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Revolutionen und Diktatoren

 

 

 

 

 

Auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Ende des Faschismus in Deutschland und Italien, gab es noch viele Jahre Diktatoren in Europa.

 

In Portugal spielte sich im Jahre 1974 etwas ab, dass gemeinhin als Nelkenrevolution bezeichnet wird. Der Militärputsch gegen den autoritären Diktator Estado Novo wird so genannt, weil sich die Soldaten rote Nelken in die Gewehrläufe steckten. Doch wie kam es dazu?

 

Am 24. April in diesem Jahr spielte der portugiesische Rundfunk um 22.55 Uhr das Lied E depois do Adeus (Und nach dem Abschied). Der Song war Beitrag Portugals zum ESC und insofern unverdächtig. Das war aber das Geheimsignal der aufständischen Truppen für den geplanten Staatsstreich.

 

Gegen 0.20 Uhr des Folgetages verlas ein Sprecher im katholischen Rundfunk, der außerhalb der staatlichen Kontrolle stand, den Text zu der ersten Strophe des Liedes Grândola, Villa Morena (Grândola, braun gebrannte Stadt) und spielte danach diesen verbotenen Song. Das war das zweite verabredete Geheimzeichen.

 

Die MFA, die Movimento das Forças Armadas, die linksgerichtete Bewegung der Streitkräfte fuhr mit etlichen Militärfahrzeugen in die Hauptstadt Lissabon, um den Diktator zu stürzen. Dieser erklärte nach mehrstündigen Verhandlungen, dass er zur Abdankung bereit sei. All das verlief unblutig, es fiel kein einziger Schuss. Allerdings starben vier Menschen, als regimetreue Truppen auf die Demonstranten feuerten. Genau zwei Jahre später gab es die ersten freien und demokratischen Wahlen in Portugal. Die Portugiesen sind stolz auf diese Revolution und feiern den 25. April seitdem als Feiertag, sie nennen ihn Dia da Liberdade (Tag der Freiheit). 1986 trat Portugal zusammen mit Spanien der EG, der späteren EU bei. Seinerzeit war Portugal das ärmste Land der EG. Das hat sich grundlegend geändert.

 

Auch in Spanien gab es einen Sturz eines faschistischen Regimes im November 1975, als Franco starb und der König Juan Carlos I. einen Demokratisierungsprozess einleitete. Fast vierzig Jahre war Franco an der Macht.

 

Noch immer gibt es Diktatoren auf der Welt, so zum Beispiel in Weißrussland, neuerdings Belarus genannt. Dort ist Aljaksandr Lukaschenko an der Macht. Er ist seit 1994 Machthaber und hat nach eigenen Angaben als einziger Abgeordneter im weißrussischen Obersten Sowjet im Jahre 1991 gegen die Loslösung des Landes von der Sowjetunion gestimmt.

 

Ein weiteres Land, das einst zur Sowjetunion gehörte, ist Kasachstan. Dortiges Staatsoberhaupt ist Qassym-Schamart Toqajew, der erst seit 2019 Machthaber ist. Zuvor war dort Nursultan Nasarbajew Staatsoberhaupt. Er übergab seinen Posten an den oben genannten ausgesuchten Nachfolger, hat aber mehr oder weniger noch die Fäden der Macht in der Hand.

 

In Nordkorea gibt es die Diktatur seit Gründung des Staates im Jahre 1948. Zunächst war Kim Il-sung an der Macht, bis zu seinem Tode im Jahre 1994, danach sein Sohn Kim Jong-Ils bis 2011 und schließlich sein Enkel Kim Jong-Uns. Sozusagen ist es eine Erbdiktatur. Einer war schlimmer als der andere. Mit brutaler Gewalt wurden und werden Gegner eliminiert, auch Familienangehörige. Pressefreiheit existiert in diesem Land nicht.

 

Nicht viel besser ist es in der Volksrepublik China. Dem Kommunismus hat man dort entsagt, nicht aber der Unterdrückung der Bevölkerung. Ein falsches Wort und man landet dort im Gefängnis. Machthaber und Staatspräsident ist Xi Jinping, der Ministerpräsident heißt Li Keqiang. Xi Jinping wird sein Amt auf Lebenszeit ausüben, während Li Keqiang irgendwann in Rente gehen wird. Am 3. und 4. Juni 1989 schlug das Militär einen Protest brutal nieder. Es gab 2.600 Tote und circa 7.000 Verletzte seitens der Aufständischen.

 

Auch in Südamerika und in Afrika gibt und gab es Diktatoren, z.B. Idi Amin in Uganda, Daniel Ortega in Nicaragua und Emmerson Mnangagwa in Simbabwe. Die Liste lässt sich noch fortsetzen. Manche von denen, die noch an der Macht sind, werden in absehbarer Zeit gestürzt werden. Das führt aber nicht automatisch dazu, dass in diesen Ländern die Demokratie einziehen wird. Vielmehr ist zu befürchten, dass das noch lange Jahre so andauern wird. Frieden wird die Menschheit erst in Jahrhunderten finden.

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Bildmaterialien: www.deutschlandfunk.de
Tag der Veröffentlichung: 18.02.2023

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