Im März 2008 unternahm ich mit meinem Freund Karsten auf unsere dritte Kreuzfahrt mit der AIDA. Es sollte in die südliche Karibik gehen, unter anderem nach Panama, Costa Rica und Kolumbien. Die Reise begann mit Hindernissen. Es war sehr stürmisch, die Oberleitung der Bahn riss, so dass sich die Abfahrt des Zuges von Hannover nach Düsseldorf verzögerte. Als wir dann in Düsseldorf mit dem Shuttlebus in unser Hotel gebracht wurden, erwischte der Fahrer das falsche Holyday Inn. Wer konnte ahnen, dass es davon mehrere in dieser Stadt gab. Schließlich erreichten wir doch die richtige Unterkunft.
Am nächste Morgen fuhr uns eine sehr resolute Fahrerin zum Flughafen. Während der Fahrt schimpfte sie ausgiebig über die ungeliebte Nachbarstadt Köln. Wir erließen nicht unerwähnt, dass wir Hannoveraner ein ebenso herzliches Verhältnis zu Braunschweig haben. Unterdessen tobte der Orkan immer noch Deutschland, mit der Folge, dass alle Maschinen Verspätung hatten. Unsere sollte um 13 Uhr abfliegen. Zunächst wurde der Start auf 14.10 Uhr verschoben, dann auf 15 Uhr. Wir blickten aus dem Warteraum auf unser Flugzeug. Zwei Techniker kümmerten sich intensiv darum, da aus dem rechten Haupttriebwerk irgendeine Flüssigkeit austrat. Das sah nicht gut aus. Schließlich ging es um 16.15 Uhr dann doch noch los.
Am nächsten Tag landeten wir um 02.15 Uhr in Panama-Stadt. Bald darauf waren wir an Bord der AIDA. Ich war todmüde, ließ mich aber überreden, mich mit meinem Mitreisenden an die Poolbar zu begeben, zumal unsere Koffer noch nicht da vor. Nachts um halb vier Uhr einen Cocktail trinken! Das habe ich auch noch nie zuvor gemacht. Wir schliefen aus und sahen uns danach die Vorschau auf die Touren in Panama und Costa Rica an. Ausruhen und Entspannen war anschließend angesagt.
Für Panama hatten wir eine Tour auf dem Panamakanal gebucht. Dazu ging es mit dem Bus nach Gamboa und mit dem Schiff (nicht die AIDA) durch diverse Schleusen auf dem Kanal. Insgesamt war das nicht besonders aufregend und auch nicht schön. Janosch hat unrecht. Oh, wie schön ist Panama: das gilt leider nicht.
Ganz anders war es am nächsten Tag. Ich war tief beeindruckt, gleich nachdem wir das Schiff verlassen hatten und in den Bus gestiegen war, der uns an unser Ziel bringen sollte. Alles war hier viel sauberer und die Straßen waren in einem weit besseren Zustand als im Nachbarland. Der Guide war redselig und war sichtlich stolz auf sein Heimatland. „Costa Rica ist ein glückliches Land. Hier gibt es kaum Arbeitslosigkeit und hierher kommen Gastarbeiter aus Nicaragua und Panama“, berichtete er. Ferner erzählte er, dass das Land seinen Strombedarf zu 100 % regenerativen Quellen gewinnt und gut ein Viertel der Landesfläche unter Naturschutz stehen. Nicht unerwähnt blieb, dass Costa Rica seit den 50er Jahren eine stabile Demokratie hat. Hier gab es im Gegensatz zu anderen Ländern Lateinamerikas weder Unruhen noch Bürgerkriege. Das alles hörte sich sehr gut an. Ich war allerdings gewohnt, dass heimische Fremdenführer ihr eigenes Land stets im allerbesten Licht stellen. Meistens stellte sich bei einer Nachprüfung heraus, dass vieles davon nicht stimmte oder übertrieben war. In diesem Fall war es aber so, dass der gute Mann die Wahrheit sagte.
Dann näherten wir uns dem Regenwald. Ich hatte auf meiner vorherigen Karibikreise im Jahre 2005 schon einige Regenwälder kennen gelernt, und zwar in St. Lucia, Dominica und St. Kitts. Diesmal sollte es aber keine Wanderung sein, sondern eine Fahrt mit einem Art Sessellift im Nationalpark Braulio Carillo. Schon im Bus hatte man uns ein Video über die Entstehung des Parks gezeigt. Das war faszinierend. Er ist 50.000 Hektar groß und ist nach einem früheren Staatschef benannt. Noch imposanter als der Film war die Wirklichkeit. Schon am Eingang der Anlage sah man tropische Pflanzen, die das Sonnenlicht abdunkelten.
Die Gondeln waren für sechs Besucher und einen Guide vorgesehen. Dieser erklärte die Pflanzen auf Englisch und im Flüsterton. Ich konnte ihn aber mühelos verstehen. Denn setzte sich die Gondel sanft in Bewegung. Zu hören war vom Fahrgeräusch fast nichts, um die Tiere nicht zu stören. Diese bekam man nicht zu sehen, jedoch zu hören. Die Affen und Vögel kreischten um die Wette. Es tropfte, so dass wir etwas nass wurden. Das war keine Überraschung im Regenwald. In etwa drei Meter Höhe glitten wir durch die Baumwipfel. Ich war fasziniert, von dem, was ich sah. Die einstündige Fahrt verging buchstäblich wie im Fluge, gerne wäre ich noch länger gefahren.
Auch wenn ich nicht sehr viel von dem Land gesehen habe, kann ich mit Fug und Recht sagen: Oh, wie schön ist Costa Rica!
Tag der Veröffentlichung: 08.02.2022
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