Ich bin Herbert Hundertmark und Nervenarzt, wie Sie schon wissen. Nachdem ich neulich mal wieder mit meinem Bruder Hubert telefoniert habe, hatte ich beschlossen, ein Buch zu schreiben. Es wird eine Chronik über unsere Familie. Bis ins 13. Jahrhundert kann man unsere Ahnenreihe lückenlos zurück verfolgen. Meine Vorfahren haben die Geschichte Deutschlands und Europas immer wieder beeinflusst und entscheidend geprägt. Hubert wollte das schon vor langer Zeit in Angriff nehmen, hat aber bislang keine Zeit dafür gefunden. Er hat ja auch viel zu tun. Daher werde ich das nun tun. Ich bin mir klar darüber, dass das nicht einfach wird. Aber es soll ja gut werden.
Zum Glück konnte ich auf zahlreiche Quellen zurückgreifen. In unserer Familie wird so schnell nichts weggeworfen, jedenfalls keine Papiere und Unterlagen. Natürlich haben diverse Kriege einiges davon vernichtet, aber diese Verluste sind zum Glück eher minimal. Allerdings ging beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs im Jahr 2009 etliches aus der rheinländischen Linie unserer großartigen Familie verloren. Das ist äußerst bedauerlich.
Mitte des 13. Jahrhunderts gelang Hubertus Hundertmark, einem alt eingesessenen Müller, eine wesentliche Verbesserung der in seiner Wassermühle eingebauten Nockenwelle. Diese wurde schon zweihundert Jahre früher erfunden, aber erst seine großartige Konstruktion setzte sich im heutigen Deutschland und dann in ganz Europa durch. Leider existieren von unserem Vorfahren keine Bilder. Er war wohl viel zu bescheiden, um sich porträtieren zu lassen. Auch ist weder sein Geburts- noch sein Sterbedatum bekannt.
Etwa einhundert Jahre später, im Jahre 1315, brachte Kunibert Hundertmark, der ein Freund von dem Franziskanermönch Benjamin Schwarz war, diesen auf die Idee, das Schwarzpulver zu verbessern. Der Legende nach, geschah dieses durch Zufall. Das stimmt aber nicht. Kunibert hat das veranlasst, weswegen es korrekterweise Hundertmarkpulver und nicht Schwarzpulver heißen müsste.
Im Jahre 1488 begegnete in Nürnberg der Kunstmaler Michael Hundertmark dem damals noch unbekannten Albrecht Dürer. Zwischen beiden entwickelte sich rasch ein freundschaftliches Verhältnis. Michael war ein Meister des Holzschnittes. Dürer war von ihm derart begeistert, dass er seine Arbeiten auf ihn ausrichtete, er war sein großes Vorbild. Leider ist Michael Hundertmark heutzutage weitestgehend vergessen, während Dürer immer noch weltberühmt ist.
Kommen wir zum 16. Jahrhundert. Es war das kürzeste Jahrhundert bislang bedingt durch die Umstellung von dem julianischen zum gregorianischen Kalender. Zehn Kalendertage gingen verloren. Das nur am Rande, daran wir Hundertmarks ausnahmsweise nicht beteiligt. Aber am 31. Oktober 1517 nagelte Martin Luther bekanntlich seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg. So ist es überliefert. In Wirklichkeit war das Konstantin Hundertmark, Luthers größter Unterstützer und Ideenlieferant. Er konnte zwar ausgezeichnet reden, der Herr Luther, aber all seine Texte hat tatsächlich unser Vorfahr verfasst.
Im Jahre 1683 belagerten die Türken Wien. Ernst Rüdiger Hundertmark war seinerzeit Stadtkommandant von Wien. Er verteidigte die Stadt zwei Monate lang erfolgreich gegen ein 120.000 Mann starkes Heer der Osmanen. Als ich meine Erkenntnisse darüber unseren österreichischen Freunden, den Brüdern Gruber mitteilte, waren diese sehr überrascht darüber. Sie hatten einen ganz anderen Namen auf dem Schirm. Aber dieser Irrtum ist jetzt ausgeräumt.
Weiter zum 18. Jahrhundert. Es war im Jahr 1789, als in Frankreich die Revolution begann. Peter Hundertmark, der aus dem Elsas kam, war als Vertreter des sogenannten dritten Standes aus Bürgern und Bauern in das Parlament gewählt worden. Er empörte sich am 05. Mai 1789 darüber, dass bei dem Eröffnungszeremoniell in Versailles sich ihre Plätze selbst aussuchen mussten, während der Adel und der Klerus in großer Festgarderobe auf reservierten Plätzen sitzen durften. Peter sagte während der Versammlung lauthals „So darf das nicht weiter gehen“. Das wiegelte andere Bauern und Bürger aus dem dritten Stand auf und führte schlussendlich dazu, dass etwa zwei Monate später zum Sturm auf die Bastille und später zur Flucht von Ludwig XVI. kam. Die späteren Ereignisse in Frankreich missbilligte Peter allerdings, insbesondere das Kopfkürzermachen. Letztendlich führte das dazu, dass ihm das Selbe widerfuhr.
Ab dem Jahre 1883 wurden durch Otto von Bismarck die Sozialversicherungen in Deutschland eingeführt, zunächst die Krankenversicherung, dann die Unfallversicherung und schließlich die Rentenversicherung. Und wessen Idee war das eigentlich? Natürlich die eines unserer Familienmitglieder, nämlich die von Edgar Hundertmark, einem kleinen Beamten in Preußen. Er selbst war zwar gut abgesichert, aber er hatte einen guten Freund, der einen schweren Arbeitsunfall hatte und nun nicht mehr arbeiten konnte. Dieser hatte sieben Kinder, seine Frau war bei der Geburt des letzten Kindes gestorben. Jetzt stand der arme Mann völlig mittellos da. Edgar konnte das nicht mitansehen. Er schrieb einen langen Brief an Bismarck, den er sehr verehrte. Dieser zeigte sich darüber so geschockt, dass er sich persönlich von den Lebensverhältnissen des Freundes von Edgar überzeugte. Daraufhin veranlasste Bismarck die entsprechenden Maßnahmen. Dadurch wurden die Umstände eines Großteils der Bevölkerung verbessert. Leider taucht Edgar diesbezüglich nirgendwo in den Geschichtsbüchern auf. Das muss sich unbedingt ändern.
Zum 20. Jahrhundert. Dort sind schreckliche Dinge passiert, aber auch wunderschöne. Es war im Jahre 1969, als die Amerikaner das erste Mal auf dem Mond gelandet sind. Tja, und wer war an der technischen Abwicklung maßgeblich beteiligt? Natürlich jemand aus unserer Familie, nämlich Roland Hundertmark, der Jahrzehnte zuvor nach Amerika ausgewandert war. Er hat seine deutschen Ursprünge aber niemals verleugnet. Roland war ein mathematisches Genie. Durch seine Berechnungen ist die Landung auf dem Mond überhaupt erst möglich geworden. Außerdem rettete er durch seine Hinweise die Besatzung von Apollo 13 vor dem sicheren Tod.
Das 21. Jahrhundert ist noch jung, es ist erst wenige Jahrzehnte alt. Wir wissen noch nicht, was alles geschehen wird. Aber meine Schwester Berta hat eine fantastische Erfindung gemacht: unsichtbares Metall! Sie hat damit großartige Vermarktungschancen, da bin ich mir sicher. Aber ist das Ereignis in diesem Jahrhundert, mit dem ein Mitglied unserer großartigen Familie die Geschichte Deutschlands und Europas entscheidend beeinflusst hat? Das wird sich zeigen.
Das ist ein kleiner Ausschnitt von dem, was ich für mein Buch ermittelt habe. Wenn Sie mehr von meiner Familie und ihren Leistungen erfahren wollen, kaufen Sie dieses Buch, sobald es erhältlich ist. Sie werden es nicht bereuen. Danach können Sie durchaus Ihren Freunden und Verwandten davon erzählen, aber nicht alles, denn es sollen ja noch mehr Bücher verkauft werden.
Bildmaterialien: www.pro-heraldica.de
Tag der Veröffentlichung: 15.08.2022
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