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Schnurren und ein weiches Fell

 

 

 

Nele war immer noch begeistert von dem grünen Fahrrad, das sie von ihrem Opa zum Geburtstag bekommen hatte. Sie wäre am liebsten ständig damit herumgefahren. Gerne wäre sie damit auch zu Opas Garten gefahren. Aber das hatte die Mutti verboten. Das war viel zu weit und zu gefährlich.

 

„Heute fahren wir nach Opa, aber mit dem Auto“, sagte die Mutti am Morgen. Nele war glücklich, den Opa hatte sie jetzt schon so lange nicht gesehen. Sie konnte es kaum abwarten, dass es endlich losging.

 

Kaum war sie mit ihrer Mutti am Parkplatz der Gartenkolonie angekommen, da riss Nele auch schon die Tür des Autos auf. In der Eile stolperte Nele und fiel hin. Aber sie hatte sich nicht schlimm verletzt und hatte das schon wieder vergessen, als sie dem Opa in die Arme fiel.

 

„Schön, dass du mich wieder besuchst!“, sagte der Opa und drückte Nele. Er hatte auf dem Tisch schon drei Gläser und zwei Flaschen hingestellt. In der einen Flasche war Apfelsaft für Nele und ihre Mutti, in der anderen war Apfelwein für ihn.

 

Sie setzten sich und tranken. Plötzlich raschelte es im Gebüsch. „Was war das?“, wollte Nele wissen. „Das wird Mecki sein, der kleine Igel“, antwortete der Opa und schaute dorthin, woher das geheimnisvolle Geräusch kam.

 

Da war auch schon eine Schnauze zu sehen, und zwei lustige Knopfaugen. Nele war erstaunt und neugierig. Den Igel musste sie unbedingt aus der Nähe sehen. „Eigentlich kommen Igel nur nachts hervor. Du hat Glück, Nele, dass du ihn jetzt siehst. Er will dich bestimmt begrüßen!“

 

Gemeinsam gingen sie zum Busch. Der Igel war gar nicht scheu. Er schnupperte. „Darf ich den streicheln?“, fragte Nele. „Nein, Nele. Das geht nicht. Igel haben Stacheln. Erinnerst du dich noch an den Kaktus, der neulich herunterfiel? Der hatte auch Stacheln. Als du den angefasst hast, hat das ganz schlimm weh getan, Nele“, antwortete der Opa.

 

Nele nickte. Sie erinnerte sich daran. „Aber ein Haustier hätte ich gerne. So eines zum Liebhaben und Drücken“, meinte Nele. Die Mutti sagte: „Du hast doch Brummi, deinen Teddybären!“ Nele sagte: „Nein, ich meine ein richtiges Tier. Ich hätte gerne einen Hamster. Oder ein Meerschweinchen. Oder einen Hund!“

 

Der Opa nickte und antwortete: „Du bist ein kluges Mädchen. Aber Hunde müssen täglich Gassi gehen. Du kommst ja bald zur Schule. Da geht das nicht. Die Mutti hat auch nicht immer Zeit dafür. Aber wie wäre es mit einer Katze?“

 

„Oh, ja, eine Katze! Eine Katze“, rief Nele und jubelte. Die Mutti seufzte. Der Opa erzählte weiter: „Mein Nachbar, der Hans, hat eine Katze, die heißt Minka. Sie hat gerade Junge bekommen. Wir können gleich mal herübergehen, und du kannst dir die kleinen Katzen ansehen.“ Nele rief begeistert: „Oh, ja, Oh, ja.“

 

Hans stand am Zaun des benachbarten Gartens und begrüßte alle freundlich. Er war ein alter Mann mit weißem Haar und einem langen Bart. Fast sah er aus wie der Weihnachtsmann. Hans kannte Nele schon, als sie noch ein Baby war. Nele konnte es kaum abwarten, die kleinen Katzen zu sehen.

 

„Wo sind sie? Wo sind sie?“, fragte sie immer wieder und hüpfte vor Aufregung von einem Bein auf dem anderen. Hans lächelte, er dachte sich schon, was das kleine Mädchen sehen wollte. „Da hinten in meiner Laube, sie schlafen gerade“, sagte er.

 

Der Korb mit den Katzen war in einer Ecke der Laube. Eine große, schneeweiße Katze lag da drin. Vier winzig kleine Kätzchen schmiegten sich an ihr: ein schwarzes, ein rotbraunes, ein schwarz-weißes und ein getigertes. Nele flüsterte: „Darf ich die jetzt anfassen? Die sind ja so süß!“ Hans antwortete: „Lieber nicht, du musst dich noch gedulden. Die Katzenmutti würde das nicht zulassen. Im Moment sind sie auch noch blind und taub. Erst in ein paar Tagen werden sie sehen und hören können.“

 

Nele war etwas enttäuscht und wollte wissen, wie lange die kleinen Katzen noch blind und taub sind. Der Opa erklärte es ihr: „Hans hat mir gesagt, dass sie jetzt eine Woche alt sind. In ein paar Tagen werden sie die ersten Geräusche wahrnehmen können. So gut hören wie eine erwachsene Katze können sie erst, wenn sie drei bis vier Wochen sind. Beim Sehen ist es ähnlich. Ihre Augen werden sich schon bald öffnen. Aber richtig scharf sehen sie erst, wenn sie einen Monat alt sind. Das mit den Augen ist bei Menschenbabys übrigens auch so. Auch du, Nele, konntest nicht richtig gucken, als du geboren wurdest!“

 

„Toll, Opa, was du immer alles weißt. Dann muss ich noch ein bisschen warten“, sagte Nele und war leicht enttäuscht. Hans ergänzte: „Die Kleinen müssen auch noch bei ihrer Mutter bleiben, bis sie sechs Wochen sind. Welches von den Kätzchen hättest du denn gerne?“ Nele überlegte kurz, denn hatte sie sich entschieden: „Das braune ist am schönsten. Das Fell sieht fast aus wie das von Brummi!“ „Und wie willst du ihn nennen?“, fragte der Opa. „Tiger! Ich nenne ihn Tiger“, rief Nele voller Freude.

 

Nele besuchte ihren Opa und die Katzen jetzt fast jeden Tag. Und tatsächlich: vier Tage später öffneten die Kleinen ihre Augen und sie schreckten auf, wenn Nele vor Freude in die Hände klatschte. Nur wenige Tage später durfte Nele die Kätzchen anfassen. Tiger war eine ganz liebe Katze. Sie schmiegte sich an Nele. Ihr Fell war wunderbar weich und fühlte sich ganz toll an. Und dann schnurrte Tiger: Es klang wie die Nähmaschine von Neles Mutti.

 

Als fünf Wochen vergangen waren, war es dann soweit: Tiger durfte zu Nele nach Hause. Die Mutti hatte alles besorgt: Näpfe für Wasser und Futter, ein Kratzbaum, ein Körbchen zum Schlafen und Spielzeug.

 

So glücklich war Nele schon lange nicht mehr. Tiger würde es gut bei ihr haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Impressum

Bildmaterialien: Geli Ammann
Tag der Veröffentlichung: 09.02.2020

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