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Hubert und die neue Armbanduhr

 

 

Ich, Hubert Hundertmark, habe vor zwei Wochen Geburtstag gehabt. Meine liebe Frau hat mir ein ganz tolles Geschenk gemacht: eine neue Armbanduhr. Dabei war die alte noch sehr gut, ich meine jetzt die Uhr, nicht Wilma.

 

Die neue Uhr war eine ganz moderne mit vielen tollen Funktionen. Wilma hatte das im Werbefernsehen gesehen und war begeistert. Ich zunächst auch, doch dann gab es Probleme. Aber der Reihe nach. Die Uhr konnte Schritte zählen, die Herzfrequenz messen, den Schlaf analysieren und vieles mehr. Sie konnte sogar messen, wann ich meinen Eisprung habe. Alles gut und schön. Die Tücken sollte ich bald darauf kennen lernen.

 

Ich fuhr mit Wilma nach Hamburg zum dortigen Winterdom. Wie Sie sich vielleicht erinnern, hatte ich dort seinerzeit kein schönes Erlebnis. Meine Frau brauchte lange, um mich zu überreden, erneut dort hinzufahren. Sie hatte bei der hiesigen Zeitung einen Gutschein im Wert von 100 Euro für Fahrgeschäfte und Imbissbuden auf dem Dom gewonnen. „Den können wir doch nicht verfallen lassen“, argumentierte sie. Dagegen konnte ich nichts sagen. Ich überwand meinen Widerwillen.

 

Es war sehr voll auf dem Rummelplatz. „Welch ein Geschiebe und Gedränge. Lass uns erst einmal etwas trinken und essen“, sagte ich. Wir begaben uns zu einem überdachten Stand, wo es beides gab. Dort wurden Currywurst und Pommes angeboten, wobei nichts zu beanstanden war. „Heute hast du mal nichts zu meckern“, stellte Wilma fest und grinste. Sie zündete sich danach eine Zigarette an. „Zu meckern hätte ich höchstens, dass du immer noch nicht das Rauchen aufgegeben hast“, konterte ich. Mein Blick ging nach draußen. Da war eine hochmoderne Achterbahn aufgebaut, mit Dreifach-Looping. „Traust du dich, da mitzufahren?“, fragte mich Wilma. Ich schüttelte energisch den Kopf. Als sie daraufhin mehrfach „Feigling“ rief, überlegte ich es mir anders.

 

Wir tranken aus und gingen hinüber zur Achterbahn. Vor der Kasse war eine lange Schlange. Dort mussten wir uns anstellen, um die Gutscheine gegen Fahrkarten zu tauschen. „Ganz schön happig diese Fahrpreise“, bemerkte ich, als ich auf die Preistafel sah. „Das stimmt, normalerweise hätte ich das nie bezahlt“, pflichtete mir Wilma bei.

 

Mehrere Warntafeln waren aufgestellt. Unter anderem wurden Schwangeren abgeraten, die Fahrt zu machen. „Na, da habe ich ja nichts zu befürchten“, scherzte meine Frau. Des Weiteren wurde empfohlen, Handys und Brillen sicher zu verstauen. Das taten wir auch. Da wir beide kein künstliches Gebiss hatten, war es nicht nötig, darauf zu achten.

 

Dann ging die Fahrt los. Es war sehr aufregend, das muss ich zugeben. Nachdem diese beendet war und wir ausstiegen, blinkte meine neue Armbanduhr wie verrückt. „Das ist ja merkwürdig. Was kann das nur sein?“, sagte ich zu meiner Frau. Sie zuckte nur mit den Schultern und antwortete: „Keine Ahnung. Aber das steht bestimmt in der Gebrauchsanleitung.“ Die hatte ich natürlich nicht dabei und richtig durchgelesen hatte ich sie auch nicht.

 

Wir schlenderten weiter über den Platz, vorbei an den Stand mit den gebrannten Mandeln und den Fischbrötchenstand. Das weckte unangenehme Erinnerungen an meinen früheren Besuch. Die hatten ihre Verkaufsschilder immer noch nicht berichtigt. Das war wirklich ungeheuerlich. Ich wollte gerade dort meinen Ärger Luft machen, als plötzlich mehrere Rettungs- und Streifenwagen heranbrausten und vor uns stehen blieben. „Da ist er, da ist er“, rief einer der Männer und zeigte auf mich. Ich war verdattert. Was war geschehen?

 

„Sind Sie wirklich verletzt? Sie sehen aus, als ob Ihnen nichts passiert ist“, stellte der Mann fest. Jetzt klärte sich auf, was geschehen war. Meine neue Armbanduhr hatte den Alarm ausgelöst, weil sie davon ausging, dass ich einen schweren Verkehrsunfall hatte und deswegen geblinkt. „Das wird teuer für Sie, mein Herr“, sagte der Einsatzleiter und ergänzte: „Sie hätten den Alarm sofort abschalten müssen. Besser noch wäre es gewesen, wenn sie die Uhr vor der Fahrt abgenommen hätten.“

 

Ich war baff, und das passiert einem Hubert Hundertmark selten. Gegen den zu erwartenden Kostenbescheid konnte ich wohl nichts machen, aber ich konnte mich beim Betreiber der Achterbahn beschweren, wegen der fehlenden Warntafeln für das Tragen von Armbanduhren während der Fahrt. Allerdings wurde aus der Beschwerde nicht, denn ich musste leider feststellen, dass da sehr wohl davor gewarnt wurde. Es war ein sehr neues Schild. Das war sehr ärgerlich. Zum zweiten Mal an diesem Tag konnte ich mich nicht beschweren. So etwas ist frustrierend für einen Hubert Hundertmark.

 

Wir bummelten noch über den Winterdom und lösten die restlichen Gutscheine ein. Danach fuhren wir zurück nach Buxtehude. „Vergiss nicht, deine Armbanduhr abzunehmen“, scherzte Wilma, nachdem wir ins Auto gestiegen waren. Sie hatte an diesem Tag offenbar einen Clown gefrühstückt. Mir hingegen war das Lachen vergangen, umso mehr, als ich zu Hause die Gebrauchsanleitung der Uhr las. Dort stand doch tatsächlich, dass dringend davon abgeraten wird, die Uhr in Achterbahnen und vergleichbaren Fahrgeschäften zu tragen, da nicht auszuschließen sei, dass diese Alarm auslösen würde.

 

Das durfte doch nicht wahr sein! Da widerfuhr mir derart Übles und ich kann mich nirgendwo beschweren. Vor lauter Ärger nahm ich mein Lieblingsbuch zur Hand, um meine Laune aufzubessern. Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams würde mir dabei helfen.

 

 

 

 

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Bildmaterialien: www.trendblog.euronics.de
Tag der Veröffentlichung: 23.12.2022

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