Ich, Hubert Hundertmark, möchte heute aus meiner Heimatstadt Buxtehude berichten. Viele von Ihnen kennen diese zum einen von der Behauptung, dass hier „die Hunde mit dem Schwanz bellen“. Das muss ich energisch zurückweisen. Als Mitarbeiter der hiesigen Stadtverwaltung, Abteilung Hundesteuer, kann ich nur bestätigen, dass auch hier die Wauzis keineswegs ihre Lautäußerungen rektal zu Gehör bringen. Vielmehr kommt der Ausdruck daher, dass hier bei uns die Kirchenglocken nicht mit dem Klöppel, sondern mittels Seilzug geläutet werden. Hier wurden die Verbraucher also getäuscht! Deswegen können Sie aber trotzdem unsere schöne Stadt besuchen.
Die zweite Geschichte die uns berühmt gemacht hat, ist das Wettrennen zwischen dem Hasen und dem Igel, dass hier angeblich stattfand, und Einzug in die Märchensammlung der Gebrüder Grimm fand. Der listige Igel wurde von dem arroganten Hasen wegen seiner kurzen Beine verspottet, worauf ihn dieser zu dem besagtem Rennen herausforderte, was dem Hasen bekannterweise nicht gut bekam. Der Igel hatte nämlich seine Frau mit ins Spiel gebracht, die ihm wie ein Ei dem anderen glich. Vierundsiebzig Mal ist Meister Langohr hin und her gewetzt, nur um jedes Mal am Ziel den Igel zu erblicken, der dort gemütlich saß und stets sagte: „Ich bin schon hier!“. Beim letzten Rennen fiel der Hase dann vor Erschöpfung tot um. Der Igel gewann eine Goldmünze und eine Flache Branntwein.
Als ich fünfzehn Jahre war, haben wir in einer Schulaufführung diese Geschichte nachgespielt. Ich hätte sehr gerne die Rolle des Igels übernommen, doch meine Figur ähnelte nun einmal mehr der eines Hasen als der eines Igels. Daher musste ich dieses blöde Hasenkostüm anziehen und mir die hervorstehenden Zähne ankleben. Die Zwillinge Andreas und Thomas verkleideten sich als Igel und durften bequem herumsitzen, während ich von einem Bühnenende zum anderen hin und her lief. Kurz vor Ende des Stücks passierte es: Ich stolperte, fiel hin und verlor meine Hasenzähne. Das gab einen großen Lacherfolg. Mich hat das sehr geärgert.
Seitdem habe ich ein gespanntes Verhältnis zu Hasen und Igeln. Zum Glück ist noch niemand auf die Idee gekommen, Hasen oder Kaninchen zu besteuern, ganz zu schweigen von Igeln. Hunde sind da viel angenehmer, auch wenn sie nicht mit dem Schwanz bellen, auch nicht in Buxtehude. Sie müssen jedoch Steuern zahlen, vielmehr ihre Besitzer.
Kennen Sie übrigens die Moral des Märchens? Ich habe im Internet recherchiert. Dort steht, dass man sich über vermeintlich unterlegene Leute nicht lustig machen soll. Das gilt für den Hasen. Und für den Igel gilt: Wenn man heiratet, soll man sich eine Frau aus dem eigenen Stand aussuchen, am besten eine, die eine ähnliche Mentalität hat wie man selber.
Insofern bin ich im späteren Leben doch noch zum Igel mutiert und habe mit Wilma die perfekte Frau gefunden. Meine Stacheln benutze ich für den Verbraucherschutz, um betrügerische Hersteller und Händler zu entlarven. Meine Partei, die PDDS, die Partei der deutschen Sprache kämpft darüber hinaus dafür, alle Fremdwörter zu verbieten, und auch verwirrende und irreführenden Begriffen wie „Windbeutel“, „Granatäpfel“, „Kontaktspray“, „Marmorkuchen“, „Anmachholz“, „Büstenhalter“ und „Wachskerzen“ zu tilgen.
Das ist mein voller Ernst! Wenn auch die Ergebnisse bei den Wahlen in Österreich, Brandenburg, Sachsen und Thüringen recht enttäuschend waren und wir, bzw. unsere Parteifreunde aus der Alpenrepublik nicht in die jeweiligen Parlamente einzogen, können wir in Hannover einen schönen Erfolg erzielen. Dort kann man zwar die Fahrkarten für Busse und Bahn immer noch nicht für einen Apfel und ein Ei bekommen, obwohl damals entsprechend geworben wurde, aber ab dem nächsten Jahr werden die „Tickets“ und „Cards“ in „Fahrkarten“ umbenannt. Da freue ich mich sehr. Ich werde mit Wilma anstoßen und unseren Sieg feiern. Nicht mit Branntwein, aber mit einem schönen Sekt aus Sachsen-Anhalt. Aber das ist ein anderes Märchen.
Bildmaterialien: www.wikipedia.com
Tag der Veröffentlichung: 01.11.2019
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