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Das Projekt Pyramiden

 

 

 

An diesem Tag war ich mit „dem linken Bein zuerst aufgestanden“, wie mein Großvater immer sagte. Es begann damit, dass in dieser Nacht für kurze Zeit der Strom ausgefallen sein muss. Das brachte die gesamte Elektronik in meiner kleinen Wohnung in Spandau durcheinander. Mein Wecker fiel ganz aus und auch meine Frühstücksmaschine versagte ihren Dienst und hatte mein Müsli nicht zubereitet, obwohl noch ausreichend Algen-Rohstoff vorhanden war.

 

Auch mein Schwebewagen wollte nicht anspringen, so dass ich mit den Turbo-Transportbändern fahren musste. Dort herrschte Hochbetrieb. Folglich kam ich eine halbe Stunde zu spät zum Dienst. Vladimir war schon da, Sarah jedoch noch nicht. „Die steht bestimmt noch im Stau“, bemerkte er. Ich entgegnete: „Es war heute wirklich schlimm. Die Bänder fuhren zum Teil nur Schrittgeschwindigkeit. Du benutzt sie ja gar nicht, wie hast du es dann geschafft, pünktlich hier zu sein?“

 

Die Frage blieb unbeantwortet, dann in diesem Moment stürmte die sichtlich verärgerte Sarah in unser Büro. Sie stieß gälische Flüche aus, so etwas geschah nur selten. Vladimir sagte: „Nun beruhige dich mal wieder, Sarah. Zum Glück hat unser Computer bei dem nächtlichen Stromausfall keinen Schaden genommen. Er hat schon unsere neue Aufgabe ausgespuckt!“

 

Neugierig sahen wir auf den Bildschirm. „Die Pyramiden von Gizeh“ war dort zu lesen. „Na, das ist doch mal eine interessante Aufgabe. Selbst heutzutage ist das Rätsel der Erbauung ja noch nicht gelöst“, stellte Sarah fest und lehnte sich zurück. Vladimir pflichtete bei: „Und Erich von Dänikens Theorien konnten auch noch nicht widerlegt werden, obwohl ich sie für völlig abwegig halte!“ Irritiert fragte ich nach: „Wer ist das denn wieder?“

 

Sarah seufzte und antwortete: „Das war ein Schweizer Autor, der sich mit Prä-Astronautik befasst hat. Er hat behauptet, dass sich die menschliche Intelligenz nicht durch Evolution gebildet hat, sondern, dass die Urmenschen sich mit hochintelligenten Wesen aus dem All gepaart hatten. Diese Fremden haben dann auch diverse Bauten auf der Erde geschaffen, unter anderem diese Pyramiden, die wir gleich besuchen werden.“

 

Das fand ich sehr spannend und freute mich, wieder etwas dazu gelernt zu haben. Die These des Mannes gefiel mir, als Agnostiker glaubte ich nun einmal nicht an Dinge, die man nicht hundertprozentig beweisen kann.

 

Die Flugmaschine machte sich auf den langen Weg nach Ägypten. Kurz nach unserer Mittagspause hatte sie ihr Ziel erreicht und Sekunden später wurde sie in die vermutete Zeit transferiert. „Wir beginnen mit dem Jahr 2620 vor Christus“, hatte Sarah ziemlich bestimmend gesagt, Vladimir hatte dazu genickt, ich hielt mich lieber zurück, wie immer wenn es um solche Zahlen geht.

 

Auf dem 4D-Projektor sahen wir nur eine gähnend leere Wüste, von den Pyramiden war nichts zu sehen, auch kein Mensch hielt sich dort auf. „Nun, ja, spulen wir etwas vor“, schlug Sarah vor und ergänzte: „Das genaue Baudatum ist nicht bekannt. Wir wissen nur, dass sie in der 4. Dynastie entstanden sind und wohl vom Pharao Cheops in Auftrag gegeben worden sind. Ihm sollte die gleichnamige Pyramide als Grabmal dienen. Ob er tatsächlich dort begraben wurde, steht nicht hundertprozentig fest. Sein Leichnam oder Grabbeigaben wurden bis heute nicht gefunden. Vielleicht klären wir ja heute dieses Rätsel.“

 

Wir spulten vor, bis ins Jahr 2500 vor Christus. Nicht ein bisschen tat sich. Sarah wurde wieder sauer und warf ein: „Nicht schon wieder dieser Mist. Jedes Mal, wenn wir etwas oder jemanden erforschen wollen, ist das nicht da!“ „Na, so ganz stimmt das nicht, liebe Kollegin. Moses und Jesus waren da. Und die Ursache des Bermuda-Dreieck-Geheimnis konnten wir auch durch unser Zutun klären“, berichtigte sie Vladimir.

 

„Wenn die Pyramiden nun nicht da sind, können wir das nicht so machen wie bei Stonehenge?“, fragte ich. Sogleich keifte Sarah zurück: „Ach, lieber Sebastian. Hast du dich mal im Park der berühmten Bauwerke genauer umgesehen? Hast du da jemals eine Pyramide gesehen?“ Ich druckste nur. Sarah fuhr fort: „Die wirst du da auch nicht finden. Die haben es nämlich nicht für nötig gehalten, diese dort nachzubauen. Angeblich, weil nicht genug Platz da ist. Aber für diese blöde Allianz-Arena, da war Platz! Ich bin zwar auch Fußball-Fan, aber Pyramiden sind ja wohl bedeutsamer, als ein Fußball-Stadion!“

 

Vladimir lachte und entgegnete: „Ich hätte da einen Vorschlag. Wir könnten doch diesen Däniken in die Zeit des angeblichen Pyramidenbaus versetzen. Mal sehen, was passiert.“ Gesagt, getan. Wir ließen die Flugmaschine nach Beatenberg bei Interlaken in der Schweiz fliegen, wo der Autor nach unseren Recherchen wohnte. An diesem Tage würde sie das aber nicht mehr schaffen.

 

Am nächsten Morgen war sie dort angekommen und wir transferierten sie ins Jahr 1995, das war kurz nachdem Däniken nach Beatenberg gezogen war. Die genaue Adresse hatten wir: Schafschürli 152 A. Und so fanden wir ihn recht schnell. Er saß vor seinem Haus und rauchte, neben sich ein Glas Rotwein. Zu seiner großen Überraschung wurde er in die Flugmaschine versetzt, die er wahrscheinlich für ein UFO hielt, was seinen Glauben an Außerirdische noch bestärkte.

 

„Ich mag diese Zeit nicht“, bemerkte Sarah und fuhr fort: „Seinerzeit war die Kohlendioxyd-Belastung weltweit so hoch, dass es zu dramatischen Klimaveränderungen kam. Hätte die Menschheit sich nicht besonnen und eingegriffen, läge Berlin jetzt im Meer. Erst durch rigorose Gesetzesänderungen und die Einrichtung von Algenfarmen auf dem ganzen Planeten, konnte der CO²- Anteil drastisch gesenkt werden. Außerdem dienten die Algen fortan als Nahrungsquelle für alle. Darum esse ich sie auch pur, und nicht umgewandelt!“

 

Es ging zurück nach Ägypten und ins Jahr 2600 vor Christus. Dort setzten wir den Autor ab und beobachteten die Geschehnisse. Er war zunächst erst verdattert, dann erkannte er, wo und zu welcher Zeit er sich aufhielt. Däniken erkannte seine Chance und sah es als göttlichen Auftrag der Außerirdischen an, die Pyramiden errichten zu lassen.

 

Er verhandelte mit einigen Einheimischen und binnen zehn Jahren entstanden die sechs Pyramiden sowie der Sphinx. Dieser sah allerdings anders aus, als wir ihn kannten. Er trug eindeutig die Gesichtszüge von Erich von Däniken.

 

Wir überlegten kurz, ob wir ihn nach getaner Arbeit in seine Zeit zurückversetzen sollten, verwarfen aber diesen Plan. So starb dieser Autor glücklich und zufrieden Jahrtausende, bevor er geboren wurde.

 

Noch heutzutage pilgern täglich Zehntausende zu dieser Sehenswürdigkeit und manche wundern sich ob des seltsamen Aussehens des Sphinx.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Bildmaterialien: www.easyvoyage.de
Tag der Veröffentlichung: 23.01.2019

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