Es war einmal ein kleines Mädchen mit dem Namen Sophie.
Sie lebte mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in einem Haus
am Waldrand. Eines Tages bekam sie nach dem Eislaufen einen
fürchterlichen Schnupfen. Ihre Mutter setzte sich an ihr
Bett und gab ihr einen Löffel Tannenwipfelsirup und erzählte
ihr folgende Geschichte :
In den tiefen Wäldern nahe am See stehen hohe Tannenbäume
und es wachsen auch viele kleine Tannenbäume am Boden.
Einmal im Jahr kommen die Rehe im Frühling und essen die
grünen Spitzen der Tannenwipfel. Das machen sie damit sie
keinen Schnupfen bekommen und sie der Jäger nicht hört, wenn
sie im Wald laut niesen. Es gibt eine freundliche runde
dunkelhaarige Fee die über die Tannenwipfel wacht, und
darüber das die Bäume gut wachsen im Wald. Sie fliegt über
die Spitzen der Bäume und besprüht die Wipfel mit Morgentau.
Im Frühjahr geht jede Mutter in den Wald und sammelt
Tannenwipfel. Sie legt sie in Honig ein und nach 4 Wochen
nimmt sie die Wipfel aus dem Honig und hat einen
Tannenwipfelsirup den sie in eine dunkle Flasche füllt. Wenn
dann der Herbst und Winter kommt und manch einer einen
Schnupfen bekommt, nimmt die Mutter den Tannenwipfelsirup
aus dem Kasten und gibt dem verkühlten Kind einen Löffel
davon, so wie ich Dir heute einen Löffel davon gegeben habe.
Und am nächsten Morgen geht es dem Kind dann schon viel
besser.
Damit hörte die Geschichte der Mutter auf und sie strich der
kleinen Sophie über den Kopf, drehte das Licht im
Kinderzimmer ab und verließ den Raum.
Die kleine Sophie schloss ihre Augen um zu schlafen.
Plötzlich kitzelte es an ihrer Nase. Sie setzte an zu einem
großen Nieser. " Hatschi ! " " Und geschaftt !" hörte
Sophie. Sie öffnete die Augen wieder und sah in der
Dunkelheit eine kleine dicke braunhaarige Fee, die um ihre
Nase herumflog. Die Fee sah Sophie in die Augen. Sie
stöhnte. " So schwer dieser Schnupfen ! Puh ! Warte ich
ziehe ihn aus Deiner Nase raus." Sophie spürte wieder ein
starkes Kitzeln in der Nase." Hauruck! " sagte die kleine
Tannenwipfelfee.Ein leuter Nieser rutschte aus der Nase von
Sophie. Die kleine Fee fing ihn auf und zog ihn fest von
Sophies Nase weg.
Sophie spürte sofort die Erleichterung in ihrer Nase.
"Danke ! Wer bist Du ??" fragte sie die rundliche Fee, die den
Schnupfen weg von Sophie zum Papierkorb rollte und auf ein
dort liegendes Taschentuch schob.
" Bitte gerne ! Ich bin die Tannenwipfelfee" sagte die Fee
zu ihr und flog dann schnell wieder in die Flasche
Tannenwipfelsirup zurück.
" Wohnst Du da drinnen ? " Fragte sie Sophie.
Manchmal, aber eigentlich nur solange jemand mich braucht.
Sonst fliege ich wieder zurück in den Wald und
gieße die Tannenwipfel, damit sie wachsen und zu grossen
Tannenbäumen werden. Ich glaube morgen ist Dein Schnupfen
ganz aus der Nase weg und ich kann zurück fliegen.
Es ist ja bald Weihnachten und ich muss noch den Christbaumwald
vorbereiten."
Sophie staunte nicht schlecht. " Du bist auch für alle
Christbäume zuständig ?" Die Fee nickte. "Ganz schön viel
Arbeit im Wald im Dezember. Bevor das Christkind kommt und
die Weihnachtsbäume holt, bereite ich die Tannen darauf vor.
Ich hole alle anderen Tannenwipfelfeen aus den Baumspitzen
und sage ihnen das sie sich neue Wipfel suchen müssen, lege
Christbaumglanz auf die Nadeln und lasse das Harz besonders
stark duften. Ich habe eigentlich eine große Verantwortung
vor Weihnachten."
Sophie lächelte. "Und trotzden bist Du zu mir gekommen um
mir zu helfen ?" Die Fee lächelte zurück. "Unsere allererste
Pflicht als Feen ist es den Menschen und Tieren zu helfen.
Wir sind ja ganz schön stark, auch wenn wir so klein
aussehen, und dadurch das wir überall hinfliegen können sind
wir natürlich sehr schnell dort wo wir gebraucht werden."
"Wie heute bei mir !" rief Sophie erfreut aus.
" Ja liebe Sophie, Dein Schnupfen war ja gewaltig schwer, ich bin
richtig ins Schwitzen gekommen, als ich ihn aus deiner Nase
ziehen musste !" sagte die Tannenwipfelfee.
"Danke noch einmal ! " sagte Sophie.
" Schlaf jetzt, Kind. Dann kannst Du morgen schon aufstehen und ich kann in den
Wald zurück." bemerkte die Fee freundlich.
Sophie legte sich wieder nieder und schloss
die Augen. "Gute Nacht Sophie ! " flüsterte die Fee.
" Gute Nacht Tannenwipfelfee ! " sagte Sophie und schlief ein.
Am nächsten Morgen war der Schnupfen weg.
Und die Fee sah Sophie auch nicht mehr. Nur die Flasche mit
Tannenwipfelsirup stand neben ihrem Bett.
War der Besuch der Tannenwipfelfee doch nur ein Traum gewesen ?
Einige Tage später war Weihnachten. Sophie freute sich auf
das Christkind und ging mit der Mutter im Wald spazieren,
während der Vater das Essen vorbereitete, geräucherten Fisch
mit Kartoffelsalat. Sophie betrachtete die glänzenden Bäume
im Wald. Ein Hase lief durch das Dickicht und ein Reh blieb
kurz stehen und sah die Spaziergänger mit grossen Augen an,
bevor es wieder wegrannte. Sophie atmete tief den Tannenduft
ein und lobte ihre Mutter. " Mama, es war so klug von Dir
die Tannenwipfel im Frühjahr zu sammeln und einen
Tannenwipfelsirup zu machen. Mein Schnupfen ist weg. " Die
Mutter lächelte.
Als sie nachhause kamen war das Christkind schon dagewesen
und hatte einen schönen Baum gebracht. Sie hatten nicht mal
bemerkt im Wald wie das Christkind den Baum geholt hatte, so
leise war es gewesen. Auf dem Christbaum hingen viele
goldene und bunte Glaskugeln, leuchtende Kerzen brannnten
und einige fröhliche Wachsanhänger dufteten nach Honig. "
Findest Du nicht, das der Baum besonders stark nach Harz
duftet ?" fragte Sophie ihren Vater. Der stimmte ihr zu.
Sophie entdeckte im Christbaum eine kleine bunte rundliche
Fee aus Glas und erkannte sofort die Tannenwipfelfee wieder.
Das Christkind hatte die Fee portraitieren lassen !
Sophie freute sich sehr. Sie packte die Geschenke aus
und verspeiste mit der Mutter, dem Vater und ihren Geschwistern die
geräucherten Fische. Alle lobte den Vater wegen seinem
tollen Kartoffelsalat.
Nach dem Essen gingen sie in die Kindermette
und sangen laut das Lied " Stille Nacht ! "
Sophie war überglücklich. So schön war Weihnachten noch nie
gewesen, so voller Glanz, den die Tannenwipfelfee über den
Christbaum gestreut hatte.
Mag.art.Katharina Kahler ist Drehbuch und Kinderbuchautorin.
Sie kommt aus dem Salzkammergut und lebt in Wien.
Tannenwipfel pflückt man am Besten im Frühjahr, wenn sie austreiben und ganz zart und hellgrün sind.
Sie können auch Fichtenwipfel verwenden wenn keine Tannen in der Nähe sind.
Achten Sie darauf die Tannen nicht leer zu pflücken, damit sich der Baum gut entwickeln kann.
Und fragen Sie Ihren Förster im Zweifelsfall ob und wieviel im Wald gepflückt werden darf.
Die hellgrünen Wipfel werden mit warmem Wasser gewaschen und dann in Schichten mit Rohrzucker oder Honig in Gläser gefüllt.Ein Drittel Honig oder Zucker sollte mit zwei Drittel Tannenwipfeln kombiniert werden, wobei immer eine Schicht dünn auf die andere folgt.
Die Gläser vorher heiss auswaschen und dann gefüllt gut verschluessen und an einem dunklen Ort mindestens 4 Wochen lagern. Der Tannenwipfelsirup kann auch 2 Monate so gelagert werden.
Dann die Gläser öffnen und die Wipfel durch ein Sieb pressen, sodass nur der Sirup übrig bleibt.
Den Sirup in eine Flasche füllen und kühl und dunkel lagern.
Der im Frühjahr geerntete und angesetzte Sirup ist im Herbst und Winter ein ausgezeichnetes Mittel gegen Schnupfen und Verkühlungen.
Sie können ihn pur trinken, in kleinen Mengen über den Tag verteilt, auch vorbeugend.
Und sie können den Sirup zum Süssen von Tee und Milch verwenden.
Texte: Mag.art.Katharina Kahler
Bildmaterialien: Mag.art.Katharina Kahler
Tag der Veröffentlichung: 14.12.2016
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