Hubert Hundertmarks Cousine Hermine saß frustriert bei der Frühstücksrunde mit ihrer Kollegin Roswitha.
„Hermine, was ist mit dir? Du guckst so mürrisch“, fragte Roswitha. Hermine antwortete umgehend: „Nun, mein Cousin Hubert hat doch eine Partei gegründet und fast jeder aus unserer Familie wird eine Ministerposten bekommen, wenn er Bundeskanzler wird, nur ich nicht!“ Roswitha musste sich zusammenreißen, um nicht lauthals loszulachen. Sie hatte sich gerade Hermine als Ministerin vorgestellt und hakte mit gespielter Entrüstung nach: „Also, das ist doch ein starkes Stück, Hermine. Was hat denn dein Cousin gegen dich?“ „Er behauptet, dass ich immer alles verwechsele, deswegen traut er mir das nicht zu.“ „Hermine, also da muss ich deinem Cousin Recht geben, du bringst schon manches durcheinander.“ „Ist das denn so schlimm? Nun ja, ich bin bei der Gründungsversammlung von Huberts Partei statt zu dem Hotel in Berlin am Potsdamer Platz nach Potsdam zu einem Hotel am Berliner Platz gefahren, aber ansonsten...“
Es folgte ein langgezogener Seufzer von Roswitha. Dann sagte sie: „Ach, ja? Und wie war das letztes Jahr bei der Hochzeit von Hubert? Ich sage nur: Kartoffeln!“ „Nur weil ich Kartoffeln auf das Brautpaar geworfen habe! Das ist doch ein alter Brauch!“ „Man wirft Reis auf die Brautleute, keine Kartoffeln! Waren sie wenigstens gekocht?“ Hermine druckste herum und sagte dann: „Nein, sie waren roh. Es ist dabei aber niemand zu Schaden gekommen. Den Schaden habe ich später erlitten.“ „Wieso das denn?“ „Ich hatte mir doch von der Hochzeitsfeier eine große Menge Nudelsalat mitgenommen, weil davon soviel übrig war. Und dann wurde mir davon schlecht!“
Roswitha goss sich noch einen Kaffee ein und fragte dann nach: „War das der mit den Nüssen? Du hast mir doch damals erzählt, dass dein Cousin Kunibert eine Nussallergie hat und Hubert verklagen wollte, weil er keinen Warnhinweis angebracht hat.“ „Nein, das war es nicht, aber ich habe ihn wohl zulange aufbewahrt.“ „Wie lange denn?“ „Sieben Wochen.“ „Also, Hermine. Da ist es kein Wunder, dass dir schlecht wird. Hermine, Hermine!“
Hermine war das denn doch peinlich. Um abzulenken, fragte sie: „Roswitha, meinst du, dass ich auch irgendwann mal heirate?“ “Tja, Hermine. Man sagt ja, dass auf jedem Topf ein Deckel passt. Hattest du dann nie einen Freund?“ „Immer wenn ich einen gefunden habe, war das ein Casablanca.“ „Casablanca?“ „Na, so ein Typ, der ständig hinter anderen Frauen her ist.“ „Hermine! Du meinst einen Casanova!“ „Kann sein. Auf jeden Fall renne ich den Männern nicht hinterher!“ Roswitha hätte am liebsten gesagt: „Nur wenn dir einer die Handtasche klaut.“ Stattdessen warf sie ein: „Die Jüngste bist du ja auch nicht mehr.“ „Das stimmt. Aber ich habe meine Monogramme noch nicht.“
Roswitha war verwundert, aber sie kannte ja ihre Kollegin und fragte daher nach: „Was meinst du dann jetzt schon wieder, Hermine?“ „Na, das ist doch der Zeitpunkt, wann Frauen keine Kinder mehr bekommen können.“ „Das nennt man Menopause. Es ist wirklich zum Verzweifeln mit dir. Mal was anderes: Fährst du nächste Woche wieder nach Hannover? Da eröffnet doch der Weihnachtsmarkt.“ „Ich weiß noch nicht. Es hat mir ja da sehr gut gefallen. Aber diese LSD-Lampen haben mich dann doch schockiert. Das so etwas erlaubt ist. Mein Cousin Hubert war auch darüber empört!“ Roswitha wusste, was ihre Kollegin meinte, nämlich LED statt LSD, hatte aber keine Lust, wieder die Besserwisserin zu spielen, denn Hermine ist nun einmal unverbesserlich.
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Tag der Veröffentlichung: 21.11.2018
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