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Nichts geht mehr

 

 

In meinem Leben gab es schon viele Wendungen, positive wie negative. Aber das, was sich im Moment durch das Corona-Virus ereignet, ist so ziemlich die gravierendste Veränderung. Nichts geht mehr, na ja, fast nichts mehr. Man kann nicht mehr ins Kino gehen, Fußball fällt aus und man darf sich nicht mehr mit Freunden treffen. Auch beim Einkaufen gibt es Einschränkungen, nicht alle Produkte sind im Supermarkt vorrätig und in manchen Märkten muss man einen Einkaufswagen nehmen, auch wenn man nur Kleinigkeiten kaufen will, die locker in einem Korb passen würden.

 

Das belastet mich sehr, insbesondere die fehlenden Fußball-Spiele. Witterungsbedingt fielen zu Beginn dieses Jahres einige Begegnungen in den Amateurligen aus. Jetzt, wo das Wetter besser ist, dürfen diese wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Höchstwahrscheinlich wird die laufende Saison auch hierzulande abgebrochen und annulliert, was in England und in den Niederlanden schon passiert ist. Für manche Vereine ist das gut, weil sie abgestiegen wären. Andere Clubs, die vor dem Aufstieg standen, müssen hingegen in den sauren Apfel beißen und ein weiteres Spieljahr in ihrer Liga verbleiben. Es wird auch einige Pleiten geben, weil die Vereine keine Einnahmen mehr haben. Das kann sogar Clubs aus dem Profi-Bereich treffen.

 

Doch die „Kleinen“ sind viel schlimmer dran. Allerdings haben diese oft treue Fans, die zu Spendenaktionen bereit sind. So verkauft der Lüneburger SK (der Verein spielt in der Regionalliga Nord, der 4. Liga) virtuelle Eintrittskarten für die ausgefallenen Spiele, sowie virtuelle Biere und Bratwürste.

 

Auch kleine Kinos, die nicht zu den großen Ketten gehören, haben Ideen zur Existenz-Rettung, z.B. die Möglichkeit die Werbung, die eigentlich zwischen den Filmen gelaufen wäre, gegen eine Gebühr im Internet anzusehen.

 

Cafés, Imbissbuden und Gaststätten dürfen in den meisten Bundesländern gar nicht mehr öffnen oder nur noch Speisen und Getränke zum Mitnehmen anbieten. Zumindest hier in Hannover ist es so, dass fast alle Betriebe zu haben. Am hiesigen Hauptbahnhof findet man zur Zeit nur noch einen einzigen offenen Imbiss und das mit stark eingeschränktem Angebot.

 

Unterdessen wurde ein Gesetz erlassen, wonach die betroffenen Läden derzeit keine Miete zahlen müssen. Das nützen aber auch die großen Ketten wie H & M, Deichmann oder Zara aus, für die diese Regelung gar nicht gedacht war. Leiden müssen in Folge dessen deren Vermieter, denen nichts erstattet wird.

 

Wohin soll das alles noch führen und wie lang wird das Ganze noch andauern? Das weiß niemand. Wenn man, wie ich, in einem Land und zu einer Zeit aufgewachsen ist, in dem immer alles ständig und unbegrenzt verfügbar war und man sich frei und uneingeschränkt bewegen konnte, ist es ganz besonders ungewohnt, wenn das plötzlich nicht mehr so ist. Ich hätte mir noch vor ein paar Wochen nicht vorstellen können, dass es mal so kommt.

 

„Nichts geht mehr“ mag als Schlagwort etwas übertrieben sein, aber zumindest geht kaum noch etwas, jedenfalls nicht mehr im normalen Rahmen.

 

 

 

 

Impressum

Bildmaterialien: www.foodwatch.org
Tag der Veröffentlichung: 04.04.2020

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