. „Ich bringe dich noch zur Tür.“, sagt er lächelnd und steigt aus. „Es war ein schöner Nachmittag.“, meint er, als wir durch den Vorgarten auf die Tür zugehen. „Finde ich auch.“, sage ich lächelnd und wende mich ihm zu als wir schließlich vor der Tür stehen. „Beim nächsten Mal, kannst du mir ja einen anderen Teil der Stadt zeigen.“, sagt er grinsend. Ich spüre, wie ich rot werde und senke den Blick. „Na dann, schönen Abend noch.“, meint er. Ich sehe ihn wieder an und merke, dass er langsam näher kommt. Mein Herz schlägt wie verrückt.
Und plötzlich, legt er seine Arme um mich und umarmt mich. Eine einfache Umarmung. Leicht enttäuscht löse ich mich nach einer Weile aus seinen Armen und sage: „Wir sehen uns dann morgen in der Schule.“ Ich kämpfe mir ein letztes Lächeln ab, dann drehe ich mich zur Tür und gehe ins Haus. Wie kann ich nur so blöd sein? Ich hätte wissen müssen, dass es für ihn nicht mehr als ein normales Treffen ist. Wie konnte ich mir jemals Hoffnungen machen? Enttäuscht gehe ich in mein Zimmer und rufe Drake an. Nachdem ich ihm alles erzählt habe, lege ich müde das Handy weg und schlafe in wenigen Sekunden ein.

„So ein Idiot. Wenn ich den in sie Finger kriege. Der kann dich doch nicht einfach so stehen lassen. Na warte,…ich….wenn ich den in die Finger kriege!“ Seit ich am nächsten Morgen zu Drake ins Auto gestiegen bin, kann ich mir anhören, wie er sich über Ethan aufregt. „Ich hätte den Kerl echt nicht so eingeschätzt. Anscheinend ist er wirklich der typische Frauenheld, er sieht ja schon so aus. Dabei dachte ich, er wäre anders. Nicht so arrogant und…“ „Drake! Es reicht. Es ist nicht seine Schuld, dass ich enttäuscht bin. Immerhin bin ich diejenige, die sich Hoffnungen gemacht hat.“, sage ich, um ihn zu unterbrechen. „Aber…“ „Drake! Lass es einfach!“, sage ich genervt, woraufhin er nur den Kopf schüttelt und wir kein Wort mehr reden, bis wir bei der Schule ankommen. Drake steigert sich gern in Dinge rein, so macht er auch diesmal wieder aus einer Mücke einen Elefanten.
Ich sehe Ethan bereits, als wir auf den Parkplatz fahren. Er steht vor der Schule und unterhält sich mit Sephora. Kann es eigentlich noch schlimmer kommen? Ich steige aus und nun hat auch Drake die Situation begriffen. Wie so oft, legt er seinen Arm um meine Schultern und zieht mich enger an sich als notwendig gewesen wäre. So gehen wir einfach an den beiden vorbei, ohne ihnen ein Fünkchen Beachtung zu schenken. In der Klasse angekommen setzen wir uns auf unsere gewohnten Plätze. Der Tag verläuft ohne weitere Vorfälle, bis zu dem Punkt an dem wir aus haben. Erleichter darüber, dass endlich der Tag überstanden ist verlassen alle das Schulgebäude und machen sich auf den Weg zu ihrem Auto oder zum Bus. So sind auch Drake und ich auf dem Weg zu Drake’s Wagen. „Katy!“ Mein Herz schlägt ungewollt schneller, als ich Ethan meinen Namen rufen höre. Ich versuche, mein Herz zu überreden langsamer zu schlagen und wegen ihm nicht so durchzudrehen, doch es gelingt mir nicht. „Katy.“, sagt Ethan noch einmal und ich spüre seine Hand auf meinem Arm als er mich eingeholt hat. Er sieht mich fragend an: „Kann ich kurz mit dir reden?“ Ich werfe einen kurzen Blick zu Drake, der mich mit ausdrucksloser Miene ansieht, doch schlussendlich nicke ich. Ich drehe Drake den Rücken zu und sehe Ethan an. „Hab ich irgendetwas falsch gemacht?“, fragt er plötzlich. Ja, hast du. Du hast mich nicht geküsst, du hast nicht dieselben Gefühle für mich, wie ich für dich, du bist unerreichbar für mich. Doch das sind alles keine Gründe, die ich ihm nennen kann und so höre ich bloß aus meinem Mund die Worte: „Nein, warum?“ Er sieht mich leicht irritiert an. „Ich habe das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst.“ „Tu ich nicht, es war nur einfach nicht viel Zeit heute.“, sage ich um ihn zu beruhigen und ringe mir ein Lächeln ab. Immerhin will ich nicht dastehen, als wäre ich sofort enttäuscht, so wie die anderen Mädchen, nur weil er sich nicht für mich interessiert. „Okay.“, sagt er ein wenig beruhigt. „Übrigens, ich habe gestern vergessen, dir etwas zu geben.“ Was will er mir geben? Habe ich etwas bei ihm im Auto vergessen, woran ich mich nicht erinnern kann? Bevor ich nachfragen kann, spüre ich plötzlich seine Hände an meinen Wangen und seine Lippen auf meinen. Mir bleibt er Atem weg und ich brauche einige Sekunden, bis ich weiß, was hier vorgeht. Als ich schließlich einigermaßen kapiert habe, was hier gerade passiert, erwidere ich schließlich den Kuss. In dem Moment ist mir alles egal, selbst die ganzen Leute um uns herum die uns anstarren. Schließlich lösen sich seine Lippen vorsichtig von mir und ich sehe ihm in die Augen. Seine Pupillen wechseln plötzlich die Farbe und werden Hellrot. Meint er das ernst? Er mag mich? Er streichelt mir sanft mit dem Daumen über die Wange. „Ein kleines Dankeschön für gestern Nachmittag.“, sagt er lächelnd. Ich kann nichts sagen, zu verwirrt bin ich in dem Moment. Anstatt irgendetwas zu sagen oder zu tun, drehe ich mich einfach um, gehe auf Drake’s Auto zu und steige ein. Im Außenspiegel sehe ich die verwirrten Blicke der Leute aber vor allem sehe ich Ethans Gesicht, welcher mir enttäuscht und ebenfalls verwirrt hinterher sieht. Ich wende den Blick ab und spüre wir meine Augen zu brennen beginnen. Als Drake schließlich ins Auto steigt kämpfe ich gegen die Tränen an. Doch als wir schließlich losgefahren sind, halte ich es nicht mehr aus und die Tränen rinnen über meine Wangen. „Was habe ich getan? Der tollste Junge den ich kenne hat mich geküsst und ich habe ihn stehen lassen…“, sage ich traurig und weitere Tränen bahnen sich einen Weg an die Oberfläche. „Hey!“, sagt Drake plötzlich beleidigt. „Schon gut.“, sage ich leicht lächelnd,: „tut mir leid, der zweittollste Junge. Du bist natürlich der Beste.“ „Schon besser.“, sagt Drake zufrieden und grinst mich an. Dann wird er wieder ernst: „Es ist noch nichts zu spät. Wenn du ihn wirklich magst, dann geh zu ihm und sag ihm das.“ Eigentlich hat er Recht. Ich mag ihn wirklich sehr gerne…mehr sogar. Aber ob ich den Mut dazu habe, mit ihm zu reden?



Ethans Sicht:


Was bin ich eigentlich für ein Vollidiot? Hab ich sie ernsthaft gestern Abend ungeküsst stehen lassen, nachdem wir so einen tollen Nachmittag zusammen verbracht haben? Was ist bloß in mich gefahren? Ich kenne sie nicht gut und trotzdem zieht sie mich magisch an. Ich muss das wieder gut machen, ich rede heute mit ihr. Nervös parke ich mein Auto auf dem Parkplatz vor der Schule und halte nach Katy Ausschau. Als ich sie nicht finde, mach ich mich noch nervöser auf den Weg in die Klasse. Doch mein Weg dorthin sollte unterbrochen werden. Von Sephora. Unauffällig verdrehe ich die Augen. „Hey Sephora.“ Hey, Süßer.“, sagt sie zuckersüß wie immer, als wäre der Vorfall in der Bibliothek nie vorgefallen. Hinter ihr stehen all ihre Mitläuferinnen. Genauso auf gestylt wie ihre Anführerin, einfach ätzend. Anscheinend will sie damit angeben mich schon „zu kennen“. „Na, hast du nicht Lust heute bei uns zu sitzen? Wir haben dir einen Platz frei gehalten.“ Sie zwinkert mir zu. Doch meine Aufmerksamkeit gilt schon lang nicht mehr ihr, denn vor wenigen Sekunden sind Katy und Drake auf dem Wagen gestiegen und gehen nun eng umschlungen auf den Eingang zu, neben dem ich stehe. Wie er ihren Arm um sie gelegt hat…am liebsten würd ich ihm den abreißen…! Stopp! Was denk ich da? Hallo, das ist ihr bester Freund, krieg dich ein, Eth! Ich lächle sie an und will schon zu einem „Guten Morgen“ ansetzten, als sie einfach an mir vorbeirauscht ohne mich zu beachten. Irritiert sehe ich ihr hinterher, bevor ich mich wieder Sephora zuwende und sage: „Hör zu, dir scheint eine Abfuhr wohl nicht zu reichen. Ich bin an einer „Freundschaft“ mit dir nicht interessiert.“, sage ich ihr mitten ins Gesicht und sehe aus dem Augenwinkel, wie sich die Mädels hinter ihr das Lachen verkneifen müssen. Mit offenem Mund starrt sie mich an, doch das einzige was ich mache ist es, an ihr vorbei zu gehen und mich auf den Weg in die Klasse zu machen. Katy sitzt bereits an ihrem Tisch und unterhält sich mit Drake. Sie sieht mich nicht einmal an…Was hab ich getan? Ist das echt alles wegen gestern? Vielleicht hat sie auch andere Probleme und es liegt überhaupt nicht an mir?

Den ganzen Schultag über habe ich keine Gelegenheit um mit ihr reden zu können. So nutze ich die Chance nach der Schule als ich sie mit Drake am Parkplatz sehe. „Katy!“ Überrascht dreht sie sich um als ich sie am Arm berühre und sieht mich an. „Kann ich kurz mit dir reden?“ Sie nickt Drake zu und geht mit mir ein paar Schritte auf die Seite. „Hab ich irgendwas falsch gemacht?“, platzt es plötzlich aus mir heraus. „Nein, warum?“, höre ich sie fragen. „Ich habe das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst.“ „Tu ich nicht, es war nur einfach nicht viel Zeit heute.“ Ich atme innerlich auf. Sie ist nicht böse! Oder? Was wenn sie das nur überspielt? Schließlich bemerke ich, dass ich sie nur ansehe und sage: „Okay.“, um nicht wie der letzte Trottel zu wirken, der die Klappe nicht aufbekommt. Wie sie mich ansieht, diese Augen, ihr Duft, ihr Mund. Ich halte es nicht mehr länger aus. „Übrigens, ich habe gestern vergessen, dir etwas zu geben.“ Jetzt ist ihr Blick verwirrt. Oh man, was war denn das für ein schlechter Spruch?, denke ich mir und schlage mir in Gedanken ans Hirn. Noch dämlicher geht’s ja nicht. Doch bevor ich darüber nachdenken kann, ob ich die richtige Worte gewählt habe, oder in diesem Fall eher nicht die richtigen, tue ich etwas, das keine Worte benötigt. Ich beuge mich vor uns küsse sie. Das Gefühl ist überwältigend. Ihre Lippen sind weich wie Seide, ihr Duft strömt mir in die Nase und jede Faser meines Körpers verzerrt sich nach ihr. Umso glücklicher bin ich, als ich merke, dass sie den Kuss nach einer Weile sogar erwidert. Und umso verwirrter und verletzter bin ich, als sie sich plötzlich von mir löst, mich ansieht, sich ohne ein Wort umdreht und einfach geht…

Kapitel 3


Katys Sicht:


Drei Stunden später stehe ich vor Ethans Tür. Er wohnt nicht weit von mir entfernt und so hab ich mich zu Fuß auf den Weg zu ihm gemacht. Immer wieder habe ich umgedreht und dachte, ich hätte nicht den Mut das wirklich durchzuziehen. Doch jetzt war es zu spät. Ich stehe bereits vor seiner Tür und habe vor ein paar Sekunden auf die Klingel gedrückt. Eine wunderschöne Frau mit dunkelroten Haaren öffnet mir die Tür: „Ja, bitte?“ „Entschuldigen Sie die Störung, aber ich bin eine Freundin von Ethan und würde gern kurz mit ihm reden.“ Sie sieht mich kurz an, dann lächelt sie. „Das ist schön, dass Ethan nach so kurzer Zeit bereits Freunde gefunden hat. Komm rein, er ist oben in seinem Zimmer.“ Sie nimmt mir die Jacke ab und deutet mir der Hand nach oben. Ich bedanke mich und steige dann die Treffe hinauf. Bei jedem Schritt schlägt mein Herz schneller, und ich bin mir mehr als bewusst, dass Ethans Mutter das mitbekommt. Ich kann nicht verhindern, dass ich Rot werde und stehe schließlich vor seiner Tür.
Leise klopfe ich an, meine Nerven sind zum zerreißen gespannt. „Komm rein.“, höre ich ihn von drinnen Antworten. Er weiß natürlich, dass ich es bin, er riecht es und hört es an meinem Herzschlag. Ja, Vampire haben sehr stark ausgeprägte Sinne, es ist für sie fast unmöglich, meinen Herzschlag zu ignorieren wenn ich in der Nähe bin. Sie selbst haben keinen Herzschlag, und so ist es natürlich nachzuvollziehen, dass es schwer ist, dieses tickende Geräusch zu ignorieren, wenn ich in der Nähe bin.
„Hey.“, sage ich schüchtern, als ich eintrete. Er wirft mir einen kurzen Blick zu und erwidert meine Begrüßung ebenfalls mit einem einfachen, schwachen: „Hey.“ Ich schließe die Tür hinter mir und werfe einen kurzen Blick durch sein Zimmer. Es ist sehr modern eingerichtet, mit einem großen, im alten Stil gebauten Himmelbett in der Mitte des Raumes. Er sitzt an seinem Schreibtisch im rechten Eck und schreibt eine unserer Hausaufgaben. Unschlüssig stehe ich im Raum und weiß nicht, wie ich anfangen soll. „Bist du aus einem bestimmten Grund hier oder willst du weiter so stehenbleiben?“, fragt er gelangweilt. Seine Kälte überrascht und verletzt mich. Was habe ich bloß getan? Wie konnte ich ihn heute Nachmittag einfach so stehen lassen? Ich spüre einen kurzen Stich in meinem Herzen. „Es…es tut mir leid.“ Mehr bringe ich nicht heraus. Er dreht sich langsam zu mir um und sieht mich ausdruckslos an. Das Licht im Zimmer ist nur schwach, aber ich kann deutlich erkennen, dass seine Pupillen schwarz sind. „Was genau tut dir denn Leid?“, fragt er plötzlich. „Ich will es einfach nur verstehen.“, meint er weiter. Ich überlege kurz, sehe auf den Boden, dann wieder zu ihm. Und dann bricht es aus mir heraus: „Ich wollte dich nicht stehen lassen. Ich war einfach überfordert. Wir hatten gestern einen tollen Nachmittag und zum Abschied hast du mich umarmt…und ich war irgendwie enttäuscht, dass es nicht mehr war als das. Und dann heute, plötzlich dieser Kuss vor allen Leuten. Er war so…überraschend. Ich wusste einfach nicht, was jetzt los ist, warum du mich küsst…“ Ich hole tief Luft und will zum nächsten Satz ansetzten, als er plötzlich meint: „Kannst du dir denn nicht denken, warum ich dich geküsst habe? Das macht man doch nicht ohne Grund. Ich mag dich, Katy…gestern war ich mir einfach nicht sicher, ob du dasselbe für mich fühlst, oder ob es vielleicht zu früh ist. Und heute hab ich dich in der Schule gesehen. Ich hab gemerkt, dass du mir aus dem Weg gehst und wusste nicht warum. Der Kuss war nicht geplant, aber ich hab es einfach nicht mehr ausgehalten!“ „Aber warum ausgerechnet ich?“, platz es wieder aus mir heraus. „Ich…wir kennen uns kaum, ich bin nicht hübscher als die anderen Mädchen, im Gegenteil, ich bin ein Mensch…“ „Denkst du, das kümmert mich?“ unterbricht er mich wieder. Sein Ton ist eisig „Was haben meine Gefühle für dich damit zu tun, dass du ein Mensch bist? Ich mag dich, mehr als das. Mich interessieren die anderen Mädchen nicht. Du bist die, die ich will, und keine andere! Ich weiß nicht, was das ist, dass mich so verrückt nach dir macht. Aber ich weiß, dass es so ist und es fühlt sich einfach richtig an. Dieses Gefühl hatte ich noch nie zuvor so schnell bei einem Mädchen. Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf, irgendwas an dir zieht mich magisch an.“ Ethan steht auf und kommt langsam auf mich zu. Hat er das gerade wirklich gesagt? Mein Hirn kann dem allen nicht folgen. Sollte ich so ein Glück haben? Ungläubig sehe ich ihn an. „Ich dachte nicht, dass du mich auch magst. Du hast so normal, freundschaftlich und locker in meiner Gegenwart gewirkt. Mir war eigentlich von Anfang an klar, dass da von dir aus nicht mehr als Freundschaft ist.“, gebe ich ehrlich zu. „Es hat mich extrem viel Beherrschung gekostet, normal zu sein in deiner Gegenwart. Jedes Mal, wenn ich dich sehe, ist der Drang dich zu berühren, dich anzusehen, dich zu küssen riesengroß. Ich hab gemerkt, welche Wirkung ich auf dich habe. Dein Herzschlag, der jedes Mal schneller wird, wenn ich bei dir bin, diese leichte Röte die immer deine Wangen überzieht wenn ich dir in die Augen sehe. Aber ich dachte, dass sei wegen deiner Schüchternheit, dass du einfach immer nervös bist, wenn du neue Leute kennen lernst.“ Seine Stimme ist wieder sanfter und er sieht mir tief in die Augen. „Nein, das ist nicht der Grund.“, sage ich leise und sehe ihm in die Augen. „Bist du dir da ganz sicher?“, fragt er und nun lächelt er leicht. Er lächelt! Seine beleidigte Fassade bröckelt. Ein riesen Stein fällt mir vom Herzen und ich bin mehr als glücklich, dass er scheinbar nicht mehr böse auf mich ist. „Ja, bin ich.“, sage ich als Antwort auf seine Frage während er immer näher kommt und seine Hand auf meine Wange legt. „Sehr gut…“, flüstert er und ich spüre seinen heißen Atem an meiner Lippe als er nur noch Millimeter davon entfernt ist. Und dann, finden sich unsere Lippen. Ich schließe die Augen und kann mein Glück kaum fassen. Es ist Ethan, der mich hier in seinen Armen hält. Es ist Ethan, dessen weiche Lippen ich auf meinen spüre. Es ist Ethan, dessen Atem ich auf meiner Haut spüre und dessen Geruch ich gierig einatme. Nach viel zu kurzer Zeit lösen wir uns voneinander und sehen uns wieder in die Augen. Seine Pupillen sind wieder Hellrot. Ich lächle leicht und streiche ihm mit der Hand zärtlich den Nacken hinunter. „Dein Herz schlägt viel zu schnell.“, sagt er grinsend. Ich erwidere das Grinsen: „Ich kann es nicht ändern. Das löst du einfach in mir aus.“ Seine Augen blitzen auf und sein Grinsen wird noch zärtlicher, falls das überhaupt möglich ist. „Du musst zurück nach Hause.“, flüstert er schließlich. Er hat leider Recht. Es ist schon ziemlich spät. Wegen dem ständigen zweifeln und umdrehen am Weg hierher brauchte ich fast eine Stunde zu Fuß, obwohl er nur 7 Blocks von mir entfernt wohnt. Ich nicke betreten.
Er nimmt meine Hand und sagt: „Ich bring dich runter zur Tür.“ An der Tür gibt er mir einen letzten Kuss, den ich einfach nur genieße. Als wir uns gerade voneinander lösen tritt seine Mutter aus der Küche heraus und lächelt uns an. Wie selbstverständlich legt er seinen Arm um meine Taille. „Auf Wiedersehen.“, sage ich an seine Mum gewandt. „War nett, dich kennengelernt zu haben.“. sagt sie freundlich und schenkt mir ein herzliches Lächeln. „Bye.“ Flüstere ich und sehe Ethan ein letztes Mal in die Augen. „Bis Morgen“, flüstert er zurück und gibt mir einen letzten Kuss auf die Stirn bevor ich mich umdrehe und den Heimweg antrete.

Am nächsten Morgen kann ich es gar nicht erwarten, ihn wieder zu sehen. Nervös sitze ich neben Drake im Auto, nachdem ich ihm bereits alle Einzelheiten von gestern Abend geschildert habe. „Der Typ scheint doch nicht so schlecht zu sein.“, gibt er zu und lächelt mich an. „Ich mag ihn und somit gebe ich dir die offizielle Erlaubnis, ihn zu treffen.“, fügt er lachend hinzu. Ich schlage ihm ebenfalls lachend mit der Faust auf die Schulter: „Jetzt tu nicht so, als würde ich deine Erlaubnis dazu brauchen.“, sage ich gespielt beleidigt. Ich kann meine beleidigte Miene allerdings nicht lange halten und wenige Sekunden später breche ich wieder in schallendes Gelächter aus. Nachdem wir uns beruhigt haben meint Drake schließlich: „Du musst nur versuchen, dein Herz unter Kontrolle zu bekommen.“ Ich sehe ihn fragend an. „Naja, dieses schnelle Klopfen hält ja niemand aus wenn man über längere Zeit neben dir sitzt.“, sagt er wieder lachend. Ich kann ihm gar nicht böse sein, wegen der Beleidigung, denn schon fange ich wieder an zu lachen. Ich war heute einfach gut drauf. Und natürlich war er der Grund dafür.
Als wir fünfzehn Minuten später auf den Parkplatz fahren suche ich den ganzen Platz nach ihm ab, aber ich finde ihn nicht. Auch als es bereits geläutet hat ist er noch nicht da und ich schreibe ihm eine SMS, in der ich frage, wo er ist. Langsam mache ich mir Sorgen. Wenige Sekunden später rauscht er auch schon bei der Tür herein. Er begegnet meinem Blick und ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. Mir ist bewusst, dass die ganze Klasse uns beobachtet, nach der gestrigen Aktion. Er kommt zu mir, begrüßt Drake mit einem kumpelhaften Händedruck und haucht mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. „Ich hab deine SMS gerade gelesen, tut mir leid, ich hab den Bus verpasst.“, flüstert er und geht schließlich auf seinen Platz. Wenige Sekunden später kommt auch schon der Professor herein und Ethan hat gerade noch Zeit, sich hinzusetzen. Ein letztes Mal wirft er mir ein Lächeln zu, dann dreht er sich nach vorne und konzentriert sich auf den Unterricht. Drake lächelt mich an: „Ihr seid das neue Traumpaar der Schule, würde ich sagen.“ „Und das neue Hass-Paar. Ich hab das Gefühl, dass jedes Mädchen der Schule mich am liebsten aussaugen würde.“ Drake lacht und auch Ethan verkneift sich ein Lachen. Etwa wegen dem, was ich gesagt habe? Aber er sitzt am anderen Ende der Klasse. Vampire haben zwar ein gutes Gehör, allerdings ist auch dieses begrenzt. So wundert es mich, dass er unser Gespräch anscheinend gehört hat. Welche Fähigkeit hat er eigentlich? Er ist bereits 19, das weiß ich mittlerweile. Ich nehme mir vor, ihn so bald wie möglich danach zu fragen.

Der Rest der Woche verläuft ohne Zwischenfälle und schließlich ist schon wieder Wochenende. Meine Eltern sind von Freitag auf Samstag in unserem Ferienhaus und so habe ich Ethan gefragt, ob er zu mir kommen möchte. Er stimmte begeistert zu und damit war alles klar. Um halb acht läutet es schließlich an der Tür. Ich laufe die Treppe hinunter und mache lächelnd die Tür auf. „Hey, Süße.“, sagt er lächelnd und gibt mir einen kurzen Kuss. Ich nehme ihm die Jacke ab und wir gehen ins Wohnzimmer. Keine halbe Stunde später liege ich bereits in seinem Arm und wir sehen uns einen Film an. Er isst währenddessen genüsslich Popcorn. Als Werbepause ist, beschließe ich, ihn endlich ein paar Dinge zu fragen, die mich interessieren. „Was ist eigentlich deine Fähigkeit?“, frage ich gespannt. „Ich kann hören, was eine Person sagt. Also…wie soll ich das beschreiben? Wenn ich an eine Person denke und mich auf sie konzentriere kann ich jedes Wort hören, was über dessen Lippen kommt. Egal, wie weit die Entfernung zwischen uns ist. Ich kann sozusagen jeden belauschen, den ich will.“, sagt er grinsend. Ich nicke. „Deshalb hast du auch gelacht, als ich mit Drake geredet habe.“, sage ich. Er nickt. „Ja, tut mir leid, ich wollte dich nicht belauschen, aber es ist noch etwas schwer es zu kontrollieren. Ich kann es abstellen, aber das erfordert Übung, genauso wie es auch Übung erfordert, überhaupt mithören zu können. Es ist ziemlich kompliziert.“ Ich lache. „Stimmt, das klingt wirklich nicht einfach.“ „Konzentrieren wir uns lieber auf etwas, was nicht so kompliziert ist…“, sagt er grinsend und beugt sich zu mir herunter um mich zu küssen.
Ich erwidere den Kuss genussvoll und koste jede Sekunde davon aus, obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte, mehr über ihn zu erfahren. Im Endeeffet gebe ich auf und konzentriere mich ganz auf ihn. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass ich mit Ethan zusammen bin. Er ist einfach zu perfekt…Ich spüre seine warme Hand, die meinen Bauch hinunter wandert. Heiße Schauer laufen mir den Rücken hinunter als ich seine Berührungen auf meinem Körper spüre. Meine Nervosität steigt. Ich hab absolut keine Erfahrung in sexuellen Dingen und so bin ich umso aufgeregter, dass die Situation immer erotischer wird. „Lass uns raufgehen.“, flüstere ich außer Atem. „Okay.“, sagt er mit rauer Stimme. Er legt seine Hände an meine Oberschenkel und hebt mich ohne Anstrengung einfach hoch. Ich schlinge meine Beine um seine Hüfte um nicht den Halt zu verlieren und in weniger als 3 Sekunden sind wir in meinem Zimmer. Ich sehe mich kurz erstaunt um. „Anscheinend hat es da jemand eilig.“, sage ich grinsend und spüre wie er an meinem Hals lächelt. Er legt mich auch mein Bett und liegt zwischen meinen Beinen. Seine Lippen wandern über meinen Hals, immer wieder saugt und knabbert er sanft daran. Ich zucke zusammen, als ich plötzlich Ethans Fänge an meinem Hals hinab wandern spüre. „Sollen wir aufhören?“, frage ich besorgt und sehe ihn an. Dabei fällt mir auf, dass seine Augen dunkler geworden sind. Ein Zeichen von Hunger. Anstatt mir eine Antwort zu geben widmet er sich einfach wieder meinem Hals. Ich bekomme Gänsehaut am ganzen Körper und schließe genüsslich die Augen. Trotz den Umständen, dass das Ethans Fänge an meinem Hals sind und ich mit einem hungrigen Vampir im Bett liege spüre ich keine Angst sondern Begierde. Ich lege meinen Kopf schief, um ihm einen besseren Zugang zu meinem Hals zu gewähren und er knurrt leise auf. Sein Körper spannt sich an und ich sehe ihn kurz besorgt an: „Hör auf dich zu quälen.“, sage ich und streiche ihm über die Wange. Er sieht mich aus dunklen Augen an und schüttelt den Kopf. „Es ist alles okay.“, sagt er und gibt mir einen kurzen Kuss. Besorgt sehe ich ihn an, doch er nimmt mir meine Sorgen indem er seine Hand unter mein Shirt schiebt und meine Gedanken nur mehr auf ihn und seine Berührungen fixiert sind. Ich gebe den Versuch auf, ihn zur Vernunft bringen zu wollen und gebe mich schließlich komplett seinen Berührungen hin. Seine Hand findet meine Brust und fängt an, diese zu massieren. Ich lasse meine Hand durch seine Haare wandern und ziehe sein Gesicht zu mir um ihn zu küssen. Die Küsse werden fordernder und ich spüre, wie die Stimmung zwischen uns immer heißer wird. Wenige Minuten später liegen bereits einige Klamotten auf dem Boden und wir können kaum noch die Finger voneinander lassen.
„Sollen wir aufhören? Dass diese Frage plötzlich von Ethans Seite kommt, überrascht mich. Ich sehe ihn fragend an. „Dein Herz schlägt noch schneller als sonst, ich hätte nicht gedacht, dass das überhaupt möglich ist.“, er lächelt leicht als er das sagt, doch dann wird er wieder ernst. „Was ist los?“ Ich weiche seinem Blick aus, doch er legt seine Hand an meine Wange und dreht mein Gesicht wieder zu ihm. „Ich…ich hab keine Erfahrung in diesen Dingen. Ich will dich nicht enttäuschen.“, gestehe ich ehrlich und merke wie ich rot werde. Er schüttelt leicht den Kopf und sieht mir tief in die Augen, welche nun wieder rötlich leuchten. „Du kannst mich nie enttäuschen!“, sagt er sanft. „Hätte ich gewusst, dass du unerfahren bist, hätte ich mir mehr Zeit gelassen. Ich bin derjenige, der dich nicht enttäuschen will. Immerhin ist das erste Mal etwas besonderes, das sollst du nicht bereuen.“ Ich lächle ihn leicht an und zur Antwort ziehe ihn zu mir herunter um ihn zu küssen. Ich lasse meine Hände an seinem Rücken tiefer wandern und koste jede Berührung seiner weichen Haut unter meinen Fingern aus. Ein letztes Mal sieht er mich an und ich nicke nur. Schließlich hört Ethan auf sich Sorgen zu machen und widmet seine ganze Aufmerksamkeit mir. Unsere Küsse werden erneut fordernder und meine Lust wächst mit jedem Kuss, jeder Berührung, jedem Atemzug. Ethans Hand wandert meinen Bauch hinunter und bleibt an meiner Taille liegen, woran er mich enger an seinen Körper zieht. Genüsslich seufze ich auf. Schließlich begibt sich seine Hand erneut auf Wanderschaft und bleibt am Verschluss meines BHs liegen, welcher keine Sekunde später geöffnet ist. Vorsichtig zieht er ihn mir aus und lässt ich auf den Boden fallen. Seine Augen blitzen bei dem Anblick dunkel auf. „Du bist wunderschön.“, flüstert er und lässt seinen Mund an meinem Dekolleté nach unten wandern. Ich stöhne auf als seine Zunge meine Brust findet und diese liebkost. Ohne Rücksicht macht er immer weiter mit seiner köstlichen Qual bis er plötzlich aufhört und ich ihn mit verschleiertem Blick ansehe. Seine Hand wandert meinen Körper entlang nach unten und zieht mir meinen Slip aus. Auch ich werde nun aktiv und erleichtere ihn ebenfalls um seine Boxershort. Erregt lasse ich meinen Blick über seinen vollkommenen Körper wandern.
Muskulös, stark, beschützend, angsteinflößend. Breite Schultern, perfekt definierte Bauchmuskeln, ausgeprägter Bizeps, und oh mein Gott! Dieses Prachtexemplar soll in mich reinpassen? Natürlich, wenn sein restlicher Körper schon perfekt ist, muss es sein bestes Stück auch sein. Sonst wäre es ja nicht Ethans Körper. Der Körper eines Kämpfers. Kein Wunder, bei der Kampfausbildung seines Vaters. Wie ein junger Gott steht er vor mir und ich kann mich nicht an ihm satt sehen obwohl ich nun leicht verunsichert bin von seiner prachtvollen Erregung. „Willst du mich weiter nur anstarren?“, fragt er lächelnd und ich wende meinen Blick von seinem Körper ab und sehe ihm in die Augen. „Tut mir leid, es ist nur…wow!“ Sein Grinsen wird noch breiter während er auf mich zukommt und sich erneut über mich legt. Etwas nervös spreize ich meine Beine um ihm Platz zu machen. „Entspann dich.“, flüstert er. „Sag mir sofort Bescheid, wenn es zu weit geht.“ Ich nicke und lege meine Hände auf seinen Rücken. Als seine Lippen erneut meine finden ist alle Nervosität wie weggeblasen und meine Gedanken sind nur bei Ethan. Deutlich spüre ich seine Erregung gegen meine Oberschenkel drücken, was meine Lust mit einem Mal ins enorme steigert. Schließlich bringt sich Ethan in Position und fängt an, langsam in mich einzudringen.
Ich spüre keinerlei Schmerz, sondern genieße nur das Gefühl, ihm so nah zu sein. Ich seufze auf und lege meinen Kopf in den Nacken als Ethan beginnt, sich langsam und rhythmisch zu bewegen. Als ich einen kurzen Blick zu Ethan werfe, stockt mir kurz der Atem. Seine Augen sind halb geschlossen und tief schwarz, seine Fänge ausgefahren, seine Muskeln zum zerreißen gespannt. Ich kann nicht mit ansehen, wie es ihn all seine Beherrschung kostet, mit mir in diesem Moment zusammen zu sein. „Tu es.“, flüstere ich. Plötzlich sieht er mich erschrocken an und schüttelt den Kopf. „Das kann ich nicht! Nicht bei dir! Außerdem habe ich noch nie Menschenblut getrunken. Ich weiß nicht, was passieren könnte.“ „Tu es.“, flüstere ich erneut. „Ich vertraue dir.“ Mit aufgerissenen Augen sieht er mich an und ich habe das Gefühl als würden seine Augen noch dunkler werden vor Verlangen. Ich lege meine Hand in seinen Nacken, drehe meinen Kopf auf die Seite und ziehe ihn zu mir herunter. „Ich vertraue dir.“, flüstere ich nochmal und spüre dabei Ethans Fänge an meinem Hals kratzen. Der Griff meiner Hand in seinem Nacken wird stärker um ihn zu ermutigen. Plötzlich höre ich nur noch ein kurzes Knurren und schon spüre ich, wie sich seine Fänge mit einem schnellen, gezielten Biss in meinen Hals bohren. Ich stöhne auf, aber weniger aus Schmerz, sondern eher aus Lust. Das Gefühl ist unglaublich. Es ist, als würde ein Teil seiner Energie in mich überlaufen. Während er trinkt krallen sich seine Hände im Bettlacken fest, seine Hüften nehmen wieder die rhythmischen Bewegungen auf und seine Augen sind vor Genuss geschlossen. Ich kralle meine Fingernägel sanft in seinen Rücken während die Lust mich überrollt. Es fühlt sich unglaublich an, intensiver als alles was ich zuvor erlebt habe. Schwer atmend versuche ich nach diesem rauschenden Höhepunkt wieder einen klaren Kopf zu gewinnen, was mir sehr schwer fällt. Ich stöhne erneut auf, allerdings diesmal vor Erschöpfung. Eigenartige Erschöpfung. „Ethan!“, sage ich leicht nervös. Als er nicht reagiert, weiß ich nicht wie ich anders reagieren soll, als zu versuchen ihn wegzudrücken. „Ethan!“, sage ich nochmal, diesmal lauter, als ich merke, dass mein Druck an seiner steinharten Brust nichts bewirkt. Schieße! Ich merke wie mir schwindlig und mein Blick immer verschwommener wird. Angst durchströmt meinen Körper als es um mich herum Schwarz wird und ich schließlich nur noch die Augen schließen kann und nichts mehr um mich herum wahrnehme…


Ethans Sicht:


Sie ist wunderschön. Vollkommen. Meine Freundin. Verlangend sehe ich sie an und senke meine Lippen auf ihre Brüste. Genüsslich stelle ich fest, dass ihr meine Berührungen gefallen und lausche mit einer Genugtuung ihrem Stöhnen. Ich mache immer weiter, spüre deutlich wie ihr Herzschlag und ihr Puls steigt. Kurz vor ihrem Höhepunkt höre ich auf und sehe ihren überraschten und leicht enttäuschten Blick. Lächelnd schiebe ich meine Hand an ihrem Bauch hinunter. Ihre Haut ist so unglaublich weich. Ich lasse meine Hand unter ihren Slip wandern und ziehe scharf die Luft ein, als ich spüre wie erregt sie ist. Wenige Sekunden später liegt ihre Unterwäsche auf dem Boden und ich bin überrascht, als sie plötzlich die Initiative ergreift und mir ebenfalls meine Boxershort auszieht. Grinsend beobachte ich, wie sie meinen Körper begutachtet. Ich muss mich beherrschen, nicht über sie herzufallen. „Willst du mich weiter so anstarren?“, frage ich lächelnd und sehe genüsslich zu, wie sich ihre Wangen mit dieser unwiderstehlichen Röte überziehen. Ich gehe auf sie zu und bringe mich zwischen ihren Beinen in Position. Ich spüre ihren Herzschlag an meiner Brust, der laut in meinen Ohren pocht. „Sag Bescheid, wenn es zu weit geht.“, flüstere ich ihr zu während ich sie zur Ablenkung küsse um ihr die Nervosität zu nehmen. Jeder Kuss steigert das mittlerweile höllische Brennen in meinem Hals. Schließlich dringe ich in sie ein und bin froh festzustellen, dass sie keine Schmerzen zu haben scheint. Doch plötzlich…Scheiße! Das intensive Gefühl bringt mich fast zum durchdrehen und ich spüre meine Fänge schmerzhaft in meinem Kiefer reißen. Schließlich kann ich mich nicht mehr beherrschen und die langen Zähne kommen zum Vorschein. Mein Blick verschärft sich, eine Reaktion meiner Instinkte auf den Hunger. „Tu es.“, höre ich Katy plötzlich flüstern. Ich starre sie entgeistert an. Das kann sie doch nicht ernst meinen? Ich streite alles ab, doch sie bleibt stur uns schon spüre ich ihre Hand in meinem Nacken die mich zu ihrer unfassbar gut riechenden Kehle zieht. Scheiße, warum provoziert sie mich so? Der Druck gibt nicht nach, unerbittlich führt sie mir ihren dargelegten Hals vor Augen. Ich spüre, wie mein Kopf instinktiv näher kommt, meine Fänge kratzen leicht über ihre Haut, woraufhin sie sich genüsslich rekelt. Meine Instinkte schreien auf und ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle. Knurrend beiße ich mich in ihrem Hals fest und spüre ihr Blut durch meinen Hals laufen. Es ist undglaublich. Noch nie zuvor habe ich so süßes Blut getrunken. Es schmeckt nach Kirsche, Eisen und leicht säuerlich. Ich sauge immer mehr an ihrem Hals, meine Schlucke werden größer und gieriger.
Ich spüre ihre Erregung, was mich noch mehr ermutigt. Nebenbei bekomme ich mit, wie Katy von einem Orgasmus überrollt wird, doch meine Gedanken drehen sich in diesem Moment nur um ihr köstliches Blut. Ich spüre den Druck an meiner Brust, der durch ihre Hände verursacht wird. Allerdings habe ich nicht die Beherrschung aufzuhören. Plötzlich wird der Geschmack des Blutes immer säuerlicher, als mir klar wird, dass das der Geschmack von Adrenalin ist, welches plötzlich stärker durch ihre Adern fließt. Angewidert löse ich mich von ihrer Vene, als mir bewusst wird, dass Katy leblos unter mir liegt…

Katys Sicht:


Als ich wieder zu mir komme, ist es draußen bereits hell. Ich sehe neben mich und bemerke, dass ich allein im Bett liege. Wo ist Ethan? Ich fasse mir an den Hals und stelle fest, dass die Wunden von gestern Nacht noch vorhanden sind. Ich stehe auf, ziehe mir etwas über und gehe Ethan suchen. Schließlich finde ich ihn im Garten, er sitzt in einem Sessel mit dem Rücken zu mir und starrt in den Wald hinter unserem Haus. Er merkt natürlich, dass ich auf ihn zukomme, sagt jedoch nichts. „Hey.“, sage ich leise und lege meine Hand auf seine Schulter. Er zieht die Schulter weg und sagt kalt: „Fass mich nicht an!“ Erschrocken ziehe ich die Hand weg und weiß nicht was ich sagen soll. „Ethan, was..?“ Weiter komme ich nicht, denn schon springt er auf und sieht mich wütend an. “Katy, ich…ich weiß nicht, was ich mir gestern dabei gedacht habe, das zu tun. Ich ekel mich vor mir selber, dir das angetan zu haben! Ich hatte keine Kontrolle mehr, es…“ „Ethan, hör auf!“, platze ich dazwischen. „Hör auf, dir die Schuld zu geben. Ich war bereit dazu, ich wusste was passieren könnte. Und ich habe dir vertraut. Und du hast bewiesen, dass ich das auch kann. Mir geht es gut!“ Wütend sieht er mich an. „Du verstehst das nicht. Ich hätte dich umbringen können!“ Täusche mich oder schimmern wirklich Tränen in seinen Augen? „Aber du hast es nicht getan, mir geht es gut!“, versichere ich nochmal und gehe einen Schritt auf ihn zu, um ihn zu berühren, doch er weicht mir nur aus. Ich taumle kurz, als Reaktion auf seine Zurückweisung und weiß nicht was ich machen oder sagen soll. „Es…es tut mir leid!“, sagt er schließlich und schon ist er verschwunden. Tränen steigen mir in die Augen und ich kann nicht mehr tun, als ins Haus zu stürmen und völlig aufgelöst Drake anzurufen.

Ethans Sicht:


Abwesend starre ich in das klare Wasser des kleinen Flusses vor mir, während ich am kühlen Waldboden sitze. Ich zucke leicht zusammen, als ich plötzlich Schritte aus der Entfernung wahrnehme. Ich mache mir nicht weiter Gedanken darum, wer sich noch hier herumtreibt, doch plötzlich schlagen meine Instinkte ein und ich stelle fest, dass ich die Person kenne, die sich ebenfalls hier befindet. Es ist Drake. Was macht der hier? Gerade als ich mir das denke, kommt er neben mir an und setzt sich neben mich auf den Boden. „Hey, Kumpel.“, sagt er und klingt leicht besorgt. Ich nicke ihm nur kurz zu. „Katy hat mit mir geredet, sie ist total am Boden zerstört. Was ist da genau zwischen euch vorgefallen?“ „Hat sie dir nicht schon alles erzählt? Dann hörst du es von mir auch nicht.“, sage ich genervt und starre weiter in das Wasser. „Ach komm schon, ich…“, startet er nochmal einen Versuch welcher jäh unterbrochen wird. Ich bin nur Millimeter von seinem Gesicht entfernt und sage drohend und mit schwarzen Augen: „ Es geht dich nichts an.“ „Es geht mich was an, schließlich ist sie wie meine Schwester und ich mach mir Sor…“ Mit hoher Geschwindigkeit fliegt Drake plötzlich durch die Luft und knallt mit dem Rücken gegen den nächsten Baum. Und wieder liege ich drohend über ihm. „Warum, du Scheißkerl, warum riehst du hier nach Katy?“, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und schlage meine Faust härter als beabsichtigt zwischen seine Beine. „Oh, scheiße!“, schreit Drake mit schmerzverzehrtem Gesicht auf und sieht mich jetzt ebenfalls aggressiv an. „Und hier!?“, frage ich und knalle ihm meine Faust in die Brust. „Scheiße, Ethan!“, schreit er mich jetzt und stößt mich weg. Und los geht das Spektakel. Schon liegen wir am Boden und prügeln uns. Am Ende hat Drake dank meiner Ausbildung keine Chance gegen mich und so fixiere ich ihn mit meinem Unterarm an seinem Hals, indem ich ihn gegen einen Baum drücke, der bedrohlich unter dem Druck kracht.
„Hey, ganz ruhig, Kumpel.“, sagt Drake beschwichtigend wobei ihm Blut über das Kinn rinnt. Meine Augen blitzen ihn schwarz an. „Lass mich dir alles erklären und dann reden wir in Ruhe.“, fügt er dazu und sieht mich bittend an. Na das kann ja mal unterhaltsam werden, denke ich mir und lasse ihn los…

Kapitel 4

 

Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe um eine Fortsetzung zu schreiben und dass es auch nur 11 Seiten sind. Meine Zeit lässt es im Moment nur leider nicht zu! Ich bemühe mich allerdings, dass bald wieder aufzuholen und wieder mehr zu schreiben! Bis dahin hoffe ich, dass euch meine kurze Fortsetzung gefällt! Viel Spaß! :)

 

Wir setzen uns an den Bach und Drake wäscht sich das Blut ab, während er zu erzählen beginnt. „Katy hat mich total fertig angerufen. Ich bin natürlich sofort zu ihr gefahren. Aber sie hat mir nicht erzählt was los ist. Sie hat nur geweint. Und deshalb hab ich sie in den Arm genommen und da ist sie eben auf meinem Schoß gesessen.“ Er wirft mir einen Blick von der Seite zu. „Ich bin nur ihr bester Freund, ich würde nie was mit ihr anfangen. Schon gar nicht, wenn sie schon vergeben ist.“ Ich erwidere seinen Blick und schon bereue ich meine Aktion von gerade eben. „Es tut  mir leid. Ich hätte nicht gedacht, dass Eifersucht mich so durchdrehen lässt.“, gebe ich ehrlich zu und sehe ihn entschuldigend an. „Schon okay, Kumpel. Du liebst sie eben, da kann man schon mal durchdrehen. Ich drehe sogar manchmal durch, obwohl ich nur ihr bester Freund bin.“ Gespielt genervt verdreht er die Augen und ich muss unwillkürlich lachen. „Und wegen der Prügelei mach dir keine Sorgen, ich erzähle niemandem davon. Und die Wunden sind sowieso fast verheilt bevor ich zu Hause bin.“, meint er als er meinen besorgten Blick auf seinem noch leicht blutendem Gesicht sieht. „Komm her.“, sage ich und will mit meiner Hand nach seinem Kinn greifen. „Was,…..was tust du da? Du willst mich doch jetzt nicht etwas küssen, oder?“ Irritiert und trotzdem leicht belustigt sieht er mich an während er zurückweicht. Ich werfe ihm einen genervten Blick zu. „Denkst du echt, ich will dich küssen?“ Ich kann mir ein Grinsen der Belustigung nicht verkneifen. „Jetzt komm schon her.“, sage ich nachdrücklich und bekomme nun endlich sein Kinn zu greifen. Ich nähere mich seinem Gesicht und lecke behutsam über seine Wunden. Sekunden später kann man zusehen, wie diese fast komplett verheilt sind. „Okay, wow, Kumpel, das ist echt…eigenartig.“ Wir brechen kurz in Gelächter aus. „Woher kannst du das?“ „Das ist Teil meiner Ausbildung, erklär ich dir ein anderes Mal genauer.“ Und schon schlägt die Stimmung um und es ist wieder ernst. Minutenlang starren wir nur in das fließende Wasser vor uns.

 „Willst du mir jetzt erzählen was los war?“, fragt er nach ein paar Minuten schließlich nochmal vorsichtig nach. „Wir haben miteinander geschlafen und…“, beginne ich, als er plötzlich fröhlich sagt: „Echt? Und wie war es? Hat es ihr gefallen?“ Ich werfe ihm einen schrägen Blick zu und muss Grinsen bei seiner Freude für Katy. „Moment. Es hat ihr nicht gefallen. Deshalb hat sie geweint und deshalb bist du abgehauen, weil du in deiner männlichen Ehre verletzt worden bist. Ist doch so?“, fragt er und sieht mich an. „Kumpel, du siehst zu viele Teeny-Soaps.“, sage ich immer noch grinsend. Doch dann werde ich wieder ernst. „Das war nicht das Problem. Das Problem war, dass ich mich davor nicht genährt habe…“ Ich sehe ihn an, in der Hoffnung, dass er von selber draufkommt, was passiert ist. Und plötzlich scheint es in seinem Hirn Klick zu machen, denn er starrt mich mit offenem Mund an. „Du hast doch nicht…du hast sie doch nicht gebissen, oder?“ Ich kann meinen Blick nur abwenden und nicke leicht. „Okay, echt scheiß Aktion von dir, Mann!“, sagt er und sieht mich weiterhin an. „Niemand weiß, was passieren kann, wenn sich ein Vampir von einem Menschen nährt. Wir sind genetisch so programmiert, dass uns Menschenblut kalt lässt.“ „Ich weiß! Ich konnte es nicht ändern. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich hab ihr gesagt, es sei alles ok aber sie hat mich dazu gedrängt es zu tun.“ „Sie spinnt doch. Und dass alles nur wegen ihrem Wunsch.“, sagt Drake genervt und schüttelt den Kopf. „Welcher Wunsch?“, frage ich nun leicht verwirrt nach. „Kannst du dir nicht denken, was ihr größter Wunsch ist?“, fragt er mich und sieht mich an. Natürlich! Sie will auch ein Vampir sein. Wie konnte ich nur so blöd sein? „Das sie an diesen Aberglauben glaubt, durch einen Biss von einem Vampir verwandelt zu werden, hätte ich nicht gedacht.“, sage ich nachdenklich. „Naja, kann man es ihr verübeln? Es ist nicht einfach, als Mensch in einer Welt voller Vampire zu leben. Da ist es eigentlich verständlich, dass sie alles versucht, um das zu ändern.“, meint Drake. „Denkst du…denkst du, sie ist nur deshalb mit mir zusammen? Damit ich sie beiße?“, frage ich Drake und spüre dabei einen Stick in meinem Herzen. Dieser schüttelt ohne zu zögern mit dem Kopf. „Nein, natürlich nicht. Du merkst doch ihre körperliche Reaktion auf dich, wenn du bei ihr bist.“, sagt er leicht lächelnd. „Und außerdem, wäre ihr die Idee früher gekommen, hätte es genügend andere Jungs gegeben, die sie dazu hätte überreden können.“ Ich nicke. Eigentlich hat Drake recht. „Ich denke, ich sollte jetzt zu ihr fahren und mit ihr reden. Ich hab mich ihr gegenüber nicht richtig verhalten heute Morgen.“, sage ich traurig. Drake steht auf und streckt mir die Hand entgegen. Ich ergreife sie, woraufhin er mich hochzieht und mich spontan umarmt. „Wird schon, Kumpel. Ihr zwei gehört zusammen, das merkt man sofort.“, sagt er freundschaftlich. Ich lächle ihn an. Ich denke, ich habe in der letzten halben Stunde einen richtig guten Freund dazu gewonnen!

 

 

Katys Sicht:

Leise klopft es an meiner Tür und ich rechne damit, dass Drake von seinem Gespräch mit Ethan zurück ist. „Komm rein.“, sage ich traurig und mein Herz fängt an zu rasen, als Ethan in der Tür steht. „Kann ich mich setzten?“, fragt er vorsichtig und nickt in Richtung Bett, in dem ich liege. „Ja, setz dich.“

Nervös sehe ich ihn an. „Katy…“ Wie er meinen Namen ausspricht. Obwohl es traurig klingt, könnte ich mir seine Stimme stundenlang anhören. „Es tut mir Leid, was da vorhin passiert ist. Ich hätte mich nicht überreden lassen dürfen, dich zu beißen. Du hättest sterben können und das hätte ich mir nie verziehen.“ Traurig senkt er den Kopf. „Trotzdem ist es keine Entschuldigung dafür, dass ich vorhin im Garten so gemein zu dir war. Ich war nur so unglaublich wütend auf mich selbst, dich dieser Gefahr ausgesetzt zu haben.“ „Diese „Gefahr“, Ethan, warst du. Hör auf von dir selbst so zu sprechen. Du bist keine Gefährdung für die Umwelt.“ „Aber ich war eine Gefährdung für dich!“, sagt er nun aufgebracht. „Ja, und ich bin selbst schuld daran. Ich habe dich dazu gedrängt, ich wusste was schlimmstenfalls passieren könnte.“, sage ich nun ebenfalls wütend. „Hör auf, dir die Schuld für etwas zu geben, was ich entschieden habe!“, meine ich nun etwas sanfter, als ich seinen traurigen Blick sehe. „Vergessen wir die Sache einfach. Ich will nicht wegen nichts streiten. Mir geht es gut, es ist ja nichts passiert und wir streiten immer noch.“, sage ich traurig und senke meinen Blick. Ich zucke zusammen, als er wie aus dem Nichts plötzlich neben mir sitzt. Er legt seine Hand an meine Wange. „Du hast recht. Lass uns das vergessen. Ich bin so froh, dass es dir gut geht.“, sagt er und streichelt mit seinem Daumen meine erhitze Wange. „Versprich mir nur, mich nie wieder dazu zu drängen. Menschenblut zu trinken geht gegen meine Natur, das weißt du.“ Ich nicke bloß und meide seinen Blick. „Ich verspreche es dir.“ Dann sehe ich ihn an, genau in dem Moment, als seine Augen in dunkles Rot wechseln. Mein Herz macht einen Sprung als ich das sehe. „Ich liebe dich.“, flüstert er und kommt Millimeter für Millimeter näher. Mein Herz rast, meine Atmung erhöht sich und mein Puls steigt. „Ich liebe dich auch.“, flüstere ich bis sich endlich unsere Lippen zu einem Kuss finden. Minuten später liegen wir aneinander gekuschelt in meinem Bett. „Bist du eigentlich satt?“ Die Frage schießt mir plötzlich durch den Kopf und ohne, dass ich es eigentlich wollte, ist sie mir über die Lippen gerutscht. „Ich bin mehr als satt. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich unglaublich. Stärker. Viel stärker.“ Ich sehe ihn erstaunt an. „Wirklich?“ Er nickt. „Ja, ich habe es nicht früher erzählt, weil ich dachte, es sei nicht angebracht. Aber es ist wirklich so. Tierblut hat mir bis jetzt nie dieses Ergebnis eingebracht.“, überlegt er bevor wir plötzlich zusammenzucken weil wir jemanden an der Tür hören. Scheiße, meine Eltern! Es ist mittlerweile Abend und sie kommen von dem Besuch bei meinen Großeltern zurück. „Soll ich unauffällig durch das Fenster verschwinden?“, fragt Ethan grinsend. „Nein! Ich stell dich ihnen jetzt vor.“, sage ich lächelnd. „Was? Ehrlich jetzt? Ich bin nicht mal geduscht.“ „Darüber mach dir keine Sorgen, du siehst toll aus!“, sage ich und ziehe ihn aus dem Bett. Ethan wirft einen letzten Blick in den Spiegel in meinem Zimmer, während ich mir einen Schal suche, um meine Wunde am Hals zu überdecken. „Komm her.“, sagt er plötzlich und nimmt mir das Tuch aus der Hand. Dann beugt er sich zu meinem Hals und leckt mit seiner Zunge kurz über die offenen Stellen. „Was tust du da?“ „Ich versiegle die Wunden.“, sagt er und schon spüre ich ein leichtes brennen, bevor die Wunden innerhalt bin einer Minute komplett verheilt sind. Fragend sehe ich ihn an. „Ich wusste zwar, dass Verletzungen bei euch schnell heilen, aber dass das auch bei mir klappt, wusste ich nicht.“, sage ich grinsend. „Ich war mir auch nicht sicher, ob es bei einem Menschen klappen würde, aber einen Versuch war es wert.“, sagt er lachend. Dann nehme ich seine Hand und gehe mit Ethan gemeinsam ins Wohnzimmer, wo meine Eltern mit meinem Bruder am Tisch sitzen.

„Hey, Mum und Dad.“, sage ich schüchtern und gehe auf den Tisch zu. „Hallo, Schätzchen. Wir wussten, dass du zu Hause bist, allerdings haben wir gerochen, dass du Besuch hast, da wollten wir nicht gleich stören.“, sagt meine Mum und lässt ihren Blick kurz über Ethan gleiten. Ich lächle verlegen. „Dad, das ist Ethan.“ „Ethan Miral, Sir. Freut mich, Sie kennen zu lernen.“, sagt Ethan und reicht meinen Dad die Hand. Dieser sieht ihn beeindruckt an, bevor er lächelt und den Händedruck erwidert. „Nenn mich bitte John.“, sagt mein Vater. „Ich bin Rose.“, sagt jetzt auch meine Mutter und auch ihr reicht Ethan höflich die Hand. „Und das ist mein großer Bruder Eric.“, sage ich und deute in seine Richtung. „Hey.“, sagt dieser und gibt Ethan ebenfalls die Hand. „Ethan, möchtest du mit uns zu Abend essen?“, fragt meine Mum nach und sieht ihn erwartungsvoll an. „Natürlich will er das.“, sagt mein Vater plötzlich uns grinst mich und Ethan an. Eine halbe Stunde später sitzen wir am fertigen Tisch und lassen uns das Essen schmecken. Erst jetzt merke ich, welchen Hunger ich habe, nachdem ich den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Welch Ironie, ich bin die einzige am Tisch, der der Magen knurrt. Die anderen Essen nur aus Gewohnheit wegen mir. Vampire könnten nämlich auch allein von Blut leben. Doch ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass sie nur zum Schein essen, damit ich glücklich bin. „Also Ethan, dein Name, Miral, kann es sein, dass dein Vater der neue Chef des Ausbildungszentrums ist?“ Ethan nickt. „Ja, das ist er. Er wurde befördert und hierher versetzt. Er leitet diese Zentren schon seit Jahren.“ „Allem Anschein nach hast du auch eine Ausbildung dort genossen?“, fragt mein Dad weiter. „Nicht direkt. Ich habe immer eine normale Schule besucht, aber mein Dad unterrichtet mich Privat. Es kann nicht schaden, wenn man ein paar dieser Dinge beherrscht.“ „Da hast du allerdings recht. Dann bin ich ja beruhigt, dass meine Tochter in so tollen Händen ist.“ „Dad!“, sage ich lachend und werde rot. „Ja, was denn? Ist doch so.“, sagt er nun grinsend und alle am Tisch stimmen in sein Lachen ein, als sie sehen wie mein Kopf immer dunkler wird.

Kapitel 5

 

Nach dem Essen wird es Zeit für Ethan nach Hause zu gehen. Er bedankt sich für das Essen und verabschiedet sich bei meiner Familie, bis wir schließlich zur Tür gehen. Dort dreht er dich zu mir um und streicht mir mit der Hand über die Wange. „Ach ja, bevor ich es vergesse. Morgen kommt mein Cousin für 6 Monate zu uns. Er macht sozusagen ein „Auslandssemester“ und geht bei uns in die Schule. Nur damit du Bescheid weißt.“ „Ok. Ich freu mich, ihn kennen zu lernen. Ich kenne ja sonst noch niemanden von deiner Familie.“, sage ich spielerisch beleidigt. Er lächelt mich an und plötzlich sehe ich, wie seine Eckzähne länger werden. „Hör auf, dich über mich lustig zu machen.“, sagt er grinsend. „Da kann ich dir kaum wiederstehen, mit deinen roten Wangenn.“ Das ist mir neu, dass er mich sexy findet, wenn ich frech werde. Das werde ich mir merken, denke ich mir und küsse ihn. „Jetzt hör schon auf.“, sage ich nun ebenfalls grinsend. Wir verabschieden uns noch mit einem liebevollen weiteren Kuss und schließlich macht er sich auf den Heimweg.

 

Am nächsten Morgen steht Drake wie gewohnt vor dem Haus und wartet im Auto auf mich. „Guten Morgen“, sage ich lächelnd. „Morgen, Süße. Zwischen dir uns Ethan passt wieder alles, deiner guten  Laune nach zu urteilen?“ Ich nicke nur, woraufhin Drake grinsend losfährt. „Ethans Cousin kommt heute für 6 Monate hier her und wohnt bei ihm.“ „Ah ok. Woher kommt er?“ „Ich weiß es nicht, Ethan hat es nur gestern kurz erwähnt.“, sage ich. Ich denke nicht weiter darüber nach und schließlich reden Drake und ich über jeden Blödsinn der uns einfällt bis wir vor lauter Lachen Tränen in den Augen haben und schließlich in der Schule ankommen.

Ethan ist bereits da und wartet auf dem Schulhof. Neben ihm steht ein unbekannter Junge, von dem ich annehme, dass er Ethans Cousin ist. Die beiden sehen sich sehr ähnlich, abgesehen davon, dass sein Cousin blond ist. Aber sonst könnten die zwei locker als Brüder durchgehen. Lächelnd kommt Ethan mir ein paar Schritte entgegen und küsst mich zärtlich zur Begrüßung. „Nehmt euch ein Zimmer.“, sagt Drake lachend als er an uns vorbei geht und schließlich bei dem Neuen stehen bleibt. Ethan schlägt ihm lachend die Faust in die Schulter. „Mason, das ist Katy, meine Freundin. Katy, das ist Mason, mein Cousin von dem ich dir erzählt habe.“ Mason streckt mir lächelnd die Hand hin. „Freut mich.“ „Mich auch.“, erwidere ich freundlich. „Und das ist Drake, Katys bester Freund.“, fügt Ethan hinzu und auch hier begrüßen sich die beiden.

„Woher kommst du, Mason?“, frage ich, während wir Richtung Klassenzimmer gehen. Auf dem Weg dorthin fallen mir die Blicke der Mädels auf, die Mason hinterher starren. Kein Wunder, wenn er fast so aussieht wie Ethan, der als Schulschwarm gilt, wegen seines attraktiven Aussehens. „Aus Australien. Ich wollte mal etwas anderes sehen und so schlugen mir meine Eltern vor, ich solle doch hierher zu Ethan kommen.“ Mason lächelt Ethan zu. Dieser bekommt es allerdings nicht mit, da er Stirnrunzelnd anscheinend über etwas nachdenkt. Ich überspiele seine Reaktion und unterhalte mich weiter mit Mason bis wir im Klassenzimmer ankommen. Als ich mich an meinen Platz setze merke ich, dass Ethan und Drake vor der Klasse stehen geblieben sind und über etwas reden. Doch keine Minute später kommen sie auch schon herein und setzten sich auf ihre gewohnten Plätze, Drake neben mir und Ethan zwei Reihen vor mir. Mason bekommt einen Platz neben Shelby in der zweiten Reihe.

„Was  hast du draußen mit Ethan besprochen?“, frage ich an Drake gewandt und sehe aus dem Augenwinkel wir Ethan den Kopf leicht in unsere Richtung dreht. Ich weiß, dass er uns zuhört. „Ach nichts besonderes, er hat mich nur etwas zum Stoff aus der letzten Stunde gefragt, weil er es nicht ganz verstanden hat.“, meint Drake und kümmert sich etwas zu auffällig darum, seine Hefte für die nächste Stunde zu sortieren. Die Antwort wundert mich, weil Ethan normal nie Probleme in der Schule hatte.  Ich weiß, dass hier etwas im Busch ist…ich muss nur herausfinden, was.

 

„Ist es okay, dass Mason dich fährt? Aber Drake und ich wollten noch in diesen neuen Laden für Videospiele in der Stadt. Drake fährt mich dann mit dem Auto nach Hause.“, meint Ethan und legt seine Arme um meine Taille. „Nein, ist okay!“, sage ich lächelnd. Das ist  eine gute Möglichkeit, Mason näher kennen zu lernen. „Okay.“, sagt Ethan noch einmal und gibt mir zum Abschied einen Kuss. Auch Drake gebe ich einen Kuss auf die Wange und umarme ihn. Als ich mich von ihm löse sehe ich, dass Drake’s Augen einen blauen Schimmer haben. Ein Zeichen dafür, dass jemand gelogen hat. Das ist auch der Grund, warum er meinem Blick ausweicht. Ich werfe ihm nur einen wissenden Blick zu, sage aber nichts. Warum sind die beiden unehrlich zu mir? Vor allem der Gedanke, dass Ethan mich anlügt, verletzt mich. „Bis Morgen.“, verabschiede ich mich schließlich und eine Minute später sitze ich schon bei Mason im Wagen ohne mir etwas anmerken zu lassen.

Hier habe ich das erste Mal am Tag die Gelegenheit, mir Mason genauer anzusehen. Und noch einmal wird mir klar, wie ähnlich er Ethan sieht. Die blonden Haare sind der gröbste Unterschied. Erstaunlicherweise ist selbst der Körperbau der beiden sehr ähnlich. Genau wie Ethan ist Mason sehr muskulös und kräftig. Ob er auch bei Ethans Vater eine Ausbildung gemacht hat? Aber das hätte er mir doch erzählt?

Bevor ich das Wort ergreifen kann, nimmt Mason mir die Gelegenheit indem er fragt: „Du und Ethan also, hm? Er hat mir erzählt, dass du ein Mensch bist. Ich muss gestehen, dass ich sehr überrascht war…nicht nur, dass du menschlich bist sondern auch, dass er mir dich als seine Freundin vorgestellt hat.“ Ich sehe ihn unsicher an. Was will er mir damit  sagen? „Ich hab noch nie eine Freundin von ihm kennengelernt,  aber das liegt auch nur daran, dass er noch nie ein Mädchen hatte, das er  als seine Freundin bezeichnet hat.“ Jetzt kann ich ihn nur mit offenem Mund anstarren. „Wusstest du das nicht?“, fragt er nun erstaunt. Ich schüttle den Kopf. „Anscheinend kennen wir beide einen ganz anderen Ethan.“, setzt er fort. „Ich kenne ihn als typischen Frauenheld. Er hatte häufig ein anderes Mädchen am Start, machte keinen Hehl daraus, dass er beliebt war, was ihn nicht gerade symphytisch machte. Aber er hat sich geändert, sehr sogar. Und ich denke, dass du da eine große Rolle spielst. Ich erkenne ihn nicht wieder. Du musst wirklich etwas in ihm bewegt haben.“ Er sieht mich lächelnd von der Seite an. Ich kann nicht mehr tun als den Kopf zu schütteln um die Gedanken zu vergessen. Ich muss mir nachher in Ruhe den Kopf darüber zerbrechen, was ich da eben gehört habe. Aber nun will ich endlich etwas über Mason erfahren, also reiße ich mich zusammen und frage: „Hast du auch eine Ausbildung bei Ethans Vater gemacht? Deinem Körper nach zu urteilen würde es passen.“, meine ich und bin gespannt auf seine Antwort. „Nein, habe ich nicht.“, sagt Mason und steigt etwas zu extrem auf die Bremse, sodass wir nach vorne gerissen werden. „Tut mir leid!“, sagt er unsicher, „ich hab die Ampel übersehen.“ Ich sehe ihn von der Seite an und merke, wie sein Griff am Lenkrad sich verstärkt. Obwohl ich merke, dass ihn anscheinend meine Frage etwas aus der Fassung gebracht hat, scheint Mason trotzdem das Bedürfnis zu haben, meine Frage zu beantworten. „Ich mache viel Sport und trainiere regelmäßig. Da trainiert man sich das sehr schnell an. Und du weißt ja, bei Vampiren geht alles etwas schneller, so auch der Muskelaufbau.“, sagt er lachend und ich stimme in das Lachen ein um nicht unhöflich zu sein. Irgendwas scheint mir an der Geschichte komisch, aber ich lasse es mir nicht weiter anmerken. Die letzten paar Minuten unterhalten wir uns über belangloses Zeug und lernen uns noch etwas besser kennen. Und schließlich sind wir bei mir zu Hause angekommen. „Danke, fürs fahren.“, sage ich an Mason gewandt und umarme ihn zum Abschied. „Immer wieder gern.“, erwidert er lächelnd und nachdenklich mache ich mich schließlich auf den Weg ins Haus.

Der ganze Tag heute war eigenartig und ich nehme mir vor, sobald wie möglich mit Ethan darüber zu reden.

Kapitel 6

 

Ethans Sicht:

Zwei Tage nachdem ich mit Drake angeblich in der Stadt war, bin ich auf den Weg zu Katy. Ich habe ein ungutes Gefühl dabei, denn sie scheint zu wissen, dass es nicht ganz der Wahrheit entspricht, was ich ihr über unseren Besuch in der Stadt erzählt habe. Ich läute an der Tür uns Rose öffnet sie. „Hallo, Ethan. Komm ruhig rein, Katy ist hinten im Garten.“, sagt sie lächelnd. „Danke.“, erwidere ich ebenfalls lächelnd und mache mich auf den Weg hinter das Haus. Und dort sitzt Katy in der Gartenschaukel und liest ein Buch. „Hey, Kleine.“, flüstere ich ihr ins Ohr, wobei sie vor Schreck zusammen zuckt. Ich küsse sie sanft am Hals und höre ihr Herz schneller schlagen. „Erschreck mich nicht so!“, sagt sie empört und schlägt mir lachend mit der Faust gegen die Schulter. „Und glaub bloß nicht, dass mein erhöhter Puls von dir kommt, das hab ich nur dem Schreck zu verdanken!“, ergänzt sie neckisch. „Ach ja?“, sage ich grinsend und setzte mich neben sie. Ich lege meine Hand auf ihren Oberschenkel, lasse sie ganz langsam weiter rauf wandern, und spüre wie sie Gänsehaut bekommt. Zeitglich widme ich mich erneut ihrem Hals und höre sie keuchend ausatmen. „Okay okay okay! Du hast gewonnen!“, sagt sie und schiebt mich lachend weg, aber nicht ohne sich noch einen Kuss von mir zu gönnen. „Wir sind wegen etwas anderem hier, also hör auf mich abzulenken!, meint sie und ich grinse sie breit an. Dann wird sie ernst. Eine Minute lang sagt sie nichts, bis sie plötzlich meint: „Warum hast du mich vor zwei Tagen angelogen, als du mit Drake angeblich in die Stadt wolltest?“ Ich wusste, dass sie mich das fragen würde, und trotzdem fällt mir keine richtige Antwort darauf ein. Also beschließe ich, bei der Wahrheit zu bleiben. „Hör zu, Katy. Es tut mir Leid, dass ich nicht ehrlich zu dir war, aber ich musste das sagen, weil wir sonst vor Mason aufgeflogen wären.“ Sie sieht mich fragend an, was kein Wunder ist, wenn ich mich so geheimnisvoll ausdrücke.

„Wir waren in der Stadt, aber wir waren in der Bibliothek.“ „Was habt ihr in der Bibliothek gemacht und was hat das mit Mason zu tun?“ „Wir haben recherchiert. Es ist so, dass…als Mason bei mir ankam, roch er eigenartig. Auch Drake ist das am nächsten Tag aufgefallen. Deshalb haben wir auch vor der Klasse gewartet, als ihr auf eure Plätze gegangen seid. Drake hat den Moment genutzt und mich gefragt, ob es mir auch aufgefallen sei.“ „Und was bedeutet das?“, fragt sie verwirrt. „Katy, Mason riecht…nach Werwolf.“ Ihre Augen weiten sich und sie sieht mich überrascht an. „Das komische ist nur, dass er auch typische Anzeichen eines Vampirs hat. Er trinkt Tierblut und er riecht auch nach Vampir. Es ist ganz komisch…es scheint, als wäre er ein Mischwesen. Aber ich kann ihn nicht darauf ansprechen. Ich habe einfach nicht den Mut dazu. Ich habe das Gefühl, er würde nicht darüber reden wollen, sonst hätte er doch schon mit mir darüber geredet?“, frage ich mich und schüttel den Kopf. „Und die Recherchen haben nichts ergeben. Es steht dazu nichts in irgendwelchen Büchern.“ Katy nimmt meine Hand und streichelt sie sanft. Ich nehme ihre Berührungen dankbar an und ziehe sie sanft an mich heran. „Das ist schon komisch.“, meint Katy plötzlich. Dann setzt sie fort: „Als er mich vor zwei Tagen nach Hause gebracht hat, habe ich ihn gefragt, ob er auch eine Ausbildung bei deinem Vater gemacht hat, da sein Körperbau darauf schließen lässt. Daraufhin hat er sich total verkrampft und ist meiner Frage ausgewichen.“ „Ja, der starke Körperbau ist typisch für Werwölfe. Sie haben eine unglaubliche Kraft.“, sage ich. „Ich würde vorschlagen, dass du Mason einfach noch Zeit lässt, sich einzugewöhnen und alle besser kennen zu lernen. Vielleicht ist er dann bereit, mit dir zu reden und kommt von sich aus auf dich zu.“ „Ich denke du hast Recht, so wird es wohl sein.“, sage ich nachdenklich und nicke. „Und es tut mir wirklich leid, dass ich dich belogen habe.“ „Kein Problem, jetzt weiß ich ja, dass es aus einem guten Grund war.“, sagt sie lächelnd uns küsst mich. Ich erwidere den Kuss zärtlich und plötzlich wird mir bewusst, wie wenig wir die letzten Tage zusammen waren. Verlangen flackert in mir auf und Katy scheint es sofort zu merken, denn sie löst sich von mir und grinst mich breit an. „Möchtest du hoch in meine Zimmer gehen? Mir wird es hier in der Sonne etwas zu heiß.“ Ich erwidere ihr Grinsen und in wenigen Sekunden sind wir in ihrem Zimmer verschwunden und lassen unserer Lust freien Lauf.

 

Aneinander gekuschelt und außer Atem liegen wir danach in ihrem Bett. Katy lächelt mich verliebt an und ich streichle ihre Schulter während ich sie im Arm halte. „Das war schön.“, sagt sie und gibt mir einen Kuss. „Ja, finde ich auch.“, und sehe sie liebevoll an. Ich spüre ein leichtes Brennen in meinen Augen und schon ändert sich meine Augenfarbe zu dunkelrot. Wie sehr ich dieses Mädchen liebe! „Ich hoffe, deine Mutter hat nichts mitbekommen!“, fällt mir plötzlich ein. Das wäre wirklich peinlich! „Ich denke nicht, und wenn doch, dann wird sie das schon verkraften.“, sagt Katy lachend.

„Sag mal, Mason hat mir im Auto noch etwas erzählt.“, meint sie plötzlich und jetzt bin ich derjenige, der sie überrascht ansieht. „Er meinte, dass ich die erste Freundin bin, die du ihm vorgestellt hast…und dass du ein ziemlicher Frauenheld warst.“ Sie sieht mich neugierig an. Dieses Lästermaul, wenn ich den dran kriege! Ich verdrehe innerlich die Augen.

„Ja, er hat nicht ganz unrecht. So war ich bevor wir hierher zogen. Aber ich merkte, dass ich zwar bei den Mädels beliebt war, aber sonst keine richtigen Freunde hatte. Wer will auch schon einen Typen der mit seinem Ego protzt? Ich habe mir vorgenommen mich zu ändern, als wir hierher gezogen sind. Ich wollte nicht mehr immer im Mittelpunkt stehen und nur von den Mädchen ausgenutzt werden. Und dann hab ich dich gesehen, am ersten Schultag. Und das war der größte Ansporn, mich zu ändern. Ich wollte alles Richtig machen, damit du mich magst und ich dir gefalle. Ich merkte plötzlich, dass alle anderen Mädchen komplett uninteressant sind im Gegensatz zu dir. Ich weiß nicht, wie ich damals so sein konnte. Jetzt könnte ich es nicht mehr, weil du mir gezeigt hast, was Liebe ist und wie viel einem ein einziger Mensch bedeuten kann.“, beende ich meine kleine Geschichte und sehe sie an. „Oh Baby, nicht weinen!“, sage ich erschrocken und wische ihr sanft eine Träne weg. „Tut mir leid!“, sagt sie mit brüchiger Stimme. „Aber ich kann dir gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet, dass gehört zu haben. Ich war immer die Außenseiterin, immer die, die keiner will. Schon gar nicht Jungs, die interessieren sich doch alle nur für die hübschen, perfekten Vampirmädels. Außer Drake, er war immer für mich da. Und jetzt du!“, ergänzt sie lächelnd und küsst mich dankbar. Eine Weile liegen wir noch aneinander gekuschelt da, bis plötzlich mein Handy klingelt und ich genervt danach greife. „Ja? Oh, hi Mum! Ich bin bald zu Hause, ich bin noch bei Katy. Mhm. Sicher? Okay, Moment, ich frag sie mal.“, Ich wende mich an Katy und meine: „Meine Eltern würden dich endlich gern mal kennenlernen und meine Mum schlägt gerade vor, dass du heute mit zu mir zum Essen kommst?“ Ich lächle sie an. Und sie lächelt zurück. „Ja, gerne!“, sagt sie und ich merke, wie ihr Herz vor Nervosität schneller schlägt, auch wenn sie sich nichts anmerken lässt. „Mum? Ja, sie kommt gerne vorbei.“, sage ich ins Telefon. Ich höre noch wie meine Mutter erfreut meinem Dad Bescheid sagt und schließlich verabschieden wir uns und ich lege auf. „Dann geh ich mal schnell duschen, es ist schon halb fünf.“, sagt Katy an mich gewandt, schnappt sich ihre Unterwäsche und läuft ins Bad. Währenddessen ziehe ich mich an und warte dann in Katys Zimmer auf ihre Rückkehr aus dem Badezimmer. 20 Minuten später kommt die frisch geduscht aus dem Zimmer zurück. Ihre blonden Haare fallen in Wellen über ihre Schultern und ihre Augen sind mit etwas Schminke betont. Sie sieht wunderschön aus. In Unterwäsche steht sie schließlich vor ihrem Kleiderschrank und wühlt ratlos darin herum. „Süße, du siehst in allem toll aus, mach dir nicht so viele Gedanken über das Outfit.“, sage ich und stelle mich neben sie. Ich greife in den Schrank und ziehe eine kurze Hose heraus. „Die sieht doch schon mal gut aus. Probier sie an!“, sage ich und drücke ihr sie in die Hand. Während sie der Aufforderung nachgeht, finde ich ein weißes Top mit kurzen Ärmeln und einem weiten Rückenausschnitt. Ich reiche es ihr ebenfalls. Dazu sucht sie sich weiße Sandalen mit Keilabsatz und betrachtet sich schließlich kritisch im Spiegel. Dann lächelt sie und meint: „Du könntest mein Stylist werden!“ Ich lache auf und zwicke sie in die Seite, woraufhin sie kichernd aufkreischt. Immer noch lachend verlassen wir das Zimmer und treffen wir am Weg zur Treppe auf ihren Bruder. „Na, Spaß gehabt? Das nächste Mal wartet, bis niemand zu Hause ist, bevor ihr übereinander herfallt!“, sagt Eric lachend woraufhin Katy ihn lachend wegschubst. „Du bist ja nur neidisch!“, sagt sie gut gelaunt und geht weiter Richtung Treppe. „Jaja, rede dir das nur ein, Schwesterherz!“, sagt Eric immer noch grinsend und zwinkert mir zu. Ich grinse zurück und folge Katy schließlich hinunter vor die Tür. Dann mal los, es wird Zeit, dass meine Familie Katy richtig kennenlernt, denke ich mir und nehme sie an der Hand als wir uns zu Fuß auf den Weg zu mir machen.

 

 

Katys Sicht:

Als wir bei Ethan ankommen, bin ich ziemlich nervös. Wir betreten das Haus, aber es scheint niemand zu bemerken. „Meine Eltern sind in der Küche. Komm noch mit hoch, ich möchte mich noch umziehen“, meint Ethan an mich gewandt und wir gehen hoch in sein Zimmer. Als wir an einer offenen Tür vorbei gehen, sehe ich Mason. Das ist anscheinend sein Zimmer. „Hey! Was machst du hier?“, fragt er lächelnd und begrüßt mich mit einer Umarmung. „Ethans Eltern wollen mich mal richtig kennenlernen.“, sage ich und lächle. „Ich bin in ein paar Minuten wieder da.“, sagt Ethan an mich gewandt und verschwindet in seinem Zimmer. Ich geselle mich in der Zwischenzeit zu Mason. „Hast du dich schon ganz eingewöhnt?“, frage ich und sehe mich dabei unauffällig in seinem Zimmer um. „Ja, eigentlich schon. Es gefällt mir sehr gut hier und ich bin froh, dass ich schon ein paar nette Leute kenne.“ Als er das sagt sieht er mich an. „Ich finde es toll, endlich mal einen Menschen kennenzulernen.“, sagt Mason plötzlich und grinst. Ich muss auch grinsen: „Ja, da bist du sicher nicht der einzige, der das toll findet!“ „Hattest du denn nie den Wunsch, auch einer von uns zu sein?“ Genau als er die Frage ausspricht, scheint er sie schon wieder zu bereuen, denn er merkt, wie meine Miene trauriger wird. „Doch, natürlich. Es ist nämlich nicht gerade einfach als Mensch hier zu leben… Aber für Menschen ist es nun mal nicht möglich ein Vampir zu werden…“, sage ich angeschlagen und weiche seinem Blick aus. Plötzlich schnappt sich Mason einen Block und einen Stift und schreibt etwas darauf. Als er fertig ist reicht er ihn mir und ich lese was darauf steht: Doch, ist es!

Erschrocken sehe ich ihn an und will gerade danach fragen, als er mir den Block plötzlich aus der Hand reißt und meint: „Kennst du eigentlich schon die neue Serie im Fernsehen. Die solltest du dir echt mal ansehen, die ist wirklich witzig!“ Verwirrt über den plötzlichen Themawechsel sehe ich ihn an bis zwei Sekunden später Ethan in der Tür steht und ich begreife, dass er deshalb nicht darüber reden konnte.  „Fertig?“, frage ich ihn lächelnd und er nickt. Ethan streckt mir die Hand entgegen und gemeinsam gehen wir hinunter, wobei Mason und ich so tun, als wäre alles in Ordnung. In meinem Kopf hingegen herrscht nun völliges Chaos, nachdem ich gerade erfahren habe, dass es doch einen Weg gibt, ein Vampir zu werden und somit meinen größten Wunsch zu erfüllen. Ich zwinge mich, meine Gedanken auf die Gegenwart zu richten und begrüße lächelnd Ethans Eltern. Das kann ein langer Abend werden…

Kapitel 7

Zwei Stunden später sitzen wir auf der Terrasse hinter dem Haus und lassen den Abend ausklingen, bis es schließlich schon spät ist und ich mich auf den Heimweg machen sollte. „Vielen Dank für die Einladung! Es war wirklich toll!“, sage ich an Ethans Eltern gewandt. „Immer wieder gerne. Wir haben uns sehr gefreut dich endlich näher kennen zu lernen!“, erwidert seine Mutter und gemeinsam gehen wir alle Richtung Tür wo wir uns schließlich verabschieden. Ich schüttle die Hand von Ethans Eltern und gebe Ethan einen schüchternen Kuss. Immerhin sehen alle zu, da sollte es nicht zu aufdringlich sein. Von Mason verabschiede ich mich wieder mit einer Umarmung, dann mache ich mich auf den Weg nach Hause.

15 Minuten später stehe ich in meinem Zimmer und ziehe meine Klamotten aus, als plötzlich ein kleiner Zettel aus meiner hinteren Hosentasche fällt. Erstaunt hebe ich ihn auf und falte ihn auseinander: Komm zu der kleinen Lichtung hinter dem See. Ich warte dort um halb zwölf auf dich. Mason

Um halb zwölf? Das ist in einer Stunde. Die Lichtung hinter dem See ist nur 15 Minuten zu Fuß von mir entfernt, also lege ich mich auf mein Bett, schnappe mir ein Buch und überbrücke die Zeit mit lesen, bis ich mich schließlich auf den Weg mache. Meine Eltern und mein Bruder schlafen zum Glück schon, sodass ich es schaffe, unbemerkt aus dem Haus zu verschwinden.

Als ich wenig später auf der Lichtung ankomme, sitzt Mason bereits auf einem Stein am Rande des Sees. Ich bin nur mehr ein paar Meter von ihm entfernt, da dreht er sich um und begrüßt mich mit einem Lächeln. „Ich war mir nicht sicher, ob du den Zettel auch sehen würdest, aber ich musste es so versuchen, ich hab ja deine Handynummer nicht.“, sagt er und grinst. „Wie du siehst, habe ich ihn gefunden!“, erwidere ich ebenfalls lächelnd und setzte mich neben ihn. „Mason, ich weiß nicht wie ich anfangen soll. Seit Jahren ist es mein Wunsch auch einer von euch zu sein und du sagst mir plötzlich, dass es möglich ist. Ich kann es noch immer nicht ganz begreifen…“, beginne ich und weiß nicht weiter. „Hör zu, die Dinge, die ich dir heute erzähle, darfst du niemandem erzählen, okay?“ Ich nicke. „Als du mich im Auto damals gefragt hast, ob ich auch eine Ausbildung bei Ethans Vater gemacht habe, war ich nicht ganz ehrlich. Ich war zwar ehrlich, dass ich bei seinem Vater keine Ausbildung gemacht habe, aber es stimmt nicht, dass mein Körper von dem angeblichen Sport und Training kommt.“ Ich sehe ihn an. Also habe ich mich doch nicht getäuscht, dass er nicht mit der richtigen Antwort rausrücken wollte. „Und von was kommt es dann?“ „Katy, ich bin halb Werwolf, halb Vampir!“ Also hatten Ethan und Drake recht! Erschrocken sehe ich ihn an. Ich hätte nicht gedacht, dass da wirklich was dran sein könnte. „Aber wie ist das möglich?“, frage ich mit leicht zittriger Stimme. „Rein genetisch bin ich ein purer Werwolf. Meine Eltern waren auch welche, allerdings starben sie als ich sehr klein war. Damals machte man Ethans Eltern ausfindig, welche nie Kontakt zu meinen Eltern hatten und somit nichts von dem Wolfsblut in meinen Adern wussten. Ich war als Kind eine Zeit lang bei ihnen, bis ich zu einer Pflegefamilie kam. Bei Werwölfen ist es so, dass sie erst mit 18 die Verwandlung zum Wolf durchmachen, und zwar in der ersten Vollmondnacht nach ihrem Geburtstag. Davor sind wir mehr oder weniger ganz normale Menschen, nur dass Vampire nichts ahnen und glauben wir seien einer von ihnen. Das ist eine Art Schutzfunktion für uns Wölfe, da wir keinen guten Ruf bei Vampiren haben.“ Verwirrt sehe ich ihn an. „Das heißt, dass womöglich mehrere Werwölfe unter Vampiren leben, solange sie noch keine 18 sind?“ Mason nickt. „Ja, das kommt häufiger vor, dass Kinder von Wolfsfamilien in den größeren Städten der Vampire zur Schule gehen. Diese Familien wohnen entfernt von der Stadt im Wald, um nicht aufzufallen, während ihre Kinder quasi jeden Tag zwischen zwei Welten hin und her wechseln.“ Er wirft einen Stein ins Wasser, was mich unwillkürlich zusammenzucken lässt. Dann setzt er mit seiner Geschichte fort: „So wurde ich also 18 und die Vollmondnacht stand mir bevor. Ich wanderte in der Nacht im Wald herum. Ich war ausgelaugt, konnte aber dennoch nicht schlafen. Als es dann soweit war und die Verwandlung begann, hatte ich die größten Schmerzen die man sich überhaupt vorstellen konnte. Es war, als würden alle meine Knochen brechen und zu einem neuen Körper zusammenwachsen. Zu dem Körper eines Wolfes. Knapp vor der Ohnmacht, als ich dort mitten im Wald lag, komplett kaputt und verstört, registrierte ich plötzlich einen jungen Vampir hinter einem Baum. Er sah mich ängstlich und unsicher an und kam dann plötzlich näher. Für ihn musste es ausgesehen haben, als sei ich knapp vor dem Tod, so wie ich dalag und aussah. Die meisten Vampire wissen nichts von der ersten Verwandlung eines Wolfes“ „Und was ist dann passiert?“, frage ich voller Spannung. „Dann…kam er plötzlich ganz nah  und setzte sich neben mich. Unsicher und vorsichtig legte er eine Hand an mein Gesicht uns streichelte es. Er flüsterte, dass er mir helfen würde, als er plötzlich seine Zähne in mein Handgelenk versenkt hatte. Anstatt mein Blut zu trinken, pumpte er seinen giftigen Speichel in mich. Bei Vampiren heilt das viele Verletzungen und Krankheiten. Bei Wölfen hingegen…nicht ganz.“ Mason verzieht schmerzverzerrt das Gesicht, als er sich an diese schreckliche Geschichte zurückerinnert. Ich lege meine Hand beruhigend auf seinen Arm. Dann erzählt er weiter. „Es war die Hölle, schlimmer als die ganze Verwandlung zuvor. Der Speichel veränderte meinen Körper erneut, er schien zu explodieren und es fühlte sich an, als würde er brennen. Der Junge lies von mir ab, Angst spiegelte sich in seinem Gesicht wieder und plötzlich rannte er davon und lies mich allein zurück. Die Schmerzen wurden schließlich so groß, dass ich das Bewusstsein verlor. Als ich am nächsten Tag aufwachte, lag ich immer noch im Wald. Mein ganzer Körper schmerzte noch immer wie die Hölle, aber ich war wieder ein Mensch. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, was gestern Nacht passiert war. Ich nahm einfach an, dass ich die Verwandlung zum Werwolf überstanden hatte und das Vampirgift keinen Einfluss darauf hatte. Bis ich in den darauffolgenden Wochen eigenartige Dinge feststellte und mir bewusst wurde, dass ich halb Wolf, halb Vampir war.“ Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll, so sehr schockt mich die Geschichte. „Es tut mir so leid!“, flüstere ich und dann fehlen mir wieder die Worte. „Mach dir keine Gedanken, ich hab mich in den letzten Monaten daran gewöhnt und es ist gar nicht so schlecht. Ich muss nur aufpassen, dass ich durch meinen Geruch nicht auffalle, was mir schon perfekt Misslungen ist. Ich weiß, dass Ethan und Drake etwas ahnen, nicht wahr?“, fragt er plötzlich und sieht mich eindringlich an. Ich überspiele meine Unsicherheit und lüge: „Nein, sie ahnen nichts, zumindest wüsste ich nichts davon.“ „Eigenartig…aber umso besser wenn sie nichts wissen!“, meint Mason und wirft erneut einen kleinen Stein ins Wasser. „Mason, was hat deine Geschichte nun mit der Verwandlung von einem Menschen zu einem Vampir zu tun? Ich verstehe nicht ganz den Zusammenhang?“, gestehe ich ihm. „Um ein Vampir zu werden, brauchst du die Hilfe eines Werwolfs. Du musst das Blut eines von einem Wolf gebissenem Schaf trinken.“ Ich verziehe angeekelt das Gesicht. „Es darf aber nicht irgendein Schaf sein, es muss ein Dornschaf sein, welches allerdings schwer zu finden ist. Sie leben in kleinen Herden verstreut in steinigem Gelände weit entfernt von hier. Wenn man es schafft, dieses Blut zu trinken, setzt die Verwandlung nach zwei Tagen ein.“ Ich sehe ihn verwirrt an. Für mich klingt das nach einer erfundenen Geschichte. Das kann doch nicht wirklich wahr sein? „Woher weißt du, dass das klappt?“, frage ich ihn. Er sieht mich an. „Ich hab ein altes Tagebuch meiner Mutter gefunden, indem sie von einem Menschen schreibt, dem das gelungen ist. Es war kurz vor dem Krieg…bevor meine Eltern ums Leben kamen.“ Ich überlege. Ob das wirklich funktioniert? „Warum erzählst du mir das? Warum willst du mir dabei helfen, meinen Wunsch zu verwirklichen? Wir kennen uns kaum…“, meine ich unsicher. „Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht warum ich unbedingt das Bedürfnis habe, dir zu helfen. Vielleicht liegt es daran, dass ich weiß, wie es ist auf gewisse Art und Weise anders zu sein. Oder es ist einfach die Gewissheit, dass ich  weiß, wie man dich verwandeln kann. Das ich denke, es wäre nicht fair, dir so etwas zu verheimlichen.“ Ich denke über das, was Mason eben gesagt hat nach. „Überleg es dir einfach, ich hab dir hier meine Nummer aufgeschrieben. Ich bin bereit dir zu helfen und du kannst dich jederzeit bei mir melden.“ Ich sehe ihn an und umarme ihn dankbar. „Ich überlege es mir, versprochen!“, bestätige ich und löse mich aus der Umarmung. Aufmunternd lächelt Mason mich an.

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Texte: Alle Rechte liegen bei mir!
Tag der Veröffentlichung: 07.02.2013

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