In Dänemark lebte einst ein Modedesigner namens Hans, der zusammen mit seinem Partner Christian sehr erfolgreich war. Doch in letzter Zeit gingen die Umsätze zurück.
„Wir brauchen unbedingt etwas Neues, Innovatives“, klagte Hans. Christian nickte und entgegnete: „Ja, es muss etwas sein, bei dem Karl, Yves, Wolfgang und Giorgio vor Neid erblassen.“ Hans lachte und sagte: „Der Karl ist doch sowieso schon blass, bei dem vielen Puder, das der immer auftut.“ Hans antwortete: „Aber ernsthaft, mein Lieber. Hast du eine zündende Idee?“ „Nun, wir könnten inserieren. Vielleicht meldet sich ja jemand, der einen neuen Stoff hat.“
So geschah es, dass sich bald darauf einige Leute meldeten, die etwas Interessantes anboten. Ganz besonders stachen zwei Männer heraus, die ihren neuen Stoff anpriesen. Er hätte nicht nur schöne Muster und Farben, sondern auch eine wunderbare Eigenschaft. Er war für jene Menschen unsichtbar, die in ihrem Amt nicht taugten oder unverzeihlich dumm waren.
Bei der Vorführung sahen jedoch weder Hans noch Christian etwas, das wollten sie jedoch nicht zugeben. Sie dachten nur an den Profit, den sie erhofften. Sie konnten aber auch nichts sehen, denn die Männer, die den Stoff anboten, waren Betrüger. Es gab gar keinen Stoff!
Hans und Christian gaben den Betrügern viel Geld als Vorschuss. Diese legten los und taten so, als ob sie aus dem Stoff Kleider nähten. Damit gingen sie zu Hans und Christian und zeigten ihnen diese. Die beiden konnten jedoch immer noch nicht nichts erblicken, denn es war auch nichts zu sehen. Das wollten Hans und Christian jedoch nicht eingestehen, sie wollten nicht für dumm gehalten werden. Daher sagten sie nichts und zeigten sich angetan von dem, was vorgeblich geschaffen wurde.
Als einige Wochen später zehn junge, hübsche Mädchen mit wohlgeformten Brüsten und Hüften in dem Atelier erschienen, um die Kleider anzuprobieren, sagte man auch ihnen, dass der Stoff für jene unsichtbar sei, die dumm waren. Keines der Mädchen gab jedoch zu, dass sie nichts erblickten. Sie wollten nicht für dumm gehalten werden. „Sie sind so leicht, diese Kleider. Man glaubt, man habe nichts am Körper“, rief eine der jungen Damen. Die anderen nickten und klatschten Beifall.
Die Präsentation der neuen Kollektion wurde im elegantesten Kopenhagener Hotel vorgeführt und von zahlreichen Fernsehsendern übertragen. Auch keiner der Journalisten und Kameraleute wollte eingestehen, dass nichts zu sehen war und jeder der Damen splitternackt über den Laufsteg lief.
Doch dann rief ein kleines Kind, das mit seinem Vater zu der Präsentation mitgekommen war: „Die haben gar nichts an!“ Nun sagte der Vater: „Hört die Stimme der Unschuld!“ Alle Leute erröteten und gestanden ein, dass es die Kleider nicht gab und die Mädchen nackt waren.
Die beiden Betrüger wurden mit Schimpf und Schande fortgejagt. Hans und Christian mussten nach dieser Blamage ihr Atelier schließen und arbeiteten fortan als Schneider für Wolfgang und Karl.
Bildmaterialien: www.studycheck.de
Tag der Veröffentlichung: 06.03.2022
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